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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 22. Leipzig (Sachsen), 3. Juni 1843.

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[Beginn Spaltensatz] mühsam errungenen Gewinn bald andere Besitzer ver-
schafft. Diese Leute üben auf die Ureinwohner einen höchst
nachtheiligen Einfluß und machen die angestrengtesten
[Spaltenumbruch] Bemühungen der Missionare, die Wilden mit Religion
und Sitte zu befreunden, fortwährend zunichte.

[Ende Spaltensatz]

Breyzards von Finisterre.
[Abbildung]
[Beginn Spaltensatz]

Das Departement Finisterre in der Bretagne umfaßt
die fünf Arrondissements Quimper, Brest, Chateaulin,
Morlaix und Quimperle. Es bildet eine Halbinsel, die
im Osten mit dem Festlande zusammenhängt; Ebenen,
Hügel und Thäler wechseln. Das Gebirge von Arree
durchzieht das Departement in zwei Hügelketten, von
denen die kürzere ( 1000 F. hoch ) in den Meerbusen von
Brest ausläuft, die längere, aber niedrigere ( 800 F. hoch )
unter dem Namen der "schwarzen Berge" in die Land-
zunge von Crozon endigt, welche die Buchten von Douar-
nenez und Brest voneinander trennt. Der Kamm dieser
Ketten besteht aus nackten und verwitterten Granitfelsen,
die Abhänge derselben aber sind bewachsen und bewaldet.
Die Küste ist felsig und zackig und hat tiefe Meeresein-
schnitte, z. B. bei Audierne, Douarnenez und Brest;
auf der Nord= und Südseite ist viel Flugsand. Bei
St.=Pol de Leon versetzen die Stürme ganze Sandberge
von einem Orte zum andern. Der Boden ist verschie-
den, theils sandig und leicht, theils schwer und fruchtbar.

Die Einwohner sind größtentheils Breyzards, Ab-
kömmlinge von den britischen Kymren, welche sich im
5. Jahrhundert in der Bretagne niederließen, nachdem
die Sachsen ihr bisheriges Vaterland in Besitz genom-
men hatten. Jhre Nationalsprache nennt man das bas
[Spaltenumbruch] Breton
, neben welchem noch ein schlechtes Patois besteht,
welches mit celtischen Wörtern untermengt ist. Beides
unterscheidet sich von der eigentlich französischen Sprache.

Das Äußere der Breyzards beurkundet Kraft neben
Trägheit; sie sind stark und breitschultrig. Der " Franc
Breton
" ist wegen seiner Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und
Gastfreundschaft zum Sprüchwort geworden. Die Kü-
stenbewohner sind gute Seeleute; alle lieben ungemein
ihren heimatlichen Boden. Jn der Bildung sind sie vor
den übrigen Franzosen weit zurück, unwissend, abergläu-
bisch, mit Eigensinn am Alten haftend, Feinde alles
Neuen. Jhre Kleidung ist altmodisch und gewöhnlich
von Linnen; der Schnitt ihrer Kleider erinnert auf eine
auffallende Weise an die Moden der Zeit Karl's VII.

Die Männer tragen, wie die Abbildung zeigt, eine
Kapuze um den Kopf und weite Hosen; die Tracht der
Weiber ist zwar nicht so alt wie die der Männer, aber
sie ist ebenso unveränderlich. Wenn die Tracht der Män-
ner durch das Zeitalter Karl's VII. begründet worden ist
und dieses Zeitalter in der Gegenwart repräsentirt, so ist
die Tracht der Frauen durch das Zeitalter Ludwig's XIV.
zugeschnitten worden, um für alle Zeiten daran zu erin-
nern. Der Kopfputz ist, mit Ausnahme des Aufsatzes,
ganz der der Frau von Maintenon.

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[Beginn Spaltensatz] mühsam errungenen Gewinn bald andere Besitzer ver-
schafft. Diese Leute üben auf die Ureinwohner einen höchst
nachtheiligen Einfluß und machen die angestrengtesten
[Spaltenumbruch] Bemühungen der Missionare, die Wilden mit Religion
und Sitte zu befreunden, fortwährend zunichte.

[Ende Spaltensatz]

Breyzards von Finisterre.
[Abbildung]
[Beginn Spaltensatz]

Das Departement Finisterre in der Bretagne umfaßt
die fünf Arrondissements Quimper, Brest, Chateaulin,
Morlaix und Quimperle. Es bildet eine Halbinsel, die
im Osten mit dem Festlande zusammenhängt; Ebenen,
Hügel und Thäler wechseln. Das Gebirge von Arrée
durchzieht das Departement in zwei Hügelketten, von
denen die kürzere ( 1000 F. hoch ) in den Meerbusen von
Brest ausläuft, die längere, aber niedrigere ( 800 F. hoch )
unter dem Namen der „schwarzen Berge“ in die Land-
zunge von Crozon endigt, welche die Buchten von Douar-
nenez und Brest voneinander trennt. Der Kamm dieser
Ketten besteht aus nackten und verwitterten Granitfelsen,
die Abhänge derselben aber sind bewachsen und bewaldet.
Die Küste ist felsig und zackig und hat tiefe Meeresein-
schnitte, z. B. bei Audierne, Douarnenez und Brest;
auf der Nord= und Südseite ist viel Flugsand. Bei
St.=Pol de Leon versetzen die Stürme ganze Sandberge
von einem Orte zum andern. Der Boden ist verschie-
den, theils sandig und leicht, theils schwer und fruchtbar.

Die Einwohner sind größtentheils Breyzards, Ab-
kömmlinge von den britischen Kymren, welche sich im
5. Jahrhundert in der Bretagne niederließen, nachdem
die Sachsen ihr bisheriges Vaterland in Besitz genom-
men hatten. Jhre Nationalsprache nennt man das bas
[Spaltenumbruch] Breton
, neben welchem noch ein schlechtes Patois besteht,
welches mit celtischen Wörtern untermengt ist. Beides
unterscheidet sich von der eigentlich französischen Sprache.

Das Äußere der Breyzards beurkundet Kraft neben
Trägheit; sie sind stark und breitschultrig. Der „ Franc
Breton
“ ist wegen seiner Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und
Gastfreundschaft zum Sprüchwort geworden. Die Kü-
stenbewohner sind gute Seeleute; alle lieben ungemein
ihren heimatlichen Boden. Jn der Bildung sind sie vor
den übrigen Franzosen weit zurück, unwissend, abergläu-
bisch, mit Eigensinn am Alten haftend, Feinde alles
Neuen. Jhre Kleidung ist altmodisch und gewöhnlich
von Linnen; der Schnitt ihrer Kleider erinnert auf eine
auffallende Weise an die Moden der Zeit Karl's VII.

Die Männer tragen, wie die Abbildung zeigt, eine
Kapuze um den Kopf und weite Hosen; die Tracht der
Weiber ist zwar nicht so alt wie die der Männer, aber
sie ist ebenso unveränderlich. Wenn die Tracht der Män-
ner durch das Zeitalter Karl's VII. begründet worden ist
und dieses Zeitalter in der Gegenwart repräsentirt, so ist
die Tracht der Frauen durch das Zeitalter Ludwig's XIV.
zugeschnitten worden, um für alle Zeiten daran zu erin-
nern. Der Kopfputz ist, mit Ausnahme des Aufsatzes,
ganz der der Frau von Maintenon.

[Ende Spaltensatz]

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 22. Leipzig (Sachsen), 3. Juni 1843, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig022_1843/4>, abgerufen am 22.11.2024.