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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 54. Prag, 1834.

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Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] Ueberraschung, so ließ doch die Wirklichkeit unsere
Erwartung weit hinter sich. Der Sturz beträgt eine
Höhe von 150 Fuß, und gießt über den Abhang eine
unermeßliche Masse Wasser nieder, das, indem es
sich durch die emporragenden Felsen durchdrängt,
zwischen denen es mit furchtbarer Gewalt zischt und
siedet, sich endlich mit betäubendem Getöse und Ge-
brause in einen finstern Abgrund hinabstürzt. Man
hört das Tosen des Wassers selbst in trockener Jahrs-
zeit mehrere Meilen weit, wenn jedoch die Passat-
winde wehen, und die Bergströme den Fluß ange-
schwellt haben, wird das Brausen noch verzehnfacht.
Gerade unterhalb des Falles ist ein furchtbarer
Strudel, der durch den plötzlichen und heftigen Druck
auf die Oberfläche des Wassers gebildet wird, so
daß man nicht ohne Gefahr sich weiter nähern darf,
als der Schaum spritzt. Die Gewässer dieses Ortes
werden sehr heilig gehalten, und Puppanassum,
der Name des Platzes, heißt: "Abwaschung der
Sünden."     S.



Benützung des Kröbses ( des Butzens, der
Augen ) der Erdäpfel zum Setzen.

Mehrere französische Landwirthe erhalten schöne
Ernten, indem sie bloß den Kröbs oder den Spros-
sen der Erdäpfel setzen. Einer derselben ( Adrian
Niville
) setzt schon seit 5 Jahren nur diese Butzen,
die er mittels eines kegelförmigen Jnstrumentes her-
auszieht, und seine Ernte ist stets so reichhaltig, wie
die seiner Nachbaren, welche die ganzen Knollen
einsetzen. Er macht die Vorrichtung im Winter.
Auch will derselbe bemerkt haben, daß die Erdäpfel,
ihrer Sprossen beraubt, sich viel besser aufbewahren
lassen, als so lange sie dieselben besitzen.     J. S



Siropbereitung aus weißem Mohne.

Der Sirop, der aus abgekochten trockenen Mohn-
kapseln bereitet wird, ist um zwei Drittheile schwä-
cher, als der von dem aus dieser Pflanze gezogenen
Safte gewonnen wird. Der aus den ganz reifen
und am Stengel getrockneten Samenkapseln bereitete
Sirop und Extrakt sind schmerzstillende Mittel, ohne
narkotisch ( betäubend ) zu seyn; während daß Beides,
wenn es aus noch grünen Kapselu gezogen wird,
mehr narkotische, ja selbst giftige, als schmerzstillende
Wirkungen hervorbringt. Vorzüglich zeigt sich dieser
Giftstoff an jenem Sirop, der in verschlossenen Ge-
fäßen bereitet wird, wo folglich keine Ausdünstung
Statt finden kann. J. S.



Der Strauß ( Struthio camelus ) .

Dieser Riese unter den gefiederten Bewohnern
der Erde hat allerdings einige Aehnlichkeit mit dem
Kameel, und sowohl der lange Hals, als der ge-
wölbte Rücken und die Schwiele vor der Brust er-
innern an das berühmte Lastthier der heißen Him-
melsstriche, woher wohl der lateinische Gattungs-
name kommt; aber auch im Morgenlande hat die
vorliegende Art den Namen: Kameelstrauß. Die
Länge dieses Vogels beträgt gegen 8 Fuß, die Höhe
[Spaltenumbruch] aber, wenn er aufrecht steht, vom Fuße bis zum
Rücken ungefähr 6 Fuß. Folglich kann ein Mann
von ansehnlicher Größe, wenn er neben dem Strauße
steht, nicht über ihn hinweg sehen. Der Hals mißt
für sich allein an 3 Fuß, mithin beträgt die Höhe
vom Fuße bis zum Scheitel fast 9 Fuß. Es gibt
aber auch noch größere Vögel dieser Gattung; denn
im Jahre 1750 sah man in London 2 Strauße,
wovon das Männchen 10 Fuß hoch war, und 300
Pfund wog. Der verhältnißmäßig kleine Kopf ist
einem Gänsekopfe ziemlich ähnlich, so wie auch der
Schnabel mit dem einer Gans manches gemein hat.
Er ist weniger eingedrückt,4 1 / 2 Zoll lang, hornfar-
big und nur an der Spitze braun. Der Augenstern
hat eine nußbraune Farbe, und das Auge ist mehr
oval, als rund; an den Augenliedern stehen lange
Wimpern. Die Schwiele unter dem Brustbein,
welche schon erwähnt wurde, dient dem Strauß beim
Sitzen, Liegen und Schlafen zur Stütze. Die Schen-
kel sind von der Stärke der Mannsschenkel, der Fuß
hat 2 vorwärts gerichtete Zehen, und hinten statt
einer 3ten Zehe einen fersenähnlichen Sprungknoten.
An der äußern von den beiden Zehen, die sehr kurz
ist, fehlt die Klaue. Die Farbe der Beine fällt ins
Graulichbraune. Jn Rücksicht der Bekleidung des
Körpers steht der Strauß zwischen den übrigen Vö-
geln und den Säugethieren gleichsam in der Mitte.
Der Scheitel, ja fast der ganze Kopf ist nebst dem
größten Theile des Halses ganz unbefiedert oder
nackt, fleischfarben, und nur hie und da sprossen ei-
nige wenige Haare empor. Auch die Schenkel sind,
zumal bei den ältern Bögeln, ganz kahl; bei den
Jungen tragen sie jedoch einige Fasern, die aber
mehr Haaren als Federn ähneln. Der untere Theil
des Halses und der Unterleid sind mit Federn be-
deckt, die so außerordentlich locker in ihren Fahnen
sind, daß sie den gewöhnlichen Vogelfedern nicht
sehr gleichen. Die Bildung der Federn, welche den
Schweif ausmachen, ist eben so. Die Fasern sind
nämlich zu beiden Seiten des Schafts oder der Rippe
gleichlang seidenhaft und auseinanderstehend, mithiu
bilden sie keine solche Fahnen, wie die gewöhnlichen
Vogelfedern. Eigentliche Flaumfedern trägt der
Strauß gar nicht. Die kleinen, kurzen Flügel, wenn
sie anders diesen Namen verdienen, haben jeder an
den Enden 2 hornartige, etwa 1 Zoll lange Sta-
cheln. Jm Laufe bewegt der Vogel seine Flügel
sehr stark; allein zum wirklichen Fliegen dienen sie
ihm nicht; denn er vermag nicht, sich auch nur von
dem Erdboden damit zu erheben. Die Farbe der
Haare am Körper des Straußes ist weißlich; die
der Federn schwarz, nur die Flügel = nnd Schwanz-
federn sind schneeweiß, aber hie und da mit einem
schwarzen Saume und dergleichen Spitzen. Nach
Barrow soll die Zahl der schwarzen Federn nicht
über 2 bis 3, höchstens bis auf 5 steigen. Das
Weibchen ist in nichts, der Farbe nach, von dem
Männchen verschieden, als daß jene einzelnen schwar-
zen Federn bei ihm schmutziggrau sind.

Das Vaterland dieses riesenmäßigen Vogels,
dessen Körper am Umfange den Leib unsers größten,
des großen Trappen um dreimal übertrifft, und der
ganz bequem seinen Schnabel auf den Kopf eines
Reiters legen kann, sind vornämlich die fürchterli-
chen Sandwüsten von Afrika, und zwar von Egypten
und der Barbarei an bis zum Vorgebirge der guten
Hoffnung. Je einsamer, menschenleerer und dürrer
die Gegend ist, desto lieber scheint sie ihm zu seyn,
[Ende Spaltensatz]

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] Ueberraschung, so ließ doch die Wirklichkeit unsere
Erwartung weit hinter sich. Der Sturz beträgt eine
Höhe von 150 Fuß, und gießt über den Abhang eine
unermeßliche Masse Wasser nieder, das, indem es
sich durch die emporragenden Felsen durchdrängt,
zwischen denen es mit furchtbarer Gewalt zischt und
siedet, sich endlich mit betäubendem Getöse und Ge-
brause in einen finstern Abgrund hinabstürzt. Man
hört das Tosen des Wassers selbst in trockener Jahrs-
zeit mehrere Meilen weit, wenn jedoch die Passat-
winde wehen, und die Bergströme den Fluß ange-
schwellt haben, wird das Brausen noch verzehnfacht.
Gerade unterhalb des Falles ist ein furchtbarer
Strudel, der durch den plötzlichen und heftigen Druck
auf die Oberfläche des Wassers gebildet wird, so
daß man nicht ohne Gefahr sich weiter nähern darf,
als der Schaum spritzt. Die Gewässer dieses Ortes
werden sehr heilig gehalten, und Puppanassum,
der Name des Platzes, heißt: „Abwaschung der
Sünden.“     S.



Benützung des Kröbses ( des Butzens, der
Augen ) der Erdäpfel zum Setzen.

Mehrere französische Landwirthe erhalten schöne
Ernten, indem sie bloß den Kröbs oder den Spros-
sen der Erdäpfel setzen. Einer derselben ( Adrian
Niville
) setzt schon seit 5 Jahren nur diese Butzen,
die er mittels eines kegelförmigen Jnstrumentes her-
auszieht, und seine Ernte ist stets so reichhaltig, wie
die seiner Nachbaren, welche die ganzen Knollen
einsetzen. Er macht die Vorrichtung im Winter.
Auch will derselbe bemerkt haben, daß die Erdäpfel,
ihrer Sprossen beraubt, sich viel besser aufbewahren
lassen, als so lange sie dieselben besitzen.     J. S



Siropbereitung aus weißem Mohne.

Der Sirop, der aus abgekochten trockenen Mohn-
kapseln bereitet wird, ist um zwei Drittheile schwä-
cher, als der von dem aus dieser Pflanze gezogenen
Safte gewonnen wird. Der aus den ganz reifen
und am Stengel getrockneten Samenkapseln bereitete
Sirop und Extrakt sind schmerzstillende Mittel, ohne
narkotisch ( betäubend ) zu seyn; während daß Beides,
wenn es aus noch grünen Kapselu gezogen wird,
mehr narkotische, ja selbst giftige, als schmerzstillende
Wirkungen hervorbringt. Vorzüglich zeigt sich dieser
Giftstoff an jenem Sirop, der in verschlossenen Ge-
fäßen bereitet wird, wo folglich keine Ausdünstung
Statt finden kann. J. S.



Der Strauß ( Struthio camelus ) .

Dieser Riese unter den gefiederten Bewohnern
der Erde hat allerdings einige Aehnlichkeit mit dem
Kameel, und sowohl der lange Hals, als der ge-
wölbte Rücken und die Schwiele vor der Brust er-
innern an das berühmte Lastthier der heißen Him-
melsstriche, woher wohl der lateinische Gattungs-
name kommt; aber auch im Morgenlande hat die
vorliegende Art den Namen: Kameelstrauß. Die
Länge dieses Vogels beträgt gegen 8 Fuß, die Höhe
[Spaltenumbruch] aber, wenn er aufrecht steht, vom Fuße bis zum
Rücken ungefähr 6 Fuß. Folglich kann ein Mann
von ansehnlicher Größe, wenn er neben dem Strauße
steht, nicht über ihn hinweg sehen. Der Hals mißt
für sich allein an 3 Fuß, mithin beträgt die Höhe
vom Fuße bis zum Scheitel fast 9 Fuß. Es gibt
aber auch noch größere Vögel dieser Gattung; denn
im Jahre 1750 sah man in London 2 Strauße,
wovon das Männchen 10 Fuß hoch war, und 300
Pfund wog. Der verhältnißmäßig kleine Kopf ist
einem Gänsekopfe ziemlich ähnlich, so wie auch der
Schnabel mit dem einer Gans manches gemein hat.
Er ist weniger eingedrückt,4 1 / 2 Zoll lang, hornfar-
big und nur an der Spitze braun. Der Augenstern
hat eine nußbraune Farbe, und das Auge ist mehr
oval, als rund; an den Augenliedern stehen lange
Wimpern. Die Schwiele unter dem Brustbein,
welche schon erwähnt wurde, dient dem Strauß beim
Sitzen, Liegen und Schlafen zur Stütze. Die Schen-
kel sind von der Stärke der Mannsschenkel, der Fuß
hat 2 vorwärts gerichtete Zehen, und hinten statt
einer 3ten Zehe einen fersenähnlichen Sprungknoten.
An der äußern von den beiden Zehen, die sehr kurz
ist, fehlt die Klaue. Die Farbe der Beine fällt ins
Graulichbraune. Jn Rücksicht der Bekleidung des
Körpers steht der Strauß zwischen den übrigen Vö-
geln und den Säugethieren gleichsam in der Mitte.
Der Scheitel, ja fast der ganze Kopf ist nebst dem
größten Theile des Halses ganz unbefiedert oder
nackt, fleischfarben, und nur hie und da sprossen ei-
nige wenige Haare empor. Auch die Schenkel sind,
zumal bei den ältern Bögeln, ganz kahl; bei den
Jungen tragen sie jedoch einige Fasern, die aber
mehr Haaren als Federn ähneln. Der untere Theil
des Halses und der Unterleid sind mit Federn be-
deckt, die so außerordentlich locker in ihren Fahnen
sind, daß sie den gewöhnlichen Vogelfedern nicht
sehr gleichen. Die Bildung der Federn, welche den
Schweif ausmachen, ist eben so. Die Fasern sind
nämlich zu beiden Seiten des Schafts oder der Rippe
gleichlang seidenhaft und auseinanderstehend, mithiu
bilden sie keine solche Fahnen, wie die gewöhnlichen
Vogelfedern. Eigentliche Flaumfedern trägt der
Strauß gar nicht. Die kleinen, kurzen Flügel, wenn
sie anders diesen Namen verdienen, haben jeder an
den Enden 2 hornartige, etwa 1 Zoll lange Sta-
cheln. Jm Laufe bewegt der Vogel seine Flügel
sehr stark; allein zum wirklichen Fliegen dienen sie
ihm nicht; denn er vermag nicht, sich auch nur von
dem Erdboden damit zu erheben. Die Farbe der
Haare am Körper des Straußes ist weißlich; die
der Federn schwarz, nur die Flügel = nnd Schwanz-
federn sind schneeweiß, aber hie und da mit einem
schwarzen Saume und dergleichen Spitzen. Nach
Barrow soll die Zahl der schwarzen Federn nicht
über 2 bis 3, höchstens bis auf 5 steigen. Das
Weibchen ist in nichts, der Farbe nach, von dem
Männchen verschieden, als daß jene einzelnen schwar-
zen Federn bei ihm schmutziggrau sind.

Das Vaterland dieses riesenmäßigen Vogels,
dessen Körper am Umfange den Leib unsers größten,
des großen Trappen um dreimal übertrifft, und der
ganz bequem seinen Schnabel auf den Kopf eines
Reiters legen kann, sind vornämlich die fürchterli-
chen Sandwüsten von Afrika, und zwar von Egypten
und der Barbarei an bis zum Vorgebirge der guten
Hoffnung. Je einsamer, menschenleerer und dürrer
die Gegend ist, desto lieber scheint sie ihm zu seyn,
[Ende Spaltensatz]

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Benützung des Kröbses ( des Butzens, der Augen ) der Erdäpfel zum Setzen. Mehrere französische Landwirthe erhalten schöne Ernten, indem sie bloß den Kröbs oder den Spros- sen der Erdäpfel setzen. Einer derselben ( Adrian Niville ) setzt schon seit 5 Jahren nur diese Butzen, die er mittels eines kegelförmigen Jnstrumentes her- auszieht, und seine Ernte ist stets so reichhaltig, wie die seiner Nachbaren, welche die ganzen Knollen einsetzen. Er macht die Vorrichtung im Winter. Auch will derselbe bemerkt haben, daß die Erdäpfel, ihrer Sprossen beraubt, sich viel besser aufbewahren lassen, als so lange sie dieselben besitzen. J. S Siropbereitung aus weißem Mohne. Der Sirop, der aus abgekochten trockenen Mohn- kapseln bereitet wird, ist um zwei Drittheile schwä- cher, als der von dem aus dieser Pflanze gezogenen Safte gewonnen wird. 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Die Fasern sind nämlich zu beiden Seiten des Schafts oder der Rippe gleichlang seidenhaft und auseinanderstehend, mithiu bilden sie keine solche Fahnen, wie die gewöhnlichen Vogelfedern. Eigentliche Flaumfedern trägt der Strauß gar nicht. Die kleinen, kurzen Flügel, wenn sie anders diesen Namen verdienen, haben jeder an den Enden 2 hornartige, etwa 1 Zoll lange Sta- cheln. Jm Laufe bewegt der Vogel seine Flügel sehr stark; allein zum wirklichen Fliegen dienen sie ihm nicht; denn er vermag nicht, sich auch nur von dem Erdboden damit zu erheben. Die Farbe der Haare am Körper des Straußes ist weißlich; die der Federn schwarz, nur die Flügel = nnd Schwanz- federn sind schneeweiß, aber hie und da mit einem schwarzen Saume und dergleichen Spitzen. Nach Barrow soll die Zahl der schwarzen Federn nicht über 2 bis 3, höchstens bis auf 5 steigen. Das Weibchen ist in nichts, der Farbe nach, von dem Männchen verschieden, als daß jene einzelnen schwar- zen Federn bei ihm schmutziggrau sind. Das Vaterland dieses riesenmäßigen Vogels, dessen Körper am Umfange den Leib unsers größten, des großen Trappen um dreimal übertrifft, und der ganz bequem seinen Schnabel auf den Kopf eines Reiters legen kann, sind vornämlich die fürchterli- chen Sandwüsten von Afrika, und zwar von Egypten und der Barbarei an bis zum Vorgebirge der guten Hoffnung. Je einsamer, menschenleerer und dürrer die Gegend ist, desto lieber scheint sie ihm zu seyn,

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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 54. Prag, 1834, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama54_1834/6>, abgerufen am 23.11.2024.