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Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 156. Leipzig (Sachsen), 26. März 1836.

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Das Pfennig=Magazin.
[Beginn Spaltensatz] und wurde 1813 von den versammelten Abgeordneten
der Provinzen erklärt. Die Grausamkeit des langen,
oft wechselvollen Kampfes erbitterte die Eingeborenen
noch mehr, bis endlich die Spanier, von dem Mutter-
lande nur schwach unterstützt, den Creolen die Selbstbe-
waffnung gestatten mußten. Die einzelnen Provinzen
führten abgesonderte Verwaltungen ein. Ein glücklicher
Feldherr, Jturbide, ließ sich 1822 zum Kaiser ausru-
fen, mußte aber im folgenden Jahre, nach einem bluti-
gen Kampfe mit seinen mächtigen Gegnern, das Land
verlassen. Die neue Staatsverfassung, die 1824 ein-
geführt wurde, war der nordamerikanischen nachgebildet.
Die aus 21 einzelnen unabhängigen Staaten bestehende
Republik bildete einen Bundesstaat, dessen Gesammtan-
gelegenheiten ein Congreß und ein auf vier Jahre ge-
wählter Präsident leitete. Kämpfe zwischen streitenden
Parteien störten aber unablässig die Ruhe des Landes,
bis endlich 1835 durch den Einfluß des siegreichen
Feldherrn Santana Anträge zur Umgestaltung jener Ver-
fassung gemacht wurden. Neue Zerwürfnisse wurden
dadurch herbeigeführt, und noch ist Mexicos Schicksal
nicht entschieden.

( Fortsetzung folgt in Nr. 157. )



Das Kriegswesen der Engländer im Mittelalter.

Unter dem deutschen Volksstamme der Angelsachsen,
die im 5. Jahrhunderte ihre Herrschaft in Eng-
land gründeten, war das Kriegswesen wenig ausgebil-
det, und erst Alfred der Große *) gab der Volksbewaff-
nung und den Vertheidigungsanstalten des Landes eine
kräftigere Entwickelung, welche ihm seine Siege über
die nordischen Seeräuber sicherten, die seit dem 9.
Jahrhunderte England verheert hatten. Der Ver-
fall der Kriegszucht unter seinem schwächern Nachfolger
erleichterte den Dänen zu Anfange des 11. Jahrhun-
derts die Unterjochung des Landes, und erst als nach den
Zerrüttungen, die aus diesem Ereignisse hervorgingen,
Wilhelm, Herzog von der Normandie, in der Schlacht
bei Hastings ( 1066 ) durch überlegene Kriegskunst die
Angelsachsen besiegt und England erobert hatte, erhielt,
wie die Verfassung und die Sitten des Volkes, auch
das Kriegswesen eine gänzliche Umwandlung, und es
wurde der Grund zu der Überlegenheit gelegt, welche
die englischen Waffen später gegen ihre Nachbarn, die
Jrländer, die Schottländer und selbst gegen die Fran-
zosen behaupteten.

Wir wollen uns hier nur darauf beschränken, Ei-
niges über Kriegstracht, Waffen und Kriegszucht der
Engländer im 14. und 15. Jahrhunderte mitzutheilen.

Der Soldat, er mochte zum Fußvolke oder zur
Reiterei gehören, war vom Kopf bis zum Fuß in Eisen
gehüllt. Seine Rüstung, die den ganzen Körper be-
deckte, bestand entweder aus eisernen, netzartig ineinander
verschlungenen Ringen, dünnen Eisenplatten oder aus star-
kem Leder. Eine solche Rüstung glich dem Schuppenpan-
zer, war mit Leinwand oder Leder gefüttert, wurde am Halse
durch Riemen zusammengehalten, war sehr gelenkig und
widerstand besonders Schwertstreichen und Pikenstichen.
Sie kam im 14. Jahrhundert sehr in Aufnahme und
war oft zierlich mit Gold und Silber ausgelegt. Zum
völlig gerüsteten Krieger gehörte ferner Helm, von glei-
cher Beschaffenheit wie die Rüstung, und Schild.
Letzterer war rund oder dreieckig, mit starkem Leder über-
[Spaltenumbruch] zogen, mit Kupfer oder Eisen eingefaßt und wurde durch
zwei an der innern Seite angebrachte Riemen an den
linken Arm geschnallt. Die Helme waren entweder kegel-
oder pyramidenförmig, hatten rings herum einen schirmar-
tigen Vorsprung, um das Gesicht gegen Querstreiche zu
schützen, oder cylinderförmig, bedeckten den ganzen Kopf
und hatten blos Löcher zum Sehen und Athmen. ( Abbil-
dung I. ) Die Helmbüsche kamen erst unter Richard III.
in Gebrauch. Überhaupt hatte sich unter diesem Für-
sten die Kriegstracht bedeutend verbessert. Damals trug
z. B. ein Reiter im Felde Stahlschuhe, Beinschienen,
Lendenstücke, Panzerhosen, einen Küraß oder Brusthar-
nisch, Armschienen, Schulterstücke, Panzerhandschuhe,
einen Mantel, Helm, Schild und ein kurzes und lan-
ges Schwert. Nach Einführung der Feuergewehre tra-
ten an die Stelle der frühern Rüstungen ungewöhn-
lich starke Eisenpanzer, kamen aber ihrer Schwere we-
gen bald wieder außer Gebrauch und unter Jakob I. sogar
auch Helm und Küraß.

Das Fußvolk hatte Speere, Schleudern, Wurfspieße,
Bogen, Armbrüste, Pfeile, Schwerter, die Reiterei Lan-
zen, Schwerter und Dolche. Der Bogen und die Armbrust
wurden unter Wilhelm dem Eroberer ( 1066 ) im englischen
Heere eingeführt. Zur Zeit Eduard III. galten besonders die
Schützen mit langen Bogen für die besten Soldaten und
waren selbst noch lange nach Erfindung des Schießpulvers
gefürchtet. Hierin standen die Franzosen den Engländern
weit nach und die glänzenden Siege bei Cressy, Poitiers
und Azincourt waren hauptsächlich das Ergebniß der
Trefflichkeit der englischen Bogenschützen. Selbst die
damals vielgerühmten Lanzenmänner der Schotten und
die eisenumgürteten Ritter der Franzosen mußten ihnen
nachstehen. Eduard IV. befahl, daß jeder Engländer
oder Jrländer einen Bogen von der Länge seines Kör-
pers aus einem dauerhaften Holze führen, jede Ge-
meinde in ihrem Gebiete einen Wall aufwerfen und je-
der Bogenschütze sich daran üben sollte. Die Pfeile wa-
ren von verschiedener Länge und Schwere, die leich-
tern gewöhnlich zwei bis drei Fuß lang, die schwerern
1 / 2 Elle. Jeder Schütze trug 24 derselben im Köcher
und 12 im Gürtel. Am untern Ende war jeder Pfeil
mit drei Federn geziert und wenn die Bogenschützen in
Masse schossen, so glichen, wie der französische Geschicht-
schreiber Froissart sagt, die in der Luft fliegenden
Pfeile fallenden Schneeflocken. Oft waren sie vergif-
tet oder mit brennbaren Stoffen gefüllt. Außer dem
Bogen trug jeder Schütze einen Schild, ein Beil und
einen an beiden Enden zugespitzten Stock, welcher, an
einem langen Seile befestigt, als Wurfspieß diente. War
der Feind durch Pfeile und Wurfspieße in Unordnung
gebracht, so griff man zur schmalen Streitaxt oder zum
Schwerte und vollendete die Niederlage. Wann der
Bogen bei den Engländern außer Gebrauch kam, ist
unbekannt. Wir finden ihn noch lange nach Einfüh-
rung der Feuergewehre, und dies darf nicht wundern,
wenn wir bedenken, wie unbequem diese Waffe noch zu
Anfange des vorigen Jahrhunderts war. Die Armbrust
wurde unter Heinrich VIII. eingeführt. ( Abbildung II. )

Vor Einführung der Kanonen bedienten sich die
Engländer bei Belagerungen großer Maschinen, welche
Wurfspieße und Steine oft ungeheuere Strecken weit
schleuderten. Eduard III. soll sich schon 1327 gegen
die Schotten und 1346 in der Schlacht bei Cressy ei-
ner Art von Kanonen oder vielmehr kurzer Bomben-
mörser bedient haben, die zwar noch sehr unvollkom-
men, dennoch wegen ihrer Leichtigkeit im Felde weit
nützlicher waren als die alten ungeheuern Wurf= und
Belagerungsmaschinen. Sie waren kurz, von großem
[Ende Spaltensatz]

*) Über ihn und seine Verdienste werden wir nächstens
in dieser Zeitschrift sprechen.

Das Pfennig=Magazin.
[Beginn Spaltensatz] und wurde 1813 von den versammelten Abgeordneten
der Provinzen erklärt. Die Grausamkeit des langen,
oft wechselvollen Kampfes erbitterte die Eingeborenen
noch mehr, bis endlich die Spanier, von dem Mutter-
lande nur schwach unterstützt, den Creolen die Selbstbe-
waffnung gestatten mußten. Die einzelnen Provinzen
führten abgesonderte Verwaltungen ein. Ein glücklicher
Feldherr, Jturbide, ließ sich 1822 zum Kaiser ausru-
fen, mußte aber im folgenden Jahre, nach einem bluti-
gen Kampfe mit seinen mächtigen Gegnern, das Land
verlassen. Die neue Staatsverfassung, die 1824 ein-
geführt wurde, war der nordamerikanischen nachgebildet.
Die aus 21 einzelnen unabhängigen Staaten bestehende
Republik bildete einen Bundesstaat, dessen Gesammtan-
gelegenheiten ein Congreß und ein auf vier Jahre ge-
wählter Präsident leitete. Kämpfe zwischen streitenden
Parteien störten aber unablässig die Ruhe des Landes,
bis endlich 1835 durch den Einfluß des siegreichen
Feldherrn Santana Anträge zur Umgestaltung jener Ver-
fassung gemacht wurden. Neue Zerwürfnisse wurden
dadurch herbeigeführt, und noch ist Mexicos Schicksal
nicht entschieden.

( Fortsetzung folgt in Nr. 157. )



Das Kriegswesen der Engländer im Mittelalter.

Unter dem deutschen Volksstamme der Angelsachsen,
die im 5. Jahrhunderte ihre Herrschaft in Eng-
land gründeten, war das Kriegswesen wenig ausgebil-
det, und erst Alfred der Große *) gab der Volksbewaff-
nung und den Vertheidigungsanstalten des Landes eine
kräftigere Entwickelung, welche ihm seine Siege über
die nordischen Seeräuber sicherten, die seit dem 9.
Jahrhunderte England verheert hatten. Der Ver-
fall der Kriegszucht unter seinem schwächern Nachfolger
erleichterte den Dänen zu Anfange des 11. Jahrhun-
derts die Unterjochung des Landes, und erst als nach den
Zerrüttungen, die aus diesem Ereignisse hervorgingen,
Wilhelm, Herzog von der Normandie, in der Schlacht
bei Hastings ( 1066 ) durch überlegene Kriegskunst die
Angelsachsen besiegt und England erobert hatte, erhielt,
wie die Verfassung und die Sitten des Volkes, auch
das Kriegswesen eine gänzliche Umwandlung, und es
wurde der Grund zu der Überlegenheit gelegt, welche
die englischen Waffen später gegen ihre Nachbarn, die
Jrländer, die Schottländer und selbst gegen die Fran-
zosen behaupteten.

Wir wollen uns hier nur darauf beschränken, Ei-
niges über Kriegstracht, Waffen und Kriegszucht der
Engländer im 14. und 15. Jahrhunderte mitzutheilen.

Der Soldat, er mochte zum Fußvolke oder zur
Reiterei gehören, war vom Kopf bis zum Fuß in Eisen
gehüllt. Seine Rüstung, die den ganzen Körper be-
deckte, bestand entweder aus eisernen, netzartig ineinander
verschlungenen Ringen, dünnen Eisenplatten oder aus star-
kem Leder. Eine solche Rüstung glich dem Schuppenpan-
zer, war mit Leinwand oder Leder gefüttert, wurde am Halse
durch Riemen zusammengehalten, war sehr gelenkig und
widerstand besonders Schwertstreichen und Pikenstichen.
Sie kam im 14. Jahrhundert sehr in Aufnahme und
war oft zierlich mit Gold und Silber ausgelegt. Zum
völlig gerüsteten Krieger gehörte ferner Helm, von glei-
cher Beschaffenheit wie die Rüstung, und Schild.
Letzterer war rund oder dreieckig, mit starkem Leder über-
[Spaltenumbruch] zogen, mit Kupfer oder Eisen eingefaßt und wurde durch
zwei an der innern Seite angebrachte Riemen an den
linken Arm geschnallt. Die Helme waren entweder kegel-
oder pyramidenförmig, hatten rings herum einen schirmar-
tigen Vorsprung, um das Gesicht gegen Querstreiche zu
schützen, oder cylinderförmig, bedeckten den ganzen Kopf
und hatten blos Löcher zum Sehen und Athmen. ( Abbil-
dung I. ) Die Helmbüsche kamen erst unter Richard III.
in Gebrauch. Überhaupt hatte sich unter diesem Für-
sten die Kriegstracht bedeutend verbessert. Damals trug
z. B. ein Reiter im Felde Stahlschuhe, Beinschienen,
Lendenstücke, Panzerhosen, einen Küraß oder Brusthar-
nisch, Armschienen, Schulterstücke, Panzerhandschuhe,
einen Mantel, Helm, Schild und ein kurzes und lan-
ges Schwert. Nach Einführung der Feuergewehre tra-
ten an die Stelle der frühern Rüstungen ungewöhn-
lich starke Eisenpanzer, kamen aber ihrer Schwere we-
gen bald wieder außer Gebrauch und unter Jakob I. sogar
auch Helm und Küraß.

Das Fußvolk hatte Speere, Schleudern, Wurfspieße,
Bogen, Armbrüste, Pfeile, Schwerter, die Reiterei Lan-
zen, Schwerter und Dolche. Der Bogen und die Armbrust
wurden unter Wilhelm dem Eroberer ( 1066 ) im englischen
Heere eingeführt. Zur Zeit Eduard III. galten besonders die
Schützen mit langen Bogen für die besten Soldaten und
waren selbst noch lange nach Erfindung des Schießpulvers
gefürchtet. Hierin standen die Franzosen den Engländern
weit nach und die glänzenden Siege bei Cressy, Poitiers
und Azincourt waren hauptsächlich das Ergebniß der
Trefflichkeit der englischen Bogenschützen. Selbst die
damals vielgerühmten Lanzenmänner der Schotten und
die eisenumgürteten Ritter der Franzosen mußten ihnen
nachstehen. Eduard IV. befahl, daß jeder Engländer
oder Jrländer einen Bogen von der Länge seines Kör-
pers aus einem dauerhaften Holze führen, jede Ge-
meinde in ihrem Gebiete einen Wall aufwerfen und je-
der Bogenschütze sich daran üben sollte. Die Pfeile wa-
ren von verschiedener Länge und Schwere, die leich-
tern gewöhnlich zwei bis drei Fuß lang, die schwerern
1 / 2 Elle. Jeder Schütze trug 24 derselben im Köcher
und 12 im Gürtel. Am untern Ende war jeder Pfeil
mit drei Federn geziert und wenn die Bogenschützen in
Masse schossen, so glichen, wie der französische Geschicht-
schreiber Froissart sagt, die in der Luft fliegenden
Pfeile fallenden Schneeflocken. Oft waren sie vergif-
tet oder mit brennbaren Stoffen gefüllt. Außer dem
Bogen trug jeder Schütze einen Schild, ein Beil und
einen an beiden Enden zugespitzten Stock, welcher, an
einem langen Seile befestigt, als Wurfspieß diente. War
der Feind durch Pfeile und Wurfspieße in Unordnung
gebracht, so griff man zur schmalen Streitaxt oder zum
Schwerte und vollendete die Niederlage. Wann der
Bogen bei den Engländern außer Gebrauch kam, ist
unbekannt. Wir finden ihn noch lange nach Einfüh-
rung der Feuergewehre, und dies darf nicht wundern,
wenn wir bedenken, wie unbequem diese Waffe noch zu
Anfange des vorigen Jahrhunderts war. Die Armbrust
wurde unter Heinrich VIII. eingeführt. ( Abbildung II. )

Vor Einführung der Kanonen bedienten sich die
Engländer bei Belagerungen großer Maschinen, welche
Wurfspieße und Steine oft ungeheuere Strecken weit
schleuderten. Eduard III. soll sich schon 1327 gegen
die Schotten und 1346 in der Schlacht bei Cressy ei-
ner Art von Kanonen oder vielmehr kurzer Bomben-
mörser bedient haben, die zwar noch sehr unvollkom-
men, dennoch wegen ihrer Leichtigkeit im Felde weit
nützlicher waren als die alten ungeheuern Wurf= und
Belagerungsmaschinen. Sie waren kurz, von großem
[Ende Spaltensatz]

*) Über ihn und seine Verdienste werden wir nächstens
in dieser Zeitschrift sprechen.
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Überhaupt hatte sich unter diesem Für- sten die Kriegstracht bedeutend verbessert. Damals trug z. B. ein Reiter im Felde Stahlschuhe, Beinschienen, Lendenstücke, Panzerhosen, einen Küraß oder Brusthar- nisch, Armschienen, Schulterstücke, Panzerhandschuhe, einen Mantel, Helm, Schild und ein kurzes und lan- ges Schwert. Nach Einführung der Feuergewehre tra- ten an die Stelle der frühern Rüstungen ungewöhn- lich starke Eisenpanzer, kamen aber ihrer Schwere we- gen bald wieder außer Gebrauch und unter Jakob I. sogar auch Helm und Küraß. Das Fußvolk hatte Speere, Schleudern, Wurfspieße, Bogen, Armbrüste, Pfeile, Schwerter, die Reiterei Lan- zen, Schwerter und Dolche. Der Bogen und die Armbrust wurden unter Wilhelm dem Eroberer ( 1066 ) im englischen Heere eingeführt. Zur Zeit Eduard III. galten besonders die Schützen mit langen Bogen für die besten Soldaten und waren selbst noch lange nach Erfindung des Schießpulvers gefürchtet. Hierin standen die Franzosen den Engländern weit nach und die glänzenden Siege bei Cressy, Poitiers und Azincourt waren hauptsächlich das Ergebniß der Trefflichkeit der englischen Bogenschützen. Selbst die damals vielgerühmten Lanzenmänner der Schotten und die eisenumgürteten Ritter der Franzosen mußten ihnen nachstehen. Eduard IV. befahl, daß jeder Engländer oder Jrländer einen Bogen von der Länge seines Kör- pers aus einem dauerhaften Holze führen, jede Ge- meinde in ihrem Gebiete einen Wall aufwerfen und je- der Bogenschütze sich daran üben sollte. Die Pfeile wa- ren von verschiedener Länge und Schwere, die leich- tern gewöhnlich zwei bis drei Fuß lang, die schwerern 1 / 2 Elle. Jeder Schütze trug 24 derselben im Köcher und 12 im Gürtel. Am untern Ende war jeder Pfeil mit drei Federn geziert und wenn die Bogenschützen in Masse schossen, so glichen, wie der französische Geschicht- schreiber Froissart sagt, die in der Luft fliegenden Pfeile fallenden Schneeflocken. Oft waren sie vergif- tet oder mit brennbaren Stoffen gefüllt. Außer dem Bogen trug jeder Schütze einen Schild, ein Beil und einen an beiden Enden zugespitzten Stock, welcher, an einem langen Seile befestigt, als Wurfspieß diente. War der Feind durch Pfeile und Wurfspieße in Unordnung gebracht, so griff man zur schmalen Streitaxt oder zum Schwerte und vollendete die Niederlage. Wann der Bogen bei den Engländern außer Gebrauch kam, ist unbekannt. Wir finden ihn noch lange nach Einfüh- rung der Feuergewehre, und dies darf nicht wundern, wenn wir bedenken, wie unbequem diese Waffe noch zu Anfange des vorigen Jahrhunderts war. Die Armbrust wurde unter Heinrich VIII. eingeführt. ( Abbildung II. ) Vor Einführung der Kanonen bedienten sich die Engländer bei Belagerungen großer Maschinen, welche Wurfspieße und Steine oft ungeheuere Strecken weit schleuderten. Eduard III. soll sich schon 1327 gegen die Schotten und 1346 in der Schlacht bei Cressy ei- ner Art von Kanonen oder vielmehr kurzer Bomben- mörser bedient haben, die zwar noch sehr unvollkom- men, dennoch wegen ihrer Leichtigkeit im Felde weit nützlicher waren als die alten ungeheuern Wurf= und Belagerungsmaschinen. Sie waren kurz, von großem *) Über ihn und seine Verdienste werden wir nächstens in dieser Zeitschrift sprechen.

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 156. Leipzig (Sachsen), 26. März 1836, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig156_1836/3>, abgerufen am 24.11.2024.