Reichspost. Nr. 309, Wien, 04.07.1914. Beilage.
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Nachmittags- [Spaltenumbruch] Nachmittagsausgabe. Reichspost Unabhängiges Tagblatt für das christliche Volk Oesterreich-Ungarns. [Spaltenumbruch] Bezugspreise: Nr. 309 Wien, Samstag den 4. Juli 1914 XXI. Jahrgang Erzherzog Franz Ferdinand +. [Spaltenumbruch] Heimfahrt. Fahles Morgengrauen bringt erste, aufzitternde "Ich komme im Sommer wieder!" sagte damals Unten am Strome, bei der schwarzbehängten Fähre Knapp bevor die erste Stunde des jungen Tages Und dann nach Stunden, nach langsamer, Endlich nahen durch die schweren, wie Nebel herab- In diese treue und schöne Heimatserde sind nun [Spaltenumbruch] Die Beisetzung in Artstetten. Der Trauerzug im Gewittersturm. Groß-Pöchlarn, 4. Juli. Nachdem der Waggon mit den Särgen des Herrn Um 1/23 Uhr früh ging ein außerordent- Zwölf Offiziere des Ulanenregiments Erzherzog Dem feierlichen Akte wohnten bei: Obersthofmeister Nach der heiligen Handlung hatte sich der Die letzte Fahrt über die Donau. Um 4 Uhr morgens war der Zug am Donauufer Am jenseitigen Ufer angelangt, setzte der Zug seinen
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Nachmittags- [Spaltenumbruch] Nachmittagsausgabe. Reichspost Unabhängiges Tagblatt für das chriſtliche Volk Oeſterreich-Ungarns. [Spaltenumbruch] Bezugspreiſe: Nr. 309 Wien, Samstag den 4. Juli 1914 XXI. Jahrgang Erzherzog Franz Ferdinand †. [Spaltenumbruch] Heimfahrt. Fahles Morgengrauen bringt erſte, aufzitternde „Ich komme im Sommer wieder!“ ſagte damals Unten am Strome, bei der ſchwarzbehängten Fähre Knapp bevor die erſte Stunde des jungen Tages Und dann nach Stunden, nach langſamer, Endlich nahen durch die ſchweren, wie Nebel herab- In dieſe treue und ſchöne Heimatserde ſind nun [Spaltenumbruch] Die Beiſetzung in Artſtetten. Der Trauerzug im Gewitterſturm. Groß-Pöchlarn, 4. Juli. Nachdem der Waggon mit den Särgen des Herrn Um ½3 Uhr früh ging ein außerordent- Zwölf Offiziere des Ulanenregiments Erzherzog Dem feierlichen Akte wohnten bei: Oberſthofmeiſter Nach der heiligen Handlung hatte ſich der Die letzte Fahrt über die Donau. Um 4 Uhr morgens war der Zug am Donauufer Am jenſeitigen Ufer angelangt, ſetzte der Zug ſeinen <TEI> <text> <pb facs="#f0001" n="1"/> <cb/> <front> <div type="jExpedition" n="1"> <p><hi rendition="#b">Nachmittags-<lb/> ausgabe 4 <hi rendition="#aq">h</hi><lb/> Morgenblatt 8 <hi rendition="#aq">h</hi><lb/> in Wien.<lb/> Redaktion, Verwaltung,<lb/> Druckerei:</hi> Wien, <hi rendition="#aq">VIII.</hi> Strozzi-<lb/> gaſſe 8, <hi rendition="#b">Telephon: 18082, 13870,<lb/> 22641. Poſtſparkaſſenkonto Oeſter-<lb/> reich 80656, Ungarn 8, Vosuien-<lb/> Herzegovina 7744. 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Heim ins Haus des<lb/> Vaters, in dem ihm die glücklichſte Kindheit, ein frohes<lb/> Jünglingsalter beſchieden war. Heim nach Artſtetten,<lb/> dem geliebten, von unzähligen ſchönen Erinnerungen er-<lb/> füllten Waldesboden, an dem des Reiches Erbe mit<lb/> wahrhaft kindlicher Liebe hing, nach dem er, inmitten<lb/> prunkender Feſte wie in ferner Weite, ſtets eine ſtille<lb/> Sehnſucht und ein zehrendes Heimweh trug. Noch vor<lb/> Monden, da gewiß niemand im ganzen Vaterlande an<lb/> einen ſo jähen und entſetzlichen Tod dieſes unermüdlich<lb/> für Oeſterreichs Heerweſen und Staatswohl ſchaffenden<lb/> Habsburger Prinzen gedacht hat, vermochte Artſtetten<lb/> ſeinen ſo viel verehrten und geliebten Schloßherrn zu<lb/> begrüßen.</p><lb/> <p>„Ich komme im Sommer wieder!“ ſagte damals<lb/> der Erzherzog zu ſeinen biederen, ländlichen Getreuen.<lb/> Und nun iſt er wiedergekommen — als ein Toter.<lb/> Mitten in blühendſtem Mannesalter aus einem glück-<lb/> und friedvollen Leben geriſſen, mitten im beſten und<lb/> ſegensvollen Schaffen fiel er unter ruchloſer Mörder-<lb/> hand auf dem Felde heldenhafteſter Ehre. Groß, ſtark<lb/> und treu — ſtarb er am Wege ...</p><lb/> <p>Unten am Strome, bei der ſchwarzbehängten Fähre<lb/> von Klein-Pöchlarn ſteigt von unzähligen brennenden<lb/> Fackeln der wallende Rauch wie von einem einzigen, er-<lb/> greifenden Totenopfer in die morgenblaſſe Luft. Ins kaum<lb/> erwachte Tageslicht dringt neuerdings ein banger,<lb/> ſchwerer Düſterſchein, als klage die Natur ſelbſt ob<lb/> des Fürſten und Helden, der heute ſeine Heimfahrt<lb/> beendet, als wolle ſie Auroras Strahlenmacht mit<lb/> einem mächtigen wolkigen Bahrtuch eines trauernden<lb/> Dunkels bannen. Finſtere Gewitterwolken ſchieben ſich<lb/> dräuend zuſammen, verfinſtern aufs neue das kaum zu<lb/> morgenblaſſer Helle gekommene Firmament. Grell auf-<lb/> leuchtende Blitze tauchen die ganze Uferland-<lb/> ſchaft wie in brandende Lohe, und grollender<lb/> Donner kracht über den Häuptern der vielen, der<lb/> Ankunft des hohen Totenpaares harrenden<lb/> Landleute. Auf Meilen hinaus bilden ſie ein von<lb/> treuer Liebe und Verehrung beredtes Zeugnis gebendes<lb/> Spalier. Stundenweit ſind ſie hergekommen und warten<lb/> nun in ehrfurchtsvollem Schweigen. Niemand ſchläft<lb/> heute in all dieſen umliegenden Landorten, jedes Auge<lb/> iſt offen und voll bitterſter Tränen ...</p><lb/> <p>Knapp bevor die erſte Stunde des jungen Tages<lb/> beendet iſt, langte der Trauerzug in Pöchlarn ein.<lb/> Unter hallendem Glockengeläute werden die beiden Särge<lb/> ſenſeits der Donau auf die dunkel behängten Leichen-<lb/> wagen gehoben und in der Gefolgſchaft von Kreuz-<lb/><cb/> trägern, Veteranen und Feuerwehrmannſchaften ſetzt ſich<lb/> der trauernde Zug in Bewegung. Zieht durch die<lb/> grünen Wälder, in denen nun nach dem vorüber-<lb/> gezogenen Gewitter ein ſolch würziger<lb/> Odem, ein ſo reizvolles, von den erſten Sonnen-<lb/> ſtrahlen verklärtes Waldweben beginnt. Gleich zitterndem<lb/> Gold huſchen die Lichtſtrahlen über die wirrzerfranſten,<lb/> bläulichen Wipfeln der Föhren, melodiſche Vogelſtimmen<lb/> erwachen — der prächtigſte Frühſommertag ſchlägt ſeine<lb/> großen, lachenden Augen auf. 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An der Bahre<lb/> knieen neben dem ſchwer heimgeſuchten neuen Thron-<lb/> folger die dem faſſungsloſeſten Schmerze anheim-<lb/> gefallenen Kinder, über deren jugendliche, gebeugte<lb/> Köpfe das Licht der in den vielarmigen ſil-<lb/> bernen Girandolen hochaufflackernden Kerzen fällt.</p><lb/> <p>Endlich nahen durch die ſchweren, wie Nebel herab-<lb/> wallenden Weihrauchwolken die Soldaten jenes Regi-<lb/> ments, das des Verewigten Namen trug und das er ſo<lb/> ſehr liebte. In der ſchmucken Ulanka ſtehen ſie jetzt in<lb/> Reih und Glied neben den Särgen. Beim Ertönen eines<lb/> vielſtimmigen und ergreifend ſeierlichen Miſereres<lb/> heben ſie nun den Sarg des Thronfolgers und tragen<lb/> denſelben hinaus auf das Kirchenplateau. Von dort geht<lb/> ihr leidvoller Weg durch das mit dem erzherzoglichen<lb/> Wappen geſchmückte Sandſteinportal der Gruft zu. Auf<lb/> den Schultern alter, weinender Hauslakeien folgt der<lb/> Sarg der Herzogin jenem ihres Gemahls. In der ſtillen<lb/> Säulenhalle des Mauſoleums findet nun der letzte Ab-<lb/> ſchied ſtatt. Kranz auf Kranz häuft ſich zu Füßen der<lb/> Toten und wehmutsvolle Klage kann lange kein Ende<lb/> finden. Gebrochen und wankenden Schrittes verlaſſen<lb/> endlich die ſchmerzzerwühlten hohen Hinterbliebenen die<lb/> Grabkapelle und ſchwer ſchließt ſich die Grufttüre hinter<lb/> dem Letzten. Draußen iſt lachender Tag, Falter wiegen<lb/> ſich in heiterer, blauender Sommerluft, unzählige Vög-<lb/> lein wetteifern im trillernden Lobgeſang, allüberall iſt<lb/> Blühen und Luſt und Leben, als würde es nie ein<lb/> Daſeinsende, keine Vernichtung geben.</p><lb/> <p>In dieſe treue und ſchöne Heimatserde ſind nun<lb/> Franz Ferdinand von Oeſterreich-Eſte und Sofie von<lb/> Hohenberg zur ewigen Ruhe gebettet. 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Nachmittags-
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Nr. 309 Wien, Samstag den 4. Juli 1914 XXI. Jahrgang
Erzherzog Franz Ferdinand †.
Heimfahrt.
Fahles Morgengrauen bringt erſte, aufzitternde
Helle über die weiten Donauauen vor Pöchlarn. Von
den hohen ſtromumkränzenden Waldbergen ſteigen graue,
ſchwere Nebelſchwaden, löſen ſich in wirr zerriſſene,
wolkige Schleier, die über den müde ſtromabwärts-
gleitenden Waſſern der Donau wallen. Im
Herzen der heimiſchen Oſtmark, hier am ſagen-
umwobenen Nibelungenſtrome, auf dem ſchon in
altersgrauen Tagen jene vom ruhmreichen Le-
gendenkranz verklärten, heldenhaften Recken „gen
Heuneland“ zogen, trat der unvergeßliche tote Thron-
folger ſeine allerletzte Fahrt an. Heim ins Haus des
Vaters, in dem ihm die glücklichſte Kindheit, ein frohes
Jünglingsalter beſchieden war. Heim nach Artſtetten,
dem geliebten, von unzähligen ſchönen Erinnerungen er-
füllten Waldesboden, an dem des Reiches Erbe mit
wahrhaft kindlicher Liebe hing, nach dem er, inmitten
prunkender Feſte wie in ferner Weite, ſtets eine ſtille
Sehnſucht und ein zehrendes Heimweh trug. Noch vor
Monden, da gewiß niemand im ganzen Vaterlande an
einen ſo jähen und entſetzlichen Tod dieſes unermüdlich
für Oeſterreichs Heerweſen und Staatswohl ſchaffenden
Habsburger Prinzen gedacht hat, vermochte Artſtetten
ſeinen ſo viel verehrten und geliebten Schloßherrn zu
begrüßen.
„Ich komme im Sommer wieder!“ ſagte damals
der Erzherzog zu ſeinen biederen, ländlichen Getreuen.
Und nun iſt er wiedergekommen — als ein Toter.
Mitten in blühendſtem Mannesalter aus einem glück-
und friedvollen Leben geriſſen, mitten im beſten und
ſegensvollen Schaffen fiel er unter ruchloſer Mörder-
hand auf dem Felde heldenhafteſter Ehre. Groß, ſtark
und treu — ſtarb er am Wege ...
Unten am Strome, bei der ſchwarzbehängten Fähre
von Klein-Pöchlarn ſteigt von unzähligen brennenden
Fackeln der wallende Rauch wie von einem einzigen, er-
greifenden Totenopfer in die morgenblaſſe Luft. Ins kaum
erwachte Tageslicht dringt neuerdings ein banger,
ſchwerer Düſterſchein, als klage die Natur ſelbſt ob
des Fürſten und Helden, der heute ſeine Heimfahrt
beendet, als wolle ſie Auroras Strahlenmacht mit
einem mächtigen wolkigen Bahrtuch eines trauernden
Dunkels bannen. Finſtere Gewitterwolken ſchieben ſich
dräuend zuſammen, verfinſtern aufs neue das kaum zu
morgenblaſſer Helle gekommene Firmament. Grell auf-
leuchtende Blitze tauchen die ganze Uferland-
ſchaft wie in brandende Lohe, und grollender
Donner kracht über den Häuptern der vielen, der
Ankunft des hohen Totenpaares harrenden
Landleute. Auf Meilen hinaus bilden ſie ein von
treuer Liebe und Verehrung beredtes Zeugnis gebendes
Spalier. Stundenweit ſind ſie hergekommen und warten
nun in ehrfurchtsvollem Schweigen. Niemand ſchläft
heute in all dieſen umliegenden Landorten, jedes Auge
iſt offen und voll bitterſter Tränen ...
Knapp bevor die erſte Stunde des jungen Tages
beendet iſt, langte der Trauerzug in Pöchlarn ein.
Unter hallendem Glockengeläute werden die beiden Särge
ſenſeits der Donau auf die dunkel behängten Leichen-
wagen gehoben und in der Gefolgſchaft von Kreuz-
trägern, Veteranen und Feuerwehrmannſchaften ſetzt ſich
der trauernde Zug in Bewegung. Zieht durch die
grünen Wälder, in denen nun nach dem vorüber-
gezogenen Gewitter ein ſolch würziger
Odem, ein ſo reizvolles, von den erſten Sonnen-
ſtrahlen verklärtes Waldweben beginnt. Gleich zitterndem
Gold huſchen die Lichtſtrahlen über die wirrzerfranſten,
bläulichen Wipfeln der Föhren, melodiſche Vogelſtimmen
erwachen — der prächtigſte Frühſommertag ſchlägt ſeine
großen, lachenden Augen auf. Doch welch entſetzlicher,
überwältigender Gegenſatz! Mitten in all dieſer won-
nigen Pracht und Herrlichkeit der Zug der Toten ...
Und dann nach Stunden, nach langſamer,
mühſeliger, von Klagen, Leid und Tränen genug-
ſam begleiteter Fahrt ſind Franz Ferdinand von
Oeſterreich-Eſte und ſeine Gemahlin im Hauſe
des Vaters angelangt. Das von den fünf weit ins
Land hinausleuchtenden Kuppeln umtürmte Dach des
Schloßes Artſtetten wölbt ſich wieder über ihnen, ſie ſind
beide nun wieder — daheim. In der lieblichen, idylliſch
gelegenen Schloßkirche ruhen ſie nun, umwallt von
dem betäubenden Dufte zahlreicher Blumengewinde.
Lautes Beten, qualvolles Schluchzen durchdringt wie
ein Ton der Klage das Gotteshaus. An der Bahre
knieen neben dem ſchwer heimgeſuchten neuen Thron-
folger die dem faſſungsloſeſten Schmerze anheim-
gefallenen Kinder, über deren jugendliche, gebeugte
Köpfe das Licht der in den vielarmigen ſil-
bernen Girandolen hochaufflackernden Kerzen fällt.
Endlich nahen durch die ſchweren, wie Nebel herab-
wallenden Weihrauchwolken die Soldaten jenes Regi-
ments, das des Verewigten Namen trug und das er ſo
ſehr liebte. In der ſchmucken Ulanka ſtehen ſie jetzt in
Reih und Glied neben den Särgen. Beim Ertönen eines
vielſtimmigen und ergreifend ſeierlichen Miſereres
heben ſie nun den Sarg des Thronfolgers und tragen
denſelben hinaus auf das Kirchenplateau. Von dort geht
ihr leidvoller Weg durch das mit dem erzherzoglichen
Wappen geſchmückte Sandſteinportal der Gruft zu. Auf
den Schultern alter, weinender Hauslakeien folgt der
Sarg der Herzogin jenem ihres Gemahls. In der ſtillen
Säulenhalle des Mauſoleums findet nun der letzte Ab-
ſchied ſtatt. Kranz auf Kranz häuft ſich zu Füßen der
Toten und wehmutsvolle Klage kann lange kein Ende
finden. Gebrochen und wankenden Schrittes verlaſſen
endlich die ſchmerzzerwühlten hohen Hinterbliebenen die
Grabkapelle und ſchwer ſchließt ſich die Grufttüre hinter
dem Letzten. Draußen iſt lachender Tag, Falter wiegen
ſich in heiterer, blauender Sommerluft, unzählige Vög-
lein wetteifern im trillernden Lobgeſang, allüberall iſt
Blühen und Luſt und Leben, als würde es nie ein
Daſeinsende, keine Vernichtung geben.
In dieſe treue und ſchöne Heimatserde ſind nun
Franz Ferdinand von Oeſterreich-Eſte und Sofie von
Hohenberg zur ewigen Ruhe gebettet. Möge ihnen, was
all die Völker unſerer weiten Monarchie in dieſer
ſchweren Schickſalsſtunde in heißem und aufrichtigem
Gebet erflehen, die vaterländiſche Erde, auf der ſie in ſo
ſegensreichem, unermüdlichem und liebevollem Wirken
allzeit gewandelt, leicht werden!
Die Beiſetzung in Artſtetten.
Der Trauerzug im Gewitterſturm.
Groß-Pöchlarn, 4. Juli.
Nachdem der Waggon mit den Särgen des Herrn
Erzherzog-Thronfolgers Franz Ferdinand und deſſen
Gemahlin auf ein Nebengeleiſe geſchoben worden war,
wurden den übrigen Waggons die zahlloſen Kranz-
ſpenden entnommen und auf Wagen verladen.
Um ½3 Uhr früh ging ein außerordent-
lich ſtarkes Gewitter über Groß-Pöch-
larn nieder; im ſtrömenden Regen wurden die
beiden Särge von Hausoffizieren der Wiener ſtädtiſchen
Leichenbeſtattung gehoben und über den Bahnſteig an
einem dichten Spalier fackeltragender Veteranen und
Feuerwehrleute aus der ganzen Umgebung vorbei in den
herrlich geſchmückten Warteſaal getragen, wo ſie auf
Bahren niedergelaſſen wurden.
Zwölf Offiziere des Ulanenregiments Erzherzog
Franz Ferdinand von Oeſterreich-Eſte Nr. 7 hielten mit
gezogenem Säbel die Ehrenwache. Der Stadtpfarrer
von Groß-Pöchlarn Reichsratsabgeordneter Bauchinger
nahm unter Aſſiſtenz der Ortsgeiſtlichkeit die Ein-
ſegnung der Leichen vor.
Dem feierlichen Akte wohnten bei: Oberſthofmeiſter
Freiherr v. Rumerskirch, Flügeladjutant Oberſt
Dr. Bardolff, die Dienſtkämmerer Rittmeiſter Graf van
der Straaten und Dr. Freiherr v. Morſey, Sekretär
Nikitſch, das erzherzogliche Kammerperſonal, der Bezirks-
hauptmann von Melk Statthaltereirat Graf Mac Caffry,
der Bezirkshauptmann von Beneſchau Dr. Hejda, der
Stationsvorſtand von Pöchlarn Hatter, der Stations-
vorſtand von Beneſchau Renelt, Landesgendarmerie-
kommandant Oberſt Gautſch v. Frankenthurn, Oberſt-
leutnant Nickel v. Ragenfeld des in Beneſchau
garniſonierenden Infanterieregimentes Nr. 102, Major
Stransky des Landwehrinfanterieregimentes Nr. 28, der
Poſtamtsdirektor von Beneſchau Friedrich, der Domänen-
direktor von Konopiſcht Schneiberg, der Konopiſchter
Schloßverwalter Lehrer, der Leibarzt der verſtorbenen
Herzogin Primarius Dr. Teuner, ferner der Bürger-
meiſter von Größ-Pöchlarn Wrann mit den Gemeinde-
räten.
Nach der heiligen Handlung hatte ſich der
Gewitterſturm noch nicht gelegt. Da
auch der Regen an Heftigkeit nicht nachgelaſſen hatte,
wurden die Särge nicht ſofort in die Fourgons gehoben.
Erſt um ½4 Uhr morgens, als das Gewitter einiger-
maßen nachgelaſſen hatte, hoben Hausoffiziere der
Leichenbeſtattung die Särge in die vor dem Bahnhof
ſtehenden mit vier Rappen beſpannten Glas-Galaleichen-
wagen. Geführt von Vorreitern mit Laternen ſetzte ſich
der Trauerzug, dem in Automobilen die Suite und die
übrigen Trauergäſte folgten, durch die Straßen von
Groß-Pöchlarn zum Donauufer in Bewegung. Veteranen
und Feuerwehrleute ſowie ein trotz der ungewöhnlichen
Stunde ſehr zahlreich angeſammeltes Publikum entboten
in ſtummer Ergriffenheit den Verewigten die letzten, ehr-
erbietigen Grüße.
Die letzte Fahrt über die Donau.
Um 4 Uhr morgens war der Zug am Donauufer
angelangt. Der Regen hatte aufgehört. Ein trüber
Morgen war angebrochen. Im Dämmerlicht verblaßten
die Oriflammen, die an den Brückenköpfen der Anlege-
plätze hüben und drüben loderten. Die Fourgons wurden
auf die Rollfähre geſchoben, die, vom Beſitzer
Freih. v. Tinti geführt, langſam den Donauſtrom
überſetzte. Es war ein ſchaurig ſchöner Anblick,
als das Trauerſchiff die irdiſchen Hüllen des Erzherzog-
Thronfolgers und deſſen Gemahlin hinüberführte zur
letzten Ruheſtätte.
Am jenſeitigen Ufer angelangt, ſetzte der Zug ſeinen
Weg nach dem Schloſſe fort. Eine 3½ Kilometer lange
ziemlich ſteil anſteigende Straße führt vom Ufer zum
Schloß hinan. Veteranen und Feuerwehrleute bildeten
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