Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dienstags Ordinari Post-Zeitungen. Nr. 47, Danzig, 1698.

Bild:
<< vorherige Seite

bald den Baron Scarlatti für sich kommen/ und fragten ihn/ ob er
dergleichen Advis auch empfangen habe/ worauff jener mit Ja ge-
antwortet/ nemlich solche Brieffe erhalten zu haben/ so aber wegen
Menge der Suite selbiger Königin keine Meldung thäten. Am
Dienstag war der Hr. Card. Imperiali/ ein Präfectus der Geistl.
Disciplin bey Sr. Päbstl. Heil. in einer langen Audientz/ wegen der
grossen Verwirrung/ so unter den Dominicanern regieret/ indem ei-
nige ihres Ordens/ die Gauotten genannt/ so ein strenger Leben/ als
die andern führen/ wolten/ daß diese Letzten ihren Ordens-Statuten
auch nachfolgeten/ und alles gemein unter ihnen seyn solte. Des-
selbigen Tages reisete der Card. Grimani nach Venedig von hier
ab/ um von dannen nach Wien zu gehen. Der Käyserl. Ambassa-
deur hat sich samt seiner Gemahlin und Hofstatt nach Frescati be-
geben/ von dannen er nicht so leichtlich zurück kommen wird/ biß er
beym Pabst wieder zu Gnaden gekommen/ um die gewöhnliche Au-
dientz zu haben. Man hat bey dem vom Frantzösis. Ambassadeur
gehaltenen öffentlichen Einzug observiret/ daß sich bey selbigem we-
der des Käyserl. noch Englischen oder Portugiesischen Ambassadeurs
Carossen befunden/ dannenhero man schliesset/ daß sie Franckreich
nicht gar zu wohl geneigt sind. Nachdem der Arm des H. Nicolai
zu St. Tolentino noch immer Blut von sich giebet/ und man bey
Menschen-Gedencken nicht erfahren/ daß dessen eine so grosse Men-
ge heraus geflossen sey; als stehet man wegen einer strengen Züch-
tigung sehr in Furchten. Man hat Nachricht/ daß eine Heyrath
zwischen dem Marquis de Busale/ so nicht sonderlich reich/ und der
Wittwen Gavolti/ samt einem Braut-Schatz von 50000. Scudi
beschlossen sey/ indem sein erstgebohrner Sohn/ wenn er 20. Jahr
alt/ und deren er sich bereits nähert/ ein Herr aller Güther ist/ mit
der eintzigen Beschwerde/ dem Vater und der Wittwen Unterhalt
zu geben.

Constantinopel/ vom 22. Octobr.

Ein gewisser Kauffmann/ welcher von Cassa zu Wasser im
Crim angekommen/ rapportiret/ daß der Moscowitische General/
Duharakan die Vestung Ozo mit einer grossen Armee belagert habe;
Daß der Cosackische General Moseppa und ein ander Cosackischer
General mit 30000. Mann nach dem Schloß Doahan im Marsch
begriffen/ solches anzugreiffen/ und daß noch ein Läger von 50000.

Mosco-

bald den Baron Scarlatti für sich kommen/ und fragten ihn/ ob er
dergleichen Advis auch empfangen habe/ worauff jener mit Ja ge-
antwortet/ nemlich solche Brieffe erhalten zu haben/ so aber wegen
Menge der Suite selbiger Königin keine Meldung thäten. Am
Dienstag war der Hr. Card. Imperiali/ ein Präfectus der Geistl.
Disciplin bey Sr. Päbstl. Heil. in einer langen Audientz/ wegen der
grossen Verwirrung/ so unter den Dominicanern regieret/ indem ei-
nige ihres Ordens/ die Gauotten genannt/ so ein strenger Leben/ als
die andern führen/ wolten/ daß diese Letzten ihren Ordens-Statuten
auch nachfolgeten/ und alles gemein unter ihnen seyn solte. Des-
selbigen Tages reisete der Card. Grimani nach Venedig von hier
ab/ um von dannen nach Wien zu gehen. Der Käyserl. Ambassa-
deur hat sich samt seiner Gemahlin und Hofstatt nach Frescati be-
geben/ von dannen er nicht so leichtlich zurück kommen wird/ biß er
beym Pabst wieder zu Gnaden gekommen/ um die gewöhnliche Au-
dientz zu haben. Man hat bey dem vom Frantzösis. Ambassadeur
gehaltenen öffentlichen Einzug observiret/ daß sich bey selbigem we-
der des Käyserl. noch Englischen oder Portugiesischen Ambassadeurs
Carossen befunden/ dannenhero man schliesset/ daß sie Franckreich
nicht gar zu wohl geneigt sind. Nachdem der Arm des H. Nicolai
zu St. Tolentino noch immer Blut von sich giebet/ und man bey
Menschen-Gedencken nicht erfahren/ daß dessen eine so grosse Men-
ge heraus geflossen sey; als stehet man wegen einer strengen Züch-
tigung sehr in Furchten. Man hat Nachricht/ daß eine Heyrath
zwischen dem Marquis de Busale/ so nicht sonderlich reich/ und der
Wittwen Gavolti/ samt einem Braut-Schatz von 50000. Scudi
beschlossen sey/ indem sein erstgebohrner Sohn/ wenn er 20. Jahr
alt/ und deren er sich bereits nähert/ ein Herr aller Güther ist/ mit
der eintzigen Beschwerde/ dem Vater und der Wittwen Unterhalt
zu geben.

Constantinopel/ vom 22. Octobr.

Ein gewisser Kauffmann/ welcher von Cassa zu Wasser im
Crim angekommen/ rapportiret/ daß der Moscowitische General/
Duharakan die Vestung Ozo mit einer grossen Armee belagert habe;
Daß der Cosackische General Moseppa und ein ander Cosackischer
General mit 30000. Mann nach dem Schloß Doahan im Marsch
begriffen/ solches anzugreiffen/ und daß noch ein Läger von 50000.

Mosco-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jArticle" n="1">
        <p><pb facs="#f0003" n="[3]"/>
bald den Baron Scarlatti für sich kommen/ und fragten ihn/ ob er<lb/>
dergleichen Advis auch empfangen habe/ worauff jener mit Ja ge-<lb/>
antwortet/ nemlich solche Brieffe erhalten zu haben/ so aber wegen<lb/>
Menge der Suite selbiger Königin keine Meldung thäten. Am<lb/>
Dienstag war der Hr. Card. Imperiali/ ein Präfectus der Geistl.<lb/>
Disciplin bey Sr. Päbstl. Heil. in einer langen Audientz/ wegen der<lb/>
grossen Verwirrung/ so unter den Dominicanern regieret/ indem ei-<lb/>
nige ihres Ordens/ die Gauotten genannt/ so ein strenger Leben/ als<lb/>
die andern führen/ wolten/ daß diese Letzten ihren Ordens-Statuten<lb/>
auch nachfolgeten/ und alles gemein unter ihnen seyn solte. Des-<lb/>
selbigen Tages reisete der Card. Grimani nach Venedig von hier<lb/>
ab/ um von dannen nach Wien zu gehen. Der Käyserl. Ambassa-<lb/>
deur hat sich samt seiner Gemahlin und Hofstatt nach Frescati be-<lb/>
geben/ von dannen er nicht so leichtlich zurück kommen wird/ biß er<lb/>
beym Pabst wieder zu Gnaden gekommen/ um die gewöhnliche Au-<lb/>
dientz zu haben. Man hat bey dem vom Frantzösis. Ambassadeur<lb/>
gehaltenen öffentlichen Einzug observiret/ daß sich bey selbigem we-<lb/>
der des Käyserl. noch Englischen oder Portugiesischen Ambassadeurs<lb/>
Carossen befunden/ dannenhero man schliesset/ daß sie Franckreich<lb/>
nicht gar zu wohl geneigt sind. Nachdem der Arm des H. Nicolai<lb/>
zu St. Tolentino noch immer Blut von sich giebet/ und man bey<lb/>
Menschen-Gedencken nicht erfahren/ daß dessen eine so grosse Men-<lb/>
ge heraus geflossen sey; als stehet man wegen einer strengen Züch-<lb/>
tigung sehr in Furchten. Man hat Nachricht/ daß eine Heyrath<lb/>
zwischen dem Marquis de Busale/ so nicht sonderlich reich/ und der<lb/>
Wittwen Gavolti/ samt einem Braut-Schatz von 50000. Scudi<lb/>
beschlossen sey/ indem sein erstgebohrner Sohn/ wenn er 20. Jahr<lb/>
alt/ und deren er sich bereits nähert/ ein Herr aller Güther ist/ mit<lb/>
der eintzigen Beschwerde/ dem Vater und der Wittwen Unterhalt<lb/>
zu geben.</p>
      </div><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head>Constantinopel/ vom 22. Octobr.</head><lb/>
        <p>Ein gewisser Kauffmann/ welcher von Cassa zu Wasser im<lb/>
Crim angekommen/ rapportiret/ daß der Moscowitische General/<lb/>
Duharakan die Vestung Ozo mit einer grossen Armee belagert habe;<lb/>
Daß der Cosackische General Moseppa und ein ander Cosackischer<lb/>
General mit 30000. Mann nach dem Schloß Doahan im Marsch<lb/>
begriffen/ solches anzugreiffen/ und daß noch ein Läger von 50000.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Mosco-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[3]/0003] bald den Baron Scarlatti für sich kommen/ und fragten ihn/ ob er dergleichen Advis auch empfangen habe/ worauff jener mit Ja ge- antwortet/ nemlich solche Brieffe erhalten zu haben/ so aber wegen Menge der Suite selbiger Königin keine Meldung thäten. Am Dienstag war der Hr. Card. Imperiali/ ein Präfectus der Geistl. Disciplin bey Sr. Päbstl. Heil. in einer langen Audientz/ wegen der grossen Verwirrung/ so unter den Dominicanern regieret/ indem ei- nige ihres Ordens/ die Gauotten genannt/ so ein strenger Leben/ als die andern führen/ wolten/ daß diese Letzten ihren Ordens-Statuten auch nachfolgeten/ und alles gemein unter ihnen seyn solte. Des- selbigen Tages reisete der Card. Grimani nach Venedig von hier ab/ um von dannen nach Wien zu gehen. Der Käyserl. Ambassa- deur hat sich samt seiner Gemahlin und Hofstatt nach Frescati be- geben/ von dannen er nicht so leichtlich zurück kommen wird/ biß er beym Pabst wieder zu Gnaden gekommen/ um die gewöhnliche Au- dientz zu haben. Man hat bey dem vom Frantzösis. Ambassadeur gehaltenen öffentlichen Einzug observiret/ daß sich bey selbigem we- der des Käyserl. noch Englischen oder Portugiesischen Ambassadeurs Carossen befunden/ dannenhero man schliesset/ daß sie Franckreich nicht gar zu wohl geneigt sind. Nachdem der Arm des H. Nicolai zu St. Tolentino noch immer Blut von sich giebet/ und man bey Menschen-Gedencken nicht erfahren/ daß dessen eine so grosse Men- ge heraus geflossen sey; als stehet man wegen einer strengen Züch- tigung sehr in Furchten. Man hat Nachricht/ daß eine Heyrath zwischen dem Marquis de Busale/ so nicht sonderlich reich/ und der Wittwen Gavolti/ samt einem Braut-Schatz von 50000. Scudi beschlossen sey/ indem sein erstgebohrner Sohn/ wenn er 20. Jahr alt/ und deren er sich bereits nähert/ ein Herr aller Güther ist/ mit der eintzigen Beschwerde/ dem Vater und der Wittwen Unterhalt zu geben. Constantinopel/ vom 22. Octobr. Ein gewisser Kauffmann/ welcher von Cassa zu Wasser im Crim angekommen/ rapportiret/ daß der Moscowitische General/ Duharakan die Vestung Ozo mit einer grossen Armee belagert habe; Daß der Cosackische General Moseppa und ein ander Cosackischer General mit 30000. Mann nach dem Schloß Doahan im Marsch begriffen/ solches anzugreiffen/ und daß noch ein Läger von 50000. Mosco-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Der Erscheinungsort Danzig und der Verlag Simon R… [mehr]

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Michel Lefèvre, Centre de Recherches et d'Etudes Germaniques, Université Paul Valéry Montpellier 3: Bereitstellung der Texttranskription. (2019-06-07T11:14:25Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2019-06-07T11:14:25Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: nur expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: normalisiert; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_postzeitungen0047_1698
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_postzeitungen0047_1698/3
Zitationshilfe: Dienstags Ordinari Post-Zeitungen. Nr. 47, Danzig, 1698, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_postzeitungen0047_1698/3>, abgerufen am 16.07.2024.