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Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 176. Leipzig (Sachsen), 13. August 1836.

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Das Pfennig=Magazin.
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Bei der Schilderung des noch übrigen Theils des
vaticanischen Palastes müssen wir uns nun kürzer fas-
sen, da wir hier des Merkwürdigen so viel finden, daß
jede auch noch so sehr gedrängte Beschreibung uns weit
über die Grenzen hinausführen würde, welche durch
Umfang und Zweck dieser Blätter geboten sind. Nur
im Vorbeigehen können wir also der berühmten Bi-
bliothek erwähnen, deren eigentliche Entstehung in die
Zeit Sixtus IV. gehört, welche namentlich unter Leo X.
bedeutend vermehrt wurde, und nach Ankauf und Erwerb
vieler Privatsammlungen und nach wechselnden Schick-
salen ( namentlich während der französischen Herrschaft )
gegenwärtig etwa 24,000 Handschriften neben den vielen
gedruckten Büchern enthält. Das päpstliche Archiv be-
findet sich gleichfalls im Vatican. Das Antiquitäten-
museum, das reichste der Welt, befindet sich größten-
theils in dem Theile des Palastes, welchen man der
schönen Aussicht wegen das Belvedere nennt. Dieser
Theil umgibt einen länglich viereckigen Hof, in welchem
sich ein prächtiger Springbrunnen befindet, dessen antike
Schale von orientalischem Granit ist. Die hintere Ab-
theilung des Palastes, welche bis dicht an die Stadt-
mauer reicht, umschließt ebenfalls ein Quadrat, Giar-
dino della Ligna genannt; links davon liegt der mehre
Alterthümer enthaltende vaticanische Garten. Um nun
zum Museum zurückzukehren, so ist dies in das Museo
Chiaramonti ( nach dem Familiennamen des Stifters,
Pius VII., geheißen ) und das Pio Clementino ( nach
Clemens XIV. und Pius VI., die das gegenwärtige
Local errichteten ) getheilt, denen sich kleinere Abtheilun-
gen anschließen. Man braucht nur den belvederischen
Apoll und Torso, den Laokoon, die Minerva medica,
den Ganymed zu nennen, um an diese Sammlungen
zu erinnern, in denen die Alterthumsforscher unerschöpf-
lichen Stoff zu gelehrten Untersuchungen fanden.

Die berühmten Rafael'schen Tapeten, welche, 22
an der Zahl, Scenen aus dem Leben des Heilands und
der Apostel darstellen, sind jetzt in den Gemächern
Pius V. zu sehen. Des Künstlers letztes Werk, die
Transfiguration, wird in der vaticanischen Gemälde-
sammlung aufbewahrt, die zwar nicht zahlreich ist, aber
einige wahre Perlen enthält. Wir rechnen dazu Ra-
fael 's Madonna von Foligno und Domenichino's Com-
munion des heiligen Hieronymus. Diese allein wiegen
manche andere Galerie auf.

( Die Fortsetzung folgt in Nr. 177. )



Die Seehundsjagd.

Die Gestalt und der Bau des Seehundes sind wol
den meisten Lesern schon bekannt, und um nicht schon
Gesagtes zu wiederholen, verweisen wir auf Nr. 8 und
90 des Pfennig=Magazins. Weniger vertraut dürfte je-
doch der Leser mit der Art und Weise sein, wie in
Grönland oder auf den Shetlandinseln dieses Thier,
welches den dortigen Eingeborenen so nützlich und un-
entbehrlich ist, gefangen und erlegt wird, und wir wollen
deshalb hierüber einiges Nähere mittheilen.

Die Grönländer unterweisen ihre Kinder von früher
Jugend an in der Jagd auf die Seehunde, denn dort
wird Derjenige, der sich ungeschickt dabei zeigt, wenig ge-
achtet. Die Seehunde werden auf dreierlei Art gefangen.
Zuerst mittels der Blase, wie umstehende Abbildung verdeut-
licht. Der Grönländer nähert sich dem Thiere leise und vor-
sichtig, mit dem Winde und der Sonne, sodaß es seine An-
kunft nicht merkt, bis auf eine Entfernung von 4--6 Klaf-
tern, aber mit der größten Eile. Hat er es so nahe als nöthig
ist, so faßt er schnell das Ruder mit der linken Hand, ergreift
[Spaltenumbruch] den Harpun, an welchen mittels einer langen Leine
eine aufgeschwellte Blase befestigt ist, mit der rechten
und schleudert ihn mit aller Kraft nach dem Seehund.
Sobald das Thier getroffen ist, wirft der Mann die am
Ende der Leine befestigte Blase ins Wasser, und zwar
auf dieselbe Seite, wohin der Seehund sich begibt, der
sogleich pfeilschnell untertaucht. Das Thier zieht nun
die Blase unter das Wasser; da sie aber groß und unbe-
hülflich ist, so ermüdet es bald und muß wieder herauf-
kommen, um Athem zu schöpfen. Genau muß nun
der Mann auf die Stelle Acht haben, wo der See-
hund wieder auftaucht, damit er diesen sogleich bei sei-
nem Erscheinen mit einem zweiten Lanzenwurfe be-
grüßen kann. Dies wiederholt sich so lange, bis
der Seehund völlig erschöpft ist, wo es dann dem
Jäger leicht wird, ihn mittels eines kleinen Speers
vollends zu tödten. Aber unmittelbar darauf verstopft
er alle Wunden des Thieres, um das Blut zu er-
halten. Dies ist die eine Art, die aber nur bei einer
gewissen Gattung des Seehunds, welche der Grön-
länder Attarsoack nennt, und die beiweitem die plumpste
und dümmste Race ist, in Anwendung kommen kann.
Die andern Gattungen, welche vorsichtiger und scheuer
sind, kann ein einziger Mann nicht fangen; es bege-
ben sich zu diesem Zwecke immer mehre zusammen, und
dies ist dann die Jagd, welche man, wegen des viel-
fachen Geräusches, womit sie verbunden ist, die Klap-
perjagd nennt. Das Verfahren besteht darin, daß die
Jäger den Seehund durch Klappern, Schreien, Stein-
werfen und andern Lärm aus seinem Asyl aufscheu-
chen und ins Wasser jagen. So oft nun das Thier,
um Athem zu schöpfen, auftaucht, wird ihm von den
Jägern arg zugesetzt, sodaß es, um Ruhe zu haben,
nun sehr lange unter dem Wasser bleibt. Da aber dar-
aus folgt, daß es auch wieder ebenso lange auf der
Oberfläche verweilen muß, so gewinnen während dessen
die Jäger volle Zeit, das erschöpfte Thier zu erlegen.

Die dritte Art, den Seehund ( auf dem Eise )
zu fangen, ist in Disko, der größten der zahlrei-
chen Jnseln an der grönländischen Küste, sehr üblich,
und die am wenigsten beschwerliche. Zuweilen machen
sich die Seehunde selbst Luftlöcher in das Eis. Dicht
bei einem solchen setzt sich nun der Grönländer auf
einen Stuhl und stellt eine Art von Schemel zu sei-
nen Füßen, um sich nicht zu erkälten. Hier wartet
er nun so lange geduldig, bis ein Seehund seine Nase
aus dem Loche hervorstreckt, um zu athmen. Die-
sen Augenblick benutzt der Jäger sogleich und versetzt
dem Thiere einen derben Stoß mit dem Harpun, erwei-
tert dann die Öffnung und erlegt es vollends. Zuweilen
verbinden sich auch zwei Jäger zu diesem Zwecke.
Der eine sitzt und lauscht, der andere steht mit dem
Harpun in Bereitschaft. Endlich gibt es noch eine
vierte Jagdmethode, nämlich ein Mann streckt sich
lang auf dem Bauch hin auf einer Art von Schleife
oder Schlitten, unweit der Eislöcher, aus denen die
Seehunde herauszukommen pflegen, um sich im Son-
nenscheine zu lagern. Neben einer solchen Öff-
nung ist ein kleineres Loch gemacht, durch welches
der zweite Jäger seinen Harpun steckt, der mit einem
langen Schafte versehen ist. Erblickt nun der erste
oder der Aufpasser einen herauftauchenden Seehund, so
gibt er dem zweiten ein Zeichen, worauf dieser mit
dem Harpun zustößt und den Seehund gleich un-
ter dem Eise erlegt. Auch pflegen die Grönländer den
Seehund dadurch zu täuschen und anzulocken, daß sie
sein Grunzen nachahmen. Oft wird auch eine ganze
Heerde von Seehunden, wenn sie, um Luft zu schöpfen,
[Ende Spaltensatz]

Das Pfennig=Magazin.
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Bei der Schilderung des noch übrigen Theils des
vaticanischen Palastes müssen wir uns nun kürzer fas-
sen, da wir hier des Merkwürdigen so viel finden, daß
jede auch noch so sehr gedrängte Beschreibung uns weit
über die Grenzen hinausführen würde, welche durch
Umfang und Zweck dieser Blätter geboten sind. Nur
im Vorbeigehen können wir also der berühmten Bi-
bliothek erwähnen, deren eigentliche Entstehung in die
Zeit Sixtus IV. gehört, welche namentlich unter Leo X.
bedeutend vermehrt wurde, und nach Ankauf und Erwerb
vieler Privatsammlungen und nach wechselnden Schick-
salen ( namentlich während der französischen Herrschaft )
gegenwärtig etwa 24,000 Handschriften neben den vielen
gedruckten Büchern enthält. Das päpstliche Archiv be-
findet sich gleichfalls im Vatican. Das Antiquitäten-
museum, das reichste der Welt, befindet sich größten-
theils in dem Theile des Palastes, welchen man der
schönen Aussicht wegen das Belvedere nennt. Dieser
Theil umgibt einen länglich viereckigen Hof, in welchem
sich ein prächtiger Springbrunnen befindet, dessen antike
Schale von orientalischem Granit ist. Die hintere Ab-
theilung des Palastes, welche bis dicht an die Stadt-
mauer reicht, umschließt ebenfalls ein Quadrat, Giar-
dino della Ligna genannt; links davon liegt der mehre
Alterthümer enthaltende vaticanische Garten. Um nun
zum Museum zurückzukehren, so ist dies in das Museo
Chiaramonti ( nach dem Familiennamen des Stifters,
Pius VII., geheißen ) und das Pio Clementino ( nach
Clemens XIV. und Pius VI., die das gegenwärtige
Local errichteten ) getheilt, denen sich kleinere Abtheilun-
gen anschließen. Man braucht nur den belvederischen
Apoll und Torso, den Laokoon, die Minerva medica,
den Ganymed zu nennen, um an diese Sammlungen
zu erinnern, in denen die Alterthumsforscher unerschöpf-
lichen Stoff zu gelehrten Untersuchungen fanden.

Die berühmten Rafael'schen Tapeten, welche, 22
an der Zahl, Scenen aus dem Leben des Heilands und
der Apostel darstellen, sind jetzt in den Gemächern
Pius V. zu sehen. Des Künstlers letztes Werk, die
Transfiguration, wird in der vaticanischen Gemälde-
sammlung aufbewahrt, die zwar nicht zahlreich ist, aber
einige wahre Perlen enthält. Wir rechnen dazu Ra-
fael 's Madonna von Foligno und Domenichino's Com-
munion des heiligen Hieronymus. Diese allein wiegen
manche andere Galerie auf.

( Die Fortsetzung folgt in Nr. 177. )



Die Seehundsjagd.

Die Gestalt und der Bau des Seehundes sind wol
den meisten Lesern schon bekannt, und um nicht schon
Gesagtes zu wiederholen, verweisen wir auf Nr. 8 und
90 des Pfennig=Magazins. Weniger vertraut dürfte je-
doch der Leser mit der Art und Weise sein, wie in
Grönland oder auf den Shetlandinseln dieses Thier,
welches den dortigen Eingeborenen so nützlich und un-
entbehrlich ist, gefangen und erlegt wird, und wir wollen
deshalb hierüber einiges Nähere mittheilen.

Die Grönländer unterweisen ihre Kinder von früher
Jugend an in der Jagd auf die Seehunde, denn dort
wird Derjenige, der sich ungeschickt dabei zeigt, wenig ge-
achtet. Die Seehunde werden auf dreierlei Art gefangen.
Zuerst mittels der Blase, wie umstehende Abbildung verdeut-
licht. Der Grönländer nähert sich dem Thiere leise und vor-
sichtig, mit dem Winde und der Sonne, sodaß es seine An-
kunft nicht merkt, bis auf eine Entfernung von 4—6 Klaf-
tern, aber mit der größten Eile. Hat er es so nahe als nöthig
ist, so faßt er schnell das Ruder mit der linken Hand, ergreift
[Spaltenumbruch] den Harpun, an welchen mittels einer langen Leine
eine aufgeschwellte Blase befestigt ist, mit der rechten
und schleudert ihn mit aller Kraft nach dem Seehund.
Sobald das Thier getroffen ist, wirft der Mann die am
Ende der Leine befestigte Blase ins Wasser, und zwar
auf dieselbe Seite, wohin der Seehund sich begibt, der
sogleich pfeilschnell untertaucht. Das Thier zieht nun
die Blase unter das Wasser; da sie aber groß und unbe-
hülflich ist, so ermüdet es bald und muß wieder herauf-
kommen, um Athem zu schöpfen. Genau muß nun
der Mann auf die Stelle Acht haben, wo der See-
hund wieder auftaucht, damit er diesen sogleich bei sei-
nem Erscheinen mit einem zweiten Lanzenwurfe be-
grüßen kann. Dies wiederholt sich so lange, bis
der Seehund völlig erschöpft ist, wo es dann dem
Jäger leicht wird, ihn mittels eines kleinen Speers
vollends zu tödten. Aber unmittelbar darauf verstopft
er alle Wunden des Thieres, um das Blut zu er-
halten. Dies ist die eine Art, die aber nur bei einer
gewissen Gattung des Seehunds, welche der Grön-
länder Attarsoack nennt, und die beiweitem die plumpste
und dümmste Race ist, in Anwendung kommen kann.
Die andern Gattungen, welche vorsichtiger und scheuer
sind, kann ein einziger Mann nicht fangen; es bege-
ben sich zu diesem Zwecke immer mehre zusammen, und
dies ist dann die Jagd, welche man, wegen des viel-
fachen Geräusches, womit sie verbunden ist, die Klap-
perjagd nennt. Das Verfahren besteht darin, daß die
Jäger den Seehund durch Klappern, Schreien, Stein-
werfen und andern Lärm aus seinem Asyl aufscheu-
chen und ins Wasser jagen. So oft nun das Thier,
um Athem zu schöpfen, auftaucht, wird ihm von den
Jägern arg zugesetzt, sodaß es, um Ruhe zu haben,
nun sehr lange unter dem Wasser bleibt. Da aber dar-
aus folgt, daß es auch wieder ebenso lange auf der
Oberfläche verweilen muß, so gewinnen während dessen
die Jäger volle Zeit, das erschöpfte Thier zu erlegen.

Die dritte Art, den Seehund ( auf dem Eise )
zu fangen, ist in Disko, der größten der zahlrei-
chen Jnseln an der grönländischen Küste, sehr üblich,
und die am wenigsten beschwerliche. Zuweilen machen
sich die Seehunde selbst Luftlöcher in das Eis. Dicht
bei einem solchen setzt sich nun der Grönländer auf
einen Stuhl und stellt eine Art von Schemel zu sei-
nen Füßen, um sich nicht zu erkälten. Hier wartet
er nun so lange geduldig, bis ein Seehund seine Nase
aus dem Loche hervorstreckt, um zu athmen. Die-
sen Augenblick benutzt der Jäger sogleich und versetzt
dem Thiere einen derben Stoß mit dem Harpun, erwei-
tert dann die Öffnung und erlegt es vollends. Zuweilen
verbinden sich auch zwei Jäger zu diesem Zwecke.
Der eine sitzt und lauscht, der andere steht mit dem
Harpun in Bereitschaft. Endlich gibt es noch eine
vierte Jagdmethode, nämlich ein Mann streckt sich
lang auf dem Bauch hin auf einer Art von Schleife
oder Schlitten, unweit der Eislöcher, aus denen die
Seehunde herauszukommen pflegen, um sich im Son-
nenscheine zu lagern. Neben einer solchen Öff-
nung ist ein kleineres Loch gemacht, durch welches
der zweite Jäger seinen Harpun steckt, der mit einem
langen Schafte versehen ist. Erblickt nun der erste
oder der Aufpasser einen herauftauchenden Seehund, so
gibt er dem zweiten ein Zeichen, worauf dieser mit
dem Harpun zustößt und den Seehund gleich un-
ter dem Eise erlegt. Auch pflegen die Grönländer den
Seehund dadurch zu täuschen und anzulocken, daß sie
sein Grunzen nachahmen. Oft wird auch eine ganze
Heerde von Seehunden, wenn sie, um Luft zu schöpfen,
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Dieser Theil umgibt einen länglich viereckigen Hof, in welchem sich ein prächtiger Springbrunnen befindet, dessen antike Schale von orientalischem Granit ist. Die hintere Ab- theilung des Palastes, welche bis dicht an die Stadt- mauer reicht, umschließt ebenfalls ein Quadrat, Giar- dino della Ligna genannt; links davon liegt der mehre Alterthümer enthaltende vaticanische Garten. Um nun zum Museum zurückzukehren, so ist dies in das Museo Chiaramonti ( nach dem Familiennamen des Stifters, Pius VII., geheißen ) und das Pio Clementino ( nach Clemens XIV. und Pius VI., die das gegenwärtige Local errichteten ) getheilt, denen sich kleinere Abtheilun- gen anschließen. Man braucht nur den belvederischen Apoll und Torso, den Laokoon, die Minerva medica, den Ganymed zu nennen, um an diese Sammlungen zu erinnern, in denen die Alterthumsforscher unerschöpf- lichen Stoff zu gelehrten Untersuchungen fanden. Die berühmten Rafael'schen Tapeten, welche, 22 an der Zahl, Scenen aus dem Leben des Heilands und der Apostel darstellen, sind jetzt in den Gemächern Pius V. zu sehen. Des Künstlers letztes Werk, die Transfiguration, wird in der vaticanischen Gemälde- sammlung aufbewahrt, die zwar nicht zahlreich ist, aber einige wahre Perlen enthält. Wir rechnen dazu Ra- fael 's Madonna von Foligno und Domenichino's Com- munion des heiligen Hieronymus. Diese allein wiegen manche andere Galerie auf. ( Die Fortsetzung folgt in Nr. 177. ) Die Seehundsjagd. Die Gestalt und der Bau des Seehundes sind wol den meisten Lesern schon bekannt, und um nicht schon Gesagtes zu wiederholen, verweisen wir auf Nr. 8 und 90 des Pfennig=Magazins. Weniger vertraut dürfte je- doch der Leser mit der Art und Weise sein, wie in Grönland oder auf den Shetlandinseln dieses Thier, welches den dortigen Eingeborenen so nützlich und un- entbehrlich ist, gefangen und erlegt wird, und wir wollen deshalb hierüber einiges Nähere mittheilen. Die Grönländer unterweisen ihre Kinder von früher Jugend an in der Jagd auf die Seehunde, denn dort wird Derjenige, der sich ungeschickt dabei zeigt, wenig ge- achtet. Die Seehunde werden auf dreierlei Art gefangen. Zuerst mittels der Blase, wie umstehende Abbildung verdeut- licht. Der Grönländer nähert sich dem Thiere leise und vor- sichtig, mit dem Winde und der Sonne, sodaß es seine An- kunft nicht merkt, bis auf eine Entfernung von 4—6 Klaf- tern, aber mit der größten Eile. Hat er es so nahe als nöthig ist, so faßt er schnell das Ruder mit der linken Hand, ergreift den Harpun, an welchen mittels einer langen Leine eine aufgeschwellte Blase befestigt ist, mit der rechten und schleudert ihn mit aller Kraft nach dem Seehund. Sobald das Thier getroffen ist, wirft der Mann die am Ende der Leine befestigte Blase ins Wasser, und zwar auf dieselbe Seite, wohin der Seehund sich begibt, der sogleich pfeilschnell untertaucht. Das Thier zieht nun die Blase unter das Wasser; da sie aber groß und unbe- hülflich ist, so ermüdet es bald und muß wieder herauf- kommen, um Athem zu schöpfen. Genau muß nun der Mann auf die Stelle Acht haben, wo der See- hund wieder auftaucht, damit er diesen sogleich bei sei- nem Erscheinen mit einem zweiten Lanzenwurfe be- grüßen kann. Dies wiederholt sich so lange, bis der Seehund völlig erschöpft ist, wo es dann dem Jäger leicht wird, ihn mittels eines kleinen Speers vollends zu tödten. Aber unmittelbar darauf verstopft er alle Wunden des Thieres, um das Blut zu er- halten. Dies ist die eine Art, die aber nur bei einer gewissen Gattung des Seehunds, welche der Grön- länder Attarsoack nennt, und die beiweitem die plumpste und dümmste Race ist, in Anwendung kommen kann. Die andern Gattungen, welche vorsichtiger und scheuer sind, kann ein einziger Mann nicht fangen; es bege- ben sich zu diesem Zwecke immer mehre zusammen, und dies ist dann die Jagd, welche man, wegen des viel- fachen Geräusches, womit sie verbunden ist, die Klap- perjagd nennt. Das Verfahren besteht darin, daß die Jäger den Seehund durch Klappern, Schreien, Stein- werfen und andern Lärm aus seinem Asyl aufscheu- chen und ins Wasser jagen. So oft nun das Thier, um Athem zu schöpfen, auftaucht, wird ihm von den Jägern arg zugesetzt, sodaß es, um Ruhe zu haben, nun sehr lange unter dem Wasser bleibt. Da aber dar- aus folgt, daß es auch wieder ebenso lange auf der Oberfläche verweilen muß, so gewinnen während dessen die Jäger volle Zeit, das erschöpfte Thier zu erlegen. Die dritte Art, den Seehund ( auf dem Eise ) zu fangen, ist in Disko, der größten der zahlrei- chen Jnseln an der grönländischen Küste, sehr üblich, und die am wenigsten beschwerliche. Zuweilen machen sich die Seehunde selbst Luftlöcher in das Eis. Dicht bei einem solchen setzt sich nun der Grönländer auf einen Stuhl und stellt eine Art von Schemel zu sei- nen Füßen, um sich nicht zu erkälten. Hier wartet er nun so lange geduldig, bis ein Seehund seine Nase aus dem Loche hervorstreckt, um zu athmen. Die- sen Augenblick benutzt der Jäger sogleich und versetzt dem Thiere einen derben Stoß mit dem Harpun, erwei- tert dann die Öffnung und erlegt es vollends. Zuweilen verbinden sich auch zwei Jäger zu diesem Zwecke. Der eine sitzt und lauscht, der andere steht mit dem Harpun in Bereitschaft. Endlich gibt es noch eine vierte Jagdmethode, nämlich ein Mann streckt sich lang auf dem Bauch hin auf einer Art von Schleife oder Schlitten, unweit der Eislöcher, aus denen die Seehunde herauszukommen pflegen, um sich im Son- nenscheine zu lagern. Neben einer solchen Öff- nung ist ein kleineres Loch gemacht, durch welches der zweite Jäger seinen Harpun steckt, der mit einem langen Schafte versehen ist. Erblickt nun der erste oder der Aufpasser einen herauftauchenden Seehund, so gibt er dem zweiten ein Zeichen, worauf dieser mit dem Harpun zustößt und den Seehund gleich un- ter dem Eise erlegt. Auch pflegen die Grönländer den Seehund dadurch zu täuschen und anzulocken, daß sie sein Grunzen nachahmen. Oft wird auch eine ganze Heerde von Seehunden, wenn sie, um Luft zu schöpfen,

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 176. Leipzig (Sachsen), 13. August 1836, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig176_1836/3>, abgerufen am 24.11.2024.