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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 100. Leipzig (Sachsen), 30. November 1854.

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[Beginn Spaltensatz] Enthaupteten alsbald mit den benachbarten Edelleuten
verbunden und streiften mit diesen gegen die Stadt,
sodaß sich Keiner mehr herauswagen durfte; allein die
Willkürherrschaft im Jnnern dauerte nach wie vor fort.
Erst als man sich mit den bittersten Klagen über die
Rebellen an den Kaiser, an die benachbarten Fürsten,
besonders aber an Lübeck und die übrigen Hansestädte
wandte, gestaltete sich die Aussicht erfreulicher, den
verlassenen Halberstädtern die heiß ersehnte Hülfe zu
leisten.

Die Hansa beschloß im Jahre 1425 zu Braun-
schweig, die Sache mit Ernst anzugreifen, damit der-
gleichen nicht auch in andern Städten geschehe, und
schon im Juli desselben Jahres rückten die Magdebur-
ger und Braunschweiger mit den Truppen des Bischofs
vor Halberstadt. Allein sie verlangten vergebens die
Auslieferung der Rädelsführer, um sie vor einem im
Lager niederzusetzenden Gerichte zur Verantwortung zu
ziehen. Darauf stießen noch Truppen zu ihnen von
Hannover, Goslar, Hildesheim, Halle, Lüneburg,
Helmstedt, Quedlinburg und Aschersleben, sodaß end-
lich an 1500 Gewappnete zusammenkamen, welche
nun die Stadt förmlich zu belagern anfingen.

Der erste Schuß ging zwar über die Stadt weg,
der zweite aber traf die Burg, den Petershof, dicht
neben der Liebfrauenkirche belegen. Diesen Ernst hatte
Matthias nicht erwartet. Und da nun das Volk im-
mer mehr in Furcht und Schrecken gerieth und immer
lauter über seine traurige Lage klagte, so hielt der Un-
hold sich nicht länger für sicher und ergriff mit seinem
Sohne heimlich die Flucht über die Stadtmauer. Es
[Spaltenumbruch] ward aber sogleich ein Preis von 100 Schock Gro-
schen auf ihre Köpfe gesetzt, und trotzdem, daß sie sich
als Drescher verkleidet hatten, so wurden sie doch we-
nige Stunden nach ihrem Entweichen auf dem Wege
nach Blankenburg von einem Fuhrmanne erkannt, der
sich ihrer bemächtigte und sie dem Grafen von Rein-
stein übergab.

Durch fortgesetztes Beschießen der Stadt brachte
man es bald dahin, daß auch die übrigen Rädelsfüh-
rer, Hans Matthias, der Bruder des langen Mat-
thias, und Werner Winecke, die sich versteckt hatten,
ausgeliefert wurden und die Stadt sich endlich ergab.
Noch an demselben Abend ließ der Bischof diesen Bei-
den sowie dem inzwischen auch herbeigebrachten langen
Matthias und seinem Sohne den Proceß machen und
ihnen die Köpfe abschlagen. Jhre Leiber wurden an
verschiedenen Orten in der Nähe von Wehrstedt ver-
scharrt und zum ewigen Gedächtniß ihres Frevels setzte
man große und lange Steine auf ihre Gräber, die
noch jetzt der lange Matthias genannt werden.

Die Abgeordneten der Hansestädte setzten nun den
alten Rath wieder ein; die Stadt aber mußte den
Ausgeplünderten den erlittenen Schaden ersetzen, die
Vertriebenen wieder aufnehmen, die enthaupteten Raths-
herren in der Martinikirche feierlich beerdigen lassen,
gewisse Summen zu Seelenmessen für dieselben aus-
setzen, sich verschiedener Vorrechte und Anmaßungen
dem Bischof gegenüber begeben und zuletzt froh sein,
daß dieser sich anstatt der gefoderten 10,000 Gulden
Kriegskosten mit 3000 Gulden begnügte und die Stadt
nicht aller ihrer Freiheiten und Privilegien beraubte.

[Ende Spaltensatz]

Die Säemaschine.
[Abbildung]
[Beginn Spaltensatz]

Dieses Ackergeräth vereinigt zugleich die Eigenschaft
des Säens und die des unmittelbaren Eggens. Seine
ganze Breite ist 56 Zoll und es wiegt in allem 220
Pfund. Es hat zwei Trichter, wohinein man die
Saat schüttet; in dem einen befinden sich vier Öffnun-
gen und in dem andern drei, welche sich, wenn die
Maschine in Thätigkeit ist, vermittelst des Drucks auf
einen Knopf, nach Verlangen selbst verschließen. Jede
[Spaltenumbruch] dieser Öffnungen hat sieben Löcher von verschiedener
Größe; man öffnet nur die, welche für das zu säende
Getreide erfoderlich sind. Jene Löcher sind in Verbin-
dung mit einem Cylinder, welcher mittels seines Her-
umdrehens die Saat in ebenso viel Röhren leitet,
welche bis zum Erdboden hinabgehen; diese Röhren
haben gegeneinander einen Zwischenraum von acht Zoll.
Sieben Pflugeisen, die ihnen vorangehen, machen die
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Enthaupteten alsbald mit den benachbarten Edelleuten
verbunden und streiften mit diesen gegen die Stadt,
sodaß sich Keiner mehr herauswagen durfte; allein die
Willkürherrschaft im Jnnern dauerte nach wie vor fort.
Erst als man sich mit den bittersten Klagen über die
Rebellen an den Kaiser, an die benachbarten Fürsten,
besonders aber an Lübeck und die übrigen Hansestädte
wandte, gestaltete sich die Aussicht erfreulicher, den
verlassenen Halberstädtern die heiß ersehnte Hülfe zu
leisten.

Die Hansa beschloß im Jahre 1425 zu Braun-
schweig, die Sache mit Ernst anzugreifen, damit der-
gleichen nicht auch in andern Städten geschehe, und
schon im Juli desselben Jahres rückten die Magdebur-
ger und Braunschweiger mit den Truppen des Bischofs
vor Halberstadt. Allein sie verlangten vergebens die
Auslieferung der Rädelsführer, um sie vor einem im
Lager niederzusetzenden Gerichte zur Verantwortung zu
ziehen. Darauf stießen noch Truppen zu ihnen von
Hannover, Goslar, Hildesheim, Halle, Lüneburg,
Helmstedt, Quedlinburg und Aschersleben, sodaß end-
lich an 1500 Gewappnete zusammenkamen, welche
nun die Stadt förmlich zu belagern anfingen.

Der erste Schuß ging zwar über die Stadt weg,
der zweite aber traf die Burg, den Petershof, dicht
neben der Liebfrauenkirche belegen. Diesen Ernst hatte
Matthias nicht erwartet. Und da nun das Volk im-
mer mehr in Furcht und Schrecken gerieth und immer
lauter über seine traurige Lage klagte, so hielt der Un-
hold sich nicht länger für sicher und ergriff mit seinem
Sohne heimlich die Flucht über die Stadtmauer. Es
[Spaltenumbruch] ward aber sogleich ein Preis von 100 Schock Gro-
schen auf ihre Köpfe gesetzt, und trotzdem, daß sie sich
als Drescher verkleidet hatten, so wurden sie doch we-
nige Stunden nach ihrem Entweichen auf dem Wege
nach Blankenburg von einem Fuhrmanne erkannt, der
sich ihrer bemächtigte und sie dem Grafen von Rein-
stein übergab.

Durch fortgesetztes Beschießen der Stadt brachte
man es bald dahin, daß auch die übrigen Rädelsfüh-
rer, Hans Matthias, der Bruder des langen Mat-
thias, und Werner Winecke, die sich versteckt hatten,
ausgeliefert wurden und die Stadt sich endlich ergab.
Noch an demselben Abend ließ der Bischof diesen Bei-
den sowie dem inzwischen auch herbeigebrachten langen
Matthias und seinem Sohne den Proceß machen und
ihnen die Köpfe abschlagen. Jhre Leiber wurden an
verschiedenen Orten in der Nähe von Wehrstedt ver-
scharrt und zum ewigen Gedächtniß ihres Frevels setzte
man große und lange Steine auf ihre Gräber, die
noch jetzt der lange Matthias genannt werden.

Die Abgeordneten der Hansestädte setzten nun den
alten Rath wieder ein; die Stadt aber mußte den
Ausgeplünderten den erlittenen Schaden ersetzen, die
Vertriebenen wieder aufnehmen, die enthaupteten Raths-
herren in der Martinikirche feierlich beerdigen lassen,
gewisse Summen zu Seelenmessen für dieselben aus-
setzen, sich verschiedener Vorrechte und Anmaßungen
dem Bischof gegenüber begeben und zuletzt froh sein,
daß dieser sich anstatt der gefoderten 10,000 Gulden
Kriegskosten mit 3000 Gulden begnügte und die Stadt
nicht aller ihrer Freiheiten und Privilegien beraubte.

[Ende Spaltensatz]

Die Säemaschine.
[Abbildung]
[Beginn Spaltensatz]

Dieses Ackergeräth vereinigt zugleich die Eigenschaft
des Säens und die des unmittelbaren Eggens. Seine
ganze Breite ist 56 Zoll und es wiegt in allem 220
Pfund. Es hat zwei Trichter, wohinein man die
Saat schüttet; in dem einen befinden sich vier Öffnun-
gen und in dem andern drei, welche sich, wenn die
Maschine in Thätigkeit ist, vermittelst des Drucks auf
einen Knopf, nach Verlangen selbst verschließen. Jede
[Spaltenumbruch] dieser Öffnungen hat sieben Löcher von verschiedener
Größe; man öffnet nur die, welche für das zu säende
Getreide erfoderlich sind. Jene Löcher sind in Verbin-
dung mit einem Cylinder, welcher mittels seines Her-
umdrehens die Saat in ebenso viel Röhren leitet,
welche bis zum Erdboden hinabgehen; diese Röhren
haben gegeneinander einen Zwischenraum von acht Zoll.
Sieben Pflugeisen, die ihnen vorangehen, machen die
[Ende Spaltensatz]

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[380/0004] 380 Enthaupteten alsbald mit den benachbarten Edelleuten verbunden und streiften mit diesen gegen die Stadt, sodaß sich Keiner mehr herauswagen durfte; allein die Willkürherrschaft im Jnnern dauerte nach wie vor fort. Erst als man sich mit den bittersten Klagen über die Rebellen an den Kaiser, an die benachbarten Fürsten, besonders aber an Lübeck und die übrigen Hansestädte wandte, gestaltete sich die Aussicht erfreulicher, den verlassenen Halberstädtern die heiß ersehnte Hülfe zu leisten. Die Hansa beschloß im Jahre 1425 zu Braun- schweig, die Sache mit Ernst anzugreifen, damit der- gleichen nicht auch in andern Städten geschehe, und schon im Juli desselben Jahres rückten die Magdebur- ger und Braunschweiger mit den Truppen des Bischofs vor Halberstadt. Allein sie verlangten vergebens die Auslieferung der Rädelsführer, um sie vor einem im Lager niederzusetzenden Gerichte zur Verantwortung zu ziehen. Darauf stießen noch Truppen zu ihnen von Hannover, Goslar, Hildesheim, Halle, Lüneburg, Helmstedt, Quedlinburg und Aschersleben, sodaß end- lich an 1500 Gewappnete zusammenkamen, welche nun die Stadt förmlich zu belagern anfingen. Der erste Schuß ging zwar über die Stadt weg, der zweite aber traf die Burg, den Petershof, dicht neben der Liebfrauenkirche belegen. Diesen Ernst hatte Matthias nicht erwartet. Und da nun das Volk im- mer mehr in Furcht und Schrecken gerieth und immer lauter über seine traurige Lage klagte, so hielt der Un- hold sich nicht länger für sicher und ergriff mit seinem Sohne heimlich die Flucht über die Stadtmauer. Es ward aber sogleich ein Preis von 100 Schock Gro- schen auf ihre Köpfe gesetzt, und trotzdem, daß sie sich als Drescher verkleidet hatten, so wurden sie doch we- nige Stunden nach ihrem Entweichen auf dem Wege nach Blankenburg von einem Fuhrmanne erkannt, der sich ihrer bemächtigte und sie dem Grafen von Rein- stein übergab. Durch fortgesetztes Beschießen der Stadt brachte man es bald dahin, daß auch die übrigen Rädelsfüh- rer, Hans Matthias, der Bruder des langen Mat- thias, und Werner Winecke, die sich versteckt hatten, ausgeliefert wurden und die Stadt sich endlich ergab. Noch an demselben Abend ließ der Bischof diesen Bei- den sowie dem inzwischen auch herbeigebrachten langen Matthias und seinem Sohne den Proceß machen und ihnen die Köpfe abschlagen. Jhre Leiber wurden an verschiedenen Orten in der Nähe von Wehrstedt ver- scharrt und zum ewigen Gedächtniß ihres Frevels setzte man große und lange Steine auf ihre Gräber, die noch jetzt der lange Matthias genannt werden. Die Abgeordneten der Hansestädte setzten nun den alten Rath wieder ein; die Stadt aber mußte den Ausgeplünderten den erlittenen Schaden ersetzen, die Vertriebenen wieder aufnehmen, die enthaupteten Raths- herren in der Martinikirche feierlich beerdigen lassen, gewisse Summen zu Seelenmessen für dieselben aus- setzen, sich verschiedener Vorrechte und Anmaßungen dem Bischof gegenüber begeben und zuletzt froh sein, daß dieser sich anstatt der gefoderten 10,000 Gulden Kriegskosten mit 3000 Gulden begnügte und die Stadt nicht aller ihrer Freiheiten und Privilegien beraubte. Die Säemaschine. [Abbildung] Dieses Ackergeräth vereinigt zugleich die Eigenschaft des Säens und die des unmittelbaren Eggens. Seine ganze Breite ist 56 Zoll und es wiegt in allem 220 Pfund. Es hat zwei Trichter, wohinein man die Saat schüttet; in dem einen befinden sich vier Öffnun- gen und in dem andern drei, welche sich, wenn die Maschine in Thätigkeit ist, vermittelst des Drucks auf einen Knopf, nach Verlangen selbst verschließen. Jede dieser Öffnungen hat sieben Löcher von verschiedener Größe; man öffnet nur die, welche für das zu säende Getreide erfoderlich sind. Jene Löcher sind in Verbin- dung mit einem Cylinder, welcher mittels seines Her- umdrehens die Saat in ebenso viel Röhren leitet, welche bis zum Erdboden hinabgehen; diese Röhren haben gegeneinander einen Zwischenraum von acht Zoll. Sieben Pflugeisen, die ihnen vorangehen, machen die

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 100. Leipzig (Sachsen), 30. November 1854, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig100_1854/4>, abgerufen am 10.06.2024.