Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 24. Prag, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite
Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz]

,,,,Und was wolltest Du'''' erwiederte kopfschüt-
telnd der Harfner ,,,,mit dieser Harfe thun, wenn
ich sie Dir ließe?''''

"Meiner Braut wollte ich vorspielen den gan-
zen Tag, um ihr schönes Herz zu erfreuen."

,,,,So lasse mir lieber Deine schöne Braut, und
Du sollst so viele Goldstücke haben als Ringe in
der Halle sind.''''

Der König erzürnte sich sehr über die Kühn-
heit des Fremdlings; doch die beiden Harfner san-
gen der Braut ein Trostlied, sie seyen keine Spiel-
männer, sondern tapfere Ritter und gekommen, sie
von dem bösen Heiden zu befreien.

Da schwang der Spanier ergrimmt sein
Schwert, daß es die Luft durchsauste; aber Arthur
hatte schon eine gute Waffe unter dem weiten Gewande
hervorgezogen, und alsogleich schwamm jener in
schwarzem Blute. Alle Spanier stürmten auf den
Sänger ein; doch er und Ethelwald, der auch
sein Schwert ergriffen, kämpften mit so unglaublicher
Tapferkeit, daß sie bald alle die Heiden erlegt hat-
ten, und nach einem fröhlichen Hochzeitsfeste auf
Meetingham=Castle führte Ethelwald seine
schöne Braut in die Burg seiner Väter.



Pesth, die Hauptstadt Ungarns.

Wie das weite Rußland zwei Hauptstädte hat,
die eine merkwürdig durch Altherthum und histori-
sche Wichtigkeit, die andere durch regelmäßige For-
men, Schönheit und Reinlichkeit, so besitzt auch
das ungarische Königreich nebst seiner Krönungsstadt
Preßburg noch einen zweiten Hauptpunkt des
Reiches, die beiden Schwesterstädte Pesth und
Ofen, die überdieß in geschichtlicher Beziehung
nicht minder interessant sind, als jene, und von welchen
sich wieder die Erstere durch ihren bedeutenden Umfang
und Verschönerungen in der neuern Zeit insbesondere
vor der Letzteren auszeichnet. Pesth bedeutet in Altun-
garischen soviel als Osten, und diese Bezeichnung ist
gewiß noch heute sehr deutungsvoll, da eines Theils
diese Stadt gewissermaßen der östlichste Punkt ist,
wo in Kunst und Wissenschaft noch bedeutende Er-
scheinungen hervortreten; andern Ttheils dieselbe mit
dem ganzen Königreich Ungarn die Eigenschaft
theilt, daß sie manches Bild darstellt, das noch an
das Morgenland erinnert und dem deutschen Rei-
senden einen ganz eigenthümlichen Reiz darbietet.

Die Stadt breitet sich in einem Umfange von
3 Stunden am linken Ufer der Donan, 430 Fuß
über die Meeresfläche erhaben, in der Gestalt eines
unregelmäßigen Vieleckes aus. Schon die Römer
besaßen in dieser Gegend eine Niederlassung ( Trans-
ci [unleserliches Material - 4 Zeichen fehlen]ncum
) , und unter Geysa I. wird zuerst des
Pesther Zolls gedacht. Als die Mongolen 1241
Ungarn überschwemmten, wurde Pesth, damals
eine ansehnliche von Deutschen bewohnte Stadt, ein
Opfer ihrer Verheerungen, und erholte sich nur, um
nach Erlöschung des Arpad'schen Mannsstammes
alle Drangsale des Reiches zu theilen, welche das-
selbe in den folgenden Jahrhunderten heimsuchten;
gleichwohl gewann die Stadt an Wohlstand durch die
Verlegung der Residenz nach Ofen, durch die glänzen-
den Zeitepochen unter den großen Königen Karl I,
Ludwig I. und Mathias Corvinus, und beson-
ders durch die Reichsversammlungen, welche auf der
benachbarten Ebene Rakos gehalten wurden und oft
ein Heerlager von 80 bis 100,000 Mann herbei-
[Spaltenumbruch] zogen. Unter dem schweren Joche der Türken sank
die Stadt zum Schutthaufen herunter, und erhielt
erst 1686 neue Ansiedler -- meist Deutsche und
Raczen -- worauf sie sich durch ihre für den Han-
del so günstige Lage bald wieder erhohlte, und schon
gegen das Jahr 1724 der Sitz der höchsten Justiz-
behörden wurde. Unter Karl VI. und Maria-
Theresia
erhob sie sich immer mehr, Joseph II. ver-
legte die Universität 1784 dahin, ließ ungeheuere
Bauten errichten und eröffnete der Stadt während
der Türkenkriege so reiche Nahrungsquellen, daß
sie 1790 schon wieder 2500 Häuser zählte, die
sich mit den neu entstandenen Vorstädten jetzt über
4000, mit 60,000 Einwohnern, vermehrt haben.
Die neuere Stadt hat hohe, meist solide Häuser,
doch enge Gassen und keine bedeutende Plätze;
dagegen haben die 4 Vorstädte ( unter welchen sich
die Leopoldstadt durch schöne Gebäude und den
stattlichen Marktplatz auszeichnet ) regelmäßige und
breite Straßen. Jhre weitläufige, zum Theil auf
ein Erdgeschoß beschränkte Bauart, nebst den da-
zwischen liegenden großen Hofräumen uud Gärten
bezeugen die Jugend der sich ins Weite dehnenden
Stadttheile, und erinnern abermals an die Nach-
barschaft des Morgenlandes.

Die Thore und Ringmauern der alten Stadt
wurden während der Vergrößerung eingerissen, wo-
durch die innere Stadt mit der Leopoldstadt zu-
sammenschmolz, die 3 andern Vorstädte sind aber
von dieser durch die sehr breite Landstraße getrennt,
über welche 4 Heerstraßen in alle diesseits der Do-
nau gelegenen Theile Ungarns führen. Eine Schiff-
brücke von 46 Pontons und 240 Klafter Länge,
auf eine Breite von 4 Kl. 4 F., verbindet vom
Frühjahr bis zum Spätherbst die beiden Nachbar-
städte Ofen und Pesth. Wie bedeutend der Ver-
kehr zwischen den beiden Donauufern seyn muß,
beweist der Umstand, daß der Brückenzoll -- obschon
die Erhaltungs= und Einrichtungskosten jährlich
gegen 16 bis 20,000 fl. C. M. betragen, und alle
Adelichen wie die Bürger der zwei Städte für
Person und Geschirr zollfrei sind -- für Rechnung
beider Städte um 20800 fl. verpachtet ist.

Unstreitig macht der weit verbreitete Handel
die Versammlung der Behörden, der reiche Adel die
Verbindung der wichtigsten ungarischen Gelehrten
und Literatoren, diese Stadt zur reichsten, glän-
zendsten und gebildetsten von Ungarn und stellen
sie -- das naheliegende Ofen und Preßburg
ausgenommen -- so hoch über alle übrigen Städte
Ungarns, daß diese gar nicht mit ihr verglichen
werden können.

Die Bevölkerung besteht zwar aus einheimi-
schen und eingewanderten Deutschen, Ungarn und
Slowaken, Griechen, Raczen und Türken; doch sind
alle diese mannigfaltigen, theils sich ganz entgegen-
gesetzten Bestandtheile minder von einander entfernt,
als so verschiedene Glaubensgenossen sonst zu seyn
pflegen, und ihre Sitten und Sprachen walten in
friedlicher Mischung; doch herrscht im Mittelstande
neben der ungarischen die deutsche, und im amtlichen
u. wissenschaftlichen Verkehr die lateinische Sprache vor.

Als Handelstadt gehört Pesth unter die wich-
tigsten längs des ganzen Laufes der Donau, und
dürfte in dieser Hinsicht wohl nur Wien den Vor-
rang zugestehen müssen. Vier Jahrmärkte -- besser
Messen genannt -- welche jedesmal 14 Tage ( eine
Woche für den Großhandel und die zweite dem
[Ende Spaltensatz]

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz]

‚‚‚‚Und was wolltest Du'''' erwiederte kopfschüt-
telnd der Harfner ‚‚‚‚mit dieser Harfe thun, wenn
ich sie Dir ließe?''''

„Meiner Braut wollte ich vorspielen den gan-
zen Tag, um ihr schönes Herz zu erfreuen.“

‚‚‚‚So lasse mir lieber Deine schöne Braut, und
Du sollst so viele Goldstücke haben als Ringe in
der Halle sind.''''

Der König erzürnte sich sehr über die Kühn-
heit des Fremdlings; doch die beiden Harfner san-
gen der Braut ein Trostlied, sie seyen keine Spiel-
männer, sondern tapfere Ritter und gekommen, sie
von dem bösen Heiden zu befreien.

Da schwang der Spanier ergrimmt sein
Schwert, daß es die Luft durchsauste; aber Arthur
hatte schon eine gute Waffe unter dem weiten Gewande
hervorgezogen, und alsogleich schwamm jener in
schwarzem Blute. Alle Spanier stürmten auf den
Sänger ein; doch er und Ethelwald, der auch
sein Schwert ergriffen, kämpften mit so unglaublicher
Tapferkeit, daß sie bald alle die Heiden erlegt hat-
ten, und nach einem fröhlichen Hochzeitsfeste auf
Meetingham=Castle führte Ethelwald seine
schöne Braut in die Burg seiner Väter.



Pesth, die Hauptstadt Ungarns.

Wie das weite Rußland zwei Hauptstädte hat,
die eine merkwürdig durch Altherthum und histori-
sche Wichtigkeit, die andere durch regelmäßige For-
men, Schönheit und Reinlichkeit, so besitzt auch
das ungarische Königreich nebst seiner Krönungsstadt
Preßburg noch einen zweiten Hauptpunkt des
Reiches, die beiden Schwesterstädte Pesth und
Ofen, die überdieß in geschichtlicher Beziehung
nicht minder interessant sind, als jene, und von welchen
sich wieder die Erstere durch ihren bedeutenden Umfang
und Verschönerungen in der neuern Zeit insbesondere
vor der Letzteren auszeichnet. Pesth bedeutet in Altun-
garischen soviel als Osten, und diese Bezeichnung ist
gewiß noch heute sehr deutungsvoll, da eines Theils
diese Stadt gewissermaßen der östlichste Punkt ist,
wo in Kunst und Wissenschaft noch bedeutende Er-
scheinungen hervortreten; andern Ttheils dieselbe mit
dem ganzen Königreich Ungarn die Eigenschaft
theilt, daß sie manches Bild darstellt, das noch an
das Morgenland erinnert und dem deutschen Rei-
senden einen ganz eigenthümlichen Reiz darbietet.

Die Stadt breitet sich in einem Umfange von
3 Stunden am linken Ufer der Donan, 430 Fuß
über die Meeresfläche erhaben, in der Gestalt eines
unregelmäßigen Vieleckes aus. Schon die Römer
besaßen in dieser Gegend eine Niederlassung ( Trans-
ci [unleserliches Material – 4 Zeichen fehlen]ncum
) , und unter Geysa I. wird zuerst des
Pesther Zolls gedacht. Als die Mongolen 1241
Ungarn überschwemmten, wurde Pesth, damals
eine ansehnliche von Deutschen bewohnte Stadt, ein
Opfer ihrer Verheerungen, und erholte sich nur, um
nach Erlöschung des Arpad'schen Mannsstammes
alle Drangsale des Reiches zu theilen, welche das-
selbe in den folgenden Jahrhunderten heimsuchten;
gleichwohl gewann die Stadt an Wohlstand durch die
Verlegung der Residenz nach Ofen, durch die glänzen-
den Zeitepochen unter den großen Königen Karl I,
Ludwig I. und Mathias Corvinus, und beson-
ders durch die Reichsversammlungen, welche auf der
benachbarten Ebene Rakos gehalten wurden und oft
ein Heerlager von 80 bis 100,000 Mann herbei-
[Spaltenumbruch] zogen. Unter dem schweren Joche der Türken sank
die Stadt zum Schutthaufen herunter, und erhielt
erst 1686 neue Ansiedler — meist Deutsche und
Raczen — worauf sie sich durch ihre für den Han-
del so günstige Lage bald wieder erhohlte, und schon
gegen das Jahr 1724 der Sitz der höchsten Justiz-
behörden wurde. Unter Karl VI. und Maria-
Theresia
erhob sie sich immer mehr, Joseph II. ver-
legte die Universität 1784 dahin, ließ ungeheuere
Bauten errichten und eröffnete der Stadt während
der Türkenkriege so reiche Nahrungsquellen, daß
sie 1790 schon wieder 2500 Häuser zählte, die
sich mit den neu entstandenen Vorstädten jetzt über
4000, mit 60,000 Einwohnern, vermehrt haben.
Die neuere Stadt hat hohe, meist solide Häuser,
doch enge Gassen und keine bedeutende Plätze;
dagegen haben die 4 Vorstädte ( unter welchen sich
die Leopoldstadt durch schöne Gebäude und den
stattlichen Marktplatz auszeichnet ) regelmäßige und
breite Straßen. Jhre weitläufige, zum Theil auf
ein Erdgeschoß beschränkte Bauart, nebst den da-
zwischen liegenden großen Hofräumen uud Gärten
bezeugen die Jugend der sich ins Weite dehnenden
Stadttheile, und erinnern abermals an die Nach-
barschaft des Morgenlandes.

Die Thore und Ringmauern der alten Stadt
wurden während der Vergrößerung eingerissen, wo-
durch die innere Stadt mit der Leopoldstadt zu-
sammenschmolz, die 3 andern Vorstädte sind aber
von dieser durch die sehr breite Landstraße getrennt,
über welche 4 Heerstraßen in alle diesseits der Do-
nau gelegenen Theile Ungarns führen. Eine Schiff-
brücke von 46 Pontons und 240 Klafter Länge,
auf eine Breite von 4 Kl. 4 F., verbindet vom
Frühjahr bis zum Spätherbst die beiden Nachbar-
städte Ofen und Pesth. Wie bedeutend der Ver-
kehr zwischen den beiden Donauufern seyn muß,
beweist der Umstand, daß der Brückenzoll — obschon
die Erhaltungs= und Einrichtungskosten jährlich
gegen 16 bis 20,000 fl. C. M. betragen, und alle
Adelichen wie die Bürger der zwei Städte für
Person und Geschirr zollfrei sind — für Rechnung
beider Städte um 20800 fl. verpachtet ist.

Unstreitig macht der weit verbreitete Handel
die Versammlung der Behörden, der reiche Adel die
Verbindung der wichtigsten ungarischen Gelehrten
und Literatoren, diese Stadt zur reichsten, glän-
zendsten und gebildetsten von Ungarn und stellen
sie — das naheliegende Ofen und Preßburg
ausgenommen — so hoch über alle übrigen Städte
Ungarns, daß diese gar nicht mit ihr verglichen
werden können.

Die Bevölkerung besteht zwar aus einheimi-
schen und eingewanderten Deutschen, Ungarn und
Slowaken, Griechen, Raczen und Türken; doch sind
alle diese mannigfaltigen, theils sich ganz entgegen-
gesetzten Bestandtheile minder von einander entfernt,
als so verschiedene Glaubensgenossen sonst zu seyn
pflegen, und ihre Sitten und Sprachen walten in
friedlicher Mischung; doch herrscht im Mittelstande
neben der ungarischen die deutsche, und im amtlichen
u. wissenschaftlichen Verkehr die lateinische Sprache vor.

Als Handelstadt gehört Pesth unter die wich-
tigsten längs des ganzen Laufes der Donau, und
dürfte in dieser Hinsicht wohl nur Wien den Vor-
rang zugestehen müssen. Vier Jahrmärkte — besser
Messen genannt — welche jedesmal 14 Tage ( eine
Woche für den Großhandel und die zweite dem
[Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jArticle" n="1">
        <pb facs="#f0003" n="187"/>
        <fw type="header" place="top"> <hi rendition="#g">Panorama des Universums.</hi> </fw>
        <cb type="start"/>
        <p>&#x201A;&#x201A;&#x201A;&#x201A;Und was wolltest Du'''' erwiederte kopfschüt-<lb/>
telnd der Harfner &#x201A;&#x201A;&#x201A;&#x201A;mit dieser Harfe thun, wenn<lb/>
ich sie Dir ließe?''''</p><lb/>
        <p>&#x201E;Meiner Braut wollte ich vorspielen den gan-<lb/>
zen Tag, um ihr schönes Herz zu erfreuen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201A;&#x201A;&#x201A;&#x201A;So lasse mir lieber Deine schöne Braut, und<lb/>
Du sollst so viele Goldstücke haben als Ringe in<lb/>
der Halle sind.''''</p><lb/>
        <p>Der König erzürnte sich sehr über die Kühn-<lb/>
heit des Fremdlings; doch die beiden Harfner san-<lb/>
gen der Braut ein Trostlied, sie seyen keine Spiel-<lb/>
männer, sondern tapfere Ritter und gekommen, sie<lb/>
von dem bösen Heiden zu befreien.</p><lb/>
        <p>Da schwang der Spanier ergrimmt sein<lb/>
Schwert, daß es die Luft durchsauste; aber <hi rendition="#g">Arthur</hi><lb/>
hatte schon eine gute Waffe unter dem weiten Gewande<lb/>
hervorgezogen, und alsogleich schwamm jener in<lb/>
schwarzem Blute. Alle Spanier stürmten auf den<lb/>
Sänger ein; doch er und <hi rendition="#g">Ethelwald,</hi> der auch<lb/>
sein Schwert ergriffen, kämpften mit so unglaublicher<lb/>
Tapferkeit, daß sie bald alle die Heiden erlegt hat-<lb/>
ten, und nach einem fröhlichen Hochzeitsfeste auf<lb/><hi rendition="#g">Meetingham=Castle</hi> führte <hi rendition="#g">Ethelwald</hi> seine<lb/>
schöne Braut in die Burg seiner Väter.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Pesth, die Hauptstadt Ungarns.</hi> </head><lb/>
        <p>Wie das weite Rußland zwei Hauptstädte hat,<lb/>
die eine merkwürdig durch Altherthum und histori-<lb/>
sche Wichtigkeit, die andere durch regelmäßige For-<lb/>
men, Schönheit und Reinlichkeit, so besitzt auch<lb/>
das ungarische Königreich nebst seiner Krönungsstadt<lb/><hi rendition="#g">Preßburg</hi> noch einen zweiten Hauptpunkt des<lb/>
Reiches, die beiden Schwesterstädte <hi rendition="#g">Pesth</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Ofen,</hi> die überdieß in geschichtlicher Beziehung<lb/>
nicht minder interessant sind, als jene, und von welchen<lb/>
sich wieder die Erstere durch ihren bedeutenden Umfang<lb/>
und Verschönerungen in der neuern Zeit insbesondere<lb/>
vor der Letzteren auszeichnet. <hi rendition="#g">Pesth</hi> bedeutet in Altun-<lb/>
garischen soviel als Osten, und diese Bezeichnung ist<lb/>
gewiß noch heute sehr deutungsvoll, da eines Theils<lb/>
diese Stadt gewissermaßen der östlichste Punkt ist,<lb/>
wo in Kunst und Wissenschaft noch bedeutende Er-<lb/>
scheinungen hervortreten; andern Ttheils dieselbe mit<lb/>
dem ganzen Königreich Ungarn die Eigenschaft<lb/>
theilt, daß sie manches Bild darstellt, das noch an<lb/>
das Morgenland erinnert und dem deutschen Rei-<lb/>
senden einen ganz eigenthümlichen Reiz darbietet.</p><lb/>
        <p>Die Stadt breitet sich in einem Umfange von<lb/>
3 Stunden am linken Ufer der Donan, 430 Fuß<lb/>
über die Meeresfläche erhaben, in der Gestalt eines<lb/>
unregelmäßigen Vieleckes aus. Schon die Römer<lb/>
besaßen in dieser Gegend eine Niederlassung ( <hi rendition="#aq">Trans-<lb/>
ci <gap reason="illegible" unit="chars" quantity="4"/>ncum</hi> ) , und unter <hi rendition="#g">Geysa</hi> <hi rendition="#aq">I</hi>. wird zuerst des<lb/>
Pesther Zolls gedacht. Als die Mongolen 1241<lb/>
Ungarn überschwemmten, wurde <hi rendition="#g">Pesth,</hi> damals<lb/>
eine ansehnliche von Deutschen bewohnte Stadt, ein<lb/>
Opfer ihrer Verheerungen, und erholte sich nur, um<lb/>
nach Erlöschung des <hi rendition="#g">Arpad'schen</hi> Mannsstammes<lb/>
alle Drangsale des Reiches zu theilen, welche das-<lb/>
selbe in den folgenden Jahrhunderten heimsuchten;<lb/>
gleichwohl gewann die Stadt an Wohlstand durch die<lb/>
Verlegung der Residenz nach <hi rendition="#g">Ofen,</hi> durch die glänzen-<lb/>
den Zeitepochen unter den großen Königen <hi rendition="#g">Karl</hi> <hi rendition="#aq">I,</hi><lb/><hi rendition="#g">Ludwig</hi> <hi rendition="#aq">I</hi>. und <hi rendition="#g">Mathias Corvinus,</hi> und beson-<lb/>
ders durch die Reichsversammlungen, welche auf der<lb/>
benachbarten Ebene <hi rendition="#g">Rakos</hi> gehalten wurden und oft<lb/>
ein Heerlager von 80 bis 100,000 Mann herbei-<lb/><cb n="2"/>
zogen. Unter dem schweren Joche der Türken sank<lb/>
die Stadt zum Schutthaufen herunter, und erhielt<lb/>
erst 1686 neue Ansiedler &#x2014; meist Deutsche und<lb/>
Raczen &#x2014; worauf sie sich durch ihre für den Han-<lb/>
del so günstige Lage bald wieder erhohlte, und schon<lb/>
gegen das Jahr 1724 der Sitz der höchsten Justiz-<lb/>
behörden wurde. Unter <hi rendition="#g">Karl</hi> <hi rendition="#aq">VI</hi>. und <hi rendition="#g">Maria-<lb/>
Theresia</hi> erhob sie sich immer mehr, <hi rendition="#g">Joseph</hi> <hi rendition="#aq">II</hi>. ver-<lb/>
legte die Universität 1784 dahin, ließ ungeheuere<lb/>
Bauten errichten und eröffnete der Stadt während<lb/>
der Türkenkriege so reiche Nahrungsquellen, daß<lb/>
sie 1790 schon wieder 2500 Häuser zählte, die<lb/>
sich mit den neu entstandenen Vorstädten jetzt über<lb/>
4000, mit 60,000 Einwohnern, vermehrt haben.<lb/>
Die neuere Stadt hat hohe, meist solide Häuser,<lb/>
doch enge Gassen und keine bedeutende Plätze;<lb/>
dagegen haben die 4 Vorstädte ( unter welchen sich<lb/>
die Leopoldstadt durch schöne Gebäude und den<lb/>
stattlichen Marktplatz auszeichnet ) regelmäßige und<lb/>
breite Straßen. Jhre weitläufige, zum Theil auf<lb/>
ein Erdgeschoß beschränkte Bauart, nebst den da-<lb/>
zwischen liegenden großen Hofräumen uud Gärten<lb/>
bezeugen die Jugend der sich ins Weite dehnenden<lb/>
Stadttheile, und erinnern abermals an die Nach-<lb/>
barschaft des Morgenlandes.</p><lb/>
        <p>Die Thore und Ringmauern der alten Stadt<lb/>
wurden während der Vergrößerung eingerissen, wo-<lb/>
durch die innere Stadt mit der Leopoldstadt zu-<lb/>
sammenschmolz, die 3 andern Vorstädte sind aber<lb/>
von dieser durch die sehr breite Landstraße getrennt,<lb/>
über welche 4 Heerstraßen in alle diesseits der Do-<lb/>
nau gelegenen Theile Ungarns führen. Eine Schiff-<lb/>
brücke von 46 Pontons und 240 Klafter Länge,<lb/>
auf eine Breite von 4 Kl. 4 F., verbindet vom<lb/>
Frühjahr bis zum Spätherbst die beiden Nachbar-<lb/>
städte <hi rendition="#g">Ofen</hi> und <hi rendition="#g">Pesth.</hi> Wie bedeutend der Ver-<lb/>
kehr zwischen den beiden Donauufern seyn muß,<lb/>
beweist der Umstand, daß der Brückenzoll &#x2014; obschon<lb/>
die Erhaltungs= und Einrichtungskosten jährlich<lb/>
gegen 16 bis 20,000 fl. C. M. betragen, und alle<lb/>
Adelichen wie die Bürger der zwei Städte für<lb/>
Person und Geschirr zollfrei sind &#x2014; für Rechnung<lb/>
beider Städte um 20800 fl. verpachtet ist.</p><lb/>
        <p>Unstreitig macht der weit verbreitete Handel<lb/>
die Versammlung der Behörden, der reiche Adel die<lb/>
Verbindung der wichtigsten ungarischen Gelehrten<lb/>
und Literatoren, diese Stadt zur reichsten, glän-<lb/>
zendsten und gebildetsten von Ungarn und stellen<lb/>
sie &#x2014; das naheliegende <hi rendition="#g">Ofen</hi> und <hi rendition="#g">Preßburg</hi><lb/>
ausgenommen &#x2014; so hoch über alle übrigen Städte<lb/>
Ungarns, daß diese gar nicht mit ihr verglichen<lb/>
werden können.</p><lb/>
        <p>Die Bevölkerung besteht zwar aus einheimi-<lb/>
schen und eingewanderten Deutschen, Ungarn und<lb/>
Slowaken, Griechen, Raczen und Türken; doch sind<lb/>
alle diese mannigfaltigen, theils sich ganz entgegen-<lb/>
gesetzten Bestandtheile minder von einander entfernt,<lb/>
als so verschiedene Glaubensgenossen sonst zu seyn<lb/>
pflegen, und ihre Sitten und Sprachen walten in<lb/>
friedlicher Mischung; doch herrscht im Mittelstande<lb/>
neben der ungarischen die deutsche, und im amtlichen<lb/>
u. wissenschaftlichen Verkehr die lateinische Sprache vor.</p><lb/>
        <p>Als Handelstadt gehört <hi rendition="#g">Pesth</hi> unter die wich-<lb/>
tigsten längs des ganzen Laufes der Donau, und<lb/>
dürfte in dieser Hinsicht wohl nur <hi rendition="#g">Wien</hi> den Vor-<lb/>
rang zugestehen müssen. Vier Jahrmärkte &#x2014; besser<lb/>
Messen genannt &#x2014; welche jedesmal 14 Tage ( eine<lb/>
Woche für den Großhandel und die zweite dem<lb/><cb type="end"/>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[187/0003] Panorama des Universums. ‚‚‚‚Und was wolltest Du'''' erwiederte kopfschüt- telnd der Harfner ‚‚‚‚mit dieser Harfe thun, wenn ich sie Dir ließe?'''' „Meiner Braut wollte ich vorspielen den gan- zen Tag, um ihr schönes Herz zu erfreuen.“ ‚‚‚‚So lasse mir lieber Deine schöne Braut, und Du sollst so viele Goldstücke haben als Ringe in der Halle sind.'''' Der König erzürnte sich sehr über die Kühn- heit des Fremdlings; doch die beiden Harfner san- gen der Braut ein Trostlied, sie seyen keine Spiel- männer, sondern tapfere Ritter und gekommen, sie von dem bösen Heiden zu befreien. Da schwang der Spanier ergrimmt sein Schwert, daß es die Luft durchsauste; aber Arthur hatte schon eine gute Waffe unter dem weiten Gewande hervorgezogen, und alsogleich schwamm jener in schwarzem Blute. Alle Spanier stürmten auf den Sänger ein; doch er und Ethelwald, der auch sein Schwert ergriffen, kämpften mit so unglaublicher Tapferkeit, daß sie bald alle die Heiden erlegt hat- ten, und nach einem fröhlichen Hochzeitsfeste auf Meetingham=Castle führte Ethelwald seine schöne Braut in die Burg seiner Väter. Pesth, die Hauptstadt Ungarns. Wie das weite Rußland zwei Hauptstädte hat, die eine merkwürdig durch Altherthum und histori- sche Wichtigkeit, die andere durch regelmäßige For- men, Schönheit und Reinlichkeit, so besitzt auch das ungarische Königreich nebst seiner Krönungsstadt Preßburg noch einen zweiten Hauptpunkt des Reiches, die beiden Schwesterstädte Pesth und Ofen, die überdieß in geschichtlicher Beziehung nicht minder interessant sind, als jene, und von welchen sich wieder die Erstere durch ihren bedeutenden Umfang und Verschönerungen in der neuern Zeit insbesondere vor der Letzteren auszeichnet. Pesth bedeutet in Altun- garischen soviel als Osten, und diese Bezeichnung ist gewiß noch heute sehr deutungsvoll, da eines Theils diese Stadt gewissermaßen der östlichste Punkt ist, wo in Kunst und Wissenschaft noch bedeutende Er- scheinungen hervortreten; andern Ttheils dieselbe mit dem ganzen Königreich Ungarn die Eigenschaft theilt, daß sie manches Bild darstellt, das noch an das Morgenland erinnert und dem deutschen Rei- senden einen ganz eigenthümlichen Reiz darbietet. Die Stadt breitet sich in einem Umfange von 3 Stunden am linken Ufer der Donan, 430 Fuß über die Meeresfläche erhaben, in der Gestalt eines unregelmäßigen Vieleckes aus. Schon die Römer besaßen in dieser Gegend eine Niederlassung ( Trans- ci ____ncum ) , und unter Geysa I. wird zuerst des Pesther Zolls gedacht. Als die Mongolen 1241 Ungarn überschwemmten, wurde Pesth, damals eine ansehnliche von Deutschen bewohnte Stadt, ein Opfer ihrer Verheerungen, und erholte sich nur, um nach Erlöschung des Arpad'schen Mannsstammes alle Drangsale des Reiches zu theilen, welche das- selbe in den folgenden Jahrhunderten heimsuchten; gleichwohl gewann die Stadt an Wohlstand durch die Verlegung der Residenz nach Ofen, durch die glänzen- den Zeitepochen unter den großen Königen Karl I, Ludwig I. und Mathias Corvinus, und beson- ders durch die Reichsversammlungen, welche auf der benachbarten Ebene Rakos gehalten wurden und oft ein Heerlager von 80 bis 100,000 Mann herbei- zogen. Unter dem schweren Joche der Türken sank die Stadt zum Schutthaufen herunter, und erhielt erst 1686 neue Ansiedler — meist Deutsche und Raczen — worauf sie sich durch ihre für den Han- del so günstige Lage bald wieder erhohlte, und schon gegen das Jahr 1724 der Sitz der höchsten Justiz- behörden wurde. Unter Karl VI. und Maria- Theresia erhob sie sich immer mehr, Joseph II. ver- legte die Universität 1784 dahin, ließ ungeheuere Bauten errichten und eröffnete der Stadt während der Türkenkriege so reiche Nahrungsquellen, daß sie 1790 schon wieder 2500 Häuser zählte, die sich mit den neu entstandenen Vorstädten jetzt über 4000, mit 60,000 Einwohnern, vermehrt haben. Die neuere Stadt hat hohe, meist solide Häuser, doch enge Gassen und keine bedeutende Plätze; dagegen haben die 4 Vorstädte ( unter welchen sich die Leopoldstadt durch schöne Gebäude und den stattlichen Marktplatz auszeichnet ) regelmäßige und breite Straßen. Jhre weitläufige, zum Theil auf ein Erdgeschoß beschränkte Bauart, nebst den da- zwischen liegenden großen Hofräumen uud Gärten bezeugen die Jugend der sich ins Weite dehnenden Stadttheile, und erinnern abermals an die Nach- barschaft des Morgenlandes. Die Thore und Ringmauern der alten Stadt wurden während der Vergrößerung eingerissen, wo- durch die innere Stadt mit der Leopoldstadt zu- sammenschmolz, die 3 andern Vorstädte sind aber von dieser durch die sehr breite Landstraße getrennt, über welche 4 Heerstraßen in alle diesseits der Do- nau gelegenen Theile Ungarns führen. Eine Schiff- brücke von 46 Pontons und 240 Klafter Länge, auf eine Breite von 4 Kl. 4 F., verbindet vom Frühjahr bis zum Spätherbst die beiden Nachbar- städte Ofen und Pesth. Wie bedeutend der Ver- kehr zwischen den beiden Donauufern seyn muß, beweist der Umstand, daß der Brückenzoll — obschon die Erhaltungs= und Einrichtungskosten jährlich gegen 16 bis 20,000 fl. C. M. betragen, und alle Adelichen wie die Bürger der zwei Städte für Person und Geschirr zollfrei sind — für Rechnung beider Städte um 20800 fl. verpachtet ist. Unstreitig macht der weit verbreitete Handel die Versammlung der Behörden, der reiche Adel die Verbindung der wichtigsten ungarischen Gelehrten und Literatoren, diese Stadt zur reichsten, glän- zendsten und gebildetsten von Ungarn und stellen sie — das naheliegende Ofen und Preßburg ausgenommen — so hoch über alle übrigen Städte Ungarns, daß diese gar nicht mit ihr verglichen werden können. Die Bevölkerung besteht zwar aus einheimi- schen und eingewanderten Deutschen, Ungarn und Slowaken, Griechen, Raczen und Türken; doch sind alle diese mannigfaltigen, theils sich ganz entgegen- gesetzten Bestandtheile minder von einander entfernt, als so verschiedene Glaubensgenossen sonst zu seyn pflegen, und ihre Sitten und Sprachen walten in friedlicher Mischung; doch herrscht im Mittelstande neben der ungarischen die deutsche, und im amtlichen u. wissenschaftlichen Verkehr die lateinische Sprache vor. Als Handelstadt gehört Pesth unter die wich- tigsten längs des ganzen Laufes der Donau, und dürfte in dieser Hinsicht wohl nur Wien den Vor- rang zugestehen müssen. Vier Jahrmärkte — besser Messen genannt — welche jedesmal 14 Tage ( eine Woche für den Großhandel und die zweite dem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

Weitere Informationen:

Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama24_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama24_1834/3
Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 24. Prag, 1834, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama24_1834/3>, abgerufen am 21.11.2024.