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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 89. Leipzig (Sachsen), 7. September 1854.

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Mannichfaltiges.
[Beginn Spaltensatz]

Ein Sonnenuntergang auf dem Mittelländischen
Meere. "Als ich -- schreibt Moritz Hartmann in seinem
Tagebuche aus Languedoc -- auf die Platform des Felsens
( bei Marseille ) trat, der die Kapelle von Notre Dame de la
Garde trägt, lag die Sonne schon als ungeheure Kugel auf
dem äußersten Rande des Horizonts. Hafen und Stadt deckte
bereits webende Dämmerung; die Leuchtthürme waren ange-
zündet. Über der Bläue des Meeres zitterte ein bräunlicher
Schleier. Aber die Spitzen der Berge leuchteten und die
Kuppen, die gleich einem gewaltigen Candelaber die Sonne
in ihren Armen festzuhalten schienen, sprühten und brannten
wie weißglühendes Metall. Langsam begann nun das Rücken
und Sinken des großen Erleuchters; die Strahlen verloren
ihre Kraft, man konnte dem Scheidenden ruhig ins Ange-
sicht schauen, das unverhüllt dem Zurückbleibenden lächelte.
Endlich lag nur noch ein schmaler Kranz wie ein Golddiadem
auf dem höchsten der Berghäupter; endlich verschwand auch
er. Die Sonne versank und in diesem Augenblicke flogen
nach rechts und links, wie zwei purpurne Schlangen, die tief-
getränkten Lichtstreifen hin am ganzen westlichen Horizont;
sie blitzten auf und verbreiteten sich als dunkelglühende Abend-
röthe über das halbe Firmament. Ein leiser Wind erhob sich
und sanft lispelte und murmelte das Meer, wie ein Kind im
Einschlafen."



Die Zahl der Juden in der Türkei gibt Ubicini auf
150,000 an, von denen etwas weniger als die Hälfte in der
europäischen Türkei wohnt, der vierte Theil etwa in Kon-
stantinopel. Nach der Hauptstadt kommen dann Salonichi,
Smyrna, Brussa, Jerusalem. Die meisten Juden in der Tür-
kei sind Talmudisten und stecken voller Aberglauben. Es gibt
unter ihnen nur wenige Karaiten, die den Talmud verwerfen
und sich blos an das Alte Testament, vorwaltend an die fünf
Bücher Moses halten. So sind die Karaiten gewissermaßen
die Protestanten unter den Juden. Zu Konstantinopel be-
finden sich etwa 40 karaitische Familien, die im Dorfe Khas-
Köi am Goldenen Horn eine eigene Synagoge haben. Eine
besondere Kaste von Juden haust in Salonichi. Hier wohnen
mehr als 6000 zum Jslam bekehrte Juden, die öffentlich alle
Gebräuche des Jslam mitmachen, im Geheimen aber noch dem
Judenthume anhängen, sich durchaus nur unter sich verhei-
rathen und ganz abgesondert leben.



Die frische Banane nennt Bogumil Goltz ein " Myste-
rium der himmlischen Conditorei". Von der Schale befreit
ist sie einer kleinen Gurke ähnlich. Die Farbe des Fleisches
ist blässer wie das der Apfelsine, fast chamois; der Geschmack
überaus fein, ein mildes Gemisch von Apfelsine und Citrone,
die mit Zucker, Mehl und Butter zu einer feinen Teigmasse
geknetet sind. Für 70 Para ( == 4 Ngr. ) kauft man in
Alexandrien eine Mandel Bananen.



Amerikanische Entscheidung. "Jch sah -- schrieb ein
Auswanderer unter Anderm in die Heimat -- im Garten
eines reichen Amerikaners einen prachtvollen Pfirsichbaum,
mit halbreifen Früchten dermaßen behangen, daß ich zu einem
Anbringen von Stützen rieth, damit der schöne Baum nicht
breche. "Fällt mir nicht ein", sagte der Amerikaner. "Hat
der Baum so viel aufgeladen, mag er auch zusehen, wie er
die Last trägt.""



Nussische Sprüchwörter. Lobe den Apfel erst, wenn
er zerschnitten ist. -- Wenn der Hahn ein Messer ausscharrt,
soll er es nicht in die Küche tragen. -- Der Wind weht,
aber die Welle meint sich selbst zu erheben. -- Wenn es Ru-
bel regnet, fehlt es an einem Sacke; wenn der Sack da ist,
regnet es keine Rubel. -- Weil der Pfeffer den Zahn nicht
beißen kann, so beißt er die Zunge. -- Willst du hier schon
wie im Himmel sein, so mache dich zuvor zum Engel. --
Wer zur Maus bestimmt ist, ist für die Katze geboren. --
Vom Liegen rostet das Beil. -- Es ist Mancher so faul, er
möchte gleich Butter melken von der Kuh. -- Man kann auch
[Spaltenumbruch] mit kleiner Axt große Späne hauen. -- Der Kiesel nennt
den Diamanten seine Mutter. -- Wenn der Schneider nicht
von der Elle redet, so redet er vom Tuch. -- Jm Sommer
lobt Jeder die Kälte des Winters. -- Eine leere Flasche ist
nur ein Scherben. -- Ehre ist wie ein Glasschuh, man muß
vorsichtig darin auftreten. -- Der Eine zieht die Melonen,
der Andere ißt sie. -- Des Tischlers Familie ißt an einem
wackeligen Tische. -- Ein eigener Kaftan wärmt mehr, als
ein fremder Bärenpelz. -- Der Hase ist sicher, nach dem zehn
Jäger schießen.



Der große Bienenkorb -- ( the great beehive ) -- ist
die passende aus mächtig großen eisernen Buchstaben zusammen-
gefügte Jnschrift eines Fabrikhauses in Manchester, in wel-
chem täglich etwa 1200 männliche Arbeiter beschäftigt sind
und außer ihnen in langen Sälen mehr als 500 Frauen und
Mädchen sitzen und Baumwollengarn haspeln.



Das Haus des ehemaligen Bildhauers Nik. Bachelier
am Dreieinigkeitsplatze in Toulouse, ein zweistöckiges Gebäude
von drei Fenstern Front, ist von unten bis oben mit Bild-
nissen, Medaillons und Jnschriften bedeckt. Ebenso ist der
Hof, den eine Mauer umzieht, geschmückt. Unter den Jn-
schriften zeichnet sich die über dem Brunnen aus. Sie lautet
in altem Französisch also:

Cil qui boyra de l'eau de ce puyts
Soif encor aura depuys,
Mais cil qui boyra l'eau divine,
Tousiours et mounde et cristalline,
A jamais en son coeur aura
Source, qui point ne tarira.

( Wer trinkt von diesem Born allein,
Wird auch nachher noch durstig sein;
Doch wer am Quell der Gnade trinket,
Der immer klar und lauter blinket,
Wird haben auf immer im Herzensgrund
Wasser, das fließet zu jeder Stund '. )


Der Talabaum ( Talapat, Schirmpalme, Corypha
umbraculifera
) auf Ceylon und Malabar ist Gegenstand der
Bewunderung aller Reisenden. Einen 140--150 Fuß hohen
Schaft krönt ein Kranz von Blättern, deren ein einziges ge-
wöhnlich einen Umfang von 25--30 Fuß hat. Ein nach Eng-
land gebrachtes Blatt dieses Baumes mißt 11 Fuß Höhe,
16 Fuß Breite und hat einen Umfang von 38--40 Fuß, so-
daß es eine Tafel von sechs Personen vor der Sonne beschattet.



Die Segel auf den Seeschiffen führen im Munde der
Matrosen, die sie zu bedienen haben, oft sonderbare Namen.
Eines der obersten Segel heißt der "Menschenquäler", ein
anderes der "Sternengucker", ein anderes der "Missethäter",
wieder eines der "Obenaus und Nirgends an ".



Der Krystallpalast von Sydenham, das achte Wun-
der der Welt, übertrifft die sieben andern an Größe ebenso
sehr, als unsere Civilisation die der Assyrer, Ägyptier und
Griechen übertrifft. Während z. B. die Pyramiden Millionen
armer Menschen das Leben kosteten, freut man sich, daß der
Bau des Sydenhampalastes Tausende von Arbeitern nährte
und daß sein Bau für alle Classen der englischen Gesellschaft
und für die fremden Besucher eine Quelle fortdauernder Be-
lehrung über Vergangenheit und Gegenwart sein wird. Der
erste Gedanke des Sydenhampalastes ward im Schooße der
Gesellschaft für Künste, Jndustrie und Handel gefaßt, der in
London besteht und vor kurzem seinen hundertsten Gründungs-
tag im Palast selbst gefeiert hat. Wirft man einen aufmerk-
samen Blick rückwärts, so findet man, daß fast alles Große
dieses Jahrhunderts von Privatgesellschaften ausgegangen ist.
Nichts ist natürlicher, denn die intellectuelle Stärke wie die
materielle Macht beruhen in der Association.

[Ende Spaltensatz]

Verantwortlicher Redacteur: M. J. E. Volbeding. -- Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.


Mannichfaltiges.
[Beginn Spaltensatz]

Ein Sonnenuntergang auf dem Mittelländischen
Meere. „Als ich — schreibt Moritz Hartmann in seinem
Tagebuche aus Languedoc — auf die Platform des Felsens
( bei Marseille ) trat, der die Kapelle von Notre Dame de la
Garde trägt, lag die Sonne schon als ungeheure Kugel auf
dem äußersten Rande des Horizonts. Hafen und Stadt deckte
bereits webende Dämmerung; die Leuchtthürme waren ange-
zündet. Über der Bläue des Meeres zitterte ein bräunlicher
Schleier. Aber die Spitzen der Berge leuchteten und die
Kuppen, die gleich einem gewaltigen Candelaber die Sonne
in ihren Armen festzuhalten schienen, sprühten und brannten
wie weißglühendes Metall. Langsam begann nun das Rücken
und Sinken des großen Erleuchters; die Strahlen verloren
ihre Kraft, man konnte dem Scheidenden ruhig ins Ange-
sicht schauen, das unverhüllt dem Zurückbleibenden lächelte.
Endlich lag nur noch ein schmaler Kranz wie ein Golddiadem
auf dem höchsten der Berghäupter; endlich verschwand auch
er. Die Sonne versank und in diesem Augenblicke flogen
nach rechts und links, wie zwei purpurne Schlangen, die tief-
getränkten Lichtstreifen hin am ganzen westlichen Horizont;
sie blitzten auf und verbreiteten sich als dunkelglühende Abend-
röthe über das halbe Firmament. Ein leiser Wind erhob sich
und sanft lispelte und murmelte das Meer, wie ein Kind im
Einschlafen.“



Die Zahl der Juden in der Türkei gibt Ubicini auf
150,000 an, von denen etwas weniger als die Hälfte in der
europäischen Türkei wohnt, der vierte Theil etwa in Kon-
stantinopel. Nach der Hauptstadt kommen dann Salonichi,
Smyrna, Brussa, Jerusalem. Die meisten Juden in der Tür-
kei sind Talmudisten und stecken voller Aberglauben. Es gibt
unter ihnen nur wenige Karaiten, die den Talmud verwerfen
und sich blos an das Alte Testament, vorwaltend an die fünf
Bücher Moses halten. So sind die Karaiten gewissermaßen
die Protestanten unter den Juden. Zu Konstantinopel be-
finden sich etwa 40 karaitische Familien, die im Dorfe Khas-
Köi am Goldenen Horn eine eigene Synagoge haben. Eine
besondere Kaste von Juden haust in Salonichi. Hier wohnen
mehr als 6000 zum Jslam bekehrte Juden, die öffentlich alle
Gebräuche des Jslam mitmachen, im Geheimen aber noch dem
Judenthume anhängen, sich durchaus nur unter sich verhei-
rathen und ganz abgesondert leben.



Die frische Banane nennt Bogumil Goltz ein „ Myste-
rium der himmlischen Conditorei“. Von der Schale befreit
ist sie einer kleinen Gurke ähnlich. Die Farbe des Fleisches
ist blässer wie das der Apfelsine, fast chamois; der Geschmack
überaus fein, ein mildes Gemisch von Apfelsine und Citrone,
die mit Zucker, Mehl und Butter zu einer feinen Teigmasse
geknetet sind. Für 70 Para ( == 4 Ngr. ) kauft man in
Alexandrien eine Mandel Bananen.



Amerikanische Entscheidung. „Jch sah — schrieb ein
Auswanderer unter Anderm in die Heimat — im Garten
eines reichen Amerikaners einen prachtvollen Pfirsichbaum,
mit halbreifen Früchten dermaßen behangen, daß ich zu einem
Anbringen von Stützen rieth, damit der schöne Baum nicht
breche. «Fällt mir nicht ein», sagte der Amerikaner. «Hat
der Baum so viel aufgeladen, mag er auch zusehen, wie er
die Last trägt.»“



Nussische Sprüchwörter. Lobe den Apfel erst, wenn
er zerschnitten ist. — Wenn der Hahn ein Messer ausscharrt,
soll er es nicht in die Küche tragen. — Der Wind weht,
aber die Welle meint sich selbst zu erheben. — Wenn es Ru-
bel regnet, fehlt es an einem Sacke; wenn der Sack da ist,
regnet es keine Rubel. — Weil der Pfeffer den Zahn nicht
beißen kann, so beißt er die Zunge. — Willst du hier schon
wie im Himmel sein, so mache dich zuvor zum Engel. —
Wer zur Maus bestimmt ist, ist für die Katze geboren. —
Vom Liegen rostet das Beil. — Es ist Mancher so faul, er
möchte gleich Butter melken von der Kuh. — Man kann auch
[Spaltenumbruch] mit kleiner Axt große Späne hauen. — Der Kiesel nennt
den Diamanten seine Mutter. — Wenn der Schneider nicht
von der Elle redet, so redet er vom Tuch. — Jm Sommer
lobt Jeder die Kälte des Winters. — Eine leere Flasche ist
nur ein Scherben. — Ehre ist wie ein Glasschuh, man muß
vorsichtig darin auftreten. — Der Eine zieht die Melonen,
der Andere ißt sie. — Des Tischlers Familie ißt an einem
wackeligen Tische. — Ein eigener Kaftan wärmt mehr, als
ein fremder Bärenpelz. — Der Hase ist sicher, nach dem zehn
Jäger schießen.



Der große Bienenkorb — ( the great beehive ) — ist
die passende aus mächtig großen eisernen Buchstaben zusammen-
gefügte Jnschrift eines Fabrikhauses in Manchester, in wel-
chem täglich etwa 1200 männliche Arbeiter beschäftigt sind
und außer ihnen in langen Sälen mehr als 500 Frauen und
Mädchen sitzen und Baumwollengarn haspeln.



Das Haus des ehemaligen Bildhauers Nik. Bachelier
am Dreieinigkeitsplatze in Toulouse, ein zweistöckiges Gebäude
von drei Fenstern Front, ist von unten bis oben mit Bild-
nissen, Medaillons und Jnschriften bedeckt. Ebenso ist der
Hof, den eine Mauer umzieht, geschmückt. Unter den Jn-
schriften zeichnet sich die über dem Brunnen aus. Sie lautet
in altem Französisch also:

Cil qui boyra de l'eau de ce puyts
Soif encor aura depuys,
Mais cil qui boyra l'eau divine,
Tousiours et mounde et cristalline,
A jamais en son coeur aura
Source, qui point ne tarira.

( Wer trinkt von diesem Born allein,
Wird auch nachher noch durstig sein;
Doch wer am Quell der Gnade trinket,
Der immer klar und lauter blinket,
Wird haben auf immer im Herzensgrund
Wasser, das fließet zu jeder Stund '. )


Der Talabaum ( Talapat, Schirmpalme, Corypha
umbraculifera
) auf Ceylon und Malabar ist Gegenstand der
Bewunderung aller Reisenden. Einen 140—150 Fuß hohen
Schaft krönt ein Kranz von Blättern, deren ein einziges ge-
wöhnlich einen Umfang von 25—30 Fuß hat. Ein nach Eng-
land gebrachtes Blatt dieses Baumes mißt 11 Fuß Höhe,
16 Fuß Breite und hat einen Umfang von 38—40 Fuß, so-
daß es eine Tafel von sechs Personen vor der Sonne beschattet.



Die Segel auf den Seeschiffen führen im Munde der
Matrosen, die sie zu bedienen haben, oft sonderbare Namen.
Eines der obersten Segel heißt der „Menschenquäler“, ein
anderes der „Sternengucker“, ein anderes der „Missethäter“,
wieder eines der „Obenaus und Nirgends an “.



Der Krystallpalast von Sydenham, das achte Wun-
der der Welt, übertrifft die sieben andern an Größe ebenso
sehr, als unsere Civilisation die der Assyrer, Ägyptier und
Griechen übertrifft. Während z. B. die Pyramiden Millionen
armer Menschen das Leben kosteten, freut man sich, daß der
Bau des Sydenhampalastes Tausende von Arbeitern nährte
und daß sein Bau für alle Classen der englischen Gesellschaft
und für die fremden Besucher eine Quelle fortdauernder Be-
lehrung über Vergangenheit und Gegenwart sein wird. Der
erste Gedanke des Sydenhampalastes ward im Schooße der
Gesellschaft für Künste, Jndustrie und Handel gefaßt, der in
London besteht und vor kurzem seinen hundertsten Gründungs-
tag im Palast selbst gefeiert hat. Wirft man einen aufmerk-
samen Blick rückwärts, so findet man, daß fast alles Große
dieses Jahrhunderts von Privatgesellschaften ausgegangen ist.
Nichts ist natürlicher, denn die intellectuelle Stärke wie die
materielle Macht beruhen in der Association.

[Ende Spaltensatz]

Verantwortlicher Redacteur: M. J. E. Volbeding. — Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.

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        <p> <hi rendition="#c">Verantwortlicher Redacteur: <hi rendition="#aq">M</hi>. J. E. Volbeding. &#x2014; Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.</hi> </p>
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[296/0008] 296 Mannichfaltiges. Ein Sonnenuntergang auf dem Mittelländischen Meere. „Als ich — schreibt Moritz Hartmann in seinem Tagebuche aus Languedoc — auf die Platform des Felsens ( bei Marseille ) trat, der die Kapelle von Notre Dame de la Garde trägt, lag die Sonne schon als ungeheure Kugel auf dem äußersten Rande des Horizonts. Hafen und Stadt deckte bereits webende Dämmerung; die Leuchtthürme waren ange- zündet. Über der Bläue des Meeres zitterte ein bräunlicher Schleier. Aber die Spitzen der Berge leuchteten und die Kuppen, die gleich einem gewaltigen Candelaber die Sonne in ihren Armen festzuhalten schienen, sprühten und brannten wie weißglühendes Metall. Langsam begann nun das Rücken und Sinken des großen Erleuchters; die Strahlen verloren ihre Kraft, man konnte dem Scheidenden ruhig ins Ange- sicht schauen, das unverhüllt dem Zurückbleibenden lächelte. Endlich lag nur noch ein schmaler Kranz wie ein Golddiadem auf dem höchsten der Berghäupter; endlich verschwand auch er. Die Sonne versank und in diesem Augenblicke flogen nach rechts und links, wie zwei purpurne Schlangen, die tief- getränkten Lichtstreifen hin am ganzen westlichen Horizont; sie blitzten auf und verbreiteten sich als dunkelglühende Abend- röthe über das halbe Firmament. Ein leiser Wind erhob sich und sanft lispelte und murmelte das Meer, wie ein Kind im Einschlafen.“ Die Zahl der Juden in der Türkei gibt Ubicini auf 150,000 an, von denen etwas weniger als die Hälfte in der europäischen Türkei wohnt, der vierte Theil etwa in Kon- stantinopel. Nach der Hauptstadt kommen dann Salonichi, Smyrna, Brussa, Jerusalem. Die meisten Juden in der Tür- kei sind Talmudisten und stecken voller Aberglauben. Es gibt unter ihnen nur wenige Karaiten, die den Talmud verwerfen und sich blos an das Alte Testament, vorwaltend an die fünf Bücher Moses halten. So sind die Karaiten gewissermaßen die Protestanten unter den Juden. Zu Konstantinopel be- finden sich etwa 40 karaitische Familien, die im Dorfe Khas- Köi am Goldenen Horn eine eigene Synagoge haben. Eine besondere Kaste von Juden haust in Salonichi. Hier wohnen mehr als 6000 zum Jslam bekehrte Juden, die öffentlich alle Gebräuche des Jslam mitmachen, im Geheimen aber noch dem Judenthume anhängen, sich durchaus nur unter sich verhei- rathen und ganz abgesondert leben. Die frische Banane nennt Bogumil Goltz ein „ Myste- rium der himmlischen Conditorei“. Von der Schale befreit ist sie einer kleinen Gurke ähnlich. Die Farbe des Fleisches ist blässer wie das der Apfelsine, fast chamois; der Geschmack überaus fein, ein mildes Gemisch von Apfelsine und Citrone, die mit Zucker, Mehl und Butter zu einer feinen Teigmasse geknetet sind. Für 70 Para ( == 4 Ngr. ) kauft man in Alexandrien eine Mandel Bananen. Amerikanische Entscheidung. „Jch sah — schrieb ein Auswanderer unter Anderm in die Heimat — im Garten eines reichen Amerikaners einen prachtvollen Pfirsichbaum, mit halbreifen Früchten dermaßen behangen, daß ich zu einem Anbringen von Stützen rieth, damit der schöne Baum nicht breche. «Fällt mir nicht ein», sagte der Amerikaner. «Hat der Baum so viel aufgeladen, mag er auch zusehen, wie er die Last trägt.»“ Nussische Sprüchwörter. Lobe den Apfel erst, wenn er zerschnitten ist. — Wenn der Hahn ein Messer ausscharrt, soll er es nicht in die Küche tragen. — Der Wind weht, aber die Welle meint sich selbst zu erheben. — Wenn es Ru- bel regnet, fehlt es an einem Sacke; wenn der Sack da ist, regnet es keine Rubel. — Weil der Pfeffer den Zahn nicht beißen kann, so beißt er die Zunge. — Willst du hier schon wie im Himmel sein, so mache dich zuvor zum Engel. — Wer zur Maus bestimmt ist, ist für die Katze geboren. — Vom Liegen rostet das Beil. — Es ist Mancher so faul, er möchte gleich Butter melken von der Kuh. — Man kann auch mit kleiner Axt große Späne hauen. — Der Kiesel nennt den Diamanten seine Mutter. — Wenn der Schneider nicht von der Elle redet, so redet er vom Tuch. — Jm Sommer lobt Jeder die Kälte des Winters. — Eine leere Flasche ist nur ein Scherben. — Ehre ist wie ein Glasschuh, man muß vorsichtig darin auftreten. — Der Eine zieht die Melonen, der Andere ißt sie. — Des Tischlers Familie ißt an einem wackeligen Tische. — Ein eigener Kaftan wärmt mehr, als ein fremder Bärenpelz. — Der Hase ist sicher, nach dem zehn Jäger schießen. Der große Bienenkorb — ( the great beehive ) — ist die passende aus mächtig großen eisernen Buchstaben zusammen- gefügte Jnschrift eines Fabrikhauses in Manchester, in wel- chem täglich etwa 1200 männliche Arbeiter beschäftigt sind und außer ihnen in langen Sälen mehr als 500 Frauen und Mädchen sitzen und Baumwollengarn haspeln. Das Haus des ehemaligen Bildhauers Nik. Bachelier am Dreieinigkeitsplatze in Toulouse, ein zweistöckiges Gebäude von drei Fenstern Front, ist von unten bis oben mit Bild- nissen, Medaillons und Jnschriften bedeckt. Ebenso ist der Hof, den eine Mauer umzieht, geschmückt. Unter den Jn- schriften zeichnet sich die über dem Brunnen aus. Sie lautet in altem Französisch also: Cil qui boyra de l'eau de ce puyts Soif encor aura depuys, Mais cil qui boyra l'eau divine, Tousiours et mounde et cristalline, A jamais en son coeur aura Source, qui point ne tarira. ( Wer trinkt von diesem Born allein, Wird auch nachher noch durstig sein; Doch wer am Quell der Gnade trinket, Der immer klar und lauter blinket, Wird haben auf immer im Herzensgrund Wasser, das fließet zu jeder Stund '. ) Der Talabaum ( Talapat, Schirmpalme, Corypha umbraculifera ) auf Ceylon und Malabar ist Gegenstand der Bewunderung aller Reisenden. Einen 140—150 Fuß hohen Schaft krönt ein Kranz von Blättern, deren ein einziges ge- wöhnlich einen Umfang von 25—30 Fuß hat. Ein nach Eng- land gebrachtes Blatt dieses Baumes mißt 11 Fuß Höhe, 16 Fuß Breite und hat einen Umfang von 38—40 Fuß, so- daß es eine Tafel von sechs Personen vor der Sonne beschattet. Die Segel auf den Seeschiffen führen im Munde der Matrosen, die sie zu bedienen haben, oft sonderbare Namen. Eines der obersten Segel heißt der „Menschenquäler“, ein anderes der „Sternengucker“, ein anderes der „Missethäter“, wieder eines der „Obenaus und Nirgends an “. Der Krystallpalast von Sydenham, das achte Wun- der der Welt, übertrifft die sieben andern an Größe ebenso sehr, als unsere Civilisation die der Assyrer, Ägyptier und Griechen übertrifft. Während z. B. die Pyramiden Millionen armer Menschen das Leben kosteten, freut man sich, daß der Bau des Sydenhampalastes Tausende von Arbeitern nährte und daß sein Bau für alle Classen der englischen Gesellschaft und für die fremden Besucher eine Quelle fortdauernder Be- lehrung über Vergangenheit und Gegenwart sein wird. Der erste Gedanke des Sydenhampalastes ward im Schooße der Gesellschaft für Künste, Jndustrie und Handel gefaßt, der in London besteht und vor kurzem seinen hundertsten Gründungs- tag im Palast selbst gefeiert hat. Wirft man einen aufmerk- samen Blick rückwärts, so findet man, daß fast alles Große dieses Jahrhunderts von Privatgesellschaften ausgegangen ist. Nichts ist natürlicher, denn die intellectuelle Stärke wie die materielle Macht beruhen in der Association. Verantwortlicher Redacteur: M. J. E. Volbeding. — Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 89. Leipzig (Sachsen), 7. September 1854, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig089_1854/8>, abgerufen am 15.06.2024.