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Reichspost. Nr. 130, Wien, 11.05.1908.

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Nr. 130 Wien, Montag Reichspost 11. Mai 1908

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Farben den Segen schilderte, welchen italienische Kultur
und italienisches Kapital dem Lande der Schwarzen
Berge gebracht haben. Insbesonders aber werden die
Hafen- und Hotelanlagen sowie die nach dem Skutarisee
führende Bahn als Kunstwerke hingestellt, deren Er-
bauer -- natürlich italienische Ingenieure -- als die
größten Genies der Jetztzeit gepriesen wurden. Natürlich
fehlte es dabei nicht an boshaften Seitenhieben auf den
österreichischen Nachbar. Dieser Artikel reizte meine Neu-
gierde und rasch entschlossen trat ich meine Fahrt nach
dem Hafen jenes Landes an, in welchem der "Fremde von
Distinktion nur durch Selbstmord der Verleihung des
Daniloordens entgehen kann. Was ich sah, gereichte keines-
wegs zum Lobe italienischen Unternehmungsgeistes, noch
der so warm gepriesenen Tatkraft. 400 Meter der groß-
artig angelegten Hafenrampe sollen fertiggestellt sein, so
hieß es in dem betreffenden Aufsatze. In der Tat beträgt
aber das "Banchino" nur 187 Meter und besteht aus --
Felsblöcken, die man einfach ins Meer warf, ohne bisher
Zeit gefunden zu haben, Grundmauern aufzuführen und
die Oberfläche zu planieren. Um da hinüber zu kommen,
bedarf es fast touristischer Gewandtheit ... Und erst
das so pompös angekündigte Hotel! Eine elende
Bretterbaracke, deren Gäste die paar Hafenarbeiter
darstellen, präsentiert den stolzen Bau, allerdings
bis auf weiteres nur, denn ein wirkliches ist im Bau
begriffen. Wann dessen Vollendung erfolgen wird, kann
man allerdings nicht angeben. Und trotzdem weiß die
Phantasie des Berichterstatters des C. d. S. den Lesern
von einem im Betriebe stehenden erstklassigen Hotel zu
erzählen. Aber er geht noch weiter und beschreibt, "mit
welchem Eifer die Hafenbauten ihrer Vollendung ent-
gegengeführt werden ..." Merkwürdigerweise aber ist
der Bau bis auf weiteres sistiert. Der Bauunternehmer
Seguich -- ein Oesterreicher -- hatte mit der Compagni
d'Antivari verschiedene Differenzen, welche die Einholung
von Sachverständigengutachten erforderlich machten
und nun einer gerichtlichen Austragung entgegensehen,
während welcher Zeit die Bauarbeiten natürlich eingestellt
sind. Und erst die Bahn! In Italien dämmert es den
Geldgebern immer mehr und mehr auf, daß das Projekt
ein gänzlich verfehltes ist. Die zum Skutarisee hinauf-
führende Bahn ist eine Schmalspurbahn von 75 Zenti-
meter Geleisweite, die auf 22 Kilometer Länge einen
Niveauunterschied von mehr als 700 Meter zu über-
winden hat. Trotz der drei sehr kräftigen von einer
deutschen Firma gelieferten Lokomotiven kann die Bahn
nur Züge von höchstens 70 Tonnen also lächerlich ge-
ringe Lasten, transportieren, während der Materialver-
brauch ein enormer ist.

Das Fiasko liegt klar zutage. Nichtsdestoweniger
aber sucht Italien Montenegro im Widerstand gegen das
österreichische Bahnprojekt zu bestärken, das von Cattaro
über Zelenich nach Antivari geplant ist, da hiedurch
Antivari dem österreichischen Waffenplatze Cattaro um
ein Bedeutendes näher gerückt und der Ausbau dieser
Linie dem eben in Konstruktion begriffenen Schienen-
strange Wirbaser-Antivari eine schwere Konkurrenz be-
reiten würde, gleichwie wenn San Giovanni di Medua
als Ausgangspunkt der Donau-Adriabahn gewählt
würde und nicht Antivari, wie es die Montenegriner
wünschen.




[Spaltenumbruch]
Soziale Arbeit in der Schweiz.
Streikgesetz. -- Landsgemeinden. -- Vieh-
versicherungsgesetze. -- Arbeiterinnen-
schutz.
(Eigenbericht der "Reichspost".)
6


Ende April und Ende Mai sind in der Regel i
der Schweiz die politisch bewegtesten Zeiten des Frühjahrs.
So auch heuer. Im Kanton Zürich, wo bei den Wahlen
in den Regierungsrat und in das kantonale Parlament
die Sozialdemokraten einen Vorstoß machten,
erlitten diese zwar keine ausgesprochene Niederlage, doch
beweisen die Abstimmungsresultate, wie früher schon,
daß sie keine Fortschritte gemacht, sondern daß
in ihrem Vormarsche ein gewisser Stillstand einge-
treten ist. Dies ist insofern von einiger Wichtigkeit, als
dadurch unzweifelhaft dargetan wird, daß die Sozial-
demokraten im kommenden Herbst bei den Wahlen in
das eidgenössische Parlament (Nationalrat), für die sie
schon einen kräftigen Vorstoß beschlossen, eben-
falls schlecht abschneiden werden. Eine Niederlage
für die Sozialdemokraten im Kanton Zürich
bedentet dann aber die Annahme eines Streikgesetzes.
Durch dieses Gesetz sollen namentlich die Arbeitswilligen
gegenüber Streikenden geschützt, überhaupt das Streiken
möglichst erschwert werden. Mag man auch gewisse Be-
stimmungen dieses Gesetzes, die eigentlich juristische
Kuriositäten darstellen, verurteilen, muß doch zugegeben
werden, daß die Sozialdemokraten durch ihr häufiges,
freches und gewalttätiges Benehmen bei Streiks nach diesem
Gesetz geradezu gerufen haben, indem sie dadurch die
bürgerlichen Parteien, die allerdings dann auch wieder von
gewissen reaktionären Interessengruppen stark beeinflußt
werden, in eine förmliche Abwehrstellung drängten. Diese
sind aber nach dem Urteil erster Strafrechtslehrer wie
erster Politiker, die allen Gelegenheits- und Ausnahme-
gesetzen abhold sind, zu weit gegangen, weshalb auch die
junge aufstrebende christlichsoziale Partei zum großen
Aerger der Sozialdemokraten dieses Gesetz bekämpfte.

In den Urkantonen fanden zu gleicher Zeit die
Landsgemeinden statt, die das älteste demokratische
Institut Europas sein dürften. Die Landsgemeinde-
kantone beschließen über Gesetze, Vorlagen und Wahlen
nur einmal im Jahre in freier Gemeinde unter freiem
Himmel. Im konservativen Kanton Obwalden, wo
verkappte Liberale seit Jahren schon durch alle möglichen
demagogischen Mittel ans Staatsruder kommen wollen,
gab es diesmal einen heftigen Sturm. Unter der Maske
der Vermehrung der Volksrechte, die einen eigentlichen
Konfusionsstaat schaffen müßten, in dem morgen um-
gestürzt werden könnte, was heute beschlossen wurde und
so ad infinitum, machte die oppositionelle Partei einen
erneuten Sturmlauf gegen das Institut der Lands-
gemeinde, der aber glücklicherweise abgewiesen wurde.
Immerhin gingen die Stimmen so nahe, das das dortige
konservative Regiment dem gesunden Teil der Begehren
der Oppositionellen einigermaßen Gehör schenken muß,
wenn es nicht Gefahr laufen will, einmal über-
rumpelt zu werden. Viehversicherungsgesetze drangen in
Obwalden wie in Schwyz nicht durch. Es scheint, daß
die Bauernschaft dort eine Gesetzesreglementiererei, welch
wohltätige Folgen die genannten Gesetze auch noch mit
sich zu bringen versprachen, von Grund aus verabscheut,




[Spaltenumbruch]

eine Abwehr. Ich sehe heute noch nicht ein, wo der
sachliche Grund zu den Gralangriffen gelegen ist.
Glaubten die Gralbündler wirklich, daß sie nicht hätten
schaffen können ohne diese voraufgehenden Zänkereien?
Sie tuen sich auf ihr positives Programm soviel zu
gut; warum haben sie es mit soviel Negation umgeben,
anstatt unbefangen seine Verwirklichung in Angriff zu
nehmen? Und dann diese Polemik! Wer so ostentativ
die "katholische Fahne" entrollt, sollte der nicht auch doppelt
besorgt sein, dem hohen Ideal schon allein durch den Ton
seines Wirkens Ehre zu machen? Ist diese
"polemische Form" die ästhetische Frucht eines
Programms, das im Zeichen des Grals, als des
Symbols höchsten Seelenfriedens steht? Kralik meint zwar
in den von Dr. Oehl zitierten Sätzen, daß von all diesen
Erörterungen eine Zersplitterung unserer Kräfte nicht zu
befürchten wäre. Das sind billige Beruhigungsworte, die
nicht darüber hinwegtäuschen können, daß es sich eben gar
nicht um sachliche Erörterungen handelte, sondern um
versteckte Angriffe, vag adressierte Beschuldigungen und ver-
bitternde Denunziationen. Wahrlich, wem es bewußt ist,
wie sehr wir gerade in den gegenwärtigen Zeitläuften allen
Grund hätten, unsere Kräfte nicht zu zersplittern, sondern,
wo es not tut, sogar mit Selbstverleugnung, den Frieden
und die Einigkeit wenigstens nach außen zu wahren, der
muß das Vorgefallene tief beklagen. Was in diesem Sinne
an ruhiger Zurückhaltung geschehen konnte, glaube ich getan
zu haben und ich kann nur wiederholt erklären, daß ich den
"Kampf", der nicht "um den Gral", sondern von dem
Gralaus
geführt wird, nur gezwungen fortsetzen werde.




Ein Kaiserbuch.

Das Jubiläumsjahr unseres Kaisers
hat, wie zu erwarten war, eine Anzahl größerer und
kleinerer auf die Regierung Kaiser Franz Josefs bezug-
nehmende Werke zutage gefördert, umfangreiche, erschöpfende
und kostspielige wie anderseits kleinere für den Massenver-
trieb bestimmte Werke. Zwischen beiden hält das im be-
kannten Verlage Gerlach und Wiedling in Wien
erschienene Kaiserbuch von Hanny Brentano, der den
Lesern unseres Blattes bestens bekannten Mitarbeiterin der
"Reichspost", die richtige Mitte. Was Frau Hanny Bren-
tano
hier zusammengefaßt, trägt den Stempel warmer
Vaterlandsliebe und zeigt uns Kaiser Franz Josef I. als
den mit Oesterreichs Völkern in Freud und Leid eng ver-
bundenen Fürsten; eine Reihe teils ernster, teils humor-
voller Züge, aus des Kaisers Alltagsleben herausgegriffen,
gewinnt dem greisen Herrscher aller Herzen von neuem. Die
bildlichen Beilagen entstammen der Porträtsammlung der
[Spaltenumbruch] k. k. Familienfideikommißbibliothek und bringen in acht Voll-
bildern und 25 Textillustrationen eine Anzahl vorzüglicher,
teilweise bisher noch nicht veröffentlichter authentischer Por-
träts. Im ganzen ein wahrhaft patriotisches Buch für unser
Volk und würdig, in Haus und Schule verbreitet zu wer-
den. Ladenpreis (in elegantem Leinenband) 4 Kronen.




Eingelaufene Bücher.

Zu beziehen durch die Buchhandlung "Reichspost",
8. Bezirk, Strozzigasse 41.)

Das Mittelalter. Von Dr. Gustav Schnürer.
16. Heft der Sammlung "Glaube und Wissen". 96 Seiten, 8°.
München, Münchener Volksschriftenverlag. Preis 60 Heller.

Soziale Revue. Zeitschrift für soziale Fragen der
Gegenwart. Begr. von Dr. Jos. Burg. Herausgege von
Dr. Anton Retzbach. Verlag Fredebeul u. Koenen, Essen-Ruhr.
Erscheint viermal jährlich (über 500 Seiten. Großoktav).
Jährlich M. 4.40.

Durch die moderne Wissenschaft zu
Gott.
Von W. L. von Waldthurm. Verlag Braumüller,
Preis 60 Heller.

Kaiser Franz Josef I. 1848--1908. Von Hanny
Brentano, Wien, Gerlach und Wiedling.

Lieder für das Kaiserjubiläum:
Braun, "Dem Kaisergilts!"
Partitur 80 Heller,
Singstimmen 80 Heller.

Mitterer: "Dem Jubelkaiser!" Partitur
1 Krone, Singstimmen dazu 80 Heller, Blechharmonie-
Stimmen 1 Krone. Verlag kath.-polit. Preßverein Briren.

Am Morgen des Lebens. Von Herbert
Lukas S. J. 8° (VIII und 194) Freiburg 1907, Herder Verlag,
M. 2.--; geb. in Leinwand M. 2.80.

Sturm und Steuer. Von Dr. Konstantin Holl.
12° (VIII und 290) Freiburg 1908, Herder Verlag, M. 1.80,
geb. in Leinwand M. 2.40.

Freiburger Gaudeamus. Taschenliederbuch für
die deutsche Jugend. Von Dr. Karl Reifert. 12° (XVI, 222).
Freiburg 1908, Herder Verlag, Geb. in Orig.-Leinwand
M. 1.20.

Der Bericht über den VI. Allg. österr.
Katholikentag.
Verlag Opitz, Wien, VIII., Strozzi-
gasse 41. Preis Kr. 3.--, franko durch die Post Kr. 3.30.

Theologische Zeitfragen. Von Christian
Pesch S. J. Vierte Folge gr. 8° (VIII und 244) Freiburg 1908,
Herder Verlag, M. 3.40.

Enzyklika Leo XIII. über die Arbeiter-
frage.
6. Büchlein der "Sozialen Bücherei". Preis broschiert
M. --.50, fein kartoniert M. --.70. Verlag: Buchhandlung
es Verbandes süddeutscher kath. Arbeitervereine.




[Spaltenumbruch]

während letzten Sonntag der Bergkanton Uri ein solches
Gesetz mit großer Mehrheit annahm. In Nidwalden
schickte man ohne viel Diskutierens ein Beamten-
besoldungsgesetz in den Orkus; ein gleiches tat der mehr-
heitlich freisinnige Kanton Thurgau, wo die Minderheits-
parteien obstruktionierten, weil ihnen die Mehrheitspartei
den Proporz, das Verhältniswahlverfahren nicht gewähren
will. Die Abstimmung erbrachte den Beweis, daß die
Mehrheitspartei bei einer Obstruktion der Minderheiten
nichts Positives mehr leisten kann, wodurch sie, wie sehr
es auch dem freisinnnigen Herzen zuwider sein wird,
gezwungen werden dürfte, einem gerechteren Wahl-
verfahren die Tore zu öffnen. Interessant ist auch, daß
der in überwiegend großer Mehrheit landwirtschaftliche
Bergkanton Appenzell-Außerrhoden ein neuzeitliches
Arbeiterinnenschutzgesetz mit großer
Mehrheit annahm.




Tagesbericht.


* Kalender für Montag den 11. Mai.

Katholiken:
Gangolf. -- Griechen (28. April): 9 Märtyr. -- Sonnen-
aufgang 4 Uhr 28 Minuten morgens. -- Sonnenunter-
gang 7 Uhr 25 Minuten abends. -- Mondesaufgang
2 Uhr 3 Minuten abends. -- Mondesuntergang 2 Uhr
50 Minuten morgens.

* Geschichtskalender für den 11. Mai.

1686. Otto v.
Guerike, Physiker, gest. Hamburg. -- 1778. William Pitt, der
Aeltere, englischer Staatsmann, gest. Hayes, Kent. -- 1825.
Gustav v. Moser, Bühnendichter, geb. Spandau. -- 1841. Ernst
Possart, Schauspieler und Theaterintendant, geb. Berlin. --
1859. Johann, Erzherzog von Oesterreich, deutscher Reichs-
verweser, gest. Graz. -- 1878. Attentat Hödels auf Kaiser
Wilhelm I. in Berlin. -- 1885. Ferdinand Hiller, Komponist,
gest. Köln. -- 1907. Die portugiesische Deputiertenkammer wird
aufgelöst.

* Auszeichnungen und Ernennungen.

Der Kaiser
hat dem Rechnungsdirektor bei der Statthalterei in Linz,
Regierungsrat Anton Bauer den Orden der Eisernen
Krone dritter Klasse, dem Kanzleidirektor des Handels-
gerichtes in Prag Wenzel Kaplan anläßlich der Ver-
setzung in den Ruhestand das Ritterkreuz des Franz-Josef
ordens verliehen, den außerordentlichen Professor Dr. phil.
Karl Beth zum ordentlichen Professor ernannt, dem Post-
rate Franz Schaefer in Prag den Titel und Charakter
eines Oberpostrates, dem Hauptlehrer an der Lehrerbil-
dungsanstalt in Troppau Alois Meixner anläßlich der
Uebernahme in den Ruhestand den Titel eines Schulrates.
dem Kanzleioberoffizial des Bezirksgerichtes in Zizkov Josef
Nozicka anläßlich der Versetzung in den dauernden Ruhe-
stand das Goldene Verdienstkreuz mit der Krone, dem in
Diensten des Erzherzogs Friedrich stehenden Aufseher
Martin Szigeti anläßlich seiner Uebernahme in den
Ruhestand das Silberne Verdienstkreuz mit der Krone, dem
Schleifereileiter der Porzellanfabrik der Firma Fischer und
Mieg in Pirkenhammer Josef Lumbe, dann der Abtei-
lungsleiterin der Bunt- und Zigarettenpapierfabrik von
Christian Schütz in Wien Aloisia Preiß, den Buchbinder-
gehilfen der Firma F. Rollinger, Geschäftsbücherfabrik,
Rastrieranstalt, Buch-, Stein- und Kunstdruckerei in Wien,
Alois Verilly und Georg Lichtenecker und dem
Drechslergehilfen der Firma Georg Gubinger in Wien
Johann Schorsch das Silberne Verdienstkreuz verliehen.
Der Minister für Kultus und Unterricht hat den pro[v]iso-
rischen Lehrer an der Staatsrealschule im 9. Wiener Ge-
meindebezirke Ernst Schmidt zum wirklichen Lehrer an
dieser Anstalt ernannt. Der Ackerbauminister hat im Staude
der forsttechnischen Beamten der Direktion der Güter des
Buk. gr.-or. Religionsfonds die Forstassistenten Arkadius
Procopovici nnd Aurelian Zurkan zu Forst- und
Domänenverwaltern ernannt.

König Friedrich von Dänemark in Wien.

Sonn-
tag abends um 9 Uhr 24 Minuten ist mit dem Schnellzuge
der Nordwestbahn der König Friedrich von Dänemark im
strengsten Inkognito aus Kopenhagen hier eingetroffen.
Der dänische Gesandte am Wiener Hofe Graf Ahlefeldt
und der dänische Generalkonsul Adolf Wiesenburg, Edler
von Hochsee waren zur Begrüßung des Königs auf dem
Bahnhofe erschienen. König Friedrich, in dessen Begleitung
sich Kammerherr Hauptmann O. Bull und Kammerjunker
E. O. N. von Castonier befinden, stieg im "Hotel Imperial"
ab. Er dürfte zwei oder drei Tage in Wien verweilen.
Dienstag den 12. d., abends 6 Uhr, findet beim Kaiser in
der kleinen Galerie in Schönbrunn zu Ehren des Königs
eine Tafel statt.

* Hof- und Personaluachrichten.

Die Erzherzoge
Leopold Salvator und Franz Salvator
sind am 10. d. nach Neuberg abgereist.

* Personalnachricht.

Abg. Walther R. v. Troll
ist zum Kurgebrauch nach Brixen abgereist.

* Der Silbergulden in Pension.

Schon seit Ende
dieses Jahres werden sowohl bei den Kassen der Oesterr.-
ungar. Bank wie bei den Staatskassen keine Silbergulden
mehr ausgegeben, die einfließenden dagegen zurückgehalten
und an die Bank abgeführt, welche Ende vorigen Jahres
bereits einen Bestand von 124·3 Millionen Stück dieser
Münze besaß. Infolgedessen sind die Gulden im Verkehr
schon relativ selten geworden. Am 30. April ist weiter eine
Verordnung des Finanzministeriums erschienen, welche den
Gewerbetreibenden verbietet, die Preise ihrer Waren in
Guldenwährung bekannt zu machen und die am 1. Juli in
Kraft treten soll. Uebertretungen werden unter Berufung
auf eine andere Ministerialverordnung mit Geldstrafen be-
droht; deren Höhe ist jedoch nicht angegeben: schlägt man
nach, so findet man, daß diese vom 30. September 1857 stam-
mende Ministerialverordnung die Stufen in eben denselben
Silbergulden berechnet, deren Nennung jetzt im Verwal-
tungswege verpönt wird. Dieses scherzhafte Zusammen-
treffen hat aber doch einen tieferen Sinn. Es beweist, daß
die neue Verordnung im Grunde keine Basis in der Ge-
setzgebung besitzt, denn sonst wäre es nicht nötig gewesen,
sie auf eine Regierungsmaßnahme zu stützen, welche 50 Jahre
zurückliegt und welche die Inkraftsetzung der alten
Währung begleitet hatte. Der Silbergulden wurde mit dem
Patent vom 19. September 1857 ins Leben gerufen!


Nr. 130 Wien, Montag Reichspoſt 11. Mai 1908

[Spaltenumbruch]

Farben den Segen ſchilderte, welchen italieniſche Kultur
und italieniſches Kapital dem Lande der Schwarzen
Berge gebracht haben. Insbeſonders aber werden die
Hafen- und Hotelanlagen ſowie die nach dem Skutariſee
führende Bahn als Kunſtwerke hingeſtellt, deren Er-
bauer — natürlich italieniſche Ingenieure — als die
größten Genies der Jetztzeit geprieſen wurden. Natürlich
fehlte es dabei nicht an boshaften Seitenhieben auf den
öſterreichiſchen Nachbar. Dieſer Artikel reizte meine Neu-
gierde und raſch entſchloſſen trat ich meine Fahrt nach
dem Hafen jenes Landes an, in welchem der „Fremde von
Diſtinktion nur durch Selbſtmord der Verleihung des
Daniloordens entgehen kann. Was ich ſah, gereichte keines-
wegs zum Lobe italieniſchen Unternehmungsgeiſtes, noch
der ſo warm geprieſenen Tatkraft. 400 Meter der groß-
artig angelegten Hafenrampe ſollen fertiggeſtellt ſein, ſo
hieß es in dem betreffenden Aufſatze. In der Tat beträgt
aber das „Banchino“ nur 187 Meter und beſteht aus —
Felsblöcken, die man einfach ins Meer warf, ohne bisher
Zeit gefunden zu haben, Grundmauern aufzuführen und
die Oberfläche zu planieren. Um da hinüber zu kommen,
bedarf es faſt touriſtiſcher Gewandtheit ... Und erſt
das ſo pompös angekündigte Hotel! Eine elende
Bretterbaracke, deren Gäſte die paar Hafenarbeiter
darſtellen, präſentiert den ſtolzen Bau, allerdings
bis auf weiteres nur, denn ein wirkliches iſt im Bau
begriffen. Wann deſſen Vollendung erfolgen wird, kann
man allerdings nicht angeben. Und trotzdem weiß die
Phantaſie des Berichterſtatters des C. d. S. den Leſern
von einem im Betriebe ſtehenden erſtklaſſigen Hotel zu
erzählen. Aber er geht noch weiter und beſchreibt, „mit
welchem Eifer die Hafenbauten ihrer Vollendung ent-
gegengeführt werden ...“ Merkwürdigerweiſe aber iſt
der Bau bis auf weiteres ſiſtiert. Der Bauunternehmer
Seguich — ein Oeſterreicher — hatte mit der Compagni
d’Antivari verſchiedene Differenzen, welche die Einholung
von Sachverſtändigengutachten erforderlich machten
und nun einer gerichtlichen Austragung entgegenſehen,
während welcher Zeit die Bauarbeiten natürlich eingeſtellt
ſind. Und erſt die Bahn! In Italien dämmert es den
Geldgebern immer mehr und mehr auf, daß das Projekt
ein gänzlich verfehltes iſt. Die zum Skutariſee hinauf-
führende Bahn iſt eine Schmalſpurbahn von 75 Zenti-
meter Geleisweite, die auf 22 Kilometer Länge einen
Niveauunterſchied von mehr als 700 Meter zu über-
winden hat. Trotz der drei ſehr kräftigen von einer
deutſchen Firma gelieferten Lokomotiven kann die Bahn
nur Züge von höchſtens 70 Tonnen alſo lächerlich ge-
ringe Laſten, transportieren, während der Materialver-
brauch ein enormer iſt.

Das Fiasko liegt klar zutage. Nichtsdeſtoweniger
aber ſucht Italien Montenegro im Widerſtand gegen das
öſterreichiſche Bahnprojekt zu beſtärken, das von Cattaro
über Zelenich nach Antivari geplant iſt, da hiedurch
Antivari dem öſterreichiſchen Waffenplatze Cattaro um
ein Bedeutendes näher gerückt und der Ausbau dieſer
Linie dem eben in Konſtruktion begriffenen Schienen-
ſtrange Wirbaſer-Antivari eine ſchwere Konkurrenz be-
reiten würde, gleichwie wenn San Giovanni di Medua
als Ausgangspunkt der Donau-Adriabahn gewählt
würde und nicht Antivari, wie es die Montenegriner
wünſchen.




[Spaltenumbruch]
Soziale Arbeit in der Schweiz.
Streikgeſetz. — Landsgemeinden. — Vieh-
verſicherungsgeſetze. — Arbeiterinnen-
ſchutz.
(Eigenbericht der „Reichspoſt“.)
6


Ende April und Ende Mai ſind in der Regel i
der Schweiz die politiſch bewegteſten Zeiten des Frühjahrs.
So auch heuer. Im Kanton Zürich, wo bei den Wahlen
in den Regierungsrat und in das kantonale Parlament
die Sozialdemokraten einen Vorſtoß machten,
erlitten dieſe zwar keine ausgeſprochene Niederlage, doch
beweiſen die Abſtimmungsreſultate, wie früher ſchon,
daß ſie keine Fortſchritte gemacht, ſondern daß
in ihrem Vormarſche ein gewiſſer Stillſtand einge-
treten iſt. Dies iſt inſofern von einiger Wichtigkeit, als
dadurch unzweifelhaft dargetan wird, daß die Sozial-
demokraten im kommenden Herbſt bei den Wahlen in
das eidgenöſſiſche Parlament (Nationalrat), für die ſie
ſchon einen kräftigen Vorſtoß beſchloſſen, eben-
falls ſchlecht abſchneiden werden. Eine Niederlage
für die Sozialdemokraten im Kanton Zürich
bedentet dann aber die Annahme eines Streikgeſetzes.
Durch dieſes Geſetz ſollen namentlich die Arbeitswilligen
gegenüber Streikenden geſchützt, überhaupt das Streiken
möglichſt erſchwert werden. Mag man auch gewiſſe Be-
ſtimmungen dieſes Geſetzes, die eigentlich juriſtiſche
Kurioſitäten darſtellen, verurteilen, muß doch zugegeben
werden, daß die Sozialdemokraten durch ihr häufiges,
freches und gewalttätiges Benehmen bei Streiks nach dieſem
Geſetz geradezu gerufen haben, indem ſie dadurch die
bürgerlichen Parteien, die allerdings dann auch wieder von
gewiſſen reaktionären Intereſſengruppen ſtark beeinflußt
werden, in eine förmliche Abwehrſtellung drängten. Dieſe
ſind aber nach dem Urteil erſter Strafrechtslehrer wie
erſter Politiker, die allen Gelegenheits- und Ausnahme-
geſetzen abhold ſind, zu weit gegangen, weshalb auch die
junge aufſtrebende chriſtlichſoziale Partei zum großen
Aerger der Sozialdemokraten dieſes Geſetz bekämpfte.

In den Urkantonen fanden zu gleicher Zeit die
Landsgemeinden ſtatt, die das älteſte demokratiſche
Inſtitut Europas ſein dürften. Die Landsgemeinde-
kantone beſchließen über Geſetze, Vorlagen und Wahlen
nur einmal im Jahre in freier Gemeinde unter freiem
Himmel. Im konſervativen Kanton Obwalden, wo
verkappte Liberale ſeit Jahren ſchon durch alle möglichen
demagogiſchen Mittel ans Staatsruder kommen wollen,
gab es diesmal einen heftigen Sturm. Unter der Maske
der Vermehrung der Volksrechte, die einen eigentlichen
Konfuſionsſtaat ſchaffen müßten, in dem morgen um-
geſtürzt werden könnte, was heute beſchloſſen wurde und
ſo ad infinitum, machte die oppoſitionelle Partei einen
erneuten Sturmlauf gegen das Inſtitut der Lands-
gemeinde, der aber glücklicherweiſe abgewieſen wurde.
Immerhin gingen die Stimmen ſo nahe, das das dortige
konſervative Regiment dem geſunden Teil der Begehren
der Oppoſitionellen einigermaßen Gehör ſchenken muß,
wenn es nicht Gefahr laufen will, einmal über-
rumpelt zu werden. Viehverſicherungsgeſetze drangen in
Obwalden wie in Schwyz nicht durch. Es ſcheint, daß
die Bauernſchaft dort eine Geſetzesreglementiererei, welch
wohltätige Folgen die genannten Geſetze auch noch mit
ſich zu bringen verſprachen, von Grund aus verabſcheut,




[Spaltenumbruch]

eine Abwehr. Ich ſehe heute noch nicht ein, wo der
ſachliche Grund zu den Gralangriffen gelegen iſt.
Glaubten die Gralbündler wirklich, daß ſie nicht hätten
ſchaffen können ohne dieſe voraufgehenden Zänkereien?
Sie tuen ſich auf ihr poſitives Programm ſoviel zu
gut; warum haben ſie es mit ſoviel Negation umgeben,
anſtatt unbefangen ſeine Verwirklichung in Angriff zu
nehmen? Und dann dieſe Polemik! Wer ſo oſtentativ
die „katholiſche Fahne“ entrollt, ſollte der nicht auch doppelt
beſorgt ſein, dem hohen Ideal ſchon allein durch den Ton
ſeines Wirkens Ehre zu machen? Iſt dieſe
„polemiſche Form“ die äſthetiſche Frucht eines
Programms, das im Zeichen des Grals, als des
Symbols höchſten Seelenfriedens ſteht? Kralik meint zwar
in den von Dr. Oehl zitierten Sätzen, daß von all dieſen
Erörterungen eine Zerſplitterung unſerer Kräfte nicht zu
befürchten wäre. Das ſind billige Beruhigungsworte, die
nicht darüber hinwegtäuſchen können, daß es ſich eben gar
nicht um ſachliche Erörterungen handelte, ſondern um
verſteckte Angriffe, vag adreſſierte Beſchuldigungen und ver-
bitternde Denunziationen. Wahrlich, wem es bewußt iſt,
wie ſehr wir gerade in den gegenwärtigen Zeitläuften allen
Grund hätten, unſere Kräfte nicht zu zerſplittern, ſondern,
wo es not tut, ſogar mit Selbſtverleugnung, den Frieden
und die Einigkeit wenigſtens nach außen zu wahren, der
muß das Vorgefallene tief beklagen. Was in dieſem Sinne
an ruhiger Zurückhaltung geſchehen konnte, glaube ich getan
zu haben und ich kann nur wiederholt erklären, daß ich den
„Kampf“, der nicht „um den Gral“, ſondern von dem
Gralaus
geführt wird, nur gezwungen fortſetzen werde.




Ein Kaiſerbuch.

Das Jubiläumsjahr unſeres Kaiſers
hat, wie zu erwarten war, eine Anzahl größerer und
kleinerer auf die Regierung Kaiſer Franz Joſefs bezug-
nehmende Werke zutage gefördert, umfangreiche, erſchöpfende
und koſtſpielige wie anderſeits kleinere für den Maſſenver-
trieb beſtimmte Werke. Zwiſchen beiden hält das im be-
kannten Verlage Gerlach und Wiedling in Wien
erſchienene Kaiſerbuch von Hanny Brentano, der den
Leſern unſeres Blattes beſtens bekannten Mitarbeiterin der
„Reichspoſt“, die richtige Mitte. Was Frau Hanny Bren-
tano
hier zuſammengefaßt, trägt den Stempel warmer
Vaterlandsliebe und zeigt uns Kaiſer Franz Joſef I. als
den mit Oeſterreichs Völkern in Freud und Leid eng ver-
bundenen Fürſten; eine Reihe teils ernſter, teils humor-
voller Züge, aus des Kaiſers Alltagsleben herausgegriffen,
gewinnt dem greiſen Herrſcher aller Herzen von neuem. Die
bildlichen Beilagen entſtammen der Porträtſammlung der
[Spaltenumbruch] k. k. Familienfideikommißbibliothek und bringen in acht Voll-
bildern und 25 Textilluſtrationen eine Anzahl vorzüglicher,
teilweiſe bisher noch nicht veröffentlichter authentiſcher Por-
träts. Im ganzen ein wahrhaft patriotiſches Buch für unſer
Volk und würdig, in Haus und Schule verbreitet zu wer-
den. Ladenpreis (in elegantem Leinenband) 4 Kronen.




Eingelaufene Bücher.

Zu beziehen durch die Buchhandlung „Reichspoſt“,
8. Bezirk, Strozzigaſſe 41.)

Das Mittelalter. Von Dr. Guſtav Schnürer.
16. Heft der Sammlung „Glaube und Wiſſen“. 96 Seiten, 8°.
München, Münchener Volksſchriftenverlag. Preis 60 Heller.

Soziale Revue. Zeitſchrift für ſoziale Fragen der
Gegenwart. Begr. von Dr. Joſ. Burg. Herausgege von
Dr. Anton Retzbach. Verlag Fredebeul u. Koenen, Eſſen-Ruhr.
Erſcheint viermal jährlich (über 500 Seiten. Großoktav).
Jährlich M. 4.40.

Durch die moderne Wiſſenſchaft zu
Gott.
Von W. L. von Waldthurm. Verlag Braumüller,
Preis 60 Heller.

Kaiſer Franz Joſef I. 1848—1908. Von Hanny
Brentano, Wien, Gerlach und Wiedling.

Lieder für das Kaiſerjubiläum:
Braun, „Dem Kaiſergilts!“
Partitur 80 Heller,
Singſtimmen 80 Heller.

Mitterer: „Dem Jubelkaiſer!“ Partitur
1 Krone, Singſtimmen dazu 80 Heller, Blechharmonie-
Stimmen 1 Krone. Verlag kath.-polit. Preßverein Briren.

Am Morgen des Lebens. Von Herbert
Lukas S. J. 8° (VIII und 194) Freiburg 1907, Herder Verlag,
M. 2.—; geb. in Leinwand M. 2.80.

Sturm und Steuer. Von Dr. Konſtantin Holl.
12° (VIII und 290) Freiburg 1908, Herder Verlag, M. 1.80,
geb. in Leinwand M. 2.40.

Freiburger Gaudeamus. Taſchenliederbuch für
die deutſche Jugend. Von Dr. Karl Reifert. 12° (XVI, 222).
Freiburg 1908, Herder Verlag, Geb. in Orig.-Leinwand
M. 1.20.

Der Bericht über den VI. Allg. öſterr.
Katholikentag.
Verlag Opitz, Wien, VIII., Strozzi-
gaſſe 41. Preis Kr. 3.—, franko durch die Poſt Kr. 3.30.

Theologiſche Zeitfragen. Von Chriſtian
Peſch S. J. Vierte Folge gr. 8° (VIII und 244) Freiburg 1908,
Herder Verlag, M. 3.40.

Enzyklika Leo XIII. über die Arbeiter-
frage.
6. Büchlein der „Sozialen Bücherei“. Preis broſchiert
M. —.50, fein kartoniert M. —.70. Verlag: Buchhandlung
es Verbandes ſüddeutſcher kath. Arbeitervereine.




[Spaltenumbruch]

während letzten Sonntag der Bergkanton Uri ein ſolches
Geſetz mit großer Mehrheit annahm. In Nidwalden
ſchickte man ohne viel Diskutierens ein Beamten-
beſoldungsgeſetz in den Orkus; ein gleiches tat der mehr-
heitlich freiſinnige Kanton Thurgau, wo die Minderheits-
parteien obſtruktionierten, weil ihnen die Mehrheitspartei
den Proporz, das Verhältniswahlverfahren nicht gewähren
will. Die Abſtimmung erbrachte den Beweis, daß die
Mehrheitspartei bei einer Obſtruktion der Minderheiten
nichts Poſitives mehr leiſten kann, wodurch ſie, wie ſehr
es auch dem freiſinnnigen Herzen zuwider ſein wird,
gezwungen werden dürfte, einem gerechteren Wahl-
verfahren die Tore zu öffnen. Intereſſant iſt auch, daß
der in überwiegend großer Mehrheit landwirtſchaftliche
Bergkanton Appenzell-Außerrhoden ein neuzeitliches
Arbeiterinnenſchutzgeſetz mit großer
Mehrheit annahm.




Tagesbericht.


* Kalender für Montag den 11. Mai.

Katholiken:
Gangolf. — Griechen (28. April): 9 Märtyr. — Sonnen-
aufgang 4 Uhr 28 Minuten morgens. — Sonnenunter-
gang 7 Uhr 25 Minuten abends. — Mondesaufgang
2 Uhr 3 Minuten abends. — Mondesuntergang 2 Uhr
50 Minuten morgens.

* Geſchichtskalender für den 11. Mai.

1686. Otto v.
Guerike, Phyſiker, geſt. Hamburg. — 1778. William Pitt, der
Aeltere, engliſcher Staatsmann, geſt. Hayes, Kent. — 1825.
Guſtav v. Moſer, Bühnendichter, geb. Spandau. — 1841. Ernſt
Poſſart, Schauſpieler und Theaterintendant, geb. Berlin. —
1859. Johann, Erzherzog von Oeſterreich, deutſcher Reichs-
verweſer, geſt. Graz. — 1878. Attentat Hödels auf Kaiſer
Wilhelm I. in Berlin. — 1885. Ferdinand Hiller, Komponiſt,
geſt. Köln. — 1907. Die portugieſiſche Deputiertenkammer wird
aufgelöſt.

* Auszeichnungen und Ernennungen.

Der Kaiſer
hat dem Rechnungsdirektor bei der Statthalterei in Linz,
Regierungsrat Anton Bauer den Orden der Eiſernen
Krone dritter Klaſſe, dem Kanzleidirektor des Handels-
gerichtes in Prag Wenzel Kaplan anläßlich der Ver-
ſetzung in den Ruheſtand das Ritterkreuz des Franz-Joſef
ordens verliehen, den außerordentlichen Profeſſor Dr. phil.
Karl Beth zum ordentlichen Profeſſor ernannt, dem Poſt-
rate Franz Schaefer in Prag den Titel und Charakter
eines Oberpoſtrates, dem Hauptlehrer an der Lehrerbil-
dungsanſtalt in Troppau Alois Meixner anläßlich der
Uebernahme in den Ruheſtand den Titel eines Schulrates.
dem Kanzleioberoffizial des Bezirksgerichtes in Zizkov Joſef
Nozicka anläßlich der Verſetzung in den dauernden Ruhe-
ſtand das Goldene Verdienſtkreuz mit der Krone, dem in
Dienſten des Erzherzogs Friedrich ſtehenden Aufſeher
Martin Szigeti anläßlich ſeiner Uebernahme in den
Ruheſtand das Silberne Verdienſtkreuz mit der Krone, dem
Schleifereileiter der Porzellanfabrik der Firma Fiſcher und
Mieg in Pirkenhammer Joſef Lumbe, dann der Abtei-
lungsleiterin der Bunt- und Zigarettenpapierfabrik von
Chriſtian Schütz in Wien Aloiſia Preiß, den Buchbinder-
gehilfen der Firma F. Rollinger, Geſchäftsbücherfabrik,
Raſtrieranſtalt, Buch-, Stein- und Kunſtdruckerei in Wien,
Alois Verilly und Georg Lichtenecker und dem
Drechſlergehilfen der Firma Georg Gubinger in Wien
Johann Schorſch das Silberne Verdienſtkreuz verliehen.
Der Miniſter für Kultus und Unterricht hat den pro[v]iſo-
riſchen Lehrer an der Staatsrealſchule im 9. Wiener Ge-
meindebezirke Ernſt Schmidt zum wirklichen Lehrer an
dieſer Anſtalt ernannt. Der Ackerbauminiſter hat im Staude
der forſttechniſchen Beamten der Direktion der Güter des
Buk. gr.-or. Religionsfonds die Forſtaſſiſtenten Arkadius
Procopovici nnd Aurelian Zurkan zu Forſt- und
Domänenverwaltern ernannt.

König Friedrich von Dänemark in Wien.

Sonn-
tag abends um 9 Uhr 24 Minuten iſt mit dem Schnellzuge
der Nordweſtbahn der König Friedrich von Dänemark im
ſtrengſten Inkognito aus Kopenhagen hier eingetroffen.
Der däniſche Geſandte am Wiener Hofe Graf Ahlefeldt
und der däniſche Generalkonſul Adolf Wieſenburg, Edler
von Hochſee waren zur Begrüßung des Königs auf dem
Bahnhofe erſchienen. König Friedrich, in deſſen Begleitung
ſich Kammerherr Hauptmann O. Bull und Kammerjunker
E. O. N. von Caſtonier befinden, ſtieg im „Hotel Imperial“
ab. Er dürfte zwei oder drei Tage in Wien verweilen.
Dienstag den 12. d., abends 6 Uhr, findet beim Kaiſer in
der kleinen Galerie in Schönbrunn zu Ehren des Königs
eine Tafel ſtatt.

* Hof- und Perſonaluachrichten.

Die Erzherzoge
Leopold Salvator und Franz Salvator
ſind am 10. d. nach Neuberg abgereiſt.

* Perſonalnachricht.

Abg. Walther R. v. Troll
iſt zum Kurgebrauch nach Brixen abgereiſt.

* Der Silbergulden in Penſion.

Schon ſeit Ende
dieſes Jahres werden ſowohl bei den Kaſſen der Oeſterr.-
ungar. Bank wie bei den Staatskaſſen keine Silbergulden
mehr ausgegeben, die einfließenden dagegen zurückgehalten
und an die Bank abgeführt, welche Ende vorigen Jahres
bereits einen Beſtand von 124·3 Millionen Stück dieſer
Münze beſaß. Infolgedeſſen ſind die Gulden im Verkehr
ſchon relativ ſelten geworden. Am 30. April iſt weiter eine
Verordnung des Finanzminiſteriums erſchienen, welche den
Gewerbetreibenden verbietet, die Preiſe ihrer Waren in
Guldenwährung bekannt zu machen und die am 1. Juli in
Kraft treten ſoll. Uebertretungen werden unter Berufung
auf eine andere Miniſterialverordnung mit Geldſtrafen be-
droht; deren Höhe iſt jedoch nicht angegeben: ſchlägt man
nach, ſo findet man, daß dieſe vom 30. September 1857 ſtam-
mende Miniſterialverordnung die Stufen in eben denſelben
Silbergulden berechnet, deren Nennung jetzt im Verwal-
tungswege verpönt wird. Dieſes ſcherzhafte Zuſammen-
treffen hat aber doch einen tieferen Sinn. Es beweiſt, daß
die neue Verordnung im Grunde keine Baſis in der Ge-
ſetzgebung beſitzt, denn ſonſt wäre es nicht nötig geweſen,
ſie auf eine Regierungsmaßnahme zu ſtützen, welche 50 Jahre
zurückliegt und welche die Inkraftſetzung der alten
Währung begleitet hatte. Der Silbergulden wurde mit dem
Patent vom 19. September 1857 ins Leben gerufen!


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Volk und würdig, in Haus und Schule verbreitet zu wer-<lb/>
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München, Münchener Volks&#x017F;chriftenverlag. Preis 60 Heller.</p><lb/>
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[3/0003] Nr. 130 Wien, Montag Reichspoſt 11. Mai 1908 Farben den Segen ſchilderte, welchen italieniſche Kultur und italieniſches Kapital dem Lande der Schwarzen Berge gebracht haben. Insbeſonders aber werden die Hafen- und Hotelanlagen ſowie die nach dem Skutariſee führende Bahn als Kunſtwerke hingeſtellt, deren Er- bauer — natürlich italieniſche Ingenieure — als die größten Genies der Jetztzeit geprieſen wurden. Natürlich fehlte es dabei nicht an boshaften Seitenhieben auf den öſterreichiſchen Nachbar. Dieſer Artikel reizte meine Neu- gierde und raſch entſchloſſen trat ich meine Fahrt nach dem Hafen jenes Landes an, in welchem der „Fremde von Diſtinktion nur durch Selbſtmord der Verleihung des Daniloordens entgehen kann. Was ich ſah, gereichte keines- wegs zum Lobe italieniſchen Unternehmungsgeiſtes, noch der ſo warm geprieſenen Tatkraft. 400 Meter der groß- artig angelegten Hafenrampe ſollen fertiggeſtellt ſein, ſo hieß es in dem betreffenden Aufſatze. In der Tat beträgt aber das „Banchino“ nur 187 Meter und beſteht aus — Felsblöcken, die man einfach ins Meer warf, ohne bisher Zeit gefunden zu haben, Grundmauern aufzuführen und die Oberfläche zu planieren. Um da hinüber zu kommen, bedarf es faſt touriſtiſcher Gewandtheit ... Und erſt das ſo pompös angekündigte Hotel! Eine elende Bretterbaracke, deren Gäſte die paar Hafenarbeiter darſtellen, präſentiert den ſtolzen Bau, allerdings bis auf weiteres nur, denn ein wirkliches iſt im Bau begriffen. Wann deſſen Vollendung erfolgen wird, kann man allerdings nicht angeben. Und trotzdem weiß die Phantaſie des Berichterſtatters des C. d. S. den Leſern von einem im Betriebe ſtehenden erſtklaſſigen Hotel zu erzählen. Aber er geht noch weiter und beſchreibt, „mit welchem Eifer die Hafenbauten ihrer Vollendung ent- gegengeführt werden ...“ Merkwürdigerweiſe aber iſt der Bau bis auf weiteres ſiſtiert. Der Bauunternehmer Seguich — ein Oeſterreicher — hatte mit der Compagni d’Antivari verſchiedene Differenzen, welche die Einholung von Sachverſtändigengutachten erforderlich machten und nun einer gerichtlichen Austragung entgegenſehen, während welcher Zeit die Bauarbeiten natürlich eingeſtellt ſind. Und erſt die Bahn! In Italien dämmert es den Geldgebern immer mehr und mehr auf, daß das Projekt ein gänzlich verfehltes iſt. Die zum Skutariſee hinauf- führende Bahn iſt eine Schmalſpurbahn von 75 Zenti- meter Geleisweite, die auf 22 Kilometer Länge einen Niveauunterſchied von mehr als 700 Meter zu über- winden hat. Trotz der drei ſehr kräftigen von einer deutſchen Firma gelieferten Lokomotiven kann die Bahn nur Züge von höchſtens 70 Tonnen alſo lächerlich ge- ringe Laſten, transportieren, während der Materialver- brauch ein enormer iſt. Das Fiasko liegt klar zutage. Nichtsdeſtoweniger aber ſucht Italien Montenegro im Widerſtand gegen das öſterreichiſche Bahnprojekt zu beſtärken, das von Cattaro über Zelenich nach Antivari geplant iſt, da hiedurch Antivari dem öſterreichiſchen Waffenplatze Cattaro um ein Bedeutendes näher gerückt und der Ausbau dieſer Linie dem eben in Konſtruktion begriffenen Schienen- ſtrange Wirbaſer-Antivari eine ſchwere Konkurrenz be- reiten würde, gleichwie wenn San Giovanni di Medua als Ausgangspunkt der Donau-Adriabahn gewählt würde und nicht Antivari, wie es die Montenegriner wünſchen. Soziale Arbeit in der Schweiz. Streikgeſetz. — Landsgemeinden. — Vieh- verſicherungsgeſetze. — Arbeiterinnen- ſchutz. (Eigenbericht der „Reichspoſt“.)6 Zürich, 6. Mai. Ende April und Ende Mai ſind in der Regel i der Schweiz die politiſch bewegteſten Zeiten des Frühjahrs. So auch heuer. Im Kanton Zürich, wo bei den Wahlen in den Regierungsrat und in das kantonale Parlament die Sozialdemokraten einen Vorſtoß machten, erlitten dieſe zwar keine ausgeſprochene Niederlage, doch beweiſen die Abſtimmungsreſultate, wie früher ſchon, daß ſie keine Fortſchritte gemacht, ſondern daß in ihrem Vormarſche ein gewiſſer Stillſtand einge- treten iſt. Dies iſt inſofern von einiger Wichtigkeit, als dadurch unzweifelhaft dargetan wird, daß die Sozial- demokraten im kommenden Herbſt bei den Wahlen in das eidgenöſſiſche Parlament (Nationalrat), für die ſie ſchon einen kräftigen Vorſtoß beſchloſſen, eben- falls ſchlecht abſchneiden werden. Eine Niederlage für die Sozialdemokraten im Kanton Zürich bedentet dann aber die Annahme eines Streikgeſetzes. Durch dieſes Geſetz ſollen namentlich die Arbeitswilligen gegenüber Streikenden geſchützt, überhaupt das Streiken möglichſt erſchwert werden. Mag man auch gewiſſe Be- ſtimmungen dieſes Geſetzes, die eigentlich juriſtiſche Kurioſitäten darſtellen, verurteilen, muß doch zugegeben werden, daß die Sozialdemokraten durch ihr häufiges, freches und gewalttätiges Benehmen bei Streiks nach dieſem Geſetz geradezu gerufen haben, indem ſie dadurch die bürgerlichen Parteien, die allerdings dann auch wieder von gewiſſen reaktionären Intereſſengruppen ſtark beeinflußt werden, in eine förmliche Abwehrſtellung drängten. Dieſe ſind aber nach dem Urteil erſter Strafrechtslehrer wie erſter Politiker, die allen Gelegenheits- und Ausnahme- geſetzen abhold ſind, zu weit gegangen, weshalb auch die junge aufſtrebende chriſtlichſoziale Partei zum großen Aerger der Sozialdemokraten dieſes Geſetz bekämpfte. In den Urkantonen fanden zu gleicher Zeit die Landsgemeinden ſtatt, die das älteſte demokratiſche Inſtitut Europas ſein dürften. Die Landsgemeinde- kantone beſchließen über Geſetze, Vorlagen und Wahlen nur einmal im Jahre in freier Gemeinde unter freiem Himmel. Im konſervativen Kanton Obwalden, wo verkappte Liberale ſeit Jahren ſchon durch alle möglichen demagogiſchen Mittel ans Staatsruder kommen wollen, gab es diesmal einen heftigen Sturm. Unter der Maske der Vermehrung der Volksrechte, die einen eigentlichen Konfuſionsſtaat ſchaffen müßten, in dem morgen um- geſtürzt werden könnte, was heute beſchloſſen wurde und ſo ad infinitum, machte die oppoſitionelle Partei einen erneuten Sturmlauf gegen das Inſtitut der Lands- gemeinde, der aber glücklicherweiſe abgewieſen wurde. Immerhin gingen die Stimmen ſo nahe, das das dortige konſervative Regiment dem geſunden Teil der Begehren der Oppoſitionellen einigermaßen Gehör ſchenken muß, wenn es nicht Gefahr laufen will, einmal über- rumpelt zu werden. Viehverſicherungsgeſetze drangen in Obwalden wie in Schwyz nicht durch. Es ſcheint, daß die Bauernſchaft dort eine Geſetzesreglementiererei, welch wohltätige Folgen die genannten Geſetze auch noch mit ſich zu bringen verſprachen, von Grund aus verabſcheut, eine Abwehr. Ich ſehe heute noch nicht ein, wo der ſachliche Grund zu den Gralangriffen gelegen iſt. Glaubten die Gralbündler wirklich, daß ſie nicht hätten ſchaffen können ohne dieſe voraufgehenden Zänkereien? Sie tuen ſich auf ihr poſitives Programm ſoviel zu gut; warum haben ſie es mit ſoviel Negation umgeben, anſtatt unbefangen ſeine Verwirklichung in Angriff zu nehmen? Und dann dieſe Polemik! Wer ſo oſtentativ die „katholiſche Fahne“ entrollt, ſollte der nicht auch doppelt beſorgt ſein, dem hohen Ideal ſchon allein durch den Ton ſeines Wirkens Ehre zu machen? Iſt dieſe „polemiſche Form“ die äſthetiſche Frucht eines Programms, das im Zeichen des Grals, als des Symbols höchſten Seelenfriedens ſteht? Kralik meint zwar in den von Dr. Oehl zitierten Sätzen, daß von all dieſen Erörterungen eine Zerſplitterung unſerer Kräfte nicht zu befürchten wäre. Das ſind billige Beruhigungsworte, die nicht darüber hinwegtäuſchen können, daß es ſich eben gar nicht um ſachliche Erörterungen handelte, ſondern um verſteckte Angriffe, vag adreſſierte Beſchuldigungen und ver- bitternde Denunziationen. Wahrlich, wem es bewußt iſt, wie ſehr wir gerade in den gegenwärtigen Zeitläuften allen Grund hätten, unſere Kräfte nicht zu zerſplittern, ſondern, wo es not tut, ſogar mit Selbſtverleugnung, den Frieden und die Einigkeit wenigſtens nach außen zu wahren, der muß das Vorgefallene tief beklagen. Was in dieſem Sinne an ruhiger Zurückhaltung geſchehen konnte, glaube ich getan zu haben und ich kann nur wiederholt erklären, daß ich den „Kampf“, der nicht „um den Gral“, ſondern von dem Gralaus geführt wird, nur gezwungen fortſetzen werde. Karl Muth. Ein Kaiſerbuch. Das Jubiläumsjahr unſeres Kaiſers hat, wie zu erwarten war, eine Anzahl größerer und kleinerer auf die Regierung Kaiſer Franz Joſefs bezug- nehmende Werke zutage gefördert, umfangreiche, erſchöpfende und koſtſpielige wie anderſeits kleinere für den Maſſenver- trieb beſtimmte Werke. Zwiſchen beiden hält das im be- kannten Verlage Gerlach und Wiedling in Wien erſchienene Kaiſerbuch von Hanny Brentano, der den Leſern unſeres Blattes beſtens bekannten Mitarbeiterin der „Reichspoſt“, die richtige Mitte. Was Frau Hanny Bren- tano hier zuſammengefaßt, trägt den Stempel warmer Vaterlandsliebe und zeigt uns Kaiſer Franz Joſef I. als den mit Oeſterreichs Völkern in Freud und Leid eng ver- bundenen Fürſten; eine Reihe teils ernſter, teils humor- voller Züge, aus des Kaiſers Alltagsleben herausgegriffen, gewinnt dem greiſen Herrſcher aller Herzen von neuem. Die bildlichen Beilagen entſtammen der Porträtſammlung der k. k. Familienfideikommißbibliothek und bringen in acht Voll- bildern und 25 Textilluſtrationen eine Anzahl vorzüglicher, teilweiſe bisher noch nicht veröffentlichter authentiſcher Por- träts. Im ganzen ein wahrhaft patriotiſches Buch für unſer Volk und würdig, in Haus und Schule verbreitet zu wer- den. Ladenpreis (in elegantem Leinenband) 4 Kronen. Eingelaufene Bücher. Zu beziehen durch die Buchhandlung „Reichspoſt“, 8. Bezirk, Strozzigaſſe 41.) Das Mittelalter. Von Dr. Guſtav Schnürer. 16. Heft der Sammlung „Glaube und Wiſſen“. 96 Seiten, 8°. München, Münchener Volksſchriftenverlag. Preis 60 Heller. Soziale Revue. Zeitſchrift für ſoziale Fragen der Gegenwart. Begr. von Dr. Joſ. Burg. Herausgege von Dr. Anton Retzbach. Verlag Fredebeul u. Koenen, Eſſen-Ruhr. Erſcheint viermal jährlich (über 500 Seiten. Großoktav). Jährlich M. 4.40. Durch die moderne Wiſſenſchaft zu Gott. Von W. L. von Waldthurm. Verlag Braumüller, Preis 60 Heller. Kaiſer Franz Joſef I. 1848—1908. Von Hanny Brentano, Wien, Gerlach und Wiedling. Lieder für das Kaiſerjubiläum: Braun, „Dem Kaiſergilts!“ Partitur 80 Heller, Singſtimmen 80 Heller. Mitterer: „Dem Jubelkaiſer!“ Partitur 1 Krone, Singſtimmen dazu 80 Heller, Blechharmonie- Stimmen 1 Krone. Verlag kath.-polit. Preßverein Briren. Am Morgen des Lebens. Von Herbert Lukas S. J. 8° (VIII und 194) Freiburg 1907, Herder Verlag, M. 2.—; geb. in Leinwand M. 2.80. Sturm und Steuer. Von Dr. Konſtantin Holl. 12° (VIII und 290) Freiburg 1908, Herder Verlag, M. 1.80, geb. in Leinwand M. 2.40. Freiburger Gaudeamus. Taſchenliederbuch für die deutſche Jugend. Von Dr. Karl Reifert. 12° (XVI, 222). Freiburg 1908, Herder Verlag, Geb. in Orig.-Leinwand M. 1.20. Der Bericht über den VI. Allg. öſterr. Katholikentag. Verlag Opitz, Wien, VIII., Strozzi- gaſſe 41. Preis Kr. 3.—, franko durch die Poſt Kr. 3.30. Theologiſche Zeitfragen. Von Chriſtian Peſch S. J. Vierte Folge gr. 8° (VIII und 244) Freiburg 1908, Herder Verlag, M. 3.40. Enzyklika Leo XIII. über die Arbeiter- frage. 6. Büchlein der „Sozialen Bücherei“. Preis broſchiert M. —.50, fein kartoniert M. —.70. Verlag: Buchhandlung es Verbandes ſüddeutſcher kath. Arbeitervereine. während letzten Sonntag der Bergkanton Uri ein ſolches Geſetz mit großer Mehrheit annahm. In Nidwalden ſchickte man ohne viel Diskutierens ein Beamten- beſoldungsgeſetz in den Orkus; ein gleiches tat der mehr- heitlich freiſinnige Kanton Thurgau, wo die Minderheits- parteien obſtruktionierten, weil ihnen die Mehrheitspartei den Proporz, das Verhältniswahlverfahren nicht gewähren will. Die Abſtimmung erbrachte den Beweis, daß die Mehrheitspartei bei einer Obſtruktion der Minderheiten nichts Poſitives mehr leiſten kann, wodurch ſie, wie ſehr es auch dem freiſinnnigen Herzen zuwider ſein wird, gezwungen werden dürfte, einem gerechteren Wahl- verfahren die Tore zu öffnen. Intereſſant iſt auch, daß der in überwiegend großer Mehrheit landwirtſchaftliche Bergkanton Appenzell-Außerrhoden ein neuzeitliches Arbeiterinnenſchutzgeſetz mit großer Mehrheit annahm. Tagesbericht. Wien, 11. Mai. * Kalender für Montag den 11. Mai. Katholiken: Gangolf. — Griechen (28. April): 9 Märtyr. — Sonnen- aufgang 4 Uhr 28 Minuten morgens. — Sonnenunter- gang 7 Uhr 25 Minuten abends. — Mondesaufgang 2 Uhr 3 Minuten abends. — Mondesuntergang 2 Uhr 50 Minuten morgens. * Geſchichtskalender für den 11. Mai. 1686. Otto v. Guerike, Phyſiker, geſt. Hamburg. — 1778. William Pitt, der Aeltere, engliſcher Staatsmann, geſt. Hayes, Kent. — 1825. Guſtav v. Moſer, Bühnendichter, geb. Spandau. — 1841. Ernſt Poſſart, Schauſpieler und Theaterintendant, geb. Berlin. — 1859. Johann, Erzherzog von Oeſterreich, deutſcher Reichs- verweſer, geſt. Graz. — 1878. Attentat Hödels auf Kaiſer Wilhelm I. in Berlin. — 1885. Ferdinand Hiller, Komponiſt, geſt. Köln. — 1907. Die portugieſiſche Deputiertenkammer wird aufgelöſt. * Auszeichnungen und Ernennungen. Der Kaiſer hat dem Rechnungsdirektor bei der Statthalterei in Linz, Regierungsrat Anton Bauer den Orden der Eiſernen Krone dritter Klaſſe, dem Kanzleidirektor des Handels- gerichtes in Prag Wenzel Kaplan anläßlich der Ver- ſetzung in den Ruheſtand das Ritterkreuz des Franz-Joſef ordens verliehen, den außerordentlichen Profeſſor Dr. phil. Karl Beth zum ordentlichen Profeſſor ernannt, dem Poſt- rate Franz Schaefer in Prag den Titel und Charakter eines Oberpoſtrates, dem Hauptlehrer an der Lehrerbil- dungsanſtalt in Troppau Alois Meixner anläßlich der Uebernahme in den Ruheſtand den Titel eines Schulrates. dem Kanzleioberoffizial des Bezirksgerichtes in Zizkov Joſef Nozicka anläßlich der Verſetzung in den dauernden Ruhe- ſtand das Goldene Verdienſtkreuz mit der Krone, dem in Dienſten des Erzherzogs Friedrich ſtehenden Aufſeher Martin Szigeti anläßlich ſeiner Uebernahme in den Ruheſtand das Silberne Verdienſtkreuz mit der Krone, dem Schleifereileiter der Porzellanfabrik der Firma Fiſcher und Mieg in Pirkenhammer Joſef Lumbe, dann der Abtei- lungsleiterin der Bunt- und Zigarettenpapierfabrik von Chriſtian Schütz in Wien Aloiſia Preiß, den Buchbinder- gehilfen der Firma F. Rollinger, Geſchäftsbücherfabrik, Raſtrieranſtalt, Buch-, Stein- und Kunſtdruckerei in Wien, Alois Verilly und Georg Lichtenecker und dem Drechſlergehilfen der Firma Georg Gubinger in Wien Johann Schorſch das Silberne Verdienſtkreuz verliehen. Der Miniſter für Kultus und Unterricht hat den proviſo- riſchen Lehrer an der Staatsrealſchule im 9. Wiener Ge- meindebezirke Ernſt Schmidt zum wirklichen Lehrer an dieſer Anſtalt ernannt. Der Ackerbauminiſter hat im Staude der forſttechniſchen Beamten der Direktion der Güter des Buk. gr.-or. Religionsfonds die Forſtaſſiſtenten Arkadius Procopovici nnd Aurelian Zurkan zu Forſt- und Domänenverwaltern ernannt. König Friedrich von Dänemark in Wien. Sonn- tag abends um 9 Uhr 24 Minuten iſt mit dem Schnellzuge der Nordweſtbahn der König Friedrich von Dänemark im ſtrengſten Inkognito aus Kopenhagen hier eingetroffen. Der däniſche Geſandte am Wiener Hofe Graf Ahlefeldt und der däniſche Generalkonſul Adolf Wieſenburg, Edler von Hochſee waren zur Begrüßung des Königs auf dem Bahnhofe erſchienen. König Friedrich, in deſſen Begleitung ſich Kammerherr Hauptmann O. Bull und Kammerjunker E. O. N. von Caſtonier befinden, ſtieg im „Hotel Imperial“ ab. Er dürfte zwei oder drei Tage in Wien verweilen. Dienstag den 12. d., abends 6 Uhr, findet beim Kaiſer in der kleinen Galerie in Schönbrunn zu Ehren des Königs eine Tafel ſtatt. * Hof- und Perſonaluachrichten. Die Erzherzoge Leopold Salvator und Franz Salvator ſind am 10. d. nach Neuberg abgereiſt. * Perſonalnachricht. Abg. Walther R. v. Troll iſt zum Kurgebrauch nach Brixen abgereiſt. * Der Silbergulden in Penſion. Schon ſeit Ende dieſes Jahres werden ſowohl bei den Kaſſen der Oeſterr.- ungar. Bank wie bei den Staatskaſſen keine Silbergulden mehr ausgegeben, die einfließenden dagegen zurückgehalten und an die Bank abgeführt, welche Ende vorigen Jahres bereits einen Beſtand von 124·3 Millionen Stück dieſer Münze beſaß. Infolgedeſſen ſind die Gulden im Verkehr ſchon relativ ſelten geworden. Am 30. April iſt weiter eine Verordnung des Finanzminiſteriums erſchienen, welche den Gewerbetreibenden verbietet, die Preiſe ihrer Waren in Guldenwährung bekannt zu machen und die am 1. Juli in Kraft treten ſoll. Uebertretungen werden unter Berufung auf eine andere Miniſterialverordnung mit Geldſtrafen be- droht; deren Höhe iſt jedoch nicht angegeben: ſchlägt man nach, ſo findet man, daß dieſe vom 30. September 1857 ſtam- mende Miniſterialverordnung die Stufen in eben denſelben Silbergulden berechnet, deren Nennung jetzt im Verwal- tungswege verpönt wird. Dieſes ſcherzhafte Zuſammen- treffen hat aber doch einen tieferen Sinn. Es beweiſt, daß die neue Verordnung im Grunde keine Baſis in der Ge- ſetzgebung beſitzt, denn ſonſt wäre es nicht nötig geweſen, ſie auf eine Regierungsmaßnahme zu ſtützen, welche 50 Jahre zurückliegt und welche die Inkraftſetzung der alten Währung begleitet hatte. Der Silbergulden wurde mit dem Patent vom 19. September 1857 ins Leben gerufen!

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Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat). (2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

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Zitationshilfe: Reichspost. Nr. 130, Wien, 11.05.1908, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost130_1908/3>, abgerufen am 27.11.2024.