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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 24. Prag, 1834.

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Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz]

[Abbildung]
Der Tabak ( Nicotiana tabacum ) .

Von diesem betäubenden und doch so allgemein
beliebten und verbreiteten Pflanzengeschlechte zählt
man bisher 7 Gattungen, welche insgesammt von
dem gemeinen Tabak, dessen Abbildung wir unsern
Lesern heute vorlegen, die Benennung erhalten haben.
Man hatte diese Pflanze nach der Entdeckung von
Amerika daselbst gefunden, und Samen davon nach
Lissabon geschickt. Hier zogen bald mehrere
Liebhaber ausländischer und seltener Gewächse
auch Tabakpflanzen in Gärten. Jean Nicot, da-
maliger französischer Gesandter am portugiesischen
Hofe, hatte ebenfalls Tabak in seinem Garten.
Zwei von seinen Leuten, wovon der Eine eine Wunde,
der Andere ein Geschwür hatte, bedienten sich --
vermuthlich auf Anrathen -- der zerquetschren Blät-
ter als Heilmittel ihrer Schäden, und heilten sie
damit in kurzer Zeit. Hierdurch aufmerksam gemacht,
nahm der Gesandte Tabaksamen mit nach Frank-
reich, und überreichte ihn der Königin Catharina
de Medicis
im Jahre 1560. Bald hernach
nannte man die Pflanze nach seinem Namen Ni-
cotiane,
auch Königinkraut, Kraut des
heiligen Kreuzes, heiliges Kraut, heili-
ges Wundkraut
und indianischen Beinwell.
Man rühmte ihre Tugenden, und in Kurzem brei-
tete sie sich über mehrere Länder von Europa und
in den übrigen Erdtheilen aus.

Jn Westindien, wo der Tabak, wie auf dem festen
Lande von Amerika, wild gefunden wird, nennt man
ihn Petum. Bei der Ankunft der Europäer in der
neuen Welt rauchten die Eingebornen schon die ge-
trockneten Blätter; die Europäer ahmten diese Sitte
erst späterhin nach. Der deutsche Name Tabak
ist durch den Namen der Jnsel Tabago veranlaßt
worden; woraus zugleich erhellt, daß Taback
oder Tabak richtiger ist, als Toback. Der ge-
meine Tabak, der nun schon seit geraumer Zeit in
Europa und selbst im nördlichen Deutschland im
Großen auf Feldern gebaut wird, und vielen Tau-
senden zum wichtigen Erwerbmittel dient. ist eine[Spaltenumbruch] jährige Pflanze. Nach Einigen soll sie in Amerika,
wo sie nicht, wie bei uns, im Herbst und Winter
durch die Kälte getödtet wird, mehrere Jahre
dauern; allein dieß ist falsch; denn nicht nur das
schnelle Wachsthum, sondern auch wirkliche Versuche
in Gewächshäusern widerlegen dieses Vorgeben. Jn-
deß ist nicht zu läugnen, daß diese Pflanzen in
ihrem wärmeren Vaterlande noch mehrere Monate
fortwachsen. Dies erhellet schon daraus, daß sie
bei uns in dem späten Herbst fortwachsen, bis der
Frost ihrem Leben ein Ende macht. Nach Beschaf-
fenheit des Bodens richtet sich, wie bei andern
Pflanzen, auch das üppigere oder dürftigere Wachs-
thum des Tabaks. Jn gutem, fettem Gartenlande
erlangt die Staude eine Höhe von 4 bis 8 Fuß,
und treibt einen geraden, ziemlich festen, unterwärts
zolldicken und mit einem weißen Marke angefüll-
ten Stengel, welcher über der Wurzel, so lang die
Pflanze vegetirt, zwar verhärtet, aber doch nur ei-
gentlich nach dem Absterben erst holzig wird. Er
ist von unten auf mit wechselweisen, plattaufsitzenden
und am Stengel herablaufenden, ei= und lanzettför-
migen, am Rande glatten, vorn zugespitzten Blät-
tern besetzt, die in gutem Boden wohl eine Elle
lang und halb so breit werden; ihre starke Mittel-
rippe ragt auf der untern Fläche sehr vor. An der
Spitze des Stengels erscheinen im August und Sep-
tember die schönen, fast rosenfarbnen Blüthen in
ästigen Büscheln. Aus den obern Blattwinkeln
treiben überdies bald mehrere kleine Zweige hervor,
welche mit kleinern Blättern besetzt sind, und einen
kleinen Blüthenbüschel tragen. So nimmt bei unge-
störtem Wachsthume die Tabakpflanze in gutem
Boden einen beträchtlichen Umfang ein. Ein beson-
deres Unterscheidungszeichen dieser Gattung besteht,
außer den Blättern, darin, daß die Blüthen spitzig
sind. Der Samen, der kleiner als Mohnsamen
und braun ist, kommt bei uns sehr gut zur Reife;
eine einzige Pflanze liefert ihn in solcher Menge,
daß man damit mehrere Morgen Landes nach der
gewöhnlichen Weise besetzen könnte.

[Abbildung] ( Tabakpflanze in der Blüthe. )
[Ende Spaltensatz]

Stereotypie, Druck und Verlag von Gottlieb Haase Söhne in Prag. -- Redaktion von W. A. Gerle.

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz]

[Abbildung]
Der Tabak ( Nicotiana tabacum ) .

Von diesem betäubenden und doch so allgemein
beliebten und verbreiteten Pflanzengeschlechte zählt
man bisher 7 Gattungen, welche insgesammt von
dem gemeinen Tabak, dessen Abbildung wir unsern
Lesern heute vorlegen, die Benennung erhalten haben.
Man hatte diese Pflanze nach der Entdeckung von
Amerika daselbst gefunden, und Samen davon nach
Lissabon geschickt. Hier zogen bald mehrere
Liebhaber ausländischer und seltener Gewächse
auch Tabakpflanzen in Gärten. Jean Nicot, da-
maliger französischer Gesandter am portugiesischen
Hofe, hatte ebenfalls Tabak in seinem Garten.
Zwei von seinen Leuten, wovon der Eine eine Wunde,
der Andere ein Geschwür hatte, bedienten sich —
vermuthlich auf Anrathen — der zerquetschren Blät-
ter als Heilmittel ihrer Schäden, und heilten sie
damit in kurzer Zeit. Hierdurch aufmerksam gemacht,
nahm der Gesandte Tabaksamen mit nach Frank-
reich, und überreichte ihn der Königin Catharina
de Medicis
im Jahre 1560. Bald hernach
nannte man die Pflanze nach seinem Namen Ni-
cotiane,
auch Königinkraut, Kraut des
heiligen Kreuzes, heiliges Kraut, heili-
ges Wundkraut
und indianischen Beinwell.
Man rühmte ihre Tugenden, und in Kurzem brei-
tete sie sich über mehrere Länder von Europa und
in den übrigen Erdtheilen aus.

Jn Westindien, wo der Tabak, wie auf dem festen
Lande von Amerika, wild gefunden wird, nennt man
ihn Petum. Bei der Ankunft der Europäer in der
neuen Welt rauchten die Eingebornen schon die ge-
trockneten Blätter; die Europäer ahmten diese Sitte
erst späterhin nach. Der deutsche Name Tabak
ist durch den Namen der Jnsel Tabago veranlaßt
worden; woraus zugleich erhellt, daß Taback
oder Tabak richtiger ist, als Toback. Der ge-
meine Tabak, der nun schon seit geraumer Zeit in
Europa und selbst im nördlichen Deutschland im
Großen auf Feldern gebaut wird, und vielen Tau-
senden zum wichtigen Erwerbmittel dient. ist eine[Spaltenumbruch] jährige Pflanze. Nach Einigen soll sie in Amerika,
wo sie nicht, wie bei uns, im Herbst und Winter
durch die Kälte getödtet wird, mehrere Jahre
dauern; allein dieß ist falsch; denn nicht nur das
schnelle Wachsthum, sondern auch wirkliche Versuche
in Gewächshäusern widerlegen dieses Vorgeben. Jn-
deß ist nicht zu läugnen, daß diese Pflanzen in
ihrem wärmeren Vaterlande noch mehrere Monate
fortwachsen. Dies erhellet schon daraus, daß sie
bei uns in dem späten Herbst fortwachsen, bis der
Frost ihrem Leben ein Ende macht. Nach Beschaf-
fenheit des Bodens richtet sich, wie bei andern
Pflanzen, auch das üppigere oder dürftigere Wachs-
thum des Tabaks. Jn gutem, fettem Gartenlande
erlangt die Staude eine Höhe von 4 bis 8 Fuß,
und treibt einen geraden, ziemlich festen, unterwärts
zolldicken und mit einem weißen Marke angefüll-
ten Stengel, welcher über der Wurzel, so lang die
Pflanze vegetirt, zwar verhärtet, aber doch nur ei-
gentlich nach dem Absterben erst holzig wird. Er
ist von unten auf mit wechselweisen, plattaufsitzenden
und am Stengel herablaufenden, ei= und lanzettför-
migen, am Rande glatten, vorn zugespitzten Blät-
tern besetzt, die in gutem Boden wohl eine Elle
lang und halb so breit werden; ihre starke Mittel-
rippe ragt auf der untern Fläche sehr vor. An der
Spitze des Stengels erscheinen im August und Sep-
tember die schönen, fast rosenfarbnen Blüthen in
ästigen Büscheln. Aus den obern Blattwinkeln
treiben überdies bald mehrere kleine Zweige hervor,
welche mit kleinern Blättern besetzt sind, und einen
kleinen Blüthenbüschel tragen. So nimmt bei unge-
störtem Wachsthume die Tabakpflanze in gutem
Boden einen beträchtlichen Umfang ein. Ein beson-
deres Unterscheidungszeichen dieser Gattung besteht,
außer den Blättern, darin, daß die Blüthen spitzig
sind. Der Samen, der kleiner als Mohnsamen
und braun ist, kommt bei uns sehr gut zur Reife;
eine einzige Pflanze liefert ihn in solcher Menge,
daß man damit mehrere Morgen Landes nach der
gewöhnlichen Weise besetzen könnte.

[Abbildung] ( Tabakpflanze in der Blüthe. )
[Ende Spaltensatz]

Stereotypie, Druck und Verlag von Gottlieb Haase Söhne in Prag. — Redaktion von W. A. Gerle.

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[192/0008] Panorama des Universums. [Abbildung] Der Tabak ( Nicotiana tabacum ) . Von diesem betäubenden und doch so allgemein beliebten und verbreiteten Pflanzengeschlechte zählt man bisher 7 Gattungen, welche insgesammt von dem gemeinen Tabak, dessen Abbildung wir unsern Lesern heute vorlegen, die Benennung erhalten haben. Man hatte diese Pflanze nach der Entdeckung von Amerika daselbst gefunden, und Samen davon nach Lissabon geschickt. Hier zogen bald mehrere Liebhaber ausländischer und seltener Gewächse auch Tabakpflanzen in Gärten. Jean Nicot, da- maliger französischer Gesandter am portugiesischen Hofe, hatte ebenfalls Tabak in seinem Garten. Zwei von seinen Leuten, wovon der Eine eine Wunde, der Andere ein Geschwür hatte, bedienten sich — vermuthlich auf Anrathen — der zerquetschren Blät- ter als Heilmittel ihrer Schäden, und heilten sie damit in kurzer Zeit. Hierdurch aufmerksam gemacht, nahm der Gesandte Tabaksamen mit nach Frank- reich, und überreichte ihn der Königin Catharina de Medicis im Jahre 1560. Bald hernach nannte man die Pflanze nach seinem Namen Ni- cotiane, auch Königinkraut, Kraut des heiligen Kreuzes, heiliges Kraut, heili- ges Wundkraut und indianischen Beinwell. Man rühmte ihre Tugenden, und in Kurzem brei- tete sie sich über mehrere Länder von Europa und in den übrigen Erdtheilen aus. Jn Westindien, wo der Tabak, wie auf dem festen Lande von Amerika, wild gefunden wird, nennt man ihn Petum. Bei der Ankunft der Europäer in der neuen Welt rauchten die Eingebornen schon die ge- trockneten Blätter; die Europäer ahmten diese Sitte erst späterhin nach. Der deutsche Name Tabak ist durch den Namen der Jnsel Tabago veranlaßt worden; woraus zugleich erhellt, daß Taback oder Tabak richtiger ist, als Toback. Der ge- meine Tabak, der nun schon seit geraumer Zeit in Europa und selbst im nördlichen Deutschland im Großen auf Feldern gebaut wird, und vielen Tau- senden zum wichtigen Erwerbmittel dient. ist eine jährige Pflanze. Nach Einigen soll sie in Amerika, wo sie nicht, wie bei uns, im Herbst und Winter durch die Kälte getödtet wird, mehrere Jahre dauern; allein dieß ist falsch; denn nicht nur das schnelle Wachsthum, sondern auch wirkliche Versuche in Gewächshäusern widerlegen dieses Vorgeben. Jn- deß ist nicht zu läugnen, daß diese Pflanzen in ihrem wärmeren Vaterlande noch mehrere Monate fortwachsen. Dies erhellet schon daraus, daß sie bei uns in dem späten Herbst fortwachsen, bis der Frost ihrem Leben ein Ende macht. Nach Beschaf- fenheit des Bodens richtet sich, wie bei andern Pflanzen, auch das üppigere oder dürftigere Wachs- thum des Tabaks. Jn gutem, fettem Gartenlande erlangt die Staude eine Höhe von 4 bis 8 Fuß, und treibt einen geraden, ziemlich festen, unterwärts zolldicken und mit einem weißen Marke angefüll- ten Stengel, welcher über der Wurzel, so lang die Pflanze vegetirt, zwar verhärtet, aber doch nur ei- gentlich nach dem Absterben erst holzig wird. Er ist von unten auf mit wechselweisen, plattaufsitzenden und am Stengel herablaufenden, ei= und lanzettför- migen, am Rande glatten, vorn zugespitzten Blät- tern besetzt, die in gutem Boden wohl eine Elle lang und halb so breit werden; ihre starke Mittel- rippe ragt auf der untern Fläche sehr vor. An der Spitze des Stengels erscheinen im August und Sep- tember die schönen, fast rosenfarbnen Blüthen in ästigen Büscheln. Aus den obern Blattwinkeln treiben überdies bald mehrere kleine Zweige hervor, welche mit kleinern Blättern besetzt sind, und einen kleinen Blüthenbüschel tragen. So nimmt bei unge- störtem Wachsthume die Tabakpflanze in gutem Boden einen beträchtlichen Umfang ein. Ein beson- deres Unterscheidungszeichen dieser Gattung besteht, außer den Blättern, darin, daß die Blüthen spitzig sind. Der Samen, der kleiner als Mohnsamen und braun ist, kommt bei uns sehr gut zur Reife; eine einzige Pflanze liefert ihn in solcher Menge, daß man damit mehrere Morgen Landes nach der gewöhnlichen Weise besetzen könnte. [Abbildung ( Tabakpflanze in der Blüthe. ) ] Stereotypie, Druck und Verlag von Gottlieb Haase Söhne in Prag. — Redaktion von W. A. Gerle.

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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 24. Prag, 1834, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama24_1834/8>, abgerufen am 14.08.2024.