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[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.

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lieget / also stecket hingegen vielmehr die Freyheit unter dem Riet und Stroh.

Wer seine Freyheit nicht werth hält/ der ist sein eigener Feind. Non sit is alterius, qui suus esse potest. Und wer sich derselben ohne Zwang begiebet/ der ist gleich den Pferden/ welche sich zum ersten mahl den Zaum über den Kopff werffen lassen. Wiewohl nun kein elender Ding/ als wenn der Mensch nicht sein selbst eigen ist/ so ist es doch eine viel elendere Dienstbarkeit/ wenn derselbe mit seiner Seele dem Mammon, dem Zorn/ der Mißgunst/ denen Lüsten des Fleisches und dem Hochmuth dienet/ und sich von solchen Begierden zu deß Leibes und der Seelen Gefahr verleiten lässet.

13. Mamitus A. M. 2277. Metasthenes. Eusebius. Unter diesem Mamito kahmendie abgefallenen Syrer und Aegyptier wieder zur Furcht / indem er die zur Zeit seines Vaters des Altadae im Müssiggange ersoffene Soldaten gleichsam aus dem Schlaf erweckete/ und sie zur Kriegs-disciplin hielte/ darnebenst aber brachte er seine übrige Zeit in Ruhe zu: Woraus zu sehen/ daß ein müssiges Kriegs-Heer mehr schade/ als nütze/ und daß auf Seiten der Syrer sie die Freyheit höher als ihr Leben geschätzet. Denn alle Dienstbarkeit ist beschwerlich/ da hingegen Jene anmuhtig und erträglich: Pythagoras sagte: es wäre niemand frey/ als der Jenige/ so über sich selbsten herrschte/ welches alles von denen Menschlichen Affecten und Begierden zu verstehen. Der Römische Brutus meldete dorten wider die Tarquiner, es wäre entweder bey solchem Handel ein freyes Leben/ oder ein rühmlicher Tod zu erwehlen/ und der weise Cicero wündschete ihm annoch in seinem Leben zwey Dinge / nämlich/ daß er vor seinem Absterben das Römische Volck in seiner Freyheit unverrückt hinterliesse/ und dann/ daß einem Jeglichen also gelohnet würde / wie er sich um das gemeine Wesen/ und Vatterland verdienet gemachet hätte: Wie derohalben die Boßheit mit der Tugend nichts gemeines hat: Also auch die Dienstbarkeit mit der Freyheit: Nullum enim Die Freyheit ist erkräglich und unerträglich. bonum est Libertatis bono melius aut praestantius. Trajano Boccalino nennete die Freyheit eine Docke/ welche man denen weinenden Unterthanen gäbe/ damit man sie darmit stillete/ wenn sie aber schwiegen/ so nehme man ihnen dieselbe hinwieder/ ehe sie es inne würden. Die Freyheit bedarff nicht weniger Verstand sich mit Masse zu regieren/ als Frömmigkeit sie zu erlangen. Nachdem sich einsmahls gantz Lusitanien an den Römer Marcum Brutum ergab/ und die eintzige Stadt Ciana noch tapfer hielte / both ihr Brutus für die Ubergabe ein ansehnliches Stücke Geldes/ die Einwohner aber derselben liessen ihm zur Antwort sagen/ Es gebührete sich nicht/ daß sie ihre Freyheit verkaufften. Denn es hätten Ihnen ihre Vorfahren die Waffen zu dem Ende hinterlassen/ damit sie dieselbige bis auf den Tod verthädigen sollten. Non est liber, qui facit, quod ipse vult, sed qui quod decet, facit. Es bestehet aber dieselbe Freyheit nicht in deme/ was einem ieden gelüstet/ oder gefällt / sondern in deme/ was recht/ billich und verantwortlich ist. Ein wildes Roß / es sey auch dem Ansehen nach so edel und schön als es wolle/ ist nicht tüchtig zum Reiten. Omnes deteriores sumus Licentia. Ein eigener Wille stürtzet sich offt selbst in das Verderben. Ein Gleichnüs dessen hat man an der Fabel vom Esel und Schaafe. Denn als diese beyde der Dienstbarkeit überdrüssig/ und der Freyheit begierig/ lieffen sie miteinander in den Wald. Der Hirsch begegnete ihnen unterwegens/ und fragte sie/ wo hinaus? Das Schaaf gab zur Antwort: Man hat mich zeithero nicht alleine gemolcken/ biß auf

lieget / also stecket hingegen vielmehr die Freyheit unter dem Riet und Stroh.

Wer seine Freyheit nicht werth hält/ der ist sein eigener Feind. Non sit is alterius, qui suus esse potest. Uñ wer sich derselben ohne Zwang begiebet/ der ist gleich den Pferden/ welche sich zum ersten mahl den Zaum über den Kopff werffen lassen. Wiewohl nun kein elender Ding/ als wenn der Mensch nicht sein selbst eigen ist/ so ist es doch eine viel elendere Dienstbarkeit/ wenn derselbe mit seiner Seele dem Mammon, dem Zorn/ der Mißgunst/ denen Lüsten des Fleisches und dem Hochmuth dienet/ und sich von solchen Begierden zu deß Leibes und der Seelen Gefahr verleiten lässet.

13. Mamitus A. M. 2277. Metasthenes. Eusebius. Unter diesem Mamito kahmendie abgefallenen Syrer und Aegyptier wieder zur Furcht / indem er die zur Zeit seines Vaters des Altadae im Müssiggange ersoffene Soldaten gleichsam aus dem Schlaf erweckete/ und sie zur Kriegs-disciplin hielte/ darnebenst aber brachte er seine übrige Zeit in Ruhe zu: Woraus zu sehen/ daß ein müssiges Kriegs-Heer mehr schade/ als nütze/ und daß auf Seiten der Syrer sie die Freyheit höher als ihr Leben geschätzet. Denn alle Dienstbarkeit ist beschwerlich/ da hingegen Jene anmuhtig und erträglich: Pythagoras sagte: es wäre niemand frey/ als der Jenige/ so über sich selbsten herrschte/ welches alles von denen Menschlichen Affecten und Begierden zu verstehen. Der Römische Brutus meldete dorten wider die Tarquiner, es wäre entweder bey solchem Handel ein freyes Leben/ oder ein rühmlicher Tod zu erwehlen/ und der weise Cicero wündschete ihm annoch in seinem Leben zwey Dinge / nämlich/ daß er vor seinem Absterben das Römische Volck in seiner Freyheit unverrückt hinterliesse/ und dann/ daß einem Jeglichen also gelohnet würde / wie er sich um das gemeine Wesen/ und Vatterland verdienet gemachet hätte: Wie derohalben die Boßheit mit der Tugend nichts gemeines hat: Also auch die Dienstbarkeit mit der Freyheit: Nullum enim Die Freyheit ist erkräglich uñ unerträglich. bonum est Libertatis bono melius aut praestantius. Trajano Boccalino nennete die Freyheit eine Docke/ welche man denen weinenden Unterthanen gäbe/ damit man sie darmit stillete/ wenn sie aber schwiegen/ so nehme man ihnen dieselbe hinwieder/ ehe sie es inne würden. Die Freyheit bedarff nicht weniger Verstand sich mit Masse zu regieren/ als Frömmigkeit sie zu erlangen. Nachdem sich einsmahls gantz Lusitanien an den Römer Marcum Brutum ergab/ und die eintzige Stadt Ciana noch tapfer hielte / both ihr Brutus für die Ubergabe ein ansehnliches Stücke Geldes/ die Einwohner aber derselben liessen ihm zur Antwort sagen/ Es gebührete sich nicht/ daß sie ihre Freyheit verkaufften. Denn es hätten Ihnen ihre Vorfahren die Waffen zu dem Ende hinterlassen/ damit sie dieselbige bis auf den Tod verthädigen sollten. Non est liber, qui facit, quod ipse vult, sed qui quod decet, facit. Es bestehet aber dieselbe Freyheit nicht in deme/ was einem ieden gelüstet/ oder gefällt / sondern in deme/ was recht/ billich und verantwortlich ist. Ein wildes Roß / es sey auch dem Ansehen nach so edel und schön als es wolle/ ist nicht tüchtig zum Reiten. Omnes deteriores sumus Licentiâ. Ein eigener Wille stürtzet sich offt selbst in das Verderben. Ein Gleichnüs dessen hat man an der Fabel vom Esel und Schaafe. Denn als diese beyde der Dienstbarkeit überdrüssig/ und der Freyheit begierig/ lieffen sie miteinander in den Wald. Der Hirsch begegnete ihnen unterwegens/ und fragte sie/ wo hinaus? Das Schaaf gab zur Antwort: Man hat mich zeithero nicht alleine gemolcken/ biß auf

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[80/0092] lieget / also stecket hingegen vielmehr die Freyheit unter dem Riet und Stroh. Wer seine Freyheit nicht werth hält/ der ist sein eigener Feind. Non sit is alterius, qui suus esse potest. Uñ wer sich derselben ohne Zwang begiebet/ der ist gleich den Pferden/ welche sich zum ersten mahl den Zaum über den Kopff werffen lassen. Wiewohl nun kein elender Ding/ als wenn der Mensch nicht sein selbst eigen ist/ so ist es doch eine viel elendere Dienstbarkeit/ wenn derselbe mit seiner Seele dem Mammon, dem Zorn/ der Mißgunst/ denen Lüsten des Fleisches und dem Hochmuth dienet/ und sich von solchen Begierden zu deß Leibes und der Seelen Gefahr verleiten lässet. Unter diesem Mamito kahmendie abgefallenen Syrer und Aegyptier wieder zur Furcht / indem er die zur Zeit seines Vaters des Altadae im Müssiggange ersoffene Soldaten gleichsam aus dem Schlaf erweckete/ und sie zur Kriegs-disciplin hielte/ darnebenst aber brachte er seine übrige Zeit in Ruhe zu: Woraus zu sehen/ daß ein müssiges Kriegs-Heer mehr schade/ als nütze/ und daß auf Seiten der Syrer sie die Freyheit höher als ihr Leben geschätzet. Denn alle Dienstbarkeit ist beschwerlich/ da hingegen Jene anmuhtig und erträglich: Pythagoras sagte: es wäre niemand frey/ als der Jenige/ so über sich selbsten herrschte/ welches alles von denen Menschlichen Affecten und Begierden zu verstehen. Der Römische Brutus meldete dorten wider die Tarquiner, es wäre entweder bey solchem Handel ein freyes Leben/ oder ein rühmlicher Tod zu erwehlen/ und der weise Cicero wündschete ihm annoch in seinem Leben zwey Dinge / nämlich/ daß er vor seinem Absterben das Römische Volck in seiner Freyheit unverrückt hinterliesse/ und dann/ daß einem Jeglichen also gelohnet würde / wie er sich um das gemeine Wesen/ und Vatterland verdienet gemachet hätte: Wie derohalben die Boßheit mit der Tugend nichts gemeines hat: Also auch die Dienstbarkeit mit der Freyheit: Nullum enim bonum est Libertatis bono melius aut praestantius. Trajano Boccalino nennete die Freyheit eine Docke/ welche man denen weinenden Unterthanen gäbe/ damit man sie darmit stillete/ wenn sie aber schwiegen/ so nehme man ihnen dieselbe hinwieder/ ehe sie es inne würden. Die Freyheit bedarff nicht weniger Verstand sich mit Masse zu regieren/ als Frömmigkeit sie zu erlangen. Nachdem sich einsmahls gantz Lusitanien an den Römer Marcum Brutum ergab/ und die eintzige Stadt Ciana noch tapfer hielte / both ihr Brutus für die Ubergabe ein ansehnliches Stücke Geldes/ die Einwohner aber derselben liessen ihm zur Antwort sagen/ Es gebührete sich nicht/ daß sie ihre Freyheit verkaufften. Denn es hätten Ihnen ihre Vorfahren die Waffen zu dem Ende hinterlassen/ damit sie dieselbige bis auf den Tod verthädigen sollten. Non est liber, qui facit, quod ipse vult, sed qui quod decet, facit. Es bestehet aber dieselbe Freyheit nicht in deme/ was einem ieden gelüstet/ oder gefällt / sondern in deme/ was recht/ billich und verantwortlich ist. Ein wildes Roß / es sey auch dem Ansehen nach so edel und schön als es wolle/ ist nicht tüchtig zum Reiten. Omnes deteriores sumus Licentiâ. Ein eigener Wille stürtzet sich offt selbst in das Verderben. Ein Gleichnüs dessen hat man an der Fabel vom Esel und Schaafe. Denn als diese beyde der Dienstbarkeit überdrüssig/ und der Freyheit begierig/ lieffen sie miteinander in den Wald. Der Hirsch begegnete ihnen unterwegens/ und fragte sie/ wo hinaus? Das Schaaf gab zur Antwort: Man hat mich zeithero nicht alleine gemolcken/ biß auf 13. Mamitus A. M. 2277. Metasthenes. Eusebius. Die Freyheit ist erkräglich uñ unerträglich.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/92>, abgerufen am 23.11.2024.