Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 38. Leipzig (Sachsen), 23. September 1843.

Bild:
erste Seite
Das Pfennig=Magazin
für
Belehrung und Unterhaltung.


Nr. 38. ] Neue Folge. Erster Jahrgang. [ 23. September 1843.


Christoph Friedrich von Ammon.
[Abbildung]
[Beginn Spaltensatz]

Christoph Friedrich von Ammon, gegenwärtig Viceprä-
sident des Oberconsistoriums, Mitglied des Staatsraths
und Oberhofprediger zu Dresden, einer der ausgezeich-
netsten Theologen und geistreichsten Kanzelredner, wurde
am 16. Januar 1766 zu Baireuth geboren. Er stu-
dirte in Erlangen und wurde daselbst bereits 1789 Pro-
fessor der Philosophie und 1792 ordentlicher Professor
der Theologie. Vom Jahre 1794--1804 wirkte er un-
ter dem Titel eines Consistorialraths an der Universität
zu Göttingen, in dem zuletzt genannten Jahre aber kehrte
er wieder nach Erlangen zurück, wo er außer seiner Pro-
fessur auch das Pfarramt in der Neustadt versah, spä-
ter Superintendent und endlich seiner ausgezeichneten Lei-
stungen wegen bairischer Kirchenrath wurde. Als durch
den Tod Reinhard's ( 1813 ) die Oberhofpredigerstelle
zu Dresden erledigt worden war, wußte man in der
theologischen Welt Deutschlands keinen würdigern Be-
kleider dieser Stelle aufzufinden als den bereits durch
[Spaltenumbruch] ganz Deutschland berühmten erlanger Theologen. Er er-
hielt daher den Antrag, Reinhard's Nachfolger zu wer-
den, und nahm ihn an. Gewiß verbarg er sich die
Schwierigkeiten nicht, welche mit dem Oberhofprediger-
amte in Sachsen verbunden sind und welche damals
durch die feindliche Besetzung des Landes und den um
sich greifenden Mysticismus um ein Bedeutendes größer
wurden; aber mit der Klarheit des Geistes, welche den
ungewöhnlichen Mann noch heute auszeichnet, verglich er
die Kräfte, die er in sich trug, mit den Kräften, die sein
neues Amt foderte, und mußte sich sagen, daß er ganz
dazu berufen sei, die schwierige Stellung auszufüllen, die
man ihm anbot. Jn der That möchte unter den Hun-
derten von Theologen, welche damals in der theologischen
Welt einen Namen hatten, schwerlich Einer gewesen sein,
der auch nur annäherungsweise Ammon erreicht hätte.
Männer wie Ammon, in denen das Menschliche in allen
Richtungen bis zu einem hienieden selten erreichbaren
[Ende Spaltensatz]

Das Pfennig=Magazin
für
Belehrung und Unterhaltung.


Nr. 38. ] Neue Folge. Erster Jahrgang. [ 23. September 1843.


Christoph Friedrich von Ammon.
[Abbildung]
[Beginn Spaltensatz]

Christoph Friedrich von Ammon, gegenwärtig Viceprä-
sident des Oberconsistoriums, Mitglied des Staatsraths
und Oberhofprediger zu Dresden, einer der ausgezeich-
netsten Theologen und geistreichsten Kanzelredner, wurde
am 16. Januar 1766 zu Baireuth geboren. Er stu-
dirte in Erlangen und wurde daselbst bereits 1789 Pro-
fessor der Philosophie und 1792 ordentlicher Professor
der Theologie. Vom Jahre 1794—1804 wirkte er un-
ter dem Titel eines Consistorialraths an der Universität
zu Göttingen, in dem zuletzt genannten Jahre aber kehrte
er wieder nach Erlangen zurück, wo er außer seiner Pro-
fessur auch das Pfarramt in der Neustadt versah, spä-
ter Superintendent und endlich seiner ausgezeichneten Lei-
stungen wegen bairischer Kirchenrath wurde. Als durch
den Tod Reinhard's ( 1813 ) die Oberhofpredigerstelle
zu Dresden erledigt worden war, wußte man in der
theologischen Welt Deutschlands keinen würdigern Be-
kleider dieser Stelle aufzufinden als den bereits durch
[Spaltenumbruch] ganz Deutschland berühmten erlanger Theologen. Er er-
hielt daher den Antrag, Reinhard's Nachfolger zu wer-
den, und nahm ihn an. Gewiß verbarg er sich die
Schwierigkeiten nicht, welche mit dem Oberhofprediger-
amte in Sachsen verbunden sind und welche damals
durch die feindliche Besetzung des Landes und den um
sich greifenden Mysticismus um ein Bedeutendes größer
wurden; aber mit der Klarheit des Geistes, welche den
ungewöhnlichen Mann noch heute auszeichnet, verglich er
die Kräfte, die er in sich trug, mit den Kräften, die sein
neues Amt foderte, und mußte sich sagen, daß er ganz
dazu berufen sei, die schwierige Stellung auszufüllen, die
man ihm anbot. Jn der That möchte unter den Hun-
derten von Theologen, welche damals in der theologischen
Welt einen Namen hatten, schwerlich Einer gewesen sein,
der auch nur annäherungsweise Ammon erreicht hätte.
Männer wie Ammon, in denen das Menschliche in allen
Richtungen bis zu einem hienieden selten erreichbaren
[Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <front>
      <pb facs="#f0001" n="[297]"/>
      <titlePage type="heading">
        <docTitle>
          <titlePart type="main"> <hi rendition="#c #fr">Das Pfennig=Magazin<lb/>
für<lb/><hi rendition="#g">Belehrung und Unterhaltung</hi>.</hi> </titlePart>
        </docTitle><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <docImprint><hi rendition="#fr">Nr</hi>. 38. ] <hi rendition="#c">Neue Folge. Erster Jahrgang.</hi><docDate><hi rendition="#right">[ 23. <hi rendition="#g">September</hi> 1843.</hi></docDate></docImprint>
      </titlePage><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
    </front>
    <body>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Christoph Friedrich von Ammon.</hi> </head><lb/>
        <figure/><lb/>
        <cb type="start"/>
        <p><hi rendition="#in">C</hi>hristoph Friedrich von Ammon, gegenwärtig Viceprä-<lb/>
sident des Oberconsistoriums, Mitglied des Staatsraths<lb/>
und Oberhofprediger zu Dresden, einer der ausgezeich-<lb/>
netsten Theologen und geistreichsten Kanzelredner, wurde<lb/>
am 16. Januar 1766 zu Baireuth geboren. Er stu-<lb/>
dirte in Erlangen und wurde daselbst bereits 1789 Pro-<lb/>
fessor der Philosophie und 1792 ordentlicher Professor<lb/>
der Theologie. Vom Jahre 1794&#x2014;1804 wirkte er un-<lb/>
ter dem Titel eines Consistorialraths an der Universität<lb/>
zu Göttingen, in dem zuletzt genannten Jahre aber kehrte<lb/>
er wieder nach Erlangen zurück, wo er außer seiner Pro-<lb/>
fessur auch das Pfarramt in der Neustadt versah, spä-<lb/>
ter Superintendent und endlich seiner ausgezeichneten Lei-<lb/>
stungen wegen bairischer Kirchenrath wurde. Als durch<lb/>
den Tod Reinhard's ( 1813 ) die Oberhofpredigerstelle<lb/>
zu Dresden erledigt worden war, wußte man in der<lb/>
theologischen Welt Deutschlands keinen würdigern Be-<lb/>
kleider dieser Stelle aufzufinden als den bereits durch<lb/><cb n="2"/>
ganz Deutschland berühmten erlanger Theologen. Er er-<lb/>
hielt daher den Antrag, Reinhard's Nachfolger zu wer-<lb/>
den, und nahm ihn an. Gewiß verbarg er sich die<lb/>
Schwierigkeiten nicht, welche mit dem Oberhofprediger-<lb/>
amte in Sachsen verbunden sind und welche damals<lb/>
durch die feindliche Besetzung des Landes und den um<lb/>
sich greifenden Mysticismus um ein Bedeutendes größer<lb/>
wurden; aber mit der Klarheit des Geistes, welche den<lb/>
ungewöhnlichen Mann noch heute auszeichnet, verglich er<lb/>
die Kräfte, die er in sich trug, mit den Kräften, die sein<lb/>
neues Amt foderte, und mußte sich sagen, daß er ganz<lb/>
dazu berufen sei, die schwierige Stellung auszufüllen, die<lb/>
man ihm anbot. Jn der That möchte unter den Hun-<lb/>
derten von Theologen, welche damals in der theologischen<lb/>
Welt einen Namen hatten, schwerlich Einer gewesen sein,<lb/>
der auch nur annäherungsweise Ammon erreicht hätte.<lb/>
Männer wie Ammon, in denen das Menschliche in allen<lb/>
Richtungen bis zu einem hienieden selten erreichbaren<lb/><cb type="end"/>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[297]/0001] Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Nr. 38. ] Neue Folge. Erster Jahrgang. [ 23. September 1843. Christoph Friedrich von Ammon. [Abbildung] Christoph Friedrich von Ammon, gegenwärtig Viceprä- sident des Oberconsistoriums, Mitglied des Staatsraths und Oberhofprediger zu Dresden, einer der ausgezeich- netsten Theologen und geistreichsten Kanzelredner, wurde am 16. Januar 1766 zu Baireuth geboren. Er stu- dirte in Erlangen und wurde daselbst bereits 1789 Pro- fessor der Philosophie und 1792 ordentlicher Professor der Theologie. Vom Jahre 1794—1804 wirkte er un- ter dem Titel eines Consistorialraths an der Universität zu Göttingen, in dem zuletzt genannten Jahre aber kehrte er wieder nach Erlangen zurück, wo er außer seiner Pro- fessur auch das Pfarramt in der Neustadt versah, spä- ter Superintendent und endlich seiner ausgezeichneten Lei- stungen wegen bairischer Kirchenrath wurde. Als durch den Tod Reinhard's ( 1813 ) die Oberhofpredigerstelle zu Dresden erledigt worden war, wußte man in der theologischen Welt Deutschlands keinen würdigern Be- kleider dieser Stelle aufzufinden als den bereits durch ganz Deutschland berühmten erlanger Theologen. Er er- hielt daher den Antrag, Reinhard's Nachfolger zu wer- den, und nahm ihn an. Gewiß verbarg er sich die Schwierigkeiten nicht, welche mit dem Oberhofprediger- amte in Sachsen verbunden sind und welche damals durch die feindliche Besetzung des Landes und den um sich greifenden Mysticismus um ein Bedeutendes größer wurden; aber mit der Klarheit des Geistes, welche den ungewöhnlichen Mann noch heute auszeichnet, verglich er die Kräfte, die er in sich trug, mit den Kräften, die sein neues Amt foderte, und mußte sich sagen, daß er ganz dazu berufen sei, die schwierige Stellung auszufüllen, die man ihm anbot. Jn der That möchte unter den Hun- derten von Theologen, welche damals in der theologischen Welt einen Namen hatten, schwerlich Einer gewesen sein, der auch nur annäherungsweise Ammon erreicht hätte. Männer wie Ammon, in denen das Menschliche in allen Richtungen bis zu einem hienieden selten erreichbaren

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.

Weitere Informationen:

Siehe Dokumentation




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig038_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig038_1843/1
Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 38. Leipzig (Sachsen), 23. September 1843, S. [297]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig038_1843/1>, abgerufen am 21.11.2024.