[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.nete/ einen Backenstreich/ ward in den Kercker geworffen und mit Wasser und Brod gespeiset. Ein Stadt-Hund bekame einsmahls Lust die Hofe-Suppen zu kosten/ gerieth über die besten Speisen/ und fraß sich daselbsten satt und dicke/ als Ihn aber der Koch ertappte/ prügelte Er ihn so lange in dem Gewölbe herum/ bis daß der Hund aus Noth eine grosse Höhe durch ein Fenster hinunter sprang. Wie nun ein ander Hund fragte: Wie Ihm der Hofgang bekommen? sprach Er: So hin! Es giebet daselbst zwar gute und feiste Suppen/ die Sprünge aber sind hoch. Es heisset zwar einen gnädigen Herren/ einen gnädigen Hof/ als wie man siehet an dem Prophen Daniel beydem Könige Dario in Meden; An dem Gedalia bey dem Könige Nebucadnezar / welcher Ihn zum königlichen Stadhalter über das übrige Jüdische Volk setzete / von dem Ismael aber und seinem Anhange um das Leben gebracht wurde/ und an dem David bey dem Psalm. 164. Könige Achis. Allein David spricht selbsten: Verlasset euch nicht auf Fürsten/ denn sie sind Menschen. Die Tochter Pharao nam Mosen an Kindesstatt auf/ da aber derselbe sich eines von seinem bedrängete Geschlechte annahm/ da war die Gnade aus. Sterbliche Menschen / sterbliche Gedanken. Mit dem Wirthe verändert sich das Haus. Wenn ein Diener des Herrn Gnade durch seine treue Dienste erwirbet/ und vermeinet/ Er habe Sich numehro um denselben wohl verdient gemacht/ und derselbe gehet mit Tode ab / so fällt die Hoffnung in Brunnen. Ihrer viel verlassen Sich auf dergleichen Gnade/ werden darüber stoltz/ und Hochmüthig/ und bringen Sich selbst in den zeitlichen Untergang. Euximedes war bey dem Könige Ptolomeo in grosser Gnade / und weil Er sehr geehret und reich/ fragte Er einsmahls den Weltweisen Mann Cuspidem: Ob Er auch Ursach sich dißfalls traurig zu bezeugen hätte? Cuspides aber antwortete und sprach: O Euximedes! Dafern du ein Weltweiser wärest/ wie du des Königes Höfling bist/ so würdestu viel anders reden! Denn/ ob dich schon Ptolomeus nicht höher erheben kan/ so kan dich doch das Glücke viel tieffer herunter stürzen. Weistu nicht/ daß vortreffliche Gemüther es viel höher empfinden/ wenn sie nur einzige Stuffe der Ehren müssen herab steigen / als Sie Freude gehabt/ da Sie derer etliche hinauff gestiegen? Ein Glück seliger bedarff so wohl des Raths/ als ein Unglückseliger der Hülfe. Denn des Glückes Eigenschafft ist doppelt: Eines theils ehret es die Menschen/ anders theils bemühet es sich/ wie es dieselben fällen möge. Und/ gleichwie die grösten Schiffe in der tieffsten See die gröste Gefahr ausstehen/ und die schnellesten Winde/ die höchsten Bäume umschlagen: Also ziehet auch selten das Glücke von Einem die Hand ab/ es sey denn/ daß es Ihn zuvor an das Bret gebracht. Da man den Agesilaum ersuchte/ daß Er Sich auf den Berg Olympium begeben/ und allda nicht allein die Reichesten/ sondern auch die Weltweisen zusammen kommen/ und von den klügesten Dingen disputiren sehen möchte: Gab Er zur Antwort: Dafern man auf dem Olympo die Traurigkeit gegen die Freude/ die Krankheit gegen die Gesundheit/ und das Leben gegen den Tod kauffete und verwechselte/ so wollte Ich mich dahin verfügen/ und mein Haab und Gut vertauschen/ alldieweil aber sowohl der Käuffer als Verkäuffer des Todes Schuldner/ so wird mir solcher Kauff zu meinem Tode wenig behülfflichen seyn. Keiner ist ärmer/ als dem niemahls nichts gemangelt: Keiner ist der Versuchung näher/ als/ wenn Ihm niemahls nichts zugestossen/ und keiner geräth eher in die Gefahr/ als wenn Er sich niemahls in derselben befunden hat. Denn/ wenn ein solcher nete/ einen Backenstreich/ ward in den Kercker geworffen und mit Wasser und Brod gespeiset. Ein Stadt-Hund bekame einsmahls Lust die Hofe-Suppen zu kosten/ gerieth über die besten Speisen/ und fraß sich daselbsten satt und dicke/ als Ihn aber der Koch ertappte/ prügelte Er ihn so lange in dem Gewölbe herum/ bis daß der Hund aus Noth eine grosse Höhe durch ein Fenster hinunter sprang. Wie nun ein ander Hund fragte: Wie Ihm der Hofgang bekommen? sprach Er: So hin! Es giebet daselbst zwar gute und feiste Suppen/ die Sprünge aber sind hoch. Es heisset zwar einen gnädigen Herren/ einen gnädigen Hof/ als wie man siehet an dem Prophen Daniel beydem Könige Dario in Meden; An dem Gedalia bey dem Könige Nebucadnezar / welcher Ihn zum königlichen Stadhalter über das übrige Jüdische Volk setzete / von dem Ismael aber und seinem Anhange um das Leben gebracht wurde/ und an dem David bey dem Psalm. 164. Könige Achis. Allein David spricht selbsten: Verlasset euch nicht auf Fürsten/ denn sie sind Menschen. Die Tochter Pharao nam Mosen an Kindesstatt auf/ da aber derselbe sich eines von seinem bedrängetë Geschlechte annahm/ da war die Gnade aus. Sterbliche Menschen / sterbliche Gedanken. Mit dem Wirthe verändert sich das Haus. Wenn ein Diener des Herrn Gnade durch seine treue Dienste erwirbet/ und vermeinet/ Er habe Sich numehro um denselben wohl verdient gemacht/ und derselbe gehet mit Tode ab / so fällt die Hoffnung in Brunnen. Ihrer viel verlassen Sich auf dergleichen Gnade/ werden darüber stoltz/ und Hochmüthig/ und bringen Sich selbst in den zeitlichen Untergang. Euximedes war bey dem Könige Ptolomeo in grosser Gnade / und weil Er sehr geehret und reich/ fragte Er einsmahls den Weltweisen Mann Cuspidem: Ob Er auch Ursach sich dißfalls traurig zu bezeugen hätte? Cuspides aber antwortete und sprach: O Euximedes! Dafern du ein Weltweiser wärest/ wie du des Königes Höfling bist/ so würdestu viel anders reden! Denn/ ob dich schon Ptolomeus nicht höher erheben kan/ so kan dich doch das Glücke viel tieffer herunter stürzen. Weistu nicht/ daß vortreffliche Gemüther es viel höher empfinden/ wenn sie nur einzige Stuffe der Ehren müssen herab steigen / als Sie Freude gehabt/ da Sie derer etliche hinauff gestiegen? Ein Glück seliger bedarff so wohl des Raths/ als ein Unglückseliger der Hülfe. Denn des Glückes Eigenschafft ist doppelt: Eines theils ehret es die Menschen/ anders theils bemühet es sich/ wie es dieselben fällen möge. Und/ gleichwie die grösten Schiffe in der tieffsten See die gröste Gefahr ausstehen/ und die schnellesten Winde/ die höchsten Bäume umschlagen: Also ziehet auch selten das Glücke von Einem die Hand ab/ es sey denn/ daß es Ihn zuvor an das Bret gebracht. Da man den Agesilaum ersuchte/ daß Er Sich auf den Berg Olympium begeben/ und allda nicht allein die Reichesten/ sondern auch die Weltweisen zusammen kommen/ und von den klügesten Dingen disputiren sehen möchte: Gab Er zur Antwort: Dafern man auf dem Olympo die Traurigkeit gegen die Freude/ die Krankheit gegen die Gesundheit/ und das Leben gegen den Tod kauffete und verwechselte/ so wollte Ich mich dahin verfügen/ und mein Haab und Gut vertauschen/ alldieweil aber sowohl der Käuffer als Verkäuffer des Todes Schuldner/ so wird mir solcher Kauff zu meinem Tode wenig behülfflichen seyn. Keiner ist ärmer/ als dem niemahls nichts gemangelt: Keiner ist der Versuchung näher/ als/ wenn Ihm niemahls nichts zugestossen/ und keiner geräth eher in die Gefahr/ als wenn Er sich niemahls in derselben befunden hat. Denn/ wenn ein solcher <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0394" n="362"/> nete/ einen Backenstreich/ ward in den Kercker geworffen und mit Wasser und Brod gespeiset. Ein Stadt-Hund bekame einsmahls Lust die Hofe-Suppen zu kosten/ gerieth über die besten Speisen/ und fraß sich daselbsten satt und dicke/ als Ihn aber der Koch ertappte/ prügelte Er ihn so lange in dem Gewölbe herum/ bis daß der Hund aus Noth eine grosse Höhe durch ein Fenster hinunter sprang. Wie nun ein ander Hund fragte: Wie Ihm der Hofgang bekommen? sprach Er: So hin! Es giebet daselbst zwar gute und feiste Suppen/ die Sprünge aber sind hoch. Es heisset zwar einen gnädigen Herren/ einen gnädigen Hof/ als wie man siehet an dem Prophen Daniel beydem Könige Dario in Meden; An dem Gedalia bey dem Könige Nebucadnezar / welcher Ihn zum königlichen Stadhalter über das übrige Jüdische Volk setzete / von dem Ismael aber und seinem Anhange um das Leben gebracht wurde/ und an dem David bey dem <note place="left">Psalm. 164.</note> Könige Achis. Allein David spricht selbsten: Verlasset euch nicht auf Fürsten/ denn sie sind Menschen. Die Tochter Pharao nam Mosen an Kindesstatt auf/ da aber derselbe sich eines von seinem bedrängetë Geschlechte annahm/ da war die Gnade aus. Sterbliche Menschen / sterbliche Gedanken. Mit dem Wirthe verändert sich das Haus. Wenn ein Diener des Herrn Gnade durch seine treue Dienste erwirbet/ und vermeinet/ Er habe Sich numehro um denselben wohl verdient gemacht/ und derselbe gehet mit Tode ab / so fällt die Hoffnung in Brunnen. Ihrer viel verlassen Sich auf dergleichen Gnade/ werden darüber stoltz/ und Hochmüthig/ und bringen Sich selbst in den zeitlichen Untergang. Euximedes war bey dem Könige Ptolomeo in grosser Gnade / und weil Er sehr geehret und reich/ fragte Er einsmahls den Weltweisen Mann Cuspidem: Ob Er auch Ursach sich dißfalls traurig zu bezeugen hätte? Cuspides aber antwortete und sprach: O Euximedes! Dafern du ein Weltweiser wärest/ wie du des Königes Höfling bist/ so würdestu viel anders reden! Denn/ ob dich schon Ptolomeus nicht höher erheben kan/ so kan dich doch das Glücke viel tieffer herunter stürzen. Weistu nicht/ daß vortreffliche Gemüther es viel höher empfinden/ wenn sie nur einzige Stuffe der Ehren müssen herab steigen / als Sie Freude gehabt/ da Sie derer etliche hinauff gestiegen? Ein Glück seliger bedarff so wohl des Raths/ als ein Unglückseliger der Hülfe. Denn des Glückes Eigenschafft ist doppelt: Eines theils ehret es die Menschen/ anders theils bemühet es sich/ wie es dieselben fällen möge. Und/ gleichwie die grösten Schiffe in der tieffsten See die gröste Gefahr ausstehen/ und die schnellesten Winde/ die höchsten Bäume umschlagen: Also ziehet auch selten das Glücke von Einem die Hand ab/ es sey denn/ daß es Ihn zuvor an das Bret gebracht. Da man den Agesilaum ersuchte/ daß Er Sich auf den Berg Olympium begeben/ und allda nicht allein die Reichesten/ sondern auch die Weltweisen zusammen kommen/ und von den klügesten Dingen disputiren sehen möchte: Gab Er zur Antwort: Dafern man auf dem Olympo die Traurigkeit gegen die Freude/ die Krankheit gegen die Gesundheit/ und das Leben gegen den Tod kauffete und verwechselte/ so wollte Ich mich dahin verfügen/ und mein Haab und Gut vertauschen/ alldieweil aber sowohl der Käuffer als Verkäuffer des Todes Schuldner/ so wird mir solcher Kauff zu meinem Tode wenig behülfflichen seyn. Keiner ist ärmer/ als dem niemahls nichts gemangelt: Keiner ist der Versuchung näher/ als/ wenn Ihm niemahls nichts zugestossen/ und keiner geräth eher in die Gefahr/ als wenn Er sich niemahls in derselben befunden hat. Denn/ wenn ein solcher </p> </div> </body> </text> </TEI> [362/0394]
nete/ einen Backenstreich/ ward in den Kercker geworffen und mit Wasser und Brod gespeiset. Ein Stadt-Hund bekame einsmahls Lust die Hofe-Suppen zu kosten/ gerieth über die besten Speisen/ und fraß sich daselbsten satt und dicke/ als Ihn aber der Koch ertappte/ prügelte Er ihn so lange in dem Gewölbe herum/ bis daß der Hund aus Noth eine grosse Höhe durch ein Fenster hinunter sprang. Wie nun ein ander Hund fragte: Wie Ihm der Hofgang bekommen? sprach Er: So hin! Es giebet daselbst zwar gute und feiste Suppen/ die Sprünge aber sind hoch. Es heisset zwar einen gnädigen Herren/ einen gnädigen Hof/ als wie man siehet an dem Prophen Daniel beydem Könige Dario in Meden; An dem Gedalia bey dem Könige Nebucadnezar / welcher Ihn zum königlichen Stadhalter über das übrige Jüdische Volk setzete / von dem Ismael aber und seinem Anhange um das Leben gebracht wurde/ und an dem David bey dem Könige Achis. Allein David spricht selbsten: Verlasset euch nicht auf Fürsten/ denn sie sind Menschen. Die Tochter Pharao nam Mosen an Kindesstatt auf/ da aber derselbe sich eines von seinem bedrängetë Geschlechte annahm/ da war die Gnade aus. Sterbliche Menschen / sterbliche Gedanken. Mit dem Wirthe verändert sich das Haus. Wenn ein Diener des Herrn Gnade durch seine treue Dienste erwirbet/ und vermeinet/ Er habe Sich numehro um denselben wohl verdient gemacht/ und derselbe gehet mit Tode ab / so fällt die Hoffnung in Brunnen. Ihrer viel verlassen Sich auf dergleichen Gnade/ werden darüber stoltz/ und Hochmüthig/ und bringen Sich selbst in den zeitlichen Untergang. Euximedes war bey dem Könige Ptolomeo in grosser Gnade / und weil Er sehr geehret und reich/ fragte Er einsmahls den Weltweisen Mann Cuspidem: Ob Er auch Ursach sich dißfalls traurig zu bezeugen hätte? Cuspides aber antwortete und sprach: O Euximedes! Dafern du ein Weltweiser wärest/ wie du des Königes Höfling bist/ so würdestu viel anders reden! Denn/ ob dich schon Ptolomeus nicht höher erheben kan/ so kan dich doch das Glücke viel tieffer herunter stürzen. Weistu nicht/ daß vortreffliche Gemüther es viel höher empfinden/ wenn sie nur einzige Stuffe der Ehren müssen herab steigen / als Sie Freude gehabt/ da Sie derer etliche hinauff gestiegen? Ein Glück seliger bedarff so wohl des Raths/ als ein Unglückseliger der Hülfe. Denn des Glückes Eigenschafft ist doppelt: Eines theils ehret es die Menschen/ anders theils bemühet es sich/ wie es dieselben fällen möge. Und/ gleichwie die grösten Schiffe in der tieffsten See die gröste Gefahr ausstehen/ und die schnellesten Winde/ die höchsten Bäume umschlagen: Also ziehet auch selten das Glücke von Einem die Hand ab/ es sey denn/ daß es Ihn zuvor an das Bret gebracht. Da man den Agesilaum ersuchte/ daß Er Sich auf den Berg Olympium begeben/ und allda nicht allein die Reichesten/ sondern auch die Weltweisen zusammen kommen/ und von den klügesten Dingen disputiren sehen möchte: Gab Er zur Antwort: Dafern man auf dem Olympo die Traurigkeit gegen die Freude/ die Krankheit gegen die Gesundheit/ und das Leben gegen den Tod kauffete und verwechselte/ so wollte Ich mich dahin verfügen/ und mein Haab und Gut vertauschen/ alldieweil aber sowohl der Käuffer als Verkäuffer des Todes Schuldner/ so wird mir solcher Kauff zu meinem Tode wenig behülfflichen seyn. Keiner ist ärmer/ als dem niemahls nichts gemangelt: Keiner ist der Versuchung näher/ als/ wenn Ihm niemahls nichts zugestossen/ und keiner geräth eher in die Gefahr/ als wenn Er sich niemahls in derselben befunden hat. Denn/ wenn ein solcher
Psalm. 164.
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Zitationshilfe: | [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/394>, abgerufen am 17.02.2025. |