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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 28. Leipzig (Sachsen), 15. Juli 1843.

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[Beginn Spaltensatz] in den Rücken. Nun entspann sich dort der heftigste
Kampf, in Folge dessen die Preußen wieder zurückweichen
mußten. Jhre Kugeln schlugen bereits in die Mauern
von Belle Alliance, wo sich Napoleon eben befand. Er
veränderte daher seine Stellung.

Um 7 Uhr mußten die Preußen, welche aufs neue
vorgerückt waren, abermals zurückweichen. Auf allen
Seiten schlug sich die französische Jnfanterie und Cava-
lerie gegen sie und die Engländer mit einer unbeschreibli-
chen Erbitterung. Man hörte vorherrschend einen Lärm,
als wenn hundert Kupferschmiede auf einer Stelle zusam-
men arbeiteten, und dieser Lärm rührte von den Säbel-
hieben her, welche auf die Helme und Kürasse der schwe-
ren Reiterei fielen.

Der in einer kleinen Vertiefung liegende Meierhof
von La=Haye=Sainte wurde unter den Augen Napoleon's
zu wiederholten Malen mit großem Muthe von beiden
Seiten genommen und wiedergenommen, bis er nach
einem dreistündigen Kampfe den Franzosen blieb, weil
die Vertheidiger desselben keine Munition mehr hatten.

Das Jnnere dieses Meierhofs war mit Leichnamen
bedeckt und alle Mauern waren roth von Blut. Der
Kaiser glaubte jetzt, die Schlacht sei gewonnen, aber bald
wich ein Corps französischer Kürassiere zurück, ohne daß
man wußte, warum. Der Kaiser ließ es durch 1500
Mann seiner alten Garde ersetzen. Er sprach zu ihnen,
aber begleitete sie nicht. Jhr Angriff war furchtbar, aber
bald wichen sie in Unordnung zurück. Die ganze feindliche
Linie schien sich zu gleicher Zeit in Bewegung zu setzen
und vorwärts zu rücken. Jn diesem Augenblick ging die
Sonne unter, mit ihr die Glückssonne Napoleon's. Er
sagte zum General Bertrand: "Wir müssen fort." Jn
der That brach er sogleich auf und ungefähr 50 Perso-
nen folgten ihm. Jch ritt voran, um ihnen den Weg
zu zeigen; es ging im Galopp querfeldein, da die Straße
durch Wagen versperrt war. Gegen 11 Uhr erreichte
man Jemappes, wo die Unordnung ihren höchsten Grad
erreicht hatte. Da man mich nun nicht mehr brauchte,
entließ man mich. Auf dem Wege nach Hause nahm
man mir mein Pferd und ich war mehrmals nahe daran,
getödtet zu werden. Endlich erreichte ich mein Haus,
von dem nichts als die leeren Mauern übrig waren.
Meine Ernte war vernichtet; ein Nachbar sagte mir, daß
sich meine Familie im Walde von Soignes verborgen
hätte, wo ich sie sogleich aufsuchte.

Den folgenden Tag ging ich über das Schlachtfeld
und besichtigte das Schloß von Gomond. Es war von
Kartätschenschüssen durchlöchert und mit Todten angefüllt.
Auf den Trümmern der Gärten und Hofmauern sah
man an verschiedenen Stellen Abdrücke blutiger Hände;
sie rührten von Verwundeten her, welche, bevor sie ihren
Geist aufgegeben, an diesen Mauern einen Stützpunkt
gesucht hatten. Man begrub in dem Garten von Go-
mond über 6000 Leichname. Jn dem Eichenwäldchen,
in dessen Schatten das Schloß lag, sah ich einen Baum,
dessen Stamm, obgleich er kaum einen Fuß im Durch-
messer hatte, dennoch 80 Kugeln enthielt. Das ganze
Schlachtfeld, auf welchem die Saaten mit der von Re-
gen und Blut aufgeweichten Erde durch die Hufe der
Pferde tausendfach zusammengeknetet waren, glich einer
Art Teig; 25,000 Todte und Verwundete und eine noch
größere Anzahl Pferde in dem nämlichen Zustande zeug-
ten von der Hitze des Kampfes. Überall war der Bo-
den mit Waffen, Sätteln, Zäumen, Tornistern, Klei-
dungsstücken, Patrontaschen u. s. w. bedeckt.

Den folgenden Tag begrub man in einer Art von
Laufgräben, welche quer über das Schlachtfeld liefen,
Alles, was nicht mehr zu athmen schien, ohne genau zu
[Spaltenumbruch] untersuchen, ob nicht Der und Jener noch zum Leben
zurückgebracht werden könnte. Was noch Athem hatte,
wurde in die Lazarethe gebracht und so gut als mög-
lich verpflegt.



Das Schildkrötenöl.

Eine der beträchtlichsten Einnahmen, welche die brasi-
lische Regierung aus der Provinz Rio Negro bezieht,
besteht in dem Zehnten des aus Schildkröteneiern ge-
wonnenen Öls. Das Einsammeln dieser Eier und die
Bereitung des Öls geschieht auf folgende Weise.

Jn den Flüssen Solimoes ( Marannon ) und Madeira
befinden sich große Sandbänke, wohin die Schildkröten
alljährlich kommen, um ihre Eier abzulegen. Jn den
Monaten October und November verlassen sie die Seen,
wo sie sich gewöhnlich aufhalten, ziehen nach den beiden
genannten Flüssen und nähern sich den Sandbänken.
Einige gehen voraus, wählen eine passende Stelle und
untersuchen den Boden; der große Haufe folgt in ge-
schlossenen Zügen, die Weibchen in der Mitte, die Männ-
chen auf beiden Seiten. Mit einbrechender Nacht ver-
lassen sie das Wasser, bedecken in einem Augenblicke die
Sandbank und rücken mit einer solchen Schnelligkeit vor,
daß ihre Schalen ein weithin hörbares Geräusch verur-
sachen. Jede Schildkröte gräbt mit ihren Hinterfüßen
ein ungefähr drei Fuß tiefes Loch in den Sand, legt
60--140 Eier hinein, verscharret sie und kehrt dann ins
Wasser zurück. Sie brauchen dazu ungefähr 3--4 Stun-
den. Während dieser Zeit kann man dreist unter ihnen
herum gehen, ohne von ihnen gebissen zu werden; das
Legen beginnt mit Sonnenuntergang und endigt mit der
Morgendämmerung. Wenn Alles vorüber ist, kehren sie
wieder nach ihren Seen und Sümpfen zurück.

Um diese Zeit sendet die Regierung Wächter hin, da-
mit die Schildkröten nicht gestört werden. Ein Ober-
aufseher hat die Vertheilung des Bodens unter die Ar-
beiter zu besorgen, sowie den der Regierung zukommen-
den Zehnten in Empfang zu nehmen. Wenn man die
Eier aus dem Sande gegraben hat, werden sie in gehö-
rig kalfaterte Barken geworfen, mit [unleserliches Material - 10 Zeichen fehlen]Holzgabeln aufge-
brochen und mit den Füßen zu einem gelben Brei zer-
stampft, auf den man dann Wasser gießt und ihn den
Sonnenstrahlen aussetzt. Die Wärme treibt den öligen
Bestandtheil der Eier auf die Oberfläche; man nimmt
ihn nun mittels aus Muscheln verfertigter Löffel ab und
bringt ihn in einen Kessel, den man einem gelinden
Feuer aussetzt. Nach und nach wird diese fettige Masse
hell und bekommt die Festigkeit und Farbe geschmolzener
Butter. Jst sie abgekühlt, so gießt man sie in große
irdene Töpfe, deren jeder etwa 60 Pfund enthält, und
verschließt diese mit Palmblättern. Je frischer die Eier
sind und je schneller das Kochen von statten geht, desto
reiner und besser ist das Öl. Jndessen behält es stets
einen thranartigen Geschmack, an den sich Fremde schwer
gewöhnen. Das geringere wird als Brennöl benutzt.

Die Quantität des Schildkrötenöls -- auch Mantei-
gaöl genannt -- welches man jährlich auf den Jnseln
des Solimoes gewinnt, wird auf 15,000 Töpfe geschätzt,
wozu, nach einer ungefähren Berechnung, 24 Millionen
Eier erfoderlich sind.

Da dieses Einsammeln seit beinahe einem Jahrhun-
dert stattfindet, so muß man sich wundern, daß bei einer
solchen ungeheuern Zerstörung jene nützlichen Thiere noch
immer so zahlreich sind, besonders wenn man weiß, daß
außerdem die Geier, die Bären, die Jguanen, die Schlan-
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] in den Rücken. Nun entspann sich dort der heftigste
Kampf, in Folge dessen die Preußen wieder zurückweichen
mußten. Jhre Kugeln schlugen bereits in die Mauern
von Belle Alliance, wo sich Napoleon eben befand. Er
veränderte daher seine Stellung.

Um 7 Uhr mußten die Preußen, welche aufs neue
vorgerückt waren, abermals zurückweichen. Auf allen
Seiten schlug sich die französische Jnfanterie und Cava-
lerie gegen sie und die Engländer mit einer unbeschreibli-
chen Erbitterung. Man hörte vorherrschend einen Lärm,
als wenn hundert Kupferschmiede auf einer Stelle zusam-
men arbeiteten, und dieser Lärm rührte von den Säbel-
hieben her, welche auf die Helme und Kürasse der schwe-
ren Reiterei fielen.

Der in einer kleinen Vertiefung liegende Meierhof
von La=Haye=Sainte wurde unter den Augen Napoleon's
zu wiederholten Malen mit großem Muthe von beiden
Seiten genommen und wiedergenommen, bis er nach
einem dreistündigen Kampfe den Franzosen blieb, weil
die Vertheidiger desselben keine Munition mehr hatten.

Das Jnnere dieses Meierhofs war mit Leichnamen
bedeckt und alle Mauern waren roth von Blut. Der
Kaiser glaubte jetzt, die Schlacht sei gewonnen, aber bald
wich ein Corps französischer Kürassiere zurück, ohne daß
man wußte, warum. Der Kaiser ließ es durch 1500
Mann seiner alten Garde ersetzen. Er sprach zu ihnen,
aber begleitete sie nicht. Jhr Angriff war furchtbar, aber
bald wichen sie in Unordnung zurück. Die ganze feindliche
Linie schien sich zu gleicher Zeit in Bewegung zu setzen
und vorwärts zu rücken. Jn diesem Augenblick ging die
Sonne unter, mit ihr die Glückssonne Napoleon's. Er
sagte zum General Bertrand: „Wir müssen fort.“ Jn
der That brach er sogleich auf und ungefähr 50 Perso-
nen folgten ihm. Jch ritt voran, um ihnen den Weg
zu zeigen; es ging im Galopp querfeldein, da die Straße
durch Wagen versperrt war. Gegen 11 Uhr erreichte
man Jemappes, wo die Unordnung ihren höchsten Grad
erreicht hatte. Da man mich nun nicht mehr brauchte,
entließ man mich. Auf dem Wege nach Hause nahm
man mir mein Pferd und ich war mehrmals nahe daran,
getödtet zu werden. Endlich erreichte ich mein Haus,
von dem nichts als die leeren Mauern übrig waren.
Meine Ernte war vernichtet; ein Nachbar sagte mir, daß
sich meine Familie im Walde von Soignes verborgen
hätte, wo ich sie sogleich aufsuchte.

Den folgenden Tag ging ich über das Schlachtfeld
und besichtigte das Schloß von Gomond. Es war von
Kartätschenschüssen durchlöchert und mit Todten angefüllt.
Auf den Trümmern der Gärten und Hofmauern sah
man an verschiedenen Stellen Abdrücke blutiger Hände;
sie rührten von Verwundeten her, welche, bevor sie ihren
Geist aufgegeben, an diesen Mauern einen Stützpunkt
gesucht hatten. Man begrub in dem Garten von Go-
mond über 6000 Leichname. Jn dem Eichenwäldchen,
in dessen Schatten das Schloß lag, sah ich einen Baum,
dessen Stamm, obgleich er kaum einen Fuß im Durch-
messer hatte, dennoch 80 Kugeln enthielt. Das ganze
Schlachtfeld, auf welchem die Saaten mit der von Re-
gen und Blut aufgeweichten Erde durch die Hufe der
Pferde tausendfach zusammengeknetet waren, glich einer
Art Teig; 25,000 Todte und Verwundete und eine noch
größere Anzahl Pferde in dem nämlichen Zustande zeug-
ten von der Hitze des Kampfes. Überall war der Bo-
den mit Waffen, Sätteln, Zäumen, Tornistern, Klei-
dungsstücken, Patrontaschen u. s. w. bedeckt.

Den folgenden Tag begrub man in einer Art von
Laufgräben, welche quer über das Schlachtfeld liefen,
Alles, was nicht mehr zu athmen schien, ohne genau zu
[Spaltenumbruch] untersuchen, ob nicht Der und Jener noch zum Leben
zurückgebracht werden könnte. Was noch Athem hatte,
wurde in die Lazarethe gebracht und so gut als mög-
lich verpflegt.



Das Schildkrötenöl.

Eine der beträchtlichsten Einnahmen, welche die brasi-
lische Regierung aus der Provinz Rio Negro bezieht,
besteht in dem Zehnten des aus Schildkröteneiern ge-
wonnenen Öls. Das Einsammeln dieser Eier und die
Bereitung des Öls geschieht auf folgende Weise.

Jn den Flüssen Solimoës ( Maran̄on ) und Madeira
befinden sich große Sandbänke, wohin die Schildkröten
alljährlich kommen, um ihre Eier abzulegen. Jn den
Monaten October und November verlassen sie die Seen,
wo sie sich gewöhnlich aufhalten, ziehen nach den beiden
genannten Flüssen und nähern sich den Sandbänken.
Einige gehen voraus, wählen eine passende Stelle und
untersuchen den Boden; der große Haufe folgt in ge-
schlossenen Zügen, die Weibchen in der Mitte, die Männ-
chen auf beiden Seiten. Mit einbrechender Nacht ver-
lassen sie das Wasser, bedecken in einem Augenblicke die
Sandbank und rücken mit einer solchen Schnelligkeit vor,
daß ihre Schalen ein weithin hörbares Geräusch verur-
sachen. Jede Schildkröte gräbt mit ihren Hinterfüßen
ein ungefähr drei Fuß tiefes Loch in den Sand, legt
60—140 Eier hinein, verscharret sie und kehrt dann ins
Wasser zurück. Sie brauchen dazu ungefähr 3—4 Stun-
den. Während dieser Zeit kann man dreist unter ihnen
herum gehen, ohne von ihnen gebissen zu werden; das
Legen beginnt mit Sonnenuntergang und endigt mit der
Morgendämmerung. Wenn Alles vorüber ist, kehren sie
wieder nach ihren Seen und Sümpfen zurück.

Um diese Zeit sendet die Regierung Wächter hin, da-
mit die Schildkröten nicht gestört werden. Ein Ober-
aufseher hat die Vertheilung des Bodens unter die Ar-
beiter zu besorgen, sowie den der Regierung zukommen-
den Zehnten in Empfang zu nehmen. Wenn man die
Eier aus dem Sande gegraben hat, werden sie in gehö-
rig kalfaterte Barken geworfen, mit [unleserliches Material – 10 Zeichen fehlen]Holzgabeln aufge-
brochen und mit den Füßen zu einem gelben Brei zer-
stampft, auf den man dann Wasser gießt und ihn den
Sonnenstrahlen aussetzt. Die Wärme treibt den öligen
Bestandtheil der Eier auf die Oberfläche; man nimmt
ihn nun mittels aus Muscheln verfertigter Löffel ab und
bringt ihn in einen Kessel, den man einem gelinden
Feuer aussetzt. Nach und nach wird diese fettige Masse
hell und bekommt die Festigkeit und Farbe geschmolzener
Butter. Jst sie abgekühlt, so gießt man sie in große
irdene Töpfe, deren jeder etwa 60 Pfund enthält, und
verschließt diese mit Palmblättern. Je frischer die Eier
sind und je schneller das Kochen von statten geht, desto
reiner und besser ist das Öl. Jndessen behält es stets
einen thranartigen Geschmack, an den sich Fremde schwer
gewöhnen. Das geringere wird als Brennöl benutzt.

Die Quantität des Schildkrötenöls — auch Mantei-
gaöl genannt — welches man jährlich auf den Jnseln
des Solimoes gewinnt, wird auf 15,000 Töpfe geschätzt,
wozu, nach einer ungefähren Berechnung, 24 Millionen
Eier erfoderlich sind.

Da dieses Einsammeln seit beinahe einem Jahrhun-
dert stattfindet, so muß man sich wundern, daß bei einer
solchen ungeheuern Zerstörung jene nützlichen Thiere noch
immer so zahlreich sind, besonders wenn man weiß, daß
außerdem die Geier, die Bären, die Jguanen, die Schlan-
[Ende Spaltensatz]

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[223/0007] 223 in den Rücken. Nun entspann sich dort der heftigste Kampf, in Folge dessen die Preußen wieder zurückweichen mußten. Jhre Kugeln schlugen bereits in die Mauern von Belle Alliance, wo sich Napoleon eben befand. Er veränderte daher seine Stellung. Um 7 Uhr mußten die Preußen, welche aufs neue vorgerückt waren, abermals zurückweichen. Auf allen Seiten schlug sich die französische Jnfanterie und Cava- lerie gegen sie und die Engländer mit einer unbeschreibli- chen Erbitterung. Man hörte vorherrschend einen Lärm, als wenn hundert Kupferschmiede auf einer Stelle zusam- men arbeiteten, und dieser Lärm rührte von den Säbel- hieben her, welche auf die Helme und Kürasse der schwe- ren Reiterei fielen. 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Auf den Trümmern der Gärten und Hofmauern sah man an verschiedenen Stellen Abdrücke blutiger Hände; sie rührten von Verwundeten her, welche, bevor sie ihren Geist aufgegeben, an diesen Mauern einen Stützpunkt gesucht hatten. Man begrub in dem Garten von Go- mond über 6000 Leichname. Jn dem Eichenwäldchen, in dessen Schatten das Schloß lag, sah ich einen Baum, dessen Stamm, obgleich er kaum einen Fuß im Durch- messer hatte, dennoch 80 Kugeln enthielt. Das ganze Schlachtfeld, auf welchem die Saaten mit der von Re- gen und Blut aufgeweichten Erde durch die Hufe der Pferde tausendfach zusammengeknetet waren, glich einer Art Teig; 25,000 Todte und Verwundete und eine noch größere Anzahl Pferde in dem nämlichen Zustande zeug- ten von der Hitze des Kampfes. Überall war der Bo- den mit Waffen, Sätteln, Zäumen, Tornistern, Klei- dungsstücken, Patrontaschen u. s. w. bedeckt. 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Einige gehen voraus, wählen eine passende Stelle und untersuchen den Boden; der große Haufe folgt in ge- schlossenen Zügen, die Weibchen in der Mitte, die Männ- chen auf beiden Seiten. Mit einbrechender Nacht ver- lassen sie das Wasser, bedecken in einem Augenblicke die Sandbank und rücken mit einer solchen Schnelligkeit vor, daß ihre Schalen ein weithin hörbares Geräusch verur- sachen. Jede Schildkröte gräbt mit ihren Hinterfüßen ein ungefähr drei Fuß tiefes Loch in den Sand, legt 60—140 Eier hinein, verscharret sie und kehrt dann ins Wasser zurück. Sie brauchen dazu ungefähr 3—4 Stun- den. Während dieser Zeit kann man dreist unter ihnen herum gehen, ohne von ihnen gebissen zu werden; das Legen beginnt mit Sonnenuntergang und endigt mit der Morgendämmerung. Wenn Alles vorüber ist, kehren sie wieder nach ihren Seen und Sümpfen zurück. Um diese Zeit sendet die Regierung Wächter hin, da- mit die Schildkröten nicht gestört werden. Ein Ober- aufseher hat die Vertheilung des Bodens unter die Ar- beiter zu besorgen, sowie den der Regierung zukommen- den Zehnten in Empfang zu nehmen. Wenn man die Eier aus dem Sande gegraben hat, werden sie in gehö- rig kalfaterte Barken geworfen, mit __________Holzgabeln aufge- brochen und mit den Füßen zu einem gelben Brei zer- stampft, auf den man dann Wasser gießt und ihn den Sonnenstrahlen aussetzt. Die Wärme treibt den öligen Bestandtheil der Eier auf die Oberfläche; man nimmt ihn nun mittels aus Muscheln verfertigter Löffel ab und bringt ihn in einen Kessel, den man einem gelinden Feuer aussetzt. Nach und nach wird diese fettige Masse hell und bekommt die Festigkeit und Farbe geschmolzener Butter. Jst sie abgekühlt, so gießt man sie in große irdene Töpfe, deren jeder etwa 60 Pfund enthält, und verschließt diese mit Palmblättern. Je frischer die Eier sind und je schneller das Kochen von statten geht, desto reiner und besser ist das Öl. Jndessen behält es stets einen thranartigen Geschmack, an den sich Fremde schwer gewöhnen. Das geringere wird als Brennöl benutzt. Die Quantität des Schildkrötenöls — auch Mantei- gaöl genannt — welches man jährlich auf den Jnseln des Solimoes gewinnt, wird auf 15,000 Töpfe geschätzt, wozu, nach einer ungefähren Berechnung, 24 Millionen Eier erfoderlich sind. Da dieses Einsammeln seit beinahe einem Jahrhun- dert stattfindet, so muß man sich wundern, daß bei einer solchen ungeheuern Zerstörung jene nützlichen Thiere noch immer so zahlreich sind, besonders wenn man weiß, daß außerdem die Geier, die Bären, die Jguanen, die Schlan-

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 28. Leipzig (Sachsen), 15. Juli 1843, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig028_1843/7>, abgerufen am 23.11.2024.