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Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 160. Leipzig (Sachsen), 23. April 1836.

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Das Pfennig=Magazin.
[Beginn Spaltensatz] liche Form zusammenrollten und an ein Licht hielten,
brannte sie wie Schwefel. Die unaufhörliche Thätigkeit
dieses Herdes schützt Teneriffa wahrscheinlich vor den
zerstörenden Ausbrüchen, welche den andern canarischen
Jnseln zuweilen verderblich geworden sind; doch ward
er mehr als einmal ein gefährlicher Nachbar der Stadt,
die an seinem Fuße liegt. Jn den Jahren 1704 und
1706 wurde der beste Hafen auf der Jnsel zerstört,
und 1798 warf der benachbarte Berg Chahorra drei
Monate hindurch Lava aus. Die Aussicht von dem
Gipfel des Pico umfaßt nicht nur die unermeßliche
Fläche des Meeres, sondern auch die Wälder von
Teneriffa und den bewohnten Theil der Küste, den
reichen Pflanzenwuchs der Ebenen und die ganze
schöne Jnselgruppe, Alles so nahe, daß die reizend-
sten Contraste in Form und Farbe hervortreten. Der
Vulkan erdrückt gleichsam mit seiner Masse die kleine
Jnsel zu seinen Füßen und steigt aus dem Schoose des
Meeres zu einer Höhe empor, die dreimal höher ist als
die Region, in welcher die Wolken im Sommer ziehen.

Teneriffa hat ein herrliches Klima, das in verschie-
dener Höhe zwischen der Wärme der Äquinoctialgegen-
[Spaltenumbruch] den und den kältern Gegenden Europas abwechselt. Das
Haupterzeugniß der Jnseln Teneriffa, Canaria und Palma
ist ein trefflicher Wein. Den Brotfruchtbaum, Zimmt,
Zuckerrohr, Cacao und Kaffee hat man mit Erfolg an-
gebaut, und der hier gewonnene Färbestoff, Orseille, ist
von vorzüglicher Güte. Jn den höhern Gegenden wächst
der Lorber, die Kastanie und noch höher die Fichte. Die
Hauptstadt Santa=Cruz ist der Sitz der Regierung und
hat einen trefflichen Hafen, wo die nach Jndien fahren-
den Schiffe anlegen, um Lebensmittel und frisches Was-
ser bis zum Vorgebirge der guten Hoffnung einzunehmen.
Jn der Stadt Laguna, dem Sitze des Bischofs, wurde
1744 eine Universität angelegt, die aber Ferdinand VII.
1830 aufhob. Die Stadt Taganana ist vorzüglich
wegen ihres Weins berühmt. Auf mehren Jnseln gibt
es Schwärme von Canarienvögeln, und die wohlange-
baute Jnsel Forteventura hat viele Dromedare und Pferde.
Durch Ferro, die westlichste der canarischen Jnseln, zie-
hen mehre, besonders ältere Geographen, den Meri-
dian, als den Anfangspunkt der Längengradeintheilung
auf der Erdkugel.

[Ende Spaltensatz]

Zur Völkerkunde.
[Beginn Spaltensatz]

Jn den wenig bekannten Provinzen des Birmanen-
reichs, Tasman und Mergul, umwickeln die Einwoh-
ner den ganzen Körper mit schweren und kostbaren Sei-
denstoffen, ganz gegen die Sitte der Jndier und Sia-
mesen, die alle Bedeckung oberhalb der Hüften für über-
flüssig und lästig halten. Die Frauen genießen große
Freiheit. Sie tragen weder Halsbänder noch Zierathen
um Arm und Fuß wie die Jndianerinnen. Jhr ge-
wöhnlicher Anzug besteht aus Seide, doch tragen sie
auch Baumwollenstoffe. Jn der Regenzeit tragen die
Männer leichte Hüte, die gegen vier Fuß im Durch-
messer haben. Sie tätowiren sich, wie die Birmanen
in Ava, wogegen die Siamesen diese Sitte für barba-
risch halten. Obgleich unter dem Joche des Despotis-
mus, sind doch die untern Volksclassen tapfer, gastfrei,
ehrlich und zutraulich. Eigenthümlich ist ihre Art zu
grüßen; man berührt mit der Nase die Wange des
Begrüßten und athmet dabei stark aus. Die Ehen
werden blos als bürgerliche Verträge geschlossen, Schei-
dungen finden keine Schwierigkeiten. Die Bewohner
von Birma und Pegu verbrennen ihre Todten, aber die
Leichen der unter 15 Jahren Verstorbenen werden be-
graben. Stirbt eine Frau im Wochenbette, so verbrennt
man ihre Leiche am Ufer eines Flusses. Das Leichen-
[Spaltenumbruch] begängniß der Priester ist besonders prächtig. Der eng-
lische Reisende Low war bei einer solchen Feierlichkeit zu-
gegen und nach seiner Beschreibung ward an die Bahre
ein langer metallener Faden befestigt, und als man sie
auf den Scheiterhaufen gestellt hatte, zündete man die-
sen mittels einer Lunte an, die längs dem ganzen Me-
talldrahte lief. Man hatte so viel Brennstoff zusam-
mengehäuft und so viel Steinöl auf den Scheiterhaufen
gegossen, daß der Boden acht Tage lang brannte.
Schach=, Dame= und Ballspiel sind die Hauptbelusti-
gungen der Einwohner. Bei allen Festen gibt es Rin-
ger- und Faustkämpfe; auch Hahnengefechte sind sehr
beliebt. Merkwürdig sind die Fischkämpfe. Man braucht
dazu eine Art von Fischen, welche die Siamesen Plakat
nennen. Sie werden bis zum Kampfe in großen Ge-
fäßen aufbewahrt. Sind die Kampfbedingungen festge-
setzt und die Wetten abgeschlossen, so setzt jeder der bei-
den Theilnehmer seinen Fisch in ein Becken mit kaltem
Wasser. Sobald die beiden Fische sich erblicken, greifen
sie sich an und kämpfen so lange, bis einer von ihnen
unterliegt. Auch Büffelkämpfe sind sehr gewöhnlich.
Der Wärter erregt sie zum Kampfe, indem er sich auf
ihren Rücken schwingt.

[Ende Spaltensatz]

Die Geschichte der Römer, ihrer Herrschaft und Cultur.
[Beginn Spaltensatz]

Zur Beförderung des so wohlthätigen Zweckes, geschicht-
liche Kenntnisse immer mehr zu einer vollkommenen Aus-
bildung für das Bürgerleben zu benutzen, hat Dr. Fiedler
in seiner " Geschichte der Römer, ihrer Herrschaft
und Cultur, von der Erbauung Roms bis
zum Untergange des weströmischen Reichs
",
die in Lieferungen seit 1835 in der Baumgärtner'schen
Verlagsbuchhandlung zu Leipzig erscheint, einen schätz-
baren Beitrag zu geben angefangen. Wir finden in
den bis jetzt vor uns liegenden Lieferungen eine
fruchtbare und ansprechende Darstellung der großen Er-
[Spaltenumbruch] eignisse, welche die Geschichte Roms darbietet. Das
Buch ist zwar zunächst für die mittlern Classen
der Gymnasien und für Real= und Bürgerschulen be-
stimmt, es eignet sich aber bei der gewählten Behand-
lung des Stoffes zu einem unterrichtenden Lesebuche für
Erwachsene, welchen wir es hierdurch empfohlen haben
wollen. Das Werk wird, außer zwei Karten des Rö-
merreichs, 84 eingedruckte bildliche Darstellungen enthal-
ten. Wir geben von diesen zwei Proben, mit dem sich
auf die Abbildungen beziehenden Text.

[Ende Spaltensatz]

Das Pfennig=Magazin.
[Beginn Spaltensatz] liche Form zusammenrollten und an ein Licht hielten,
brannte sie wie Schwefel. Die unaufhörliche Thätigkeit
dieses Herdes schützt Teneriffa wahrscheinlich vor den
zerstörenden Ausbrüchen, welche den andern canarischen
Jnseln zuweilen verderblich geworden sind; doch ward
er mehr als einmal ein gefährlicher Nachbar der Stadt,
die an seinem Fuße liegt. Jn den Jahren 1704 und
1706 wurde der beste Hafen auf der Jnsel zerstört,
und 1798 warf der benachbarte Berg Chahorra drei
Monate hindurch Lava aus. Die Aussicht von dem
Gipfel des Pico umfaßt nicht nur die unermeßliche
Fläche des Meeres, sondern auch die Wälder von
Teneriffa und den bewohnten Theil der Küste, den
reichen Pflanzenwuchs der Ebenen und die ganze
schöne Jnselgruppe, Alles so nahe, daß die reizend-
sten Contraste in Form und Farbe hervortreten. Der
Vulkan erdrückt gleichsam mit seiner Masse die kleine
Jnsel zu seinen Füßen und steigt aus dem Schoose des
Meeres zu einer Höhe empor, die dreimal höher ist als
die Region, in welcher die Wolken im Sommer ziehen.

Teneriffa hat ein herrliches Klima, das in verschie-
dener Höhe zwischen der Wärme der Äquinoctialgegen-
[Spaltenumbruch] den und den kältern Gegenden Europas abwechselt. Das
Haupterzeugniß der Jnseln Teneriffa, Canaria und Palma
ist ein trefflicher Wein. Den Brotfruchtbaum, Zimmt,
Zuckerrohr, Cacao und Kaffee hat man mit Erfolg an-
gebaut, und der hier gewonnene Färbestoff, Orseille, ist
von vorzüglicher Güte. Jn den höhern Gegenden wächst
der Lorber, die Kastanie und noch höher die Fichte. Die
Hauptstadt Santa=Cruz ist der Sitz der Regierung und
hat einen trefflichen Hafen, wo die nach Jndien fahren-
den Schiffe anlegen, um Lebensmittel und frisches Was-
ser bis zum Vorgebirge der guten Hoffnung einzunehmen.
Jn der Stadt Laguna, dem Sitze des Bischofs, wurde
1744 eine Universität angelegt, die aber Ferdinand VII.
1830 aufhob. Die Stadt Taganana ist vorzüglich
wegen ihres Weins berühmt. Auf mehren Jnseln gibt
es Schwärme von Canarienvögeln, und die wohlange-
baute Jnsel Forteventura hat viele Dromedare und Pferde.
Durch Ferro, die westlichste der canarischen Jnseln, zie-
hen mehre, besonders ältere Geographen, den Meri-
dian, als den Anfangspunkt der Längengradeintheilung
auf der Erdkugel.

[Ende Spaltensatz]

Zur Völkerkunde.
[Beginn Spaltensatz]

Jn den wenig bekannten Provinzen des Birmanen-
reichs, Tasman und Mergul, umwickeln die Einwoh-
ner den ganzen Körper mit schweren und kostbaren Sei-
denstoffen, ganz gegen die Sitte der Jndier und Sia-
mesen, die alle Bedeckung oberhalb der Hüften für über-
flüssig und lästig halten. Die Frauen genießen große
Freiheit. Sie tragen weder Halsbänder noch Zierathen
um Arm und Fuß wie die Jndianerinnen. Jhr ge-
wöhnlicher Anzug besteht aus Seide, doch tragen sie
auch Baumwollenstoffe. Jn der Regenzeit tragen die
Männer leichte Hüte, die gegen vier Fuß im Durch-
messer haben. Sie tätowiren sich, wie die Birmanen
in Ava, wogegen die Siamesen diese Sitte für barba-
risch halten. Obgleich unter dem Joche des Despotis-
mus, sind doch die untern Volksclassen tapfer, gastfrei,
ehrlich und zutraulich. Eigenthümlich ist ihre Art zu
grüßen; man berührt mit der Nase die Wange des
Begrüßten und athmet dabei stark aus. Die Ehen
werden blos als bürgerliche Verträge geschlossen, Schei-
dungen finden keine Schwierigkeiten. Die Bewohner
von Birma und Pegu verbrennen ihre Todten, aber die
Leichen der unter 15 Jahren Verstorbenen werden be-
graben. Stirbt eine Frau im Wochenbette, so verbrennt
man ihre Leiche am Ufer eines Flusses. Das Leichen-
[Spaltenumbruch] begängniß der Priester ist besonders prächtig. Der eng-
lische Reisende Low war bei einer solchen Feierlichkeit zu-
gegen und nach seiner Beschreibung ward an die Bahre
ein langer metallener Faden befestigt, und als man sie
auf den Scheiterhaufen gestellt hatte, zündete man die-
sen mittels einer Lunte an, die längs dem ganzen Me-
talldrahte lief. Man hatte so viel Brennstoff zusam-
mengehäuft und so viel Steinöl auf den Scheiterhaufen
gegossen, daß der Boden acht Tage lang brannte.
Schach=, Dame= und Ballspiel sind die Hauptbelusti-
gungen der Einwohner. Bei allen Festen gibt es Rin-
ger- und Faustkämpfe; auch Hahnengefechte sind sehr
beliebt. Merkwürdig sind die Fischkämpfe. Man braucht
dazu eine Art von Fischen, welche die Siamesen Plakat
nennen. Sie werden bis zum Kampfe in großen Ge-
fäßen aufbewahrt. Sind die Kampfbedingungen festge-
setzt und die Wetten abgeschlossen, so setzt jeder der bei-
den Theilnehmer seinen Fisch in ein Becken mit kaltem
Wasser. Sobald die beiden Fische sich erblicken, greifen
sie sich an und kämpfen so lange, bis einer von ihnen
unterliegt. Auch Büffelkämpfe sind sehr gewöhnlich.
Der Wärter erregt sie zum Kampfe, indem er sich auf
ihren Rücken schwingt.

[Ende Spaltensatz]

Die Geschichte der Römer, ihrer Herrschaft und Cultur.
[Beginn Spaltensatz]

Zur Beförderung des so wohlthätigen Zweckes, geschicht-
liche Kenntnisse immer mehr zu einer vollkommenen Aus-
bildung für das Bürgerleben zu benutzen, hat Dr. Fiedler
in seiner „ Geschichte der Römer, ihrer Herrschaft
und Cultur, von der Erbauung Roms bis
zum Untergange des weströmischen Reichs
“,
die in Lieferungen seit 1835 in der Baumgärtner'schen
Verlagsbuchhandlung zu Leipzig erscheint, einen schätz-
baren Beitrag zu geben angefangen. Wir finden in
den bis jetzt vor uns liegenden Lieferungen eine
fruchtbare und ansprechende Darstellung der großen Er-
[Spaltenumbruch] eignisse, welche die Geschichte Roms darbietet. Das
Buch ist zwar zunächst für die mittlern Classen
der Gymnasien und für Real= und Bürgerschulen be-
stimmt, es eignet sich aber bei der gewählten Behand-
lung des Stoffes zu einem unterrichtenden Lesebuche für
Erwachsene, welchen wir es hierdurch empfohlen haben
wollen. Das Werk wird, außer zwei Karten des Rö-
merreichs, 84 eingedruckte bildliche Darstellungen enthal-
ten. Wir geben von diesen zwei Proben, mit dem sich
auf die Abbildungen beziehenden Text.

[Ende Spaltensatz]
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Der Vulkan erdrückt gleichsam mit seiner Masse die kleine Jnsel zu seinen Füßen und steigt aus dem Schoose des Meeres zu einer Höhe empor, die dreimal höher ist als die Region, in welcher die Wolken im Sommer ziehen. Teneriffa hat ein herrliches Klima, das in verschie- dener Höhe zwischen der Wärme der Äquinoctialgegen- den und den kältern Gegenden Europas abwechselt. Das Haupterzeugniß der Jnseln Teneriffa, Canaria und Palma ist ein trefflicher Wein. Den Brotfruchtbaum, Zimmt, Zuckerrohr, Cacao und Kaffee hat man mit Erfolg an- gebaut, und der hier gewonnene Färbestoff, Orseille, ist von vorzüglicher Güte. Jn den höhern Gegenden wächst der Lorber, die Kastanie und noch höher die Fichte. Die Hauptstadt Santa=Cruz ist der Sitz der Regierung und hat einen trefflichen Hafen, wo die nach Jndien fahren- den Schiffe anlegen, um Lebensmittel und frisches Was- ser bis zum Vorgebirge der guten Hoffnung einzunehmen. Jn der Stadt Laguna, dem Sitze des Bischofs, wurde 1744 eine Universität angelegt, die aber Ferdinand VII. 1830 aufhob. Die Stadt Taganana ist vorzüglich wegen ihres Weins berühmt. Auf mehren Jnseln gibt es Schwärme von Canarienvögeln, und die wohlange- baute Jnsel Forteventura hat viele Dromedare und Pferde. Durch Ferro, die westlichste der canarischen Jnseln, zie- hen mehre, besonders ältere Geographen, den Meri- dian, als den Anfangspunkt der Längengradeintheilung auf der Erdkugel. Zur Völkerkunde. Jn den wenig bekannten Provinzen des Birmanen- reichs, Tasman und Mergul, umwickeln die Einwoh- ner den ganzen Körper mit schweren und kostbaren Sei- denstoffen, ganz gegen die Sitte der Jndier und Sia- mesen, die alle Bedeckung oberhalb der Hüften für über- flüssig und lästig halten. Die Frauen genießen große Freiheit. Sie tragen weder Halsbänder noch Zierathen um Arm und Fuß wie die Jndianerinnen. Jhr ge- wöhnlicher Anzug besteht aus Seide, doch tragen sie auch Baumwollenstoffe. 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Der eng- lische Reisende Low war bei einer solchen Feierlichkeit zu- gegen und nach seiner Beschreibung ward an die Bahre ein langer metallener Faden befestigt, und als man sie auf den Scheiterhaufen gestellt hatte, zündete man die- sen mittels einer Lunte an, die längs dem ganzen Me- talldrahte lief. Man hatte so viel Brennstoff zusam- mengehäuft und so viel Steinöl auf den Scheiterhaufen gegossen, daß der Boden acht Tage lang brannte. Schach=, Dame= und Ballspiel sind die Hauptbelusti- gungen der Einwohner. Bei allen Festen gibt es Rin- ger- und Faustkämpfe; auch Hahnengefechte sind sehr beliebt. Merkwürdig sind die Fischkämpfe. Man braucht dazu eine Art von Fischen, welche die Siamesen Plakat nennen. Sie werden bis zum Kampfe in großen Ge- fäßen aufbewahrt. Sind die Kampfbedingungen festge- setzt und die Wetten abgeschlossen, so setzt jeder der bei- den Theilnehmer seinen Fisch in ein Becken mit kaltem Wasser. Sobald die beiden Fische sich erblicken, greifen sie sich an und kämpfen so lange, bis einer von ihnen unterliegt. Auch Büffelkämpfe sind sehr gewöhnlich. Der Wärter erregt sie zum Kampfe, indem er sich auf ihren Rücken schwingt. Die Geschichte der Römer, ihrer Herrschaft und Cultur. Zur Beförderung des so wohlthätigen Zweckes, geschicht- liche Kenntnisse immer mehr zu einer vollkommenen Aus- bildung für das Bürgerleben zu benutzen, hat Dr. Fiedler in seiner „ Geschichte der Römer, ihrer Herrschaft und Cultur, von der Erbauung Roms bis zum Untergange des weströmischen Reichs “, die in Lieferungen seit 1835 in der Baumgärtner'schen Verlagsbuchhandlung zu Leipzig erscheint, einen schätz- baren Beitrag zu geben angefangen. Wir finden in den bis jetzt vor uns liegenden Lieferungen eine fruchtbare und ansprechende Darstellung der großen Er- eignisse, welche die Geschichte Roms darbietet. Das Buch ist zwar zunächst für die mittlern Classen der Gymnasien und für Real= und Bürgerschulen be- stimmt, es eignet sich aber bei der gewählten Behand- lung des Stoffes zu einem unterrichtenden Lesebuche für Erwachsene, welchen wir es hierdurch empfohlen haben wollen. Das Werk wird, außer zwei Karten des Rö- merreichs, 84 eingedruckte bildliche Darstellungen enthal- ten. Wir geben von diesen zwei Proben, mit dem sich auf die Abbildungen beziehenden Text.

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 160. Leipzig (Sachsen), 23. April 1836, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig160_1836/3>, abgerufen am 17.07.2024.