Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 21. Leipzig (Sachsen), 27. Mai 1843.

Bild:
erste Seite
Das Pfennig=Magazin
für
Belehrung und Unterhaltung.


Nr. 21. ] Neue Folge. Erster Jahrgang. [ 27. Mai 1843.


Sully.
[Abbildung]
[Beginn Spaltensatz]

Maximilian von Bethune, Baron v. Rosny, Herzog
von Sully, der erste Minister des französischen Königs
Heinrich's IV., einer der ausgezeichnetsten Staatsmänner
aller Zeiten, wurde 1559 zu Rosny in einer altadeligen
Familie geboren und in den Lehren der protestantischen
Kirche erzogen, denen er niemals untreu wurde. Er war
als Knabe der Unterrichtsgenosse des Prinzen Heinrich
von Navarra und begleitete denselben 1572 nach Paris.
Hier wäre er beinahe in der in der Nacht vom 24. auf
den 25. August 1572 ausgebrochenen Verschwörung ge-
gen die Hugenotten ein Opfer des Fanatismus gewor-
den, wenn ihn nicht der Vorsteher des Collegiums von
Bourgogne drei Tage lang verborgen gehalten hätte. Als
Krieger und Geschäftsmann sich gleich sehr auszeichnend,
machte er sich dem jungen Könige in der Folge unent-
behrlich und ward darum 1594 zum Staatssecretair,
1596 zum Mitgliede des Finanzconseils, in den folgen-
den Jahren zum Oberaufseher der Finanzen, 1601 zum
Großmeister der Artillerie, 1602 zum Gouverneur der
Bastille, endlich zum Gouverneur von Poitou und Groß-
[Spaltenumbruch] meister aller Häfen und Landungsplätze von Frankreich
ernannt. Er war während der Zeit seines mächtigen
Einflusses eifrig bemüht, die Ordnung im Lande, wel-
ches durch Räuberbanden beunruhigt wurde, wie in den
Finanzen wiederherzustellen.

Jn dem greuelvollen Bürgerkriege von 1562--73,
in welchem sich die Hugenotten unter Ludwig von Bour-
bon, Conde und dem Admiral Coligny, und die Katho-
lischen unter dem Herzoge Franz von Guise auf Leben
und Tod befehdeten, waren Misbräuche aller Art ein-
gerissen. Diesen suchte er nach Kräften abzuhelfen, so
groß auch die Schwierigkeiten waren, welche ihm die
Beamten allenthalben in den Weg legten. Jm J. 1595
kam er auf einer Reise zu Entdeckungen, die ihn in
den Stand setzten, dem Könige alsbald 500,000 Thlr.
als Gewinn seiner Nachforschungen zu überreichen; viele
Betrügereien fielen dadurch weg, daß die Unterpächter
das eingegangene Geld nicht mehr an die Generalpäch-
ter, sondern gleich an die Schatzkammer liefern mußten.

Sully verstand es, ohne neue Auflagen, lediglich
[Ende Spaltensatz]

Das Pfennig=Magazin
für
Belehrung und Unterhaltung.


Nr. 21. ] Neue Folge. Erster Jahrgang. [ 27. Mai 1843.


Sully.
[Abbildung]
[Beginn Spaltensatz]

Maximilian von Bethune, Baron v. Rosny, Herzog
von Sully, der erste Minister des französischen Königs
Heinrich's IV., einer der ausgezeichnetsten Staatsmänner
aller Zeiten, wurde 1559 zu Rosny in einer altadeligen
Familie geboren und in den Lehren der protestantischen
Kirche erzogen, denen er niemals untreu wurde. Er war
als Knabe der Unterrichtsgenosse des Prinzen Heinrich
von Navarra und begleitete denselben 1572 nach Paris.
Hier wäre er beinahe in der in der Nacht vom 24. auf
den 25. August 1572 ausgebrochenen Verschwörung ge-
gen die Hugenotten ein Opfer des Fanatismus gewor-
den, wenn ihn nicht der Vorsteher des Collegiums von
Bourgogne drei Tage lang verborgen gehalten hätte. Als
Krieger und Geschäftsmann sich gleich sehr auszeichnend,
machte er sich dem jungen Könige in der Folge unent-
behrlich und ward darum 1594 zum Staatssecretair,
1596 zum Mitgliede des Finanzconseils, in den folgen-
den Jahren zum Oberaufseher der Finanzen, 1601 zum
Großmeister der Artillerie, 1602 zum Gouverneur der
Bastille, endlich zum Gouverneur von Poitou und Groß-
[Spaltenumbruch] meister aller Häfen und Landungsplätze von Frankreich
ernannt. Er war während der Zeit seines mächtigen
Einflusses eifrig bemüht, die Ordnung im Lande, wel-
ches durch Räuberbanden beunruhigt wurde, wie in den
Finanzen wiederherzustellen.

Jn dem greuelvollen Bürgerkriege von 1562—73,
in welchem sich die Hugenotten unter Ludwig von Bour-
bon, Conde und dem Admiral Coligny, und die Katho-
lischen unter dem Herzoge Franz von Guise auf Leben
und Tod befehdeten, waren Misbräuche aller Art ein-
gerissen. Diesen suchte er nach Kräften abzuhelfen, so
groß auch die Schwierigkeiten waren, welche ihm die
Beamten allenthalben in den Weg legten. Jm J. 1595
kam er auf einer Reise zu Entdeckungen, die ihn in
den Stand setzten, dem Könige alsbald 500,000 Thlr.
als Gewinn seiner Nachforschungen zu überreichen; viele
Betrügereien fielen dadurch weg, daß die Unterpächter
das eingegangene Geld nicht mehr an die Generalpäch-
ter, sondern gleich an die Schatzkammer liefern mußten.

Sully verstand es, ohne neue Auflagen, lediglich
[Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <front>
      <pb facs="#f0001" n="[161]"/>
      <titlePage type="heading">
        <docTitle>
          <titlePart type="main"> <hi rendition="#c #fr">Das Pfennig=Magazin<lb/>
für<lb/><hi rendition="#g">Belehrung und Unterhaltung</hi>.</hi> </titlePart>
        </docTitle><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <docImprint><hi rendition="#fr">Nr</hi>. 21. ] <hi rendition="#c">Neue Folge. Erster Jahrgang.</hi><docDate><hi rendition="#right">[ 27. <hi rendition="#g">Mai</hi> 1843.</hi></docDate></docImprint>
      </titlePage><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
    </front>
    <body>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Sully</hi>.</hi> </head><lb/>
        <figure/><lb/>
        <cb type="start"/>
        <p><hi rendition="#in">M</hi>aximilian von Bethune, Baron v. Rosny, Herzog<lb/>
von Sully, der erste Minister des französischen Königs<lb/>
Heinrich's <hi rendition="#aq">IV</hi>., einer der ausgezeichnetsten Staatsmänner<lb/>
aller Zeiten, wurde 1559 zu Rosny in einer altadeligen<lb/>
Familie geboren und in den Lehren der protestantischen<lb/>
Kirche erzogen, denen er niemals untreu wurde. Er war<lb/>
als Knabe der Unterrichtsgenosse des Prinzen Heinrich<lb/>
von Navarra und begleitete denselben 1572 nach Paris.<lb/>
Hier wäre er beinahe in der in der Nacht vom 24. auf<lb/>
den 25. August 1572 ausgebrochenen Verschwörung ge-<lb/>
gen die Hugenotten ein Opfer des Fanatismus gewor-<lb/>
den, wenn ihn nicht der Vorsteher des Collegiums von<lb/>
Bourgogne drei Tage lang verborgen gehalten hätte. Als<lb/>
Krieger und Geschäftsmann sich gleich sehr auszeichnend,<lb/>
machte er sich dem jungen Könige in der Folge unent-<lb/>
behrlich und ward darum 1594 zum Staatssecretair,<lb/>
1596 zum Mitgliede des Finanzconseils, in den folgen-<lb/>
den Jahren zum Oberaufseher der Finanzen, 1601 zum<lb/>
Großmeister der Artillerie, 1602 zum Gouverneur der<lb/>
Bastille, endlich zum Gouverneur von Poitou und Groß-<lb/><cb n="2"/>
meister aller Häfen und Landungsplätze von Frankreich<lb/>
ernannt. Er war während der Zeit seines mächtigen<lb/>
Einflusses eifrig bemüht, die Ordnung im Lande, wel-<lb/>
ches durch Räuberbanden beunruhigt wurde, wie in den<lb/>
Finanzen wiederherzustellen.</p><lb/>
        <p>Jn dem greuelvollen Bürgerkriege von 1562&#x2014;73,<lb/>
in welchem sich die Hugenotten unter Ludwig von Bour-<lb/>
bon, Conde und dem Admiral Coligny, und die Katho-<lb/>
lischen unter dem Herzoge Franz von Guise auf Leben<lb/>
und Tod befehdeten, waren Misbräuche aller Art ein-<lb/>
gerissen. Diesen suchte er nach Kräften abzuhelfen, so<lb/>
groß auch die Schwierigkeiten waren, welche ihm die<lb/>
Beamten allenthalben in den Weg legten. Jm J. 1595<lb/>
kam er auf einer Reise zu Entdeckungen, die ihn in<lb/>
den Stand setzten, dem Könige alsbald 500,000 Thlr.<lb/>
als Gewinn seiner Nachforschungen zu überreichen; viele<lb/>
Betrügereien fielen dadurch weg, daß die Unterpächter<lb/>
das eingegangene Geld nicht mehr an die Generalpäch-<lb/>
ter, sondern gleich an die Schatzkammer liefern mußten.</p><lb/>
        <p>Sully verstand es, ohne neue Auflagen, lediglich<lb/><cb type="end"/>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[161]/0001] Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Nr. 21. ] Neue Folge. Erster Jahrgang. [ 27. Mai 1843. Sully. [Abbildung] Maximilian von Bethune, Baron v. Rosny, Herzog von Sully, der erste Minister des französischen Königs Heinrich's IV., einer der ausgezeichnetsten Staatsmänner aller Zeiten, wurde 1559 zu Rosny in einer altadeligen Familie geboren und in den Lehren der protestantischen Kirche erzogen, denen er niemals untreu wurde. Er war als Knabe der Unterrichtsgenosse des Prinzen Heinrich von Navarra und begleitete denselben 1572 nach Paris. Hier wäre er beinahe in der in der Nacht vom 24. auf den 25. August 1572 ausgebrochenen Verschwörung ge- gen die Hugenotten ein Opfer des Fanatismus gewor- den, wenn ihn nicht der Vorsteher des Collegiums von Bourgogne drei Tage lang verborgen gehalten hätte. Als Krieger und Geschäftsmann sich gleich sehr auszeichnend, machte er sich dem jungen Könige in der Folge unent- behrlich und ward darum 1594 zum Staatssecretair, 1596 zum Mitgliede des Finanzconseils, in den folgen- den Jahren zum Oberaufseher der Finanzen, 1601 zum Großmeister der Artillerie, 1602 zum Gouverneur der Bastille, endlich zum Gouverneur von Poitou und Groß- meister aller Häfen und Landungsplätze von Frankreich ernannt. Er war während der Zeit seines mächtigen Einflusses eifrig bemüht, die Ordnung im Lande, wel- ches durch Räuberbanden beunruhigt wurde, wie in den Finanzen wiederherzustellen. Jn dem greuelvollen Bürgerkriege von 1562—73, in welchem sich die Hugenotten unter Ludwig von Bour- bon, Conde und dem Admiral Coligny, und die Katho- lischen unter dem Herzoge Franz von Guise auf Leben und Tod befehdeten, waren Misbräuche aller Art ein- gerissen. Diesen suchte er nach Kräften abzuhelfen, so groß auch die Schwierigkeiten waren, welche ihm die Beamten allenthalben in den Weg legten. Jm J. 1595 kam er auf einer Reise zu Entdeckungen, die ihn in den Stand setzten, dem Könige alsbald 500,000 Thlr. als Gewinn seiner Nachforschungen zu überreichen; viele Betrügereien fielen dadurch weg, daß die Unterpächter das eingegangene Geld nicht mehr an die Generalpäch- ter, sondern gleich an die Schatzkammer liefern mußten. Sully verstand es, ohne neue Auflagen, lediglich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.

Weitere Informationen:

Siehe Dokumentation




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig021_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig021_1843/1
Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 21. Leipzig (Sachsen), 27. Mai 1843, S. [161]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig021_1843/1>, abgerufen am 21.11.2024.