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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 12. Leipzig (Sachsen), 25. März 1843.

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[Beginn Spaltensatz] mung hat, Schiffe mit voller Fracht auf einem durch
Dampfkraft bewegten großen Wagen ans Land zu zie-
hen, um sie auszubessern und dann wieder auf dieselbe
Weise ans Meer zu schaffen. Sie hat 150,000 Pf. St.
gekostet, welche die Bewohner der Jnsel durch Actien
aufgebracht haben. Vom Beginn des Baus der in Bra-
silien projectirten Eisenbahn ist noch nichts bekannt ge-
worden. -- Jn Australien ist eine 5 engl. Meilen lange
Cisenbahn unweit Port Arthur angelegt, die durch Men-
schenkraft ( von Deportirten ) betrieben wird und als
Hauptcommunicationsmittel für Reisende und Güter, die
sich nach Port Arthur begeben, dient.



Beethoven's Testament.

Der Violinvirtuose Ernst hat das Testament Beet-
hoven 's, eine Originalhandschrift vom Umfange zweier
Schreibbogen, für den Preis von tausend Gulden käuf-
lich an sich gebracht. Die Echtheit dieser interessanten
Handschrift, in welcher sich ein rührend frommer Sinn
und die gottgläubigste Hingebung an ein hartes Schick-
sal in herzlich einfacher Weise ausspricht, ist von den
wiener Behörden durch Legalisirung anerkannt. Beet-
hoven hat das Testament in Heiligenstadt bei Wien, am
Fuße des Kahlenbergs reizend schön gelegen, niederge-
schrieben. Ernst läßt eine Übersetzung dieses werthvollen
Autographen in das Französische besorgen und wird diese
Übersetzung dem Archive der Academie royale de mu-
sique
in Paris verehren, das Original aber dem Beet-
hoven=Denkmal=Vereine in Bonn widmen.



Gasthof in Neuyork.

Englische Blätter enthalten folgende Beschreibung des
Steam=Engine=Hotel ( Dampfmaschinen=Hotel ) in Neu-
york: Es ist eins der schönsten Gebäude in den Ver-
einigten Staaten, aus Marmor erbaut, und enthält
über 300 Zimmer. Die gekochten Speisen werden aus
der Küche auf einem Gestell, vermittelst einer Dampf-
maschine von 12 Pferdekraft, nach dem zum Speisen
bestimmten zweiten Stockwerk befördert. Andere Haupt-
beschäftigungen der Dampfmaschine in diesem Etablisse-
ment sind, daß sie die Bratspieße dreht, die Bagage
der Reisenden, wenn es diesen beliebt, nach den für sie
bestimmten Zimmern transportirt, Wasser pumpt u. s. w.
Jn der Zwischenzeit, daß diese Arbeiten ruhen, wird
die Maschine zum Bohren eines Brunnens in dem Fel-
sen unter dem Hause, womit man bereits 480 Fuß tief
eingedrungen ist, und zu andern Zwecken benutzt. Als
ein Beweis großer häuslicher weiblicher Thätigkeit wird
demnächst in einem neuyorker Blatte erwähnt, daß Mrß.
Holt, die Frau des Besitzers dieses Hotels, eine über
50 Jahre alte Frau, neben der sehr beschwerlichen Auf-
sicht über dies große Etablissement, innerhalb der letzten
sechs Jahre zur Ausstattung desselben eigenhändig 1500
Handtücher, 400 Paar Betttücher, 400 Paar Kissen-
überzüge genäht, 250 Bettbezüge, und circa 300 große
Bettmatratzen angefertigt habe. Das ganze Haus ist
mit Gegenständen dieser Art von ihrer eigenen Handar-
beit versehen.



[Spaltenumbruch]
Miscellen.

Nach amtlichen Berichten befinden sich in Berlin 2600
Personen auf freiem Fuße, welche wegen Diebstählen und an-
derer Verbrechen in Zuchthäusern gesessen, und mehr als 6000
Personen, die wegen Vagabondiren unter policeilicher Aufsicht
stehen.



Die Schiffahrt zwischen der Nord= und Ostsee hat seit
1839 alljährlich abgenommen. Jm J. 1839 gingen 18,473
Schiffe durch den Sund und großen Belt, 1840 nur 17,988,
1841 nur 16,686 und 1842 gar nur 15,693. Man schreibt
diese Abnahme der geringern Kornausfuhr nach England und
Norwegen zu.



Die Einwohner des Großherzogthums Mecklenburg=Schwe-
rin haben sich in dem letztern Jahre um 3182 vermehrt und
belaufen sich gegenwärtig auf 501,428. Von den 210 Per-
sonen, welche durch Unglücksfälle das Leben verloren hatten,
waren 88 ertrunken, 30 durch Fallen, 15 durch Pferde, 11
durch Feuer, 2 durch Frost, 6 durch leblose Gewalten, 3 durch
Verbrühung, 5 durch Verschüttung, 2 durch übermäßigen Ge-
nuß des Branntweins, 3 durch Schläge, 2 durch unvorsichtige
Schüsse, 5 durch Mühlen, 1 durch Vitriol, 1 durch Verwech-
selung der Medicin, 1 durch Verblutung, 3 durch Kohlen-
dampf, 1 durch eine Pulverexplosion, 1 durch den Fall in eine
Sense, die übrigen auf unbekannte Weise umgekommen. Von
69 Selbstmördern hatten sich 38 erhängt, 17 ersäuft, 8 er-
schossen, 3 den Hals abgeschnitten und 3 erstochen.



Die Sterblichkeit ist in Breslau, wie an verschiedenen
andern Orten, seit dem vorigen Herbste ungewöhnlich groß.
Man schrieb den Grund davon der warmen Witterung und
der Noth unter den niedern Classen zu.



Jn Petersburg sind im Laufe des vorigen Jahres 1165
Schiffe angekommen, worunter 52 Dampfboote, abgegangen
sind 1185.



Literarische Anzeige.

Landwirthschaftliche Dorfzeitung.
Herausgegeben von
C. v. Pfaffenrath und William Löbe.

Vierter Jahrgang. 4. 20 Ngr.

Leipzig, bei F. A. Brockhaus.

Hiervon erscheint wöchentlich 1 Bogen. Ankündigun-
gen darin werden mit 2 Ngr. für den Raum einer gespalte-
nen Zeile berechnet, besondere Anzeigen gegen eine
Vergütung von 3 / 4 Thlr. für das Tausend beigelegt.

Jnhalt des Monats Februar:

Dorfzeitung. Mittheilungen des Herrn Pfarrer Weise.
-- Wie kann der Landwirth dem durch die vor= und diesjäh-
rige Futternoth hervorgerufenen Düngermangel so viel als
möglich vorbeugen? -- Sendschreiben des Ortsschulzen K. un-
weit Halberstadt an den Herrn von Pfaffenrath. -- Statuten
des Mäßigkeitsvereins zu Dillenburg. -- Über die Nachtheile
des Aufblasens der geschlachteten Kälber mit dem Munde. --
Über die Anpflanzung der Strauchweiden zur Gewinnung von
Korbruthen. -- Landwirthschaftliche Neuigkeiten,
Miscellen -- Unterhaltungsblatt: Sitten und
Gebräuche der Griechen. -- Die Wilhelmslinde zu Dillenburg
-- Der gebesserte Trunkenbold am Neujahrsmorgen. -- Ge-
neralversammlung der Deputirten aller Enthaltsamkeits= und
Mäßigkeitsvereine des deutschen Vaterlandes. -- Der Bischof
Thilo in Merseburg und sein Rabe.

Leipzig, im März 1843.

    F. A. Brockhaus.

[Ende Spaltensatz]

Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung F. A. Brockhaus in Leipzig.

[Beginn Spaltensatz] mung hat, Schiffe mit voller Fracht auf einem durch
Dampfkraft bewegten großen Wagen ans Land zu zie-
hen, um sie auszubessern und dann wieder auf dieselbe
Weise ans Meer zu schaffen. Sie hat 150,000 Pf. St.
gekostet, welche die Bewohner der Jnsel durch Actien
aufgebracht haben. Vom Beginn des Baus der in Bra-
silien projectirten Eisenbahn ist noch nichts bekannt ge-
worden. — Jn Australien ist eine 5 engl. Meilen lange
Cisenbahn unweit Port Arthur angelegt, die durch Men-
schenkraft ( von Deportirten ) betrieben wird und als
Hauptcommunicationsmittel für Reisende und Güter, die
sich nach Port Arthur begeben, dient.



Beethoven's Testament.

Der Violinvirtuose Ernst hat das Testament Beet-
hoven 's, eine Originalhandschrift vom Umfange zweier
Schreibbogen, für den Preis von tausend Gulden käuf-
lich an sich gebracht. Die Echtheit dieser interessanten
Handschrift, in welcher sich ein rührend frommer Sinn
und die gottgläubigste Hingebung an ein hartes Schick-
sal in herzlich einfacher Weise ausspricht, ist von den
wiener Behörden durch Legalisirung anerkannt. Beet-
hoven hat das Testament in Heiligenstadt bei Wien, am
Fuße des Kahlenbergs reizend schön gelegen, niederge-
schrieben. Ernst läßt eine Übersetzung dieses werthvollen
Autographen in das Französische besorgen und wird diese
Übersetzung dem Archive der Académie royale de mu-
sique
in Paris verehren, das Original aber dem Beet-
hoven=Denkmal=Vereine in Bonn widmen.



Gasthof in Neuyork.

Englische Blätter enthalten folgende Beschreibung des
Steam=Engine=Hotel ( Dampfmaschinen=Hotel ) in Neu-
york: Es ist eins der schönsten Gebäude in den Ver-
einigten Staaten, aus Marmor erbaut, und enthält
über 300 Zimmer. Die gekochten Speisen werden aus
der Küche auf einem Gestell, vermittelst einer Dampf-
maschine von 12 Pferdekraft, nach dem zum Speisen
bestimmten zweiten Stockwerk befördert. Andere Haupt-
beschäftigungen der Dampfmaschine in diesem Etablisse-
ment sind, daß sie die Bratspieße dreht, die Bagage
der Reisenden, wenn es diesen beliebt, nach den für sie
bestimmten Zimmern transportirt, Wasser pumpt u. s. w.
Jn der Zwischenzeit, daß diese Arbeiten ruhen, wird
die Maschine zum Bohren eines Brunnens in dem Fel-
sen unter dem Hause, womit man bereits 480 Fuß tief
eingedrungen ist, und zu andern Zwecken benutzt. Als
ein Beweis großer häuslicher weiblicher Thätigkeit wird
demnächst in einem neuyorker Blatte erwähnt, daß Mrß.
Holt, die Frau des Besitzers dieses Hotels, eine über
50 Jahre alte Frau, neben der sehr beschwerlichen Auf-
sicht über dies große Etablissement, innerhalb der letzten
sechs Jahre zur Ausstattung desselben eigenhändig 1500
Handtücher, 400 Paar Betttücher, 400 Paar Kissen-
überzüge genäht, 250 Bettbezüge, und circa 300 große
Bettmatratzen angefertigt habe. Das ganze Haus ist
mit Gegenständen dieser Art von ihrer eigenen Handar-
beit versehen.



[Spaltenumbruch]
Miscellen.

Nach amtlichen Berichten befinden sich in Berlin 2600
Personen auf freiem Fuße, welche wegen Diebstählen und an-
derer Verbrechen in Zuchthäusern gesessen, und mehr als 6000
Personen, die wegen Vagabondiren unter policeilicher Aufsicht
stehen.



Die Schiffahrt zwischen der Nord= und Ostsee hat seit
1839 alljährlich abgenommen. Jm J. 1839 gingen 18,473
Schiffe durch den Sund und großen Belt, 1840 nur 17,988,
1841 nur 16,686 und 1842 gar nur 15,693. Man schreibt
diese Abnahme der geringern Kornausfuhr nach England und
Norwegen zu.



Die Einwohner des Großherzogthums Mecklenburg=Schwe-
rin haben sich in dem letztern Jahre um 3182 vermehrt und
belaufen sich gegenwärtig auf 501,428. Von den 210 Per-
sonen, welche durch Unglücksfälle das Leben verloren hatten,
waren 88 ertrunken, 30 durch Fallen, 15 durch Pferde, 11
durch Feuer, 2 durch Frost, 6 durch leblose Gewalten, 3 durch
Verbrühung, 5 durch Verschüttung, 2 durch übermäßigen Ge-
nuß des Branntweins, 3 durch Schläge, 2 durch unvorsichtige
Schüsse, 5 durch Mühlen, 1 durch Vitriol, 1 durch Verwech-
selung der Medicin, 1 durch Verblutung, 3 durch Kohlen-
dampf, 1 durch eine Pulverexplosion, 1 durch den Fall in eine
Sense, die übrigen auf unbekannte Weise umgekommen. Von
69 Selbstmördern hatten sich 38 erhängt, 17 ersäuft, 8 er-
schossen, 3 den Hals abgeschnitten und 3 erstochen.



Die Sterblichkeit ist in Breslau, wie an verschiedenen
andern Orten, seit dem vorigen Herbste ungewöhnlich groß.
Man schrieb den Grund davon der warmen Witterung und
der Noth unter den niedern Classen zu.



Jn Petersburg sind im Laufe des vorigen Jahres 1165
Schiffe angekommen, worunter 52 Dampfboote, abgegangen
sind 1185.



Literarische Anzeige.

Landwirthschaftliche Dorfzeitung.
Herausgegeben von
C. v. Pfaffenrath und William Löbe.

Vierter Jahrgang. 4. 20 Ngr.

Leipzig, bei F. A. Brockhaus.

Hiervon erscheint wöchentlich 1 Bogen. Ankündigun-
gen darin werden mit 2 Ngr. für den Raum einer gespalte-
nen Zeile berechnet, besondere Anzeigen gegen eine
Vergütung von 3 / 4 Thlr. für das Tausend beigelegt.

Jnhalt des Monats Februar:

Dorfzeitung. Mittheilungen des Herrn Pfarrer Weise.
— Wie kann der Landwirth dem durch die vor= und diesjäh-
rige Futternoth hervorgerufenen Düngermangel so viel als
möglich vorbeugen? — Sendschreiben des Ortsschulzen K. un-
weit Halberstadt an den Herrn von Pfaffenrath. — Statuten
des Mäßigkeitsvereins zu Dillenburg. — Über die Nachtheile
des Aufblasens der geschlachteten Kälber mit dem Munde. —
Über die Anpflanzung der Strauchweiden zur Gewinnung von
Korbruthen. — Landwirthschaftliche Neuigkeiten,
Miscellen Unterhaltungsblatt: Sitten und
Gebräuche der Griechen. — Die Wilhelmslinde zu Dillenburg
— Der gebesserte Trunkenbold am Neujahrsmorgen. — Ge-
neralversammlung der Deputirten aller Enthaltsamkeits= und
Mäßigkeitsvereine des deutschen Vaterlandes. — Der Bischof
Thilo in Merseburg und sein Rabe.

Leipzig, im März 1843.

    F. A. Brockhaus.

[Ende Spaltensatz]

Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung F. A. Brockhaus in Leipzig.

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Die Echtheit dieser interessanten Handschrift, in welcher sich ein rührend frommer Sinn und die gottgläubigste Hingebung an ein hartes Schick- sal in herzlich einfacher Weise ausspricht, ist von den wiener Behörden durch Legalisirung anerkannt. Beet- hoven hat das Testament in Heiligenstadt bei Wien, am Fuße des Kahlenbergs reizend schön gelegen, niederge- schrieben. Ernst läßt eine Übersetzung dieses werthvollen Autographen in das Französische besorgen und wird diese Übersetzung dem Archive der Académie royale de mu- sique in Paris verehren, das Original aber dem Beet- hoven=Denkmal=Vereine in Bonn widmen. Gasthof in Neuyork. Englische Blätter enthalten folgende Beschreibung des Steam=Engine=Hotel ( Dampfmaschinen=Hotel ) in Neu- york: Es ist eins der schönsten Gebäude in den Ver- einigten Staaten, aus Marmor erbaut, und enthält über 300 Zimmer. Die gekochten Speisen werden aus der Küche auf einem Gestell, vermittelst einer Dampf- maschine von 12 Pferdekraft, nach dem zum Speisen bestimmten zweiten Stockwerk befördert. Andere Haupt- beschäftigungen der Dampfmaschine in diesem Etablisse- ment sind, daß sie die Bratspieße dreht, die Bagage der Reisenden, wenn es diesen beliebt, nach den für sie bestimmten Zimmern transportirt, Wasser pumpt u. s. w. Jn der Zwischenzeit, daß diese Arbeiten ruhen, wird die Maschine zum Bohren eines Brunnens in dem Fel- sen unter dem Hause, womit man bereits 480 Fuß tief eingedrungen ist, und zu andern Zwecken benutzt. Als ein Beweis großer häuslicher weiblicher Thätigkeit wird demnächst in einem neuyorker Blatte erwähnt, daß Mrß. Holt, die Frau des Besitzers dieses Hotels, eine über 50 Jahre alte Frau, neben der sehr beschwerlichen Auf- sicht über dies große Etablissement, innerhalb der letzten sechs Jahre zur Ausstattung desselben eigenhändig 1500 Handtücher, 400 Paar Betttücher, 400 Paar Kissen- überzüge genäht, 250 Bettbezüge, und circa 300 große Bettmatratzen angefertigt habe. Das ganze Haus ist mit Gegenständen dieser Art von ihrer eigenen Handar- beit versehen. Miscellen. Nach amtlichen Berichten befinden sich in Berlin 2600 Personen auf freiem Fuße, welche wegen Diebstählen und an- derer Verbrechen in Zuchthäusern gesessen, und mehr als 6000 Personen, die wegen Vagabondiren unter policeilicher Aufsicht stehen. Die Schiffahrt zwischen der Nord= und Ostsee hat seit 1839 alljährlich abgenommen. Jm J. 1839 gingen 18,473 Schiffe durch den Sund und großen Belt, 1840 nur 17,988, 1841 nur 16,686 und 1842 gar nur 15,693. Man schreibt diese Abnahme der geringern Kornausfuhr nach England und Norwegen zu. Die Einwohner des Großherzogthums Mecklenburg=Schwe- rin haben sich in dem letztern Jahre um 3182 vermehrt und belaufen sich gegenwärtig auf 501,428. Von den 210 Per- sonen, welche durch Unglücksfälle das Leben verloren hatten, waren 88 ertrunken, 30 durch Fallen, 15 durch Pferde, 11 durch Feuer, 2 durch Frost, 6 durch leblose Gewalten, 3 durch Verbrühung, 5 durch Verschüttung, 2 durch übermäßigen Ge- nuß des Branntweins, 3 durch Schläge, 2 durch unvorsichtige Schüsse, 5 durch Mühlen, 1 durch Vitriol, 1 durch Verwech- selung der Medicin, 1 durch Verblutung, 3 durch Kohlen- dampf, 1 durch eine Pulverexplosion, 1 durch den Fall in eine Sense, die übrigen auf unbekannte Weise umgekommen. Von 69 Selbstmördern hatten sich 38 erhängt, 17 ersäuft, 8 er- schossen, 3 den Hals abgeschnitten und 3 erstochen. Die Sterblichkeit ist in Breslau, wie an verschiedenen andern Orten, seit dem vorigen Herbste ungewöhnlich groß. Man schrieb den Grund davon der warmen Witterung und der Noth unter den niedern Classen zu. Jn Petersburg sind im Laufe des vorigen Jahres 1165 Schiffe angekommen, worunter 52 Dampfboote, abgegangen sind 1185. Literarische Anzeige. Landwirthschaftliche Dorfzeitung. Herausgegeben von C. v. Pfaffenrath und William Löbe. Vierter Jahrgang. 4. 20 Ngr. Leipzig, bei F. A. Brockhaus. Hiervon erscheint wöchentlich 1 Bogen. Ankündigun- gen darin werden mit 2 Ngr. für den Raum einer gespalte- nen Zeile berechnet, besondere Anzeigen gegen eine Vergütung von 3 / 4 Thlr. für das Tausend beigelegt. Jnhalt des Monats Februar: Dorfzeitung. Mittheilungen des Herrn Pfarrer Weise. — Wie kann der Landwirth dem durch die vor= und diesjäh- rige Futternoth hervorgerufenen Düngermangel so viel als möglich vorbeugen? — Sendschreiben des Ortsschulzen K. un- weit Halberstadt an den Herrn von Pfaffenrath. — Statuten des Mäßigkeitsvereins zu Dillenburg. — Über die Nachtheile des Aufblasens der geschlachteten Kälber mit dem Munde. — Über die Anpflanzung der Strauchweiden zur Gewinnung von Korbruthen. — Landwirthschaftliche Neuigkeiten, Miscellen — Unterhaltungsblatt: Sitten und Gebräuche der Griechen. — Die Wilhelmslinde zu Dillenburg — Der gebesserte Trunkenbold am Neujahrsmorgen. — Ge- neralversammlung der Deputirten aller Enthaltsamkeits= und Mäßigkeitsvereine des deutschen Vaterlandes. — Der Bischof Thilo in Merseburg und sein Rabe. Leipzig, im März 1843. F. A. Brockhaus. Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung F. A. Brockhaus in Leipzig.

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 12. Leipzig (Sachsen), 25. März 1843, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig012_1843/8>, abgerufen am 27.11.2024.