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[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.

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Menschlicher Dinge Unbeständigkeit.

NIchts/ saget man/ ist unbeständiger/ als die Unbeständigkeit selbst. Die Kinder/ wenn Sie spielen/ erweisen es in dem/ daß Eines ein König/ das Andere ein Bauer/ das Dritte ein Reicher/ und das Vierte ein Bettler seyn mus. Heute trifft das Los den Reichen/ morgen den Armen: heute den König/ morgen den Verachtesten. Bald wird der/ so in hohen Ehren itzet/ herunter gestossen / bald steiget ein Anderer/ der es selbst nicht vermeinet/ empor/ und der für weniger Zeit aus Hochmuth sich selbst nicht kennete/ der stirbet anietzo für Unmuth. Je länger man mit dem Leben beleget wird; ie öffters wird Einem und dem Andern das Blat verkehret. Nichts vollkommenes ist weder unter denen Sterblichen / noch von den Sterblichen/ wofern solches von GOtt selbst nicht vollkommen gemacht wird. Niemahls hat ein Mensch auf menschliche Dinge zu bauen / alldieweil man durch geringe Dinge steiget/ und durch viel geringere fällt. Als König Demetrius den Euripidem fragte: Was Er von der Menschlichen Schwachheit und Kürze des Lebens hielte? sprach Er: In diesem Leben ist nichts sicherers und beständigers/ als alleine die Veränderung alle Dinge/ indem keines Menschen Stand so sicher/ der nicht der täglichen Gefahr unterworffen. Die Welt kauffen wir offt nicht mit wenigem Verluste der Ehre/ theur genug/ Uns aber deroselben desto wohlfeiler. Sie erfreuet und betrübet: Sie verfolget/ und verhehlet: Sie zerstöret und verdeckt unter ihrem Mantel alle Büberey. Nachdem König Cyrus in Persien den gefangenen König Crösum um Rath fragte: Ob Er einen Zug wider die Seythische Königin Tomyris thun sollte? Gab Ihm dieser zur Antwort: Wenn du dir einbildest/ daß du unsterblich/ so thue es; Wenn du dich aber vor einen Menschen achtest so bedencke die Unbeständigkeit des Glücks. Dem Römischen Feldherrn Belisario wurden auf des Keysers Justiniani Befehl die Augen ausgestochen/ also daß Er für seinem Ende noch muste betteln gehen. König Casimirn in Polen sties man nach seines Vatern des Mestovii Tode ganzer sieben Jahr in ein Kloster/ nachdem aber das Königreich wegen des darinnen entstandenen Aufruhrs zu wanken anfieng/ erwehleten die Vornehmsten des Reichs denselben zu ihren König. Keyser Friederich der Andere/ warff auf den gelehrten Mann Petrum de Vineis, von Capua bürtig/ einen Argwohn/ als stünde Er Ihm nach dem Leben/ ließ Ihm dahero die Augen ausstechen und in das Gefängnis werffen / worinen derselbe an sich Hand anlegte/ und selbst erwürgte. Bey König Ludowigen dem Eilfften in Franckreich/ stund ein Balbier aus Flandern/ Nahmens Olivier Dama, dermassen in Gnaden/ daß Er dadurch viel Geld und Gut an sich brachte; Nachdem aber der König starb/ fiel er durch Angebung Etlicher bey dem jungen Könige Carln in die höchste Ungnade/ daß man Ihm alle seine Guter einzog/ und zu Paris an Galgen henckete/ so gar ist in menschlichen Dingen nichts Beständiges. Niemand hat sich seiner Gewalt zu erheben/ noch des Glücks zu übernehmen. Der Römer Marius/ welcher sonst seine Tapferkeit wider die Teutschen zur Gnüge erwiesen/ ward von dem

Menschlicher Dinge Unbeständigkeit.

NIchts/ saget man/ ist unbeständiger/ als die Unbeständigkeit selbst. Die Kinder/ wenn Sie spielen/ erweisen es in dem/ daß Eines ein König/ das Andere ein Bauer/ das Dritte ein Reicher/ und das Vierte ein Bettler seyn mus. Heute trifft das Los den Reichen/ morgen den Armen: heute den König/ morgen den Verachtesten. Bald wird der/ so in hohen Ehren itzet/ herunter gestossen / bald steiget ein Anderer/ der es selbst nicht vermeinet/ empor/ und der für weniger Zeit aus Hochmuth sich selbst nicht kennete/ der stirbet anietzo für Unmuth. Je länger man mit dem Leben beleget wird; ie öffters wird Einem und dem Andern das Blat verkehret. Nichts vollkommenes ist weder unter denen Sterblichen / noch von den Sterblichen/ wofern solches von GOtt selbst nicht vollkommen gemacht wird. Niemahls hat ein Mensch auf menschliche Dinge zu bauen / alldieweil man durch geringe Dinge steiget/ und durch viel geringere fällt. Als König Demetrius den Euripidem fragte: Was Er von der Menschlichen Schwachheit und Kürze des Lebens hielte? sprach Er: In diesem Leben ist nichts sicherers und beständigers/ als alleine die Veränderung alle Dinge/ indem keines Menschen Stand so sicher/ der nicht der täglichen Gefahr unterworffen. Die Welt kauffen wir offt nicht mit wenigem Verluste der Ehre/ theur genug/ Uns aber deroselben desto wohlfeiler. Sie erfreuet und betrübet: Sie verfolget/ und verhehlet: Sie zerstöret und verdeckt unter ihrem Mantel alle Büberey. Nachdem König Cyrus in Persien den gefangenen König Crösum um Rath fragte: Ob Er einen Zug wider die Seythische Königin Tomyris thun sollte? Gab Ihm dieser zur Antwort: Wenn du dir einbildest/ daß du unsterblich/ so thue es; Wenn du dich aber vor einen Menschen achtest so bedencke die Unbeständigkeit des Glücks. Dem Römischen Feldherrn Belisario wurden auf des Keysers Justiniani Befehl die Augen ausgestochen/ also daß Er für seinem Ende noch muste betteln gehen. König Casimirn in Polen sties man nach seines Vatern des Mestovii Tode ganzer sieben Jahr in ein Kloster/ nachdem aber das Königreich wegen des darinnen entstandenen Aufruhrs zu wanken anfieng/ erwehleten die Vornehmsten des Reichs denselben zu ihren König. Keyser Friederich der Andere/ warff auf den gelehrten Mann Petrum de Vineis, von Capua bürtig/ einen Argwohn/ als stünde Er Ihm nach dem Leben/ ließ Ihm dahero die Augen ausstechen und in das Gefängnis werffen / worinen derselbe an sich Hand anlegte/ und selbst erwürgte. Bey König Ludowigen dem Eilfften in Franckreich/ stund ein Balbier aus Flandern/ Nahmens Olivier Dama, dermassen in Gnaden/ daß Er dadurch viel Geld und Gut an sich brachte; Nachdem aber der König starb/ fiel er durch Angebung Etlicher bey dem jungen Könige Carln in die höchste Ungnade/ daß man Ihm alle seine Guter einzog/ und zu Paris an Galgen henckete/ so gar ist in menschlichen Dingen nichts Beständiges. Niemand hat sich seiner Gewalt zu erheben/ noch des Glücks zu übernehmen. Der Römer Marius/ welcher sonst seine Tapferkeit wider die Teutschen zur Gnüge erwiesen/ ward von dem

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[397/0431] Menschlicher Dinge Unbeständigkeit. NIchts/ saget man/ ist unbeständiger/ als die Unbeständigkeit selbst. Die Kinder/ wenn Sie spielen/ erweisen es in dem/ daß Eines ein König/ das Andere ein Bauer/ das Dritte ein Reicher/ und das Vierte ein Bettler seyn mus. Heute trifft das Los den Reichen/ morgen den Armen: heute den König/ morgen den Verachtesten. Bald wird der/ so in hohen Ehren itzet/ herunter gestossen / bald steiget ein Anderer/ der es selbst nicht vermeinet/ empor/ und der für weniger Zeit aus Hochmuth sich selbst nicht kennete/ der stirbet anietzo für Unmuth. Je länger man mit dem Leben beleget wird; ie öffters wird Einem und dem Andern das Blat verkehret. Nichts vollkommenes ist weder unter denen Sterblichen / noch von den Sterblichen/ wofern solches von GOtt selbst nicht vollkommen gemacht wird. Niemahls hat ein Mensch auf menschliche Dinge zu bauen / alldieweil man durch geringe Dinge steiget/ und durch viel geringere fällt. Als König Demetrius den Euripidem fragte: Was Er von der Menschlichen Schwachheit und Kürze des Lebens hielte? sprach Er: In diesem Leben ist nichts sicherers und beständigers/ als alleine die Veränderung alle Dinge/ indem keines Menschen Stand so sicher/ der nicht der täglichen Gefahr unterworffen. Die Welt kauffen wir offt nicht mit wenigem Verluste der Ehre/ theur genug/ Uns aber deroselben desto wohlfeiler. Sie erfreuet und betrübet: Sie verfolget/ und verhehlet: Sie zerstöret und verdeckt unter ihrem Mantel alle Büberey. Nachdem König Cyrus in Persien den gefangenen König Crösum um Rath fragte: Ob Er einen Zug wider die Seythische Königin Tomyris thun sollte? Gab Ihm dieser zur Antwort: Wenn du dir einbildest/ daß du unsterblich/ so thue es; Wenn du dich aber vor einen Menschen achtest so bedencke die Unbeständigkeit des Glücks. Dem Römischen Feldherrn Belisario wurden auf des Keysers Justiniani Befehl die Augen ausgestochen/ also daß Er für seinem Ende noch muste betteln gehen. König Casimirn in Polen sties man nach seines Vatern des Mestovii Tode ganzer sieben Jahr in ein Kloster/ nachdem aber das Königreich wegen des darinnen entstandenen Aufruhrs zu wanken anfieng/ erwehleten die Vornehmsten des Reichs denselben zu ihren König. Keyser Friederich der Andere/ warff auf den gelehrten Mann Petrum de Vineis, von Capua bürtig/ einen Argwohn/ als stünde Er Ihm nach dem Leben/ ließ Ihm dahero die Augen ausstechen und in das Gefängnis werffen / worinen derselbe an sich Hand anlegte/ und selbst erwürgte. Bey König Ludowigen dem Eilfften in Franckreich/ stund ein Balbier aus Flandern/ Nahmens Olivier Dama, dermassen in Gnaden/ daß Er dadurch viel Geld und Gut an sich brachte; Nachdem aber der König starb/ fiel er durch Angebung Etlicher bey dem jungen Könige Carln in die höchste Ungnade/ daß man Ihm alle seine Guter einzog/ und zu Paris an Galgen henckete/ so gar ist in menschlichen Dingen nichts Beständiges. Niemand hat sich seiner Gewalt zu erheben/ noch des Glücks zu übernehmen. Der Römer Marius/ welcher sonst seine Tapferkeit wider die Teutschen zur Gnüge erwiesen/ ward von dem

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Zitationshilfe: [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/431>, abgerufen am 25.11.2024.