Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dingstags Ordinari Post-Zeitungen. Nr. 33a, Danzig, 1698.

Bild:
<< vorherige Seite

den Ritter-Orden wieder eingesetzet/ deßwegen man ihn fröhlich in
der Stadt herumb spatziren sieht/ und solche Gnade hat er durch
Vermittelung des Cardinals Marescotti erlanget.

Paris/ vom 21. Jul.

Der Graff d' Estree/ so zu Brest angekommen/ lässet die Schif-
fe/ so nach der Mittelländs. See gehen sollen/ in aller Eyl zu rüsten.
Der Marschall d' Estree/ dessen Vater/ ist den 16. nach Poitou gegan-
gen umb in selbigen Landen die Königl. Befehl auszuführen. Der
Hr. Pelletier de Sonzi/ Intend. der Geld-Mittel und Fortifica-
tionen dieses Reichs/ continuiret in Besichtigung der See Städte/
ist auch zu Calais gewesen/ allwo er einige neue Wercke zu verferti-
gen befohlen/ umb selbigen Haven zu einem der vornehmsten an der
Nord-See zu machen; hat auch etliche andere zu Vollführung der
Ryßbanck vor Dünkirchen ordiniret. Zeit währender Reise des
Königs nach Marly hat Se. Majest. eine Lotterey ziehen lassen/
und hat der Hertzog von Burgund ersuchet/ daß die 20. Zettel/ wel-
che ihme zu Theil worden/ unter den Hof-Damen ausgetheilet wer-
den möchten. Man höret alhie von vielen Mordthaten und Die-
bereyen. Die Englis. von dem Hofe zu St Germain machen viele
Unge[legen]heiten/ und darff man allda des Nachts nicht außgehen.
Man ist anitzo bemühet mit Machung des Urtheils über 2. Englische/
welche beschuldiget werden/ daß sie einen Wund-Artzt zu St. Ger-
main zu sich kommen lassen / unterm Vorwand jemand zu verbinden/
selbigen aber ermordet haben sollen. Aus den Gatinois wird ge-
schrieben/ daß durch einen dieser Tagen geschehenen Wolckenbruch
und dadurch entstandenen grossen und starcken Regen das Städt-
lein Pisieux überschwemmet/ viele Häuser durch das Wasser
verdorben und weggetrieben/ wie auch mehr als 80. Menschen/ und
200. Stück so wohl Pferde als Horn-Vieh ertruncken/ mit diesen
besondern Umbständen/ daß/ als ein Frau in solcher Wassers-Noth
sich mit ihren 2. Kindern retten wollen/ aber nicht mehr als eines in
ihren Armen halten können/ daß andere auff einen Bund Stroh ge-
leget/ da dann das letzte erhalten/ sie aber nebst dem einen Kinde in
dem Wasser ertruncken.

Brest/ vom 26. Jul.

Ehegestern gieng der Graff d' Estrees mit 10. Krieges-Schiffen
und 2. Bombardier-Gallioten nach dem Mittelländis. Meer zu seegel.

Turin

den Ritter-Orden wieder eingesetzet/ deßwegen man ihn fröhlich in
der Stadt herumb spatziren sieht/ und solche Gnade hat er durch
Vermittelung des Cardinals Marescotti erlanget.

Paris/ vom 21. Jul.

Der Graff d’ Estree/ so zu Brest angekommen/ lässet die Schif-
fe/ so nach der Mittelländs. See gehen sollen/ in aller Eyl zu rüsten.
Der Marschall d’ Estree/ dessen Vater/ ist den 16. nach Poitou gegan-
gen umb in selbigen Landen die Königl. Befehl auszuführen. Der
Hr. Pelletier de Sonzi/ Intend. der Geld-Mittel und Fortifica-
tionen dieses Reichs/ continuiret in Besichtigung der See Städte/
ist auch zu Calais gewesen/ allwo er einige neue Wercke zu verferti-
gen befohlen/ umb selbigen Haven zu einem der vornehmsten an der
Nord-See zu machen; hat auch etliche andere zu Vollführung der
Ryßbanck vor Dünkirchen ordiniret. Zeit währender Reise des
Königs nach Marly hat Se. Majest. eine Lotterey ziehen lassen/
und hat der Hertzog von Burgund ersuchet/ daß die 20. Zettel/ wel-
che ihme zu Theil worden/ unter den Hof-Damen ausgetheilet wer-
den möchten. Man höret alhie von vielen Mordthaten und Die-
bereyen. Die Englis. von dem Hofe zu St Germain machen viele
Unge[legen]heiten/ und darff man allda des Nachts nicht außgehen.
Man ist anitzo bemühet mit Machung des Urtheils über 2. Englische/
welche beschuldiget werden/ daß sie einen Wund-Artzt zu St. Ger-
main zu sich kommen lassen / unterm Vorwand jemand zu verbinden/
selbigen aber ermordet haben sollen. Aus den Gatinois wird ge-
schrieben/ daß durch einen dieser Tagen geschehenen Wolckenbruch
und dadurch entstandenen grossen und starcken Regen das Städt-
lein Pisieux überschwemmet/ viele Häuser durch das Wasser
verdorben und weggetrieben/ wie auch mehr als 80. Menschen/ und
200. Stück so wohl Pferde als Horn-Vieh ertruncken/ mit diesen
besondern Umbständen/ daß/ als ein Frau in solcher Wassers-Noth
sich mit ihren 2. Kindern retten wollen/ aber nicht mehr als eines in
ihren Armen halten können/ daß andere auff einen Bund Stroh ge-
leget/ da dann das letzte erhalten/ sie aber nebst dem einen Kinde in
dem Wasser ertruncken.

Brest/ vom 26. Jul.

Ehegestern gieng der Graff d’ Estrees mit 10. Krieges-Schiffen
und 2. Bombardier-Gallioten nach dem Mittelländis. Meer zu seegel.

Turin
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jArticle" n="1">
        <p><pb facs="#f0002" n="[2]"/>
den Ritter-Orden wieder eingesetzet/ deßwegen man ihn fröhlich in<lb/>
der Stadt herumb spatziren sieht/ und solche Gnade hat er durch<lb/>
Vermittelung des Cardinals Marescotti erlanget.</p>
      </div><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head>Paris/ vom 21. Jul.</head><lb/>
        <p>Der Graff d&#x2019; Estree/ so zu Brest angekommen/ lässet die Schif-<lb/>
fe/ so nach der Mittelländs. See gehen sollen/ in aller Eyl zu rüsten.<lb/>
Der Marschall d&#x2019; Estree/ dessen Vater/ ist den 16. nach Poitou gegan-<lb/>
gen umb in selbigen Landen die Königl. Befehl auszuführen. Der<lb/>
Hr. Pelletier de Sonzi/ Intend. der Geld-Mittel und Fortifica-<lb/>
tionen dieses Reichs/ continuiret in Besichtigung der See Städte/<lb/>
ist auch zu Calais gewesen/ allwo er einige neue Wercke zu verferti-<lb/>
gen befohlen/ umb selbigen Haven zu einem der vornehmsten an der<lb/>
Nord-See zu machen; hat auch etliche andere zu Vollführung der<lb/>
Ryßbanck vor Dünkirchen ordiniret. Zeit währender Reise des<lb/>
Königs nach Marly hat Se. Majest. eine Lotterey ziehen lassen/<lb/>
und hat der Hertzog von Burgund ersuchet/ daß die 20. Zettel/ wel-<lb/>
che ihme zu Theil worden/ unter den Hof-Damen ausgetheilet wer-<lb/>
den möchten. Man höret alhie von vielen Mordthaten und Die-<lb/>
bereyen. Die Englis. von dem Hofe zu St Germain machen viele<lb/>
Unge<supplied cert="low">legen</supplied>heiten/ und darff man allda des Nachts nicht außgehen.<lb/>
Man ist anitzo bemühet mit Machung des Urtheils über 2. Englische/<lb/>
welche beschuldiget werden/ daß sie einen Wund-Artzt zu St. Ger-<lb/>
main zu sich kommen lassen / unterm Vorwand jemand zu verbinden/<lb/>
selbigen aber ermordet haben sollen. Aus den Gatinois wird ge-<lb/>
schrieben/ daß durch einen dieser Tagen geschehenen Wolckenbruch<lb/>
und dadurch entstandenen grossen und starcken Regen das Städt-<lb/>
lein Pisieux überschwemmet/ viele Häuser durch das Wasser<lb/>
verdorben und weggetrieben/ wie auch mehr als 80. Menschen/ und<lb/>
200. Stück so wohl Pferde als Horn-Vieh ertruncken/ mit diesen<lb/>
besondern Umbständen/ daß/ als ein Frau in solcher Wassers-Noth<lb/>
sich mit ihren 2. Kindern retten wollen/ aber nicht mehr als eines in<lb/>
ihren Armen halten können/ daß andere auff einen Bund Stroh ge-<lb/>
leget/ da dann das letzte erhalten/ sie aber nebst dem einen Kinde in<lb/>
dem Wasser ertruncken.</p>
      </div><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head>Brest/ vom 26. Jul.</head><lb/>
        <p>Ehegestern gieng der Graff d&#x2019; Estrees mit 10. Krieges-Schiffen<lb/>
und 2. Bombardier-Gallioten nach dem Mittelländis. Meer zu seegel.<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">Turin</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[2]/0002] den Ritter-Orden wieder eingesetzet/ deßwegen man ihn fröhlich in der Stadt herumb spatziren sieht/ und solche Gnade hat er durch Vermittelung des Cardinals Marescotti erlanget. Paris/ vom 21. Jul. Der Graff d’ Estree/ so zu Brest angekommen/ lässet die Schif- fe/ so nach der Mittelländs. See gehen sollen/ in aller Eyl zu rüsten. Der Marschall d’ Estree/ dessen Vater/ ist den 16. nach Poitou gegan- gen umb in selbigen Landen die Königl. Befehl auszuführen. Der Hr. Pelletier de Sonzi/ Intend. der Geld-Mittel und Fortifica- tionen dieses Reichs/ continuiret in Besichtigung der See Städte/ ist auch zu Calais gewesen/ allwo er einige neue Wercke zu verferti- gen befohlen/ umb selbigen Haven zu einem der vornehmsten an der Nord-See zu machen; hat auch etliche andere zu Vollführung der Ryßbanck vor Dünkirchen ordiniret. Zeit währender Reise des Königs nach Marly hat Se. Majest. eine Lotterey ziehen lassen/ und hat der Hertzog von Burgund ersuchet/ daß die 20. Zettel/ wel- che ihme zu Theil worden/ unter den Hof-Damen ausgetheilet wer- den möchten. Man höret alhie von vielen Mordthaten und Die- bereyen. Die Englis. von dem Hofe zu St Germain machen viele Ungelegenheiten/ und darff man allda des Nachts nicht außgehen. Man ist anitzo bemühet mit Machung des Urtheils über 2. Englische/ welche beschuldiget werden/ daß sie einen Wund-Artzt zu St. Ger- main zu sich kommen lassen / unterm Vorwand jemand zu verbinden/ selbigen aber ermordet haben sollen. Aus den Gatinois wird ge- schrieben/ daß durch einen dieser Tagen geschehenen Wolckenbruch und dadurch entstandenen grossen und starcken Regen das Städt- lein Pisieux überschwemmet/ viele Häuser durch das Wasser verdorben und weggetrieben/ wie auch mehr als 80. Menschen/ und 200. Stück so wohl Pferde als Horn-Vieh ertruncken/ mit diesen besondern Umbständen/ daß/ als ein Frau in solcher Wassers-Noth sich mit ihren 2. Kindern retten wollen/ aber nicht mehr als eines in ihren Armen halten können/ daß andere auff einen Bund Stroh ge- leget/ da dann das letzte erhalten/ sie aber nebst dem einen Kinde in dem Wasser ertruncken. Brest/ vom 26. Jul. Ehegestern gieng der Graff d’ Estrees mit 10. Krieges-Schiffen und 2. Bombardier-Gallioten nach dem Mittelländis. Meer zu seegel. Turin

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Der Erscheinungsort Danzig und der Verlag Simon R… [mehr]

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Michel Lefèvre, Centre de Recherches et d'Etudes Germaniques, Université Paul Valéry Montpellier 3: Bereitstellung der Texttranskription. (2019-06-07T11:14:45Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2019-06-07T11:14:45Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: nur expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: normalisiert; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_postzeitungen0033a_1698
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_postzeitungen0033a_1698/2
Zitationshilfe: Dingstags Ordinari Post-Zeitungen. Nr. 33a, Danzig, 1698, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_postzeitungen0033a_1698/2>, abgerufen am 13.06.2024.