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Reichspost. Nr. 168, Wien, 26.07.1900.

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168 Wien, Donnerstag Reichspost 26. Juli 1900

[Spaltenumbruch] Beisitzer, Ersatzmänner und Berufungsgerichtsbeisitzer
aus dem Wahlkörper der Unternehmer III und
V. Gruppe statt.

Die III. Gruppe wählt am 30 d. in der Volks-
halle des neuen Wiener Rathhauses in der Zeit von
8 Uhr Vormittags bis 2 Uhr Nachmittags. Even-
tuelle engere Wahl am 2. August d. J. Zur Gruppe III
gehören folgende Genossenschaften: Anstreicher, Bild-
hauer, Blas- und Streichinstrumenten-Erzeuger, Buch-
binder, Buchdrucker, Bürsten- und Pinsel-Erzeuger,
Drechsler, Faßbinder, Graveure, Industriemaler,
Kamm- und Fächermacher, Clavier- und Orgelbauer,
Korbflechter, Schilder- und Schriftenmaler, Stein- und
Kupferdrucker, Tapezierer, Tischler, Zahntechniker und
Zimmer- und Decorationsmaler. Von den Mitgliedern
dieser Genossenschaften haben circa 1600 ihr Wahlrecht
reclamirt und sind demnach wohlberechtigt. Wir
empfehlen in dieser Gruppe nachstehende Candidaten:

Als Beisitzer die Herren: Dominik Alten-
burger, Buchbinder, 6. Bez., Aegydigasse 3; Carl
Dörr, Clavierfabrikant, 6. Bez., Hofmühlgasse 3;
Friedrich Ehrbar jun, k. u. k. Hof-Clavierfabrikant,
4. Bez., Mühlgasse 6; Franz Exler, Tischlermeister,
5. Bez., Brandmayrgasse 4; Wenzel Foltyn, Korb-
flechter, 5. Bez., Rüdigergasse 17; Johann Jedlicka,
Tischlermeister, 18. Bez., Lacknergasse 96; Adolf
Kaiser, Buchdrucker. 6. Bez., Bürgerspitalgasse 28;
Rudolf Kaiser. Lithograph, 6. Bez., Bürgerspitalgasse
Nr. 28; Adolf Krenn, Blas- und Streichinstrumenten-
Erzeuger. 5. Bez., Fockygasse 13; Richard Ludwig,
k. u. k, Hof-Möbelfabrikant, 6. Bez., Hofmühlgasse 4;
Carl Mimra, Tischlermeister, 4. Bez., Rittergasse 3;
Carl Rykl, Bildhauer, 17. Bez., Hernalser Gürtel 33;
Franz X. Schenzl, k. u. k. Hof-Tapezierer, 9. Bez.,
Nußdorferstraße 64; Ferdinand Scheringer, Drechsler-
meister, 7. Bez., Burggasse 39; Philipp Wlach,
Fächermacher, 4. Bez., Waaggasse 14.

Als Ersatzmänner die Herren: Josef
Araham, Fächermacher, 15. Bez., Herklotzgasse 33;
Johann Bühler, Bürstenerzeuger, 20. Bez., Jäger-
straße 2; Franz Enter, Faßbinder, 6. Bez., Mollard-
gasse 49; Josef Haidinger. Buchbinder, 7. Bez., West-
bahnstraße 9; Adolf Hübner, Drechslermeister, 8. Be.,
Lerchenfelderstraße 156; Johann Huß, Faßbinder,
11. Bez., Drischützgasse 4; Eduard Sittner, Faßbinder,
8. Bez., Josefstädterstraße 39; Thomas Slanetz, Bild-
hauer, 4. Bez., Weyringergasse 24.

Als Berufungsgerichts beisitzer
die Herren: Adolf Legerer, Tischlermeister, 5. Bez.,
Grüngasse 27; Hermann Scheibe, k. u. k. Hof-Buch-
binder, 3. Bez., Marxergasse 26; Johann Scheiber,
Tischlermeister, 5. Bez., Griesgasse 30.

Die Wahl in der V. Gruppe findet am
6. August d. J. in der Volkshalle des neuen Rath-
hauses in der Zeit von 8 Uhr Vormittags bis 2 Uhr
Nachmittags statt. Die eventuelle engere Wahl ist am
10. August d. J. Zur Gruppe V gehören die Ge-
nossenschaften der Bäcker, Einspänner, Erzeuger von
Spiritus, Branntwein etc., Fiaker, Donaufischer, Fleisch-
hauer, Fleischselcher, Friseure, Gastwirthe, Großfuhr-
werksbesitzer, Hoteliers, Kaffeesieder, Kaffeesurogat-
erzeuger, Kleinfuhrwerksbesitzer, Land- und Stadt-
Lohnfuhrwerker, Leichenbestattungsunternehmer, Milch-
meier, Pferdefleischhauer, Sodawassererzeuger, Stell-
[f]uhrinhaber, Schiffmüller, Wildprethändler, Zier-
g[ä]rtner, Zimmerputzer und Zuckerbäcker. Wahl-
be[re]chtigt sind in dieser Gruppe circa 3200 Genossen-
schaftsmitglieder. Wir empfehlen zur Wahl folgende
Candidaten:

Als Beisitzer die Herren: Josef Burg-
haber, Branntweinschänker, 12. Bez., Schönbrunner-
straße 169; Friedr. Dechant, Wildprethändler, 18. Bez.,
Kutschkergasse 25; Ferdinand Hafner, Kleinfuhrmann,
10. Bez., Muhrengasse 30; Alfred Leimer, Director
[Spaltenumbruch] der Walzmühle Vonwiller u. Co., 20. Bez., Handels-
quai 3; Johann Merkl, Großfuhrmann, 14. Bez.,
Neubergerstraße 6; Arthur Mück, Kaffeesurogaterzeuger,
9. Bez., Pramergasse 9; Julian Nunner, Fleischhauer,
2. Bez., Obere Augartenstraße 50; Theodor Petz,
Sodawassererzeuger, 5. Bez., Luftgasse 8; Leopold
Pollak, Einspänner, 12. Bez., Krichbaumgasse 7;
Andreas Rohrer, Gastwirth, 16. Bez., Ottakringer-
straße 55; Carl Rosam, Fleischselcher, 14. Bez., Kürn-
burgergasse 3; Johann Sauer, Gastwirth, 1. Bez.,
Michaelerplatz 6; Carl Schneeweis, Fleischhauer,
3. Bez., Erdbergerstraße 14; Franz Swoboda, Fleisch-
selcher, 17. Bez., Hormayrgasse 37; Edmund Zezulka,
Conditor, Neulerchenfelderstr. 12.

Als Ersatzmänner die Herren: Alois
Bock, Großfuhrmann, 10. Bez., Dampfgasse 5; Anton
Dangl, Fleischhauer, 4. Bez., Alleegasse 18; Franz
Deutsch, Fleischhauer, 5. Bez., Schönbrunnerstr. 109;
Carl Hannakam, Gastwirth, 18. Bez., Schoppenhauer-
straße 40; Franz Lager, Kleinfuhrmann, 10. Bez.
Himbergerstraße 92; Ignaz Peiger, Friseur, 14. Bez.,
Sechshauserstraße 13; Josef Rappel, Gastwirth,
10. Bez., Himbergerstraße 45; Franz Rosenberger,
Conditor, 10. Bez., Himbergerstraße 26.

Als Berufungsgerichtsbeisitzer
die Herren: Konrad Horacek, Friseur, 7. Bez.,
Lerchenfelderstraße 15; Carl Isnenghi, Großfuhrmann,
12. Bez., Breitenfurterstraße 10; Rudolf Vieröckl,
Fleischselcher, 8. Bez., Josefstädterstraße 43.

Indem wir um zahlreiche Betheiligung an der
Wahl bitten, zeichnen wir mit collegialer Hochachtung
für den II. Verband von Gewerbe Genossenschaften des
n.-ö. Handelskammerbezirkes: Johann Jedlicka,
Obmann; Ernst Schneider, Schriftführer.

Fahnenweihfest einer Genossenschaft.

Die
Genossenschaft der Kleinhändler mit Brennmaterialien
hält am Sonntag den 26. August in Weigl's Dreher-
Park das Fahnenweihfest ab. Programm: Um 1 Uhr
Nachmittags Zusammenkunft in Weigl's Dreher-Park,
12. Bez., Schönbrunnerstraße, sodann Abmarsch in die
Meidlinger Pfarrkirche, woselbst die feierliche Weihe
der Fahne stattfindet. Hierauf Rückmarsch in Weigl's
Dreher-Park und Beginn des Festes.




Zu den Gewerbegerichtswahlen.

In Klein's Saal in Hernals fand gestern unter
lebhafter Betheiligung seitens der Gehilfen der Fleisch-
selcher, Fleischhauer, Zuckerbäcker und Omnibus-
bediensteten eine Versammlung behufs Stellungnahme
zu den Gewerbegerichtswahlen statt. Fleischselcher-
gehilfe Bogner eröffnete die Versammlung und be-
tonte die Wichtigkeit der Gewerbegerichtswahlen. In
den Gewerbegerichten sitzen heute lauter Socialdemo-
kraten, zu denen die christlich-socialen Gehilfen kein
Vertrauen haben. Es ist die höchste Zeit, daß diese
Leute aus den Gewerbegerichten entfernt werden, wenn
nicht die Institution selbst illusorisch gemacht werden
soll. (Lebhafter Beifall.) Selchergehilfe Knauer
bat, nur Männer in das Gewerbegericht zu wählen,
die die vitalsten Interessen des Standes würdig ver-
treten werden.

Fleischhauergehilfe Eichinger betonte die
große Bedeutung der Gewerbegerichtswahlen. Die
Gewerbegerichte sind an Stelle der Schiedsgerichte der
einzelnen Berufsclassen getreten und ist diese Institution
entschieden als ein Fortschritt zu betrachten. Heute
sitzt nicht nur der Meister oder Unternehmer dort,
sondern auch die Gehilfen und Berufsrichter. In den
Gewerben, wie Fleischselcher, Fleischhauer, Bäcker,
Zuckerbäcker etc., wo die Arbeitszeit nach der Willkür
des Meisters ausgedehnt werden kann, kommt es vor,
daß Differenzen entstehen, und es ist daher sehr
wichtig, daß die Angehörigen dieser Gewerbe ihre
Stimme erheben, um Leute hineinzuwählen, die recht
[Spaltenumbruch] und gerecht urtheilen. Es kreuzen sich hier zwei
Parteien. Wir, so sagte der Redner, stehen auf dem
christlich-socialen und antisemitischen Standpunkt, und
von diesem aus wollen wir in die Wahlen eingreifen.
Den Socialdemokraten können wir uns nicht an-
schließen, weil wir nicht begreifen können, wie es sich
zusammenreimt Jude und Arbeiter zn sein. Wir
können auch aus dem Grunde mit den Socialdemo-
kraten nicht gehen, weil wir uns mit unseren Meistern
nicht in schroffen Gegensatz stellen wollen. Der Redner
bat zum Schlusse nochmals bei den Gewerbegerichts-
wahlen nur Christlich-Sociale zu wählen.

Nachdem noch Herr Appel aus Klosterneuburg
die Grüße der dortigen Gehilfen überbrachte, erfolgte
der Schluß der Versammlung.




Arbeiterversammlung in Margarethen.

Gestern fand in Schromm's Gasthaus in der
Schönbrunnerstraße eine äußerst zahlreich besuchte Ver-
sammlung statt. Derselben wohnte u. a. Gemeinderath
Schwarz bei. Nach der Eröffnung durch den Ob-
mannstellvertreter des Christlich-socialen Arbeitervereines
Richter, besprach Gemeinderath Schwarz interne
Vereinsangelegenheiten und forderte insbesondere zu
lebhaftem Besuch des Festes des Vereines am 5. August
auf. Hierauf erstattete das Mitglied der Parteiveriretung
Spalowsky ein eingehendes Referat. Im ersten
Theile desselben schilderte der Redner die politische
Lage und die traurigen parlamentarischen Verhältnisse.
Im zweiten wirthschaftlichen Theile seiner Ausführungen
besprach er eingehend das Wesen und den Zweck, sowie
die Zusammensetzung des Arbeitsbeirathes des Handels-
ministeriums. In diesem sind auch die Socialdemokraten
Smitka, Widholz und Hueber als Vertreter dieser
Partei entsendet worden, und man sollte glauben, daß
diese privilegirten Arbeiterführer nun auch immer die
Interessen der Arbeiterschaft wahren. In einer der letzten
Sitzungen hat sich nun gezeigt, daß die Herren um
eines politischen Vortheiles willen und weil es gegen
das Kleingewerbe ging, bereit sind, die Arbeiterschaft zu
hintergehen. In der Lehrlingsfrage sind immer beide
Parteien dahin einig gewesen, daß die Lehrlingszüchterei
bekämpft werden müsse. Nun hat es sich darum ge-
handelt, ob in den Eisenbahnwerkstätten Lehrlinge ge-
halten werden dürfen oder nicht. In diesen Werkstätten
kann kein Lehrling etwas vernünftiges lernen, weil er
kein Gewerbe ganz erlernt. Dagegen ist nur der
Handelskammerrath Adler aufgetreten und die
Herren Smitka, Widholz, Hueber und Consorten haben
es zugelassen. Redner bat zum Schlusse seiner Aus-
führungen um lebhafte Unterstützung der Organisationen
sowie der christlichen Presse.

Nachdem sodann die Herren König und Gräf
einige Worte an die Versammlung gerichtet hatten,
wurde über Antrag des Herrn Kadraba an den
Reichsrathsabgeordneten Schneider anläßlich seiner
silbernen Hochzeit ein Beglückwünschungstelegramm ab-
gesendet und sodann die Versammlung geschlossen.




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[Spaltenumbruch]
Der Mutter Wille.

36 (Nachdruck verboten.)

Reichardt blieb über eine Stunde im Magazin,
mit hinreißendem Feuer die Melodieen Mozart's,
Beethoven's und Haydn's vortragend, ohne einen
anderen Zuhörer zu haben, als den Bruder derjenigen,
welcher alle diese tiefgefühlten Weisen galten.

"Schwester!" flüsterte endlich der Bruder in ihr
Zimmer herein, als es drinnen im Saal stille wurde,
"Herr Reichardt bittet um die Erlaubniß, Dir gute
Nacht sagen zu dürfen!"

"Ich lass' ihm eine solche wünschen," lautete die
kühle Antwort, und mit einem leise vor sich hinge-
murmelten: "O, Frauenherz, wie tief sind Deine
Falten!", wandte sich Franz dem Freunde zu und
richtete stirnrunzelnd den empfangenen Auftrag aus.

Es war sonach kein Wunder, daß der junge
Musiker heute den Heimweg mit Gefühlen antrat, die
von denen des gestrigen Abends sehr verschieden waren.
Ob er dessen ungeachtet eine Ahnung hatte, daß seine
Actien nicht ganz so schlecht standen, wie es heute ge-
schienen, bleibt fraglich. Jedenfalls hatte er beschlossen,
sich von dem, was er zu hoffen oder zu fürchten hatte,
gründlich zu überzeugen, denn er begab sich am
folgenden Abend, nachdem er eine sorgfältigere Toilette
als sonst gemacht, von Neuem in die Wohnung des
jungen Kraft

Diesmal schien das Glück ihm günstiger zu sein.
Die junge, schöne, von ihm so hochverehrte Frau war
im Magazin beschäftigt, mit einem seidenen Läppchen
[Spaltenumbruch] den feinen Staub von der sauberen Politur der ver-
schiedenen Holzflächen zu wischen, ein Amt, das der
Bruder keinen anderen Händen anvertraute. Sie war
im Hausanzuge. Die weiße Schürze, das Häubchen
mit den rosafarbenen Bändern verliehen ihr ein
schmuckes Aussehen. Sie war in ihre Beschäftigung
so vertieft, daß sie die Eintretenden gar nicht ge-
wahrte, und erst aufsah, als die bekannte Stimme des
Künstlers ihr Ohr berührte, der ihr mit liebens-
würdiger Freundlichkeit einen guten Abend bot, während
Franz ihr lächelnd zunickte.

"Ach, Sie sind es, Herr Reichardt?" fragte sie,
ohne irgend eine Spur von Ueberraschung zu zeigen
und streckte ihm die zarte Hand entgegen; "wir hatten
Sie heute nicht mehr erwartet -- es ist Samstag und
noch dazu nicht einmal gutes Wetter!"

"Und doch sehen Sie mich hier," erwiderte
Reichardt, nicht ohne einige Verwirrung, "ich fühle mich
daheim gedruckt, und da machte ich mich auf den Weg
zu Ihnen. Ich hoffe, Sie werden mir darob nicht
böse sein?"

"Nicht im Geringsten, Herr Reichardt? In
solcher Gemüthsverfassung, wie Sie sie schildern, ist
die Musik das geeignetste Mittel, um sich selbst wieder
zu finden!"

"Und doch war es heut' weniger ein künstlerischer
Drang, der mich herführte, als vielmehr der
Wunsch, in diesem traulichen Kreise einen gemüth-
lichen Abend zu verleben."

"Das freut uns, Herr Reichardt!" versetzte
Franz. "Heute bleiben Sie zum Thee bei uns!" Der
Musiker verbeugte sich, während Bertha in ihrer
[Spaltenumbruch] Beschäftigung fortfuhr. In diesem Augenblicke wurde
Franz von einem Lehrjungen abgerufen.

"Ich hätte Ihnen wohl noch etwas zu sagen,"
begann der Künstler gegen Bertha, die Gelegenheit,
sich ungestört aussprechen zu können, rasch ergreifend.

"Sie haben mir etwas zu sagen?" fragte Bertha,
in ihrer Beschäftigung innehaltend und den Blick auf
den Sprecher richtend; "bitte, sprechen Sie, wie's
Ihnen um's Herz ist!"

"Wie mir's um's Herz ist? Wohlan! da ist mit
wenig Worten viel gesagt. Es ist nämlich -- es
handelt sich darum --" Er hielt stockend inne.

"Um was handelt es sich?" forschte Bertha mit
einem Lächeln des Muthwillens. Der Schalk saß ihr
bereits im Nacken und trieb sie an, dem Virtuosen die
Situation so viel als möglich zu erschweren.

"Madame! als ich Sie zum ersten Male sah --"

"Ja, da dachten wir wohl Beide nicht daran, daß
Sie mir einmal etwas vorspielen würden!" unterbrach
ihn Bertha.

"Ach, und ich thue das so gern!" seufzte er.

"Sie sind sehr gütig, Herr Reichhardt! Mein
Bruder und ich werden stets bemüht sein, uns Ihrer
Freundlichkeit werth zu zeigen!"

"Ich fühle mich so unendlich glücklich, geehrte
Frau, in Ihrer Nähe," nahm der Musiker wieder das
Wort, "und wenn Sie mir gestatten wollten --"

"Sie verzeihen, mein Herr, mein Bruder ist nicht
mehr hier, ich muß einmal nachsehen, wo er bleibt!"

(Fortsetzung folgt.)


168 Wien, Donnerſtag Reichspoſt 26. Juli 1900

[Spaltenumbruch] Beiſitzer, Erſatzmänner und Berufungsgerichtsbeiſitzer
aus dem Wahlkörper der Unternehmer III und
V. Gruppe ſtatt.

Die III. Gruppe wählt am 30 d. in der Volks-
halle des neuen Wiener Rathhauſes in der Zeit von
8 Uhr Vormittags bis 2 Uhr Nachmittags. Even-
tuelle engere Wahl am 2. Auguſt d. J. Zur Gruppe III
gehören folgende Genoſſenſchaften: Anſtreicher, Bild-
hauer, Blas- und Streichinſtrumenten-Erzeuger, Buch-
binder, Buchdrucker, Bürſten- und Pinſel-Erzeuger,
Drechsler, Faßbinder, Graveure, Induſtriemaler,
Kamm- und Fächermacher, Clavier- und Orgelbauer,
Korbflechter, Schilder- und Schriftenmaler, Stein- und
Kupferdrucker, Tapezierer, Tiſchler, Zahntechniker und
Zimmer- und Decorationsmaler. Von den Mitgliedern
dieſer Genoſſenſchaften haben circa 1600 ihr Wahlrecht
reclamirt und ſind demnach wohlberechtigt. Wir
empfehlen in dieſer Gruppe nachſtehende Candidaten:

Als Beiſitzer die Herren: Dominik Alten-
burger, Buchbinder, 6. Bez., Aegydigaſſe 3; Carl
Dörr, Clavierfabrikant, 6. Bez., Hofmühlgaſſe 3;
Friedrich Ehrbar jun, k. u. k. Hof-Clavierfabrikant,
4. Bez., Mühlgaſſe 6; Franz Exler, Tiſchlermeiſter,
5. Bez., Brandmayrgaſſe 4; Wenzel Foltyn, Korb-
flechter, 5. Bez., Rüdigergaſſe 17; Johann Jedlicka,
Tiſchlermeiſter, 18. Bez., Lacknergaſſe 96; Adolf
Kaiſer, Buchdrucker. 6. Bez., Bürgerſpitalgaſſe 28;
Rudolf Kaiſer. Lithograph, 6. Bez., Bürgerſpitalgaſſe
Nr. 28; Adolf Krenn, Blas- und Streichinſtrumenten-
Erzeuger. 5. Bez., Fockygaſſe 13; Richard Ludwig,
k. u. k, Hof-Möbelfabrikant, 6. Bez., Hofmühlgaſſe 4;
Carl Mimra, Tiſchlermeiſter, 4. Bez., Rittergaſſe 3;
Carl Rykl, Bildhauer, 17. Bez., Hernalſer Gürtel 33;
Franz X. Schenzl, k. u. k. Hof-Tapezierer, 9. Bez.,
Nußdorferſtraße 64; Ferdinand Scheringer, Drechsler-
meiſter, 7. Bez., Burggaſſe 39; Philipp Wlach,
Fächermacher, 4. Bez., Waaggaſſe 14.

Als Erſatzmänner die Herren: Joſef
Araham, Fächermacher, 15. Bez., Herklotzgaſſe 33;
Johann Bühler, Bürſtenerzeuger, 20. Bez., Jäger-
ſtraße 2; Franz Enter, Faßbinder, 6. Bez., Mollard-
gaſſe 49; Joſef Haidinger. Buchbinder, 7. Bez., Weſt-
bahnſtraße 9; Adolf Hübner, Drechslermeiſter, 8. Be.,
Lerchenfelderſtraße 156; Johann Huß, Faßbinder,
11. Bez., Driſchützgaſſe 4; Eduard Sittner, Faßbinder,
8. Bez., Joſefſtädterſtraße 39; Thomas Slanetz, Bild-
hauer, 4. Bez., Weyringergaſſe 24.

Als Berufungsgerichts beiſitzer
die Herren: Adolf Legerer, Tiſchlermeiſter, 5. Bez.,
Grüngaſſe 27; Hermann Scheibe, k. u. k. Hof-Buch-
binder, 3. Bez., Marxergaſſe 26; Johann Scheiber,
Tiſchlermeiſter, 5. Bez., Griesgaſſe 30.

Die Wahl in der V. Gruppe findet am
6. Auguſt d. J. in der Volkshalle des neuen Rath-
hauſes in der Zeit von 8 Uhr Vormittags bis 2 Uhr
Nachmittags ſtatt. Die eventuelle engere Wahl iſt am
10. Auguſt d. J. Zur Gruppe V gehören die Ge-
noſſenſchaften der Bäcker, Einſpänner, Erzeuger von
Spiritus, Branntwein ꝛc., Fiaker, Donaufiſcher, Fleiſch-
hauer, Fleiſchſelcher, Friſeure, Gaſtwirthe, Großfuhr-
werksbeſitzer, Hoteliers, Kaffeeſieder, Kaffeeſurogat-
erzeuger, Kleinfuhrwerksbeſitzer, Land- und Stadt-
Lohnfuhrwerker, Leichenbeſtattungsunternehmer, Milch-
meier, Pferdefleiſchhauer, Sodawaſſererzeuger, Stell-
[f]uhrinhaber, Schiffmüller, Wildprethändler, Zier-
g[ä]rtner, Zimmerputzer und Zuckerbäcker. Wahl-
be[re]chtigt ſind in dieſer Gruppe circa 3200 Genoſſen-
ſchaftsmitglieder. Wir empfehlen zur Wahl folgende
Candidaten:

Als Beiſitzer die Herren: Joſef Burg-
haber, Branntweinſchänker, 12. Bez., Schönbrunner-
ſtraße 169; Friedr. Dechant, Wildprethändler, 18. Bez.,
Kutſchkergaſſe 25; Ferdinand Hafner, Kleinfuhrmann,
10. Bez., Muhrengaſſe 30; Alfred Leimer, Director
[Spaltenumbruch] der Walzmühle Vonwiller u. Co., 20. Bez., Handels-
quai 3; Johann Merkl, Großfuhrmann, 14. Bez.,
Neubergerſtraße 6; Arthur Mück, Kaffeeſurogaterzeuger,
9. Bez., Pramergaſſe 9; Julian Nunner, Fleiſchhauer,
2. Bez., Obere Augartenſtraße 50; Theodor Petz,
Sodawaſſererzeuger, 5. Bez., Luftgaſſe 8; Leopold
Pollak, Einſpänner, 12. Bez., Krichbaumgaſſe 7;
Andreas Rohrer, Gaſtwirth, 16. Bez., Ottakringer-
ſtraße 55; Carl Roſam, Fleiſchſelcher, 14. Bez., Kürn-
burgergaſſe 3; Johann Sauer, Gaſtwirth, 1. Bez.,
Michaelerplatz 6; Carl Schneeweis, Fleiſchhauer,
3. Bez., Erdbergerſtraße 14; Franz Swoboda, Fleiſch-
ſelcher, 17. Bez., Hormayrgaſſe 37; Edmund Zezulka,
Conditor, Neulerchenfelderſtr. 12.

Als Erſatzmänner die Herren: Alois
Bock, Großfuhrmann, 10. Bez., Dampfgaſſe 5; Anton
Dangl, Fleiſchhauer, 4. Bez., Alleegaſſe 18; Franz
Deutſch, Fleiſchhauer, 5. Bez., Schönbrunnerſtr. 109;
Carl Hannakam, Gaſtwirth, 18. Bez., Schoppenhauer-
ſtraße 40; Franz Lager, Kleinfuhrmann, 10. Bez.
Himbergerſtraße 92; Ignaz Peiger, Friſeur, 14. Bez.,
Sechshauſerſtraße 13; Joſef Rappel, Gaſtwirth,
10. Bez., Himbergerſtraße 45; Franz Roſenberger,
Conditor, 10. Bez., Himbergerſtraße 26.

Als Berufungsgerichtsbeiſitzer
die Herren: Konrad Horacek, Friſeur, 7. Bez.,
Lerchenfelderſtraße 15; Carl Isnenghi, Großfuhrmann,
12. Bez., Breitenfurterſtraße 10; Rudolf Vieröckl,
Fleiſchſelcher, 8. Bez., Joſefſtädterſtraße 43.

Indem wir um zahlreiche Betheiligung an der
Wahl bitten, zeichnen wir mit collegialer Hochachtung
für den II. Verband von Gewerbe Genoſſenſchaften des
n.-ö. Handelskammerbezirkes: Johann Jedlicka,
Obmann; Ernſt Schneider, Schriftführer.

Fahnenweihfeſt einer Genoſſenſchaft.

Die
Genoſſenſchaft der Kleinhändler mit Brennmaterialien
hält am Sonntag den 26. Auguſt in Weigl’s Dreher-
Park das Fahnenweihfeſt ab. Programm: Um 1 Uhr
Nachmittags Zuſammenkunft in Weigl’s Dreher-Park,
12. Bez., Schönbrunnerſtraße, ſodann Abmarſch in die
Meidlinger Pfarrkirche, woſelbſt die feierliche Weihe
der Fahne ſtattfindet. Hierauf Rückmarſch in Weigl’s
Dreher-Park und Beginn des Feſtes.




Zu den Gewerbegerichtswahlen.

In Klein’s Saal in Hernals fand geſtern unter
lebhafter Betheiligung ſeitens der Gehilfen der Fleiſch-
ſelcher, Fleiſchhauer, Zuckerbäcker und Omnibus-
bedienſteten eine Verſammlung behufs Stellungnahme
zu den Gewerbegerichtswahlen ſtatt. Fleiſchſelcher-
gehilfe Bogner eröffnete die Verſammlung und be-
tonte die Wichtigkeit der Gewerbegerichtswahlen. In
den Gewerbegerichten ſitzen heute lauter Socialdemo-
kraten, zu denen die chriſtlich-ſocialen Gehilfen kein
Vertrauen haben. Es iſt die höchſte Zeit, daß dieſe
Leute aus den Gewerbegerichten entfernt werden, wenn
nicht die Inſtitution ſelbſt illuſoriſch gemacht werden
ſoll. (Lebhafter Beifall.) Selchergehilfe Knauer
bat, nur Männer in das Gewerbegericht zu wählen,
die die vitalſten Intereſſen des Standes würdig ver-
treten werden.

Fleiſchhauergehilfe Eichinger betonte die
große Bedeutung der Gewerbegerichtswahlen. Die
Gewerbegerichte ſind an Stelle der Schiedsgerichte der
einzelnen Berufsclaſſen getreten und iſt dieſe Inſtitution
entſchieden als ein Fortſchritt zu betrachten. Heute
ſitzt nicht nur der Meiſter oder Unternehmer dort,
ſondern auch die Gehilfen und Berufsrichter. In den
Gewerben, wie Fleiſchſelcher, Fleiſchhauer, Bäcker,
Zuckerbäcker ꝛc., wo die Arbeitszeit nach der Willkür
des Meiſters ausgedehnt werden kann, kommt es vor,
daß Differenzen entſtehen, und es iſt daher ſehr
wichtig, daß die Angehörigen dieſer Gewerbe ihre
Stimme erheben, um Leute hineinzuwählen, die recht
[Spaltenumbruch] und gerecht urtheilen. Es kreuzen ſich hier zwei
Parteien. Wir, ſo ſagte der Redner, ſtehen auf dem
chriſtlich-ſocialen und antiſemitiſchen Standpunkt, und
von dieſem aus wollen wir in die Wahlen eingreifen.
Den Socialdemokraten können wir uns nicht an-
ſchließen, weil wir nicht begreifen können, wie es ſich
zuſammenreimt Jude und Arbeiter zn ſein. Wir
können auch aus dem Grunde mit den Socialdemo-
kraten nicht gehen, weil wir uns mit unſeren Meiſtern
nicht in ſchroffen Gegenſatz ſtellen wollen. Der Redner
bat zum Schluſſe nochmals bei den Gewerbegerichts-
wahlen nur Chriſtlich-Sociale zu wählen.

Nachdem noch Herr Appel aus Kloſterneuburg
die Grüße der dortigen Gehilfen überbrachte, erfolgte
der Schluß der Verſammlung.




Arbeiterverſammlung in Margarethen.

Geſtern fand in Schromm’s Gaſthaus in der
Schönbrunnerſtraße eine äußerſt zahlreich beſuchte Ver-
ſammlung ſtatt. Derſelben wohnte u. a. Gemeinderath
Schwarz bei. Nach der Eröffnung durch den Ob-
mannſtellvertreter des Chriſtlich-ſocialen Arbeitervereines
Richter, beſprach Gemeinderath Schwarz interne
Vereinsangelegenheiten und forderte insbeſondere zu
lebhaftem Beſuch des Feſtes des Vereines am 5. Auguſt
auf. Hierauf erſtattete das Mitglied der Parteiveriretung
Spalowsky ein eingehendes Referat. Im erſten
Theile desſelben ſchilderte der Redner die politiſche
Lage und die traurigen parlamentariſchen Verhältniſſe.
Im zweiten wirthſchaftlichen Theile ſeiner Ausführungen
beſprach er eingehend das Weſen und den Zweck, ſowie
die Zuſammenſetzung des Arbeitsbeirathes des Handels-
miniſteriums. In dieſem ſind auch die Socialdemokraten
Smitka, Widholz und Hueber als Vertreter dieſer
Partei entſendet worden, und man ſollte glauben, daß
dieſe privilegirten Arbeiterführer nun auch immer die
Intereſſen der Arbeiterſchaft wahren. In einer der letzten
Sitzungen hat ſich nun gezeigt, daß die Herren um
eines politiſchen Vortheiles willen und weil es gegen
das Kleingewerbe ging, bereit ſind, die Arbeiterſchaft zu
hintergehen. In der Lehrlingsfrage ſind immer beide
Parteien dahin einig geweſen, daß die Lehrlingszüchterei
bekämpft werden müſſe. Nun hat es ſich darum ge-
handelt, ob in den Eiſenbahnwerkſtätten Lehrlinge ge-
halten werden dürfen oder nicht. In dieſen Werkſtätten
kann kein Lehrling etwas vernünftiges lernen, weil er
kein Gewerbe ganz erlernt. Dagegen iſt nur der
Handelskammerrath Adler aufgetreten und die
Herren Smitka, Widholz, Hueber und Conſorten haben
es zugelaſſen. Redner bat zum Schluſſe ſeiner Aus-
führungen um lebhafte Unterſtützung der Organiſationen
ſowie der chriſtlichen Preſſe.

Nachdem ſodann die Herren König und Gräf
einige Worte an die Verſammlung gerichtet hatten,
wurde über Antrag des Herrn Kadraba an den
Reichsrathsabgeordneten Schneider anläßlich ſeiner
ſilbernen Hochzeit ein Beglückwünſchungstelegramm ab-
geſendet und ſodann die Verſammlung geſchloſſen.




Eingeſendet.
Wer ein huſtenſtillendes Mittel benöthigt,

das
zugleich ſchleimlöſend, reizmildernd und anfeuchtend wirken
ſoll, verwende den im Inſeratentheil näher beſchriebenen
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welcher vorzügliche Wirkungen beſitzt. Erhältlich: Franziskus-
Apotheke, Wien, 5. Bezirk, Schönbrunnerſtraße 107. Preis
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iſt unbeſtritten der beſte weiße
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lackniederlage Alois Keil, Wien, Wiedener Hauptſtraße 20.




[Spaltenumbruch]
Der Mutter Wille.

36 (Nachdruck verboten.)

Reichardt blieb über eine Stunde im Magazin,
mit hinreißendem Feuer die Melodieen Mozart’s,
Beethoven’s und Haydn’s vortragend, ohne einen
anderen Zuhörer zu haben, als den Bruder derjenigen,
welcher alle dieſe tiefgefühlten Weiſen galten.

„Schweſter!“ flüſterte endlich der Bruder in ihr
Zimmer herein, als es drinnen im Saal ſtille wurde,
„Herr Reichardt bittet um die Erlaubniß, Dir gute
Nacht ſagen zu dürfen!“

„Ich laſſ’ ihm eine ſolche wünſchen,“ lautete die
kühle Antwort, und mit einem leiſe vor ſich hinge-
murmelten: „O, Frauenherz, wie tief ſind Deine
Falten!“, wandte ſich Franz dem Freunde zu und
richtete ſtirnrunzelnd den empfangenen Auftrag aus.

Es war ſonach kein Wunder, daß der junge
Muſiker heute den Heimweg mit Gefühlen antrat, die
von denen des geſtrigen Abends ſehr verſchieden waren.
Ob er deſſen ungeachtet eine Ahnung hatte, daß ſeine
Actien nicht ganz ſo ſchlecht ſtanden, wie es heute ge-
ſchienen, bleibt fraglich. Jedenfalls hatte er beſchloſſen,
ſich von dem, was er zu hoffen oder zu fürchten hatte,
gründlich zu überzeugen, denn er begab ſich am
folgenden Abend, nachdem er eine ſorgfältigere Toilette
als ſonſt gemacht, von Neuem in die Wohnung des
jungen Kraft

Diesmal ſchien das Glück ihm günſtiger zu ſein.
Die junge, ſchöne, von ihm ſo hochverehrte Frau war
im Magazin beſchäftigt, mit einem ſeidenen Läppchen
[Spaltenumbruch] den feinen Staub von der ſauberen Politur der ver-
ſchiedenen Holzflächen zu wiſchen, ein Amt, das der
Bruder keinen anderen Händen anvertraute. Sie war
im Hausanzuge. Die weiße Schürze, das Häubchen
mit den roſafarbenen Bändern verliehen ihr ein
ſchmuckes Ausſehen. Sie war in ihre Beſchäftigung
ſo vertieft, daß ſie die Eintretenden gar nicht ge-
wahrte, und erſt aufſah, als die bekannte Stimme des
Künſtlers ihr Ohr berührte, der ihr mit liebens-
würdiger Freundlichkeit einen guten Abend bot, während
Franz ihr lächelnd zunickte.

„Ach, Sie ſind es, Herr Reichardt?“ fragte ſie,
ohne irgend eine Spur von Ueberraſchung zu zeigen
und ſtreckte ihm die zarte Hand entgegen; „wir hatten
Sie heute nicht mehr erwartet — es iſt Samſtag und
noch dazu nicht einmal gutes Wetter!“

„Und doch ſehen Sie mich hier,“ erwiderte
Reichardt, nicht ohne einige Verwirrung, „ich fühle mich
daheim gedruckt, und da machte ich mich auf den Weg
zu Ihnen. Ich hoffe, Sie werden mir darob nicht
böſe ſein?“

„Nicht im Geringſten, Herr Reichardt? In
ſolcher Gemüthsverfaſſung, wie Sie ſie ſchildern, iſt
die Muſik das geeignetſte Mittel, um ſich ſelbſt wieder
zu finden!“

„Und doch war es heut’ weniger ein künſtleriſcher
Drang, der mich herführte, als vielmehr der
Wunſch, in dieſem traulichen Kreiſe einen gemüth-
lichen Abend zu verleben.“

„Das freut uns, Herr Reichardt!“ verſetzte
Franz. „Heute bleiben Sie zum Thee bei uns!“ Der
Muſiker verbeugte ſich, während Bertha in ihrer
[Spaltenumbruch] Beſchäftigung fortfuhr. In dieſem Augenblicke wurde
Franz von einem Lehrjungen abgerufen.

„Ich hätte Ihnen wohl noch etwas zu ſagen,“
begann der Künſtler gegen Bertha, die Gelegenheit,
ſich ungeſtört ausſprechen zu können, raſch ergreifend.

„Sie haben mir etwas zu ſagen?“ fragte Bertha,
in ihrer Beſchäftigung innehaltend und den Blick auf
den Sprecher richtend; „bitte, ſprechen Sie, wie’s
Ihnen um’s Herz iſt!“

„Wie mir’s um’s Herz iſt? Wohlan! da iſt mit
wenig Worten viel geſagt. Es iſt nämlich — es
handelt ſich darum —“ Er hielt ſtockend inne.

„Um was handelt es ſich?“ forſchte Bertha mit
einem Lächeln des Muthwillens. Der Schalk ſaß ihr
bereits im Nacken und trieb ſie an, dem Virtuoſen die
Situation ſo viel als möglich zu erſchweren.

„Madame! als ich Sie zum erſten Male ſah —“

„Ja, da dachten wir wohl Beide nicht daran, daß
Sie mir einmal etwas vorſpielen würden!“ unterbrach
ihn Bertha.

„Ach, und ich thue das ſo gern!“ ſeufzte er.

„Sie ſind ſehr gütig, Herr Reichhardt! Mein
Bruder und ich werden ſtets bemüht ſein, uns Ihrer
Freundlichkeit werth zu zeigen!“

„Ich fühle mich ſo unendlich glücklich, geehrte
Frau, in Ihrer Nähe,“ nahm der Muſiker wieder das
Wort, „und wenn Sie mir geſtatten wollten —“

„Sie verzeihen, mein Herr, mein Bruder iſt nicht
mehr hier, ich muß einmal nachſehen, wo er bleibt!“

(Fortſetzung folgt.)


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[11/0011] 168 Wien, Donnerſtag Reichspoſt 26. Juli 1900 Beiſitzer, Erſatzmänner und Berufungsgerichtsbeiſitzer aus dem Wahlkörper der Unternehmer III und V. Gruppe ſtatt. Die III. Gruppe wählt am 30 d. in der Volks- halle des neuen Wiener Rathhauſes in der Zeit von 8 Uhr Vormittags bis 2 Uhr Nachmittags. Even- tuelle engere Wahl am 2. Auguſt d. J. Zur Gruppe III gehören folgende Genoſſenſchaften: Anſtreicher, Bild- hauer, Blas- und Streichinſtrumenten-Erzeuger, Buch- binder, Buchdrucker, Bürſten- und Pinſel-Erzeuger, Drechsler, Faßbinder, Graveure, Induſtriemaler, Kamm- und Fächermacher, Clavier- und Orgelbauer, Korbflechter, Schilder- und Schriftenmaler, Stein- und Kupferdrucker, Tapezierer, Tiſchler, Zahntechniker und Zimmer- und Decorationsmaler. Von den Mitgliedern dieſer Genoſſenſchaften haben circa 1600 ihr Wahlrecht reclamirt und ſind demnach wohlberechtigt. Wir empfehlen in dieſer Gruppe nachſtehende Candidaten: Als Beiſitzer die Herren: Dominik Alten- burger, Buchbinder, 6. Bez., Aegydigaſſe 3; Carl Dörr, Clavierfabrikant, 6. Bez., Hofmühlgaſſe 3; Friedrich Ehrbar jun, k. u. k. Hof-Clavierfabrikant, 4. Bez., Mühlgaſſe 6; Franz Exler, Tiſchlermeiſter, 5. Bez., Brandmayrgaſſe 4; Wenzel Foltyn, Korb- flechter, 5. Bez., Rüdigergaſſe 17; Johann Jedlicka, Tiſchlermeiſter, 18. Bez., Lacknergaſſe 96; Adolf Kaiſer, Buchdrucker. 6. Bez., Bürgerſpitalgaſſe 28; Rudolf Kaiſer. Lithograph, 6. Bez., Bürgerſpitalgaſſe Nr. 28; Adolf Krenn, Blas- und Streichinſtrumenten- Erzeuger. 5. Bez., Fockygaſſe 13; Richard Ludwig, k. u. k, Hof-Möbelfabrikant, 6. Bez., Hofmühlgaſſe 4; Carl Mimra, Tiſchlermeiſter, 4. Bez., Rittergaſſe 3; Carl Rykl, Bildhauer, 17. Bez., Hernalſer Gürtel 33; Franz X. Schenzl, k. u. k. Hof-Tapezierer, 9. Bez., Nußdorferſtraße 64; Ferdinand Scheringer, Drechsler- meiſter, 7. Bez., Burggaſſe 39; Philipp Wlach, Fächermacher, 4. Bez., Waaggaſſe 14. Als Erſatzmänner die Herren: Joſef Araham, Fächermacher, 15. 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Zur Gruppe V gehören die Ge- noſſenſchaften der Bäcker, Einſpänner, Erzeuger von Spiritus, Branntwein ꝛc., Fiaker, Donaufiſcher, Fleiſch- hauer, Fleiſchſelcher, Friſeure, Gaſtwirthe, Großfuhr- werksbeſitzer, Hoteliers, Kaffeeſieder, Kaffeeſurogat- erzeuger, Kleinfuhrwerksbeſitzer, Land- und Stadt- Lohnfuhrwerker, Leichenbeſtattungsunternehmer, Milch- meier, Pferdefleiſchhauer, Sodawaſſererzeuger, Stell- fuhrinhaber, Schiffmüller, Wildprethändler, Zier- gärtner, Zimmerputzer und Zuckerbäcker. Wahl- berechtigt ſind in dieſer Gruppe circa 3200 Genoſſen- ſchaftsmitglieder. Wir empfehlen zur Wahl folgende Candidaten: Als Beiſitzer die Herren: Joſef Burg- haber, Branntweinſchänker, 12. Bez., Schönbrunner- ſtraße 169; Friedr. Dechant, Wildprethändler, 18. Bez., Kutſchkergaſſe 25; Ferdinand Hafner, Kleinfuhrmann, 10. Bez., Muhrengaſſe 30; Alfred Leimer, Director der Walzmühle Vonwiller u. Co., 20. Bez., Handels- quai 3; Johann Merkl, Großfuhrmann, 14. 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Zu den Gewerbegerichtswahlen. In Klein’s Saal in Hernals fand geſtern unter lebhafter Betheiligung ſeitens der Gehilfen der Fleiſch- ſelcher, Fleiſchhauer, Zuckerbäcker und Omnibus- bedienſteten eine Verſammlung behufs Stellungnahme zu den Gewerbegerichtswahlen ſtatt. Fleiſchſelcher- gehilfe Bogner eröffnete die Verſammlung und be- tonte die Wichtigkeit der Gewerbegerichtswahlen. In den Gewerbegerichten ſitzen heute lauter Socialdemo- kraten, zu denen die chriſtlich-ſocialen Gehilfen kein Vertrauen haben. Es iſt die höchſte Zeit, daß dieſe Leute aus den Gewerbegerichten entfernt werden, wenn nicht die Inſtitution ſelbſt illuſoriſch gemacht werden ſoll. (Lebhafter Beifall.) Selchergehilfe Knauer bat, nur Männer in das Gewerbegericht zu wählen, die die vitalſten Intereſſen des Standes würdig ver- treten werden. Fleiſchhauergehilfe Eichinger betonte die große Bedeutung der Gewerbegerichtswahlen. Die Gewerbegerichte ſind an Stelle der Schiedsgerichte der einzelnen Berufsclaſſen getreten und iſt dieſe Inſtitution entſchieden als ein Fortſchritt zu betrachten. Heute ſitzt nicht nur der Meiſter oder Unternehmer dort, ſondern auch die Gehilfen und Berufsrichter. In den Gewerben, wie Fleiſchſelcher, Fleiſchhauer, Bäcker, Zuckerbäcker ꝛc., wo die Arbeitszeit nach der Willkür des Meiſters ausgedehnt werden kann, kommt es vor, daß Differenzen entſtehen, und es iſt daher ſehr wichtig, daß die Angehörigen dieſer Gewerbe ihre Stimme erheben, um Leute hineinzuwählen, die recht und gerecht urtheilen. Es kreuzen ſich hier zwei Parteien. Wir, ſo ſagte der Redner, ſtehen auf dem chriſtlich-ſocialen und antiſemitiſchen Standpunkt, und von dieſem aus wollen wir in die Wahlen eingreifen. Den Socialdemokraten können wir uns nicht an- ſchließen, weil wir nicht begreifen können, wie es ſich zuſammenreimt Jude und Arbeiter zn ſein. Wir können auch aus dem Grunde mit den Socialdemo- kraten nicht gehen, weil wir uns mit unſeren Meiſtern nicht in ſchroffen Gegenſatz ſtellen wollen. Der Redner bat zum Schluſſe nochmals bei den Gewerbegerichts- wahlen nur Chriſtlich-Sociale zu wählen. Nachdem noch Herr Appel aus Kloſterneuburg die Grüße der dortigen Gehilfen überbrachte, erfolgte der Schluß der Verſammlung. Arbeiterverſammlung in Margarethen. Geſtern fand in Schromm’s Gaſthaus in der Schönbrunnerſtraße eine äußerſt zahlreich beſuchte Ver- ſammlung ſtatt. Derſelben wohnte u. a. Gemeinderath Schwarz bei. Nach der Eröffnung durch den Ob- mannſtellvertreter des Chriſtlich-ſocialen Arbeitervereines Richter, beſprach Gemeinderath Schwarz interne Vereinsangelegenheiten und forderte insbeſondere zu lebhaftem Beſuch des Feſtes des Vereines am 5. Auguſt auf. Hierauf erſtattete das Mitglied der Parteiveriretung Spalowsky ein eingehendes Referat. Im erſten Theile desſelben ſchilderte der Redner die politiſche Lage und die traurigen parlamentariſchen Verhältniſſe. Im zweiten wirthſchaftlichen Theile ſeiner Ausführungen beſprach er eingehend das Weſen und den Zweck, ſowie die Zuſammenſetzung des Arbeitsbeirathes des Handels- miniſteriums. In dieſem ſind auch die Socialdemokraten Smitka, Widholz und Hueber als Vertreter dieſer Partei entſendet worden, und man ſollte glauben, daß dieſe privilegirten Arbeiterführer nun auch immer die Intereſſen der Arbeiterſchaft wahren. In einer der letzten Sitzungen hat ſich nun gezeigt, daß die Herren um eines politiſchen Vortheiles willen und weil es gegen das Kleingewerbe ging, bereit ſind, die Arbeiterſchaft zu hintergehen. In der Lehrlingsfrage ſind immer beide Parteien dahin einig geweſen, daß die Lehrlingszüchterei bekämpft werden müſſe. Nun hat es ſich darum ge- handelt, ob in den Eiſenbahnwerkſtätten Lehrlinge ge- halten werden dürfen oder nicht. In dieſen Werkſtätten kann kein Lehrling etwas vernünftiges lernen, weil er kein Gewerbe ganz erlernt. Dagegen iſt nur der Handelskammerrath Adler aufgetreten und die Herren Smitka, Widholz, Hueber und Conſorten haben es zugelaſſen. Redner bat zum Schluſſe ſeiner Aus- führungen um lebhafte Unterſtützung der Organiſationen ſowie der chriſtlichen Preſſe. Nachdem ſodann die Herren König und Gräf einige Worte an die Verſammlung gerichtet hatten, wurde über Antrag des Herrn Kadraba an den Reichsrathsabgeordneten Schneider anläßlich ſeiner ſilbernen Hochzeit ein Beglückwünſchungstelegramm ab- geſendet und ſodann die Verſammlung geſchloſſen. Eingeſendet. Wer ein huſtenſtillendes Mittel benöthigt, das zugleich ſchleimlöſend, reizmildernd und anfeuchtend wirken ſoll, verwende den im Inſeratentheil näher beſchriebenen Bruſtſaft, beſtehend aus Spitzwegerichextract mit Kalkeiſen, welcher vorzügliche Wirkungen beſitzt. Erhältlich: Franziskus- Apotheke, Wien, 5. Bezirk, Schönbrunnerſtraße 107. Preis einer Flaſche 1 fl. 10 kr. Keil’s weiße Glaſur iſt unbeſtritten der beſte weiße Anſtrich für Waſchkäſten, weiße Thüre, weiße Möbel u. dgl. Der Anſtrich trocknet ſofort, klebt nicht und iſt vollkommen geruchlos. Poſtſendungen à fl. 1·85 liefert die Fußboden- lackniederlage Alois Keil, Wien, Wiedener Hauptſtraße 20. Der Mutter Wille. Eine Familiengeſchichte von Carl Zaſtrow. 36 (Nachdruck verboten.) Reichardt blieb über eine Stunde im Magazin, mit hinreißendem Feuer die Melodieen Mozart’s, Beethoven’s und Haydn’s vortragend, ohne einen anderen Zuhörer zu haben, als den Bruder derjenigen, welcher alle dieſe tiefgefühlten Weiſen galten. „Schweſter!“ flüſterte endlich der Bruder in ihr Zimmer herein, als es drinnen im Saal ſtille wurde, „Herr Reichardt bittet um die Erlaubniß, Dir gute Nacht ſagen zu dürfen!“ „Ich laſſ’ ihm eine ſolche wünſchen,“ lautete die kühle Antwort, und mit einem leiſe vor ſich hinge- murmelten: „O, Frauenherz, wie tief ſind Deine Falten!“, wandte ſich Franz dem Freunde zu und richtete ſtirnrunzelnd den empfangenen Auftrag aus. Es war ſonach kein Wunder, daß der junge Muſiker heute den Heimweg mit Gefühlen antrat, die von denen des geſtrigen Abends ſehr verſchieden waren. Ob er deſſen ungeachtet eine Ahnung hatte, daß ſeine Actien nicht ganz ſo ſchlecht ſtanden, wie es heute ge- ſchienen, bleibt fraglich. Jedenfalls hatte er beſchloſſen, ſich von dem, was er zu hoffen oder zu fürchten hatte, gründlich zu überzeugen, denn er begab ſich am folgenden Abend, nachdem er eine ſorgfältigere Toilette als ſonſt gemacht, von Neuem in die Wohnung des jungen Kraft Diesmal ſchien das Glück ihm günſtiger zu ſein. Die junge, ſchöne, von ihm ſo hochverehrte Frau war im Magazin beſchäftigt, mit einem ſeidenen Läppchen den feinen Staub von der ſauberen Politur der ver- ſchiedenen Holzflächen zu wiſchen, ein Amt, das der Bruder keinen anderen Händen anvertraute. Sie war im Hausanzuge. Die weiße Schürze, das Häubchen mit den roſafarbenen Bändern verliehen ihr ein ſchmuckes Ausſehen. Sie war in ihre Beſchäftigung ſo vertieft, daß ſie die Eintretenden gar nicht ge- wahrte, und erſt aufſah, als die bekannte Stimme des Künſtlers ihr Ohr berührte, der ihr mit liebens- würdiger Freundlichkeit einen guten Abend bot, während Franz ihr lächelnd zunickte. „Ach, Sie ſind es, Herr Reichardt?“ fragte ſie, ohne irgend eine Spur von Ueberraſchung zu zeigen und ſtreckte ihm die zarte Hand entgegen; „wir hatten Sie heute nicht mehr erwartet — es iſt Samſtag und noch dazu nicht einmal gutes Wetter!“ „Und doch ſehen Sie mich hier,“ erwiderte Reichardt, nicht ohne einige Verwirrung, „ich fühle mich daheim gedruckt, und da machte ich mich auf den Weg zu Ihnen. Ich hoffe, Sie werden mir darob nicht böſe ſein?“ „Nicht im Geringſten, Herr Reichardt? In ſolcher Gemüthsverfaſſung, wie Sie ſie ſchildern, iſt die Muſik das geeignetſte Mittel, um ſich ſelbſt wieder zu finden!“ „Und doch war es heut’ weniger ein künſtleriſcher Drang, der mich herführte, als vielmehr der Wunſch, in dieſem traulichen Kreiſe einen gemüth- lichen Abend zu verleben.“ „Das freut uns, Herr Reichardt!“ verſetzte Franz. „Heute bleiben Sie zum Thee bei uns!“ Der Muſiker verbeugte ſich, während Bertha in ihrer Beſchäftigung fortfuhr. In dieſem Augenblicke wurde Franz von einem Lehrjungen abgerufen. „Ich hätte Ihnen wohl noch etwas zu ſagen,“ begann der Künſtler gegen Bertha, die Gelegenheit, ſich ungeſtört ausſprechen zu können, raſch ergreifend. „Sie haben mir etwas zu ſagen?“ fragte Bertha, in ihrer Beſchäftigung innehaltend und den Blick auf den Sprecher richtend; „bitte, ſprechen Sie, wie’s Ihnen um’s Herz iſt!“ „Wie mir’s um’s Herz iſt? Wohlan! da iſt mit wenig Worten viel geſagt. Es iſt nämlich — es handelt ſich darum —“ Er hielt ſtockend inne. „Um was handelt es ſich?“ forſchte Bertha mit einem Lächeln des Muthwillens. Der Schalk ſaß ihr bereits im Nacken und trieb ſie an, dem Virtuoſen die Situation ſo viel als möglich zu erſchweren. „Madame! als ich Sie zum erſten Male ſah —“ „Ja, da dachten wir wohl Beide nicht daran, daß Sie mir einmal etwas vorſpielen würden!“ unterbrach ihn Bertha. „Ach, und ich thue das ſo gern!“ ſeufzte er. „Sie ſind ſehr gütig, Herr Reichhardt! Mein Bruder und ich werden ſtets bemüht ſein, uns Ihrer Freundlichkeit werth zu zeigen!“ „Ich fühle mich ſo unendlich glücklich, geehrte Frau, in Ihrer Nähe,“ nahm der Muſiker wieder das Wort, „und wenn Sie mir geſtatten wollten —“ „Sie verzeihen, mein Herr, mein Bruder iſt nicht mehr hier, ich muß einmal nachſehen, wo er bleibt!“ (Fortſetzung folgt.)

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Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat). (2018-01-26T13:38:42Z)
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Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

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Zitationshilfe: Reichspost. Nr. 168, Wien, 26.07.1900, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost168_1900/11>, abgerufen am 27.11.2024.