Reichspost. Nr. 7, Wien, 10.01.1905.[Spaltenumbruch]
Preis 8 h Redaktion, Administration, Stadterpedition I., Wollzeile 11 Unfrankierte und nicht genügend Inserate Abonnements werden ange- Erscheint täglich 6 Uhr nach- [Spaltenumbruch] Reichspost. Unabhängiges Tagblatt für das christliche Volk Österreich-Ungarns. [Spaltenumbruch] Preis 8 h Bezugspreise: Einzelne Nummern 8 h, per Post Bei Abholung in unserer Administra- Für Österreich-Ungarn: Für Deutschland: Länder des Weltpostvereines: Telephon 18082. XII. Jahrgang. Wien, Dienstag, 10. Jänner 1905. Nr. 7. [Spaltenumbruch] Wehrhafter Katholizismus. Wien, 9. Jänner 1905. Heute abends versammeln sich in der Volks- Die Abwehr gilt nicht einer vereinzelten Dagegen wenden wir uns, gegen diese Wie sehen aber in dieser Bewegung nicht nur Das Ministerium wird hier Gelegenheit Politische Rundschau. Oesterreich-Ungarn. Wien, am 8. Jänner. Die Konferenzen des Minister- präsidenten. Freiherr v. Gautsch empfing Ueber den Sturz Dr. v. Koerbers. Der Obmann der deutschen Fortschrittspartei [Spaltenumbruch] Feuilleton. [Nachdruck verboten.] Zur Geschichte des Deutschtums in England. (Von unserem englischen Korrespon- denten.) Lange vor der römischen Herrschaft besaß Während der Herrschaft der Angeln, Sachsen Erst während der normännischen Periode Unter den Plantagenets (1154--1485) brachen Mit den Tudors trat wohl eine Ver- [Abbildung] Die heutige Nummer ist 12 Seiten stark. [Abbildung] [Spaltenumbruch]
Preis 8 h Redaktion, Adminiſtration, Stadterpedition I., Wollzeile 11 Unfrankierte und nicht genügend Inſerate Abonnements werden ange- Erſcheint täglich 6 Uhr nach- [Spaltenumbruch] Reichspoſt. Unabhängiges Tagblatt für das chriſtliche Volk Öſterreich-Ungarns. [Spaltenumbruch] Preis 8 h Bezugspreiſe: Einzelne Nummern 8 h, per Poſt Bei Abholung in unſerer Adminiſtra- Für Öſterreich-Ungarn: Für Deutſchland: Länder des Weltpoſtvereines: Telephon 18082. XII. Jahrgang. Wien, Dienstag, 10. Jänner 1905. Nr. 7. [Spaltenumbruch] Wehrhafter Katholizismus. Wien, 9. Jänner 1905. Heute abends verſammeln ſich in der Volks- Die Abwehr gilt nicht einer vereinzelten Dagegen wenden wir uns, gegen dieſe Wie ſehen aber in dieſer Bewegung nicht nur Das Miniſterium wird hier Gelegenheit Politiſche Rundſchau. Oeſterreich-Ungarn. Wien, am 8. Jänner. Die Konferenzen des Miniſter- präſidenten. Freiherr v. Gautſch empfing Ueber den Sturz Dr. v. Koerbers. Der Obmann der deutſchen Fortſchrittspartei [Spaltenumbruch] Feuilleton. [Nachdruck verboten.] Zur Geſchichte des Deutſchtums in England. (Von unſerem engliſchen Korreſpon- denten.) Lange vor der römiſchen Herrſchaft beſaß Während der Herrſchaft der Angeln, Sachſen Erſt während der normänniſchen Periode Unter den Plantagenets (1154—1485) brachen Mit den Tudors trat wohl eine Ver- [Abbildung] Die heutige Nummer iſt 12 Seiten ſtark. [Abbildung] <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="[1]"/> <cb/> <div type="jExpedition"> <head> <hi rendition="#b">Preis 8 <hi rendition="#aq">h</hi> </hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p><hi rendition="#b">Redaktion, Adminiſtration,<lb/> Expedition</hi> und <hi rendition="#b">Druckerei:</hi><lb/><hi rendition="#aq">VIII.,</hi> <hi rendition="#g">Strozzigaſſe</hi> 41.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p><hi rendition="#b">Stadterpedition</hi><hi rendition="#aq">I.,</hi> Wollzeile <hi rendition="#b">11</hi><lb/> Zeitungsbureau <hi rendition="#b">H. Goldſchmiedt.</hi> </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Unfrankierte und nicht genügend<lb/> frankierte Briefe werden nicht ange-<lb/> nommen; Manuſkripte werden nicht<lb/> zurückgeſtellt. 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Das Volk erträgt es nicht länger, daß<lb/> die Verrohung, die Brutalität, ein Preßpiratentum,<lb/> welches ſich längſt außerhalb aller Geſetze menſch-<lb/> licher Geſittung geſtellt hat, gegenüber jedem<lb/> ruhigen Bürger, gegenüber jedem Heiligtum des<lb/> chriſtlichen Volkes das Recht ſtrafloſer Verun-<lb/> glimpfung und Verletzung haben ſollen. Das<lb/> Maß der Schuld und des Zornes iſt nun über-<lb/> gelaufen.</p><lb/> <p>Die Abwehr gilt nicht einer vereinzelten<lb/> Erſcheinung; wenn die Bewegung durch einen<lb/> einzelnen Vorfall in Fluß kam, ſo war dies nur<lb/> der letzte Anſtoß, und es iſt ſehr abgeſchmackt von<lb/> der liberalen Preſſe, ſich mit dem Verſuche abzu-<lb/> mühen, die Abwehrbewegung der Wiener Katho-<lb/> liken durch die Behauptung zu verkleinern, die<lb/> Größe derſelben ſtehe in gar keinem Verhältnis<lb/> zu der Bedeutungsloſigkeit des Wiener alldeutſchen<lb/> Blättchens und verleihe letzterem ein ungebühr-<lb/> liches Gewicht. Sollte es wirklich ein beneidens-<lb/> wertes Schickſal eines Blattes ſein, vor aller<lb/> Welt und unter Zuſtimmung aller Anſtändigen<lb/> dem Abſcheu preisgegeben zu werden? — Aber<lb/> die Entrüſtung der Bevölkerung gilt ja nicht ſo<lb/><cb/> ſehr einem einzelnen Preßerzeugnis, ſondern der<lb/> ganzen eingeriſſenen Uebung, daß alles<lb/> Katholiſche mit Steinen beworfen wird.<lb/> Dieſe Uebung wird von Dutzenden alldeutſcher<lb/> und jüdiſch-ſozialdemokratiſcher Blätter und Blätt-<lb/> chen in Wien und anderwärts ohne Unterlaß be-<lb/> trieben und das Bezeichnendſte daran iſt, daß ſich<lb/> dieſe Uebung ſeitens der Regierung einer reſpekt-<lb/> vollen Duldung erfreut. So iſt eine gewiſſe Gat-<lb/> tung von Preßerzeugniſſen zu einem Aſyl für alle<lb/> Verletzungen der bürgerlichen Gemeinſchaft ge-<lb/> worden, einem Aſyl, das durch die unerhörteſten<lb/> Privilegien gegen die Geſetze geſchützt zu ſein<lb/> ſcheint.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Dagegen</hi> wenden wir uns, gegen dieſe<lb/> Entartung der ſtaatlichen Auffaſſungen über den<lb/> Rechtsſchutz der Bürger, und nicht gegen die wahre<lb/> Preßfreiheit und die Freiheit der Ueberzeugungen<lb/> zielt dieſe Bewegung, ſondern gegen die Knechtung<lb/> und gewalttätige Verletzung der Freiheit der<lb/> Ueberzeugung. Der Schutz dieſer Freiheit kann<lb/> niemals in Widerſpruch ſtehen mit einer recht-<lb/> verſtandenen Preßfreiheit.</p><lb/> <p>Wie ſehen aber in dieſer Bewegung nicht nur<lb/> die Sache der gläubigen Katholiken, ſondern über-<lb/> haupt aller derjenigen, welche die Aenderung<lb/> unſerer tieftraurigen öffentlichen Zuſtände wollen.<lb/> Unſer ganzes politiſches Leben leidet heute an<lb/> einer Ueberproduktion von Gemeinheit. Die ſach-<lb/> lichen Argumente im Kampfe der Parteien ſind<lb/> von einigen Gruppen ausgetauſcht worden gegen<lb/> Klopffechterei und Roheit. Wer am ſtärkſten<lb/> ſchimpft und am wildeſten herumſchlägt, der flößt<lb/> der Regierung und einem Teile der Oeffentlichkeit<lb/> Reſpekt ein, nicht derjenige, der verſtändig<lb/> und überlegt zu handeln und zu ſprechen weiß.<lb/> Derartige Verhältniſſe müſſen zum Verfalle<lb/> unſeres politiſchen Lebens führen und dem ent-<lb/><cb/> gegenzuarbeiten, iſt nicht nur Sache der katholiſch<lb/> geſinnten Bürgerſchaft, ſondern überhaupt aller,<lb/> denen an der Geſundung unſerer politiſchen<lb/> Zuſtände, an der Lebensfähigkeit unſerer Ver-<lb/> faſſung, an der Erfüllung der ziviliſatoriſchen<lb/> Aufgaben einer modernen Staatsgemeinſchaft<lb/> etwas liegt.</p><lb/> <p>Das Miniſterium wird hier Gelegenheit<lb/> finden, ſeine Bereitſchaft zur Mitarbeit an der<lb/> politiſchen Regeneration Oeſterreichs, die der<lb/> Herr Miniſterpräſident tagtäglich einem halben<lb/> Dutzend Parlamentarier verſichert, praktiſch zu<lb/> beweiſen.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Politiſche Rundſchau.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Oeſterreich-Ungarn.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Wien,</hi> am 8. Jänner.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Die Konferenzen des Miniſter-<lb/> präſidenten.</hi> </head> <p>Freiherr v. <hi rendition="#g">Gautſch</hi> empfing<lb/> geſtern und vorgeſtern die Abgeordneten Graf<lb/> Ernſt <hi rendition="#g">Sylva-Tarouca,</hi> Dr. v. Grabmayr,<lb/> Dr. Funke, Dr. Beurle, Dr. Ivcevic, Freiherr<lb/> v. <hi rendition="#g">Malfatti,</hi> Dr. <hi rendition="#g">Rizzi</hi> und Dr. <hi rendition="#g">Erler.</hi> Die<lb/> Beſprechung galt vornehmlich der Innsbrucker<lb/> Fakultätsfrage. Heute empfing Herr v. Gautſch<lb/> die Obmänner des Jungtſchechenklubs abermals<lb/> bei ſich. Die Konferenzen ſollen in dieſer Woche<lb/> zu Ende gehen. Nach neuen Dispoſitionen ſteht<lb/> die Einberufung des <hi rendition="#g">Reichsrates</hi> bevor; die<lb/> Tagung ſoll bis Mitte April währen.</p> </div><lb/> <div xml:id="koerbers1" next="#koerbers2" type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Ueber den Sturz Dr. v. Koerbers.</hi> </head><lb/> <p>Der Obmann der deutſchen Fortſchrittspartei<lb/> Abg. Dr. <hi rendition="#g">Groß</hi> hat in Bielitz eine Rede ge-<lb/> halten, in der er unter vielem Unweſentlichen<lb/> auch den Abgang Dr. v. Koerbers beſprach. Die</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Feuilleton.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p> <hi rendition="#et">[Nachdruck verboten.]</hi> </p><lb/> <div xml:id="england1" next="#england2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Zur Geſchichte des Deutſchtums in<lb/> England.</hi><lb/> <hi rendition="#g">(Von unſerem engliſchen Korreſpon-<lb/> denten.)</hi> </head><lb/> <p>Lange vor der römiſchen Herrſchaft beſaß<lb/> England eine deutſche Kolonie, die ſich an der<lb/> ſüdlichen Küſte ſeßhaft gemacht hatte. Cäſar fand<lb/> dort Leute vom Lande der <hi rendition="#g">Belgae,</hi> die in drei<lb/> Hauptvölkerſchaften zerteilt waren und ſich deutſcher<lb/> Abkunft, deutſcher Sitte und deutſchen Geiſtes<lb/> rühmten. „Belgen, Frieſen und Batavier waren<lb/> es, die vier Jahrhunderte hindurch in den römi-<lb/> ſchen Heeren dienten, Agricola auf ſeinem Zuge<lb/> nach Brittanien begleiteten und ihm dieſe Inſel<lb/> erobern halfen.“ (Schiller: „Geſchichte des Abfalls<lb/> der Niederlande“.) Daneben waren ſie aber auch<lb/> treffliche Ackerbauer und Viehzüchter und aus den<lb/> ehemaligen tapferen Kriegern wurden Koloniſten<lb/> und — Städtegründer. In alten römiſchen Ur-<lb/> kunden aus der Regierungszeit von Valens und<lb/> Honorius wird wiederholt des „ſächſiſchen<lb/> Ufers“ von Britannien gedacht und auf der<lb/> römiſchen Karte der <hi rendition="#aq">Insulae Britannicae</hi> heißt die<lb/> Küſte gegenüber der Inſel Wight bis nach Dover<lb/> hinauf: <hi rendition="#aq">Litus Saxonicum.</hi> (Prof. Schaible:<lb/> „Die Deutſchen in England“). Bezeichnend iſt<lb/> noch heute, daß der Engländer zuweilen gerne<lb/> von ſeinen <hi rendition="#aq">Saxon forefathers,</hi> von Deutſchland<lb/> als dem <hi rendition="#aq">Fatherland</hi> ſpricht und daß der<lb/> germaniſche Stamm der Angeln, die urſprünglich<lb/> zwiſchen der Weſer und Elbe (im öſtlichen Teile<lb/><cb/> des heutigen Hannover) wohnten England, (Angel-<lb/> land, <hi rendition="#aq">Aenglaland</hi>) ſeinen Namen gegeben hat.</p><lb/> <p>Während der Herrſchaft der Angeln, Sachſen<lb/> und anderer deutſcher Stämme unterhielt die<lb/> germaniſche Kolonie in England mit der Heimat<lb/> eine ununterbrochene Verbindung, die dadurch er-<lb/> leichtert wurde, daß ſich die Sprache und die<lb/> Sitten der beiden Reiche im Laufe mehrerer<lb/> Jahrhunderte nur unweſentlich veränderten.<lb/> Man ſprach von den Zuzüglern oder Beſuchern<lb/> als „den Vettern aus Altſachſen“, die deutſchen<lb/> Kaufleute, die Geſchäfte zu den „Inſelſachſen“<lb/> führten, hießen „Kaiſermannen“, und König Aethel-<lb/> dred <hi rendition="#aq">II.</hi> (976—1016), der ihnen zahlreiche Privi-<lb/> legien verlieh, nennt ſie in einer Urkunde „die<lb/> Leute des Kaiſers“. Die ſpäter ſo häufig (ſeit<lb/> Georg <hi rendition="#aq">II.</hi> ſozuſagen ſtändig) vorkommenden ehe-<lb/> lichen Verbindungen engliſcher und deutſcher<lb/> Fürſtenhäuſer (und einer ſolchen entſtammt auch<lb/> der heute regierende engliſche Monarch) nehmen<lb/> ihren Anfang mit einer Vermählung Ottos des<lb/> Großen (deutſcher König und römiſcher Kaiſer)<lb/> mit einer Enkelin des großen angelſächſiſchen<lb/> Königs Alfred.</p><lb/> <p>Erſt während der normänniſchen Periode<lb/> wurde England für die Deutſchen ein fremdes<lb/> Land, zumal deren Sprache faſt verdrängt wurde.<lb/> An ihre Stelle trat das normänniſche Franzöſiſch,<lb/> das zur Sprache der herrſchenden Klaſſen, der<lb/> Geiſtlichkeit und der Gebildeten wurde. Eine<lb/> fürchterliche Unterdrückung der Sachſen begann,<lb/> ihre Sprache verſchwand als Schriftſprache faſt<lb/> gänzlich oder ſie wurde allmählich doch ſo<lb/> zerſetzt, daß ſich aus dem Angelſächſiſchen und<lb/> normänniſchen Franzöſiſch ein Konglomerat, eine<lb/> neue Sprache bildete. In jene Tage der Gewalt-<lb/><cb/> tätigkeit fällt der Anfang des Fremdenhaſſes der<lb/> engliſchen Maſſen, der grell abſticht von der ehe-<lb/> maligen Gutmütigkeit und vielgerühmten Gaſt-<lb/> freundlichkeit der alten Inſelſachſen.</p><lb/> <p>Unter den Plantagenets (1154—1485) brachen<lb/> für die beiden ſtammverwandten Völker beſſere<lb/> Zeiten an und ſie führten zu einer allmählichen<lb/> Wiederaufnahme der politiſchen, religiöſen und<lb/> kaufmänniſchen Beziehungen. Heinrich <hi rendition="#aq">II.</hi> gab<lb/> ſeine Tochter dem Welfen Heinrich dem Löwen<lb/> zur Gemahlin und Eduard <hi rendition="#aq">I.</hi> bot dem Kaiſer<lb/> Rudolf ein Heiratsbündnis zwiſchen den Häuſern<lb/> Plantagenet und Habsburg an, das jedoch an<lb/> dem tragiſchen Tode Hartmanns, des Sohnes des<lb/> Kaiſers, ſcheiterte. Der Adel beider Nationen kam<lb/> in innige Fühlung und ſo beteiligten ſich z. B.<lb/> engliſche Ritter an den Kämpfen des deutſchen<lb/><supplied>R</supplied>itterordens gegen die Litthauer und Polen,<lb/> deutſche Ritter an den Einfällen Eduards <hi rendition="#aq">III.</hi> in<lb/> Frankreich. Dieſer iſt, nebenbei bemerkt, auch<lb/> einer der erſten Förderer des Kölner Dombaues,<lb/> denn in Anerkennung der Hilfeleiſtung der Kölner<lb/> Kaufmannsgilde bei der Befreiung des engliſchen<lb/> Königs Richard <hi rendition="#aq">I.,</hi> mit dem Beinamen „Löwen-<lb/> herz“, aus der Gefangenſchaft, ſtiftete Eduard,<lb/> auf ſeiner Fahrt nach Koblenz, wo er am<lb/> 31. Auguſt 1328 eintraf, zum Zwecke einer Zu-<lb/> ſammenkunft mit Kaiſer Ludwig, eine Summe,<lb/> die dem heutigen Werte nach 20.000 Mk. über-<lb/> ſchritten haben dürfte.</p><lb/> <p>Mit den Tudors trat wohl eine Ver-<lb/> ſchlechterung der politiſchen, nicht aber der<lb/> religiöſen und geiſtigen Beziehungen der beiden<lb/> Völker zu einander ein. Heinrich <hi rendition="#aq">VIII.</hi> ſchloß<lb/> Bündniſſe und löſte ſie wieder, gerade wie es ihm<lb/> am beſten in den Kram paßte; er bekämpfte</p> </div> </div><lb/> <note> <ref> <hi rendition="#c"> <figure/> <hi rendition="#b">Die heutige Nummer iſt 12 Seiten ſtark.</hi> <figure/> </hi> </ref> </note><lb/> </body> </text> </TEI> [[1]/0001]
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XII. Jahrgang. Wien, Dienstag, 10. Jänner 1905. Nr. 7.
Wehrhafter Katholizismus.
Wien, 9. Jänner 1905.
Heute abends verſammeln ſich in der Volks-
halle des Wiener Rathauſes Tauſende von
Katholiken Wiens. Hinter den Tauſenden, die
erſcheinen, ſtehen Hunderttauſende andere in- und
außerhalb der Reichshauptſtadt. Viele Hunderte
von Kundgebungen aus allen Kronländern be-
zeugen dies. — Das iſt keine künſtlich erzeugte
Bewegung, die das Volk durchflutet, ſondern ein
lang angeſammelter, durch eine wahre Leidens-
geſchichte des öſterreichiſchen Katholizismus ange-
ſammelter Groll, der ſich laut und entſchieden
kundgibt. Das Volk erträgt es nicht länger, daß
die Verrohung, die Brutalität, ein Preßpiratentum,
welches ſich längſt außerhalb aller Geſetze menſch-
licher Geſittung geſtellt hat, gegenüber jedem
ruhigen Bürger, gegenüber jedem Heiligtum des
chriſtlichen Volkes das Recht ſtrafloſer Verun-
glimpfung und Verletzung haben ſollen. Das
Maß der Schuld und des Zornes iſt nun über-
gelaufen.
Die Abwehr gilt nicht einer vereinzelten
Erſcheinung; wenn die Bewegung durch einen
einzelnen Vorfall in Fluß kam, ſo war dies nur
der letzte Anſtoß, und es iſt ſehr abgeſchmackt von
der liberalen Preſſe, ſich mit dem Verſuche abzu-
mühen, die Abwehrbewegung der Wiener Katho-
liken durch die Behauptung zu verkleinern, die
Größe derſelben ſtehe in gar keinem Verhältnis
zu der Bedeutungsloſigkeit des Wiener alldeutſchen
Blättchens und verleihe letzterem ein ungebühr-
liches Gewicht. Sollte es wirklich ein beneidens-
wertes Schickſal eines Blattes ſein, vor aller
Welt und unter Zuſtimmung aller Anſtändigen
dem Abſcheu preisgegeben zu werden? — Aber
die Entrüſtung der Bevölkerung gilt ja nicht ſo
ſehr einem einzelnen Preßerzeugnis, ſondern der
ganzen eingeriſſenen Uebung, daß alles
Katholiſche mit Steinen beworfen wird.
Dieſe Uebung wird von Dutzenden alldeutſcher
und jüdiſch-ſozialdemokratiſcher Blätter und Blätt-
chen in Wien und anderwärts ohne Unterlaß be-
trieben und das Bezeichnendſte daran iſt, daß ſich
dieſe Uebung ſeitens der Regierung einer reſpekt-
vollen Duldung erfreut. So iſt eine gewiſſe Gat-
tung von Preßerzeugniſſen zu einem Aſyl für alle
Verletzungen der bürgerlichen Gemeinſchaft ge-
worden, einem Aſyl, das durch die unerhörteſten
Privilegien gegen die Geſetze geſchützt zu ſein
ſcheint.
Dagegen wenden wir uns, gegen dieſe
Entartung der ſtaatlichen Auffaſſungen über den
Rechtsſchutz der Bürger, und nicht gegen die wahre
Preßfreiheit und die Freiheit der Ueberzeugungen
zielt dieſe Bewegung, ſondern gegen die Knechtung
und gewalttätige Verletzung der Freiheit der
Ueberzeugung. Der Schutz dieſer Freiheit kann
niemals in Widerſpruch ſtehen mit einer recht-
verſtandenen Preßfreiheit.
Wie ſehen aber in dieſer Bewegung nicht nur
die Sache der gläubigen Katholiken, ſondern über-
haupt aller derjenigen, welche die Aenderung
unſerer tieftraurigen öffentlichen Zuſtände wollen.
Unſer ganzes politiſches Leben leidet heute an
einer Ueberproduktion von Gemeinheit. Die ſach-
lichen Argumente im Kampfe der Parteien ſind
von einigen Gruppen ausgetauſcht worden gegen
Klopffechterei und Roheit. Wer am ſtärkſten
ſchimpft und am wildeſten herumſchlägt, der flößt
der Regierung und einem Teile der Oeffentlichkeit
Reſpekt ein, nicht derjenige, der verſtändig
und überlegt zu handeln und zu ſprechen weiß.
Derartige Verhältniſſe müſſen zum Verfalle
unſeres politiſchen Lebens führen und dem ent-
gegenzuarbeiten, iſt nicht nur Sache der katholiſch
geſinnten Bürgerſchaft, ſondern überhaupt aller,
denen an der Geſundung unſerer politiſchen
Zuſtände, an der Lebensfähigkeit unſerer Ver-
faſſung, an der Erfüllung der ziviliſatoriſchen
Aufgaben einer modernen Staatsgemeinſchaft
etwas liegt.
Das Miniſterium wird hier Gelegenheit
finden, ſeine Bereitſchaft zur Mitarbeit an der
politiſchen Regeneration Oeſterreichs, die der
Herr Miniſterpräſident tagtäglich einem halben
Dutzend Parlamentarier verſichert, praktiſch zu
beweiſen.
Politiſche Rundſchau.
Oeſterreich-Ungarn.
Wien, am 8. Jänner.
Die Konferenzen des Miniſter-
präſidenten. Freiherr v. Gautſch empfing
geſtern und vorgeſtern die Abgeordneten Graf
Ernſt Sylva-Tarouca, Dr. v. Grabmayr,
Dr. Funke, Dr. Beurle, Dr. Ivcevic, Freiherr
v. Malfatti, Dr. Rizzi und Dr. Erler. Die
Beſprechung galt vornehmlich der Innsbrucker
Fakultätsfrage. Heute empfing Herr v. Gautſch
die Obmänner des Jungtſchechenklubs abermals
bei ſich. Die Konferenzen ſollen in dieſer Woche
zu Ende gehen. Nach neuen Dispoſitionen ſteht
die Einberufung des Reichsrates bevor; die
Tagung ſoll bis Mitte April währen.
Ueber den Sturz Dr. v. Koerbers.
Der Obmann der deutſchen Fortſchrittspartei
Abg. Dr. Groß hat in Bielitz eine Rede ge-
halten, in der er unter vielem Unweſentlichen
auch den Abgang Dr. v. Koerbers beſprach. Die
Feuilleton.
[Nachdruck verboten.]
Zur Geſchichte des Deutſchtums in
England.
(Von unſerem engliſchen Korreſpon-
denten.)
Lange vor der römiſchen Herrſchaft beſaß
England eine deutſche Kolonie, die ſich an der
ſüdlichen Küſte ſeßhaft gemacht hatte. Cäſar fand
dort Leute vom Lande der Belgae, die in drei
Hauptvölkerſchaften zerteilt waren und ſich deutſcher
Abkunft, deutſcher Sitte und deutſchen Geiſtes
rühmten. „Belgen, Frieſen und Batavier waren
es, die vier Jahrhunderte hindurch in den römi-
ſchen Heeren dienten, Agricola auf ſeinem Zuge
nach Brittanien begleiteten und ihm dieſe Inſel
erobern halfen.“ (Schiller: „Geſchichte des Abfalls
der Niederlande“.) Daneben waren ſie aber auch
treffliche Ackerbauer und Viehzüchter und aus den
ehemaligen tapferen Kriegern wurden Koloniſten
und — Städtegründer. In alten römiſchen Ur-
kunden aus der Regierungszeit von Valens und
Honorius wird wiederholt des „ſächſiſchen
Ufers“ von Britannien gedacht und auf der
römiſchen Karte der Insulae Britannicae heißt die
Küſte gegenüber der Inſel Wight bis nach Dover
hinauf: Litus Saxonicum. (Prof. Schaible:
„Die Deutſchen in England“). Bezeichnend iſt
noch heute, daß der Engländer zuweilen gerne
von ſeinen Saxon forefathers, von Deutſchland
als dem Fatherland ſpricht und daß der
germaniſche Stamm der Angeln, die urſprünglich
zwiſchen der Weſer und Elbe (im öſtlichen Teile
des heutigen Hannover) wohnten England, (Angel-
land, Aenglaland) ſeinen Namen gegeben hat.
Während der Herrſchaft der Angeln, Sachſen
und anderer deutſcher Stämme unterhielt die
germaniſche Kolonie in England mit der Heimat
eine ununterbrochene Verbindung, die dadurch er-
leichtert wurde, daß ſich die Sprache und die
Sitten der beiden Reiche im Laufe mehrerer
Jahrhunderte nur unweſentlich veränderten.
Man ſprach von den Zuzüglern oder Beſuchern
als „den Vettern aus Altſachſen“, die deutſchen
Kaufleute, die Geſchäfte zu den „Inſelſachſen“
führten, hießen „Kaiſermannen“, und König Aethel-
dred II. (976—1016), der ihnen zahlreiche Privi-
legien verlieh, nennt ſie in einer Urkunde „die
Leute des Kaiſers“. Die ſpäter ſo häufig (ſeit
Georg II. ſozuſagen ſtändig) vorkommenden ehe-
lichen Verbindungen engliſcher und deutſcher
Fürſtenhäuſer (und einer ſolchen entſtammt auch
der heute regierende engliſche Monarch) nehmen
ihren Anfang mit einer Vermählung Ottos des
Großen (deutſcher König und römiſcher Kaiſer)
mit einer Enkelin des großen angelſächſiſchen
Königs Alfred.
Erſt während der normänniſchen Periode
wurde England für die Deutſchen ein fremdes
Land, zumal deren Sprache faſt verdrängt wurde.
An ihre Stelle trat das normänniſche Franzöſiſch,
das zur Sprache der herrſchenden Klaſſen, der
Geiſtlichkeit und der Gebildeten wurde. Eine
fürchterliche Unterdrückung der Sachſen begann,
ihre Sprache verſchwand als Schriftſprache faſt
gänzlich oder ſie wurde allmählich doch ſo
zerſetzt, daß ſich aus dem Angelſächſiſchen und
normänniſchen Franzöſiſch ein Konglomerat, eine
neue Sprache bildete. In jene Tage der Gewalt-
tätigkeit fällt der Anfang des Fremdenhaſſes der
engliſchen Maſſen, der grell abſticht von der ehe-
maligen Gutmütigkeit und vielgerühmten Gaſt-
freundlichkeit der alten Inſelſachſen.
Unter den Plantagenets (1154—1485) brachen
für die beiden ſtammverwandten Völker beſſere
Zeiten an und ſie führten zu einer allmählichen
Wiederaufnahme der politiſchen, religiöſen und
kaufmänniſchen Beziehungen. Heinrich II. gab
ſeine Tochter dem Welfen Heinrich dem Löwen
zur Gemahlin und Eduard I. bot dem Kaiſer
Rudolf ein Heiratsbündnis zwiſchen den Häuſern
Plantagenet und Habsburg an, das jedoch an
dem tragiſchen Tode Hartmanns, des Sohnes des
Kaiſers, ſcheiterte. Der Adel beider Nationen kam
in innige Fühlung und ſo beteiligten ſich z. B.
engliſche Ritter an den Kämpfen des deutſchen
Ritterordens gegen die Litthauer und Polen,
deutſche Ritter an den Einfällen Eduards III. in
Frankreich. Dieſer iſt, nebenbei bemerkt, auch
einer der erſten Förderer des Kölner Dombaues,
denn in Anerkennung der Hilfeleiſtung der Kölner
Kaufmannsgilde bei der Befreiung des engliſchen
Königs Richard I., mit dem Beinamen „Löwen-
herz“, aus der Gefangenſchaft, ſtiftete Eduard,
auf ſeiner Fahrt nach Koblenz, wo er am
31. Auguſt 1328 eintraf, zum Zwecke einer Zu-
ſammenkunft mit Kaiſer Ludwig, eine Summe,
die dem heutigen Werte nach 20.000 Mk. über-
ſchritten haben dürfte.
Mit den Tudors trat wohl eine Ver-
ſchlechterung der politiſchen, nicht aber der
religiöſen und geiſtigen Beziehungen der beiden
Völker zu einander ein. Heinrich VIII. ſchloß
Bündniſſe und löſte ſie wieder, gerade wie es ihm
am beſten in den Kram paßte; er bekämpfte
[Abbildung]
Die heutige Nummer iſt 12 Seiten ſtark.
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