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Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 161. Leipzig (Sachsen), 30. April 1836.

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Das Pfennig=Magazin.
[Beginn Spaltensatz] sprochen, und zwei Kurfürsten, Ludwig von der Pfalz
und Richard von Trier, nebst dem Landgrafen rü-
sten im Winter ihre ganze Macht, demüthigen erst
die Freunde des Ritters, damit er allein stehe, bre-
chen seine Burgen und ziehen alle Drei vor Landstuhl,
wo der Unerschrockene sie erwartet. Jhre neuen Ka-
nonen zerbrachen schon am 2. Mai 1523 die neuen
Mauern und Thürme, auf welche Sickingen ge-
trotzt. Er selbst, wie er, am Podagra krank, sich auf
die Mauer führen ließ, um den Schaden zu besichti-
gen, ward durch die Trümmer eines Balkens, welchen
eine Kugel zersplittert, tödtlich niedergeworfen. Als
die angelobte Hülfe seiner Freunde ausblieb, er in sei-
ner Burg keine Stätte fand, um ruhig zu sterben, erbot
er sich am 6. Mai sich zu ergeben. Die Fürsten fanden
ihn auf seinem Schmerzenslager, wo er frei von aller
irdischen Sorge mit dem Freimuth des Sterbenden sich
gegen seine Feinde benahm, und wenige Stunden dar-
auf am 7. Mai seinen Geist aushauchte. Sogleich theil-
ten sich die Überwinder in die Habe des Ritters und in
seine Schlösser.

Nach 22 Jahren errichteten ihm seine Söhne, als
sie einen Theil des Vatererbes durch Vergleich wiederge-
wannen, ein Grabmal in der Pfarrkirche zu Landstuhl;
das Steinbild ist verstümmelt, und selten besuchen Wan-
derer die Ruhestätte eines der merkwürdigsten Altvordern.



Seeungeheuer in den indischen Meeren.

Capitain Piddington hat an die asiatische Gesellschaft von
Bengalen folgende Nachricht eingesandt: "Jm Decem-
ber 1829 lag ich in der Bai von Mariveles vor Anker.
Eines Mittags hörte ich auf dem Verdeck einen unge-
wöhnlichen Lärm, eilte hinauf, und glaubte, nach Dem,
was ich sah, das Schiff habe sich von seinem Anker
gerissen und treibe über eine Bank von weißen Korallen
oder Sand mit großen schwarzen Flecken. Jch befahl
daher, sogleich einen andern Anker fallen zu lassen, meine
Matrosen aber, meist alle aus Manila, sagten: "Nein,
Herr! es ist nur der Chacon!" Bald sah ich auch mei-
nen Jrrthum, und unterschied deutlich den gefleckten
Rücken eines ungeheuern Fisches. Mein Hochboots-
mann sprang sofort mit vier Leuten in ein Boot, und
es gelang ihnen wirklich, den Fisch zu harpuniren. Aber
obgleich eine lange Leine an den Harpunen befestigt
war, wurde sie dennoch so schnell ins Meer hinausge-
rissen, daß die Leute genöthigt waren, dieselbe durchzu-
schneiden. So viel ich von dem Fische sehen konnte,
mußte derselbe wenigstens 70--80 Fuß lang sein, seine
Breite war verhältnißmäßig und betrug vielleicht nicht
weniger als 30 F. Der Rücken war so gefleckt, daß,
wie oben gesagt, ich ihn für eine Korallenbank ansah.
Jch konnte leider Kopf und Finnen nicht recht unter-
scheiden. Durch diesen Vorfall veranlaßt, sammelte ich
mehre Einzelnheiten über dieses Ungeheuer, und nach
Dem, was ich erfuhr, kann ich an der Existenz eines
solchen großen, von den Naturforschern bis jetzt noch
nicht gekannten Fisches nicht mehr zweifeln."



Vegetabilischer Theer.

Jn der Sitzung der königlich asiatischen Gesellschaft zu
London wurde eine Menschenhand und ein Stück Och-
senfleisch mit einem am Ufer des rothen Meeres ge-
bräuchlichen vegetabilischen Theer einbalsamirt, nebst ei-
ner Probe dieses Theers, vorgelegt und dabei ein Schrei-
ben des Oberstlieutenants Bagnold, das mit den obigen
[Spaltenumbruch] Gegenständen eingegangen war, vorgelesen, in welchem
folgende Stellen vorkamen: "Während meines Aufent-
halts am rothen Meere führten mich wiederholte Un-
terredungen mit Beduinen=Arabern in der Nachbarschaft
von Mekka auf die Vermuthung, daß die von den al-
ten Ägyptern zu Einbalsamirung ihrer Gestorbenen ver-
wendete Jngredienz nichts Anderes gewesen sei, als der
von den heutigen Arabern Katran genannte vegetabili-
sche Theer von den Ufern des rothen Meeres. Meine
ersten Versuche stellte ich mit Hühnern und Hammel-
schlegeln an, und diese gelangen, obschon ich sie im
Monat Julius bei einer Hitze von 27° R. im Schat-
ten anstellte, vollkommen. Die Hand, welche ich Jh-
nen anbei mitzusenden die Ehre habe, wurde vor vier
Jahren von mir zubereitet. Die bestunterrichteten Ara-
ber meinen, daß zum Einbalsamiren Kampher, Myrrhen,
Aloe und Weihrauch gebraucht worden sei; die über-
sandten Musterstücke beweisen jedoch, daß dies nicht nö-
thig war, da der Theer, ganz allein angewendet, die
Knochen durchdringt und entfärbt. Der einzige Ge-
brauch, den man von diesem Theer in Arabien jetzt
noch macht, ist, als Pflaster oder Salbe für wund ge-
drückte Pferde oder Kameele, für die Klauenseuche der
Schafe u. s. w. Dieser Theer wird aus den Zweigen
eines niedrigen Baumes oder Strauchs gewonnen, den
man in den meisten Theilen Syriens und des glück-
lichen Arabiens findet."



Artesische Brunnen.

Jn der Sitzung der französischen Akademie am 18.
Januar theilte Herr Arago einige Details über einen
artesischen Brunnen mit, der in der Nähe von Tours
gegraben und in 24 Stunden gegen 110,000 Kannen
Wasser gibt. Man hatte bei der Bohrung dieses Brun-
nens keine andere Absicht, als eine Triebkraft zum Treiben
einer Mahlmühle zu gewinnen, und kümmerte sich des-
halb nicht darum, wie hoch wol der Wasserstrahl steigen
könne. -- Die Quellen, die man durch eine Bohrung
zu Elbeuf fand, stiegen 60 Fuß hoch; man hat keinen
weitern Versuch gemacht, sie höher steigen zu machen,
und kennt deshalb das Maximum der Erhebung, das
sie erreichen können, noch nicht. -- Vermittels einer
Durchbohrung des Kreidelagers hofft man auch bei dem
Schlachthause von Grenelle bei Paris Wasser zu erhal-
ten, glaubt aber sehr tief bohren zu müssen; auch
wünschte man gar nicht, bald Wasser zu finden, da
nach den gemachten Erfahrungen über die Zunahme der
Temperatur der Erdschichten das Wasser in der Tiefe,
wo man es erst zu finden wünscht, wenigstens 16° R.
haben wird, und so zur Erwärmung öffentlicher Anstalten,
der Bäder und dergl. nützlich verwendet werden kann.



Eiserne Dampfböte.

Man erwartet bedeutende Fortschritte in der Ausdeh-
nung und Anwendung der Dampfschiffahrt von dem
Gebrauch des Eisens statt Holzes zum Bau der Schiffe.
Bis jetzt sind die eisernen Dampfböte nur zur Beschif-
fung von Flüssen angewandt worden, es ist aber kein
Grund da, sie darauf zu beschränken. Für Seereisen bie-
ten sie im Gegentheil sogar mancherlei Vortheile dar.
Sie sind nicht halb so schwer als hölzerne Schiffe von
gleichem Tonnengehalt und gehen daher bei gleicher Last
nicht so tief im Wasser, leisten also auch der sie fort-
treibenden Kraft geringern Widerstand. Vermöge der
Beschaffenheit ihres Materials sind sie fester und geben
[Ende Spaltensatz]

Das Pfennig=Magazin.
[Beginn Spaltensatz] sprochen, und zwei Kurfürsten, Ludwig von der Pfalz
und Richard von Trier, nebst dem Landgrafen rü-
sten im Winter ihre ganze Macht, demüthigen erst
die Freunde des Ritters, damit er allein stehe, bre-
chen seine Burgen und ziehen alle Drei vor Landstuhl,
wo der Unerschrockene sie erwartet. Jhre neuen Ka-
nonen zerbrachen schon am 2. Mai 1523 die neuen
Mauern und Thürme, auf welche Sickingen ge-
trotzt. Er selbst, wie er, am Podagra krank, sich auf
die Mauer führen ließ, um den Schaden zu besichti-
gen, ward durch die Trümmer eines Balkens, welchen
eine Kugel zersplittert, tödtlich niedergeworfen. Als
die angelobte Hülfe seiner Freunde ausblieb, er in sei-
ner Burg keine Stätte fand, um ruhig zu sterben, erbot
er sich am 6. Mai sich zu ergeben. Die Fürsten fanden
ihn auf seinem Schmerzenslager, wo er frei von aller
irdischen Sorge mit dem Freimuth des Sterbenden sich
gegen seine Feinde benahm, und wenige Stunden dar-
auf am 7. Mai seinen Geist aushauchte. Sogleich theil-
ten sich die Überwinder in die Habe des Ritters und in
seine Schlösser.

Nach 22 Jahren errichteten ihm seine Söhne, als
sie einen Theil des Vatererbes durch Vergleich wiederge-
wannen, ein Grabmal in der Pfarrkirche zu Landstuhl;
das Steinbild ist verstümmelt, und selten besuchen Wan-
derer die Ruhestätte eines der merkwürdigsten Altvordern.



Seeungeheuer in den indischen Meeren.

Capitain Piddington hat an die asiatische Gesellschaft von
Bengalen folgende Nachricht eingesandt: „Jm Decem-
ber 1829 lag ich in der Bai von Mariveles vor Anker.
Eines Mittags hörte ich auf dem Verdeck einen unge-
wöhnlichen Lärm, eilte hinauf, und glaubte, nach Dem,
was ich sah, das Schiff habe sich von seinem Anker
gerissen und treibe über eine Bank von weißen Korallen
oder Sand mit großen schwarzen Flecken. Jch befahl
daher, sogleich einen andern Anker fallen zu lassen, meine
Matrosen aber, meist alle aus Manila, sagten: „Nein,
Herr! es ist nur der Chacon!“ Bald sah ich auch mei-
nen Jrrthum, und unterschied deutlich den gefleckten
Rücken eines ungeheuern Fisches. Mein Hochboots-
mann sprang sofort mit vier Leuten in ein Boot, und
es gelang ihnen wirklich, den Fisch zu harpuniren. Aber
obgleich eine lange Leine an den Harpunen befestigt
war, wurde sie dennoch so schnell ins Meer hinausge-
rissen, daß die Leute genöthigt waren, dieselbe durchzu-
schneiden. So viel ich von dem Fische sehen konnte,
mußte derselbe wenigstens 70—80 Fuß lang sein, seine
Breite war verhältnißmäßig und betrug vielleicht nicht
weniger als 30 F. Der Rücken war so gefleckt, daß,
wie oben gesagt, ich ihn für eine Korallenbank ansah.
Jch konnte leider Kopf und Finnen nicht recht unter-
scheiden. Durch diesen Vorfall veranlaßt, sammelte ich
mehre Einzelnheiten über dieses Ungeheuer, und nach
Dem, was ich erfuhr, kann ich an der Existenz eines
solchen großen, von den Naturforschern bis jetzt noch
nicht gekannten Fisches nicht mehr zweifeln.“



Vegetabilischer Theer.

Jn der Sitzung der königlich asiatischen Gesellschaft zu
London wurde eine Menschenhand und ein Stück Och-
senfleisch mit einem am Ufer des rothen Meeres ge-
bräuchlichen vegetabilischen Theer einbalsamirt, nebst ei-
ner Probe dieses Theers, vorgelegt und dabei ein Schrei-
ben des Oberstlieutenants Bagnold, das mit den obigen
[Spaltenumbruch] Gegenständen eingegangen war, vorgelesen, in welchem
folgende Stellen vorkamen: „Während meines Aufent-
halts am rothen Meere führten mich wiederholte Un-
terredungen mit Beduinen=Arabern in der Nachbarschaft
von Mekka auf die Vermuthung, daß die von den al-
ten Ägyptern zu Einbalsamirung ihrer Gestorbenen ver-
wendete Jngredienz nichts Anderes gewesen sei, als der
von den heutigen Arabern Katran genannte vegetabili-
sche Theer von den Ufern des rothen Meeres. Meine
ersten Versuche stellte ich mit Hühnern und Hammel-
schlegeln an, und diese gelangen, obschon ich sie im
Monat Julius bei einer Hitze von 27° R. im Schat-
ten anstellte, vollkommen. Die Hand, welche ich Jh-
nen anbei mitzusenden die Ehre habe, wurde vor vier
Jahren von mir zubereitet. Die bestunterrichteten Ara-
ber meinen, daß zum Einbalsamiren Kampher, Myrrhen,
Aloe und Weihrauch gebraucht worden sei; die über-
sandten Musterstücke beweisen jedoch, daß dies nicht nö-
thig war, da der Theer, ganz allein angewendet, die
Knochen durchdringt und entfärbt. Der einzige Ge-
brauch, den man von diesem Theer in Arabien jetzt
noch macht, ist, als Pflaster oder Salbe für wund ge-
drückte Pferde oder Kameele, für die Klauenseuche der
Schafe u. s. w. Dieser Theer wird aus den Zweigen
eines niedrigen Baumes oder Strauchs gewonnen, den
man in den meisten Theilen Syriens und des glück-
lichen Arabiens findet.“



Artesische Brunnen.

Jn der Sitzung der französischen Akademie am 18.
Januar theilte Herr Arago einige Details über einen
artesischen Brunnen mit, der in der Nähe von Tours
gegraben und in 24 Stunden gegen 110,000 Kannen
Wasser gibt. Man hatte bei der Bohrung dieses Brun-
nens keine andere Absicht, als eine Triebkraft zum Treiben
einer Mahlmühle zu gewinnen, und kümmerte sich des-
halb nicht darum, wie hoch wol der Wasserstrahl steigen
könne. — Die Quellen, die man durch eine Bohrung
zu Elbeuf fand, stiegen 60 Fuß hoch; man hat keinen
weitern Versuch gemacht, sie höher steigen zu machen,
und kennt deshalb das Maximum der Erhebung, das
sie erreichen können, noch nicht. — Vermittels einer
Durchbohrung des Kreidelagers hofft man auch bei dem
Schlachthause von Grenelle bei Paris Wasser zu erhal-
ten, glaubt aber sehr tief bohren zu müssen; auch
wünschte man gar nicht, bald Wasser zu finden, da
nach den gemachten Erfahrungen über die Zunahme der
Temperatur der Erdschichten das Wasser in der Tiefe,
wo man es erst zu finden wünscht, wenigstens 16° R.
haben wird, und so zur Erwärmung öffentlicher Anstalten,
der Bäder und dergl. nützlich verwendet werden kann.



Eiserne Dampfböte.

Man erwartet bedeutende Fortschritte in der Ausdeh-
nung und Anwendung der Dampfschiffahrt von dem
Gebrauch des Eisens statt Holzes zum Bau der Schiffe.
Bis jetzt sind die eisernen Dampfböte nur zur Beschif-
fung von Flüssen angewandt worden, es ist aber kein
Grund da, sie darauf zu beschränken. Für Seereisen bie-
ten sie im Gegentheil sogar mancherlei Vortheile dar.
Sie sind nicht halb so schwer als hölzerne Schiffe von
gleichem Tonnengehalt und gehen daher bei gleicher Last
nicht so tief im Wasser, leisten also auch der sie fort-
treibenden Kraft geringern Widerstand. Vermöge der
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[Ende Spaltensatz]

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Die Hand, welche ich Jh- nen anbei mitzusenden die Ehre habe, wurde vor vier Jahren von mir zubereitet. Die bestunterrichteten Ara- ber meinen, daß zum Einbalsamiren Kampher, Myrrhen, Aloe und Weihrauch gebraucht worden sei; die über- sandten Musterstücke beweisen jedoch, daß dies nicht nö- thig war, da der Theer, ganz allein angewendet, die Knochen durchdringt und entfärbt. Der einzige Ge- brauch, den man von diesem Theer in Arabien jetzt noch macht, ist, als Pflaster oder Salbe für wund ge- drückte Pferde oder Kameele, für die Klauenseuche der Schafe u. s. w. Dieser Theer wird aus den Zweigen eines niedrigen Baumes oder Strauchs gewonnen, den man in den meisten Theilen Syriens und des glück- lichen Arabiens findet.“ Artesische Brunnen. Jn der Sitzung der französischen Akademie am 18. Januar theilte Herr Arago einige Details über einen artesischen Brunnen mit, der in der Nähe von Tours gegraben und in 24 Stunden gegen 110,000 Kannen Wasser gibt. Man hatte bei der Bohrung dieses Brun- nens keine andere Absicht, als eine Triebkraft zum Treiben einer Mahlmühle zu gewinnen, und kümmerte sich des- halb nicht darum, wie hoch wol der Wasserstrahl steigen könne. — Die Quellen, die man durch eine Bohrung zu Elbeuf fand, stiegen 60 Fuß hoch; man hat keinen weitern Versuch gemacht, sie höher steigen zu machen, und kennt deshalb das Maximum der Erhebung, das sie erreichen können, noch nicht. — Vermittels einer Durchbohrung des Kreidelagers hofft man auch bei dem Schlachthause von Grenelle bei Paris Wasser zu erhal- ten, glaubt aber sehr tief bohren zu müssen; auch wünschte man gar nicht, bald Wasser zu finden, da nach den gemachten Erfahrungen über die Zunahme der Temperatur der Erdschichten das Wasser in der Tiefe, wo man es erst zu finden wünscht, wenigstens 16° R. haben wird, und so zur Erwärmung öffentlicher Anstalten, der Bäder und dergl. nützlich verwendet werden kann. Eiserne Dampfböte. Man erwartet bedeutende Fortschritte in der Ausdeh- nung und Anwendung der Dampfschiffahrt von dem Gebrauch des Eisens statt Holzes zum Bau der Schiffe. Bis jetzt sind die eisernen Dampfböte nur zur Beschif- fung von Flüssen angewandt worden, es ist aber kein Grund da, sie darauf zu beschränken. Für Seereisen bie- ten sie im Gegentheil sogar mancherlei Vortheile dar. Sie sind nicht halb so schwer als hölzerne Schiffe von gleichem Tonnengehalt und gehen daher bei gleicher Last nicht so tief im Wasser, leisten also auch der sie fort- treibenden Kraft geringern Widerstand. Vermöge der Beschaffenheit ihres Materials sind sie fester und geben

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 161. Leipzig (Sachsen), 30. April 1836, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig161_1836/3>, abgerufen am 02.06.2024.