Reichspost. Nr. 106, Wien, 18.04.1910.[Spaltenumbruch]
Preis 8 h Das Blatt erscheint täglich ein- mal (als Morgenausgabe). Montag erfolgt die Ausgabe um 2 Uhr nachmittags. Inserate werden in der Verwaltung der "Reichspost", VIII. Strozzigasse 42, der I. Schulerstraße 21 sowie in allen Annoncenbureaus des In- und Auslandes angenommen. Kleine Anzeigen kostet das Wort 2 h, Titelzeile 20 h, fettgedruckte Worte 4 h. [Spaltenumbruch] Mittagsblatt. Reichspost. Unabhängiges Tagblatt für das christliche Volk Oesterreich-Ungarns. [Spaltenumbruch] Preis 8 h Für Deutschland: vierteljährig, Kreuzbandsendung 12 K Länder des Weltpostvereines: vierteljährig, Kreuzbandsendung [16] K Bei den Post[ä]mtern: Vierteljährig Aegypten K 9.[03], Belgien Frs. 9.29, Bulgarien Frs 6.6[9], Dänemark K 6.75, Holland Frs. 4.6[0], Italien L 8.11, Luxemburg Frs. 9.10, Rumänien Frs. 8.50, Rußland Rbl. 3.35, Serbien Frs. 7.99, Schweden K 6.95, Schweiz Frs. 8.40. Nr. 106 Wien, Montag, den 18. April 1910. XVII. Jahrgang. [Spaltenumbruch] Die Reform der Beamten- gesetze. Wien, am 18. April. Eine stattliche Versammlung der akademisch ge- Der Präsident des Abgeordnetenhauses Die in dieser Hinsicht erstatteten Referate waren Für die Wiener Postdirektion war Oberpostrat Finanzkommissär Dr. Feldmann aus Lemberg Das Referat über das Zeitavancement Der Referent verlangte schließlich bei der Besoldung Nachdem Präsident Dr. Pattai und die an- Die Tagung der akademisch gebildeten Staatsbeamten be- [Spaltenumbruch] 51. Folge. Nachdruck verboten Stolz um Stolz. Roman aus dem Leben von O. Elster. "Na, ich meinte ja nur, daß ich ihm auf den Zahn Aber das war gar nicht nötig. Denn schon in der "Ihr Herr Papa, Fräulein Hilde, Herr Wacker- Hilde blieb jedoch daheim. Da Frau Ritter eine Bekannte besuchte, wollte sie Mary war es ganz lieb, daß sie den ernsten Augen Auf dem Bahnhof traf man mit Wera und Christof Im Schwedischen Pavillon am Ufer des im schönsten Dann ging man nach der Villa, um sie zu be- Die kleine, aber sehr hübsche Villa stand leer, war Mary gefiel alles sehr gut. Sie lehnte sich fester auf Ein herrlicher Anblick war es! Die grünen Ufer, Ein Bild des Friedens und der Freude -- und un- Herr Dettmer ergriff ihre Hand. "Es ist herrlich hier -- wundervoll!" Er drückte einen Kuß auf ihre Hand. "Also soll ich die Villa kaufen?" fuhr er fort und [Spaltenumbruch] Sie drückte ihm statt der Antwort sanft die Hand "Mary, liebe Mary, willst Du hier als meine süße, "Ich will es versuchen," entgegnete sie, mit reizen- Da küßte er sie auf den Mund und zog sie stürmisch "Dank -- tausend Dank, meine Mary." Sie erwiderte seinen Kuß -- sie war glücklich in "Du weißt," sagte sie stammelnd, "ich -- ich war "Ja -- aber nicht wahr, Du sehnst Dich nicht dort- "O nein -- nein! Wenn Du nur vergessen Sie brach ab und erglühte heiß. Da nahm er ihre Hände und blickte ihr ernst und "Es soll mein Bestreben sein, Mary," sprach er mit Da sank sie aufschluchzend an seine Brust und ihre "Ich habe Dich lieb, Du Lieber, Du Guter," (Fortsetzung folgt.) [Spaltenumbruch]
Preis 8 h Das Blatt erſcheint täglich ein- mal (als Morgenausgabe). Montag erfolgt die Ausgabe um 2 Uhr nachmittags. Inſerate werden in der Verwaltung der „Reichspoſt“, VIII. Strozzigaſſe 42, der I. Schulerſtraße 21 ſowie in allen Annoncenbureaus des In- und Auslandes angenommen. Kleine Anzeigen koſtet das Wort 2 h, Titelzeile 20 h, fettgedruckte Worte 4 h. [Spaltenumbruch] Mittagsblatt. Reichspoſt. Unabhängiges Tagblatt für das chriſtliche Volk Oeſterreich-Ungarns. [Spaltenumbruch] Preis 8 h Für Deutſchland: vierteljährig, Kreuzbandſendung 12 K Länder des Weltpoſtvereines: vierteljährig, Kreuzbandſendung [16] K Bei den Poſt[ä]mtern: Vierteljährig Aegypten K 9.[03], Belgien Frs. 9.29, Bulgarien Frs 6.6[9], Dänemark K 6.75, Holland Frs. 4.6[0], Italien L 8.11, Luxemburg Frs. 9.10, Rumänien Frs. 8.50, Rußland Rbl. 3.35, Serbien Frs. 7.99, Schweden K 6.95, Schweiz Frs. 8.40. Nr. 106 Wien, Montag, den 18. April 1910. XVII. Jahrgang. [Spaltenumbruch] Die Reform der Beamten- geſetze. Wien, am 18. April. Eine ſtattliche Verſammlung der akademiſch ge- Der Präſident des Abgeordnetenhauſes Die in dieſer Hinſicht erſtatteten Referate waren Für die Wiener Poſtdirektion war Oberpoſtrat Finanzkommiſſär Dr. Feldmann aus Lemberg Das Referat über das Zeitavancement Der Referent verlangte ſchließlich bei der Beſoldung Nachdem Präſident Dr. Pattai und die an- Die Tagung der akademiſch gebildeten Staatsbeamten be- [Spaltenumbruch] 51. Folge. Nachdruck verboten Stolz um Stolz. Roman aus dem Leben von O. Elſter. „Na, ich meinte ja nur, daß ich ihm auf den Zahn Aber das war gar nicht nötig. Denn ſchon in der „Ihr Herr Papa, Fräulein Hilde, Herr Wacker- Hilde blieb jedoch daheim. Da Frau Ritter eine Bekannte beſuchte, wollte ſie Mary war es ganz lieb, daß ſie den ernſten Augen Auf dem Bahnhof traf man mit Wera und Chriſtof Im Schwediſchen Pavillon am Ufer des im ſchönſten Dann ging man nach der Villa, um ſie zu be- Die kleine, aber ſehr hübſche Villa ſtand leer, war Mary gefiel alles ſehr gut. Sie lehnte ſich feſter auf Ein herrlicher Anblick war es! Die grünen Ufer, Ein Bild des Friedens und der Freude — und un- Herr Dettmer ergriff ihre Hand. „Es iſt herrlich hier — wundervoll!“ Er drückte einen Kuß auf ihre Hand. „Alſo ſoll ich die Villa kaufen?“ fuhr er fort und [Spaltenumbruch] Sie drückte ihm ſtatt der Antwort ſanft die Hand „Mary, liebe Mary, willſt Du hier als meine ſüße, „Ich will es verſuchen,“ entgegnete ſie, mit reizen- Da küßte er ſie auf den Mund und zog ſie ſtürmiſch „Dank — tauſend Dank, meine Mary.“ Sie erwiderte ſeinen Kuß — ſie war glücklich in „Du weißt,“ ſagte ſie ſtammelnd, „ich — ich war „Ja — aber nicht wahr, Du ſehnſt Dich nicht dort- „O nein — nein! Wenn Du nur vergeſſen Sie brach ab und erglühte heiß. Da nahm er ihre Hände und blickte ihr ernſt und „Es ſoll mein Beſtreben ſein, Mary,“ ſprach er mit Da ſank ſie aufſchluchzend an ſeine Bruſt und ihre „Ich habe Dich lieb, Du Lieber, Du Guter,“ (Fortſetzung folgt.) <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="1"/> <cb/> <div type="jExpedition"> <p><hi rendition="#b">Preis 8 <hi rendition="#aq">h</hi><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> Redaktion:</hi><hi rendition="#aq">VIII.</hi><hi rendition="#b">Strozzigaſſe 41.<lb/> Telephon: 18082.<lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> Verwaltung:</hi><hi rendition="#aq">VIII.</hi><hi rendition="#b">Strozzig. <supplied>42</supplied>.<lb/> Telephon: 13870.<lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> Druckerei:</hi><hi rendition="#aq">VIII.</hi><hi rendition="#b">Strozzigaſſe <supplied>41</supplied>.<lb/> Telephon: 22641.<lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> Kleiner Anzeiger</hi><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#b">Schulerſtr. 21.<lb/> Telephon 292<supplied>6</supplied>.</hi><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> Das Blatt erſcheint <hi rendition="#b">täglich ein-<lb/> mal (als Morgenausgabe).<lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> Montag</hi> erfolgt die Ausgabe um<lb/> 2 Uhr nachmittags.<lb/><hi rendition="#b">Inſerate</hi><lb/> werden in der Verwaltung der<lb/> „Reichspoſt“, <hi rendition="#aq">VIII.</hi> Strozzigaſſe 42,<lb/> der <hi rendition="#aq">I.</hi> Schulerſtraße 21 ſowie in<lb/> allen Annoncenbureaus des In- und<lb/> Auslandes angenommen.<lb/><hi rendition="#b">Kleine Anzeigen</hi> koſtet das Wort<lb/><hi rendition="#b">2 <hi rendition="#aq">h,</hi> </hi> Titelzeile <hi rendition="#b">20 <hi rendition="#aq">h,</hi> </hi> fettgedruckte<lb/> Worte <hi rendition="#b">4 <hi rendition="#aq">h.</hi> </hi> </p> </div><lb/> <cb/> <titlePage xml:id="tp1a" type="heading" next="#tpab"> <titlePart type="sub"> <hi rendition="#b">Mittagsblatt.</hi> </titlePart><lb/> <titlePart type="main"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Reichspoſt.</hi> </hi> </titlePart><lb/> <titlePart type="sub"> <hi rendition="#b">Unabhängiges Tagblatt für das chriſtliche Volk Oeſterreich-Ungarns.</hi> </titlePart> </titlePage><lb/> <cb/> <div type="jExpedition"> <p><hi rendition="#b">Preis 8 <hi rendition="#aq">h</hi><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> Bezugspreiſe:</hi><lb/> Für <hi rendition="#b">Wien</hi> und <hi rendition="#b">Oeſtern-Ungarn</hi><lb/> (ſamt Zuſtellung ins Haus):<lb/> ganzjährig ......... 32 <hi rendition="#aq">K</hi><lb/> vierteljährig ........ 8 <hi rendition="#aq">K</hi><lb/> monatlich ....... 2 <hi rendition="#aq">K 75 h</hi><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><hi rendition="#b">Für Deutſchland:</hi><lb/> vierteljährig, Kreuzbandſendung 12 <hi rendition="#aq">K</hi><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><hi rendition="#b">Länder des Weltpoſtvereines:</hi><lb/> vierteljährig, Kreuzbandſendung <supplied>16</supplied> <hi rendition="#aq">K</hi><lb/><hi rendition="#b">Bei den Poſt<supplied>ä</supplied>mtern:</hi><lb/> Vierteljährig Aegypten <hi rendition="#aq">K</hi> 9.<supplied>03</supplied>,<lb/> Belgien <hi rendition="#aq">Frs.</hi> 9.29, Bulgarien<lb/><hi rendition="#aq">Frs</hi> 6.6<supplied>9</supplied>, Dänemark <hi rendition="#aq">K</hi> 6.75,<lb/> Holland <hi rendition="#aq">Frs.</hi> 4.6<supplied>0</supplied>, Italien <hi rendition="#aq">L</hi> 8.11,<lb/> Luxemburg <hi rendition="#aq">Frs.</hi> 9.10, Rumänien<lb/><hi rendition="#aq">Frs.</hi> 8.50, Rußland <hi rendition="#aq">Rbl.</hi> 3.35,<lb/> Serbien <hi rendition="#aq">Frs.</hi> 7.99, Schweden <hi rendition="#aq">K</hi> 6.95,<lb/> Schweiz <hi rendition="#aq">Frs.</hi> 8.40.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <titlePage xml:id="tp1b" prev="#tp1a" type="heading"> <docImprint> <docDate> <hi rendition="#b">Nr. 106 Wien, Montag, den 18. 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Dieſe Reform iſt<lb/> bereits in ein ſehr aktuelles Stadium gerückt ſie<lb/> ſteht bekanntlich auf der Tagesordnung des Ab-<lb/> geordnetenhauſes an zweiter Stelle, was aber in der<lb/> Beamtenſchaft einige Verſtimmung hervorgerufen hat.</p><lb/> <p>Der Präſident des Abgeordnetenhauſes<lb/> Dr. <hi rendition="#g">Pattai,</hi> der in der Verſammlung er-<lb/> ſchienen war, beruhigte die Beamtenſchaft<lb/> über dieſe Einreihung des Geſetzentwurfes<lb/> und verſprach, ſo weit es in ſeiner Macht liegt, die<lb/> baldige Erledigung der Beamtengeſetze zu fördern.<lb/> Auch die Abgeordneten Dr. <hi rendition="#g">Glombinski,</hi><lb/> Dr. <hi rendition="#g">Skedl</hi> und Dr. <hi rendition="#g">Simonowicz</hi> wieſen in<lb/> kurzen Anſprachen auf die Notwendigkeit einer raſchen<lb/> Erledigung des Beamtengeſetzentwurfes hin. In einer<lb/><hi rendition="#g">Reſolution</hi> faßte die Verſammlung, in der alle<lb/> Kategorien und Rangsklaſſen bis zum Sektionschef<lb/> hinauf vertreten waren, ihre Wünſche zuſammen, indem<lb/> ſie die Grundſätze, auf denen der Entwurf aufgebaut<lb/> iſt, begrüßt, doch bedauert, daß ſie in der weiteren<lb/> Verarbeitung im Geſetzentwurfe nicht entſprechend<lb/> zum Ausdrucke kommen. Insbeſondere wendet<lb/> ſich die Beamtenſchaft dagegen, daß ſich die<lb/> Dienſtpragmatik die Auffaſſung des Dienſt-<lb/> verhältniſſes zum Staat als Gewaltverhältnis und nicht<lb/> als Pflichtverhältnis zu eigen macht. Gleichzeitig wird<lb/> in der Reſolution die Forderung nach Gleichſtellung<lb/> mit den Mittelſchulprofeſſoren aufgeſtellt, ſowie die nach<lb/> Einrechnung der Geſamtdienſtzeit in die Uebergangszeit<lb/> zum Zeitavancement.</p><lb/> <p>Die in dieſer Hinſicht erſtatteten Referate waren<lb/> tief und umfaſſend angelegt und ernteten die volle<lb/> wiederholt ſtürmiſche Zuſtimmung der Verſammlung.<lb/> Wie Präſident Dr. <hi rendition="#g">Pattai</hi> hervorhob, wird der<lb/><cb/> Geſetzentwurf über die Dienſtpragmatik nach der<lb/> in wenigen Tagen erfolgenden erſten Leſung dem<lb/> Ausſchuſſe zugewieſen werden und dann ſofort wieder<lb/> auf die Tagesordnung geſtellt werden, damit der Ent-<lb/> wurf im Hinblicke auf ſeine Wichtigkeit bald Geſetz<lb/> werden könne.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Für die Wiener Poſtdirektion war Oberpoſtrat<lb/> v. <hi rendition="#g">Winkler,</hi> für die Finanzlandesdirektion Finanz-<lb/> rat Nowotny anweſend. Der Vorſitzende Finanzrat<lb/><hi rendition="#g">Jordan</hi> (Gmunden) begrüßte die Erſchienenen,<lb/> worauf namens des niederöſterreichiſchen Vereines Finanz-<lb/> kommiſſär Dr. <hi rendition="#g">Waber</hi> den Regierungsentwurf einer<lb/> Kritik unterzog und insbeſondere gegen jene Beſtimmungen<lb/> des Geſetzentwurfes polemiſierte, durch welche die Ver-<lb/> antwortlichkeit der Beamten bis zur Grenze des Straf-<lb/> geſetzes in unverjährbarer Weiſe ausgedehnt werden ſoll.</p><lb/> <p>Finanzkommiſſär Dr. <hi rendition="#g">Feldmann</hi> aus Lemberg<lb/> referierte in eingehender Weiſe über die Dienſtpragmatik,<lb/> wobei er ſich in entſchiedener Weiſe gegen jede Ver-<lb/> kürzung der ſtaatsbürgerlichen Rechte der Beamten und<lb/> die geradezu als Gewaltverhältnis aufzufaſſende Stel-<lb/> lung der Beamten wendete. Von dieſem Geſichtspunkte<lb/> aus wies Dr. Feldmann auf die Mängel der Beſtim-<lb/> mungen über die Lösbarkeit des Dienſtver-<lb/> hältniſſes der Praktikanten und die Zuſammen-<lb/> ſetzung der Qualifikationskommiſſionen hin, die nur<lb/> aus Vertretern der Regierung, ohne jede Teilnahme der<lb/> Intereſſenten beſtehen. Was die im Entwurfe feſtgelegte<lb/> „Gehorſamspflicht“ betrifft, ſo ſei eine Moderniſierung<lb/> unbedingt notwendig, eventuell nach ausländiſchem<lb/> Muſter, wo der Gehorſam „innerhalb der Verfaſſung<lb/> und der Geſetze“ verlangt wird, nicht aber wie im Ent-<lb/> wurfe „bis an die Grenze das Strafgeſetzes“. Weiters<lb/> ſeien die Beſtimmungen, betreffend Vereinsangelegenheiten<lb/> der Beamten, ſehr drückend und würden in ihrer Durch-<lb/> führung die Vernichtung der Organiſation mit ſich bringen.<lb/> Auch die Gehalts- und Urlaubsbeſtimmungen ſeien<lb/> nicht entſprechend, ebenſo wie jene, über die Verſetzung<lb/> auf andere Dienſtpoſten ohne Ueberſiedlungsgebühren,<lb/> da ſie den Beamten die Frucht des ſchwererrungenen<lb/> Avancements wieder rauben. Das Disziplinarverfahren<lb/> iſt wohl human gedacht, aber doch ſehr verbeſſerungs-<lb/> bedürftig. Insbeſondere hinſichtlich des Ablehnungsrechtes<lb/> von Senatsmitgliedern wegen Befangenheit und des<lb/><cb/> Mangels einer Beſtimmung einer Verjährung von Dienſt-<lb/> vergehen, der die Möglichkeit einer Verfolgung bis ans<lb/> Grab offen läßt. Der Redner ſchloß ſeine Ausführungen<lb/> mit dem Hinweis auf die Produktivität der für die<lb/> Beamten aufgewendeten Ausgaben und appelliert an die<lb/> Regierungsvertreter, die Wünſche der Beamtenſchaft zu<lb/> erfüllen.</p><lb/> <p>Das Referat über das <hi rendition="#g">Zeitavancement</hi><lb/> erſtattete Poſtkommiſſär Dr. <hi rendition="#g">Kallina,</hi> der feſtſtellte,<lb/> daß der Entwurf diesbezüglich große Enttäuſchung ge-<lb/> bracht hat. Man hatte die berechtigte und längſt an-<lb/> geſtrebte <hi rendition="#g">Gleichſtellung mit den Mittel-<lb/> ſchulprofeſſoren</hi> erwartet. Dies ſei aber nicht<lb/> der Fall und die akademiſch gebildete Beamtenſchaft<lb/> iſt dadurch in unverdienter Weiſe zurückgeſetzt worden.<lb/> Die Aufrückungsfriſten für die akademiſch gebildeten<lb/> Beamten ſind im Entwurf ſo außerordentlich ungünſtig,<lb/> daß ſie — abgeſehen von der ſozialen Stellung — auch<lb/> den hohen Koſten des Hochſchulſtudiums nicht ent-<lb/> ſprechen. Man bedenke: ein Gehalt von 3600 Kronen<lb/> mit 40 Jahren, von 4800 Kronen mit 50 Jahren, von<lb/> 6000 Kronen mit faſt 60 Jahren — das bedeutet direkt<lb/> eine Entwertung des Hochſchulſtudiums, es bedeutet für<lb/> den Juriſten oder Techniker, dem überhaupt noch ein<lb/> Ausweg offenſteht, eine direkte Abſchreckung, ſich dem<lb/> Staatsdienſt zu widmen.</p><lb/> <p>Der Referent verlangte ſchließlich bei der Beſoldung<lb/> außer der Rückſicht auf die Rangsklaſſe auch die Be-<lb/> rückſichtigung der Geſamtdienſtzeit als Entſchädigung<lb/> für die in der Vorrückung Zurückgebliebenen. Die Be-<lb/> amtenſchaft fordere nicht zuviel, ſondern nur die im<lb/> Regierungsentwurfe verſprochene „ausgleichende Ge-<lb/> rechtigkeit“.</p><lb/> <p>Nachdem Präſident Dr. <hi rendition="#g">Pattai</hi> und die an-<lb/> weſenden Abgeordneten die Unterſtützung der vorge-<lb/> brachten Wünſche der Beamten verſprochen hatten,<lb/> wurde vom Finanzkommiſſär <hi rendition="#g">Manda</hi> nachſtehende<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#b">Reſolution</hi></hi><lb/> verleſen und mit großem Beifalle einſtimmig ange-<lb/> nommen:</p><lb/> <p>Die Tagung der akademiſch gebildeten Staatsbeamten be-<lb/> grüßt es, daß der Motivenbericht der Regierung offen zugibt,<lb/> daß die Vorrückungsverhältniſſe der Beamten nach dem geltenden<lb/> Beſoldungsſyſtem von bloßen Zufälligkeiten abhängen, und daß die<lb/> beſtehenden Mißſtände nur durch die Reformierung des<lb/> Beſoldungsſyſtems behoben werden können. Die Verſammlung<lb/> vermißt aber in dem Regierungsentwurfe den Geſichtspunkt</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <p> <ref> <hi rendition="#b">51. Folge.</hi> </ref> </p> <p> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#b">Nachdruck verboten</hi> </hi> </p><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head><hi rendition="#b">Stolz um Stolz.</hi><lb/> Roman aus dem Leben von <hi rendition="#b">O. Elſter.</hi> </head><lb/> <p>„Na, ich meinte ja nur, daß ich ihm auf den Zahn<lb/> fühlen will,“ brummte Onkel Chriſtof. „Laß mich nur<lb/> machen, Hildchen. Der Menſch hat ja ein Rieſenglück,<lb/> und wenn er dann noch räſonnieren will, dann werde<lb/> ich ihm ſchon die Augen öffnen. Es läuft ſo mancher in<lb/> der Welt herum, der einen Fleck auf ſeiner weißen Weſte<lb/> hat und dennoch ein braver Kerl iſt. Das Leben iſt nun<lb/> einmal ſo. Alſo, ich ſage Dir morgen Beſcheid.“</p><lb/> <p>Aber das war gar nicht nötig. Denn ſchon in der<lb/> Frühe des nächſten Tages erhielt Mary einen ſchönen<lb/> Roſenſtrauch von Herrn Dettmer mit einer herzlichen<lb/> Einladung für den nächſten Sonntag nach Wannſee zur<lb/> Beſichtigung der Villa.</p><lb/> <p>„Ihr Herr Papa, Fräulein Hilde, Herr Wacker-<lb/> nagel und Fräulein Wera werden mir gewiß die Freude<lb/> bereiten, mit von der Partie zu ſein,“ ſchloß das liebens-<lb/> würdige Schreiben, das einen feinen Duft von Veilchen<lb/> ausſtrömte. Und am Sonntag mittag erſchien Herr<lb/> Dettmer ſelbſt, um Herrn Hildebrandt und die Damen<lb/> abzuholen.</p><lb/> <p>Hilde blieb jedoch daheim.</p><lb/> <p>Da Frau Ritter eine Bekannte beſuchte, wollte ſie<lb/> die Wohnung nicht allein laſſen; auch beabſichtigte ſie,<lb/> eine Arbeit zu vollenden, die ſie vor einigen Tagen an-<lb/> gefangen hatte.</p><lb/> <p>Mary war es ganz lieb, daß ſie den ernſten Augen<lb/> Hildes entfliehen konnte. Sie freute ſich ungemein auf<lb/> den Ausflug, war lebhaft und munter wie in früherer<lb/> Zeit und bezauberte Herrn Dettmer durch ihr drolliges<lb/> Weſen, in das ſich eine gewiſſe verlegene, ſchelmiſche<lb/> Koketterie miſchte.</p><lb/> <p>Auf dem Bahnhof traf man mit Wera und Chriſtof<lb/> Wackernagel zuſammen. Die erſtere war ernſt und ſtill<lb/><cb/> wie immer, der kleine Maler dagegen von einer etwas<lb/> lärmenden Luſtigkeit. Er neckte Mary, daß dieſe ein<lb/> über das anderemal errötete; er ſcherzte über den könig-<lb/> lichen Hofphotographen, was ſich dieſer gutmütig ge-<lb/> fallen ließ — kurz, er trug weſentlich zur Unterhaltung<lb/> und Erheiterung der kleinen Geſellſchaft bei.</p><lb/> <p>Im Schwediſchen Pavillon am Ufer des im ſchönſten<lb/> Sonnenglanz leuchtenden Sees wurde zu Mittag ge-<lb/> geſſen. Herr Dettmer ließ es ſich nicht nehmen, bei<lb/> ſchäumendem Champagner einen Toaſt auf „alles, was<lb/> wir lieben“, auszubringen, wobei er Mary mit ſo<lb/> ſchwärmeriſchen Blicken anſah, daß dieſe verlegen er-<lb/> rötend die Augen niederſchlug.</p><lb/> <p>Dann ging man nach der Villa, um ſie zu be-<lb/> ſichtigen.</p><lb/> <p>Die kleine, aber ſehr hübſche Villa ſtand leer, war<lb/> aber vollkommen inſtand, ſo daß ſie ſofort bezogen wer-<lb/> den konnte. Ein nicht ſehr großer, aber hübſch angelegter<lb/> Garten umgab das Haus, das zum Hintergrunde den<lb/> ſchattigen, duftenden Hochwald hatte, während der Gar-<lb/> ten in der Front an das Waſſer des Wannſees ſtieß.</p><lb/> <p>Mary gefiel alles ſehr gut. Sie lehnte ſich feſter auf<lb/> den Arm Dettmers, als ſie mit ihm durch die Zimmer<lb/> ſchritt und auf der Veranda ſtehen blieb, um die Blicke<lb/> über den weiten See ſchweifen zu laſſen, auf dem gerade<lb/> eine Segelbootregatta abgehalten wurde.</p><lb/> <p>Ein herrlicher Anblick war es! Die grünen Ufer,<lb/> der glänzende Waſſerſpiegel mit den ſanft dahingleiten-<lb/> den Segelbooten, darüber der blaue, wolkenloſe Himmel<lb/> und ſtrahlender Sonnenſchein.</p><lb/> <p>Ein Bild des Friedens und der Freude — und un-<lb/> willkürlich entſchlüpfte Marys Lippen ein Seufzer.</p><lb/> <p>Herr Dettmer ergriff ihre Hand.</p><lb/> <p>„Es iſt herrlich hier — wundervoll!“</p><lb/> <p>Er drückte einen Kuß auf ihre Hand.</p><lb/> <p>„Alſo ſoll ich die Villa kaufen?“ fuhr er fort und<lb/> ſeine Augen leuchteten.</p><lb/> <cb/> <p>Sie drückte ihm ſtatt der Antwort ſanft die Hand<lb/> und lehnte ſich zärtlich an ihn. Da ſchlang er ſeinen Arm<lb/> um ihre Geſtalt und flüſterte:</p><lb/> <p>„Mary, liebe Mary, willſt Du hier als meine ſüße,<lb/> liebe Frau wohnen? Willſt Du mich zum Glücklichſten<lb/> der Sterblichen machen?“</p><lb/> <p>„Ich will es verſuchen,“ entgegnete ſie, mit reizen-<lb/> dem Lächeln zu ihm aufblickend.</p><lb/> <p>Da küßte er ſie auf den Mund und zog ſie ſtürmiſch<lb/> in ſeine Arme.</p><lb/> <p>„Dank — tauſend Dank, meine Mary.“</p><lb/> <p>Sie erwiderte ſeinen Kuß — ſie war glücklich in<lb/> dem Gedanken, einen Hafen des friedlichen, ſtillen<lb/> Glückes gefunden zu haben. Ihr Herz war von Dank er-<lb/> füllt — doch plötzlich flog ein Schatten über ihr Geſicht<lb/> und ſie entzog ſich ſeiner Umarmung. Sie dachte an das<lb/> Unglück ihres Lebens.</p><lb/> <p>„Du weißt,“ ſagte ſie ſtammelnd, „ich — ich war<lb/> am Theater ...“</p><lb/> <p>„Ja — aber nicht wahr, Du ſehnſt Dich nicht dort-<lb/> hin zurück?“</p><lb/> <p>„O nein — nein! Wenn Du nur vergeſſen<lb/> kannſt ...“</p><lb/> <p>Sie brach ab und erglühte heiß.</p><lb/> <p>Da nahm er ihre Hände und blickte ihr ernſt und<lb/> herzlich in die mit Tränen erfüllten Augen.</p><lb/> <p>„Es ſoll mein Beſtreben ſein, Mary,“ ſprach er mit<lb/> tiefem Gefühl, „Dich, meine Mary, vergeſſen zu machen,<lb/> was Du gelitten haſt.“</p><lb/> <p>Da ſank ſie aufſchluchzend an ſeine Bruſt und ihre<lb/> Tränen löſchten die Angſt ihres Herzens, die Schuld und<lb/> das Unglück ihres Lebens aus.</p><lb/> <p>„Ich habe Dich lieb, Du Lieber, Du Guter,“<lb/> flüſterte ſie.</p><lb/> <p> <ref>(Fortſetzung folgt.)</ref> </p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [1/0001]
Preis 8 h
Redaktion: VIII. Strozzigaſſe 41.
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Kleiner Anzeiger I. Schulerſtr. 21.
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mal (als Morgenausgabe).
Montag erfolgt die Ausgabe um
2 Uhr nachmittags.
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werden in der Verwaltung der
„Reichspoſt“, VIII. Strozzigaſſe 42,
der I. Schulerſtraße 21 ſowie in
allen Annoncenbureaus des In- und
Auslandes angenommen.
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Reichspoſt.
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Für Wien und Oeſtern-Ungarn
(ſamt Zuſtellung ins Haus):
ganzjährig ......... 32 K
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monatlich ....... 2 K 75 h
Für Deutſchland:
vierteljährig, Kreuzbandſendung 12 K
Länder des Weltpoſtvereines:
vierteljährig, Kreuzbandſendung 16 K
Bei den Poſtämtern:
Vierteljährig Aegypten K 9.03,
Belgien Frs. 9.29, Bulgarien
Frs 6.69, Dänemark K 6.75,
Holland Frs. 4.60, Italien L 8.11,
Luxemburg Frs. 9.10, Rumänien
Frs. 8.50, Rußland Rbl. 3.35,
Serbien Frs. 7.99, Schweden K 6.95,
Schweiz Frs. 8.40.
Nr. 106 Wien, Montag, den 18. April 1910. XVII. Jahrgang.
Die Reform der Beamten-
geſetze.
Wien, am 18. April.
Eine ſtattliche Verſammlung der akademiſch ge-
bildeten Staatsbeamten nahm geſtern zu dem dem Ab-
geordnetenhauſe vorliegenden Geſetzentwurfe über die
Reform der Beamtengeſetze Stellung. Dieſe Reform iſt
bereits in ein ſehr aktuelles Stadium gerückt ſie
ſteht bekanntlich auf der Tagesordnung des Ab-
geordnetenhauſes an zweiter Stelle, was aber in der
Beamtenſchaft einige Verſtimmung hervorgerufen hat.
Der Präſident des Abgeordnetenhauſes
Dr. Pattai, der in der Verſammlung er-
ſchienen war, beruhigte die Beamtenſchaft
über dieſe Einreihung des Geſetzentwurfes
und verſprach, ſo weit es in ſeiner Macht liegt, die
baldige Erledigung der Beamtengeſetze zu fördern.
Auch die Abgeordneten Dr. Glombinski,
Dr. Skedl und Dr. Simonowicz wieſen in
kurzen Anſprachen auf die Notwendigkeit einer raſchen
Erledigung des Beamtengeſetzentwurfes hin. In einer
Reſolution faßte die Verſammlung, in der alle
Kategorien und Rangsklaſſen bis zum Sektionschef
hinauf vertreten waren, ihre Wünſche zuſammen, indem
ſie die Grundſätze, auf denen der Entwurf aufgebaut
iſt, begrüßt, doch bedauert, daß ſie in der weiteren
Verarbeitung im Geſetzentwurfe nicht entſprechend
zum Ausdrucke kommen. Insbeſondere wendet
ſich die Beamtenſchaft dagegen, daß ſich die
Dienſtpragmatik die Auffaſſung des Dienſt-
verhältniſſes zum Staat als Gewaltverhältnis und nicht
als Pflichtverhältnis zu eigen macht. Gleichzeitig wird
in der Reſolution die Forderung nach Gleichſtellung
mit den Mittelſchulprofeſſoren aufgeſtellt, ſowie die nach
Einrechnung der Geſamtdienſtzeit in die Uebergangszeit
zum Zeitavancement.
Die in dieſer Hinſicht erſtatteten Referate waren
tief und umfaſſend angelegt und ernteten die volle
wiederholt ſtürmiſche Zuſtimmung der Verſammlung.
Wie Präſident Dr. Pattai hervorhob, wird der
Geſetzentwurf über die Dienſtpragmatik nach der
in wenigen Tagen erfolgenden erſten Leſung dem
Ausſchuſſe zugewieſen werden und dann ſofort wieder
auf die Tagesordnung geſtellt werden, damit der Ent-
wurf im Hinblicke auf ſeine Wichtigkeit bald Geſetz
werden könne.
Für die Wiener Poſtdirektion war Oberpoſtrat
v. Winkler, für die Finanzlandesdirektion Finanz-
rat Nowotny anweſend. Der Vorſitzende Finanzrat
Jordan (Gmunden) begrüßte die Erſchienenen,
worauf namens des niederöſterreichiſchen Vereines Finanz-
kommiſſär Dr. Waber den Regierungsentwurf einer
Kritik unterzog und insbeſondere gegen jene Beſtimmungen
des Geſetzentwurfes polemiſierte, durch welche die Ver-
antwortlichkeit der Beamten bis zur Grenze des Straf-
geſetzes in unverjährbarer Weiſe ausgedehnt werden ſoll.
Finanzkommiſſär Dr. Feldmann aus Lemberg
referierte in eingehender Weiſe über die Dienſtpragmatik,
wobei er ſich in entſchiedener Weiſe gegen jede Ver-
kürzung der ſtaatsbürgerlichen Rechte der Beamten und
die geradezu als Gewaltverhältnis aufzufaſſende Stel-
lung der Beamten wendete. Von dieſem Geſichtspunkte
aus wies Dr. Feldmann auf die Mängel der Beſtim-
mungen über die Lösbarkeit des Dienſtver-
hältniſſes der Praktikanten und die Zuſammen-
ſetzung der Qualifikationskommiſſionen hin, die nur
aus Vertretern der Regierung, ohne jede Teilnahme der
Intereſſenten beſtehen. Was die im Entwurfe feſtgelegte
„Gehorſamspflicht“ betrifft, ſo ſei eine Moderniſierung
unbedingt notwendig, eventuell nach ausländiſchem
Muſter, wo der Gehorſam „innerhalb der Verfaſſung
und der Geſetze“ verlangt wird, nicht aber wie im Ent-
wurfe „bis an die Grenze das Strafgeſetzes“. Weiters
ſeien die Beſtimmungen, betreffend Vereinsangelegenheiten
der Beamten, ſehr drückend und würden in ihrer Durch-
führung die Vernichtung der Organiſation mit ſich bringen.
Auch die Gehalts- und Urlaubsbeſtimmungen ſeien
nicht entſprechend, ebenſo wie jene, über die Verſetzung
auf andere Dienſtpoſten ohne Ueberſiedlungsgebühren,
da ſie den Beamten die Frucht des ſchwererrungenen
Avancements wieder rauben. Das Disziplinarverfahren
iſt wohl human gedacht, aber doch ſehr verbeſſerungs-
bedürftig. Insbeſondere hinſichtlich des Ablehnungsrechtes
von Senatsmitgliedern wegen Befangenheit und des
Mangels einer Beſtimmung einer Verjährung von Dienſt-
vergehen, der die Möglichkeit einer Verfolgung bis ans
Grab offen läßt. Der Redner ſchloß ſeine Ausführungen
mit dem Hinweis auf die Produktivität der für die
Beamten aufgewendeten Ausgaben und appelliert an die
Regierungsvertreter, die Wünſche der Beamtenſchaft zu
erfüllen.
Das Referat über das Zeitavancement
erſtattete Poſtkommiſſär Dr. Kallina, der feſtſtellte,
daß der Entwurf diesbezüglich große Enttäuſchung ge-
bracht hat. Man hatte die berechtigte und längſt an-
geſtrebte Gleichſtellung mit den Mittel-
ſchulprofeſſoren erwartet. Dies ſei aber nicht
der Fall und die akademiſch gebildete Beamtenſchaft
iſt dadurch in unverdienter Weiſe zurückgeſetzt worden.
Die Aufrückungsfriſten für die akademiſch gebildeten
Beamten ſind im Entwurf ſo außerordentlich ungünſtig,
daß ſie — abgeſehen von der ſozialen Stellung — auch
den hohen Koſten des Hochſchulſtudiums nicht ent-
ſprechen. Man bedenke: ein Gehalt von 3600 Kronen
mit 40 Jahren, von 4800 Kronen mit 50 Jahren, von
6000 Kronen mit faſt 60 Jahren — das bedeutet direkt
eine Entwertung des Hochſchulſtudiums, es bedeutet für
den Juriſten oder Techniker, dem überhaupt noch ein
Ausweg offenſteht, eine direkte Abſchreckung, ſich dem
Staatsdienſt zu widmen.
Der Referent verlangte ſchließlich bei der Beſoldung
außer der Rückſicht auf die Rangsklaſſe auch die Be-
rückſichtigung der Geſamtdienſtzeit als Entſchädigung
für die in der Vorrückung Zurückgebliebenen. Die Be-
amtenſchaft fordere nicht zuviel, ſondern nur die im
Regierungsentwurfe verſprochene „ausgleichende Ge-
rechtigkeit“.
Nachdem Präſident Dr. Pattai und die an-
weſenden Abgeordneten die Unterſtützung der vorge-
brachten Wünſche der Beamten verſprochen hatten,
wurde vom Finanzkommiſſär Manda nachſtehende
Reſolution
verleſen und mit großem Beifalle einſtimmig ange-
nommen:
Die Tagung der akademiſch gebildeten Staatsbeamten be-
grüßt es, daß der Motivenbericht der Regierung offen zugibt,
daß die Vorrückungsverhältniſſe der Beamten nach dem geltenden
Beſoldungsſyſtem von bloßen Zufälligkeiten abhängen, und daß die
beſtehenden Mißſtände nur durch die Reformierung des
Beſoldungsſyſtems behoben werden können. Die Verſammlung
vermißt aber in dem Regierungsentwurfe den Geſichtspunkt
51. Folge.
Nachdruck verboten
Stolz um Stolz.
Roman aus dem Leben von O. Elſter.
„Na, ich meinte ja nur, daß ich ihm auf den Zahn
fühlen will,“ brummte Onkel Chriſtof. „Laß mich nur
machen, Hildchen. Der Menſch hat ja ein Rieſenglück,
und wenn er dann noch räſonnieren will, dann werde
ich ihm ſchon die Augen öffnen. Es läuft ſo mancher in
der Welt herum, der einen Fleck auf ſeiner weißen Weſte
hat und dennoch ein braver Kerl iſt. Das Leben iſt nun
einmal ſo. Alſo, ich ſage Dir morgen Beſcheid.“
Aber das war gar nicht nötig. Denn ſchon in der
Frühe des nächſten Tages erhielt Mary einen ſchönen
Roſenſtrauch von Herrn Dettmer mit einer herzlichen
Einladung für den nächſten Sonntag nach Wannſee zur
Beſichtigung der Villa.
„Ihr Herr Papa, Fräulein Hilde, Herr Wacker-
nagel und Fräulein Wera werden mir gewiß die Freude
bereiten, mit von der Partie zu ſein,“ ſchloß das liebens-
würdige Schreiben, das einen feinen Duft von Veilchen
ausſtrömte. Und am Sonntag mittag erſchien Herr
Dettmer ſelbſt, um Herrn Hildebrandt und die Damen
abzuholen.
Hilde blieb jedoch daheim.
Da Frau Ritter eine Bekannte beſuchte, wollte ſie
die Wohnung nicht allein laſſen; auch beabſichtigte ſie,
eine Arbeit zu vollenden, die ſie vor einigen Tagen an-
gefangen hatte.
Mary war es ganz lieb, daß ſie den ernſten Augen
Hildes entfliehen konnte. Sie freute ſich ungemein auf
den Ausflug, war lebhaft und munter wie in früherer
Zeit und bezauberte Herrn Dettmer durch ihr drolliges
Weſen, in das ſich eine gewiſſe verlegene, ſchelmiſche
Koketterie miſchte.
Auf dem Bahnhof traf man mit Wera und Chriſtof
Wackernagel zuſammen. Die erſtere war ernſt und ſtill
wie immer, der kleine Maler dagegen von einer etwas
lärmenden Luſtigkeit. Er neckte Mary, daß dieſe ein
über das anderemal errötete; er ſcherzte über den könig-
lichen Hofphotographen, was ſich dieſer gutmütig ge-
fallen ließ — kurz, er trug weſentlich zur Unterhaltung
und Erheiterung der kleinen Geſellſchaft bei.
Im Schwediſchen Pavillon am Ufer des im ſchönſten
Sonnenglanz leuchtenden Sees wurde zu Mittag ge-
geſſen. Herr Dettmer ließ es ſich nicht nehmen, bei
ſchäumendem Champagner einen Toaſt auf „alles, was
wir lieben“, auszubringen, wobei er Mary mit ſo
ſchwärmeriſchen Blicken anſah, daß dieſe verlegen er-
rötend die Augen niederſchlug.
Dann ging man nach der Villa, um ſie zu be-
ſichtigen.
Die kleine, aber ſehr hübſche Villa ſtand leer, war
aber vollkommen inſtand, ſo daß ſie ſofort bezogen wer-
den konnte. Ein nicht ſehr großer, aber hübſch angelegter
Garten umgab das Haus, das zum Hintergrunde den
ſchattigen, duftenden Hochwald hatte, während der Gar-
ten in der Front an das Waſſer des Wannſees ſtieß.
Mary gefiel alles ſehr gut. Sie lehnte ſich feſter auf
den Arm Dettmers, als ſie mit ihm durch die Zimmer
ſchritt und auf der Veranda ſtehen blieb, um die Blicke
über den weiten See ſchweifen zu laſſen, auf dem gerade
eine Segelbootregatta abgehalten wurde.
Ein herrlicher Anblick war es! Die grünen Ufer,
der glänzende Waſſerſpiegel mit den ſanft dahingleiten-
den Segelbooten, darüber der blaue, wolkenloſe Himmel
und ſtrahlender Sonnenſchein.
Ein Bild des Friedens und der Freude — und un-
willkürlich entſchlüpfte Marys Lippen ein Seufzer.
Herr Dettmer ergriff ihre Hand.
„Es iſt herrlich hier — wundervoll!“
Er drückte einen Kuß auf ihre Hand.
„Alſo ſoll ich die Villa kaufen?“ fuhr er fort und
ſeine Augen leuchteten.
Sie drückte ihm ſtatt der Antwort ſanft die Hand
und lehnte ſich zärtlich an ihn. Da ſchlang er ſeinen Arm
um ihre Geſtalt und flüſterte:
„Mary, liebe Mary, willſt Du hier als meine ſüße,
liebe Frau wohnen? Willſt Du mich zum Glücklichſten
der Sterblichen machen?“
„Ich will es verſuchen,“ entgegnete ſie, mit reizen-
dem Lächeln zu ihm aufblickend.
Da küßte er ſie auf den Mund und zog ſie ſtürmiſch
in ſeine Arme.
„Dank — tauſend Dank, meine Mary.“
Sie erwiderte ſeinen Kuß — ſie war glücklich in
dem Gedanken, einen Hafen des friedlichen, ſtillen
Glückes gefunden zu haben. Ihr Herz war von Dank er-
füllt — doch plötzlich flog ein Schatten über ihr Geſicht
und ſie entzog ſich ſeiner Umarmung. Sie dachte an das
Unglück ihres Lebens.
„Du weißt,“ ſagte ſie ſtammelnd, „ich — ich war
am Theater ...“
„Ja — aber nicht wahr, Du ſehnſt Dich nicht dort-
hin zurück?“
„O nein — nein! Wenn Du nur vergeſſen
kannſt ...“
Sie brach ab und erglühte heiß.
Da nahm er ihre Hände und blickte ihr ernſt und
herzlich in die mit Tränen erfüllten Augen.
„Es ſoll mein Beſtreben ſein, Mary,“ ſprach er mit
tiefem Gefühl, „Dich, meine Mary, vergeſſen zu machen,
was Du gelitten haſt.“
Da ſank ſie aufſchluchzend an ſeine Bruſt und ihre
Tränen löſchten die Angſt ihres Herzens, die Schuld und
das Unglück ihres Lebens aus.
„Ich habe Dich lieb, Du Lieber, Du Guter,“
flüſterte ſie.
(Fortſetzung folgt.)
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