Reichspost. Nr. 41, Wien, 11.02.1896.41 Wien, Dienstag Reichspost 11. Februar 1896 [Spaltenumbruch] Der Schatz des Präsidenten von Paraguay. (33.) (Nachdruck nicht gestattet.) "Pst! Da ist er ja schon ..." Das hohe Gras öffnete sich wenige Schritte vor Er hatte ein Wollhemd von grellen Farben, um Einige Augenblicke lang betrachtete er mit seinen "Buena noche, caballeros!" "Guten Abend, "Guten Abend, Sennor!" erwiderten Diego und "Wenn die Sennores mir folgen wollen, bin ich "Wir können nichts Besseres uns wünschen," ant- "Also beliebet mir zu folgen. Der Rancho ist nur Er schulterte seine Feuersteinmuskete, zog seine "Diego", flüsterte Cardozo, den die neue Situation "Mitten in die Pampas, mein Junge!" "Das sehe ich wohl; aber ich hätte niemals ge- "Erzogen! hm! ...." "Ist vielleicht diefer ein Gauner?" "Sag' lieber ein abgefeimter Spitzbube." "Nun, das glaube ich Dir doch ganz und gar "Wärest Du früher schon in diesen Gegenden ge- [Spaltenumbruch] "Aber was ist dann also der, welcher uns "Ein Gaucho." "Jetzt weiß ich gerade so viel wie früher." "Ich werde Dir später Alles näher erklären." "Haben wir irgend einen Grund zur Furcht?" "Ja und nein!" Das klingt ja räthselhaft." "Wenn sie gut gelaunt sind, halten sie gute "Ein gewarnter Mensch ..." "Pst!" "Was gibt's?" "Es folgt uns Jemand." "Wirklich, das Gras bewegt sich." Der Gaucho hatte es auch bemerkt, blieb stehen "Ramon!" rief er. "Ich bin's!" antwortete eine Stimme. Die dichten Gräser öffneten sich und ein zweiter Als er Diego und den Jungen erblickte, machte (Fortsetzung folgt.) [irrelevantes Material]
41 Wien, Dienſtag Reichspoſt 11. Februar 1896 [Spaltenumbruch] Der Schatz des Präſidenten von Paraguay. (33.) (Nachdruck nicht geſtattet.) „Pſt! Da iſt er ja ſchon ...“ Das hohe Gras öffnete ſich wenige Schritte vor Er hatte ein Wollhemd von grellen Farben, um Einige Augenblicke lang betrachtete er mit ſeinen «Buena noche, caballeros!» „Guten Abend, „Guten Abend, Sennor!“ erwiderten Diego und „Wenn die Sennores mir folgen wollen, bin ich „Wir können nichts Beſſeres uns wünſchen,“ ant- „Alſo beliebet mir zu folgen. Der Rancho iſt nur Er ſchulterte ſeine Feuerſteinmuskete, zog ſeine „Diego“, flüſterte Cardozo, den die neue Situation „Mitten in die Pampas, mein Junge!“ „Das ſehe ich wohl; aber ich hätte niemals ge- „Erzogen! hm! ....“ „Iſt vielleicht diefer ein Gauner?“ „Sag’ lieber ein abgefeimter Spitzbube.“ „Nun, das glaube ich Dir doch ganz und gar „Wäreſt Du früher ſchon in dieſen Gegenden ge- [Spaltenumbruch] „Aber was iſt dann alſo der, welcher uns „Ein Gaucho.“ „Jetzt weiß ich gerade ſo viel wie früher.“ „Ich werde Dir ſpäter Alles näher erklären.“ „Haben wir irgend einen Grund zur Furcht?“ „Ja und nein!“ Das klingt ja räthſelhaft.“ „Wenn ſie gut gelaunt ſind, halten ſie gute „Ein gewarnter Menſch ...“ „Pſt!“ „Was gibt’s?“ „Es folgt uns Jemand.“ „Wirklich, das Gras bewegt ſich.“ Der Gaucho hatte es auch bemerkt, blieb ſtehen „Ramon!“ rief er. „Ich bin’s!“ antwortete eine Stimme. Die dichten Gräſer öffneten ſich und ein zweiter Als er Diego und den Jungen erblickte, machte (Fortſetzung folgt.) [irrelevantes Material]
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41 Wien, Dienſtag Reichspoſt 11. Februar 1896
Der Schatz des Präſidenten
von Paraguay.
Reiſeroman von Prof. Emilio Salgari.
Aus dem Italieniſchen für die „Reichspoſt“ überſetzt von
J. C. Heidenreich.
(33.) (Nachdruck nicht geſtattet.)
„Pſt! Da iſt er ja ſchon ...“
Das hohe Gras öffnete ſich wenige Schritte vor
ihnen und ein abenteuerlich gekleideter Mann, ganz
ſchrecklich bewaffnet, trat hervor und muſterte die beiden
Matroſen mit neugierigen Blicken. Er war hohen ſeh-
nigen Wuchſes, hatte eine bronzefarbige Haut, ſchwarze,
bis auf die Schultern fallende Haare und tiefliegende
aber flammenſprühende Augen.
Er hatte ein Wollhemd von grellen Farben, um
die Lenden ein breites geſtreiftes Tuch, eine Chiripa
darüber einen breiten mit Silberplatten geſchmückten
Ledergurt, den tirador. Seine Säbelbeine trugen weite
Beinkleider, Calcenzittas von Leder mit buntſcheckigen
Muſcheln geziert und ſteckten in ein Paar mächtigen
Stiefeln, die aus ungegerbten Pferdeleder verfertigt
ſchienen und aus deren Spitze die großen Zehen hervor-
lugten. Ein Paar rieſengroße Sporen, deren Rädchen
gewiß bei zehn Centimeter maßen, ein breiter Filzhut,
ein langes, im Tirador ſteckendes Meſſer, das die
Spanier Navaja nennen und eine Feuerſtein-Muskete
mit einem Laufe, der wie ein Schallbecher an der
Mündung ausgeweitet war, vervollſtändigte das Aeußere
des Unbekannten.
Einige Augenblicke lang betrachtete er mit ſeinen
tiefſchwarzen glänzenden Augen die beiden Matroſen, die
ſich nicht von der Stelle bewegten, dann ſenkte er ſeine
Feuerſteinmuskete, die er auf ſie angeſchlagen hatte,
lüftete den Hut und ſagte mit ausgeſuchter Höflichkeit:
«Buena noche, caballeros!» „Guten Abend,
meine Herren!“
„Guten Abend, Sennor!“ erwiderten Diego und
Cardozo.
„Wenn die Sennores mir folgen wollen, bin ich
frei, Ihnen meine Hütte und meinen Tiſch freund-
ſchaftlichſt anzutragen,“ fuhr der Unbekannte fort.
„Wir können nichts Beſſeres uns wünſchen,“ ant-
wortete der Maſter.
„Alſo beliebet mir zu folgen. Der Rancho iſt nur
zwei Schritte von hier entfernt.“
Er ſchulterte ſeine Feuerſteinmuskete, zog ſeine
furchtbare Navaja heraus und machte ſich daran,
rechts und links das hohe Gras niederzumähen, um
den beiden Matroſen, die ihm am Fuße folgten, einen
breiten Weg zu bahnen.
„Diego“, flüſterte Cardozo, den die neue Situation
aus ſeinem Staunen nicht herauskommen ließ. „Wohin
ſind wir den gefallen?“
„Mitten in die Pampas, mein Junge!“
„Das ſehe ich wohl; aber ich hätte niemals ge-
glaubt, in einem ſo abſcheulichen, von wilden Indianern
wimmelnden Lande ſo gut erzogene und höfliche Leute
zu finden.“
„Erzogen! hm! ....“
„Iſt vielleicht diefer ein Gauner?“
„Sag’ lieber ein abgefeimter Spitzbube.“
„Nun, das glaube ich Dir doch ganz und gar
nicht.“
„Wäreſt Du früher ſchon in dieſen Gegenden ge-
weſen, da möchteſt Du anders ſprechen.“
„Aber was iſt dann alſo der, welcher uns
ſo höflich zu ſich einladet, uns mit ſo großer Liebens-
würdigkeit grüßt, und der trotz alledem ein abgefeimter
Spitzbube ſein ſoll?“
„Ein Gaucho.“
„Jetzt weiß ich gerade ſo viel wie früher.“
„Ich werde Dir ſpäter Alles näher erklären.“
„Haben wir irgend einen Grund zur Furcht?“
„Ja und nein!“
Das klingt ja räthſelhaft.“
„Wenn ſie gut gelaunt ſind, halten ſie gute
Kameradſchaft und ſind voll ausgeſuchter Höflichkeit,
aber hüte Dich, mein Junge! Das ſind ſehr hitzige,
gewaltthätige und überaus empfindliche Menſchen. Ein
Meſſerſtich iſt in ihren Augen eine Sache, nicht der
Rede werth.“
„Ein gewarnter Menſch ...“
„Pſt!“
„Was gibt’s?“
„Es folgt uns Jemand.“
„Wirklich, das Gras bewegt ſich.“
Der Gaucho hatte es auch bemerkt, blieb ſtehen
und riß ſeine Muskete von der Schulter.
„Ramon!“ rief er.
„Ich bin’s!“ antwortete eine Stimme.
Die dichten Gräſer öffneten ſich und ein zweiter
Gaucho erſchien. Er war geradeſo bewaffnet und ge-
kleidet, wie der erſte und glich ihm auch den Geſichts-
zügen nach.
Als er Diego und den Jungen erblickte, machte
er eine Geberde der Ueberraſchung, dann grüßte er
höflichſt mit den Worten:
(Fortſetzung folgt.)
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