Reichspost. Nr. 7, Wien, 10.01.1905.7 Wien, Dienstag Reichspost 10. Jänner 1905 [Spaltenumbruch] warte die Zeit kaum ab, daß ich beichte, dann habe ich auf der Welt nichts mehr zu suchen. Mit Gott bin ich versöhnt, von den Menschen hoffe und erwarte ich kein Erbarmen. Die ..... sind Männer und ein Mann kann sich unmöglich in die verzweifelte Lage eines geplagten, zum Aeußersten getriebenen Frauenherzens hineinleben. Die Liebe, die allmächtige, alles mit sich reißende Liebe wird von keinem Gesetz gekannt. Und mich hat der Haß und die Liebe ins Verderben ge- stürzt." -- Die Theaterspielerei, die die Mörderin bisher an den Tag gelegt hat, läßt die Reumütig- keit, die aus dem Schreiben spricht, sehr in Zweifel erscheinen. Vereinsnachrichten. § Allgemeiner österreichischer Apotheker- verein. Dienstag den 10. Jänner, um 7 Uhr abends § Katholischer Schulverein. Am Samstag § Zum Nibelungen-Denkmal. Der Nibe- Verlosungen. Lose der Stadt Salzburg. Bei der vorgestern Dreiperzentige Bodenkreditlose II. Emission Volkswirtschaftlicher Teil. Stand der schwebenden Staatsschuld. Die Staatsschulden-Kontrollkommission veröffent- Der Handel mit Montenegro. Firmen, Wieder eine Fusion. Seit einiger Zeit Finanzielles Jahrbuch 1905 des "Anker". Mit der am 2. Jänner 1905 ausge- Portonachnahme bei Geldbriefen. Die Lottoziehungen am 7. Jänner. Linz 10 44 78 22 65 Triest 56 35 10 63 70 [Spaltenumbruch] 4 (Nachdruck verboten.) Sherlock Holmes' Abenteuer. Der Marinevertrag. "Ein Diebstahl!" stieß ich keuchend heraus. "Ich stehe seit einer Viertelstunde hier", ent- "Ach, das ist gewiß nur meine Frau ge- "Keinen Menschen." "Dann muß der Dieb nach der andern Seite Doch ich gab mich nicht so leicht zufrieden, "Welche Richtung hat die Frau eingeschlagen?" "Das weiß ich nicht," antwortete der Polizist. "Wie lange ist es her?" "Höchstens ein paar Minuten." "Wie viele denn -- etwa fünf?" "Sicherlich nicht mehr." "Sie verlieren nur unnütz Ihre Zeit, Herr "Wo wohnen Sie?" fragte ich. "In Brixton, Epheugasse Nr. 16; aber, "Wir kehrten nun in das Ministerium zurück "Hatte es den ganzen Abend geregnet?" "Etwa von sieben Uhr an." "Wie kam es dann, daß die Frau, die gegen "Es ist mir lieb, daß Sie den Umstand er- "Das erklärt die Sache. Also, Sie fanden "Nun untersuchten wir das Zimmer. An eine [Spaltenumbruch] "Wie steht's mit dem Kamin?" "Es ist keiner vorhanden, nur ein Ofen ist "Freilich, der Umstand ist verwunderlich. -- "Nicht das Geringste." "Sie bemerkten auch keinen Geruch?" "Darauf haben wir nicht geachtet." "Bei solcher Untersuchung wäre es von "Ich bin selbst kein Raucher und ein Tabak- "Inzwischen hatte man das Polizeiamt be- (Fortsetzung folgt.) 7 Wien, Dienstag Reichspoſt 10. Jänner 1905 [Spaltenumbruch] warte die Zeit kaum ab, daß ich beichte, dann habe ich auf der Welt nichts mehr zu ſuchen. Mit Gott bin ich verſöhnt, von den Menſchen hoffe und erwarte ich kein Erbarmen. Die ..... ſind Männer und ein Mann kann ſich unmöglich in die verzweifelte Lage eines geplagten, zum Aeußerſten getriebenen Frauenherzens hineinleben. Die Liebe, die allmächtige, alles mit ſich reißende Liebe wird von keinem Geſetz gekannt. Und mich hat der Haß und die Liebe ins Verderben ge- ſtürzt.“ — Die Theaterſpielerei, die die Mörderin bisher an den Tag gelegt hat, läßt die Reumütig- keit, die aus dem Schreiben ſpricht, ſehr in Zweifel erſcheinen. Vereinsnachrichten. § Allgemeiner öſterreichiſcher Apotheker- verein. Dienstag den 10. Jänner, um 7 Uhr abends § Katholiſcher Schulverein. Am Samstag § Zum Nibelungen-Denkmal. Der Nibe- Verloſungen. Loſe der Stadt Salzburg. Bei der vorgeſtern Dreiperzentige Bodenkreditloſe II. Emiſſion Volkswirtſchaftlicher Teil. Stand der ſchwebenden Staatsſchuld. Die Staatsſchulden-Kontrollkommiſſion veröffent- Der Handel mit Montenegro. Firmen, Wieder eine Fuſion. Seit einiger Zeit Finanzielles Jahrbuch 1905 des „Anker“. Mit der am 2. Jänner 1905 ausge- Portonachnahme bei Geldbriefen. Die Lottoziehungen am 7. Jänner. Linz 10 44 78 22 65 Trieſt 56 35 10 63 70 [Spaltenumbruch] 4 (Nachdruck verboten.) Sherlock Holmes’ Abenteuer. Der Marinevertrag. „Ein Diebſtahl!“ ſtieß ich keuchend heraus. „Ich ſtehe ſeit einer Viertelſtunde hier“, ent- „Ach, das iſt gewiß nur meine Frau ge- „Keinen Menſchen.“ „Dann muß der Dieb nach der andern Seite Doch ich gab mich nicht ſo leicht zufrieden, „Welche Richtung hat die Frau eingeſchlagen?“ „Das weiß ich nicht,“ antwortete der Poliziſt. „Wie lange iſt es her?“ „Höchſtens ein paar Minuten.“ „Wie viele denn — etwa fünf?“ „Sicherlich nicht mehr.“ „Sie verlieren nur unnütz Ihre Zeit, Herr „Wo wohnen Sie?“ fragte ich. „In Brixton, Epheugaſſe Nr. 16; aber, „Wir kehrten nun in das Miniſterium zurück „Hatte es den ganzen Abend geregnet?“ „Etwa von ſieben Uhr an.“ „Wie kam es dann, daß die Frau, die gegen „Es iſt mir lieb, daß Sie den Umſtand er- „Das erklärt die Sache. Alſo, Sie fanden „Nun unterſuchten wir das Zimmer. An eine [Spaltenumbruch] „Wie ſteht’s mit dem Kamin?“ „Es iſt keiner vorhanden, nur ein Ofen iſt „Freilich, der Umſtand iſt verwunderlich. — „Nicht das Geringſte.“ „Sie bemerkten auch keinen Geruch?“ „Darauf haben wir nicht geachtet.“ „Bei ſolcher Unterſuchung wäre es von „Ich bin ſelbſt kein Raucher und ein Tabak- „Inzwiſchen hatte man das Polizeiamt be- (Fortſetzung folgt.) <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0011" n="11"/><fw place="top" type="header">7 Wien, Dienstag Reichspoſt 10. Jänner 1905</fw><lb/><cb/> warte die Zeit kaum ab, daß ich beichte, dann<lb/> habe ich auf der Welt nichts mehr zu ſuchen. Mit<lb/> Gott bin ich verſöhnt, von den Menſchen hoffe<lb/> und erwarte ich kein Erbarmen. Die ..... ſind<lb/> Männer und ein Mann kann ſich unmöglich in<lb/> die verzweifelte Lage eines geplagten, zum<lb/> Aeußerſten getriebenen Frauenherzens hineinleben.<lb/> Die Liebe, die allmächtige, alles mit ſich reißende<lb/> Liebe wird von keinem Geſetz gekannt. Und mich<lb/> hat der Haß und die Liebe ins Verderben ge-<lb/> ſtürzt.“ — Die Theaterſpielerei, die die Mörderin<lb/> bisher an den Tag gelegt hat, läßt die Reumütig-<lb/> keit, die aus dem Schreiben ſpricht, ſehr in Zweifel<lb/> erſcheinen.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Vereinsnachrichten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>§ <hi rendition="#b">Allgemeiner öſterreichiſcher Apotheker-<lb/> verein.</hi> </head> <p>Dienstag den 10. Jänner, um 7 Uhr abends<lb/> findet im Hörſaale der pharmazeutiſchen Schule,<lb/> Wien, 9. Bezirk, Spitalgaſſe 31 eine Vereins-<lb/> verſammlung ſtatt, wobei Ph. Mr. Prof. Dr. Adolf<lb/> Kwisda: über „die induſtrielle Verwertung des<lb/> Luftſtickſtoffes“ ſprechen wird. Dann folgt Vereins-<lb/> geſchäftliches und nach der Verſammlung eine geſellige<lb/> Zuſammenkunft in der Gaſtwirtſchaft „zum ſilbernen<lb/> Brunnen“, 9. Bezirk, Berggaſſe 5. Gäſte aus<lb/> Kollegenkreiſen willkommen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>§ <hi rendition="#b">Katholiſcher Schulverein.</hi> </head> <p>Am Samstag<lb/> den 14. Jänner findet in M. Dangls Saal, 17. Be-<lb/> zirk, Hernalſergürtel 11, eine Monatsverſammlung<lb/> ſtatt. Es ſpricht Reichsratsabgeordnet er Julius<lb/> Axmann. Daran ſchließen Konzertſtücke, eine Poſſe<lb/> und deklamatoriſche Vorträge. Beginn ½8 Uhr<lb/> abends. 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Dieſer hat bereits ein Modell<lb/> des Denkmals, welches die Höhe von 22 Metern er-<lb/> reichen wird, fertiggeſtellt.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Verloſungen.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Loſe der Stadt Salzburg.</hi> </head> <p>Bei der vorgeſtern<lb/> in Salzburg vorgenommenen Ziehung fiel der Haupt-<lb/> treffer mit 40.000 Kronen auf Nr. 6088, der zweite<lb/> Treffer mit 4000 Kronen auf Nr. 83595, der dritte<lb/> Treffer mit 2000 Kronen auf Nr. 80356. Je 1000<lb/> Kronen gewannen Nr. 26373 und 73786.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Dreiperzentige Bodenkreditloſe</hi> </head> <p><hi rendition="#aq">II.</hi> Emiſſion<lb/> vom Jahre 1889. 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Die<lb/> Staatsnotenſchuld ſetzt ſich folgendermaßen zu-<lb/> ſammen: Noten zu fünf Gulden 2·204 Millionen<lb/> Kronen, Noten zu fünfzig Gulden 0·537 Milli-<lb/> onen Kronen, daher beziffert ſich der geſamte<lb/> Staatsnotenbetrag auf 2·741 Millionen Kronen.<lb/> Dieſer Staatsnotenbetrag iſt noch auf gemein-<lb/> ſame Koſten der beiden Staatsgebiete einzulöſen.<lb/> Der Umlauf der Salinenſcheine ſtellt ſich nach<lb/> den von dem Poſtſparkaſſenamt in Wien ge-<lb/> führten und überprüften Vormerkungen folgender-<lb/> maßen dar: <hi rendition="#aq">a)</hi> unverzinsliche 3500 Kronen;<lb/><hi rendition="#aq">b)</hi> zu 3½% verzinsliche ſechsmonatliche vom<lb/> Jahre 1894 600 Kronen; <hi rendition="#aq">c)</hi> zu 3½% verzins-<lb/> liche ſechsmonatliche vom Jahre 1902 84,907.700<lb/> Kronen; <hi rendition="#aq">d)</hi> zu 3% verzinsliche dreimonatliche<lb/> vom Jahre 1902 4,690.500 Kronen, zuſammen<lb/> 89,602.300 Kronen. Der Maximalumlauf der<lb/> Salinenſcheine beträgt daher 89·6 Millionen<lb/> Kronen, von welchem Betrage Partial-Hypo-<lb/> thekaranweiſungen per 55.695 Kronen aus dem<lb/> Titel der Verjährung als getilgt abgeſchrieben<lb/> ſind.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Handel mit Montenegro.</hi> </head> <p>Firmen,<lb/> die mit Montenegro Geſchäftsverbindungen unter-<lb/> halten, empfangen im kommerziellen Bureau des<lb/> k. k. öſterreichiſchen Handelsmuſeums, 9. Bezirk,<lb/> Berggaſſe 16, eine vertrauliche Mitteilung.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Wieder eine Fuſion.</hi> </head> <p>Seit einiger Zeit<lb/> wurden zwiſchen den Großaktionären der Aktien-<lb/> geſellſchaft der k. k. priv. hydrauliſchen Kalk- und<lb/> Portland-Zementfabrik zu Perlmoos und der<lb/> Aktiengeſellſchaft der Kaltenleutgebener Kalk- und<lb/> Zementfabrik Fuſionsverhandlungen geführt, die<lb/> nunmehr zum Abſchluß gelangt ſind. Hiernach<lb/> ſoll die Aktiengeſellſchaft der Kaltenleutgebener<lb/> Kalk- und Zementfabrik in die Perlmooſer Aktien-<lb/> geſellſchaft gegen Erhalt von 15.125 Perlmooſer<lb/> Aktien aufzugehen. Es werden alſo auf 4 Kalten-<lb/> leutgebener Aktien 5 Perlmooſer Aktien entfallen.<lb/><cb/> Die Vereinigung ſoll rückwirkend vom 1. Jänner<lb/> dieſes Jahres in Kraft treten; die Bilanzergebniſſe<lb/> des Vorjahres werden dagegen noch wie bisher<lb/> behandelt werden. Die Verwaltungen beider<lb/> Geſellſchaften werden in nächſter Zeit außerordent-<lb/> liche Generalverſammlungen einberufen, welchen<lb/> die endgültige Beſchlußfaſſung über dieſe Anträge<lb/> vorbehalten ſein wird.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Finanzielles Jahrbuch 1905 des<lb/> „Anker“.</hi> </head> <p>Mit der am 2. Jänner 1905 ausge-<lb/> gebenen Nummer des „Anker“ iſt das Finanzielle<lb/> Jahrbuch 1905 erſchienen. Dieſes für jeden<lb/> Effektenbeſitzer wichtige Nachſchlagewerk enthält<lb/> auf ſeinen 164 Seiten außer der Zuſammen-<lb/> ſtellung der Reſtantenliſten, in denen alle bis<lb/> 31. Dezember 1904 gezogenen und noch nicht<lb/> eingelöſten Effekten enthalten ſind, auch den Ver-<lb/> loſungskalender der in- und ausländiſchen Titres<lb/> für 1905 in größter Vollſtändigkeit. Der Effekten-<lb/> beſitzer findet außerdem alle auf die Verzinſung,<lb/> die Amortiſation, die Gewinnſteuerabzüge und die<lb/> Pupilarſicherheit bezüglichen Geſetze, die Ver-<lb/> jährung für Coupons und verloſte Titres, ein<lb/> Verzeichnis der zur Widmung von Militär- und<lb/> Honved-Heiratskautionen geeigneten Papiere, eine<lb/> Dividendentabelle, den Prämientarif für die Ver-<lb/> ficherung gegen Verloſungsverluſt und eine Reihe<lb/> anderer Zuſammenſtellungen, die von großer<lb/> Wichtigkeit ſind. Das Jahrbuch bildet eine Gratis-<lb/> beilage für „Anker“-Abonnenten. Abonnements-<lb/> preis ganzjährig für Wien und die Provinz<lb/> 5 Kronen. Einzelne Exemplare des Jahrbuches<lb/> ſind um 2 Kronen erhältlich in der Adminiſtration<lb/> des „Anker“: Wien, 1. Bezirk, Stephansplatz 11.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Portonachnahme bei Geldbriefen.</hi> </head> <p>Die<lb/> Zahlung des Portos kann bei Geldbriefen nach<lb/> den beſtehenden Vorſchriften bekanntlich nur dann<lb/> durch den Empfänger erfolgen, wenn der Brief<lb/> verſchloſſen aufgegeben wird, für offen aufge-<lb/> gebene Geldſendungen muß das Porto durch den<lb/> Abſender erlegt werden. Die Wiener Handels-<lb/> und Gewerbekammer hat nun in einer Eingabe<lb/> an das Handelsminiſterium darauf hingewieſen,<lb/> daß in der Beförderung eines offen aufgegebenen<lb/> Geldbriefes keine Mehrleiſtung ſeitens der Poſt<lb/> liege und auch die Haftung der Poſtverwaltung<lb/> in beiden Fällen die gleiche ſei, weshalb auch<lb/> eine gleichartige Behandlung beider Fälle hin-<lb/> ſichtlich der Portozahlung angemeſſen erſcheine.<lb/> Die Kammer ſchlug deshalb vor, die Bezahlung<lb/> des Portos durch den Empfänger auch für den<lb/> Fall zuläſſig zu erklären, als der Geldbrief offen<lb/> aufgegeben wurde.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Lottoziehungen am 7. Jänner.</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#b">Linz 10 44 78 22 65</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#b">Trieſt 56 35 10 63 70</hi> </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jFeuilleton" n="1"> <p>4 <hi rendition="#et">(Nachdruck verboten.)</hi> </p><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Sherlock Holmes’ Abenteuer.<lb/> Der Marinevertrag.</hi> </head><lb/> <byline>Von <hi rendition="#b">Conan Doyle.</hi> </byline><lb/> <p>„Ein Diebſtahl!“ ſtieß ich keuchend heraus.<lb/> „Aus dem Miniſterium des Aeußeren iſt ein<lb/> Schriftſtück von unermeßlichem Wert entwendet<lb/> worden. — Iſt hier irgend jemand vorbei-<lb/> gekommen?“</p><lb/> <p>„Ich ſtehe ſeit einer Viertelſtunde hier“, ent-<lb/> gegnete er; „während dieſer Zeit iſt nur eine<lb/> Perſon hier vorübergegangen — ein großes,<lb/> ſchon bejahrtes Frauenzimmer mit einem Um-<lb/> ſchlagetuch.“</p><lb/> <p>„Ach, das iſt gewiß nur meine Frau ge-<lb/> weſen,“ meinte der Türhüter, „ſonſt haben Sie<lb/> niemand geſehen?“</p><lb/> <p>„Keinen Menſchen.“</p><lb/> <p>„Dann muß der Dieb nach der andern Seite<lb/> entkommen ſein,“ rief der Mann, mich am Aermel<lb/> faſſend.</p><lb/> <p>Doch ich gab mich nicht ſo leicht zufrieden,<lb/> und je mehr er verſuchte, mich mit ſich fortzuziehen,<lb/> umſo argwöhniſcher wurde ich.</p><lb/> <p>„Welche Richtung hat die Frau eingeſchlagen?“<lb/> fragte ich.</p><lb/> <p>„Das weiß ich nicht,“ antwortete der Poliziſt.<lb/> „Ich ſah ſie vorbeigehen, hatte aber keinen be-<lb/> ſonderen Grund, ihr nachzuſpüren. Sie ſchien es<lb/> ſehr eilig zu haben.“</p><lb/> <p>„Wie lange iſt es her?“</p><lb/> <p>„Höchſtens ein paar Minuten.“</p><lb/> <p>„Wie viele denn — etwa fünf?“</p><lb/> <p>„Sicherlich nicht mehr.“</p><lb/> <p>„Sie verlieren nur unnütz Ihre Zeit, Herr<lb/> Phelps,“ rief der Türhüter. „Meine Alte hat nichts<lb/><cb/> mit der Sache zu tun, verlaſſen Sie ſich darauf.<lb/> Sie iſt nach unſerer Wohnung gegangen, wo Sie<lb/> ſie finden werden.“</p><lb/> <p>„Wo wohnen Sie?“ fragte ich.</p><lb/> <p>„In Brixton, Epheugaſſe Nr. 16; aber,<lb/> folgen Sie nicht der falſchen Fährte, Herr Phelps;<lb/> Sie verlieren nur unnütz Zeit.“</p><lb/> <p>„Wir kehrten nun in das Miniſterium zurück<lb/> und durchſuchten die Treppen und Gänge, jedoch<lb/> ohne Erfolg. Der Korridor, der zu meinem<lb/> Arbeitszimmer führt, war mit einem hellfarbenen<lb/> Linoleum belegt, auf dem jeder Tritt zu ſehen iſt.<lb/> Obwohl wir es ſorgfältig beſichtigten, fanden ſich<lb/> keine Fußſpuren.“</p><lb/> <p>„Hatte es den ganzen Abend geregnet?“</p><lb/> <p>„Etwa von ſieben Uhr an.“</p><lb/> <p>„Wie kam es dann, daß die Frau, die gegen<lb/> neun Uhr bei Ihnen im Zimmer war, dort keine<lb/> Spur ihrer ſchmutzigen Stiefel zurückließ?“</p><lb/> <p>„Es iſt mir lieb, daß Sie den Umſtand er-<lb/> wähnen; auch mir fiel das damals auf. Die<lb/> Putzfrauen pflegen in der Stube der Türhüters<lb/> die Stiefel zu wechſeln und Salbandſchuhe anzu-<lb/> ziehen.“</p><lb/> <p>„Das erklärt die Sache. Alſo, Sie fanden<lb/> keinen Abdruck auf dem Fußboden, trotz der Näſſe<lb/> draußen? Der Tatbeſtand iſt wirklich höchſt merk-<lb/> würdig. Bitte, erzählen Sie weiter.“</p><lb/> <p>„Nun unterſuchten wir das Zimmer. An eine<lb/> geheime Tür war nicht zu denken und die Fenſter<lb/> ſind wohl 30 Fuß hoch über der Straße; beide<lb/> waren geſchloſſen und verriegelt. Eine etwaige<lb/> Falltür ließe ſich ſchon des Teppichs wegen nicht<lb/> öffnen und die Decke iſt weißgetüncht. Ich möchte<lb/> meinen Kopf verwetten, daß der Dieb, der das<lb/> Schriftſtück geſtohlen hat, nur zur Stubentür<lb/> hereingekommen ſein kann.“</p><lb/> <cb/> <p>„Wie ſteht’s mit dem Kamin?“</p><lb/> <p>„Es iſt keiner vorhanden, nur ein Ofen iſt<lb/> da. Die Klingelſchnur hängt am Draht, rechter<lb/> Hand von meinem Schreibpult. Wer geläutet<lb/> hat, muß dicht am Pult geſtanden haben. Aber,<lb/> warum ſollte ein Dieb die Glocke ziehen? Es iſt<lb/> ein ganz unergründliches Geheimnis.“</p><lb/> <p>„Freilich, der Umſtand iſt verwunderlich. —<lb/> Was taten Sie nun für Schritte? Hatte der<lb/> Eindringling nichts im Zimmer zurückgelaſſen —<lb/> — ſahen Sie keinen Zigarrenſtumpf, keine Haar-<lb/> nadel oder ſonſt eine Kleinigkeit herumliegen?“</p><lb/> <p>„Nicht das Geringſte.“</p><lb/> <p>„Sie bemerkten auch keinen Geruch?“</p><lb/> <p>„Darauf haben wir nicht geachtet.“</p><lb/> <p>„Bei ſolcher Unterſuchung wäre es von<lb/> Wichtigkeit, wenn das Zimmer zum Beiſpiel nach<lb/> Tabak gerochen hätte.“</p><lb/> <p>„Ich bin ſelbſt kein Raucher und ein Tabak-<lb/> geruch wäre mir gewiß aufgefallen. Wir fanden<lb/> nicht den geringſten Aufſchluß. Die einzige greif-<lb/> bare Tatſache war, daß des Türhüters Weib —<lb/> Frau Tangey iſt ihr Name — ſich eilig davon<lb/> gemacht hatte. Trotzdem ihr Mann erklärte, ſeine<lb/> Frau gehe um dieſe Zeit gewöhnlich nach Hauſe,<lb/> kam ich mit dem Poliziſten überein, daß wir<lb/> ſuchen müßten, der Frau habhaft zu werden, ehe<lb/> ſie Zeit hätte, ſich der Papiere zu entledigen —<lb/> vorausgeſetzt, daß dieſe überhaupt in ihrem Beſitz<lb/> waren.</p><lb/> <p>„Inzwiſchen hatte man das Polizeiamt be-<lb/> nachrichtigt und Forbes, der Geheimpoliziſt, fand<lb/> ſich ſofort ein, übernahm den Fall und entwickelte<lb/> die größte Tatkraft. Wir beſtiegen eine Droſchke,<lb/> ſagten dem Kutſcher die Adreſſe und eine halbe<lb/> Stunde ſpäter hielten wir vor Frau Tangeys<lb/> Wohnung.</p><lb/> <p> <ref> <hi rendition="#c">(Fortſetzung folgt.)</hi> </ref> </p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [11/0011]
7 Wien, Dienstag Reichspoſt 10. Jänner 1905
warte die Zeit kaum ab, daß ich beichte, dann
habe ich auf der Welt nichts mehr zu ſuchen. Mit
Gott bin ich verſöhnt, von den Menſchen hoffe
und erwarte ich kein Erbarmen. Die ..... ſind
Männer und ein Mann kann ſich unmöglich in
die verzweifelte Lage eines geplagten, zum
Aeußerſten getriebenen Frauenherzens hineinleben.
Die Liebe, die allmächtige, alles mit ſich reißende
Liebe wird von keinem Geſetz gekannt. Und mich
hat der Haß und die Liebe ins Verderben ge-
ſtürzt.“ — Die Theaterſpielerei, die die Mörderin
bisher an den Tag gelegt hat, läßt die Reumütig-
keit, die aus dem Schreiben ſpricht, ſehr in Zweifel
erſcheinen.
Vereinsnachrichten.
§ Allgemeiner öſterreichiſcher Apotheker-
verein. Dienstag den 10. Jänner, um 7 Uhr abends
findet im Hörſaale der pharmazeutiſchen Schule,
Wien, 9. Bezirk, Spitalgaſſe 31 eine Vereins-
verſammlung ſtatt, wobei Ph. Mr. Prof. Dr. Adolf
Kwisda: über „die induſtrielle Verwertung des
Luftſtickſtoffes“ ſprechen wird. Dann folgt Vereins-
geſchäftliches und nach der Verſammlung eine geſellige
Zuſammenkunft in der Gaſtwirtſchaft „zum ſilbernen
Brunnen“, 9. Bezirk, Berggaſſe 5. Gäſte aus
Kollegenkreiſen willkommen.
§ Katholiſcher Schulverein. Am Samstag
den 14. Jänner findet in M. Dangls Saal, 17. Be-
zirk, Hernalſergürtel 11, eine Monatsverſammlung
ſtatt. Es ſpricht Reichsratsabgeordnet er Julius
Axmann. Daran ſchließen Konzertſtücke, eine Poſſe
und deklamatoriſche Vorträge. Beginn ½8 Uhr
abends. Eintritt 50 Heller, an der Kaſſa 70 Heller.
Um 12 Uhr wird getanzt.
§ Zum Nibelungen-Denkmal. Der Nibe-
lungen-Denkmal- und Volksſchauſpielverein, der ſich
bekanntlich die Errichtung eines Rüdiger-Denkmals
und die Veranſtaltung von alljährlichen Volksſchau-
ſpielen aus der Nibelungenſage auf dem hiſtoriſchen
Boden von Pöchlarn zum Ziele ſetzt, hielt kürzlich
eine Vollverſammlung ab, in der unter Würdigung
der vorgebrachten Gründe einſtimmig beſchloſſen
wurde, die Ausführung des Denkmals, das infolge
ſeiner Großartigkeit auf den Fremdenbeſuch der herr-
lichen Wachau einen gewiß nicht zu unterſchätzenden
Einfluß ausüben wird, dem Bildhauer Wilhelm Seib
in Wien zu übertragen. Dieſer hat bereits ein Modell
des Denkmals, welches die Höhe von 22 Metern er-
reichen wird, fertiggeſtellt.
Verloſungen.
Loſe der Stadt Salzburg. Bei der vorgeſtern
in Salzburg vorgenommenen Ziehung fiel der Haupt-
treffer mit 40.000 Kronen auf Nr. 6088, der zweite
Treffer mit 4000 Kronen auf Nr. 83595, der dritte
Treffer mit 2000 Kronen auf Nr. 80356. Je 1000
Kronen gewannen Nr. 26373 und 73786.
Dreiperzentige Bodenkreditloſe II. Emiſſion
vom Jahre 1889. Bei der geſtrigen Prämienziehung
fiel der Haupttreffer mit 100.000 Kronen auf Serie
1359 Nr. 11, der zweite Treffer mit 4000 Kronen
auf Serie 4913 Nr. 28. Je 2000 Kronen gewannen:
Serie 3194 Nr. 19 und Serie 7283 Nr. 23. Je
400 Kronen gewannen: S. 749 Nr. 29, S. 3101
Nr. 45, S. 3218 Nr. 23, S. 3978 Nr. 17, S. 4384
Nr. 17, S. 4520 Nr. 12, S. 6556 Nr. 35, S. 6970
Nr. 32, S. 7324 Nr. 3 und S. 7553 Nr. 10. In
der folgenden Tilgungsziehung wurden die Serien:
536 614 954 1377 1457 3378 4298 5564 5940 und
7033 gezogen, welche je die Nummern 1 bis 50 ent-
halten und mit dem Nominalbetrage von je 200
Kronen eingelöſt werden.
Volkswirtſchaftlicher Teil.
Stand der ſchwebenden Staatsſchuld.
Die Staatsſchulden-Kontrollkommiſſion veröffent-
licht den Ausweis über den Stand der ſchweben-
den Staatsſchuld bis Ende Dezember 1904. Die
Staatsnotenſchuld ſetzt ſich folgendermaßen zu-
ſammen: Noten zu fünf Gulden 2·204 Millionen
Kronen, Noten zu fünfzig Gulden 0·537 Milli-
onen Kronen, daher beziffert ſich der geſamte
Staatsnotenbetrag auf 2·741 Millionen Kronen.
Dieſer Staatsnotenbetrag iſt noch auf gemein-
ſame Koſten der beiden Staatsgebiete einzulöſen.
Der Umlauf der Salinenſcheine ſtellt ſich nach
den von dem Poſtſparkaſſenamt in Wien ge-
führten und überprüften Vormerkungen folgender-
maßen dar: a) unverzinsliche 3500 Kronen;
b) zu 3½% verzinsliche ſechsmonatliche vom
Jahre 1894 600 Kronen; c) zu 3½% verzins-
liche ſechsmonatliche vom Jahre 1902 84,907.700
Kronen; d) zu 3% verzinsliche dreimonatliche
vom Jahre 1902 4,690.500 Kronen, zuſammen
89,602.300 Kronen. Der Maximalumlauf der
Salinenſcheine beträgt daher 89·6 Millionen
Kronen, von welchem Betrage Partial-Hypo-
thekaranweiſungen per 55.695 Kronen aus dem
Titel der Verjährung als getilgt abgeſchrieben
ſind.
Der Handel mit Montenegro. Firmen,
die mit Montenegro Geſchäftsverbindungen unter-
halten, empfangen im kommerziellen Bureau des
k. k. öſterreichiſchen Handelsmuſeums, 9. Bezirk,
Berggaſſe 16, eine vertrauliche Mitteilung.
Wieder eine Fuſion. Seit einiger Zeit
wurden zwiſchen den Großaktionären der Aktien-
geſellſchaft der k. k. priv. hydrauliſchen Kalk- und
Portland-Zementfabrik zu Perlmoos und der
Aktiengeſellſchaft der Kaltenleutgebener Kalk- und
Zementfabrik Fuſionsverhandlungen geführt, die
nunmehr zum Abſchluß gelangt ſind. Hiernach
ſoll die Aktiengeſellſchaft der Kaltenleutgebener
Kalk- und Zementfabrik in die Perlmooſer Aktien-
geſellſchaft gegen Erhalt von 15.125 Perlmooſer
Aktien aufzugehen. Es werden alſo auf 4 Kalten-
leutgebener Aktien 5 Perlmooſer Aktien entfallen.
Die Vereinigung ſoll rückwirkend vom 1. Jänner
dieſes Jahres in Kraft treten; die Bilanzergebniſſe
des Vorjahres werden dagegen noch wie bisher
behandelt werden. Die Verwaltungen beider
Geſellſchaften werden in nächſter Zeit außerordent-
liche Generalverſammlungen einberufen, welchen
die endgültige Beſchlußfaſſung über dieſe Anträge
vorbehalten ſein wird.
Finanzielles Jahrbuch 1905 des
„Anker“. Mit der am 2. Jänner 1905 ausge-
gebenen Nummer des „Anker“ iſt das Finanzielle
Jahrbuch 1905 erſchienen. Dieſes für jeden
Effektenbeſitzer wichtige Nachſchlagewerk enthält
auf ſeinen 164 Seiten außer der Zuſammen-
ſtellung der Reſtantenliſten, in denen alle bis
31. Dezember 1904 gezogenen und noch nicht
eingelöſten Effekten enthalten ſind, auch den Ver-
loſungskalender der in- und ausländiſchen Titres
für 1905 in größter Vollſtändigkeit. Der Effekten-
beſitzer findet außerdem alle auf die Verzinſung,
die Amortiſation, die Gewinnſteuerabzüge und die
Pupilarſicherheit bezüglichen Geſetze, die Ver-
jährung für Coupons und verloſte Titres, ein
Verzeichnis der zur Widmung von Militär- und
Honved-Heiratskautionen geeigneten Papiere, eine
Dividendentabelle, den Prämientarif für die Ver-
ficherung gegen Verloſungsverluſt und eine Reihe
anderer Zuſammenſtellungen, die von großer
Wichtigkeit ſind. Das Jahrbuch bildet eine Gratis-
beilage für „Anker“-Abonnenten. Abonnements-
preis ganzjährig für Wien und die Provinz
5 Kronen. Einzelne Exemplare des Jahrbuches
ſind um 2 Kronen erhältlich in der Adminiſtration
des „Anker“: Wien, 1. Bezirk, Stephansplatz 11.
Portonachnahme bei Geldbriefen. Die
Zahlung des Portos kann bei Geldbriefen nach
den beſtehenden Vorſchriften bekanntlich nur dann
durch den Empfänger erfolgen, wenn der Brief
verſchloſſen aufgegeben wird, für offen aufge-
gebene Geldſendungen muß das Porto durch den
Abſender erlegt werden. Die Wiener Handels-
und Gewerbekammer hat nun in einer Eingabe
an das Handelsminiſterium darauf hingewieſen,
daß in der Beförderung eines offen aufgegebenen
Geldbriefes keine Mehrleiſtung ſeitens der Poſt
liege und auch die Haftung der Poſtverwaltung
in beiden Fällen die gleiche ſei, weshalb auch
eine gleichartige Behandlung beider Fälle hin-
ſichtlich der Portozahlung angemeſſen erſcheine.
Die Kammer ſchlug deshalb vor, die Bezahlung
des Portos durch den Empfänger auch für den
Fall zuläſſig zu erklären, als der Geldbrief offen
aufgegeben wurde.
Lottoziehungen am 7. Jänner.
Linz 10 44 78 22 65
Trieſt 56 35 10 63 70
4 (Nachdruck verboten.)
Sherlock Holmes’ Abenteuer.
Der Marinevertrag.
Von Conan Doyle.
„Ein Diebſtahl!“ ſtieß ich keuchend heraus.
„Aus dem Miniſterium des Aeußeren iſt ein
Schriftſtück von unermeßlichem Wert entwendet
worden. — Iſt hier irgend jemand vorbei-
gekommen?“
„Ich ſtehe ſeit einer Viertelſtunde hier“, ent-
gegnete er; „während dieſer Zeit iſt nur eine
Perſon hier vorübergegangen — ein großes,
ſchon bejahrtes Frauenzimmer mit einem Um-
ſchlagetuch.“
„Ach, das iſt gewiß nur meine Frau ge-
weſen,“ meinte der Türhüter, „ſonſt haben Sie
niemand geſehen?“
„Keinen Menſchen.“
„Dann muß der Dieb nach der andern Seite
entkommen ſein,“ rief der Mann, mich am Aermel
faſſend.
Doch ich gab mich nicht ſo leicht zufrieden,
und je mehr er verſuchte, mich mit ſich fortzuziehen,
umſo argwöhniſcher wurde ich.
„Welche Richtung hat die Frau eingeſchlagen?“
fragte ich.
„Das weiß ich nicht,“ antwortete der Poliziſt.
„Ich ſah ſie vorbeigehen, hatte aber keinen be-
ſonderen Grund, ihr nachzuſpüren. Sie ſchien es
ſehr eilig zu haben.“
„Wie lange iſt es her?“
„Höchſtens ein paar Minuten.“
„Wie viele denn — etwa fünf?“
„Sicherlich nicht mehr.“
„Sie verlieren nur unnütz Ihre Zeit, Herr
Phelps,“ rief der Türhüter. „Meine Alte hat nichts
mit der Sache zu tun, verlaſſen Sie ſich darauf.
Sie iſt nach unſerer Wohnung gegangen, wo Sie
ſie finden werden.“
„Wo wohnen Sie?“ fragte ich.
„In Brixton, Epheugaſſe Nr. 16; aber,
folgen Sie nicht der falſchen Fährte, Herr Phelps;
Sie verlieren nur unnütz Zeit.“
„Wir kehrten nun in das Miniſterium zurück
und durchſuchten die Treppen und Gänge, jedoch
ohne Erfolg. Der Korridor, der zu meinem
Arbeitszimmer führt, war mit einem hellfarbenen
Linoleum belegt, auf dem jeder Tritt zu ſehen iſt.
Obwohl wir es ſorgfältig beſichtigten, fanden ſich
keine Fußſpuren.“
„Hatte es den ganzen Abend geregnet?“
„Etwa von ſieben Uhr an.“
„Wie kam es dann, daß die Frau, die gegen
neun Uhr bei Ihnen im Zimmer war, dort keine
Spur ihrer ſchmutzigen Stiefel zurückließ?“
„Es iſt mir lieb, daß Sie den Umſtand er-
wähnen; auch mir fiel das damals auf. Die
Putzfrauen pflegen in der Stube der Türhüters
die Stiefel zu wechſeln und Salbandſchuhe anzu-
ziehen.“
„Das erklärt die Sache. Alſo, Sie fanden
keinen Abdruck auf dem Fußboden, trotz der Näſſe
draußen? Der Tatbeſtand iſt wirklich höchſt merk-
würdig. Bitte, erzählen Sie weiter.“
„Nun unterſuchten wir das Zimmer. An eine
geheime Tür war nicht zu denken und die Fenſter
ſind wohl 30 Fuß hoch über der Straße; beide
waren geſchloſſen und verriegelt. Eine etwaige
Falltür ließe ſich ſchon des Teppichs wegen nicht
öffnen und die Decke iſt weißgetüncht. Ich möchte
meinen Kopf verwetten, daß der Dieb, der das
Schriftſtück geſtohlen hat, nur zur Stubentür
hereingekommen ſein kann.“
„Wie ſteht’s mit dem Kamin?“
„Es iſt keiner vorhanden, nur ein Ofen iſt
da. Die Klingelſchnur hängt am Draht, rechter
Hand von meinem Schreibpult. Wer geläutet
hat, muß dicht am Pult geſtanden haben. Aber,
warum ſollte ein Dieb die Glocke ziehen? Es iſt
ein ganz unergründliches Geheimnis.“
„Freilich, der Umſtand iſt verwunderlich. —
Was taten Sie nun für Schritte? Hatte der
Eindringling nichts im Zimmer zurückgelaſſen —
— ſahen Sie keinen Zigarrenſtumpf, keine Haar-
nadel oder ſonſt eine Kleinigkeit herumliegen?“
„Nicht das Geringſte.“
„Sie bemerkten auch keinen Geruch?“
„Darauf haben wir nicht geachtet.“
„Bei ſolcher Unterſuchung wäre es von
Wichtigkeit, wenn das Zimmer zum Beiſpiel nach
Tabak gerochen hätte.“
„Ich bin ſelbſt kein Raucher und ein Tabak-
geruch wäre mir gewiß aufgefallen. Wir fanden
nicht den geringſten Aufſchluß. Die einzige greif-
bare Tatſache war, daß des Türhüters Weib —
Frau Tangey iſt ihr Name — ſich eilig davon
gemacht hatte. Trotzdem ihr Mann erklärte, ſeine
Frau gehe um dieſe Zeit gewöhnlich nach Hauſe,
kam ich mit dem Poliziſten überein, daß wir
ſuchen müßten, der Frau habhaft zu werden, ehe
ſie Zeit hätte, ſich der Papiere zu entledigen —
vorausgeſetzt, daß dieſe überhaupt in ihrem Beſitz
waren.
„Inzwiſchen hatte man das Polizeiamt be-
nachrichtigt und Forbes, der Geheimpoliziſt, fand
ſich ſofort ein, übernahm den Fall und entwickelte
die größte Tatkraft. Wir beſtiegen eine Droſchke,
ſagten dem Kutſcher die Adreſſe und eine halbe
Stunde ſpäter hielten wir vor Frau Tangeys
Wohnung.
(Fortſetzung folgt.)
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(2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T13:38:42Z)
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