Reichspost. Nr. 18, Wien, 22.01.1901.18 Wien, Dienstag Reichspost 22. Jänner 1901 [Spaltenumbruch] * Heiteres aus einem Amtsblatte. Im * Verhaftung in einem Hotel. In einem * Feuer in der Reindorfgasse. Samstag * Denkmal für Wilhelm Herzog von Württemberg. Dem Helden von Magenta und * Warnung vor Auswanderung nach Rußland. Laut eines an das k. und k. Ministerium * Jugendliche Verbrecher. Der 18jährige * Ein verunglückter Marineofficier. Der * Ein Artist als Betrüger. Der Circus- * Der Director der Staatsdruckerei ge- storben. Gestern Früh ist in seiner Wohnung, * Die Leiche im Canale. Am 19. d. Nach- * Ein Fensterzertrümmerer. Der 29jährige * Ein festgenommener internationaler Taschendieb. Im Foyer des Raimund-Theaters * Vergiftung durch Leuchtgas. In Folge * Vater und Sohn -- Rockmarder. Dem * Attentat einer Studentin auf einen Pro- fessor. Aus Paris wird gemeldet; Nach Schluß der * Trinker's Ende. Der 28jährige Privatbeamte * Unter der Schutzvorrichtung der Elek- trischen. Gestern Früh um 7 Uhr wollte die Ge- * Sterbefälle. Die Mutter des ehemaligen Ab- * Ein Massenmörder. Der im Belgrader * Verunglückt. Der 52jährige Magazinsarbeiter * Feuer im Ministerrathspräsidium. In * Wetter. Regnerisch. Die Wohnung de[s] Massenmörders Wanyek. Wenn nicht Alles trügt, ist es den umfassenden 18 Wien, Dienſtag Reichspoſt 22. Jänner 1901 [Spaltenumbruch] * Heiteres aus einem Amtsblatte. Im * Verhaftung in einem Hotel. In einem * Feuer in der Reindorfgaſſe. Samſtag * Denkmal für Wilhelm Herzog von Württemberg. Dem Helden von Magenta und * Warnung vor Auswanderung nach Rußland. Laut eines an das k. und k. Miniſterium * Jugendliche Verbrecher. Der 18jährige * Ein verunglückter Marineofficier. Der * Ein Artiſt als Betrüger. Der Circus- * Der Director der Staatsdruckerei ge- ſtorben. Geſtern Früh iſt in ſeiner Wohnung, * Die Leiche im Canale. Am 19. d. Nach- * Ein Fenſterzertrümmerer. Der 29jährige * Ein feſtgenommener internationaler Taſchendieb. Im Foyer des Raimund-Theaters * Vergiftung durch Leuchtgas. In Folge * Vater und Sohn — Rockmarder. Dem * Attentat einer Studentin auf einen Pro- feſſor. Aus Paris wird gemeldet; Nach Schluß der * Trinker’s Ende. Der 28jährige Privatbeamte * Unter der Schutzvorrichtung der Elek- triſchen. Geſtern Früh um 7 Uhr wollte die Ge- * Sterbefälle. Die Mutter des ehemaligen Ab- * Ein Maſſenmörder. Der im Belgrader * Verunglückt. Der 52jährige Magazinsarbeiter * Feuer im Miniſterrathspräſidium. In * Wetter. Regneriſch. Die Wohnung de[ſ] Maſſenmörders Wanyek. Wenn nicht Alles trügt, iſt es den umfaſſenden <TEI> <text> <body> <div type="jVarious" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0003" n="3"/> <fw place="top" type="header">18 Wien, Dienſtag Reichspoſt 22. Jänner 1901</fw><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Heiteres aus einem Amtsblatte.</hi> </head> <p>Im<lb/> „Amtsblatt der k. k. Bezirkshauptmannſchaft Wiener-<lb/> Neuſtadt“ Nr. 2, vom 12. Jänner 1901, ſteht auf<lb/> S. 8 wörtlich Folgendes: Bezirksſchulrath. Schul-<lb/> ſpenden: ... Der Schule in <hi rendition="#g">Schwarzenbach</hi><lb/> ſpendeten Herr J. Oberger eineu ausgeſtopften<lb/> Schwarzſpecht und die Herren M. Oberger. L. Gruber<lb/> und M. Fuhl einen <hi rendition="#g">entſprechenden Beitrag<lb/> zur Düngung des Schulgartens</hi>..... <hi rendition="#aq">Honny<lb/> soit, qui mal y pense!</hi> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Verhaftung in einem Hotel.</hi> </head> <p>In einem<lb/> Hotel im 2. Bezirke iſt Samſtag Vormittags ein<lb/> junger Mann von einem Polizeiagenten wegen Be-<lb/> denklichkeit als verhaftet erklärt worden. Der Burſche<lb/> war als Georg <hi rendition="#g">Müller,</hi> Privatſecretär aus Berlin,<lb/> gemeldet. Das Sicherheitsbureau der Polizeidirection<lb/> ſtellte feſt, daß der angebliche Müller mit dem von<lb/> der Oberſtadthauptmanuſchadt in Ofen-Peſt wegen<lb/> Verbrechens der Veruntreuung ſteckbrieflich verfolgten<lb/> 26jährigen Privatbeamten Hugo <hi rendition="#g">Ringelheim</hi><lb/> identiſch iſt. Der junge Mann war in Ofen-Peſt bei<lb/> dei der Filiale der Wiener Actiengeſellſchaft Gebrü-<lb/> der Böhler u. Co. angeſtellt und hatte die Caſſe-<lb/> gebahrung zu beſorgen. In dieſer Vertrauensſtellung<lb/> hatte Ringelheim Zahlungen, welche Kunden vor dem<lb/> ihnen gewährten Zahlungstermine geleiſtet, nicht ab-<lb/> geführt, ſondern für ſich behalten. Am 7. d. M. ent-<lb/> nahm Ringelheim, der die bevorſtehende Entdeckung<lb/> fürchtete, der Caſſe die Summe von 4900 <hi rendition="#aq">K</hi> und<lb/> flüchtete damit aus Ofen-Peſt. Er reiſte über De-<lb/> breczin, Marmaros-Szigeth nach Stanislau, hielt ſich<lb/> dort nur kurze Zeit auf, fuhr von dort über Czerno-<lb/> witz nach Lemberg und unternahm ſchließlich den Ab-<lb/> ſtecher nach Wien, der ihm ſeine Freiheit koſtete. Im<lb/> Beſitze des Defraudanten fand man noch 2460 <hi rendition="#aq">K.</hi> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Feuer in der Reindorfgaſſe.</hi> </head> <p>Samſtag<lb/> Abends um 10 Uhr gerieth das Geſchäftslocal des<lb/> Pfeifendrechslers Vincenz <hi rendition="#g">Cezek,</hi> Rudolfsheim, Rein-<lb/> dorfgaſſe Nr. 13, in Brand. Die Flammen verzehrten<lb/> den größten Theil der Einrichtung und verurſachten<lb/> einen Schaden von 13.600 <hi rendition="#aq">K.</hi> Das Feuer dürfte da-<lb/> durch entſtanden ſein, daß eine Kunde einen brennen-<lb/> den Cigarrenſtumpf oder ein Streichholz im Geſchäfts-<lb/> locale weggeworfen hatte, wodurch Papierabfälle in<lb/> Brand geriethen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Denkmal für Wilhelm Herzog von<lb/> Württemberg.</hi> </head> <p>Dem Helden von Magenta und<lb/> Oeverſee, dem Herzog <hi rendition="#g">Wilhelm</hi> von <hi rendition="#g">Württem-<lb/> berg,</hi> ſoll in <hi rendition="#g">Graz</hi> ein Denkmal geſetzt werden. Zu<lb/> dieſem Zwecke hat ſich ein Comité gebildet, an deſſen<lb/> Spitze der Landeshauptmann von Steiermark, Graf<lb/> Edmund von <hi rendition="#g">Attems</hi> ſteht und welches einen Auf-<lb/> ruf um Beiträge für dieſes Deukmal erlaſſen hat.<lb/> Allfällige Spenden wollen an die Wechſelſtube der<lb/> ſteiermärkiſchen Escomptebank in Graz gerichtet<lb/> werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Warnung vor Auswanderung nach<lb/> Rußland.</hi> </head> <p>Laut eines an das k. und k. Miniſterium<lb/> des Aeußern erſtatteten Berichtes des k. u. k. General-<lb/> Conſulates in <hi rendition="#g">Moskau</hi> mußten in den letzten<lb/> Monaten häufig vollſtändig mittelloſe Angehörige der<lb/> öſterreichiſch-ungariſchen Monarchie, größtentheils aus<lb/> den ſlaviſchen Gegenden ſtammend, welche in der<lb/> Hoffnung, in Rußland lohnende Beſchäftigung zu<lb/> finden, ohne entſprechende Geldmittel die weite Reiſe<lb/> dahin angetreten hatten, in ihre Heimat abgeſchoben<lb/> werden. Da unſere heimiſchen Profeſſioniſten in Folge<lb/> der großen Concurrenz in Rußland, insbeſondere bei<lb/> Unkenntniß der ruſſiſchen Sprache nur ungemein<lb/> ſchwer eine ihren Anſprüchen entſprechende Be-<lb/> ſchäftigung finden, meiſtens aber entweder dem<lb/> dortigen öſterreichiſch-ungariſchen Hilfsvereine oder, da<lb/> der Hilfsverein naturgemäß nur über geringe Mittel<lb/> verfügt, den Generalconſulate zur Laſt fallen, hat<lb/> dasſelbe angeregt, daß in der geeigneten Weiſe,<lb/> namentlich bei der Ausſtellung von Reiſepäſſen vor<lb/> dem Zuzuge mittelloſer Arbeiter nach Rußland ge-<lb/> warnt werde, es ſei denn, daß ſie ſich nicht ſchon<lb/> vor Antritt der Reiſe eine Arbeitsſtelle contractlich<lb/> geſichert haben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Jugendliche Verbrecher.</hi> </head> <p>Der 18jährige<lb/> Handlungspraktikant Johann <hi rendition="#g">Leonhardt</hi> in Düſſel-<lb/> dorf geboren, iſt im December vorigen Jahres ſeinem<lb/> Chef, dem Firmainhaber Anton <hi rendition="#g">Reitzner</hi>’s Nach-<lb/> folger, Neubau, Kirchengaſſe 22 mit einem Be-<lb/> trage von 640 <hi rendition="#aq">K,</hi> welchen er mittelſt Poſt be-<lb/> fördern ſollte, durchgegangen. Leonhardt, welcher am<lb/> 18. d., nachdem er das Geld in leichtſinniger Weiſe<lb/> bis auf den letzten Kreuzer ausgegeben hat, nach<lb/> Wien zurückgekehrt iſt, wurde am Neubau verhaftet.<lb/> — Bei der Tramway-Halteſtelle auf dem Kärutner-<lb/> ring wurde am 18. d. Abends die <hi rendition="#g">vierzehn-<lb/> jährige</hi> Angela <hi rendition="#g">Trdy,</hi> in Biteſch in Mähren ge-<lb/> boren, bei ihrer Mutter Anna <hi rendition="#g">Dietrich,</hi> Himberger-<lb/> ſtraße 24 wohnhaft, in dem Augenblicke feſtgenommen,<lb/> als ſie einer in einen elektriſchen Tramwaywagen<lb/> einſteigenden Dame eine Geldbörſe mit 5 <hi rendition="#aq">K,</hi> einen<lb/> goldenen Ring und verſchiedenen Zetteln aus der<lb/> Kleidertaſche geſtohlen hatte. Durch die eingeleiteten<lb/> Erhebungen wurde feſtgeſtellt, daß die jugendliche<lb/> Taſchendiebin in den letzten Tagen elf Börſen mit 80 <hi rendition="#aq">K,<lb/> 13 K, 37 K, 120 K</hi> und mit kleineren Beträgen ge-<lb/> ſtohlen hat. Auch ihrem früheren Dienſtgeber, dem<lb/><cb/> Schneider <hi rendition="#g">Spevak,</hi> Jovannesgaſſe 2 wohnhaft, hat<lb/> die Angela Trdy von Briefen, welche ſie zur Poſt<lb/> geben ſollte, die Marken abgelöſt und die Briefe ver-<lb/> nichtet. — Nach einer hier eingelangten telegraphiſchen<lb/> Mittheilung des Poſtamtes in Bruck an der Leitha<lb/> iſt am 18. d. Mittags der 24jährige Poſtmanipulant<lb/> Hubert <hi rendition="#g">Kuntſcher</hi> flüchtig geworden. Er iſt drin-<lb/> gend verdächtig, einen größeren Geldbetrag unter-<lb/> ſchlagen zu haben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Ein verunglückter Marineofficier.</hi> </head> <p>Der<lb/> 37jährige Schiffslieutenant Franz <hi rendition="#g">Lauſer,</hi> der<lb/> Marineſection in Wien zugetheilt, ſtürzte Samſtag<lb/> Abends auf dem Wiener Eislaufplatze nieder und<lb/> erlitt eine ſchwere Gehirnerſchütterung.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Ein Artiſt als Betrüger.</hi> </head> <p>Der Circus-<lb/> beſitzer A. <hi rendition="#g">Davigne,</hi> welcher ſich gegenwärtig in<lb/> Kiew aufhält, hat die hieſige Polizeidirection brieflich<lb/> verſtändigt, daß der im December v. J. hier im<lb/> Hotel „Zum rothen Stern“ in der Leopoldſtadt ein-<lb/> logirt geweſene Artiſt A <hi rendition="#g">Back,</hi> Leiter der Künſtler-<lb/> truppe <hi rendition="#aq">„Les figaros“</hi> in Zeitungen um Erlangung<lb/> eines Engagements Inſerate hatte einrücken laſſen.<lb/> Davigne iſt mit Back in Verbindung getreten und<lb/> wollte mit ihm ein Engagement für Kiev abſchließen.<lb/> Der Leiter der erwähnten Truppe verlangte Reiſe-<lb/> vorſchüſſe, welche ihm erſt unter Leiſtung gewiſſer<lb/> Cautelen überſendet werden ſollten. Nach längerer<lb/> Correſpondenz ließ ſich Back herbei, ſeinen Koffer<lb/> nach Kiew abzuſchicken und nun erhielt er einen<lb/> Reiſevorſchuß von 100 Rubeln zugeſichert. Im Poſt-<lb/> wege ſchickte er den Frachtbrief an Davigne, worauf<lb/> dieſer an Back 100 Rubel ſandte. Als der Koffer in<lb/> Kiew eintraf, wurde feſtgeſtellt, daß ſich in demſelben<lb/> nicht die declarirten Coſtüme befanden, ſondern daß<lb/> er gar nichts enthielt. Back wurde Samſtag in der<lb/> Großen Mohrengaſſe in der Leopoldſtadt verhaftet.<lb/> Auch dem Circusdirector Joſef Möller in Oerebro<lb/> in Schweden, hat Back auf gleiche Weiſe 300 <hi rendition="#aq">K</hi><lb/> herausgelockt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Der Director der Staatsdruckerei ge-<lb/> ſtorben.</hi> </head> <p>Geſtern Früh iſt in ſeiner Wohnung,<lb/> Rennweg Nr. 16 der Director der Hof- und Staats-<lb/> druckerei Oberſt in der Reſerve Hofrath Othmar von<lb/><hi rendition="#g">Volkmer</hi> nach kurzem Leiden eines plötzlichen Todes<lb/> geſtorben. Director Volkmer war der einzige Oberſt<lb/> der Reſerve in der Armee und zwar war er im<lb/> 8. Corpsartillerie-Regimente. Er war Hofrath und<lb/> Director der k. k. Hof- und Staatsdruckerei, Präſident<lb/> der photographiſchen Geſellſchaft und des wiſſen-<lb/> ſchaftlichen Vereines „Skioptikon“, Vicepräſident<lb/> des elektrotechniſchen Vereines, Ehrenmitglied ver-<lb/> ſchiedener Fachvereine ꝛc.. Er war am 7. Mai 1830, zn<lb/> Linz in Oberöſterreich als Sohn des Oberfeuer-<lb/> werkers Albert Volkmer, damals Commandant eines<lb/> der Maximilianiſchen Thürme und ſpäter Eiſenbahn-<lb/> ingenieur geboren.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Die Leiche im Canale.</hi> </head> <p>Am 19. d. Nach-<lb/> mittags wurde von den Hilfsarbeitern Guſtav<lb/><hi rendition="#g">Scheibenpflug</hi> und Johann <hi rendition="#g">Tomann</hi> in einem<lb/> unterhalb des Kobingerſteges in Meidling gelegenen<lb/> Canal der ſtark verweſte Leichnam eines jungen<lb/> Mannes aufgefunden. Die an Ort und Stelle er-<lb/> ſchienene Commiſſion fand die Leiche vollſtändig ent-<lb/> kleidet, auf dem Rücken und mit gekreuzten Beinen<lb/> liegend auf. Die Leiche war an den Boden ange-<lb/> froren. An den von der Verweſung verſchonten<lb/> Stellen waren keine Verletzungen ſichtbar. Die Leiche<lb/> dürfte vielleicht mehrere Monate an der Fundſtelle<lb/> gelegen ſein und wurde in die Todtenkammer des<lb/> Meidlinger Ortsfriedhofes gebracht.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Ein Fenſterzertrümmerer.</hi> </head> <p>Der 29jährige<lb/> Riemergehilfe Albin <hi rendition="#g">Knibl,</hi> Kettenbrückengaſſe 6<lb/> wohnhaft, hat geſtern Vormittags boshafter Weiſe<lb/> durch einen Fauſtſchlag eine große Spiegelſcheibe der<lb/> Auslage des Kaufmanns Adolf <hi rendition="#g">Raphael,</hi> Joſef-<lb/> ſtädterſtraße Nr. 18 zertrümmert. Knibl hatte die<lb/> Nacht vorher einem Coſtümkränzchen beigewohnt und<lb/> war bei ſeiner Verhaftung noch im ſteiriſchen<lb/> Coſtüme.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Ein feſtgenommener internationaler<lb/> Taſchendieb.</hi> </head> <p>Im Foyer des Raimund-Theaters<lb/> wurde am 20. d. M. Abends unmittelbar vor Be-<lb/> ginn der Vorſtellung ein Mann feſtgenommeu,<lb/> welcher dem Beamten im Ackerbauminiſterium Otto<lb/> von <hi rendition="#g">Salvadori</hi> eine Brieftaſche mit 1500 <hi rendition="#aq">K</hi> aus<lb/> der Rocktaſche gezogen hatte. Der Langfinger,<lb/> offenbar ein internationaler Taſchendieb, wohnte hier<lb/> ſeit einigen Tagen in einem Hotel in der innereu<lb/> Stadt und hatte ſich als Carl Friedrich <hi rendition="#g">Wallin,</hi><lb/> Kaufmann, aus Skaraborg in Schweden geboren, in<lb/> Stockholm etablirt, gemeldet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Vergiftung durch Leuchtgas.</hi> </head> <p>In Folge<lb/> eines Gebrechens des Hauptrohres der Gasleitung<lb/> iſt am 19. d. M. Früh in die Wohnung des Süd-<lb/> bahnrevidenten Martin <hi rendition="#g">Stix,</hi> Meidling, Ehrenfels-<lb/> gaſſe Nr. 16, Leuchtgas gedrungen. Stix, ſeine<lb/> Gattin Anna und ſeine drei im Alter von 2 bis 14<lb/> Jahren ſtehenden Kinder, welche die ſchädliche Luft<lb/> eingeathmet haben, ſind an Kopfſchmerzen und Er-<lb/> brechen erkrankt. Der Arzt Dr. Emil Wagner, der<lb/> ſogleich gerufen wurde, brachte ſie noch im Laufe des<lb/> Vormittags außer Gefahr. Das Gebrechen an der<lb/> Leitung wurde bald behoben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Vater und Sohn — Rockmarder.</hi> </head> <p>Dem<lb/> Zahlkellner Joſef <hi rendition="#g">Breſſina,</hi> Ottakring, Wichtelgaſſe<lb/><cb/> Nr. 31 wohnhaft, wurde am 19. d. M. Abends aus<lb/> dem Extrazimmer ein Winterrock geſtohlen. Bald<lb/> nachher wurden der 48jährige Schuhmachergehilfe<lb/><hi rendition="#g">Otrzonski</hi> und ſein 18jähriger Sohn Michael<lb/><hi rendition="#g">Otrzonski,</hi> Ottakring, Klopſtockgaſſe Nr. 20 wohn-<lb/> haft, ſowie der 26jährige Schuhmachergehilfe Carl<lb/><hi rendition="#g">Szymik</hi> als die Thäter ausgeforſcht und verhaftet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Attentat einer Studentin auf einen Pro-<lb/> feſſor.</hi> </head> <p>Aus <hi rendition="#g">Paris</hi> wird gemeldet; Nach Schluß der<lb/> Vorleſung des Profeſſors Emil <hi rendition="#g">Deschanel,</hi> des<lb/> Vaters des Kammerpräſidenten, hat eine ruſſiſche<lb/> Studentin, Namens Vera <hi rendition="#g">Gelo,</hi> ein Revolver-<lb/> Attentat gegen denſelben verübt. Deschanel wurde<lb/> nicht verwundet. Die Kugel traf eine andere ruſſiſche<lb/> Studentin, welche neben Deschanel ſtand, in die Bruſt.<lb/> Die Attentäterin gab an, ſie habe ſich an Deschanel<lb/> rächen wollen, der ſie angeblich beleidigt hat. Ihre<lb/> verwundete Collegin heißt Alexandrine <hi rendition="#g">Zelinine.</hi><lb/> Vera Geld iſt offenbar irrſinnig. Sie iſt zu Odeſſa<lb/> geboren und traf in Paris am 8. December aus<lb/> Genf ein, wo ſie früher ſtudirte. Die Verwundung<lb/> der Zelinine iſt nicht lebensgefährlich.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Trinker’s Ende.</hi> </head> <p>Der 28jährige Privatbeamte<lb/> Carl <hi rendition="#g">Körmecker,</hi> Ottakring, Richard Wagnerplatz<lb/> Nr. 15 wohnhaft, wurde Samſtag nach Mitternacht<lb/> auf Grund einer vom ſtädtiſchen Arzte ausgeſtellten<lb/> Spitalsanweiſung von der freiwilligen Feuerwehr in<lb/> Neulerchenfeld auf das Polizei-Commiſſariat Ottakring<lb/> gebracht, um wegen chroniſchen Alkoholismus der<lb/> pſychiatriſchen Klinik übergeben zu werden. Körmecke<lb/> iſt aber nach wenigen Minuten unter den Händen des<lb/> Polizei-Bezirksarztes infolge eines Schlaganfalles ge-<lb/> ſtorben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Unter der Schutzvorrichtung der Elek-<lb/> triſchen.</hi> </head> <p>Geſtern Früh um 7 Uhr wollte die Ge-<lb/> miſchtwarenverſchleißerin Magdalena <hi rendition="#g">Gindl,</hi> 41 Jahre<lb/> alt, Wieden, Kolſchitzkygaſſe 7 wohnhaft, die Favoriten-<lb/> ſtraße überſetzen, als eben ein Geſchäftswagen und<lb/> mit dieſem parallel ein Motorwagen der elektriſchen<lb/> Straßenbahn die Straße hinauffuhren. Die Frau glitt<lb/> zu ihrem Unglücke eben vor der elektriſchen Tramway<lb/> aus; wohl hatte der Motorführer Michael <hi rendition="#g">Jedryka</hi><lb/> den Sturz ſogleich bemerkt, doch war die Frau, ehe<lb/> er halten konnte, ſchon unter die „Schutz“ vorrichtung<lb/> gerathen und mehrere Schritte weit geſchleift worden.<lb/> Als ſie von Paſſanten hervorgezogen wurde, war ſie<lb/> bewußtlos. Sie hatte den Symptomen nach, eine<lb/> Gehirnerſchütterung und ausgebreitete Contuſionen<lb/> erlitten. Man brachte ins Wiedener Krankenhaus. —<lb/> Die ausgerückte Feuerwehr trat nicht in Action.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Sterbefälle.</hi> </head> <p>Die Mutter des ehemaligen Ab-<lb/> geordneten und Gutsbeſitzers Franz v. <hi rendition="#g">Zallinger-<lb/> Stillendorf,</hi> Frau Joſefa v. <hi rendition="#g">Zallinger,</hi> iſt in<lb/> Stillendorf bei Bozen im 87. Lebensjahre verſchieden.<lb/> — In Ridka in Böhmen iſt die Sternkreuzordens-<lb/> dame Barbara Gräfin <hi rendition="#g">Brandis,</hi> geborene Gräfin<lb/> Kinsky, die Witwe des im Februar v. J. verſtorbenen<lb/> Herrenhausmitgliedes und geweſenen Führers der<lb/> conſervativen Partei im Abgeordnetenhauſe, Grafen<lb/> Heinrich Brandis, geſtorben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Ein Maſſenmörder.</hi> </head> <p>Der im <hi rendition="#g">Belgrader</hi><lb/> Bezirksgericht internirt geweſene Häftling <hi rendition="#g">Marics,</hi><lb/> der unter dem Verdacht verhaftet wurde, in <hi rendition="#g">Dees</hi><lb/> eine aus vier Perſonen beſtehende Familie ermordet<lb/> zu haben, hat den Kerkermeiſter Georg <hi rendition="#g">Pevacs</hi> und<lb/> dann deſſen Frau und drei Kinder ermordet. Marics<lb/> ergriff ſodann die Flucht, wurde aber in der Bahn-<lb/> ſtation Belgrad verhaftet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Verunglückt.</hi> </head> <p>Der 52jährige Magazinsarbeiter<lb/> Franz <hi rendition="#g">Prettel,</hi> Martinſtraße Nr. 85 wohnhaft,<lb/> ſtürzte heute Vormittags auf dem Frachtenbahnhof<lb/> der Franz Joſefsbahn von dem Trittbrette eines<lb/> Waggons herab und erlitt erhebliche Contuſionen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Feuer im Miniſterrathspräſidium.</hi> </head> <p>In<lb/> einem Zimmer im Gebäude des Miniſterrathspräſi-<lb/> diums, Herrengaſſe Nr. 7, iſt heute Vormittags ein<lb/> Feuer zum Ausbruche gekommen, das von der unter<lb/> Commando des Inſpectors <hi rendition="#g">Jeniſch</hi> ausgerückten<lb/> ſtädtiſchen Feuerwehr im Verlaufe einer halben<lb/> Stunde unterdrückt werden konnte, ehe es großen<lb/> Schaden angerichtet hat.</p> </div> </div><lb/> <div type="jWeatherReports" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Wetter.</hi> </head> <p>Regneriſch.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Wohnung de<supplied>ſ</supplied> Maſſenmörders<lb/> Wanyek.</hi> </head><lb/> <p>Wenn nicht Alles trügt, iſt es den umfaſſenden<lb/> Erhebungen des Sicherheitsbureaus gelungen, die<lb/> Wohnung des Einbrechers und Maſſenmörders<lb/> Stephan <hi rendition="#g">Wanyek</hi> zu ermitteln. Es ſcheint ſo gut<lb/> wie erwieſen, daß Wanyek mehrere Monate bei dem<lb/> Viehtreiber Joſef <hi rendition="#g">Pfanenſchwarz</hi> in Meidling,<lb/> Wilhelmſtraße Nr. 64, mitleidigen Unterſtand hatte.<lb/> In dieſem hauſe iſt erſt kürzlich der Einbrecher<lb/> Leopold <hi rendition="#g">Blüh</hi> verhaftet worden. Im zweiten Stock-<lb/> werke des Hauſes dürfte Wanyek bei Pfanenſchwarz<lb/> vom 27. Juli bis 20. December v. J. gewohnt<lb/> haben. Bei dem Viehtreiber war nämlich ein Mann<lb/> zur Miethe, der ſich Franz <hi rendition="#g">Holub,</hi> Kellner, zu Ra-<lb/> domow in Ungarn geboren, 24 Jahre alt, gemeldet<lb/> hatte. Nicht nur der Umſtand, daß der angebliche<lb/> Holub Radimow, die augebliche Heimatsſtadt Wanyek’s<lb/> als ſeinen Geburtsort nannte, ſpricht für die Identität<lb/> — auch die vollkommene Uebereinſtimmung der<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [3/0003]
18 Wien, Dienſtag Reichspoſt 22. Jänner 1901
* Heiteres aus einem Amtsblatte. Im
„Amtsblatt der k. k. Bezirkshauptmannſchaft Wiener-
Neuſtadt“ Nr. 2, vom 12. Jänner 1901, ſteht auf
S. 8 wörtlich Folgendes: Bezirksſchulrath. Schul-
ſpenden: ... Der Schule in Schwarzenbach
ſpendeten Herr J. Oberger eineu ausgeſtopften
Schwarzſpecht und die Herren M. Oberger. L. Gruber
und M. Fuhl einen entſprechenden Beitrag
zur Düngung des Schulgartens..... Honny
soit, qui mal y pense!
* Verhaftung in einem Hotel. In einem
Hotel im 2. Bezirke iſt Samſtag Vormittags ein
junger Mann von einem Polizeiagenten wegen Be-
denklichkeit als verhaftet erklärt worden. Der Burſche
war als Georg Müller, Privatſecretär aus Berlin,
gemeldet. Das Sicherheitsbureau der Polizeidirection
ſtellte feſt, daß der angebliche Müller mit dem von
der Oberſtadthauptmanuſchadt in Ofen-Peſt wegen
Verbrechens der Veruntreuung ſteckbrieflich verfolgten
26jährigen Privatbeamten Hugo Ringelheim
identiſch iſt. Der junge Mann war in Ofen-Peſt bei
dei der Filiale der Wiener Actiengeſellſchaft Gebrü-
der Böhler u. Co. angeſtellt und hatte die Caſſe-
gebahrung zu beſorgen. In dieſer Vertrauensſtellung
hatte Ringelheim Zahlungen, welche Kunden vor dem
ihnen gewährten Zahlungstermine geleiſtet, nicht ab-
geführt, ſondern für ſich behalten. Am 7. d. M. ent-
nahm Ringelheim, der die bevorſtehende Entdeckung
fürchtete, der Caſſe die Summe von 4900 K und
flüchtete damit aus Ofen-Peſt. Er reiſte über De-
breczin, Marmaros-Szigeth nach Stanislau, hielt ſich
dort nur kurze Zeit auf, fuhr von dort über Czerno-
witz nach Lemberg und unternahm ſchließlich den Ab-
ſtecher nach Wien, der ihm ſeine Freiheit koſtete. Im
Beſitze des Defraudanten fand man noch 2460 K.
* Feuer in der Reindorfgaſſe. Samſtag
Abends um 10 Uhr gerieth das Geſchäftslocal des
Pfeifendrechslers Vincenz Cezek, Rudolfsheim, Rein-
dorfgaſſe Nr. 13, in Brand. Die Flammen verzehrten
den größten Theil der Einrichtung und verurſachten
einen Schaden von 13.600 K. Das Feuer dürfte da-
durch entſtanden ſein, daß eine Kunde einen brennen-
den Cigarrenſtumpf oder ein Streichholz im Geſchäfts-
locale weggeworfen hatte, wodurch Papierabfälle in
Brand geriethen.
* Denkmal für Wilhelm Herzog von
Württemberg. Dem Helden von Magenta und
Oeverſee, dem Herzog Wilhelm von Württem-
berg, ſoll in Graz ein Denkmal geſetzt werden. Zu
dieſem Zwecke hat ſich ein Comité gebildet, an deſſen
Spitze der Landeshauptmann von Steiermark, Graf
Edmund von Attems ſteht und welches einen Auf-
ruf um Beiträge für dieſes Deukmal erlaſſen hat.
Allfällige Spenden wollen an die Wechſelſtube der
ſteiermärkiſchen Escomptebank in Graz gerichtet
werden.
* Warnung vor Auswanderung nach
Rußland. Laut eines an das k. und k. Miniſterium
des Aeußern erſtatteten Berichtes des k. u. k. General-
Conſulates in Moskau mußten in den letzten
Monaten häufig vollſtändig mittelloſe Angehörige der
öſterreichiſch-ungariſchen Monarchie, größtentheils aus
den ſlaviſchen Gegenden ſtammend, welche in der
Hoffnung, in Rußland lohnende Beſchäftigung zu
finden, ohne entſprechende Geldmittel die weite Reiſe
dahin angetreten hatten, in ihre Heimat abgeſchoben
werden. Da unſere heimiſchen Profeſſioniſten in Folge
der großen Concurrenz in Rußland, insbeſondere bei
Unkenntniß der ruſſiſchen Sprache nur ungemein
ſchwer eine ihren Anſprüchen entſprechende Be-
ſchäftigung finden, meiſtens aber entweder dem
dortigen öſterreichiſch-ungariſchen Hilfsvereine oder, da
der Hilfsverein naturgemäß nur über geringe Mittel
verfügt, den Generalconſulate zur Laſt fallen, hat
dasſelbe angeregt, daß in der geeigneten Weiſe,
namentlich bei der Ausſtellung von Reiſepäſſen vor
dem Zuzuge mittelloſer Arbeiter nach Rußland ge-
warnt werde, es ſei denn, daß ſie ſich nicht ſchon
vor Antritt der Reiſe eine Arbeitsſtelle contractlich
geſichert haben.
* Jugendliche Verbrecher. Der 18jährige
Handlungspraktikant Johann Leonhardt in Düſſel-
dorf geboren, iſt im December vorigen Jahres ſeinem
Chef, dem Firmainhaber Anton Reitzner’s Nach-
folger, Neubau, Kirchengaſſe 22 mit einem Be-
trage von 640 K, welchen er mittelſt Poſt be-
fördern ſollte, durchgegangen. Leonhardt, welcher am
18. d., nachdem er das Geld in leichtſinniger Weiſe
bis auf den letzten Kreuzer ausgegeben hat, nach
Wien zurückgekehrt iſt, wurde am Neubau verhaftet.
— Bei der Tramway-Halteſtelle auf dem Kärutner-
ring wurde am 18. d. Abends die vierzehn-
jährige Angela Trdy, in Biteſch in Mähren ge-
boren, bei ihrer Mutter Anna Dietrich, Himberger-
ſtraße 24 wohnhaft, in dem Augenblicke feſtgenommen,
als ſie einer in einen elektriſchen Tramwaywagen
einſteigenden Dame eine Geldbörſe mit 5 K, einen
goldenen Ring und verſchiedenen Zetteln aus der
Kleidertaſche geſtohlen hatte. Durch die eingeleiteten
Erhebungen wurde feſtgeſtellt, daß die jugendliche
Taſchendiebin in den letzten Tagen elf Börſen mit 80 K,
13 K, 37 K, 120 K und mit kleineren Beträgen ge-
ſtohlen hat. Auch ihrem früheren Dienſtgeber, dem
Schneider Spevak, Jovannesgaſſe 2 wohnhaft, hat
die Angela Trdy von Briefen, welche ſie zur Poſt
geben ſollte, die Marken abgelöſt und die Briefe ver-
nichtet. — Nach einer hier eingelangten telegraphiſchen
Mittheilung des Poſtamtes in Bruck an der Leitha
iſt am 18. d. Mittags der 24jährige Poſtmanipulant
Hubert Kuntſcher flüchtig geworden. Er iſt drin-
gend verdächtig, einen größeren Geldbetrag unter-
ſchlagen zu haben.
* Ein verunglückter Marineofficier. Der
37jährige Schiffslieutenant Franz Lauſer, der
Marineſection in Wien zugetheilt, ſtürzte Samſtag
Abends auf dem Wiener Eislaufplatze nieder und
erlitt eine ſchwere Gehirnerſchütterung.
* Ein Artiſt als Betrüger. Der Circus-
beſitzer A. Davigne, welcher ſich gegenwärtig in
Kiew aufhält, hat die hieſige Polizeidirection brieflich
verſtändigt, daß der im December v. J. hier im
Hotel „Zum rothen Stern“ in der Leopoldſtadt ein-
logirt geweſene Artiſt A Back, Leiter der Künſtler-
truppe „Les figaros“ in Zeitungen um Erlangung
eines Engagements Inſerate hatte einrücken laſſen.
Davigne iſt mit Back in Verbindung getreten und
wollte mit ihm ein Engagement für Kiev abſchließen.
Der Leiter der erwähnten Truppe verlangte Reiſe-
vorſchüſſe, welche ihm erſt unter Leiſtung gewiſſer
Cautelen überſendet werden ſollten. Nach längerer
Correſpondenz ließ ſich Back herbei, ſeinen Koffer
nach Kiew abzuſchicken und nun erhielt er einen
Reiſevorſchuß von 100 Rubeln zugeſichert. Im Poſt-
wege ſchickte er den Frachtbrief an Davigne, worauf
dieſer an Back 100 Rubel ſandte. Als der Koffer in
Kiew eintraf, wurde feſtgeſtellt, daß ſich in demſelben
nicht die declarirten Coſtüme befanden, ſondern daß
er gar nichts enthielt. Back wurde Samſtag in der
Großen Mohrengaſſe in der Leopoldſtadt verhaftet.
Auch dem Circusdirector Joſef Möller in Oerebro
in Schweden, hat Back auf gleiche Weiſe 300 K
herausgelockt.
* Der Director der Staatsdruckerei ge-
ſtorben. Geſtern Früh iſt in ſeiner Wohnung,
Rennweg Nr. 16 der Director der Hof- und Staats-
druckerei Oberſt in der Reſerve Hofrath Othmar von
Volkmer nach kurzem Leiden eines plötzlichen Todes
geſtorben. Director Volkmer war der einzige Oberſt
der Reſerve in der Armee und zwar war er im
8. Corpsartillerie-Regimente. Er war Hofrath und
Director der k. k. Hof- und Staatsdruckerei, Präſident
der photographiſchen Geſellſchaft und des wiſſen-
ſchaftlichen Vereines „Skioptikon“, Vicepräſident
des elektrotechniſchen Vereines, Ehrenmitglied ver-
ſchiedener Fachvereine ꝛc.. Er war am 7. Mai 1830, zn
Linz in Oberöſterreich als Sohn des Oberfeuer-
werkers Albert Volkmer, damals Commandant eines
der Maximilianiſchen Thürme und ſpäter Eiſenbahn-
ingenieur geboren.
* Die Leiche im Canale. Am 19. d. Nach-
mittags wurde von den Hilfsarbeitern Guſtav
Scheibenpflug und Johann Tomann in einem
unterhalb des Kobingerſteges in Meidling gelegenen
Canal der ſtark verweſte Leichnam eines jungen
Mannes aufgefunden. Die an Ort und Stelle er-
ſchienene Commiſſion fand die Leiche vollſtändig ent-
kleidet, auf dem Rücken und mit gekreuzten Beinen
liegend auf. Die Leiche war an den Boden ange-
froren. An den von der Verweſung verſchonten
Stellen waren keine Verletzungen ſichtbar. Die Leiche
dürfte vielleicht mehrere Monate an der Fundſtelle
gelegen ſein und wurde in die Todtenkammer des
Meidlinger Ortsfriedhofes gebracht.
* Ein Fenſterzertrümmerer. Der 29jährige
Riemergehilfe Albin Knibl, Kettenbrückengaſſe 6
wohnhaft, hat geſtern Vormittags boshafter Weiſe
durch einen Fauſtſchlag eine große Spiegelſcheibe der
Auslage des Kaufmanns Adolf Raphael, Joſef-
ſtädterſtraße Nr. 18 zertrümmert. Knibl hatte die
Nacht vorher einem Coſtümkränzchen beigewohnt und
war bei ſeiner Verhaftung noch im ſteiriſchen
Coſtüme.
* Ein feſtgenommener internationaler
Taſchendieb. Im Foyer des Raimund-Theaters
wurde am 20. d. M. Abends unmittelbar vor Be-
ginn der Vorſtellung ein Mann feſtgenommeu,
welcher dem Beamten im Ackerbauminiſterium Otto
von Salvadori eine Brieftaſche mit 1500 K aus
der Rocktaſche gezogen hatte. Der Langfinger,
offenbar ein internationaler Taſchendieb, wohnte hier
ſeit einigen Tagen in einem Hotel in der innereu
Stadt und hatte ſich als Carl Friedrich Wallin,
Kaufmann, aus Skaraborg in Schweden geboren, in
Stockholm etablirt, gemeldet.
* Vergiftung durch Leuchtgas. In Folge
eines Gebrechens des Hauptrohres der Gasleitung
iſt am 19. d. M. Früh in die Wohnung des Süd-
bahnrevidenten Martin Stix, Meidling, Ehrenfels-
gaſſe Nr. 16, Leuchtgas gedrungen. Stix, ſeine
Gattin Anna und ſeine drei im Alter von 2 bis 14
Jahren ſtehenden Kinder, welche die ſchädliche Luft
eingeathmet haben, ſind an Kopfſchmerzen und Er-
brechen erkrankt. Der Arzt Dr. Emil Wagner, der
ſogleich gerufen wurde, brachte ſie noch im Laufe des
Vormittags außer Gefahr. Das Gebrechen an der
Leitung wurde bald behoben.
* Vater und Sohn — Rockmarder. Dem
Zahlkellner Joſef Breſſina, Ottakring, Wichtelgaſſe
Nr. 31 wohnhaft, wurde am 19. d. M. Abends aus
dem Extrazimmer ein Winterrock geſtohlen. Bald
nachher wurden der 48jährige Schuhmachergehilfe
Otrzonski und ſein 18jähriger Sohn Michael
Otrzonski, Ottakring, Klopſtockgaſſe Nr. 20 wohn-
haft, ſowie der 26jährige Schuhmachergehilfe Carl
Szymik als die Thäter ausgeforſcht und verhaftet.
* Attentat einer Studentin auf einen Pro-
feſſor. Aus Paris wird gemeldet; Nach Schluß der
Vorleſung des Profeſſors Emil Deschanel, des
Vaters des Kammerpräſidenten, hat eine ruſſiſche
Studentin, Namens Vera Gelo, ein Revolver-
Attentat gegen denſelben verübt. Deschanel wurde
nicht verwundet. Die Kugel traf eine andere ruſſiſche
Studentin, welche neben Deschanel ſtand, in die Bruſt.
Die Attentäterin gab an, ſie habe ſich an Deschanel
rächen wollen, der ſie angeblich beleidigt hat. Ihre
verwundete Collegin heißt Alexandrine Zelinine.
Vera Geld iſt offenbar irrſinnig. Sie iſt zu Odeſſa
geboren und traf in Paris am 8. December aus
Genf ein, wo ſie früher ſtudirte. Die Verwundung
der Zelinine iſt nicht lebensgefährlich.
* Trinker’s Ende. Der 28jährige Privatbeamte
Carl Körmecker, Ottakring, Richard Wagnerplatz
Nr. 15 wohnhaft, wurde Samſtag nach Mitternacht
auf Grund einer vom ſtädtiſchen Arzte ausgeſtellten
Spitalsanweiſung von der freiwilligen Feuerwehr in
Neulerchenfeld auf das Polizei-Commiſſariat Ottakring
gebracht, um wegen chroniſchen Alkoholismus der
pſychiatriſchen Klinik übergeben zu werden. Körmecke
iſt aber nach wenigen Minuten unter den Händen des
Polizei-Bezirksarztes infolge eines Schlaganfalles ge-
ſtorben.
* Unter der Schutzvorrichtung der Elek-
triſchen. Geſtern Früh um 7 Uhr wollte die Ge-
miſchtwarenverſchleißerin Magdalena Gindl, 41 Jahre
alt, Wieden, Kolſchitzkygaſſe 7 wohnhaft, die Favoriten-
ſtraße überſetzen, als eben ein Geſchäftswagen und
mit dieſem parallel ein Motorwagen der elektriſchen
Straßenbahn die Straße hinauffuhren. Die Frau glitt
zu ihrem Unglücke eben vor der elektriſchen Tramway
aus; wohl hatte der Motorführer Michael Jedryka
den Sturz ſogleich bemerkt, doch war die Frau, ehe
er halten konnte, ſchon unter die „Schutz“ vorrichtung
gerathen und mehrere Schritte weit geſchleift worden.
Als ſie von Paſſanten hervorgezogen wurde, war ſie
bewußtlos. Sie hatte den Symptomen nach, eine
Gehirnerſchütterung und ausgebreitete Contuſionen
erlitten. Man brachte ins Wiedener Krankenhaus. —
Die ausgerückte Feuerwehr trat nicht in Action.
* Sterbefälle. Die Mutter des ehemaligen Ab-
geordneten und Gutsbeſitzers Franz v. Zallinger-
Stillendorf, Frau Joſefa v. Zallinger, iſt in
Stillendorf bei Bozen im 87. Lebensjahre verſchieden.
— In Ridka in Böhmen iſt die Sternkreuzordens-
dame Barbara Gräfin Brandis, geborene Gräfin
Kinsky, die Witwe des im Februar v. J. verſtorbenen
Herrenhausmitgliedes und geweſenen Führers der
conſervativen Partei im Abgeordnetenhauſe, Grafen
Heinrich Brandis, geſtorben.
* Ein Maſſenmörder. Der im Belgrader
Bezirksgericht internirt geweſene Häftling Marics,
der unter dem Verdacht verhaftet wurde, in Dees
eine aus vier Perſonen beſtehende Familie ermordet
zu haben, hat den Kerkermeiſter Georg Pevacs und
dann deſſen Frau und drei Kinder ermordet. Marics
ergriff ſodann die Flucht, wurde aber in der Bahn-
ſtation Belgrad verhaftet.
* Verunglückt. Der 52jährige Magazinsarbeiter
Franz Prettel, Martinſtraße Nr. 85 wohnhaft,
ſtürzte heute Vormittags auf dem Frachtenbahnhof
der Franz Joſefsbahn von dem Trittbrette eines
Waggons herab und erlitt erhebliche Contuſionen.
* Feuer im Miniſterrathspräſidium. In
einem Zimmer im Gebäude des Miniſterrathspräſi-
diums, Herrengaſſe Nr. 7, iſt heute Vormittags ein
Feuer zum Ausbruche gekommen, das von der unter
Commando des Inſpectors Jeniſch ausgerückten
ſtädtiſchen Feuerwehr im Verlaufe einer halben
Stunde unterdrückt werden konnte, ehe es großen
Schaden angerichtet hat.
* Wetter. Regneriſch.
Die Wohnung deſ Maſſenmörders
Wanyek.
Wenn nicht Alles trügt, iſt es den umfaſſenden
Erhebungen des Sicherheitsbureaus gelungen, die
Wohnung des Einbrechers und Maſſenmörders
Stephan Wanyek zu ermitteln. Es ſcheint ſo gut
wie erwieſen, daß Wanyek mehrere Monate bei dem
Viehtreiber Joſef Pfanenſchwarz in Meidling,
Wilhelmſtraße Nr. 64, mitleidigen Unterſtand hatte.
In dieſem hauſe iſt erſt kürzlich der Einbrecher
Leopold Blüh verhaftet worden. Im zweiten Stock-
werke des Hauſes dürfte Wanyek bei Pfanenſchwarz
vom 27. Juli bis 20. December v. J. gewohnt
haben. Bei dem Viehtreiber war nämlich ein Mann
zur Miethe, der ſich Franz Holub, Kellner, zu Ra-
domow in Ungarn geboren, 24 Jahre alt, gemeldet
hatte. Nicht nur der Umſtand, daß der angebliche
Holub Radimow, die augebliche Heimatsſtadt Wanyek’s
als ſeinen Geburtsort nannte, ſpricht für die Identität
— auch die vollkommene Uebereinſtimmung der
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