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Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 160. Leipzig (Sachsen), 23. April 1836.

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Das Pfennig=Magazin.
[Beginn Spaltensatz] gen, Skorpionen, verschiedene Eidechsarten, das Cha-
mäleon werden hier auch häufig gesehen.

Nachdem ich mehre Tage die Gegend durchstrichen
hatte, trat ich die Rückreise an und wählte dazu die
andere Seite des Gebirges. Jch wünschte noch mehre
Höhlen am Abhange des Berges zu besuchen, wohin
mein Wirth so freundlich war mich zu begleiten; zu
einigen derselben mußten wir uns erst mit Äxten den Weg
bahnen. Jn verschiedenen Beschreibungen Afrikas ist von
solchen Hohlen in andern Gegenden häufig die Rede, be-
sonders wegen der in ihnen befindlichen Malereien.
Die Wände der meisten solcher Höhlen sind nämlich
mit verschiedenen der hier lebenden Thierarten in rother
Erde bemalt. Die Zeichnung des Einhorns, die man
oft findet, schien zu beweisen, daß dieses Thier hier ge-
lebt habe, und die englische Regierung setzte deshalb
einen hohen Preis auf die Auffindung des Einhorns.
Viele Colonisten und Hottentotten erzählen auch, daß
sie solche Thiere gesehen, aber man kann diesen Erzäh-
lungen nicht glauben, um so weniger, da bis jetzt noch
kein solches Thier wirklich gefunden worden ist. Was
die Zeichnungen in den Höhlen betrifft, die sehr alt sein
müssen, da manche derselben durch ziemlich dicke Bäume
ganz unzugänglich waren, so glaube ich gewiß, daß sie
den afrikanischen Rehbock, der zwei gegen drei Fuß
lange Hörner hat, vorstellen sollen; da ihn die Hot-
tentotten aber von der Seite abgezeichnet haben und
keine Perspective kennen, so sieht man nur ein
Horn. Übrigens sind die Zeichnungen dieser Thiere,
als Elefanten, Rhinocerosse, Löwen u. s. w., gar
nicht schlecht, sondern lassen sich auf den ersten Blick
für Das erkennen, was sie vorstellen sollen. Mühsam
und mit mancher Gefahr stiegen wir wieder hinunter
in die Ebene, wo wir uns gegen Abend auf einer schö-
nen grünen Fläche befanden, die ich zum Nachtlager
[Spaltenumbruch] wählte. Meine Führer versicherten aber, daß nicht
weit von hier eine Wohnung stehe, wo ich, da es zu
regnen drohte, unter Obdach die Nacht zubringen könne.
Nachdem wir ungefähr eine Stunde weiter geritten, über-
raschten mich die schönsten Gartenanlagen. Jch ritt auf
das vor mir liegende Haus zu, aus welchem mir ein
alter Neger entgegentrat, und auf meine Frage, ob sein
Gebieter zu Hause sei, entgegnete er mit freundli-
cher Miene: "Jch selbst bin Besitzer dieses Hauses, und
wollen Sie hier übernachten, so betrachten Sie es als ihr
Eigenthum." Später erzählte er mir, er sei in seiner Ju-
gend von Mozambik als Sklave nach der Capstadt ge-
bracht worden, von seinem Herrn übel behandelt, habe
er die Flucht ergriffen und hier, wo er eine Hottentot-
tenfamilie gefunden, sich eine Frau genommen und flei-
ßig gearbeitet. Die holländischen Colonisten wollten
ihm diese Besitzung oft entreißen; er stellte sich aber
immer tapfer zur Wehre, bis er zuletzt, des immer-
währenden Krieges müde, sich an den Gouverneur
wendete, der ihm, da sein früherer Herr längst ohne
Erben verstorben war, nicht nur einen Freibrief schenkte,
sondern ihm auch diese Besitzung als Eigenthum über-
ließ. Gutmüthig räumte er mir einen Theil seines rein-
lichen Hauses ein, wo ich mich, während es draußen
stürmte und regnete, recht wohl befand. Die Familie
sang vor dem Schlafengehen in einem Nebenzimmer
ihre Abendlieder.

Reisende, die Südafrika nur flüchtig durchstreiften,
vergleichen die Sprache der Hottentotten mit dem Geschrei
der Truthähne und dem Geheule der Eulen; ich habe sie
im Gegentheil gern gehört und ohne Beleidigung für
mein Ohr. Das scharf klingende ing, womit so oft
Perioden schließen, klingt nur im Munde des Euro-
päers schlecht; die Sprachwerkzeuge des Hottentotten aber
sind verschieden von den unserigen gebildet.

[Ende Spaltensatz]


[Abbildung] Krater des Pico de Teyde auf Teneriffa.


Verantwortliche Herausgeber: Friedrich Brockhaus in Leipzig und Dr. C. Dräxler=Manfred in Wien.
Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.

Das Pfennig=Magazin.
[Beginn Spaltensatz] gen, Skorpionen, verschiedene Eidechsarten, das Cha-
mäleon werden hier auch häufig gesehen.

Nachdem ich mehre Tage die Gegend durchstrichen
hatte, trat ich die Rückreise an und wählte dazu die
andere Seite des Gebirges. Jch wünschte noch mehre
Höhlen am Abhange des Berges zu besuchen, wohin
mein Wirth so freundlich war mich zu begleiten; zu
einigen derselben mußten wir uns erst mit Äxten den Weg
bahnen. Jn verschiedenen Beschreibungen Afrikas ist von
solchen Hohlen in andern Gegenden häufig die Rede, be-
sonders wegen der in ihnen befindlichen Malereien.
Die Wände der meisten solcher Höhlen sind nämlich
mit verschiedenen der hier lebenden Thierarten in rother
Erde bemalt. Die Zeichnung des Einhorns, die man
oft findet, schien zu beweisen, daß dieses Thier hier ge-
lebt habe, und die englische Regierung setzte deshalb
einen hohen Preis auf die Auffindung des Einhorns.
Viele Colonisten und Hottentotten erzählen auch, daß
sie solche Thiere gesehen, aber man kann diesen Erzäh-
lungen nicht glauben, um so weniger, da bis jetzt noch
kein solches Thier wirklich gefunden worden ist. Was
die Zeichnungen in den Höhlen betrifft, die sehr alt sein
müssen, da manche derselben durch ziemlich dicke Bäume
ganz unzugänglich waren, so glaube ich gewiß, daß sie
den afrikanischen Rehbock, der zwei gegen drei Fuß
lange Hörner hat, vorstellen sollen; da ihn die Hot-
tentotten aber von der Seite abgezeichnet haben und
keine Perspective kennen, so sieht man nur ein
Horn. Übrigens sind die Zeichnungen dieser Thiere,
als Elefanten, Rhinocerosse, Löwen u. s. w., gar
nicht schlecht, sondern lassen sich auf den ersten Blick
für Das erkennen, was sie vorstellen sollen. Mühsam
und mit mancher Gefahr stiegen wir wieder hinunter
in die Ebene, wo wir uns gegen Abend auf einer schö-
nen grünen Fläche befanden, die ich zum Nachtlager
[Spaltenumbruch] wählte. Meine Führer versicherten aber, daß nicht
weit von hier eine Wohnung stehe, wo ich, da es zu
regnen drohte, unter Obdach die Nacht zubringen könne.
Nachdem wir ungefähr eine Stunde weiter geritten, über-
raschten mich die schönsten Gartenanlagen. Jch ritt auf
das vor mir liegende Haus zu, aus welchem mir ein
alter Neger entgegentrat, und auf meine Frage, ob sein
Gebieter zu Hause sei, entgegnete er mit freundli-
cher Miene: „Jch selbst bin Besitzer dieses Hauses, und
wollen Sie hier übernachten, so betrachten Sie es als ihr
Eigenthum.“ Später erzählte er mir, er sei in seiner Ju-
gend von Mozambik als Sklave nach der Capstadt ge-
bracht worden, von seinem Herrn übel behandelt, habe
er die Flucht ergriffen und hier, wo er eine Hottentot-
tenfamilie gefunden, sich eine Frau genommen und flei-
ßig gearbeitet. Die holländischen Colonisten wollten
ihm diese Besitzung oft entreißen; er stellte sich aber
immer tapfer zur Wehre, bis er zuletzt, des immer-
währenden Krieges müde, sich an den Gouverneur
wendete, der ihm, da sein früherer Herr längst ohne
Erben verstorben war, nicht nur einen Freibrief schenkte,
sondern ihm auch diese Besitzung als Eigenthum über-
ließ. Gutmüthig räumte er mir einen Theil seines rein-
lichen Hauses ein, wo ich mich, während es draußen
stürmte und regnete, recht wohl befand. Die Familie
sang vor dem Schlafengehen in einem Nebenzimmer
ihre Abendlieder.

Reisende, die Südafrika nur flüchtig durchstreiften,
vergleichen die Sprache der Hottentotten mit dem Geschrei
der Truthähne und dem Geheule der Eulen; ich habe sie
im Gegentheil gern gehört und ohne Beleidigung für
mein Ohr. Das scharf klingende ing, womit so oft
Perioden schließen, klingt nur im Munde des Euro-
päers schlecht; die Sprachwerkzeuge des Hottentotten aber
sind verschieden von den unserigen gebildet.

[Ende Spaltensatz]


[Abbildung] Krater des Pico de Teyde auf Teneriffa.


Verantwortliche Herausgeber: Friedrich Brockhaus in Leipzig und Dr. C. Dräxler=Manfred in Wien.
Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.

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[136/0008] Das Pfennig=Magazin. gen, Skorpionen, verschiedene Eidechsarten, das Cha- mäleon werden hier auch häufig gesehen. Nachdem ich mehre Tage die Gegend durchstrichen hatte, trat ich die Rückreise an und wählte dazu die andere Seite des Gebirges. Jch wünschte noch mehre Höhlen am Abhange des Berges zu besuchen, wohin mein Wirth so freundlich war mich zu begleiten; zu einigen derselben mußten wir uns erst mit Äxten den Weg bahnen. Jn verschiedenen Beschreibungen Afrikas ist von solchen Hohlen in andern Gegenden häufig die Rede, be- sonders wegen der in ihnen befindlichen Malereien. Die Wände der meisten solcher Höhlen sind nämlich mit verschiedenen der hier lebenden Thierarten in rother Erde bemalt. Die Zeichnung des Einhorns, die man oft findet, schien zu beweisen, daß dieses Thier hier ge- lebt habe, und die englische Regierung setzte deshalb einen hohen Preis auf die Auffindung des Einhorns. Viele Colonisten und Hottentotten erzählen auch, daß sie solche Thiere gesehen, aber man kann diesen Erzäh- lungen nicht glauben, um so weniger, da bis jetzt noch kein solches Thier wirklich gefunden worden ist. Was die Zeichnungen in den Höhlen betrifft, die sehr alt sein müssen, da manche derselben durch ziemlich dicke Bäume ganz unzugänglich waren, so glaube ich gewiß, daß sie den afrikanischen Rehbock, der zwei gegen drei Fuß lange Hörner hat, vorstellen sollen; da ihn die Hot- tentotten aber von der Seite abgezeichnet haben und keine Perspective kennen, so sieht man nur ein Horn. Übrigens sind die Zeichnungen dieser Thiere, als Elefanten, Rhinocerosse, Löwen u. s. w., gar nicht schlecht, sondern lassen sich auf den ersten Blick für Das erkennen, was sie vorstellen sollen. Mühsam und mit mancher Gefahr stiegen wir wieder hinunter in die Ebene, wo wir uns gegen Abend auf einer schö- nen grünen Fläche befanden, die ich zum Nachtlager wählte. Meine Führer versicherten aber, daß nicht weit von hier eine Wohnung stehe, wo ich, da es zu regnen drohte, unter Obdach die Nacht zubringen könne. Nachdem wir ungefähr eine Stunde weiter geritten, über- raschten mich die schönsten Gartenanlagen. Jch ritt auf das vor mir liegende Haus zu, aus welchem mir ein alter Neger entgegentrat, und auf meine Frage, ob sein Gebieter zu Hause sei, entgegnete er mit freundli- cher Miene: „Jch selbst bin Besitzer dieses Hauses, und wollen Sie hier übernachten, so betrachten Sie es als ihr Eigenthum.“ Später erzählte er mir, er sei in seiner Ju- gend von Mozambik als Sklave nach der Capstadt ge- bracht worden, von seinem Herrn übel behandelt, habe er die Flucht ergriffen und hier, wo er eine Hottentot- tenfamilie gefunden, sich eine Frau genommen und flei- ßig gearbeitet. Die holländischen Colonisten wollten ihm diese Besitzung oft entreißen; er stellte sich aber immer tapfer zur Wehre, bis er zuletzt, des immer- währenden Krieges müde, sich an den Gouverneur wendete, der ihm, da sein früherer Herr längst ohne Erben verstorben war, nicht nur einen Freibrief schenkte, sondern ihm auch diese Besitzung als Eigenthum über- ließ. Gutmüthig räumte er mir einen Theil seines rein- lichen Hauses ein, wo ich mich, während es draußen stürmte und regnete, recht wohl befand. Die Familie sang vor dem Schlafengehen in einem Nebenzimmer ihre Abendlieder. Reisende, die Südafrika nur flüchtig durchstreiften, vergleichen die Sprache der Hottentotten mit dem Geschrei der Truthähne und dem Geheule der Eulen; ich habe sie im Gegentheil gern gehört und ohne Beleidigung für mein Ohr. Das scharf klingende ing, womit so oft Perioden schließen, klingt nur im Munde des Euro- päers schlecht; die Sprachwerkzeuge des Hottentotten aber sind verschieden von den unserigen gebildet. [Abbildung Krater des Pico de Teyde auf Teneriffa.] Verantwortliche Herausgeber: Friedrich Brockhaus in Leipzig und Dr. C. Dräxler=Manfred in Wien. Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 160. Leipzig (Sachsen), 23. April 1836, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig160_1836/8>, abgerufen am 24.11.2024.