Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 54. Prag, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite
letzte Seite

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] [Abbildung] ( Der Strauß. )
die innern Gegenden des Vorgebirges der guten
Hoffnung bereiste, fand Le Vaillant's Erfahrung
von einem gemeinschaftlichen Neste bestätigt; sagt
aber, daß ein Männchen 2 bis 3, oft auch 5 Weib-
chen habe; daß jedes derselben 10 bis 12 Eier in
das gemeinschaftliche Nest lege, daß eines nach dem
andern brüte, wo auch das Männchen an die Reihe
komme, und daß bisweilen 60 bis 70 Eier in einem
Neste lägen. Den Umstand, daß auch Eier neben
dem Neste gefunden würden, leitet er bloß daher,
daß die Jnhaber des Nestes, wenn sie fänden, es
wären mehr Eier gelegt, als sie bedecken könnten,
die übrigen herauswürfen.

Nach Barrows Bericht brütet der Strauß
6 Wochen. Wenn man ihn darin stört, so verläßt
er die Eier, wie Le Vaillant selbst erfuhr. Nimmt
man die ersten Eier weg, so legen die Weibchen
mehrere, bis die Zahl vollständig ist. Das Strau-
ßenei steht im richtigen Verhältnisse mit der Größe
des Vogels und ist das größte Vogelei, das man
kennt. An Umfang kommt es einem kleinen Kin-
derkopfe bei, es wiegt 2 bis 3 Pfund, hat eine
sehr harte, auf der Oberfläche poröse Schale; ist
rundlich nnd auf weißlichem Grunde gelblich mar-
morirt. Am Cap hält man die Straußeneier für
große Leckerbissen, und bereitet sie auf verschiedene
Art zum Genuß. Barrow lobt die Methode der
Hottentotten, welche ein kleines Loch in die Schale
stoßen, das Ei in heiße Asche legen, und durch das
Loch von oben hinein die innere Substanz so lange
rühren, bis sie zu der Festigkeit des Eierkuchens
gelangt ist. Dieser Schriftsteller versichert dabei,
in einem Eie 9, in einem andern 12 erbsengroße,
gelbe Kieselsteine gefunden zu haben. Am Cap[Spaltenumbruch] machen die Straußeneier einen Handelsartikel aus.
Diese Eier sind so schmackhaft, wie Hühnereier, und
so nährend, daß sich 3 bis 4 Mann an einem sät-
tigen können. Die Schale dient in Afrika zu Trink-
gefäßen. Die Muhamedaner und morgenländischen
Christen hängen die ganzen Eier zur Zierde an der
Decke in ihren Tempeln auf.

Das Fleisch des Straußes ist hart, zähe und
schwer zu verdauen, zumal wenn es von Alten ist;
indeß findet es in Afrika doch seine Liebhaber. Die
Neger in Tombuctu und Kaschna essen es sehr
gern. Sie halten ganze Heerden zahmer Strauße
und mästen sie. Anch kamen Strauße auf die Ta-
feln der persischen Könige. Heliogabalus ließ zu
einer Mahlzeit 600 Straußengehirne zurichten. Die
Haut gibt ein gutes Leder zu allerlei Kleidungs-
stücken, und macht daher in Afrika einen Gegenstand
des Handels aus. Weit wichtiger sind jedoch die
schönen Schwung = und Schweiffedern, womit von
Afrika, zumal von Algier, Tunis und Tripolis
aus ein starker Handel getrieben wird. Dorthin
kommen diese Federn aus dem Jnnern von Afrika.
Sollen sie nicht von den Motten zerfressen werden,
so muß man sie entweder dem noch lebenden
Strauße oder dem augenblicklich getödteten aus-
ziehen. Das Erstere geschieht bei den zahmen, das
Letztere bei erjagten und mit Knütteln zu Tode ge-
schlagenen Straußen; denn schießen darf man sie
darum nicht, weil sonst das Blut die Federn ver-
derben möchte. Die vom männlichen Strauße zieht
man den übrigen vor. Jm Handel führt man ver-
schiedene Sorten. Die besten sind die, welche we-
nigstens 1 Elle messen. Sie werden in Packeten
von 50 bis 100 Stück verkauft. Die Federschmü-
cker schwefeln, waschen und reinigen die weißen
Straußfedern, um ihre Weiße zu erhöhen; die
schwarzen färben sie in gleicher Absicht. Daß die
europäischen Frauenzimmern ihre Köpfe mit diesen
Federn zieren, ist bekannt genug. Sonst benutzen
die Afrikaner noch vom Strauße das Fett in Ber-
mischung mit dem warmen Blute, unter dem Namen
Straußbutter, nicht nur als delikates Gericht,
sondern auch als Arzneimittel.

Durch Schießgewehr ist der Strauß leicht zu
erlegen; die Eingebornen bedienen sich aber dessen
nicht bei der Straußenjagd, entweder aus dem an-
geführten Grunde, oder weil ihnen Schießgewehre
fehlen. Sie pflegen den Vogel mehrere Tage nach-
einander ununterbrochen zu verfolgen, wodurch sie
ihn ermüden und zugleich vom Fressen abhalten,
und schlagen ihn dann todt. Andere hüllen sich in
eine Straußhaut, und schleichen sich in diesem Auf-
zuge so nahe an einen Vogel, daß sie sich seiner
bemächtigen können. Nicht ungewöhnlich ist's auch,
daß Mehrere mit Pferden und Hunden den Strauß
so lange ermüden, bis einer von den Jägern im
Stande ist, ihm das gekrümmte Ende eines Stabes
um die Beine zu werfen, wodurch er lebendig ge-
fangen werden kann. Den Pflanzen am Vorgebirge
der guten Hoffnung fügen die Strauße öfters gro-
ßen Schaden zu. Sie kommen in großer Menge
auf die Getreidefelder, und fressen die Aehren
rein ab.     F.

[Ende Spaltensatz]

Druck und Verlag von Gottlieb Haase Söhne in Prag. -- Redaktion von W. A. Gerle.

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] [Abbildung] ( Der Strauß. )
die innern Gegenden des Vorgebirges der guten
Hoffnung bereiste, fand Le Vaillant's Erfahrung
von einem gemeinschaftlichen Neste bestätigt; sagt
aber, daß ein Männchen 2 bis 3, oft auch 5 Weib-
chen habe; daß jedes derselben 10 bis 12 Eier in
das gemeinschaftliche Nest lege, daß eines nach dem
andern brüte, wo auch das Männchen an die Reihe
komme, und daß bisweilen 60 bis 70 Eier in einem
Neste lägen. Den Umstand, daß auch Eier neben
dem Neste gefunden würden, leitet er bloß daher,
daß die Jnhaber des Nestes, wenn sie fänden, es
wären mehr Eier gelegt, als sie bedecken könnten,
die übrigen herauswürfen.

Nach Barrows Bericht brütet der Strauß
6 Wochen. Wenn man ihn darin stört, so verläßt
er die Eier, wie Le Vaillant selbst erfuhr. Nimmt
man die ersten Eier weg, so legen die Weibchen
mehrere, bis die Zahl vollständig ist. Das Strau-
ßenei steht im richtigen Verhältnisse mit der Größe
des Vogels und ist das größte Vogelei, das man
kennt. An Umfang kommt es einem kleinen Kin-
derkopfe bei, es wiegt 2 bis 3 Pfund, hat eine
sehr harte, auf der Oberfläche poröse Schale; ist
rundlich nnd auf weißlichem Grunde gelblich mar-
morirt. Am Cap hält man die Straußeneier für
große Leckerbissen, und bereitet sie auf verschiedene
Art zum Genuß. Barrow lobt die Methode der
Hottentotten, welche ein kleines Loch in die Schale
stoßen, das Ei in heiße Asche legen, und durch das
Loch von oben hinein die innere Substanz so lange
rühren, bis sie zu der Festigkeit des Eierkuchens
gelangt ist. Dieser Schriftsteller versichert dabei,
in einem Eie 9, in einem andern 12 erbsengroße,
gelbe Kieselsteine gefunden zu haben. Am Cap[Spaltenumbruch] machen die Straußeneier einen Handelsartikel aus.
Diese Eier sind so schmackhaft, wie Hühnereier, und
so nährend, daß sich 3 bis 4 Mann an einem sät-
tigen können. Die Schale dient in Afrika zu Trink-
gefäßen. Die Muhamedaner und morgenländischen
Christen hängen die ganzen Eier zur Zierde an der
Decke in ihren Tempeln auf.

Das Fleisch des Straußes ist hart, zähe und
schwer zu verdauen, zumal wenn es von Alten ist;
indeß findet es in Afrika doch seine Liebhaber. Die
Neger in Tombuctu und Kaschna essen es sehr
gern. Sie halten ganze Heerden zahmer Strauße
und mästen sie. Anch kamen Strauße auf die Ta-
feln der persischen Könige. Heliogabalus ließ zu
einer Mahlzeit 600 Straußengehirne zurichten. Die
Haut gibt ein gutes Leder zu allerlei Kleidungs-
stücken, und macht daher in Afrika einen Gegenstand
des Handels aus. Weit wichtiger sind jedoch die
schönen Schwung = und Schweiffedern, womit von
Afrika, zumal von Algier, Tunis und Tripolis
aus ein starker Handel getrieben wird. Dorthin
kommen diese Federn aus dem Jnnern von Afrika.
Sollen sie nicht von den Motten zerfressen werden,
so muß man sie entweder dem noch lebenden
Strauße oder dem augenblicklich getödteten aus-
ziehen. Das Erstere geschieht bei den zahmen, das
Letztere bei erjagten und mit Knütteln zu Tode ge-
schlagenen Straußen; denn schießen darf man sie
darum nicht, weil sonst das Blut die Federn ver-
derben möchte. Die vom männlichen Strauße zieht
man den übrigen vor. Jm Handel führt man ver-
schiedene Sorten. Die besten sind die, welche we-
nigstens 1 Elle messen. Sie werden in Packeten
von 50 bis 100 Stück verkauft. Die Federschmü-
cker schwefeln, waschen und reinigen die weißen
Straußfedern, um ihre Weiße zu erhöhen; die
schwarzen färben sie in gleicher Absicht. Daß die
europäischen Frauenzimmern ihre Köpfe mit diesen
Federn zieren, ist bekannt genug. Sonst benutzen
die Afrikaner noch vom Strauße das Fett in Ber-
mischung mit dem warmen Blute, unter dem Namen
Straußbutter, nicht nur als delikates Gericht,
sondern auch als Arzneimittel.

Durch Schießgewehr ist der Strauß leicht zu
erlegen; die Eingebornen bedienen sich aber dessen
nicht bei der Straußenjagd, entweder aus dem an-
geführten Grunde, oder weil ihnen Schießgewehre
fehlen. Sie pflegen den Vogel mehrere Tage nach-
einander ununterbrochen zu verfolgen, wodurch sie
ihn ermüden und zugleich vom Fressen abhalten,
und schlagen ihn dann todt. Andere hüllen sich in
eine Straußhaut, und schleichen sich in diesem Auf-
zuge so nahe an einen Vogel, daß sie sich seiner
bemächtigen können. Nicht ungewöhnlich ist's auch,
daß Mehrere mit Pferden und Hunden den Strauß
so lange ermüden, bis einer von den Jägern im
Stande ist, ihm das gekrümmte Ende eines Stabes
um die Beine zu werfen, wodurch er lebendig ge-
fangen werden kann. Den Pflanzen am Vorgebirge
der guten Hoffnung fügen die Strauße öfters gro-
ßen Schaden zu. Sie kommen in großer Menge
auf die Getreidefelder, und fressen die Aehren
rein ab.     F.

[Ende Spaltensatz]

Druck und Verlag von Gottlieb Haase Söhne in Prag. — Redaktion von W. A. Gerle.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jArticle" n="1">
        <p><pb facs="#f0008" n="272"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Panorama des Universums.</hi></fw><cb type="start"/><figure><head>( Der Strauß. ) </head></figure><lb/>
die innern Gegenden des Vorgebirges der guten<lb/>
Hoffnung bereiste, fand <hi rendition="#g">Le Vaillant's</hi> Erfahrung<lb/>
von einem gemeinschaftlichen Neste bestätigt; sagt<lb/>
aber, daß ein Männchen 2 bis 3, oft auch 5 Weib-<lb/>
chen habe; daß jedes derselben 10 bis 12 Eier in<lb/>
das gemeinschaftliche Nest lege, daß eines nach dem<lb/>
andern brüte, wo auch das Männchen an die Reihe<lb/>
komme, und daß bisweilen 60 bis 70 Eier in einem<lb/>
Neste lägen. Den Umstand, daß auch Eier neben<lb/>
dem Neste gefunden würden, leitet er bloß daher,<lb/>
daß die Jnhaber des Nestes, wenn sie fänden, es<lb/>
wären mehr Eier gelegt, als sie bedecken könnten,<lb/>
die übrigen herauswürfen.</p><lb/>
        <p>Nach <hi rendition="#g">Barrows</hi> Bericht brütet der Strauß<lb/>
6 Wochen. Wenn man ihn darin stört, so verläßt<lb/>
er die Eier, wie <hi rendition="#g">Le Vaillant</hi> selbst erfuhr. Nimmt<lb/>
man die ersten Eier weg, so legen die Weibchen<lb/>
mehrere, bis die Zahl vollständig ist. Das Strau-<lb/>
ßenei steht im richtigen Verhältnisse mit der Größe<lb/>
des Vogels und ist das größte Vogelei, das man<lb/>
kennt. An Umfang kommt es einem kleinen Kin-<lb/>
derkopfe bei, es wiegt 2 bis 3 Pfund, hat eine<lb/>
sehr harte, auf der Oberfläche poröse Schale; ist<lb/>
rundlich nnd auf weißlichem Grunde gelblich mar-<lb/>
morirt. Am Cap hält man die Straußeneier für<lb/>
große Leckerbissen, und bereitet sie auf verschiedene<lb/>
Art zum Genuß. <hi rendition="#g">Barrow</hi> lobt die Methode der<lb/>
Hottentotten, welche ein kleines Loch in die Schale<lb/>
stoßen, das Ei in heiße Asche legen, und durch das<lb/>
Loch von oben hinein die innere Substanz so lange<lb/>
rühren, bis sie zu der Festigkeit des Eierkuchens<lb/>
gelangt ist. Dieser Schriftsteller versichert dabei,<lb/>
in einem Eie 9, in einem andern 12 erbsengroße,<lb/>
gelbe Kieselsteine gefunden zu haben. Am Cap<cb n="2"/>
machen die Straußeneier einen Handelsartikel aus.<lb/>
Diese Eier sind so schmackhaft, wie Hühnereier, und<lb/>
so nährend, daß sich 3 bis 4 Mann an einem sät-<lb/>
tigen können. Die Schale dient in Afrika zu Trink-<lb/>
gefäßen. Die Muhamedaner und morgenländischen<lb/>
Christen hängen die ganzen Eier zur Zierde an der<lb/>
Decke in ihren Tempeln auf.</p><lb/>
        <p>Das Fleisch des Straußes ist hart, zähe und<lb/>
schwer zu verdauen, zumal wenn es von Alten ist;<lb/>
indeß findet es in Afrika doch seine Liebhaber. Die<lb/>
Neger in <hi rendition="#g">Tombuctu</hi> und <hi rendition="#g">Kaschna</hi> essen es sehr<lb/>
gern. Sie halten ganze Heerden zahmer Strauße<lb/>
und mästen sie. Anch kamen Strauße auf die Ta-<lb/>
feln der persischen Könige. <hi rendition="#g">Heliogabalus</hi> ließ zu<lb/>
einer Mahlzeit 600 Straußengehirne zurichten. Die<lb/>
Haut gibt ein gutes Leder zu allerlei Kleidungs-<lb/>
stücken, und macht daher in Afrika einen Gegenstand<lb/>
des Handels aus. Weit wichtiger sind jedoch die<lb/>
schönen Schwung = und Schweiffedern, womit von<lb/>
Afrika, zumal von <hi rendition="#g">Algier, Tunis</hi> und <hi rendition="#g">Tripolis</hi><lb/>
aus ein starker Handel getrieben wird. Dorthin<lb/>
kommen diese Federn aus dem Jnnern von Afrika.<lb/>
Sollen sie nicht von den Motten zerfressen werden,<lb/>
so muß man sie entweder dem noch lebenden<lb/>
Strauße oder dem augenblicklich getödteten aus-<lb/>
ziehen. Das Erstere geschieht bei den zahmen, das<lb/>
Letztere bei erjagten und mit Knütteln zu Tode ge-<lb/>
schlagenen Straußen; denn schießen darf man sie<lb/>
darum nicht, weil sonst das Blut die Federn ver-<lb/>
derben möchte. Die vom männlichen Strauße zieht<lb/>
man den übrigen vor. Jm Handel führt man ver-<lb/>
schiedene Sorten. Die besten sind die, welche we-<lb/>
nigstens 1 Elle messen. Sie werden in Packeten<lb/>
von 50 bis 100 Stück verkauft. Die Federschmü-<lb/>
cker schwefeln, waschen und reinigen die weißen<lb/>
Straußfedern, um ihre Weiße zu erhöhen; die<lb/>
schwarzen färben sie in gleicher Absicht. Daß die<lb/>
europäischen Frauenzimmern ihre Köpfe mit diesen<lb/>
Federn zieren, ist bekannt genug. Sonst benutzen<lb/>
die Afrikaner noch vom Strauße das Fett in Ber-<lb/>
mischung mit dem warmen Blute, unter dem Namen<lb/><hi rendition="#g">Straußbutter,</hi> nicht nur als delikates Gericht,<lb/>
sondern auch als Arzneimittel.</p><lb/>
        <p>Durch Schießgewehr ist der Strauß leicht zu<lb/>
erlegen; die Eingebornen bedienen sich aber dessen<lb/>
nicht bei der Straußenjagd, entweder aus dem an-<lb/>
geführten Grunde, oder weil ihnen Schießgewehre<lb/>
fehlen. Sie pflegen den Vogel mehrere Tage nach-<lb/>
einander ununterbrochen zu verfolgen, wodurch sie<lb/>
ihn ermüden und zugleich vom Fressen abhalten,<lb/>
und schlagen ihn dann todt. Andere hüllen sich in<lb/>
eine Straußhaut, und schleichen sich in diesem Auf-<lb/>
zuge so nahe an einen Vogel, daß sie sich seiner<lb/>
bemächtigen können. Nicht ungewöhnlich ist's auch,<lb/>
daß Mehrere mit Pferden und Hunden den Strauß<lb/>
so lange ermüden, bis einer von den Jägern im<lb/>
Stande ist, ihm das gekrümmte Ende eines Stabes<lb/>
um die Beine zu werfen, wodurch er lebendig ge-<lb/>
fangen werden kann. Den Pflanzen am Vorgebirge<lb/>
der guten Hoffnung fügen die Strauße öfters gro-<lb/>
ßen Schaden zu. Sie kommen in großer Menge<lb/>
auf die Getreidefelder, und fressen die Aehren<lb/>
rein ab.  <space dim="horizontal"/>  F.</p>
      </div><lb/>
      <cb type="end"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
    </body>
    <back>
      <div type="imprint" n="1">
        <p> <hi rendition="#c">Druck und Verlag von Gottlieb Haase Söhne in Prag. &#x2014; Redaktion von W. A. Gerle.</hi> </p>
      </div>
    </back>
  </text>
</TEI>
[272/0008] Panorama des Universums. [Abbildung ( Der Strauß. ) ] die innern Gegenden des Vorgebirges der guten Hoffnung bereiste, fand Le Vaillant's Erfahrung von einem gemeinschaftlichen Neste bestätigt; sagt aber, daß ein Männchen 2 bis 3, oft auch 5 Weib- chen habe; daß jedes derselben 10 bis 12 Eier in das gemeinschaftliche Nest lege, daß eines nach dem andern brüte, wo auch das Männchen an die Reihe komme, und daß bisweilen 60 bis 70 Eier in einem Neste lägen. Den Umstand, daß auch Eier neben dem Neste gefunden würden, leitet er bloß daher, daß die Jnhaber des Nestes, wenn sie fänden, es wären mehr Eier gelegt, als sie bedecken könnten, die übrigen herauswürfen. Nach Barrows Bericht brütet der Strauß 6 Wochen. Wenn man ihn darin stört, so verläßt er die Eier, wie Le Vaillant selbst erfuhr. Nimmt man die ersten Eier weg, so legen die Weibchen mehrere, bis die Zahl vollständig ist. Das Strau- ßenei steht im richtigen Verhältnisse mit der Größe des Vogels und ist das größte Vogelei, das man kennt. An Umfang kommt es einem kleinen Kin- derkopfe bei, es wiegt 2 bis 3 Pfund, hat eine sehr harte, auf der Oberfläche poröse Schale; ist rundlich nnd auf weißlichem Grunde gelblich mar- morirt. Am Cap hält man die Straußeneier für große Leckerbissen, und bereitet sie auf verschiedene Art zum Genuß. Barrow lobt die Methode der Hottentotten, welche ein kleines Loch in die Schale stoßen, das Ei in heiße Asche legen, und durch das Loch von oben hinein die innere Substanz so lange rühren, bis sie zu der Festigkeit des Eierkuchens gelangt ist. Dieser Schriftsteller versichert dabei, in einem Eie 9, in einem andern 12 erbsengroße, gelbe Kieselsteine gefunden zu haben. Am Cap machen die Straußeneier einen Handelsartikel aus. Diese Eier sind so schmackhaft, wie Hühnereier, und so nährend, daß sich 3 bis 4 Mann an einem sät- tigen können. Die Schale dient in Afrika zu Trink- gefäßen. Die Muhamedaner und morgenländischen Christen hängen die ganzen Eier zur Zierde an der Decke in ihren Tempeln auf. Das Fleisch des Straußes ist hart, zähe und schwer zu verdauen, zumal wenn es von Alten ist; indeß findet es in Afrika doch seine Liebhaber. Die Neger in Tombuctu und Kaschna essen es sehr gern. Sie halten ganze Heerden zahmer Strauße und mästen sie. Anch kamen Strauße auf die Ta- feln der persischen Könige. Heliogabalus ließ zu einer Mahlzeit 600 Straußengehirne zurichten. Die Haut gibt ein gutes Leder zu allerlei Kleidungs- stücken, und macht daher in Afrika einen Gegenstand des Handels aus. Weit wichtiger sind jedoch die schönen Schwung = und Schweiffedern, womit von Afrika, zumal von Algier, Tunis und Tripolis aus ein starker Handel getrieben wird. Dorthin kommen diese Federn aus dem Jnnern von Afrika. Sollen sie nicht von den Motten zerfressen werden, so muß man sie entweder dem noch lebenden Strauße oder dem augenblicklich getödteten aus- ziehen. Das Erstere geschieht bei den zahmen, das Letztere bei erjagten und mit Knütteln zu Tode ge- schlagenen Straußen; denn schießen darf man sie darum nicht, weil sonst das Blut die Federn ver- derben möchte. Die vom männlichen Strauße zieht man den übrigen vor. Jm Handel führt man ver- schiedene Sorten. Die besten sind die, welche we- nigstens 1 Elle messen. Sie werden in Packeten von 50 bis 100 Stück verkauft. Die Federschmü- cker schwefeln, waschen und reinigen die weißen Straußfedern, um ihre Weiße zu erhöhen; die schwarzen färben sie in gleicher Absicht. Daß die europäischen Frauenzimmern ihre Köpfe mit diesen Federn zieren, ist bekannt genug. Sonst benutzen die Afrikaner noch vom Strauße das Fett in Ber- mischung mit dem warmen Blute, unter dem Namen Straußbutter, nicht nur als delikates Gericht, sondern auch als Arzneimittel. Durch Schießgewehr ist der Strauß leicht zu erlegen; die Eingebornen bedienen sich aber dessen nicht bei der Straußenjagd, entweder aus dem an- geführten Grunde, oder weil ihnen Schießgewehre fehlen. Sie pflegen den Vogel mehrere Tage nach- einander ununterbrochen zu verfolgen, wodurch sie ihn ermüden und zugleich vom Fressen abhalten, und schlagen ihn dann todt. Andere hüllen sich in eine Straußhaut, und schleichen sich in diesem Auf- zuge so nahe an einen Vogel, daß sie sich seiner bemächtigen können. Nicht ungewöhnlich ist's auch, daß Mehrere mit Pferden und Hunden den Strauß so lange ermüden, bis einer von den Jägern im Stande ist, ihm das gekrümmte Ende eines Stabes um die Beine zu werfen, wodurch er lebendig ge- fangen werden kann. Den Pflanzen am Vorgebirge der guten Hoffnung fügen die Strauße öfters gro- ßen Schaden zu. Sie kommen in großer Menge auf die Getreidefelder, und fressen die Aehren rein ab. F. Druck und Verlag von Gottlieb Haase Söhne in Prag. — Redaktion von W. A. Gerle.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

Weitere Informationen:

Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama54_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama54_1834/8
Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 54. Prag, 1834, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama54_1834/8>, abgerufen am 01.06.2024.