Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eigentliche und accurate Vorstellung Des [...] Asiatischen Wunder-Thiers Rhinoceros oder Nasen-Horn genannt. Augsburg, [1747].

Bild:
erste Seite
letzte Seite

[Abbildung]
Eigentliche und accurate Vorstellung
Des den 30. Octobr. Ao. 1746. in der Kayserl. Residenz Stadt Wien um 11. Uhr vormitags auf ei-
nem mit 8 Pferden bespanten Wagen, unter begleitung 8. Curassiers, wie auch zu München Ao. 1747. den ii. Febr.
um 1. Uhr auf einem mit 9 Pferden bespanten Wagen, neu angekommenen Asiatischen Wunder-Thiers Rhinoceros
oder Nasen-Horn genannt, so in der Provinz Asem, unter dem Gebiet des Groß-Moguls gelegen gefangen worden.


[Beginn Spaltensatz]

Dieses Rhinoceros Nasen-Horn, oder wie es auch sonsten genennet
wird, Elephanten-Meister, verdienet von Jederman gesehen oder betrachtet zu
werden, weilen es wohl das erste von dieser Sorte ist so jemahlen, will
nicht sagen in Teutschland, sondern gar in gantz Europa lebendig gesehen
worden. Gegenwärtiges Wunder-Thier ist in Asia in der Landschafft
Asem unter die Herrschafft des Groß-Moguls gehörig, mehr als 4000.
Meilen von hier entlegen, mit Stricken gefangen, als zuvor die Mutter
von den schwartzen Jndianern, mit Pfeilen todt geschossen, und wel-
len es damahlen erst einen Monat alt gewesen, gantz zahm gemacht
und gewöhnet worden, in denen Zimmern, wo Damen und Herrn gespei-
set, zur Curiosität um den Tisch zu laufen. Anno 1741 da es drey
Jahr alt war, ist es durch den Capitain Douvemout aus Bengala
nach Holland überbracht worden. Ob es gleich jetzo ohngefähr 8. Jahr
alt, und bey 5000 Pfund oder 50. Zentner wieget, so ist es gleichsam
doch noch ein Kalb, weill es noch viele Jahre wächset, wie dann diese
Art Thiere auf hundert Jahre alt werden. Dieses Rhinoceros ist
dunckel-braun, hat keine Haare, gleich wie der Elephant, doch an den
Ohren und am Ende von dem Schwantze sind einige Häärlein; auf
der Nase hat es sein Horn, welches krumm wie ein halber Mond, da-
mit kan es die Erde viel geschwinder umgraben, als niemahls ein Baur
mit dem Pflug thut, und wird dieses Horn in denen Kunst Kammern zur
Rarität aufbehalten. Jm lauffen ist dieses Thier ungemein schnell, kan im
Wasser schwimmen und tauchen wie eine Endte, welches in betrachtung seiner Grö-
ße und schwere fast unglaublich scheinet. Sein Kopf ist nach und nach vorne
zu spitzig, die Ohren gleich eines Esels, die Augen nach Proportion von dem
[Spaltenumbruch] grossen Thier sehr klein, und kan es nicht anders als über die Seite von sich
absehen: die Haut ist, als ob sie mit Schilden gedeckt wäre, dieselben schlagen
wohl eine Hand-breit über einander hin und sind zwey Zoll dicke. Die Füsse
sind kurtz und dick, als wie des Elephanth versehen mit drey Klauen. Wann es
vollkommen ausgewachsen, so ist es insgemein so groß, als ein mittelmäßiger
Elephant. Wider disen hat der Rhinoceros von Natur eine unauslöschli-
che Feindschafft, dahero derselbe, wann er einen Elephanten antrifft, ihme mit sei-
nem Horn unten den weichen Bauch aufreißet und also tödtet. Jn denen Wüs-
tenenyen Africae und an unterschiedene Orten in Asia, als in Bengala, Faca-
tru
sind deren am meisten befindlich. Der Eigenschafft nach ist der Rhinoceros
ein listiges un. fröliches Thier auch über die massen sorgfältig vor seine Junge.
Endlich ist anzumercken, daß gegenwärtige Nase Horn oder Rhinoceros zu
seiner täglichen Unterhalt 60. Pfund Heu un. 20. Pf. Brod frißt, auch 14. Aymer Wasser säufft.

So wunderbahr ist Gott in seinen Creaturen,
Man findet überall der Allmacht weise Spuhren.
Von so viel Tausenden ist keins so groß und klein,
Wo dessen Herrlichkeit nicht wird zu sehen seyn.
Betrachte dieses Thier, so du hier vor dir siehest,
Und mach den Schluß, ob du mit Recht dich nicht bemühest,
Jm Buche der Natur nach Gottes Wunder-Macht
Zu forschen emsiglich sowohl bey Tag als Nacht.
Das Auge wundert sich, der Mund muß frey bekennen:
Gott ist wie Allmachts-voll so wundersam zu nennen.
Und dieses treibet uns zu dessen Lobe an,
Der wohl niemahlen gnug gepriesen werden kan,
Besonders wann man auch noch dieses hinzusetzet:
Gott hats gemacht, daß sich der Mensch darob ergötzet.
[Ende Spaltensatz]

Augspurg, zu finden bey Elias Buck a. H. Kupferstecher, wohnhafft auf dem Unter-Graben.


[Abbildung]
Eigentliche und accurate Vorſtellung
Des den 30. Octobr. Ao. 1746. in der Kayſerl. Reſidenz Stadt Wien um 11. Uhr vormitags auf ei-
nem mit 8 Pferden beſpanten Wagen, unter begleitung 8. Curaſsiers, wie auch zu München Ao. 1747. den ii. Febr.
um 1. Uhr auf einem mit 9 Pferden beſpanten Wagen, neu angekom̃enen Aſiatiſchen Wunder-Thiers Rhinoceros
oder Naſen-Horn genañt, ſo in der Provinz Aſem, unter dem Gebiet des Groß-Moguls gelegen gefangen worden.


[Beginn Spaltensatz]

Dieſes Rhinoceros Naſen-Horn, oder wie es auch ſonſten genennet
wird, Elephanten-Meiſter, verdienet von Jederman geſehen oder betrachtet zu
werden, weilen es wohl das erſte von dieſer Sorte iſt ſo jemahlen, will
nicht ſagen in Teutſchland, ſondern gar in gantz Europa lebendig geſehen
worden. Gegenwärtiges Wunder-Thier iſt in Aſia in der Landſchafft
Aſem unter die Herrſchafft des Groß-Moguls gehörig, mehr als 4000.
Meilen von hier entlegen, mit Stricken gefangen, als zuvor die Mutter
von den ſchwartzen Jndianern, mit Pfeilen todt geſchoſſen, und wel-
len es damahlen erſt einen Monat alt geweſen, gantz zahm gemacht
und gewöhnet worden, in denen Zimmern, wo Damen und Herrn geſpei-
ſet, zur Curioſität um den Tiſch zu laufen. Anno 1741 da es drey
Jahr alt war, iſt es durch den Capitain Douvemout aus Bengala
nach Holland überbracht worden. Ob es gleich jetzo ohngefähr 8. Jahr
alt, und bey 5000 Pfund oder 50. Zentner wieget, ſo iſt es gleichſam
doch noch ein Kalb, weill es noch viele Jahre wächſet, wie dann dieſe
Art Thiere auf hundert Jahre alt werden. Dieſes Rhinoceros iſt
dunckel-braun, hat keine Haare, gleich wie der Elephant, doch an den
Ohren und am Ende von dem Schwantze ſind einige Häärlein; auf
der Naſe hat es ſein Horn, welches krumm wie ein halber Mond, da-
mit kan es die Erde viel geſchwinder umgraben, als niemahls ein Baur
mit dem Pflug thut, und wird dieſes Horn in denen Kunst Kam̃ern zur
Rarität aufbehalten. Jm lauffen iſt dieſes Thier ungemein ſchnell, kan im
Waſſer ſchwim̃en und tauchen wie eine Endte, welches in betrachtung ſeiner Grö-
ße und ſchwere faſt unglaublich ſcheinet. Sein Kopf iſt nach und nach vorne
zu ſpitzig, die Ohren gleich eines Eſels, die Augen nach Proportion võ dem
[Spaltenumbruch] groſſen Thier ſehr klein, und kan es nicht anders als über die Seite von ſich
abſehen: die Haut iſt, als ob ſie mit Schilden gedeckt wäre, dieſelben ſchlagen
wohl eine Hand-breit über einander hin und ſind zwey Zoll dicke. Die Füſſe
ſind kurtz und dick, als wie des Elephanth verſehen mit drey Klauẽ. Wañ es
vollkom̃en ausgewachſen, ſo iſt es insgemein ſo groß, als ein mittelmäßiger
Elephant. Wider diſen hat der Rhinoceros von Natur eine unauslöſchli-
che Feindſchafft, dahero derſelbe, wañ er einen Elephanten antrifft, ihme mit ſei-
nem Horn unten den weichen Bauch aufreißet und alſo tödtet. Jn denen Wüſ-
tenenyẽ Africæ und an unterſchiedene Orten in Aſia, als in Bengala, Faca-
tru
ſind derẽ am meiſten befindlich. Der Eigenſchafft nach iſt der Rhinoceros
ein liſtiges ũ. fröliches Thier auch über die maſſen ſorgfältig vor ſeine Junge.
Endlich iſt anzumercken, daß gegenwärtige Naſe Horn oder Rhinoceros zu
ſeiner täglichẽ Unterhalt 60. Pfund Heu ũ. 20. Pf. Brod frißt, auch 14. Aymer Waſſer ſäufft.

So wunderbahr iſt Gott in ſeinen Creaturen,
Man findet überall der Allmacht weiſe Spuhren.
Von ſo viel Tauſenden iſt keins ſo groß und klein,
Wo deſſen Herrlichkeit nicht wird zu ſehen ſeyn.
Betrachte dieſes Thier, ſo du hier vor dir ſieheſt,
Und mach den Schluß, ob du mit Recht dich nicht bemüheſt,
Jm Buche der Natur nach Gottes Wunder-Macht
Zu forſchen emſiglich ſowohl bey Tag als Nacht.
Das Auge wundert ſich, der Mund muß frey bekeñen:
Gott iſt wie Allmachts-voll ſo wunderſam zu neñen.
Und dieſes treibet uns zu deſſen Lobe an,
Der wohl niemahlen gnug geprieſen werden kan,
Beſonders wann man auch noch dieſes hinzuſetzet:
Gott hats gemacht, daß ſich der Menſch darob ergötzet.
[Ende Spaltensatz]

Augſpurg, zu finden bey Elias Buck a. H. Kupferſtecher, wohnhafft auf dem Unter-Graben.

<TEI>
  <text>
    <pb facs="#f0001"/>
    <body>
      <div>
        <figure/><lb/>
        <head>                     Eigentliche und <hi rendition="#aq">accurate</hi> Vor&#x017F;tellung<lb/>
Des den <hi rendition="#aq">30. Octobr. A<hi rendition="#sup">o</hi>. 1746.</hi> in der Kay&#x017F;erl. <hi rendition="#aq">Re&#x017F;idenz</hi> Stadt Wien um 11. Uhr vormitags auf ei-<lb/>
nem mit 8 Pferden be&#x017F;panten Wagen, unter begleitung <hi rendition="#aq">8. Cura&#x017F;siers</hi>, wie auch zu München <hi rendition="#aq">A<hi rendition="#sup">o</hi>. 1747.</hi> den ii. <hi rendition="#aq">Febr.</hi><lb/>
um 1. Uhr auf einem mit 9 Pferden be&#x017F;panten Wagen, neu angekom&#x0303;enen <hi rendition="#aq">A&#x017F;iati</hi>&#x017F;chen Wunder-Thiers <hi rendition="#aq">Rhinoceros</hi><lb/>
oder Na&#x017F;en-Horn genan&#x0303;t, &#x017F;o in der Provinz <hi rendition="#aq">A&#x017F;em</hi>, unter dem Gebiet des Groß-Moguls gelegen gefangen worden.</head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <cb type="start"/>
        <p><hi rendition="#in">D</hi>ie&#x017F;es <hi rendition="#aq">Rhinoceros</hi> Na&#x017F;en-Horn, oder wie es auch &#x017F;on&#x017F;ten genennet<lb/>
wird, Elephanten-Mei&#x017F;ter, verdienet von Jederman ge&#x017F;ehen oder betrachtet zu<lb/>
werden, weilen es wohl das er&#x017F;te von die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Sorte</hi> i&#x017F;t &#x017F;o jemahlen, will<lb/>
nicht &#x017F;agen in Teut&#x017F;chland, &#x017F;ondern gar in gantz Europa lebendig ge&#x017F;ehen<lb/>
worden. Gegenwärtiges Wunder-Thier i&#x017F;t in <hi rendition="#aq">A&#x017F;ia</hi> in der Land&#x017F;chafft<lb/><hi rendition="#aq">A&#x017F;em</hi> unter die Herr&#x017F;chafft des Groß-<hi rendition="#aq">Moguls</hi> gehörig, mehr als 4000.<lb/>
Meilen von hier entlegen, mit Stricken gefangen, als zuvor die Mutter<lb/>
von den &#x017F;chwartzen Jndianern, mit Pfeilen todt ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en, und wel-<lb/>
len es damahlen er&#x017F;t einen Monat alt gewe&#x017F;en, gantz zahm gemacht<lb/>
und gewöhnet worden, in denen Zimmern, wo Damen und Herrn ge&#x017F;pei-<lb/>
&#x017F;et, zur <hi rendition="#aq">Curio&#x017F;i</hi>tät um den Ti&#x017F;ch zu laufen. <hi rendition="#aq">Anno 1741</hi> da es drey<lb/>
Jahr alt war, i&#x017F;t es durch den <hi rendition="#aq">Capitain Douvemout</hi> aus <hi rendition="#aq">Bengala</hi><lb/>
nach Holland überbracht worden. Ob es gleich jetzo ohngefähr 8. Jahr<lb/>
alt, und bey 5000 Pfund oder 50. Zentner wieget, &#x017F;o i&#x017F;t es gleich&#x017F;am<lb/>
doch noch ein Kalb, weill es noch viele Jahre wäch&#x017F;et, wie dann die&#x017F;e<lb/>
Art Thiere auf hundert Jahre alt werden. Die&#x017F;es <hi rendition="#aq">Rhinoceros</hi> i&#x017F;t<lb/>
dunckel-braun, hat keine Haare, gleich wie der Elephant, doch an den<lb/>
Ohren und am Ende von dem Schwantze &#x017F;ind einige Häärlein; auf<lb/>
der Na&#x017F;e hat es &#x017F;ein Horn, welches krumm wie ein halber Mond, da-<lb/>
mit kan es die Erde viel ge&#x017F;chwinder umgraben, als niemahls ein Baur<lb/>
mit dem Pflug thut, und wird die&#x017F;es Horn in denen Kunst Kam&#x0303;ern zur<lb/><hi rendition="#aq">Rari</hi>tät aufbehalten. Jm lauffen i&#x017F;t die&#x017F;es Thier ungemein &#x017F;chnell, kan im<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;chwim&#x0303;en und tauchen wie eine Endte, welches in betrachtung &#x017F;einer Grö-<lb/>
ße und &#x017F;chwere fa&#x017F;t unglaublich &#x017F;cheinet. Sein Kopf i&#x017F;t nach und nach vorne<lb/>
zu &#x017F;pitzig, die Ohren gleich eines E&#x017F;els, die Augen nach <hi rendition="#aq">Proportion</hi> vo&#x0303; dem<lb/><cb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Thier &#x017F;ehr klein, und kan es nicht anders als über die Seite von &#x017F;ich<lb/>
ab&#x017F;ehen: die Haut i&#x017F;t, als ob &#x017F;ie mit Schilden gedeckt wäre, die&#x017F;elben &#x017F;chlagen<lb/>
wohl eine Hand-breit über einander hin und &#x017F;ind zwey Zoll dicke. Die Fü&#x017F;&#x017F;e<lb/>
&#x017F;ind kurtz und dick, als wie des Elephanth ver&#x017F;ehen mit drey Klaue&#x0303;. Wan&#x0303; es<lb/>
vollkom&#x0303;en ausgewach&#x017F;en, &#x017F;o i&#x017F;t es insgemein &#x017F;o groß, als ein mittelmäßiger<lb/>
Elephant. Wider di&#x017F;en hat der <hi rendition="#aq">Rhinoceros</hi> von Natur eine unauslö&#x017F;chli-<lb/>
che Feind&#x017F;chafft, dahero der&#x017F;elbe, wan&#x0303; er einen Elephanten antrifft, ihme mit &#x017F;ei-<lb/>
nem Horn unten den weichen Bauch aufreißet und al&#x017F;o tödtet. Jn denen Wü&#x017F;-<lb/>
tenenye&#x0303; <hi rendition="#aq">Africæ</hi> und an unter&#x017F;chiedene Orten in <hi rendition="#aq">A&#x017F;ia</hi>, als in <hi rendition="#aq">Bengala</hi>, <hi rendition="#aq">Faca-<lb/>
tru</hi> &#x017F;ind dere&#x0303; am mei&#x017F;ten befindlich. Der Eigen&#x017F;chafft nach i&#x017F;t der <hi rendition="#aq">Rhinoceros</hi><lb/>
ein li&#x017F;tiges u&#x0303;. fröliches Thier auch über die ma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;orgfältig vor &#x017F;eine Junge.<lb/>
Endlich i&#x017F;t anzumercken, daß gegenwärtige Na&#x017F;e Horn oder <hi rendition="#aq">Rhinoceros</hi> zu<lb/>
&#x017F;einer tägliche&#x0303; Unterhalt 60. Pfund Heu u&#x0303;. 20. Pf. Brod frißt, auch 14. Aymer Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;äufft.</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>So wunderbahr i&#x017F;t Gott in &#x017F;einen Creaturen,</l><lb/>
          <l>Man findet überall der Allmacht wei&#x017F;e Spuhren.</l><lb/>
          <l>Von &#x017F;o viel Tau&#x017F;enden i&#x017F;t keins &#x017F;o groß und klein,</l><lb/>
          <l>Wo de&#x017F;&#x017F;en Herrlichkeit nicht wird zu &#x017F;ehen &#x017F;eyn.</l><lb/>
          <l rendition="#et">Betrachte die&#x017F;es Thier, &#x017F;o du hier vor dir &#x017F;iehe&#x017F;t,</l><lb/>
          <l rendition="#et">Und mach den Schluß, ob du mit Recht dich nicht bemühe&#x017F;t,</l><lb/>
          <l>Jm Buche der Natur nach Gottes Wunder-Macht</l><lb/>
          <l>Zu for&#x017F;chen em&#x017F;iglich &#x017F;owohl bey Tag als Nacht.</l><lb/>
          <l rendition="#et">Das Auge wundert &#x017F;ich, der Mund muß frey beken&#x0303;en:</l><lb/>
          <l rendition="#et">Gott i&#x017F;t wie Allmachts-voll &#x017F;o wunder&#x017F;am zu nen&#x0303;en.</l><lb/>
          <l>Und die&#x017F;es treibet uns zu de&#x017F;&#x017F;en Lobe an,</l><lb/>
          <l>Der wohl niemahlen gnug geprie&#x017F;en werden kan,</l><lb/>
          <l rendition="#et">Be&#x017F;onders wann man auch noch die&#x017F;es hinzu&#x017F;etzet:</l><lb/>
          <l rendition="#et">Gott hats gemacht, daß &#x017F;ich der Men&#x017F;ch darob ergötzet.</l>
        </lg><lb/>
        <cb type="end"/>
      </div>
      <div type="imprint">
        <p rendition="#c">Aug&#x017F;purg, zu finden bey Elias Buck <hi rendition="#aq">a. H.</hi> Kupfer&#x017F;techer, wohnhafft auf dem Unter-Graben.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0001] [Abbildung] Eigentliche und accurate Vorſtellung Des den 30. Octobr. Ao. 1746. in der Kayſerl. Reſidenz Stadt Wien um 11. Uhr vormitags auf ei- nem mit 8 Pferden beſpanten Wagen, unter begleitung 8. Curaſsiers, wie auch zu München Ao. 1747. den ii. Febr. um 1. Uhr auf einem mit 9 Pferden beſpanten Wagen, neu angekom̃enen Aſiatiſchen Wunder-Thiers Rhinoceros oder Naſen-Horn genañt, ſo in der Provinz Aſem, unter dem Gebiet des Groß-Moguls gelegen gefangen worden. Dieſes Rhinoceros Naſen-Horn, oder wie es auch ſonſten genennet wird, Elephanten-Meiſter, verdienet von Jederman geſehen oder betrachtet zu werden, weilen es wohl das erſte von dieſer Sorte iſt ſo jemahlen, will nicht ſagen in Teutſchland, ſondern gar in gantz Europa lebendig geſehen worden. Gegenwärtiges Wunder-Thier iſt in Aſia in der Landſchafft Aſem unter die Herrſchafft des Groß-Moguls gehörig, mehr als 4000. Meilen von hier entlegen, mit Stricken gefangen, als zuvor die Mutter von den ſchwartzen Jndianern, mit Pfeilen todt geſchoſſen, und wel- len es damahlen erſt einen Monat alt geweſen, gantz zahm gemacht und gewöhnet worden, in denen Zimmern, wo Damen und Herrn geſpei- ſet, zur Curioſität um den Tiſch zu laufen. Anno 1741 da es drey Jahr alt war, iſt es durch den Capitain Douvemout aus Bengala nach Holland überbracht worden. Ob es gleich jetzo ohngefähr 8. Jahr alt, und bey 5000 Pfund oder 50. Zentner wieget, ſo iſt es gleichſam doch noch ein Kalb, weill es noch viele Jahre wächſet, wie dann dieſe Art Thiere auf hundert Jahre alt werden. Dieſes Rhinoceros iſt dunckel-braun, hat keine Haare, gleich wie der Elephant, doch an den Ohren und am Ende von dem Schwantze ſind einige Häärlein; auf der Naſe hat es ſein Horn, welches krumm wie ein halber Mond, da- mit kan es die Erde viel geſchwinder umgraben, als niemahls ein Baur mit dem Pflug thut, und wird dieſes Horn in denen Kunst Kam̃ern zur Rarität aufbehalten. Jm lauffen iſt dieſes Thier ungemein ſchnell, kan im Waſſer ſchwim̃en und tauchen wie eine Endte, welches in betrachtung ſeiner Grö- ße und ſchwere faſt unglaublich ſcheinet. Sein Kopf iſt nach und nach vorne zu ſpitzig, die Ohren gleich eines Eſels, die Augen nach Proportion võ dem groſſen Thier ſehr klein, und kan es nicht anders als über die Seite von ſich abſehen: die Haut iſt, als ob ſie mit Schilden gedeckt wäre, dieſelben ſchlagen wohl eine Hand-breit über einander hin und ſind zwey Zoll dicke. Die Füſſe ſind kurtz und dick, als wie des Elephanth verſehen mit drey Klauẽ. Wañ es vollkom̃en ausgewachſen, ſo iſt es insgemein ſo groß, als ein mittelmäßiger Elephant. Wider diſen hat der Rhinoceros von Natur eine unauslöſchli- che Feindſchafft, dahero derſelbe, wañ er einen Elephanten antrifft, ihme mit ſei- nem Horn unten den weichen Bauch aufreißet und alſo tödtet. Jn denen Wüſ- tenenyẽ Africæ und an unterſchiedene Orten in Aſia, als in Bengala, Faca- tru ſind derẽ am meiſten befindlich. Der Eigenſchafft nach iſt der Rhinoceros ein liſtiges ũ. fröliches Thier auch über die maſſen ſorgfältig vor ſeine Junge. Endlich iſt anzumercken, daß gegenwärtige Naſe Horn oder Rhinoceros zu ſeiner täglichẽ Unterhalt 60. Pfund Heu ũ. 20. Pf. Brod frißt, auch 14. Aymer Waſſer ſäufft. So wunderbahr iſt Gott in ſeinen Creaturen, Man findet überall der Allmacht weiſe Spuhren. Von ſo viel Tauſenden iſt keins ſo groß und klein, Wo deſſen Herrlichkeit nicht wird zu ſehen ſeyn. Betrachte dieſes Thier, ſo du hier vor dir ſieheſt, Und mach den Schluß, ob du mit Recht dich nicht bemüheſt, Jm Buche der Natur nach Gottes Wunder-Macht Zu forſchen emſiglich ſowohl bey Tag als Nacht. Das Auge wundert ſich, der Mund muß frey bekeñen: Gott iſt wie Allmachts-voll ſo wunderſam zu neñen. Und dieſes treibet uns zu deſſen Lobe an, Der wohl niemahlen gnug geprieſen werden kan, Beſonders wann man auch noch dieſes hinzuſetzet: Gott hats gemacht, daß ſich der Menſch darob ergötzet. Augſpurg, zu finden bey Elias Buck a. H. Kupferſtecher, wohnhafft auf dem Unter-Graben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-02-11T13:10:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-11T13:10:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-11T13:10:31Z)



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_rhinoceros_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_rhinoceros_1747/1
Zitationshilfe: Eigentliche und accurate Vorstellung Des [...] Asiatischen Wunder-Thiers Rhinoceros oder Nasen-Horn genannt. Augsburg, [1747], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_rhinoceros_1747/1>, abgerufen am 23.11.2024.