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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 75. Leipzig (Sachsen), 1. Juni 1854.

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Mannichfaltiges. [Beginn Spaltensatz]

Glühen des Montblanc. Jm Augenblicke des Son-
nenuntergangs und wenn der Himmel rein ist, glühen sämmt-
liche Schneehäupter der Alpen im schimmernden Purpur, der
am Montblanc mehr einem leichten Orange gleicht. Der
Glanz dieser Färbung steigert sich, sobald die Sonne unter
den Horizont des Beobachters hinabsinkt. Einige Minuten
später, wenn bereits die tieferliegenden Höhen im Schatten
sind, verwandelt sich deren Purpurfarbe in ein Dunkelblau.
Der Contrast, welcher zwischen den schattigen und den von
der Sonne beschienenen Theilen zu bemerken war, verschwin-
det und ein graubläulicher fast einförmiger Schatten ver-
breitet sich über ihre ganze Ausdehnung. Der Montblanc
ist nun noch der einzige Gipfel, den die Sonne beleuchtet.
Seine ungeheure Schneemasse strahlt im lebhaftesten Glanze.
Treten in diesem Augenblick schwarze Wolken hinter ihn,
dann glänzt er wie eine rothglühende Kohle. Eine Viertel-
stunde lang genießt der Beobachter vor Genf am Ufer des
im herrlichsten Blau sich kräuselnden Wasserspiegels diesen
überaus prächtigen Anblick. Dann geht auch für den euro-
päischen Riesen die Sonne unter; eine weißbläuliche traurige
Farbe überzieht das ganze Gebirge. Der Gegensatz dieses
neuen Anblicks zu dem eben entrückten ist wie bleicher, star-
rer Tod gegen üppiges, frisches Leben. Das bleiche, kränk-
liche Ansehen der Gebirge hat seinen Grund in der unmit-
telbar über ihnen gelegenen und noch von der Sonne er-
leuchteten Zone der Atmosphäre, die einen schwachen Schein
auf den Schneeteppich wirft. Sinkt auch für diese höhern
Regionen der Atmosphäre die Sonne hinab, so überzieht der
einförmige schwache Dämmerungsschein das ganze Gebirge.
Geisterhaft ragen die weißen Kolosse aus dem Dunkel der
Ebene empor.



Der größte Baum der Erde soll eine in Californien
entdeckte Ceder sein, auf einem Berge des Landstrichs von
Calaveras. Jhr Umfang -- so berichtet es das englische
Athenäum -- beträgt unmittelbar an der Erde 92 Fuß;
noch in einer Höhe von 14 Fuß ist sie 61 Fuß stark und
nimmt dann allmälig ab. Auch zeigt sie keine Misgestalt,
wie dies bei kolossalen Bäumen oft der Fall ist, sondern ist
durchweg ein Muster der Symmetrie. Man schätzt ihr Al-
ter über 2000 Jahre und eine Probe der Rinde, die am
Fuße fast 14 Zoll dick ist, war auf der Jndustrieausstellung
zu Neuyork zu sehen.



Das chinesische Medicinalwesen ist etwas sehr Um-
fängliches. Es gibt ein großes Werk von Li=schi=tschin,
betitelt: "Pun=tsau=kang=muh" ( d. h. Materia medica ) ,
welches alle medicinischen Heilstoffe aus dem Mineral=, Pflan-
zen- und Thierreiche bespricht; es besteht aus nicht weniger
als 40 enggedruckten Octavbänden mit vielen Hunderten von
Abbildungen, die freilich nicht viel besser sich ausnehmen als
die Holzschnitte in unsern alten Kräuterbüchern. Jn allen
größern chinesischen Städten finden sich Läden, in denen heil-
[Spaltenumbruch] same Kräuter, Wurzeln, Rinde und andere Substanzen feil-
geboten werden; die unentbehrliche Zugabe zu diesen Ver-
käuflichkeiten bildet ein Aufschneider, der die außerordentli-
chen Kräfte der Waaren anpreist und dazwischen auch seine
Witze anbringt, zur Belustigung der umherstehenden Gaffer.



Der Apotheker Parmentier am Jnvalidenhause in
Paris machte sich um die Einführung der Kartoffeln in
Frankreich verdient. Er war früher Soldat gewesen und
im Siebenjährigen Kriege in Gefangenschaft gerathen; so
hatte er in Deutschland die nützliche Kartoffel kennen ge-
lernt. Er empfahl sie dem Könige, seinem Herrn, als das
beste und sicherste Mittel, die damals zunehmend große Noth
des Volks zu mildern. Ludwig XVI. interessirte sich sehr für
die neue gesegnete Frucht, er trug eine Blüte derselben im
Knopfloche und Marie Antoinette eine solche als Hauptzierde
in den Haaren. Parmentier erhielt von dem Könige die Er-
laubniß, in einer damals unfruchtbaren Ebene bei Paris, in
den sogenannten Sablons, große Kartoffelpflanzungen anzu-
legen. Als nun diese herrlich gediehen und die zahllosen
Früchte reif waren, gebrauchte man die List, die Pflanzun-
gen durch Schildwachen am Tage scheinbar strenge bewachen
zu lassen. Was man erwartete, geschah; die am hellen Tage
bewachten Kartoffeln wurden in dunkler Nacht in großer
Menge gestohlen und die neue Frucht ward als gesunde
Speise bald bekannt. Jedermann wollte Kartoffeln haben
und ihr Anbau nahm von Jahr zu Jahr zu.

Napoleon zeigte als Knabe unbezähmbare Leidenschaft
für das Militär; ein geborener Soldat that er nichts lieber,
als neben dem Militär in Ajaccio herlaufen. Die Solda-
ten duldeten es gern, wenn der Kleine neben ihnen exercirte
und mancher Graubart hob ihn auf und herzte ihn, wenn er
das Exercitium so wacker mitmachte. Er quälte seinen Va-
ter mit Bitten, daß er ihm eine Kanone anschaffte und noch
lange zeigte man im Hause Bonaparte die kleine metallene
Kanone, mit welcher dieser Pulverwolkensammler Zeus zu
spielen pflegte. Bald erstreckte sich sein befehlendes Ansehen
über die Jugend von Ajaccio und wie Cyrus die Hirtenkin-
der der Meder, vereinigte er die Kinder von Ajaccio in eine
Soldatencompagnie, welche gegen die feindliche Jüngerschaft
des Borgo von Ajaccio tapfer zu Felde zog und blutige
Schlachten mit Steinen und hölzernen Säbeln lieferte.

Förderung der Landwirthschaft durch den Beicht-
stuhl. Der Pfarrer zu Montaveno in der Grafschaft Mo-
lise im Königreich Neapel pflegte den Landleuten, die bei
ihm zur Beichte kamen, als Buße aufzugeben, daß sie einen
Oelbaum, eine Rebe oder irgend einen Obstbaum pflanzen,
fleißig warten und pflegen sollten. Seine Pfarrei, die ehe-
dem als die unwirthbarste, kahlste Gegend im Königreiche
galt, wo kein Baum zu sehen war, verwandelte sich allmälig
in einen Garten.

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Ankündigungen.
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Diese rühmlichst bekannten Pates Pectorales, lb/>ein bewährtes Linderungsmittel bei Brustleiden aller
Art, Husten, Schnupfen, Katarrh , werden verkauft
in Leipzig bei

    L. Tilebein,
    Conditor in der Centralhalle.

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Verantwortlicher Redacteur: M. J. E. Volbeding. -- Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.


Mannichfaltiges. [Beginn Spaltensatz]

Glühen des Montblanc. Jm Augenblicke des Son-
nenuntergangs und wenn der Himmel rein ist, glühen sämmt-
liche Schneehäupter der Alpen im schimmernden Purpur, der
am Montblanc mehr einem leichten Orange gleicht. Der
Glanz dieser Färbung steigert sich, sobald die Sonne unter
den Horizont des Beobachters hinabsinkt. Einige Minuten
später, wenn bereits die tieferliegenden Höhen im Schatten
sind, verwandelt sich deren Purpurfarbe in ein Dunkelblau.
Der Contrast, welcher zwischen den schattigen und den von
der Sonne beschienenen Theilen zu bemerken war, verschwin-
det und ein graubläulicher fast einförmiger Schatten ver-
breitet sich über ihre ganze Ausdehnung. Der Montblanc
ist nun noch der einzige Gipfel, den die Sonne beleuchtet.
Seine ungeheure Schneemasse strahlt im lebhaftesten Glanze.
Treten in diesem Augenblick schwarze Wolken hinter ihn,
dann glänzt er wie eine rothglühende Kohle. Eine Viertel-
stunde lang genießt der Beobachter vor Genf am Ufer des
im herrlichsten Blau sich kräuselnden Wasserspiegels diesen
überaus prächtigen Anblick. Dann geht auch für den euro-
päischen Riesen die Sonne unter; eine weißbläuliche traurige
Farbe überzieht das ganze Gebirge. Der Gegensatz dieses
neuen Anblicks zu dem eben entrückten ist wie bleicher, star-
rer Tod gegen üppiges, frisches Leben. Das bleiche, kränk-
liche Ansehen der Gebirge hat seinen Grund in der unmit-
telbar über ihnen gelegenen und noch von der Sonne er-
leuchteten Zone der Atmosphäre, die einen schwachen Schein
auf den Schneeteppich wirft. Sinkt auch für diese höhern
Regionen der Atmosphäre die Sonne hinab, so überzieht der
einförmige schwache Dämmerungsschein das ganze Gebirge.
Geisterhaft ragen die weißen Kolosse aus dem Dunkel der
Ebene empor.



Der größte Baum der Erde soll eine in Californien
entdeckte Ceder sein, auf einem Berge des Landstrichs von
Calaveras. Jhr Umfang — so berichtet es das englische
Athenäum — beträgt unmittelbar an der Erde 92 Fuß;
noch in einer Höhe von 14 Fuß ist sie 61 Fuß stark und
nimmt dann allmälig ab. Auch zeigt sie keine Misgestalt,
wie dies bei kolossalen Bäumen oft der Fall ist, sondern ist
durchweg ein Muster der Symmetrie. Man schätzt ihr Al-
ter über 2000 Jahre und eine Probe der Rinde, die am
Fuße fast 14 Zoll dick ist, war auf der Jndustrieausstellung
zu Neuyork zu sehen.



Das chinesische Medicinalwesen ist etwas sehr Um-
fängliches. Es gibt ein großes Werk von Li=schi=tschin,
betitelt: „Pun=tsau=kang=muh“ ( d. h. Materia medica ) ,
welches alle medicinischen Heilstoffe aus dem Mineral=, Pflan-
zen- und Thierreiche bespricht; es besteht aus nicht weniger
als 40 enggedruckten Octavbänden mit vielen Hunderten von
Abbildungen, die freilich nicht viel besser sich ausnehmen als
die Holzschnitte in unsern alten Kräuterbüchern. Jn allen
größern chinesischen Städten finden sich Läden, in denen heil-
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geboten werden; die unentbehrliche Zugabe zu diesen Ver-
käuflichkeiten bildet ein Aufschneider, der die außerordentli-
chen Kräfte der Waaren anpreist und dazwischen auch seine
Witze anbringt, zur Belustigung der umherstehenden Gaffer.



Der Apotheker Parmentier am Jnvalidenhause in
Paris machte sich um die Einführung der Kartoffeln in
Frankreich verdient. Er war früher Soldat gewesen und
im Siebenjährigen Kriege in Gefangenschaft gerathen; so
hatte er in Deutschland die nützliche Kartoffel kennen ge-
lernt. Er empfahl sie dem Könige, seinem Herrn, als das
beste und sicherste Mittel, die damals zunehmend große Noth
des Volks zu mildern. Ludwig XVI. interessirte sich sehr für
die neue gesegnete Frucht, er trug eine Blüte derselben im
Knopfloche und Marie Antoinette eine solche als Hauptzierde
in den Haaren. Parmentier erhielt von dem Könige die Er-
laubniß, in einer damals unfruchtbaren Ebene bei Paris, in
den sogenannten Sablons, große Kartoffelpflanzungen anzu-
legen. Als nun diese herrlich gediehen und die zahllosen
Früchte reif waren, gebrauchte man die List, die Pflanzun-
gen durch Schildwachen am Tage scheinbar strenge bewachen
zu lassen. Was man erwartete, geschah; die am hellen Tage
bewachten Kartoffeln wurden in dunkler Nacht in großer
Menge gestohlen und die neue Frucht ward als gesunde
Speise bald bekannt. Jedermann wollte Kartoffeln haben
und ihr Anbau nahm von Jahr zu Jahr zu.

Napoleon zeigte als Knabe unbezähmbare Leidenschaft
für das Militär; ein geborener Soldat that er nichts lieber,
als neben dem Militär in Ajaccio herlaufen. Die Solda-
ten duldeten es gern, wenn der Kleine neben ihnen exercirte
und mancher Graubart hob ihn auf und herzte ihn, wenn er
das Exercitium so wacker mitmachte. Er quälte seinen Va-
ter mit Bitten, daß er ihm eine Kanone anschaffte und noch
lange zeigte man im Hause Bonaparte die kleine metallene
Kanone, mit welcher dieser Pulverwolkensammler Zeus zu
spielen pflegte. Bald erstreckte sich sein befehlendes Ansehen
über die Jugend von Ajaccio und wie Cyrus die Hirtenkin-
der der Meder, vereinigte er die Kinder von Ajaccio in eine
Soldatencompagnie, welche gegen die feindliche Jüngerschaft
des Borgo von Ajaccio tapfer zu Felde zog und blutige
Schlachten mit Steinen und hölzernen Säbeln lieferte.

Förderung der Landwirthschaft durch den Beicht-
stuhl. Der Pfarrer zu Montaveno in der Grafschaft Mo-
lise im Königreich Neapel pflegte den Landleuten, die bei
ihm zur Beichte kamen, als Buße aufzugeben, daß sie einen
Oelbaum, eine Rebe oder irgend einen Obstbaum pflanzen,
fleißig warten und pflegen sollten. Seine Pfarrei, die ehe-
dem als die unwirthbarste, kahlste Gegend im Königreiche
galt, wo kein Baum zu sehen war, verwandelte sich allmälig
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Art, Husten, Schnupfen, Katarrh , werden verkauft
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[184/0008] 184 Mannichfaltiges. Glühen des Montblanc. Jm Augenblicke des Son- nenuntergangs und wenn der Himmel rein ist, glühen sämmt- liche Schneehäupter der Alpen im schimmernden Purpur, der am Montblanc mehr einem leichten Orange gleicht. Der Glanz dieser Färbung steigert sich, sobald die Sonne unter den Horizont des Beobachters hinabsinkt. Einige Minuten später, wenn bereits die tieferliegenden Höhen im Schatten sind, verwandelt sich deren Purpurfarbe in ein Dunkelblau. Der Contrast, welcher zwischen den schattigen und den von der Sonne beschienenen Theilen zu bemerken war, verschwin- det und ein graubläulicher fast einförmiger Schatten ver- breitet sich über ihre ganze Ausdehnung. Der Montblanc ist nun noch der einzige Gipfel, den die Sonne beleuchtet. Seine ungeheure Schneemasse strahlt im lebhaftesten Glanze. Treten in diesem Augenblick schwarze Wolken hinter ihn, dann glänzt er wie eine rothglühende Kohle. Eine Viertel- stunde lang genießt der Beobachter vor Genf am Ufer des im herrlichsten Blau sich kräuselnden Wasserspiegels diesen überaus prächtigen Anblick. Dann geht auch für den euro- päischen Riesen die Sonne unter; eine weißbläuliche traurige Farbe überzieht das ganze Gebirge. Der Gegensatz dieses neuen Anblicks zu dem eben entrückten ist wie bleicher, star- rer Tod gegen üppiges, frisches Leben. Das bleiche, kränk- liche Ansehen der Gebirge hat seinen Grund in der unmit- telbar über ihnen gelegenen und noch von der Sonne er- leuchteten Zone der Atmosphäre, die einen schwachen Schein auf den Schneeteppich wirft. Sinkt auch für diese höhern Regionen der Atmosphäre die Sonne hinab, so überzieht der einförmige schwache Dämmerungsschein das ganze Gebirge. Geisterhaft ragen die weißen Kolosse aus dem Dunkel der Ebene empor. Der größte Baum der Erde soll eine in Californien entdeckte Ceder sein, auf einem Berge des Landstrichs von Calaveras. 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Jn allen größern chinesischen Städten finden sich Läden, in denen heil- same Kräuter, Wurzeln, Rinde und andere Substanzen feil- geboten werden; die unentbehrliche Zugabe zu diesen Ver- käuflichkeiten bildet ein Aufschneider, der die außerordentli- chen Kräfte der Waaren anpreist und dazwischen auch seine Witze anbringt, zur Belustigung der umherstehenden Gaffer. Der Apotheker Parmentier am Jnvalidenhause in Paris machte sich um die Einführung der Kartoffeln in Frankreich verdient. Er war früher Soldat gewesen und im Siebenjährigen Kriege in Gefangenschaft gerathen; so hatte er in Deutschland die nützliche Kartoffel kennen ge- lernt. Er empfahl sie dem Könige, seinem Herrn, als das beste und sicherste Mittel, die damals zunehmend große Noth des Volks zu mildern. Ludwig XVI. interessirte sich sehr für die neue gesegnete Frucht, er trug eine Blüte derselben im Knopfloche und Marie Antoinette eine solche als Hauptzierde in den Haaren. Parmentier erhielt von dem Könige die Er- laubniß, in einer damals unfruchtbaren Ebene bei Paris, in den sogenannten Sablons, große Kartoffelpflanzungen anzu- legen. Als nun diese herrlich gediehen und die zahllosen Früchte reif waren, gebrauchte man die List, die Pflanzun- gen durch Schildwachen am Tage scheinbar strenge bewachen zu lassen. Was man erwartete, geschah; die am hellen Tage bewachten Kartoffeln wurden in dunkler Nacht in großer Menge gestohlen und die neue Frucht ward als gesunde Speise bald bekannt. Jedermann wollte Kartoffeln haben und ihr Anbau nahm von Jahr zu Jahr zu. Napoleon zeigte als Knabe unbezähmbare Leidenschaft für das Militär; ein geborener Soldat that er nichts lieber, als neben dem Militär in Ajaccio herlaufen. Die Solda- ten duldeten es gern, wenn der Kleine neben ihnen exercirte und mancher Graubart hob ihn auf und herzte ihn, wenn er das Exercitium so wacker mitmachte. Er quälte seinen Va- ter mit Bitten, daß er ihm eine Kanone anschaffte und noch lange zeigte man im Hause Bonaparte die kleine metallene Kanone, mit welcher dieser Pulverwolkensammler Zeus zu spielen pflegte. Bald erstreckte sich sein befehlendes Ansehen über die Jugend von Ajaccio und wie Cyrus die Hirtenkin- der der Meder, vereinigte er die Kinder von Ajaccio in eine Soldatencompagnie, welche gegen die feindliche Jüngerschaft des Borgo von Ajaccio tapfer zu Felde zog und blutige Schlachten mit Steinen und hölzernen Säbeln lieferte. Förderung der Landwirthschaft durch den Beicht- stuhl. Der Pfarrer zu Montaveno in der Grafschaft Mo- lise im Königreich Neapel pflegte den Landleuten, die bei ihm zur Beichte kamen, als Buße aufzugeben, daß sie einen Oelbaum, eine Rebe oder irgend einen Obstbaum pflanzen, fleißig warten und pflegen sollten. Seine Pfarrei, die ehe- dem als die unwirthbarste, kahlste Gegend im Königreiche galt, wo kein Baum zu sehen war, verwandelte sich allmälig in einen Garten. Ankündigungen. [Abbildung] Diese rühmlichst bekannten Pates Pectorales, lb/>ein bewährtes Linderungsmittel bei Brustleiden aller Art, Husten, Schnupfen, Katarrh , werden verkauft in Leipzig bei L. Tilebein, Conditor in der Centralhalle. Verantwortlicher Redacteur: M. J. E. Volbeding. — Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 75. Leipzig (Sachsen), 1. Juni 1854, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig075_1854/8>, abgerufen am 22.11.2024.