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[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.

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Des Menschen Glückseligkeit/ worinnen sie bestehe. nes Menschen in der Welt nicht in grossen Reichthume/ Pracht/ Ehre und Hoheit/ sondern in dem/ daß er nichts begehre/ und mit dem/ was er hat/ zu frieden lebe/ bestehe/ denn er saget: Nicht der jenige/ den man dafür hält/ dessen Kasten nämlich voll Gold und Silber seynd/ sondern der Jenige/ welcher alle seine Güter in dem Gemüthe hat/ der standhafftig und aufrichtig ist/ der alle Hoheiten/ und Verwunderungen dieser Welt verachtet/ der/ welcher niemand siehet/ mit dem er seinen Zustand verwechseln wollte/ der keinen in Ehren hat/ als nach dem besten Theile seiner selbst/ den niemand meistert/ als die Natur/ nach deren Gesetzen er sich richtet/ deme weder durch Macht/ noch Gewalt seine Güter entführet werden mögen/ Der sein Unglück im Glücke kan verwechseln/ und der es für einerley achtet/ es gehe ihm böse/ oder übel: Nam qvi cadit, stat erectus, ast erectus, ille mox cadit. Denn es ist der Welt Lauff/ wer da fället/ der richtet sich wiederum auf/ und wer da meinet/ er stehe feste/ der fället unverhofft.

Israelitische 4te Dienstbarkeit. A. M. 2687. Judic. 7. Als damahls die Midianiter mit 130000. Mann der Israeliter Land überfielen/ und Israel sieben Jahre unter ihre Dierstbarkeit hatten/ befahl GOTT dem Helden Gideon mit 300. Mann die Midianiter zu schlagen/ und da seine Kriegs-Leute die Posaune bliesen/ die Krüge zerbrachen/ und die Lampen oder Fackeln in die Höhe reckten/ wurde der Feind darüber so hefftig erschrocken/ daß sie einander selbst verwundeten/ und derselben bey hundert und zwanzig tausend auf der Wahlstatt blieben: Gideon verfolgte den Sieg/ erschlug jenseit des Jordans noch 15000./ und wurden die gefangenen Könige geschlachtet/ nach erhaltenen Siege aber/ bewieß Gideon ein Stücke seiner Klugheit. Denn als die Hochtrabenden Ephraiter es ihme/ warum er sie nicht zum Streit beruffen/ im Zorn verwiesen / stillete er sie durch seine sanfftmüthige Rede/ und gab dadurch allen hohen Häuptern zu erkennen/ daß man an der Sanfftmuth die Weißheit/ und an dem Zorne die Thorheit des Menschen abnehmen solle /

27. Mitraeus. A. M. 2713. Mitraeus herrschete 27. Jahr. Und gleichwie die anderen Orientalischen Könige im Kriege und anderen Dingen sich viel zu schaffen machten: Also wird auch dieser sonder Zweiffel nicht stille gesessen haben/ Und obwohl der Mensch gleich alles besitzet/ so hat er doch in seinem Begehren keine Masse/ und kan ihm nichts/ auch die ganze Welt nicht genug seyn. Denn weil die Natur einmahl aus dem Schrancken der Vollkommenheit geschritten/ so giebt es keine Vollkommenheit mehr/ sondern die Menschlichen Affecten suchen stets das gesetzte Ziel zu überschreiten. Gleichwie es aber weit besser/ wenn Einer bey gesunden Tagen auf einem engen Bette schläfft/ als der Jenige/ welcher bey eräugneter Kranckheit auf einem gemachsamen und erhobenen liegt: Also ist der fröliche Arme viel glücklicher / als der bekümmerte Reiche.

28. Tautanes. A. M. 2740. Tautanes, oder Tautamus sein Nachfolger führete dieselbe königliche Gewalt 29. Jahr. Die Feindschafft/ sagt Aristoteles, bleibt gegen Dieselben/ welche sich nicht weiter regen/ stille stehen. Denn es kan ein Mensch gegen dem andern gar leichtlich in einen Unwillen fallen/ Wenn aber der/ welchemes gelten soll/ keine Ursache darzu giebet / und weder Oel/ noch Holtz/ darzu trägt/ so verleschet das Feuer von sich selbst: Also kan es auch allhier seyn/ da Niemand sich wider diesen Monarchen entböhren/ noch er auch hierzu Anleitung geben wollen.

Trojanischer Krieg A. M. 2755. Pausan. Nebenst andern merck würdigen Begebenheiten eräugnete sich auch zur Zeit dieses Monarchens Regierung der Trojanische Krieg in Phrygien einer Provinz in Griechenland. Denn als Telamon König zu Sala-

Des Menschen Glückseligkeit/ worinnen sie bestehe. nes Menschen in der Welt nicht in grossen Reichthume/ Pracht/ Ehre und Hoheit/ sondern in dem/ daß er nichts begehre/ und mit dem/ was er hat/ zu frieden lebe/ bestehe/ denn er saget: Nicht der jenige/ den man dafür hält/ dessen Kasten nämlich voll Gold und Silber seynd/ sondern der Jenige/ welcher alle seine Güter in dem Gemüthe hat/ der standhafftig und aufrichtig ist/ der alle Hoheiten/ und Verwunderungen dieser Welt verachtet/ der/ welcher niemand siehet/ mit dem er seinen Zustand verwechseln wollte/ der keinen in Ehren hat/ als nach dem besten Theile seiner selbst/ den niemand meistert/ als die Natur/ nach deren Gesetzen er sich richtet/ deme weder durch Macht/ noch Gewalt seine Güter entführet werden mögen/ Der sein Unglück im Glücke kan verwechseln/ und der es für einerley achtet/ es gehe ihm böse/ oder übel: Nam qvi cadit, stat erectus, ast erectus, ille mox cadit. Denn es ist der Welt Lauff/ wer da fället/ der richtet sich wiederum auf/ und wer da meinet/ er stehe feste/ der fället unverhofft.

Israelitische 4te Dienstbarkeit. A. M. 2687. Judic. 7. Als damahls die Midianiter mit 130000. Mann der Israeliter Land überfielen/ und Israel sieben Jahre unter ihre Dierstbarkeit hatten/ befahl GOTT dem Helden Gideon mit 300. Mann die Midianiter zu schlagen/ und da seine Kriegs-Leute die Posaune bliesen/ die Krüge zerbrachen/ und die Lampen oder Fackeln in die Höhe reckten/ wurde der Feind darüber so hefftig erschrocken/ daß sie einander selbst verwundeten/ und derselben bey hundert und zwanzig tausend auf der Wahlstatt blieben: Gideon verfolgte den Sieg/ erschlug jenseit des Jordans noch 15000./ und wurden die gefangenen Könige geschlachtet/ nach erhaltenen Siege aber/ bewieß Gideon ein Stücke seiner Klugheit. Denn als die Hochtrabenden Ephraiter es ihme/ warum er sie nicht zum Streit beruffen/ im Zorn verwiesen / stillete er sie durch seine sanfftmüthige Rede/ und gab dadurch allen hohen Häuptern zu erkennen/ daß man an der Sanfftmuth die Weißheit/ und an dem Zorne die Thorheit des Menschen abnehmen solle /

27. Mitraeus. A. M. 2713. Mitraeus herrschete 27. Jahr. Und gleichwie die anderen Orientalischen Könige im Kriege und anderen Dingen sich viel zu schaffen machten: Also wird auch dieser sonder Zweiffel nicht stille gesessen haben/ Und obwohl der Mensch gleich alles besitzet/ so hat er doch in seinem Begehren keine Masse/ und kan ihm nichts/ auch die ganze Welt nicht genug seyn. Denn weil die Natur einmahl aus dem Schrancken der Vollkommenheit geschritten/ so giebt es keine Vollkommenheit mehr/ sondern die Menschlichen Affecten suchen stets das gesetzte Ziel zu überschreiten. Gleichwie es aber weit besser/ wenn Einer bey gesunden Tagen auf einem engen Bette schläfft/ als der Jenige/ welcher bey eräugneter Kranckheit auf einem gemachsamen und erhobenen liegt: Also ist der fröliche Arme viel glücklicher / als der bekümmerte Reiche.

28. Tautanes. A. M. 2740. Tautanes, oder Tautamus sein Nachfolger führete dieselbe königliche Gewalt 29. Jahr. Die Feindschafft/ sagt Aristoteles, bleibt gegen Dieselben/ welche sich nicht weiter regen/ stille stehen. Denn es kan ein Mensch gegen dem andern gar leichtlich in einen Unwillen fallen/ Wenn aber der/ welchemes gelten soll/ keine Ursache darzu giebet / und weder Oel/ noch Holtz/ darzu trägt/ so verleschet das Feuer von sich selbst: Also kan es auch allhier seyn/ da Niemand sich wider diesen Monarchen entböhren/ noch er auch hierzu Anleitung geben wollen.

Trojanischer Krieg A. M. 2755. Pausan. Nebenst andern merck würdigen Begebenheiten eräugnete sich auch zur Zeit dieses Monarchens Regierung der Trojanische Krieg in Phrygien einer Provinz in Griechenland. Denn als Telamon König zu Sala-

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        <p><pb facs="#f0114" n="102"/><note place="left">Des Menschen                          Glückseligkeit/ worinnen sie bestehe.</note> nes Menschen in der Welt nicht                      in grossen Reichthume/ Pracht/ Ehre und Hoheit/ sondern in dem/ daß er                      nichts begehre/ und mit dem/ was er hat/ zu frieden lebe/ bestehe/ denn er                      saget: Nicht der jenige/ den man dafür hält/ dessen Kasten nämlich voll Gold                      und Silber seynd/ sondern der Jenige/ welcher alle seine Güter in dem Gemüthe                      hat/ der standhafftig und aufrichtig ist/ der alle Hoheiten/ und                      Verwunderungen dieser Welt verachtet/ der/ welcher niemand siehet/ mit dem er                      seinen Zustand verwechseln wollte/ der keinen in Ehren hat/ als nach dem                      besten Theile seiner selbst/ den niemand meistert/ als die Natur/ nach deren                      Gesetzen er sich richtet/ deme weder durch Macht/ noch Gewalt seine Güter                      entführet werden mögen/ Der sein Unglück im Glücke kan verwechseln/ und der es                      für einerley achtet/ es gehe ihm böse/ oder übel: Nam qvi cadit, stat erectus,                      ast erectus, ille mox cadit. Denn es ist der Welt Lauff/ wer da fället/ der                      richtet sich wiederum auf/ und wer da meinet/ er stehe feste/ der fället                      unverhofft.</p>
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        <p><note place="left">27. Mitraeus. A. M. 2713.</note> Mitraeus herrschete 27. Jahr.                      Und gleichwie die anderen Orientalischen Könige im Kriege und anderen Dingen                      sich viel zu schaffen machten: Also wird auch dieser sonder Zweiffel nicht                      stille gesessen haben/ Und obwohl der Mensch gleich alles besitzet/ so hat er                      doch in seinem Begehren keine Masse/ und kan ihm nichts/ auch die ganze Welt                      nicht genug seyn. Denn weil die Natur einmahl aus dem Schrancken der                      Vollkommenheit geschritten/ so giebt es keine Vollkommenheit mehr/ sondern die                      Menschlichen Affecten suchen stets das gesetzte Ziel zu überschreiten. Gleichwie                      es aber weit besser/ wenn Einer bey gesunden Tagen auf einem engen Bette                      schläfft/ als der Jenige/ welcher bey eräugneter Kranckheit auf einem                      gemachsamen und erhobenen liegt: Also ist der fröliche Arme viel glücklicher /                      als der bekümmerte Reiche.</p>
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[102/0114] nes Menschen in der Welt nicht in grossen Reichthume/ Pracht/ Ehre und Hoheit/ sondern in dem/ daß er nichts begehre/ und mit dem/ was er hat/ zu frieden lebe/ bestehe/ denn er saget: Nicht der jenige/ den man dafür hält/ dessen Kasten nämlich voll Gold und Silber seynd/ sondern der Jenige/ welcher alle seine Güter in dem Gemüthe hat/ der standhafftig und aufrichtig ist/ der alle Hoheiten/ und Verwunderungen dieser Welt verachtet/ der/ welcher niemand siehet/ mit dem er seinen Zustand verwechseln wollte/ der keinen in Ehren hat/ als nach dem besten Theile seiner selbst/ den niemand meistert/ als die Natur/ nach deren Gesetzen er sich richtet/ deme weder durch Macht/ noch Gewalt seine Güter entführet werden mögen/ Der sein Unglück im Glücke kan verwechseln/ und der es für einerley achtet/ es gehe ihm böse/ oder übel: Nam qvi cadit, stat erectus, ast erectus, ille mox cadit. Denn es ist der Welt Lauff/ wer da fället/ der richtet sich wiederum auf/ und wer da meinet/ er stehe feste/ der fället unverhofft. Des Menschen Glückseligkeit/ worinnen sie bestehe. Als damahls die Midianiter mit 130000. Mann der Israeliter Land überfielen/ und Israel sieben Jahre unter ihre Dierstbarkeit hatten/ befahl GOTT dem Helden Gideon mit 300. Mann die Midianiter zu schlagen/ und da seine Kriegs-Leute die Posaune bliesen/ die Krüge zerbrachen/ und die Lampen oder Fackeln in die Höhe reckten/ wurde der Feind darüber so hefftig erschrocken/ daß sie einander selbst verwundeten/ und derselben bey hundert und zwanzig tausend auf der Wahlstatt blieben: Gideon verfolgte den Sieg/ erschlug jenseit des Jordans noch 15000./ und wurden die gefangenen Könige geschlachtet/ nach erhaltenen Siege aber/ bewieß Gideon ein Stücke seiner Klugheit. Denn als die Hochtrabenden Ephraiter es ihme/ warum er sie nicht zum Streit beruffen/ im Zorn verwiesen / stillete er sie durch seine sanfftmüthige Rede/ und gab dadurch allen hohen Häuptern zu erkennen/ daß man an der Sanfftmuth die Weißheit/ und an dem Zorne die Thorheit des Menschen abnehmen solle / Israelitische 4te Dienstbarkeit. A. M. 2687. Judic. 7. Mitraeus herrschete 27. Jahr. Und gleichwie die anderen Orientalischen Könige im Kriege und anderen Dingen sich viel zu schaffen machten: Also wird auch dieser sonder Zweiffel nicht stille gesessen haben/ Und obwohl der Mensch gleich alles besitzet/ so hat er doch in seinem Begehren keine Masse/ und kan ihm nichts/ auch die ganze Welt nicht genug seyn. Denn weil die Natur einmahl aus dem Schrancken der Vollkommenheit geschritten/ so giebt es keine Vollkommenheit mehr/ sondern die Menschlichen Affecten suchen stets das gesetzte Ziel zu überschreiten. Gleichwie es aber weit besser/ wenn Einer bey gesunden Tagen auf einem engen Bette schläfft/ als der Jenige/ welcher bey eräugneter Kranckheit auf einem gemachsamen und erhobenen liegt: Also ist der fröliche Arme viel glücklicher / als der bekümmerte Reiche. 27. Mitraeus. A. M. 2713. Tautanes, oder Tautamus sein Nachfolger führete dieselbe königliche Gewalt 29. Jahr. Die Feindschafft/ sagt Aristoteles, bleibt gegen Dieselben/ welche sich nicht weiter regen/ stille stehen. Denn es kan ein Mensch gegen dem andern gar leichtlich in einen Unwillen fallen/ Wenn aber der/ welchemes gelten soll/ keine Ursache darzu giebet / und weder Oel/ noch Holtz/ darzu trägt/ so verleschet das Feuer von sich selbst: Also kan es auch allhier seyn/ da Niemand sich wider diesen Monarchen entböhren/ noch er auch hierzu Anleitung geben wollen. 28. Tautanes. A. M. 2740. Nebenst andern merck würdigen Begebenheiten eräugnete sich auch zur Zeit dieses Monarchens Regierung der Trojanische Krieg in Phrygien einer Provinz in Griechenland. Denn als Telamon König zu Sala- Trojanischer Krieg A. M. 2755. Pausan.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/114>, abgerufen am 25.11.2024.