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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 41. Prag, 1834.

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Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz]
Der Schiffbruch der Alceste.

Frühzeitig im Jahre 1816 hatte die brittische
Regierung zur Beilegung einiger Differenzen, welche
durch die Behörden von Kanton in dem Handel mit
China herbeigeführt wurden, beschlossen, eine außer-
ordentliche Gesandtschaft an den Hof zu Peking
zu senden. Am 9. Februar schiffte Lord Amherst,
dem diese äußerst schwierige Gesandtschaft übertra-
gen worden war, sich in Portsmouth mit einem
zahlreichen Gefolge auf der Alceste ein, einer Fre-
gatte von 46 Kanonen, kommandirt vom Kapitän
Maxwell. Dieses Schiff war von der Brigg
Lyra begleitet, welche Kapitän Basil Hall und
der General Hewitt, ein Ostindier, kommandirte,
der sehr viele kostbare Geschenke für den chinesischen
Kaiser und seine Minister mit sich führte.

Gerade am 9. Februar, also zwölf Monate
nachdem die Expedition die Küste von England ver-
lassen hatte, begann die Alceste von Manilla
aus ihre Rückkehr, indem sie sich von der Brigg
Lyra trennte, die mit Depeschen nach Ostindien ge-
sandt wurde.

Mit Tagesanbruch des 18., als unsere Reisen-
den in die Meerenge von Gaspar einliefen, stieß
das Schiff, aller angewandten Vorsicht zum Trotze,
mit großer Heftigkeit auf eine Bank von eingesunke-
nen Felsen, die fast senkrecht sich an die siebzehn
Faden hoch in der See erheben, und blieb darauf
fest sitzen.

Ungefähr3 1 / 2 Meile davon entfernt befindet
sich die unbewohnte Jnsel Pulo Leat, auf welcher
Lord Amherst sammt einem Theil der Mannschaft
mit einigen Booten landete, nachdem man einen
Theil des Proviants mit großer Anstrengung geret-
tet hatte.

Man fand, daß die Jnsel eine völlige Wildniß
war, ganz mit Bäumen und Gestripp überwachsen,
das man erst wegschaffen mußte, um nur ein Ob-
dach aufschlagen zu können. Die Mannschaft bot
einen sonderbaren Anblick dar. Wenige, Lord Am-
herst
nicht ausgenommen, hatten mehr an, als ein
Hemd oder ein Paar Schiffshosen, während Parla-
mentskleidungen, Hoftrachten, Mandarinkleider mit
bunten Hemden und Jacken in sonderlicher Verwir-
rung an den Bäumen herumhingen. Obgleich meh-
rere Tagreisen von der nächsten Jnsel entfernt, der
äußersten Gefahr des Hungers und Durstes ausge-
setzt, war doch die Mannschaft, die aus 250 Perso-
nen bestand, keineswegs niedergeschlagen, was vor-
züglich das edle Benehmen Lord Amhersts be-
wirkte. Nur die Furcht vor Wassermangel erregte
große Besorgnisse. Es wurde daher beschlossen, Lord
Amherst solle sich mit seinem Gefolge auf einem
Boote nach der Jnsel Java einschiffen, die er in 3
bis 4 Tagen erreichen konnte.

Bei dem ungünstigen Winde konnten die Rück-
gebliebenen erst in 10 bis 12 Tagen Hilfe erwar-
ten, bis wohin sie sich mit den wenigen vorhandenen
Vorräthen behelfen mußten. Des folgenden Mor-
gens wurden die zur Bewachung des Schiffes Rück-
gebliebenen von Malayschen Seeräubern überfallen,
die bald nachher auch auf der Jnsel zu landen
versuchten. Man hatte aber nur etwa ein Dutzend
Säbel gerettet und obgleich die Mannschaft gegen
dreißig Gewehre und Bajonette hatte, so waren doch
auch nur im Ganzen 75 Patronen vorhanden.

[Spaltenumbruch]

Jeder mußte sich daher mit Messern, Meißeln,
spitzen Jnstrumenten u. s. w. bewaffnen, man fällte
Bäume, errichtete Bollwerke; doch die Piraten wa-
ren zu sehr mit Plündern des Schiffes beschäftigt,
um an etwas Anderes zu denken. Nachdem in den
folgenden Tagen mehrere einzelne Angriffe der See-
räuber zurückgewiesen worden, versuchten dieselben,
die immer mehr Verstärkung an sich gezogen hatten,
endlich einen Sturm auf die Jnsel. Kapitän Max-
well
versammelte nun die ganze Mannschaft, er-
muthigte die Offiziere und Soldaten durch eine be-
geisterte Rede, die mit betäubendem Geschrei erwie-
dert wurde; mehrere hundert Patronen, die man
zusammengebracht hatte, wurden unter die Mann-
schaft vertheilt, und Alles war auf die Landung der
Piraten, die bis an 600 angewachsen waren, bereit,
als der Offizier auf der Warte in großer Entfer-
nung ein Schiff gewahrte, das jedoch durch eine
dichte Wolke, die dazwischen lag, nicht zu erkennen
war. Man steckte sogleich die brittische Flagge auf
einen der höchsten Bäume aus, und zu gleicher Zeit
bemerkten auch die Piraten das Annähern des Schif-
fes, worauf sie schnell die Segel aufzogen und im
Kurzen aus dem Angesicht der Jnsel verschwunden
waren. Das Schiff war der Ternate, ein der
ostindischen Kompagnie gehöriger Kreuzer. Die Mann-
schaft verließ am 7. März die Jnsel, nachdem sie
19 Tage daselbst verweilt hatte, und wechselweise
der glühendsten Sonnenhitze und den heftigsten Re-
gengüssen ausgesetzt war. Am 9. erreichte das Schiff
Batavia, wo die Mannschaft von Lord Amherst
und seinem Gefolge aufs Herzlichste empfangen wurde.

    S.



Die Diamantengruben in Brasilien.

Auf dem Theile von Brasilien, welcher Cerro
do Frio
genannt wird, nimmt der eigentliche Dia-
mantvoden 16 Stunden von Norden nach Süden,
und halb so viel von Osten nach Westen ein. Es
werden in Allem acht Diamantgruben gezählt. Die
größte darunter befindet sich am Flusse Jigi - ton-
honha, und wird Mandanga genannt. Eine
Gruppe von 100 kleinen, einzeln stehenden, runden
Häusern mit hohen Strohdächern, zum Theil mit
Gärten umringt; ein großer offener Schupfen, der
ein länglichtes Viereck bildet, mit einem tief herab-
gehenden Dache von Riedgras; ungeheure Haufen
von Abfall auf der einen, und von frischem Cas-
calhao auf der andern Seite; endlich ein breiter
schnellfließender Strom mit Seitenkanälen -- das
ist der erste Anblick von Mandanga. Wie bei
dem Golde erfodert es auch bei der Diamantenge-
winnung eine doppelte Arbeit: das Ausgraben und
das Waschen des Cascalhao; jenes in der trocknen,
dieses in der nassen Jahrszeit. Um den Cascalhao
auszugraben, muß der Kanal abgedämmt und aus-
getrocknet, so wie der Schlamm weggeschafft worden
seyn. Der ausgegrabene Cascalhao wird vermit-
telst eines Maschinenwerkes verführt, das einem
sogenannten Hunde gleicht. Zwei Karren bewegen
sich unaufhörlich in entgegengesetzter Richtung hin
und her. So schichtet man die Masse in der Nähe
des Waschschoppens auf. Der Cascalhao ist der-
selbe, wie er in den Goldgruben gefunden wird.
Der Waschschoppen selbst hat folgende Einrichtung.
An dem einen Ende, und etwas unterhalb der
Mitte desselben geht quer der Wasserkanal hindurch.
[Ende Spaltensatz]

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz]
Der Schiffbruch der Alceste.

Frühzeitig im Jahre 1816 hatte die brittische
Regierung zur Beilegung einiger Differenzen, welche
durch die Behörden von Kanton in dem Handel mit
China herbeigeführt wurden, beschlossen, eine außer-
ordentliche Gesandtschaft an den Hof zu Peking
zu senden. Am 9. Februar schiffte Lord Amherst,
dem diese äußerst schwierige Gesandtschaft übertra-
gen worden war, sich in Portsmouth mit einem
zahlreichen Gefolge auf der Alceste ein, einer Fre-
gatte von 46 Kanonen, kommandirt vom Kapitän
Maxwell. Dieses Schiff war von der Brigg
Lyra begleitet, welche Kapitän Basil Hall und
der General Hewitt, ein Ostindier, kommandirte,
der sehr viele kostbare Geschenke für den chinesischen
Kaiser und seine Minister mit sich führte.

Gerade am 9. Februar, also zwölf Monate
nachdem die Expedition die Küste von England ver-
lassen hatte, begann die Alceste von Manilla
aus ihre Rückkehr, indem sie sich von der Brigg
Lyra trennte, die mit Depeschen nach Ostindien ge-
sandt wurde.

Mit Tagesanbruch des 18., als unsere Reisen-
den in die Meerenge von Gaspar einliefen, stieß
das Schiff, aller angewandten Vorsicht zum Trotze,
mit großer Heftigkeit auf eine Bank von eingesunke-
nen Felsen, die fast senkrecht sich an die siebzehn
Faden hoch in der See erheben, und blieb darauf
fest sitzen.

Ungefähr3 1 / 2 Meile davon entfernt befindet
sich die unbewohnte Jnsel Pulo Leat, auf welcher
Lord Amherst sammt einem Theil der Mannschaft
mit einigen Booten landete, nachdem man einen
Theil des Proviants mit großer Anstrengung geret-
tet hatte.

Man fand, daß die Jnsel eine völlige Wildniß
war, ganz mit Bäumen und Gestripp überwachsen,
das man erst wegschaffen mußte, um nur ein Ob-
dach aufschlagen zu können. Die Mannschaft bot
einen sonderbaren Anblick dar. Wenige, Lord Am-
herst
nicht ausgenommen, hatten mehr an, als ein
Hemd oder ein Paar Schiffshosen, während Parla-
mentskleidungen, Hoftrachten, Mandarinkleider mit
bunten Hemden und Jacken in sonderlicher Verwir-
rung an den Bäumen herumhingen. Obgleich meh-
rere Tagreisen von der nächsten Jnsel entfernt, der
äußersten Gefahr des Hungers und Durstes ausge-
setzt, war doch die Mannschaft, die aus 250 Perso-
nen bestand, keineswegs niedergeschlagen, was vor-
züglich das edle Benehmen Lord Amhersts be-
wirkte. Nur die Furcht vor Wassermangel erregte
große Besorgnisse. Es wurde daher beschlossen, Lord
Amherst solle sich mit seinem Gefolge auf einem
Boote nach der Jnsel Java einschiffen, die er in 3
bis 4 Tagen erreichen konnte.

Bei dem ungünstigen Winde konnten die Rück-
gebliebenen erst in 10 bis 12 Tagen Hilfe erwar-
ten, bis wohin sie sich mit den wenigen vorhandenen
Vorräthen behelfen mußten. Des folgenden Mor-
gens wurden die zur Bewachung des Schiffes Rück-
gebliebenen von Malayschen Seeräubern überfallen,
die bald nachher auch auf der Jnsel zu landen
versuchten. Man hatte aber nur etwa ein Dutzend
Säbel gerettet und obgleich die Mannschaft gegen
dreißig Gewehre und Bajonette hatte, so waren doch
auch nur im Ganzen 75 Patronen vorhanden.

[Spaltenumbruch]

Jeder mußte sich daher mit Messern, Meißeln,
spitzen Jnstrumenten u. s. w. bewaffnen, man fällte
Bäume, errichtete Bollwerke; doch die Piraten wa-
ren zu sehr mit Plündern des Schiffes beschäftigt,
um an etwas Anderes zu denken. Nachdem in den
folgenden Tagen mehrere einzelne Angriffe der See-
räuber zurückgewiesen worden, versuchten dieselben,
die immer mehr Verstärkung an sich gezogen hatten,
endlich einen Sturm auf die Jnsel. Kapitän Max-
well
versammelte nun die ganze Mannschaft, er-
muthigte die Offiziere und Soldaten durch eine be-
geisterte Rede, die mit betäubendem Geschrei erwie-
dert wurde; mehrere hundert Patronen, die man
zusammengebracht hatte, wurden unter die Mann-
schaft vertheilt, und Alles war auf die Landung der
Piraten, die bis an 600 angewachsen waren, bereit,
als der Offizier auf der Warte in großer Entfer-
nung ein Schiff gewahrte, das jedoch durch eine
dichte Wolke, die dazwischen lag, nicht zu erkennen
war. Man steckte sogleich die brittische Flagge auf
einen der höchsten Bäume aus, und zu gleicher Zeit
bemerkten auch die Piraten das Annähern des Schif-
fes, worauf sie schnell die Segel aufzogen und im
Kurzen aus dem Angesicht der Jnsel verschwunden
waren. Das Schiff war der Ternate, ein der
ostindischen Kompagnie gehöriger Kreuzer. Die Mann-
schaft verließ am 7. März die Jnsel, nachdem sie
19 Tage daselbst verweilt hatte, und wechselweise
der glühendsten Sonnenhitze und den heftigsten Re-
gengüssen ausgesetzt war. Am 9. erreichte das Schiff
Batavia, wo die Mannschaft von Lord Amherst
und seinem Gefolge aufs Herzlichste empfangen wurde.

    S.



Die Diamantengruben in Brasilien.

Auf dem Theile von Brasilien, welcher Cerro
do Frio
genannt wird, nimmt der eigentliche Dia-
mantvoden 16 Stunden von Norden nach Süden,
und halb so viel von Osten nach Westen ein. Es
werden in Allem acht Diamantgruben gezählt. Die
größte darunter befindet sich am Flusse Jigi - ton-
honha, und wird Mandanga genannt. Eine
Gruppe von 100 kleinen, einzeln stehenden, runden
Häusern mit hohen Strohdächern, zum Theil mit
Gärten umringt; ein großer offener Schupfen, der
ein länglichtes Viereck bildet, mit einem tief herab-
gehenden Dache von Riedgras; ungeheure Haufen
von Abfall auf der einen, und von frischem Cas-
calhao auf der andern Seite; endlich ein breiter
schnellfließender Strom mit Seitenkanälen — das
ist der erste Anblick von Mandanga. Wie bei
dem Golde erfodert es auch bei der Diamantenge-
winnung eine doppelte Arbeit: das Ausgraben und
das Waschen des Cascalhao; jenes in der trocknen,
dieses in der nassen Jahrszeit. Um den Cascalhao
auszugraben, muß der Kanal abgedämmt und aus-
getrocknet, so wie der Schlamm weggeschafft worden
seyn. Der ausgegrabene Cascalhao wird vermit-
telst eines Maschinenwerkes verführt, das einem
sogenannten Hunde gleicht. Zwei Karren bewegen
sich unaufhörlich in entgegengesetzter Richtung hin
und her. So schichtet man die Masse in der Nähe
des Waschschoppens auf. Der Cascalhao ist der-
selbe, wie er in den Goldgruben gefunden wird.
Der Waschschoppen selbst hat folgende Einrichtung.
An dem einen Ende, und etwas unterhalb der
Mitte desselben geht quer der Wasserkanal hindurch.
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[322/0002] Panorama des Universums. Der Schiffbruch der Alceste. Frühzeitig im Jahre 1816 hatte die brittische Regierung zur Beilegung einiger Differenzen, welche durch die Behörden von Kanton in dem Handel mit China herbeigeführt wurden, beschlossen, eine außer- ordentliche Gesandtschaft an den Hof zu Peking zu senden. Am 9. Februar schiffte Lord Amherst, dem diese äußerst schwierige Gesandtschaft übertra- gen worden war, sich in Portsmouth mit einem zahlreichen Gefolge auf der Alceste ein, einer Fre- gatte von 46 Kanonen, kommandirt vom Kapitän Maxwell. Dieses Schiff war von der Brigg Lyra begleitet, welche Kapitän Basil Hall und der General Hewitt, ein Ostindier, kommandirte, der sehr viele kostbare Geschenke für den chinesischen Kaiser und seine Minister mit sich führte. Gerade am 9. 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Eine Gruppe von 100 kleinen, einzeln stehenden, runden Häusern mit hohen Strohdächern, zum Theil mit Gärten umringt; ein großer offener Schupfen, der ein länglichtes Viereck bildet, mit einem tief herab- gehenden Dache von Riedgras; ungeheure Haufen von Abfall auf der einen, und von frischem Cas- calhao auf der andern Seite; endlich ein breiter schnellfließender Strom mit Seitenkanälen — das ist der erste Anblick von Mandanga. Wie bei dem Golde erfodert es auch bei der Diamantenge- winnung eine doppelte Arbeit: das Ausgraben und das Waschen des Cascalhao; jenes in der trocknen, dieses in der nassen Jahrszeit. Um den Cascalhao auszugraben, muß der Kanal abgedämmt und aus- getrocknet, so wie der Schlamm weggeschafft worden seyn. Der ausgegrabene Cascalhao wird vermit- telst eines Maschinenwerkes verführt, das einem sogenannten Hunde gleicht. Zwei Karren bewegen sich unaufhörlich in entgegengesetzter Richtung hin und her. So schichtet man die Masse in der Nähe des Waschschoppens auf. Der Cascalhao ist der- selbe, wie er in den Goldgruben gefunden wird. Der Waschschoppen selbst hat folgende Einrichtung. An dem einen Ende, und etwas unterhalb der Mitte desselben geht quer der Wasserkanal hindurch.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

Weitere Informationen:

Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.




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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 41. Prag, 1834, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama41_1834/2>, abgerufen am 15.06.2024.