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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 31. Prag, 1834.

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Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] kommt indeß der ostindischen nicht bei, und unter
der Letztern ist die von Ceylon bei weiten die kräf-
tigste und beste. Jm südlichen und westlichen Theile
der Jnsel Ceylon, zwischen den Flüssen Chilauw
und Waluwe, wachsen ganze Wälder von Zimmt-
bäumen. Sie blühen hier im Januar, und ihre
Früchte, die erst grün, dann roth und zuletzt schwarz
oder schwarzroth aussehen, riechen nebst den jungen
geriebenen Blättern fast wie Gewürznelken. Die
äußere graue Rinde des Stammes, der Aeste und
Zweige ist geruch = und geschmacklos, die darunter
befindliche macht den Zimmt aus. Jn sandigem,
trocknem Boden liefert der junge Baum schon im
fünften Jahre brauchbare Rinde, in lettigem Boden
muß er wenigstens 7 oder 8 Jahre alt seyn. An
einigen Bäumen bleibt die Rinde wohl 15 bis 16
Jahre gut, an andern eine kürzere Zeit. Die Zeit des
Abschälens fällt meist in den Mai. Wollte man dem
Baume alle Rinde nehmen, so würde er absterben;
man schält daher nur die jungen dreijährigen Zweige,
und hauet diese entweder vorher oder nachher ab,
damit der Stamm neue treibe. Jst ein Stamm
schon oft behauen, oder treibt er aus andern Ur-
sachen keine guten Zweige mehr, so nimmt man ihn
bei der Wurzel weg, aus welcher dann viele frische
Triebe hervorschießen.

Von der innern brauchbaren oder eigentlichen
Zimmtrinde sondert man die äußere graue sorgfältig
ab, und legt erstere zum Trocknen an die Sonne.
Hier nehmen nun die Stücke nach und nach wieder die
Form an, die sie hatten, als sie noch das Holz umgaben,
und erscheinen in Gestalt blaßrothbrauner ( zimmt-
farbener ) Röhren, welche in leinene Tücher gepackt,
mit behaarteu Fellen umschlagen, und in den Han-
del nach Europa verführt werden. Dies ist der
ächte Zimmt, welcher mit andern Rinden, die auch
diesen Namen führen, z. B. dem Mutter= oder Cas-
sienzimmt und dem weißen Zimmt oder Canelle-
Zimmt nicht verwechselt werden darf. Auch der
ächte Zimmt heißt, insonderheit bei den Holländern,
Canelle oder Caneel. Er wird häufig mit andern
Rinden, zumal aber mit dem Mutterzimmt ver-
fälscht. Jndeß gibt es auch von dem ächten
Zimmt mehrere Sorten, die sich von dem Vater-
lande, von seinem Standorte und von dem Alter
und der übrigen Beschaffenheit des Baumes und
seiner Aeste herschreiben. Ein guter Zimmt muß
eine schöne hellrothbraune Farbe haben, und nicht
aschgrau oder gar schwärzlich aussehen; sein Ge-
schmack muß zwar anhaltend, scharf, aber doch an-
genehm und süß seyn.

Jn früherer Zeit erhielt Europa den Zimmt
nur durch die Holländer, welche es mit demselben
machten wie mit den übrigen Gewürzen. Um es
nicht zu gemein werden zu lassen, zerstörten sie eine
Menge Bäume, oder verbrannten wohl gar biswei-
len ansehnliche Qualitäten Zimmt. Es wurden
jährlich 3 bis 400,000 Pfund nach Europa gebracht,
und halb so viel in Jndien abgesetzt. Gegenwärtig
betreiben auch die Engländer und andere Nationen
den Zimmthandel. Auf der Jnsel Ceylon beschäf-
tigt der Zimmtbau und die Zubereitung der Rinde
an 25,000 Personen, die eine eigene Kaste bilden.
Die brittische Statthalterschaft hat 5 große Gärten
[Spaltenumbruch] [Abbildung] ( Zimmt. )
dem Anbau dieses Baumes gewidmet, der größte
ist bei Colombo. Der Handel mit Zimmt aus
jenen Gegenden gehörte bis 1822 ausschließlich der
ostindischen Compagnie an, wurde aber seitdem frei
gegeben.

Außer dem gewöhnlichen Gebrauche der Zimmt-
rinde, als Reizmittel und zur Verbesserung des
Geschmackes mancher Arzneien, überzieht man dieselbe
auch mit Zucker, und nennt sie dann Kanelat oder
Zimmtkonfekt. Durch Destillation erhält man ein
Oel aus der Rinde, welches schön goldgelb aus-
sieht, alle Kräfte der Rinde concentrirt in sich schließt,
und daher so brennend und hitzig ist, daß ein Tro-
pfen davon auf der bloßen Haut Entzündung verur-
sacht. Dieses Zimmtöl wird zwar auch in Europa
aus der Rinde, mehr aber in Ceylon aus den abge-
splitterten Stückchen derselben gezogen. Ein Pfund
Rinde gibt 1, höchstens 2 Unzen Oel, und in Cey-
lon kostet die Unze 10, in Europa aber 40 fl. Die-
ses hohen Preises wegen verfälscht man es öfters.
Auch Zimmtrinde und Zimmttinktur verfertigt man
aus der Rinde. Aus den Früchten des Zimmtbau-
mes siedet man auf Ceylon für den König von
Kandy eine fettige, wachsähnliche Materie, woraus
Lichter verfertigt werden, die beim Brennen einen
lieblichen Geruch ausduften. Der sogenannte Zimmt-
kampher, eine dem Kampher ähnliche Materie aus
der Wurzel des Baumes, sieht weiß aus, riecht
köstlich und soll den gewöhnlichen Kampher an Güte
weit übertreffen. Diese Substanz ist selten, und
wird von reichen Jndiern als Medizin in allerlei
Uebeln gebraucht. Das Holz benützt man bloß zum
Brennen.

[Ende Spaltensatz]

Stereotypie, Druck und Verlag von Gottlieb Haase Söhne in Prag. -- Redaction von W. A. Gerle.

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] kommt indeß der ostindischen nicht bei, und unter
der Letztern ist die von Ceylon bei weiten die kräf-
tigste und beste. Jm südlichen und westlichen Theile
der Jnsel Ceylon, zwischen den Flüssen Chilauw
und Waluwe, wachsen ganze Wälder von Zimmt-
bäumen. Sie blühen hier im Januar, und ihre
Früchte, die erst grün, dann roth und zuletzt schwarz
oder schwarzroth aussehen, riechen nebst den jungen
geriebenen Blättern fast wie Gewürznelken. Die
äußere graue Rinde des Stammes, der Aeste und
Zweige ist geruch = und geschmacklos, die darunter
befindliche macht den Zimmt aus. Jn sandigem,
trocknem Boden liefert der junge Baum schon im
fünften Jahre brauchbare Rinde, in lettigem Boden
muß er wenigstens 7 oder 8 Jahre alt seyn. An
einigen Bäumen bleibt die Rinde wohl 15 bis 16
Jahre gut, an andern eine kürzere Zeit. Die Zeit des
Abschälens fällt meist in den Mai. Wollte man dem
Baume alle Rinde nehmen, so würde er absterben;
man schält daher nur die jungen dreijährigen Zweige,
und hauet diese entweder vorher oder nachher ab,
damit der Stamm neue treibe. Jst ein Stamm
schon oft behauen, oder treibt er aus andern Ur-
sachen keine guten Zweige mehr, so nimmt man ihn
bei der Wurzel weg, aus welcher dann viele frische
Triebe hervorschießen.

Von der innern brauchbaren oder eigentlichen
Zimmtrinde sondert man die äußere graue sorgfältig
ab, und legt erstere zum Trocknen an die Sonne.
Hier nehmen nun die Stücke nach und nach wieder die
Form an, die sie hatten, als sie noch das Holz umgaben,
und erscheinen in Gestalt blaßrothbrauner ( zimmt-
farbener ) Röhren, welche in leinene Tücher gepackt,
mit behaarteu Fellen umschlagen, und in den Han-
del nach Europa verführt werden. Dies ist der
ächte Zimmt, welcher mit andern Rinden, die auch
diesen Namen führen, z. B. dem Mutter= oder Cas-
sienzimmt und dem weißen Zimmt oder Canelle-
Zimmt nicht verwechselt werden darf. Auch der
ächte Zimmt heißt, insonderheit bei den Holländern,
Canelle oder Caneel. Er wird häufig mit andern
Rinden, zumal aber mit dem Mutterzimmt ver-
fälscht. Jndeß gibt es auch von dem ächten
Zimmt mehrere Sorten, die sich von dem Vater-
lande, von seinem Standorte und von dem Alter
und der übrigen Beschaffenheit des Baumes und
seiner Aeste herschreiben. Ein guter Zimmt muß
eine schöne hellrothbraune Farbe haben, und nicht
aschgrau oder gar schwärzlich aussehen; sein Ge-
schmack muß zwar anhaltend, scharf, aber doch an-
genehm und süß seyn.

Jn früherer Zeit erhielt Europa den Zimmt
nur durch die Holländer, welche es mit demselben
machten wie mit den übrigen Gewürzen. Um es
nicht zu gemein werden zu lassen, zerstörten sie eine
Menge Bäume, oder verbrannten wohl gar biswei-
len ansehnliche Qualitäten Zimmt. Es wurden
jährlich 3 bis 400,000 Pfund nach Europa gebracht,
und halb so viel in Jndien abgesetzt. Gegenwärtig
betreiben auch die Engländer und andere Nationen
den Zimmthandel. Auf der Jnsel Ceylon beschäf-
tigt der Zimmtbau und die Zubereitung der Rinde
an 25,000 Personen, die eine eigene Kaste bilden.
Die brittische Statthalterschaft hat 5 große Gärten
[Spaltenumbruch] [Abbildung] ( Zimmt. )
dem Anbau dieses Baumes gewidmet, der größte
ist bei Colombo. Der Handel mit Zimmt aus
jenen Gegenden gehörte bis 1822 ausschließlich der
ostindischen Compagnie an, wurde aber seitdem frei
gegeben.

Außer dem gewöhnlichen Gebrauche der Zimmt-
rinde, als Reizmittel und zur Verbesserung des
Geschmackes mancher Arzneien, überzieht man dieselbe
auch mit Zucker, und nennt sie dann Kanelat oder
Zimmtkonfekt. Durch Destillation erhält man ein
Oel aus der Rinde, welches schön goldgelb aus-
sieht, alle Kräfte der Rinde concentrirt in sich schließt,
und daher so brennend und hitzig ist, daß ein Tro-
pfen davon auf der bloßen Haut Entzündung verur-
sacht. Dieses Zimmtöl wird zwar auch in Europa
aus der Rinde, mehr aber in Ceylon aus den abge-
splitterten Stückchen derselben gezogen. Ein Pfund
Rinde gibt 1, höchstens 2 Unzen Oel, und in Cey-
lon kostet die Unze 10, in Europa aber 40 fl. Die-
ses hohen Preises wegen verfälscht man es öfters.
Auch Zimmtrinde und Zimmttinktur verfertigt man
aus der Rinde. Aus den Früchten des Zimmtbau-
mes siedet man auf Ceylon für den König von
Kandy eine fettige, wachsähnliche Materie, woraus
Lichter verfertigt werden, die beim Brennen einen
lieblichen Geruch ausduften. Der sogenannte Zimmt-
kampher, eine dem Kampher ähnliche Materie aus
der Wurzel des Baumes, sieht weiß aus, riecht
köstlich und soll den gewöhnlichen Kampher an Güte
weit übertreffen. Diese Substanz ist selten, und
wird von reichen Jndiern als Medizin in allerlei
Uebeln gebraucht. Das Holz benützt man bloß zum
Brennen.

[Ende Spaltensatz]

Stereotypie, Druck und Verlag von Gottlieb Haase Söhne in Prag. — Redaction von W. A. Gerle.

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[248/0008] Panorama des Universums. kommt indeß der ostindischen nicht bei, und unter der Letztern ist die von Ceylon bei weiten die kräf- tigste und beste. Jm südlichen und westlichen Theile der Jnsel Ceylon, zwischen den Flüssen Chilauw und Waluwe, wachsen ganze Wälder von Zimmt- bäumen. Sie blühen hier im Januar, und ihre Früchte, die erst grün, dann roth und zuletzt schwarz oder schwarzroth aussehen, riechen nebst den jungen geriebenen Blättern fast wie Gewürznelken. Die äußere graue Rinde des Stammes, der Aeste und Zweige ist geruch = und geschmacklos, die darunter befindliche macht den Zimmt aus. Jn sandigem, trocknem Boden liefert der junge Baum schon im fünften Jahre brauchbare Rinde, in lettigem Boden muß er wenigstens 7 oder 8 Jahre alt seyn. An einigen Bäumen bleibt die Rinde wohl 15 bis 16 Jahre gut, an andern eine kürzere Zeit. Die Zeit des Abschälens fällt meist in den Mai. Wollte man dem Baume alle Rinde nehmen, so würde er absterben; man schält daher nur die jungen dreijährigen Zweige, und hauet diese entweder vorher oder nachher ab, damit der Stamm neue treibe. Jst ein Stamm schon oft behauen, oder treibt er aus andern Ur- sachen keine guten Zweige mehr, so nimmt man ihn bei der Wurzel weg, aus welcher dann viele frische Triebe hervorschießen. Von der innern brauchbaren oder eigentlichen Zimmtrinde sondert man die äußere graue sorgfältig ab, und legt erstere zum Trocknen an die Sonne. Hier nehmen nun die Stücke nach und nach wieder die Form an, die sie hatten, als sie noch das Holz umgaben, und erscheinen in Gestalt blaßrothbrauner ( zimmt- farbener ) Röhren, welche in leinene Tücher gepackt, mit behaarteu Fellen umschlagen, und in den Han- del nach Europa verführt werden. Dies ist der ächte Zimmt, welcher mit andern Rinden, die auch diesen Namen führen, z. B. dem Mutter= oder Cas- sienzimmt und dem weißen Zimmt oder Canelle- Zimmt nicht verwechselt werden darf. Auch der ächte Zimmt heißt, insonderheit bei den Holländern, Canelle oder Caneel. Er wird häufig mit andern Rinden, zumal aber mit dem Mutterzimmt ver- fälscht. Jndeß gibt es auch von dem ächten Zimmt mehrere Sorten, die sich von dem Vater- lande, von seinem Standorte und von dem Alter und der übrigen Beschaffenheit des Baumes und seiner Aeste herschreiben. Ein guter Zimmt muß eine schöne hellrothbraune Farbe haben, und nicht aschgrau oder gar schwärzlich aussehen; sein Ge- schmack muß zwar anhaltend, scharf, aber doch an- genehm und süß seyn. Jn früherer Zeit erhielt Europa den Zimmt nur durch die Holländer, welche es mit demselben machten wie mit den übrigen Gewürzen. Um es nicht zu gemein werden zu lassen, zerstörten sie eine Menge Bäume, oder verbrannten wohl gar biswei- len ansehnliche Qualitäten Zimmt. Es wurden jährlich 3 bis 400,000 Pfund nach Europa gebracht, und halb so viel in Jndien abgesetzt. Gegenwärtig betreiben auch die Engländer und andere Nationen den Zimmthandel. Auf der Jnsel Ceylon beschäf- tigt der Zimmtbau und die Zubereitung der Rinde an 25,000 Personen, die eine eigene Kaste bilden. Die brittische Statthalterschaft hat 5 große Gärten [Abbildung ( Zimmt. )] dem Anbau dieses Baumes gewidmet, der größte ist bei Colombo. Der Handel mit Zimmt aus jenen Gegenden gehörte bis 1822 ausschließlich der ostindischen Compagnie an, wurde aber seitdem frei gegeben. Außer dem gewöhnlichen Gebrauche der Zimmt- rinde, als Reizmittel und zur Verbesserung des Geschmackes mancher Arzneien, überzieht man dieselbe auch mit Zucker, und nennt sie dann Kanelat oder Zimmtkonfekt. Durch Destillation erhält man ein Oel aus der Rinde, welches schön goldgelb aus- sieht, alle Kräfte der Rinde concentrirt in sich schließt, und daher so brennend und hitzig ist, daß ein Tro- pfen davon auf der bloßen Haut Entzündung verur- sacht. Dieses Zimmtöl wird zwar auch in Europa aus der Rinde, mehr aber in Ceylon aus den abge- splitterten Stückchen derselben gezogen. Ein Pfund Rinde gibt 1, höchstens 2 Unzen Oel, und in Cey- lon kostet die Unze 10, in Europa aber 40 fl. Die- ses hohen Preises wegen verfälscht man es öfters. Auch Zimmtrinde und Zimmttinktur verfertigt man aus der Rinde. Aus den Früchten des Zimmtbau- mes siedet man auf Ceylon für den König von Kandy eine fettige, wachsähnliche Materie, woraus Lichter verfertigt werden, die beim Brennen einen lieblichen Geruch ausduften. Der sogenannte Zimmt- kampher, eine dem Kampher ähnliche Materie aus der Wurzel des Baumes, sieht weiß aus, riecht köstlich und soll den gewöhnlichen Kampher an Güte weit übertreffen. Diese Substanz ist selten, und wird von reichen Jndiern als Medizin in allerlei Uebeln gebraucht. Das Holz benützt man bloß zum Brennen. Stereotypie, Druck und Verlag von Gottlieb Haase Söhne in Prag. — Redaction von W. A. Gerle.

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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 31. Prag, 1834, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama31_1834/8>, abgerufen am 23.11.2024.