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Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 174. Leipzig (Sachsen), 30. Juli 1836.

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Das Pfennig=Magazin.
[Beginn Spaltensatz] und Zürich, die Tagsatzung sich versammelt. Hier wohnt
auch der päpstliche Nuntius, da Luzern der bedeutendste
unter den katholischen Cantonen ist. Die Stadt hat nicht
über 7000 Einwohner. Jhre frühere Geschichte ist dunkel.
Nach der Sage war hier eine römische Ansiedelung, die
von einer, zu Gunsten der bei Nacht fahrenden Schiffer,
auf dem alten Wasserthurme bei der Kappelbrücke auf-
gestellten Leuchte ( Lucerna ) den Namen erhalten haben
soll. Nach Einigen bestand die Stadt schon im 4. Jahr-
hundert und soll viel durch Attila's Kriegszug gelitten
haben; wahrscheinlicher aber ist die Meinung, daß sie
allmälig aus der Ansiedelung um ein im 7. Jahrhun-
dert gestiftetes Benedictinerkloster entstanden sei. Durch
Freigebigkeit der fränkischen Könige wurde der Ort ein
Eigenthum des Klosters. Jm Jahre 768 schenkte Pipin,
Karl's des Großen Vater, das Kloster der Abtei Mur-
bach im Oberelsaß, und die Stadt ging gleichfalls un-
ter die neue Herrschaft über. Jn diesem Verhältnisse
blieb sie über 500 Jahre, aber obgleich der Abt von
Murbach volle Oberherrlichkeit ausübte, so war er doch
manchen Beschränkungen unterworfen, welche die Frei-
heit der Städter sicherten. Endlich wurde die Stadt
mit dem Kloster und den umliegenden Ländereien
1191 an Kaiser Rudolf von Habsburg verkauft. Nach
langen Fehden mit Östreich trat Luzern 1332 in den
Bund der Eidgenossen, und seit dem Siege bei Sem-
pach 1386 erwarben die Luzerner durch Waffengewalt
oder andere Mittel das Gebiet, das später den Canton
Luzern bildete.

Jm Jahre 1798 hob Luzern, wie die andern Can-
tone, die alte Verfassung auf, welche die oberste Gewalt
in den Händen einiger Wenigen vereinigte, und grün-
dete eine neue, die auf Gleichheit der Rechte der ver-
schiedenen Classen der Einwohner der Stadt und des
Gebiets gebaut war. Nach dem Einfalle eines fran-
zösischen Heers wurde Luzern die Hauptstadt der helve-
tischen Republik und blieb es, bis im März 1799 die
Franzosen, in Schwaben geschlagen, die Schweiz den
Östreichern überlassen mußten. Jn Napoleon's Ver-
mittelungsacte von 1803 wurde Luzern zu einer der
sechs Städte erklärt, in welchen die Tagsatzung abwech-
selnd gehalten werden sollte, bis 1815 wieder neue Ver-
hältnisse eintraten. Bei den Bewegungen seit 1830
hat auch Luzern die damals erhaltene Verfassung in
wesentlichen Punkten umgewandelt.

Die Lage der Stadt am Gestade eines prächtigen
Sees und am Ufer eines reißenden Stromes, von ho-
hen Bergen umgeben, ist ungemein schön. Der Zu-
gang zu der Stadt sowol vom See her als auf der
von Bern kommenden Straße, ist höchst malerisch. Auf
der Landseite steigen wir die Straße hinab, immer die
hohen Gebirge im Auge, und folgen den Windungen
des klaren Stromes, dessen Ufer mit Häusern besetzt
sind. Am Ende des Thals erhebt sich Luzern mit
seinen Thürmen und Zinnen. Die Reuß trennt die
Stadt in zwei ungleiche Theile, die durch drei hölzerne
Brücken verbunden sind, von welchen eine 1380 Fuß
lang ist. Zwei derselben sind bedeckt, und wir genie-
ßen hier eine entzückende Aussicht. Ungeheure Berge
steigen von dem klaren und reinen Wasserspiegel
empor, in geringer Entfernung zwischen dem Pilatus
und dem Rigi im Vorgrunde. Eine vierte gleichfalls
bedeckte Brücke geht über einen Arm des Sees und
führt aus dem größern Stadttheile zu der Domkirche.
Die bedeckten Brücken sind mit Gemälden geziert, die
1380 Fuß lange Hofbrücke mit Darstellungen aus der
biblischen Geschichte, die Kappelbrücke mit Bildern, die
Heldenthaten der Schweizer darstellend. Auf der klein-
[Spaltenumbruch] sten der bedeckten Brücken ist der Todtentanz dargestellt.
Unter den Merkwürdigkeiten der Stadt ist zuerst die
Domkirche zu nennen, die mehre alterthümliche Selten-
heiten und eine sehr große Orgel besitzt. Das Stadt-
haus hat Säle mit trefflichen Verzierungen und in
dem Zeughause werden interessante Denkmäler und Sie-
geszeichen aus den Schlachten der Schweizer im 14.
und 15. Jahrhundert aufbewahrt. Die Stadt besitzt
mehre vorzügliche Bibliotheken, unter welchen die von
einem ihrer Mitbürger im Jahre 1809 ihr überlas-
sene Bürgerbibliothek sich auszeichnet. Nicht weit von
der Stadt liegt das im 9. Jahrhundert gegründete Stift
Beromünster, wo der Chorherr Elias von Lauffen in
seinem hohen Alter um das Jahr 1470 die erste Buch-
druckerei in der Schweiz anlegte.



Trümmer menschlicher Größe in Mittelasien.

Alles vergeht! Einzelne Menschen und ganze Nationen!
Was einst Bewunderung und allgemeines Entsetzen,
Staunen und Furcht über den ganzen Erdball verbrei-
tete, sank allmälig in den Staub, und in diesem
mögen wir, wir stolzen Europäer, nur immerhin auch
das Schicksal sehen, das vielleicht einst unsere Nach-
kommen in höherm oder geringerm Grade treffen wird.
Wo sind sie hin, Mexicos Paläste, die unter Monte-
zuma noch der Sammelplatz aller anbetenden, demü-
thigen Kaziken des nordwestlichen Amerikas bis Vera-
cruz und tiefer hinunter waren? Wer redet noch in
Peru von den Mankokapaks und Ataliba's? Ein ein-
ziger Fremdling, der Spanier Cortez, zerstörte jene;
ein Einziger, Pizarro, zertrümmerte das mächtige
Reich dieser!

Auch Asien, und zwar sein mittlerer Theil, trium-
phirte einmal fast über diesen ganzen Continent. Es
gab eine Zeit, wo ein Dschingis=Khan, ein Tamerlan,
ein Mate, Alles um und neben sich zu Boden warfen
und Europa zittern machten, während sie vom japani-
schen Meere bis an den Ausfluß der Wolga verehrt
wurden. Und jetzt? Wer kennt noch die Mon-
golen, die Tataren, die dieses damals vermochten?
Kaum sind noch Reste von ihnen da, die Rußland
oder China zinsbar sind, das von ihnen unterjocht
wurde, oder nur in Steppen und Gebirgen ein ver-
ächtliches Nomadenleben führen. Kaum der Forscher
der Geschichte lernt sie kennen und nur der Knabe
fürchtet sich vor ihnen, wenn ihm von den Zügen
ihrer Herrscher und ihrer Barbareien erzählt wird, die
sie bis tief nach Schlesien, Alles verheerend, verübten!
Jn großen Trümmern der Baukunst, in den traurigen
Überbleibseln von Palästen, Städten und Grabmälern
spricht sich allein die Größe aus, die vor sechs Jahr-
hunderten der Ewigkeit trotzen wollte. Jn Astrachan,
am kaspischen Meere, im Gouvernement Tobolsk, am
Terek, am Kuma finden sich dergleichen sehr viele.
Am letztern Flusse findet man noch eine Stadt in
Ruinen, die wenigstens 3 / 4 deutsche Meilen im Durch-
schnitte hatte, deren Gebäude vier bis fünf Klafter hoch
pyramidenförmig in die Luft stiegen. Jn der Nähe
des Jrtisch sieht man das Grabmal eines Tatarfürsten
oder eines Götzentempels, dessen äußerste Mauern gegen
fünf Ellen dick sind und in dessen Ruinen vielleicht ein
Regiment manoeuvriren könnte, denn noch jetzt campirt
daselbst in dem einen Winkel eine Escadron bequem,
und dieses ungeheure Gebäude zeigt auch in seinen Rui-
nen eine Pracht und Größe, wie sie nur eine wilde
und eben erst im Keime der Cultur zurückgeworfene
[Ende Spaltensatz]

Das Pfennig=Magazin.
[Beginn Spaltensatz] und Zürich, die Tagsatzung sich versammelt. Hier wohnt
auch der päpstliche Nuntius, da Luzern der bedeutendste
unter den katholischen Cantonen ist. Die Stadt hat nicht
über 7000 Einwohner. Jhre frühere Geschichte ist dunkel.
Nach der Sage war hier eine römische Ansiedelung, die
von einer, zu Gunsten der bei Nacht fahrenden Schiffer,
auf dem alten Wasserthurme bei der Kappelbrücke auf-
gestellten Leuchte ( Lucerna ) den Namen erhalten haben
soll. Nach Einigen bestand die Stadt schon im 4. Jahr-
hundert und soll viel durch Attila's Kriegszug gelitten
haben; wahrscheinlicher aber ist die Meinung, daß sie
allmälig aus der Ansiedelung um ein im 7. Jahrhun-
dert gestiftetes Benedictinerkloster entstanden sei. Durch
Freigebigkeit der fränkischen Könige wurde der Ort ein
Eigenthum des Klosters. Jm Jahre 768 schenkte Pipin,
Karl's des Großen Vater, das Kloster der Abtei Mur-
bach im Oberelsaß, und die Stadt ging gleichfalls un-
ter die neue Herrschaft über. Jn diesem Verhältnisse
blieb sie über 500 Jahre, aber obgleich der Abt von
Murbach volle Oberherrlichkeit ausübte, so war er doch
manchen Beschränkungen unterworfen, welche die Frei-
heit der Städter sicherten. Endlich wurde die Stadt
mit dem Kloster und den umliegenden Ländereien
1191 an Kaiser Rudolf von Habsburg verkauft. Nach
langen Fehden mit Östreich trat Luzern 1332 in den
Bund der Eidgenossen, und seit dem Siege bei Sem-
pach 1386 erwarben die Luzerner durch Waffengewalt
oder andere Mittel das Gebiet, das später den Canton
Luzern bildete.

Jm Jahre 1798 hob Luzern, wie die andern Can-
tone, die alte Verfassung auf, welche die oberste Gewalt
in den Händen einiger Wenigen vereinigte, und grün-
dete eine neue, die auf Gleichheit der Rechte der ver-
schiedenen Classen der Einwohner der Stadt und des
Gebiets gebaut war. Nach dem Einfalle eines fran-
zösischen Heers wurde Luzern die Hauptstadt der helve-
tischen Republik und blieb es, bis im März 1799 die
Franzosen, in Schwaben geschlagen, die Schweiz den
Östreichern überlassen mußten. Jn Napoleon's Ver-
mittelungsacte von 1803 wurde Luzern zu einer der
sechs Städte erklärt, in welchen die Tagsatzung abwech-
selnd gehalten werden sollte, bis 1815 wieder neue Ver-
hältnisse eintraten. Bei den Bewegungen seit 1830
hat auch Luzern die damals erhaltene Verfassung in
wesentlichen Punkten umgewandelt.

Die Lage der Stadt am Gestade eines prächtigen
Sees und am Ufer eines reißenden Stromes, von ho-
hen Bergen umgeben, ist ungemein schön. Der Zu-
gang zu der Stadt sowol vom See her als auf der
von Bern kommenden Straße, ist höchst malerisch. Auf
der Landseite steigen wir die Straße hinab, immer die
hohen Gebirge im Auge, und folgen den Windungen
des klaren Stromes, dessen Ufer mit Häusern besetzt
sind. Am Ende des Thals erhebt sich Luzern mit
seinen Thürmen und Zinnen. Die Reuß trennt die
Stadt in zwei ungleiche Theile, die durch drei hölzerne
Brücken verbunden sind, von welchen eine 1380 Fuß
lang ist. Zwei derselben sind bedeckt, und wir genie-
ßen hier eine entzückende Aussicht. Ungeheure Berge
steigen von dem klaren und reinen Wasserspiegel
empor, in geringer Entfernung zwischen dem Pilatus
und dem Rigi im Vorgrunde. Eine vierte gleichfalls
bedeckte Brücke geht über einen Arm des Sees und
führt aus dem größern Stadttheile zu der Domkirche.
Die bedeckten Brücken sind mit Gemälden geziert, die
1380 Fuß lange Hofbrücke mit Darstellungen aus der
biblischen Geschichte, die Kappelbrücke mit Bildern, die
Heldenthaten der Schweizer darstellend. Auf der klein-
[Spaltenumbruch] sten der bedeckten Brücken ist der Todtentanz dargestellt.
Unter den Merkwürdigkeiten der Stadt ist zuerst die
Domkirche zu nennen, die mehre alterthümliche Selten-
heiten und eine sehr große Orgel besitzt. Das Stadt-
haus hat Säle mit trefflichen Verzierungen und in
dem Zeughause werden interessante Denkmäler und Sie-
geszeichen aus den Schlachten der Schweizer im 14.
und 15. Jahrhundert aufbewahrt. Die Stadt besitzt
mehre vorzügliche Bibliotheken, unter welchen die von
einem ihrer Mitbürger im Jahre 1809 ihr überlas-
sene Bürgerbibliothek sich auszeichnet. Nicht weit von
der Stadt liegt das im 9. Jahrhundert gegründete Stift
Beromünster, wo der Chorherr Elias von Lauffen in
seinem hohen Alter um das Jahr 1470 die erste Buch-
druckerei in der Schweiz anlegte.



Trümmer menschlicher Größe in Mittelasien.

Alles vergeht! Einzelne Menschen und ganze Nationen!
Was einst Bewunderung und allgemeines Entsetzen,
Staunen und Furcht über den ganzen Erdball verbrei-
tete, sank allmälig in den Staub, und in diesem
mögen wir, wir stolzen Europäer, nur immerhin auch
das Schicksal sehen, das vielleicht einst unsere Nach-
kommen in höherm oder geringerm Grade treffen wird.
Wo sind sie hin, Mexicos Paläste, die unter Monte-
zuma noch der Sammelplatz aller anbetenden, demü-
thigen Kaziken des nordwestlichen Amerikas bis Vera-
cruz und tiefer hinunter waren? Wer redet noch in
Peru von den Mankokapaks und Ataliba's? Ein ein-
ziger Fremdling, der Spanier Cortez, zerstörte jene;
ein Einziger, Pizarro, zertrümmerte das mächtige
Reich dieser!

Auch Asien, und zwar sein mittlerer Theil, trium-
phirte einmal fast über diesen ganzen Continent. Es
gab eine Zeit, wo ein Dschingis=Khan, ein Tamerlan,
ein Mate, Alles um und neben sich zu Boden warfen
und Europa zittern machten, während sie vom japani-
schen Meere bis an den Ausfluß der Wolga verehrt
wurden. Und jetzt? Wer kennt noch die Mon-
golen, die Tataren, die dieses damals vermochten?
Kaum sind noch Reste von ihnen da, die Rußland
oder China zinsbar sind, das von ihnen unterjocht
wurde, oder nur in Steppen und Gebirgen ein ver-
ächtliches Nomadenleben führen. Kaum der Forscher
der Geschichte lernt sie kennen und nur der Knabe
fürchtet sich vor ihnen, wenn ihm von den Zügen
ihrer Herrscher und ihrer Barbareien erzählt wird, die
sie bis tief nach Schlesien, Alles verheerend, verübten!
Jn großen Trümmern der Baukunst, in den traurigen
Überbleibseln von Palästen, Städten und Grabmälern
spricht sich allein die Größe aus, die vor sechs Jahr-
hunderten der Ewigkeit trotzen wollte. Jn Astrachan,
am kaspischen Meere, im Gouvernement Tobolsk, am
Terek, am Kuma finden sich dergleichen sehr viele.
Am letztern Flusse findet man noch eine Stadt in
Ruinen, die wenigstens 3 / 4 deutsche Meilen im Durch-
schnitte hatte, deren Gebäude vier bis fünf Klafter hoch
pyramidenförmig in die Luft stiegen. Jn der Nähe
des Jrtisch sieht man das Grabmal eines Tatarfürsten
oder eines Götzentempels, dessen äußerste Mauern gegen
fünf Ellen dick sind und in dessen Ruinen vielleicht ein
Regiment manoeuvriren könnte, denn noch jetzt campirt
daselbst in dem einen Winkel eine Escadron bequem,
und dieses ungeheure Gebäude zeigt auch in seinen Rui-
nen eine Pracht und Größe, wie sie nur eine wilde
und eben erst im Keime der Cultur zurückgeworfene
[Ende Spaltensatz]

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[242/0002] Das Pfennig=Magazin. und Zürich, die Tagsatzung sich versammelt. Hier wohnt auch der päpstliche Nuntius, da Luzern der bedeutendste unter den katholischen Cantonen ist. Die Stadt hat nicht über 7000 Einwohner. Jhre frühere Geschichte ist dunkel. Nach der Sage war hier eine römische Ansiedelung, die von einer, zu Gunsten der bei Nacht fahrenden Schiffer, auf dem alten Wasserthurme bei der Kappelbrücke auf- gestellten Leuchte ( Lucerna ) den Namen erhalten haben soll. Nach Einigen bestand die Stadt schon im 4. Jahr- hundert und soll viel durch Attila's Kriegszug gelitten haben; wahrscheinlicher aber ist die Meinung, daß sie allmälig aus der Ansiedelung um ein im 7. Jahrhun- dert gestiftetes Benedictinerkloster entstanden sei. Durch Freigebigkeit der fränkischen Könige wurde der Ort ein Eigenthum des Klosters. Jm Jahre 768 schenkte Pipin, Karl's des Großen Vater, das Kloster der Abtei Mur- bach im Oberelsaß, und die Stadt ging gleichfalls un- ter die neue Herrschaft über. 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Am Ende des Thals erhebt sich Luzern mit seinen Thürmen und Zinnen. Die Reuß trennt die Stadt in zwei ungleiche Theile, die durch drei hölzerne Brücken verbunden sind, von welchen eine 1380 Fuß lang ist. Zwei derselben sind bedeckt, und wir genie- ßen hier eine entzückende Aussicht. Ungeheure Berge steigen von dem klaren und reinen Wasserspiegel empor, in geringer Entfernung zwischen dem Pilatus und dem Rigi im Vorgrunde. Eine vierte gleichfalls bedeckte Brücke geht über einen Arm des Sees und führt aus dem größern Stadttheile zu der Domkirche. Die bedeckten Brücken sind mit Gemälden geziert, die 1380 Fuß lange Hofbrücke mit Darstellungen aus der biblischen Geschichte, die Kappelbrücke mit Bildern, die Heldenthaten der Schweizer darstellend. Auf der klein- sten der bedeckten Brücken ist der Todtentanz dargestellt. Unter den Merkwürdigkeiten der Stadt ist zuerst die Domkirche zu nennen, die mehre alterthümliche Selten- heiten und eine sehr große Orgel besitzt. Das Stadt- haus hat Säle mit trefflichen Verzierungen und in dem Zeughause werden interessante Denkmäler und Sie- geszeichen aus den Schlachten der Schweizer im 14. und 15. Jahrhundert aufbewahrt. Die Stadt besitzt mehre vorzügliche Bibliotheken, unter welchen die von einem ihrer Mitbürger im Jahre 1809 ihr überlas- sene Bürgerbibliothek sich auszeichnet. Nicht weit von der Stadt liegt das im 9. Jahrhundert gegründete Stift Beromünster, wo der Chorherr Elias von Lauffen in seinem hohen Alter um das Jahr 1470 die erste Buch- druckerei in der Schweiz anlegte. Trümmer menschlicher Größe in Mittelasien. Alles vergeht! Einzelne Menschen und ganze Nationen! Was einst Bewunderung und allgemeines Entsetzen, Staunen und Furcht über den ganzen Erdball verbrei- tete, sank allmälig in den Staub, und in diesem mögen wir, wir stolzen Europäer, nur immerhin auch das Schicksal sehen, das vielleicht einst unsere Nach- kommen in höherm oder geringerm Grade treffen wird. Wo sind sie hin, Mexicos Paläste, die unter Monte- zuma noch der Sammelplatz aller anbetenden, demü- thigen Kaziken des nordwestlichen Amerikas bis Vera- cruz und tiefer hinunter waren? Wer redet noch in Peru von den Mankokapaks und Ataliba's? Ein ein- ziger Fremdling, der Spanier Cortez, zerstörte jene; ein Einziger, Pizarro, zertrümmerte das mächtige Reich dieser! Auch Asien, und zwar sein mittlerer Theil, trium- phirte einmal fast über diesen ganzen Continent. Es gab eine Zeit, wo ein Dschingis=Khan, ein Tamerlan, ein Mate, Alles um und neben sich zu Boden warfen und Europa zittern machten, während sie vom japani- schen Meere bis an den Ausfluß der Wolga verehrt wurden. Und jetzt? Wer kennt noch die Mon- golen, die Tataren, die dieses damals vermochten? Kaum sind noch Reste von ihnen da, die Rußland oder China zinsbar sind, das von ihnen unterjocht wurde, oder nur in Steppen und Gebirgen ein ver- ächtliches Nomadenleben führen. Kaum der Forscher der Geschichte lernt sie kennen und nur der Knabe fürchtet sich vor ihnen, wenn ihm von den Zügen ihrer Herrscher und ihrer Barbareien erzählt wird, die sie bis tief nach Schlesien, Alles verheerend, verübten! Jn großen Trümmern der Baukunst, in den traurigen Überbleibseln von Palästen, Städten und Grabmälern spricht sich allein die Größe aus, die vor sechs Jahr- hunderten der Ewigkeit trotzen wollte. Jn Astrachan, am kaspischen Meere, im Gouvernement Tobolsk, am Terek, am Kuma finden sich dergleichen sehr viele. Am letztern Flusse findet man noch eine Stadt in Ruinen, die wenigstens 3 / 4 deutsche Meilen im Durch- schnitte hatte, deren Gebäude vier bis fünf Klafter hoch pyramidenförmig in die Luft stiegen. Jn der Nähe des Jrtisch sieht man das Grabmal eines Tatarfürsten oder eines Götzentempels, dessen äußerste Mauern gegen fünf Ellen dick sind und in dessen Ruinen vielleicht ein Regiment manoeuvriren könnte, denn noch jetzt campirt daselbst in dem einen Winkel eine Escadron bequem, und dieses ungeheure Gebäude zeigt auch in seinen Rui- nen eine Pracht und Größe, wie sie nur eine wilde und eben erst im Keime der Cultur zurückgeworfene

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 174. Leipzig (Sachsen), 30. Juli 1836, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig174_1836/2>, abgerufen am 23.11.2024.