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[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.

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Was er fället/ das lässet er liegen / oder bringet es seinem Herrn. Lässet man ihn ledig/ ist er zu frieden/ legt man ihn an/ leistet er Gehorsam/ und bewachet beydes das Vieh und das Haus. Er zerstöret der Diebe Anschläge/ begnüget sich an Wasser und Brodt/ und ist mit allem deme/ was sein Herr will/ zu frieden. Dahero die Frage entstanden/ ob die Hunde etwas Ob Hunde vernünfftig? von Vernunfft haben? Plutarchus will solches mit etlichen Gründen darthun/ und zwar durch das Wüten eines tollen Hundes. Denn gleichwie ein Rasender keine vollkommene Vernunfft/ noch Gedächtnus; Also verliehre auch ein wütender Hund seinen Verstand und Vernunfft/ so viel er nach seiner Art an sich hätte/ durch diesen Zufall so gar/ daß er auch seinen Herrn/ und seine beste Freunde/ die er ehmals geliebet/ bisse und angriffe. Daß aber ein ziemlicher Verstand in denselben seyn müsse/ ersiehet man daraus/ wie sie mit den Augen mercklich zu verstehen geben/ was sie wollen/ hernach mit ihren Geberden und Bellen/ und dann dadurch/ daß Sie/ wann sie satt/ das Ubrige verscharren/ darbey aber sich wol fürsehen/ daß niemand darüber komme.

Die Alten haben den Regenten die Wachsamkeit und Beschützung der Unterthanen durch die Hunde vorgebildet/ daß sie für ihre Unterthanen wachen und sie wider ihre Feinde beschützen sollen/ wie solches Plato weitläufftig ausführet / dannenhero auch die Egyptier ihren Mercurium Trismegistum/ so ihr Fürst gewesen / mit einem Hunde-Kopfe abgemahlet/ weil Potentaten sich vornemlich in ihrer Regierung der Weißheit/ Stärcke und Klugheit gebrauchen sollen.

Wer andern mißgünstig ist/ der kan ihm selbst nicht viel gutes gönnen. Der Neid wird offters einem Hunde verglichen/ welcher dem hungerigen Ochsen sein Futter nicht gönnet/ und kan nicht leiden/ daß ein anderer sein Liecht bey dem Seinigen anzündet. Er machet/ daß wir unseren Nechsten auch das nicht gönnen/ was wir nicht bedürffen: Seine Blüth und Blätter ragen zwar groß herfür/ sie tragen aber nichts als unnütze Früchte. Und ob man schon denselben durch fleissige Arbeit etlicher massen übergehet/ so ruhet er doch nicht lange/ man kan sich aber desselbigen nicht besser entschlagen/ alswenn man allen Hochmuth meidet/ Stuffen-Weise zu Ehren kömmet / und sich beydes der Ehre und des Reichthumbs mit Masse bedienet. Als sich zu Zeiten König Carls des neunten in Frankreich/ etliche vornehme Herren umb das Schwerdt zancketen/ welches dem Könige sollte vorgetragen werden/ sprach Er: Ich bin starck genug/ mein Schwerdt kan ich wohl selbst tragen. Viel Menschen leben in der Welt/ die denen Anderen auch das nicht gönnen/ was ihnen selbsten nicht zu gute kommen kan: Alte Leute/ und alte Hunde/ geniessen in der Welt / wenig Danck. Denn an statt/ daß man ihre Thaten und Wercke in der Jugend gelobet/ hält man sie im Alter verächtlich; Es ist aber eine gemeine Regel: Wer begehret alt zu werden/ der ehre das Alter/ damit Er auch im Alter geehret werde/ und obgleich ein Alter nicht löbliche Thaten mehr wircket/ so soll man doch die guten Wercke seiner Jugend betrachten. Ein Dieb both bey nächtlicher Zeit einem Hunde ein Stücke Brodt daß er schwiege; Der Hund sprach zu dem Diebe: Giebest du mir das Brod aus Freygebigkeit/ oder begehrest du/ daß ich dadurch meines Herren Haus bestehlen lassen solle? Aus Mildigkeit kan es nicht seyn: Denn du hättest dadurch des Tages mehr Gelegenheit/ als des Nachts hierzu. Darumb mache dich fort/ oder ich fange an zu bellen. Was ist boshafftiger/ als ein Betrüger/ und unverschämter als ein Schmeichler? Gleichwohl aber ist ihre Menge unzehlbar. Alle Heuchler sind der Art/ daß sie

Was er fället/ das lässet er liegen / oder bringet es seinem Herrn. Lässet man ihn ledig/ ist er zu frieden/ legt man ihn an/ leistet er Gehorsam/ und bewachet beydes das Vieh und das Haus. Er zerstöret der Diebe Anschläge/ begnüget sich an Wasser und Brodt/ und ist mit allem deme/ was sein Herr will/ zu frieden. Dahero die Frage entstanden/ ob die Hunde etwas Ob Hunde vernünfftig? von Vernunfft haben? Plutarchus will solches mit etlichen Gründen darthun/ und zwar durch das Wüten eines tollen Hundes. Denn gleichwie ein Rasender keine vollkommene Vernunfft/ noch Gedächtnus; Also verliehre auch ein wütender Hund seinen Verstand und Vernunfft/ so viel er nach seiner Art an sich hätte/ durch diesen Zufall so gar/ daß er auch seinen Herrn/ und seine beste Freunde/ die er ehmals geliebet/ bisse und angriffe. Daß aber ein ziemlicher Verstand in denselben seyn müsse/ ersiehet man daraus/ wie sie mit den Augen mercklich zu verstehen geben/ was sie wollen/ hernach mit ihren Geberden und Bellen/ und dann dadurch/ daß Sie/ wann sie satt/ das Ubrige verscharren/ darbey aber sich wol fürsehen/ daß niemand darüber komme.

Die Alten haben den Regenten die Wachsamkeit und Beschützung der Unterthanen durch die Hunde vorgebildet/ daß sie für ihre Unterthanen wachen und sie wider ihre Feinde beschützen sollen/ wie solches Plato weitläufftig ausführet / dannenhero auch die Egyptier ihren Mercurium Trismegistum/ so ihr Fürst gewesen / mit einem Hunde-Kopfe abgemahlet/ weil Potentaten sich vornemlich in ihrer Regierung der Weißheit/ Stärcke und Klugheit gebrauchen sollen.

Wer andern mißgünstig ist/ der kan ihm selbst nicht viel gutes gönnen. Der Neid wird offters einem Hunde verglichen/ welcher dem hungerigen Ochsen sein Futter nicht gönnet/ und kan nicht leiden/ daß ein anderer sein Liecht bey dem Seinigen anzündet. Er machet/ daß wir unseren Nechsten auch das nicht gönnen/ was wir nicht bedürffen: Seine Blüth und Blätter ragen zwar groß herfür/ sie tragen aber nichts als unnütze Früchte. Und ob man schon denselben durch fleissige Arbeit etlicher massen übergehet/ so ruhet er doch nicht lange/ man kan sich aber desselbigen nicht besser entschlagen/ alswenn man allen Hochmuth meidet/ Stuffen-Weise zu Ehren kömmet / und sich beydes der Ehre und des Reichthumbs mit Masse bedienet. Als sich zu Zeiten König Carls des neunten in Frankreich/ etliche vornehme Herren umb das Schwerdt zancketen/ welches dem Könige sollte vorgetragen werden/ sprach Er: Ich bin starck genug/ mein Schwerdt kan ich wohl selbst tragen. Viel Menschen leben in der Welt/ die denen Anderen auch das nicht gönnen/ was ihnen selbsten nicht zu gute kommen kan: Alte Leute/ und alte Hunde/ geniessen in der Welt / wenig Danck. Denn an statt/ daß man ihre Thaten und Wercke in der Jugend gelobet/ hält man sie im Alter verächtlich; Es ist aber eine gemeine Regel: Wer begehret alt zu werden/ der ehre das Alter/ damit Er auch im Alter geehret werde/ und obgleich ein Alter nicht löbliche Thaten mehr wircket/ so soll man doch die guten Wercke seiner Jugend betrachten. Ein Dieb both bey nächtlicher Zeit einem Hunde ein Stücke Brodt daß er schwiege; Der Hund sprach zu dem Diebe: Giebest du mir das Brod aus Freygebigkeit/ oder begehrest du/ daß ich dadurch meines Herren Haus bestehlen lassen solle? Aus Mildigkeit kan es nicht seyn: Denn du hättest dadurch des Tages mehr Gelegenheit/ als des Nachts hierzu. Darumb mache dich fort/ oder ich fange an zu bellen. Was ist boshafftiger/ als ein Betrüger/ und unverschämter als ein Schmeichler? Gleichwohl aber ist ihre Menge unzehlbar. Alle Heuchler sind der Art/ daß sie

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[234/0264] Was er fället/ das lässet er liegen / oder bringet es seinem Herrn. Lässet man ihn ledig/ ist er zu frieden/ legt man ihn an/ leistet er Gehorsam/ und bewachet beydes das Vieh und das Haus. Er zerstöret der Diebe Anschläge/ begnüget sich an Wasser und Brodt/ und ist mit allem deme/ was sein Herr will/ zu frieden. Dahero die Frage entstanden/ ob die Hunde etwas von Vernunfft haben? Plutarchus will solches mit etlichen Gründen darthun/ und zwar durch das Wüten eines tollen Hundes. Denn gleichwie ein Rasender keine vollkommene Vernunfft/ noch Gedächtnus; Also verliehre auch ein wütender Hund seinen Verstand und Vernunfft/ so viel er nach seiner Art an sich hätte/ durch diesen Zufall so gar/ daß er auch seinen Herrn/ und seine beste Freunde/ die er ehmals geliebet/ bisse und angriffe. Daß aber ein ziemlicher Verstand in denselben seyn müsse/ ersiehet man daraus/ wie sie mit den Augen mercklich zu verstehen geben/ was sie wollen/ hernach mit ihren Geberden und Bellen/ und dann dadurch/ daß Sie/ wann sie satt/ das Ubrige verscharren/ darbey aber sich wol fürsehen/ daß niemand darüber komme. Ob Hunde vernünfftig? Die Alten haben den Regenten die Wachsamkeit und Beschützung der Unterthanen durch die Hunde vorgebildet/ daß sie für ihre Unterthanen wachen und sie wider ihre Feinde beschützen sollen/ wie solches Plato weitläufftig ausführet / dannenhero auch die Egyptier ihren Mercurium Trismegistum/ so ihr Fürst gewesen / mit einem Hunde-Kopfe abgemahlet/ weil Potentaten sich vornemlich in ihrer Regierung der Weißheit/ Stärcke und Klugheit gebrauchen sollen. Der Neid wird offters einem Hunde verglichen/ welcher dem hungerigen Ochsen sein Futter nicht gönnet/ und kan nicht leiden/ daß ein anderer sein Liecht bey dem Seinigen anzündet. Er machet/ daß wir unseren Nechsten auch das nicht gönnen/ was wir nicht bedürffen: Seine Blüth und Blätter ragen zwar groß herfür/ sie tragen aber nichts als unnütze Früchte. Und ob man schon denselben durch fleissige Arbeit etlicher massen übergehet/ so ruhet er doch nicht lange/ man kan sich aber desselbigen nicht besser entschlagen/ alswenn man allen Hochmuth meidet/ Stuffen-Weise zu Ehren kömmet / und sich beydes der Ehre und des Reichthumbs mit Masse bedienet. Als sich zu Zeiten König Carls des neunten in Frankreich/ etliche vornehme Herren umb das Schwerdt zancketen/ welches dem Könige sollte vorgetragen werden/ sprach Er: Ich bin starck genug/ mein Schwerdt kan ich wohl selbst tragen. Viel Menschen leben in der Welt/ die denen Anderen auch das nicht gönnen/ was ihnen selbsten nicht zu gute kommen kan: Alte Leute/ und alte Hunde/ geniessen in der Welt / wenig Danck. Denn an statt/ daß man ihre Thaten und Wercke in der Jugend gelobet/ hält man sie im Alter verächtlich; Es ist aber eine gemeine Regel: Wer begehret alt zu werden/ der ehre das Alter/ damit Er auch im Alter geehret werde/ und obgleich ein Alter nicht löbliche Thaten mehr wircket/ so soll man doch die guten Wercke seiner Jugend betrachten. Ein Dieb both bey nächtlicher Zeit einem Hunde ein Stücke Brodt daß er schwiege; Der Hund sprach zu dem Diebe: Giebest du mir das Brod aus Freygebigkeit/ oder begehrest du/ daß ich dadurch meines Herren Haus bestehlen lassen solle? Aus Mildigkeit kan es nicht seyn: Denn du hättest dadurch des Tages mehr Gelegenheit/ als des Nachts hierzu. Darumb mache dich fort/ oder ich fange an zu bellen. Was ist boshafftiger/ als ein Betrüger/ und unverschämter als ein Schmeichler? Gleichwohl aber ist ihre Menge unzehlbar. Alle Heuchler sind der Art/ daß sie Wer andern mißgünstig ist/ der kan ihm selbst nicht viel gutes gönnen.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/264>, abgerufen am 25.11.2024.