Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 22. Prag, 1836.

Bild:
<< vorherige Seite

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] den Oberfeldherrn, und die Fürsten bestimmen die
übrigen Führer. Ein Kriegsbefehlshaber heißt im
Allgemeinen Taischo, zur Bezeichnung des Ranges
und der Macht werden aber noch andere Namen
beigefügt. Die Oberfeldherren sind gewöhnlich Für-
sten, die übrigen werden aus dem Adel und den
Beamten genommen.

Vor dem Ende des sechszehnten Jahrhunderts
hatte Japan noch eine Flotte, freilich nur in einem
unvollkommenen Stande. Die Schiffe waren groß,
mit schlechter Takelage, mit wenigen Kanonen ver-
sehen, und hatten nur einen großen Mast und ein
ungeheures Segel. Seit Japan seinen Unterthanen
die Fahrt nach fremden Ländern verbot, bestehen
auch keine Kriegsschiffe mehr, nur die Erbfürsten
haben einige Lustjachten, und nur die Schiffe des
Kaisers dürfen Kanonen führen. Jnzwischen besäße
Japan alle Erfordernisse zum Schiffbau, und vor-
zügliche Matrosen. Golownin bemerkt, daß er
oft Augenzeuge von der Behendigkeit japanischer
Matrosen war, und die Geschicklichkeit, mit welcher
sie in den heftigsten Brandungen und in der reißend-
sten Strömung an der Mündung der Flüsse ihre
großen Böte zu regieren wissen, bewundern mußte.



Der rothe Mantel und die Liedermelodien.

Vor etwa 40--50 Jahren kannten Stutzer nichts
Eleganteres, als -- einen Scharlachmantel.
-- Jetzt tragen ihn nur auf der Bühne noch Sa-
miels, Scharfrichter
und Banditen. So
geht es auch mit den armen Versen und Melo-
dien.
"Als ich auf meiner Bleiche" -- "Blühe
liebes Veilchen" -- "Alles schläft, nur silbern
schallet ", Millionen Gebildeter und Gefühlvoller
nudelten und dudelten einst diese und ähnliche Sänge
und Klänge, woran jetzt kein Bretzeljunge mehr
Geschmack findet. -- "Rosen auf den Weg gestreut"
-- "Genießt den Reiz des Lebens" -- "Es kann
ja nicht immer so bleiben" u. dergl. sind auch schon
längst in den Hintergrund -- der "Jungfernkranz"
und das "Jägervergnügen" auf dem Wege dahin
und so geht es mit allen Volksliedern und
Volksmelodien? -- wohl nicht. -- Manche ha-
ben doch, und mit Recht ein zäheres Leben. --
" Gaudeamus igitur!" singt der Student seit fast
zwei Jahrhunderten schon noch immer mit Entzücken
und die Zeit, wo des herrlichen Asmus herrliches,
über 50 Jahr altes: "Am Rhein, am Rhein" nicht
mehr begeistert, dürfte wohl noch sehr fern seyn.



Maria Hietzing bei Wien.
( Aus der österreichischen National = Encyclopädie ) .

Unter die belebtesten Dörfer in der Umgegend
der Kaiserstadt gehört Hietzing, zumal im Som-
mer, wo eine große Zahl der Residenzbewohner sich
dort anzusiedeln pflegt. Die Kirche, unansehnlich
und geschmacklos im Style des 17. Jahrhunderts
erbaut, bewahrt ein sehr verehrtes Marienbild, zu
dem häufig gewallfahrtet, und von dessen Entstehung
manche wunderbare Legende erzählt wird. Das Jn-
nere der Kirche bietet manche interessante Gegen-
stände der Betrachtung dar, worunter zwei Grab-
denkmale von schönem Marmor. Die Schatzkammer
enthält einige prächtige Ornate, eine kostbare Mon-
[Spaltenumbruch] stranz und die Trauringe Kaiser Josephs II. und
seiner zweiten Gemahlin Josepha von Baiern.
Das Silbergeräth und einige andere Kostbarkeiten,
an welchen einst die Schatzkammer sehr reich war,
wurde in dem Drange der Zeitverhältnisse als Opfer
für die Staatsbedürfnisse dargebracht. Besonders
merkwürdig ist der Leichenhof von Hietzing, der
unter vielen schönen Monumenten auch jenes des
treuen Clery mit der Jnschrift: Ci-geit le fidele
Clery, dernier Serviteur de Louis XVI
., dann
jenes der Hofschauspielerin Sophie Müller ent-
hält. Die Verbindung Hietzings mit der Haupt-
stadt ist auf mancherlei Weise immer unterhalten.
Hier bildeten sich zuerst die jetzt so beliebten Ge-
sellschaftswägen, deren nunmehr eine bedeutende An-
zahl Tag über unterwegs sind, die Zeiselwägen,
welche ebenfalls von Wien bis Hietzing ihre
größte Frequenz haben, ungerechnet. An schönen
Sonntagen im Sommer wimmelt es hier von Be-
suchern aus der Residenz und den Umgebungen. Die
Nähe von Wien, der Garten von Schönbrunn,
Hietzing's
freundliche Lage und die verschiedenen
Belustigungsorte daselbst bieten eben so viele Lockun-
gen zum Besuche dieses angenehmen Ortes. Eines
der vorzüglichsten der Letztern nicht nur in Hietzing,
sondern im ganzen Umkreise Wiens, ja vielleicht
in ganz Oestreich, ist das in großartigem Geschmack
erbaute und eben so erhaltene sogenannte Dom-
mayersche
Casino, mit einem Kaffeehause verbun-
den, dessen neu erbauter großer Saal mit Säulen
eines der herrlichsten Architekturwerke ist, welches
obendrein jeden Sonntag von Strauß's beleben-
den Tönen wiederklingt und Tausende von Gästen
lockt. Bedienung und Bewirthung sind ebenfalls der
Art, daß sie nichts zu wünschen übrig lassen, und
gewiß wird Niemand, bringe er auch gespannte Er-
wartungen mit, dieses herrliche Locale unbefriedigt
verlassen. Die hier zur Winterszeit veranstalteten
Reunionen und Bälle gehören ebenfalls zu den glän-
zendsten und besuchtesten im Umkreise der Residenz.
Noch besitzt der Ort mehrere Fabriken, und seit
1816 auch ein sehr niedliches, ziemlich geräumiges
Schauspielhaus, von dem berühmten Architekten
Kornhäusel gebaut, in welchem den Sommer
über gespielt wird. Unter den schönen Gartenanla-
gen zeichnet sich besonders jene am sogenannten Kü-
nigelberge, dem Grafen Palffy gehörig, dann die
Villa Malfatti auf der Maidlinger Seite aus.
Der Garten des Freiherrn von Hügel ist beson-
ders in wissenschaftlicher Hinsicht durch die vielen
daselbst gepflegten exotischen Pflanzen sehr merkwür-
dig. Jn der Nähe von Hietzing auf dem soge-
nannten grünen Berge befindet sich der seit einigen
Jahren sehr besuchte Lustort Tivoli.



Statistische Notizen über New=York.

New=York, bei weitem die größte und volk-
reichste Stadt der vereinigten Staaten, liegt an der
Vereinigung des Hudson mit dem Eastriver; ein klei-
ner Fluß, Haarlem genannt, verbindet diese beiden,
so daß New=York auf einer Jnsel steht. Diese
ist von Norden nach Süden 15 englische Meilen
lang und im Durchschnitte anderthalb Meilen breit,
enthält also etwa22 1 / 2 englische oder1 1 / 8 deutsche
Quadratmeilen. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts
wurde die Stadt gegründet, und im Jahre 1697
[Ende Spaltensatz]

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] den Oberfeldherrn, und die Fürsten bestimmen die
übrigen Führer. Ein Kriegsbefehlshaber heißt im
Allgemeinen Taischo, zur Bezeichnung des Ranges
und der Macht werden aber noch andere Namen
beigefügt. Die Oberfeldherren sind gewöhnlich Für-
sten, die übrigen werden aus dem Adel und den
Beamten genommen.

Vor dem Ende des sechszehnten Jahrhunderts
hatte Japan noch eine Flotte, freilich nur in einem
unvollkommenen Stande. Die Schiffe waren groß,
mit schlechter Takelage, mit wenigen Kanonen ver-
sehen, und hatten nur einen großen Mast und ein
ungeheures Segel. Seit Japan seinen Unterthanen
die Fahrt nach fremden Ländern verbot, bestehen
auch keine Kriegsschiffe mehr, nur die Erbfürsten
haben einige Lustjachten, und nur die Schiffe des
Kaisers dürfen Kanonen führen. Jnzwischen besäße
Japan alle Erfordernisse zum Schiffbau, und vor-
zügliche Matrosen. Golownin bemerkt, daß er
oft Augenzeuge von der Behendigkeit japanischer
Matrosen war, und die Geschicklichkeit, mit welcher
sie in den heftigsten Brandungen und in der reißend-
sten Strömung an der Mündung der Flüsse ihre
großen Böte zu regieren wissen, bewundern mußte.



Der rothe Mantel und die Liedermelodien.

Vor etwa 40—50 Jahren kannten Stutzer nichts
Eleganteres, als — einen Scharlachmantel.
— Jetzt tragen ihn nur auf der Bühne noch Sa-
miels, Scharfrichter
und Banditen. So
geht es auch mit den armen Versen und Melo-
dien.
„Als ich auf meiner Bleiche“ — „Blühe
liebes Veilchen“ — „Alles schläft, nur silbern
schallet “, Millionen Gebildeter und Gefühlvoller
nudelten und dudelten einst diese und ähnliche Sänge
und Klänge, woran jetzt kein Bretzeljunge mehr
Geschmack findet. — „Rosen auf den Weg gestreut“
— „Genießt den Reiz des Lebens“ — „Es kann
ja nicht immer so bleiben“ u. dergl. sind auch schon
längst in den Hintergrund — der „Jungfernkranz“
und das „Jägervergnügen“ auf dem Wege dahin
und so geht es mit allen Volksliedern und
Volksmelodien? — wohl nicht. — Manche ha-
ben doch, und mit Recht ein zäheres Leben. —
Gaudeamus igitur!“ singt der Student seit fast
zwei Jahrhunderten schon noch immer mit Entzücken
und die Zeit, wo des herrlichen Asmus herrliches,
über 50 Jahr altes: „Am Rhein, am Rhein“ nicht
mehr begeistert, dürfte wohl noch sehr fern seyn.



Maria Hietzing bei Wien.
( Aus der österreichischen National = Encyclopädie ) .

Unter die belebtesten Dörfer in der Umgegend
der Kaiserstadt gehört Hietzing, zumal im Som-
mer, wo eine große Zahl der Residenzbewohner sich
dort anzusiedeln pflegt. Die Kirche, unansehnlich
und geschmacklos im Style des 17. Jahrhunderts
erbaut, bewahrt ein sehr verehrtes Marienbild, zu
dem häufig gewallfahrtet, und von dessen Entstehung
manche wunderbare Legende erzählt wird. Das Jn-
nere der Kirche bietet manche interessante Gegen-
stände der Betrachtung dar, worunter zwei Grab-
denkmale von schönem Marmor. Die Schatzkammer
enthält einige prächtige Ornate, eine kostbare Mon-
[Spaltenumbruch] stranz und die Trauringe Kaiser Josephs II. und
seiner zweiten Gemahlin Josepha von Baiern.
Das Silbergeräth und einige andere Kostbarkeiten,
an welchen einst die Schatzkammer sehr reich war,
wurde in dem Drange der Zeitverhältnisse als Opfer
für die Staatsbedürfnisse dargebracht. Besonders
merkwürdig ist der Leichenhof von Hietzing, der
unter vielen schönen Monumenten auch jenes des
treuen Clery mit der Jnschrift: Ci-gît le fidèle
Clery, dernier Serviteur de Louis XVI
., dann
jenes der Hofschauspielerin Sophie Müller ent-
hält. Die Verbindung Hietzings mit der Haupt-
stadt ist auf mancherlei Weise immer unterhalten.
Hier bildeten sich zuerst die jetzt so beliebten Ge-
sellschaftswägen, deren nunmehr eine bedeutende An-
zahl Tag über unterwegs sind, die Zeiselwägen,
welche ebenfalls von Wien bis Hietzing ihre
größte Frequenz haben, ungerechnet. An schönen
Sonntagen im Sommer wimmelt es hier von Be-
suchern aus der Residenz und den Umgebungen. Die
Nähe von Wien, der Garten von Schönbrunn,
Hietzing's
freundliche Lage und die verschiedenen
Belustigungsorte daselbst bieten eben so viele Lockun-
gen zum Besuche dieses angenehmen Ortes. Eines
der vorzüglichsten der Letztern nicht nur in Hietzing,
sondern im ganzen Umkreise Wiens, ja vielleicht
in ganz Oestreich, ist das in großartigem Geschmack
erbaute und eben so erhaltene sogenannte Dom-
mayersche
Casino, mit einem Kaffeehause verbun-
den, dessen neu erbauter großer Saal mit Säulen
eines der herrlichsten Architekturwerke ist, welches
obendrein jeden Sonntag von Strauß's beleben-
den Tönen wiederklingt und Tausende von Gästen
lockt. Bedienung und Bewirthung sind ebenfalls der
Art, daß sie nichts zu wünschen übrig lassen, und
gewiß wird Niemand, bringe er auch gespannte Er-
wartungen mit, dieses herrliche Locale unbefriedigt
verlassen. Die hier zur Winterszeit veranstalteten
Reunionen und Bälle gehören ebenfalls zu den glän-
zendsten und besuchtesten im Umkreise der Residenz.
Noch besitzt der Ort mehrere Fabriken, und seit
1816 auch ein sehr niedliches, ziemlich geräumiges
Schauspielhaus, von dem berühmten Architekten
Kornhäusel gebaut, in welchem den Sommer
über gespielt wird. Unter den schönen Gartenanla-
gen zeichnet sich besonders jene am sogenannten Kü-
nigelberge, dem Grafen Palffy gehörig, dann die
Villa Malfatti auf der Maidlinger Seite aus.
Der Garten des Freiherrn von Hügel ist beson-
ders in wissenschaftlicher Hinsicht durch die vielen
daselbst gepflegten exotischen Pflanzen sehr merkwür-
dig. Jn der Nähe von Hietzing auf dem soge-
nannten grünen Berge befindet sich der seit einigen
Jahren sehr besuchte Lustort Tivoli.



Statistische Notizen über New=York.

New=York, bei weitem die größte und volk-
reichste Stadt der vereinigten Staaten, liegt an der
Vereinigung des Hudson mit dem Eastriver; ein klei-
ner Fluß, Haarlem genannt, verbindet diese beiden,
so daß New=York auf einer Jnsel steht. Diese
ist von Norden nach Süden 15 englische Meilen
lang und im Durchschnitte anderthalb Meilen breit,
enthält also etwa22 1 / 2 englische oder1 1 / 8 deutsche
Quadratmeilen. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts
wurde die Stadt gegründet, und im Jahre 1697
[Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="jArticle" n="2">
          <p><pb facs="#f0006" n="173"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Panorama des Universums.</hi></fw><cb type="start"/>
den Oberfeldherrn, und die Fürsten bestimmen die<lb/>
übrigen Führer. Ein Kriegsbefehlshaber heißt im<lb/>
Allgemeinen Taischo, zur Bezeichnung des Ranges<lb/>
und der Macht werden aber noch andere Namen<lb/>
beigefügt. Die Oberfeldherren sind gewöhnlich Für-<lb/>
sten, die übrigen werden aus dem Adel und den<lb/>
Beamten genommen.</p><lb/>
          <p>Vor dem Ende des sechszehnten Jahrhunderts<lb/>
hatte Japan noch eine Flotte, freilich nur in einem<lb/>
unvollkommenen Stande. Die Schiffe waren groß,<lb/>
mit schlechter Takelage, mit wenigen Kanonen ver-<lb/>
sehen, und hatten nur einen großen Mast und ein<lb/>
ungeheures Segel. Seit Japan seinen Unterthanen<lb/>
die Fahrt nach fremden Ländern verbot, bestehen<lb/>
auch keine Kriegsschiffe mehr, nur die Erbfürsten<lb/>
haben einige Lustjachten, und nur die Schiffe des<lb/>
Kaisers dürfen Kanonen führen. Jnzwischen besäße<lb/>
Japan alle Erfordernisse zum Schiffbau, und vor-<lb/>
zügliche Matrosen. <hi rendition="#g">Golownin</hi> bemerkt, daß er<lb/>
oft Augenzeuge von der Behendigkeit japanischer<lb/>
Matrosen war, und die Geschicklichkeit, mit welcher<lb/>
sie in den heftigsten Brandungen und in der reißend-<lb/>
sten Strömung an der Mündung der Flüsse ihre<lb/>
großen Böte zu regieren wissen, bewundern mußte.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Der rothe Mantel und die Liedermelodien.</hi> </head><lb/>
        <p>Vor etwa 40&#x2014;50 Jahren kannten Stutzer nichts<lb/>
Eleganteres, als &#x2014; einen <hi rendition="#g">Scharlachmantel.</hi><lb/>
&#x2014; Jetzt tragen ihn nur auf der Bühne noch <hi rendition="#g">Sa-<lb/>
miels, Scharfrichter</hi> und <hi rendition="#g">Banditen.</hi> So<lb/>
geht es auch mit den armen <hi rendition="#g">Versen</hi> und <hi rendition="#g">Melo-<lb/>
dien.</hi> &#x201E;Als ich auf meiner Bleiche&#x201C; &#x2014; &#x201E;Blühe<lb/>
liebes Veilchen&#x201C; &#x2014; &#x201E;Alles schläft, nur silbern<lb/>
schallet <choice><abbr>ec.</abbr></choice> &#x201C;, Millionen Gebildeter und Gefühlvoller<lb/>
nudelten und dudelten einst diese und ähnliche Sänge<lb/>
und Klänge, woran jetzt kein Bretzeljunge mehr<lb/>
Geschmack findet. &#x2014; &#x201E;Rosen auf den Weg gestreut&#x201C;<lb/>
&#x2014; &#x201E;Genießt den Reiz des Lebens&#x201C; &#x2014; &#x201E;Es kann<lb/>
ja nicht immer so bleiben&#x201C; u. dergl. sind auch schon<lb/>
längst in den Hintergrund &#x2014; der &#x201E;Jungfernkranz&#x201C;<lb/>
und das &#x201E;Jägervergnügen&#x201C; auf dem Wege dahin<lb/>
und so geht es mit allen <hi rendition="#g">Volksliedern</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Volksmelodien?</hi> &#x2014; wohl nicht. &#x2014; Manche ha-<lb/>
ben doch, und mit Recht ein zäheres Leben. &#x2014;<lb/>
&#x201E; <hi rendition="#aq">Gaudeamus igitur</hi>!&#x201C; singt der Student seit fast<lb/>
zwei Jahrhunderten schon noch immer mit Entzücken<lb/>
und die Zeit, wo des herrlichen <hi rendition="#g">Asmus</hi> herrliches,<lb/>
über 50 Jahr altes: &#x201E;Am Rhein, am Rhein&#x201C; nicht<lb/>
mehr begeistert, dürfte wohl noch sehr fern seyn.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head><hi rendition="#fr">Maria Hietzing bei Wien.</hi><lb/>
( Aus der österreichischen National = Encyclopädie ) .</head><lb/>
        <p>Unter die belebtesten Dörfer in der Umgegend<lb/>
der Kaiserstadt gehört <hi rendition="#g">Hietzing,</hi> zumal im Som-<lb/>
mer, wo eine große Zahl der Residenzbewohner sich<lb/>
dort anzusiedeln pflegt. Die Kirche, unansehnlich<lb/>
und geschmacklos im Style des 17. Jahrhunderts<lb/>
erbaut, bewahrt ein sehr verehrtes Marienbild, zu<lb/>
dem häufig gewallfahrtet, und von dessen Entstehung<lb/>
manche wunderbare Legende erzählt wird. Das Jn-<lb/>
nere der Kirche bietet manche interessante Gegen-<lb/>
stände der Betrachtung dar, worunter zwei Grab-<lb/>
denkmale von schönem Marmor. Die Schatzkammer<lb/>
enthält einige prächtige Ornate, eine kostbare Mon-<lb/><cb n="2"/>
stranz und die Trauringe Kaiser <hi rendition="#g">Josephs</hi> <hi rendition="#aq">II</hi>. und<lb/>
seiner zweiten Gemahlin <hi rendition="#g">Josepha</hi> von Baiern.<lb/>
Das Silbergeräth und einige andere Kostbarkeiten,<lb/>
an welchen einst die Schatzkammer sehr reich war,<lb/>
wurde in dem Drange der Zeitverhältnisse als Opfer<lb/>
für die Staatsbedürfnisse dargebracht. Besonders<lb/>
merkwürdig ist der Leichenhof von <hi rendition="#g">Hietzing,</hi> der<lb/>
unter vielen schönen Monumenten auch jenes des<lb/>
treuen <hi rendition="#g">Clery</hi> mit der Jnschrift: <hi rendition="#aq">Ci-gît le fidèle<lb/>
Clery, dernier Serviteur de Louis XVI</hi>., dann<lb/>
jenes der Hofschauspielerin <hi rendition="#g">Sophie Müller</hi> ent-<lb/>
hält. Die Verbindung <hi rendition="#g">Hietzings</hi> mit der Haupt-<lb/>
stadt ist auf mancherlei Weise immer unterhalten.<lb/>
Hier bildeten sich zuerst die jetzt so beliebten Ge-<lb/>
sellschaftswägen, deren nunmehr eine bedeutende An-<lb/>
zahl Tag über unterwegs sind, die Zeiselwägen,<lb/>
welche ebenfalls von <hi rendition="#g">Wien</hi> bis <hi rendition="#g">Hietzing</hi> ihre<lb/>
größte Frequenz haben, ungerechnet. An schönen<lb/>
Sonntagen im Sommer wimmelt es hier von Be-<lb/>
suchern aus der Residenz und den Umgebungen. Die<lb/>
Nähe von <hi rendition="#g">Wien,</hi> der Garten von <hi rendition="#g">Schönbrunn,<lb/>
Hietzing's</hi> freundliche Lage und die verschiedenen<lb/>
Belustigungsorte daselbst bieten eben so viele Lockun-<lb/>
gen zum Besuche dieses angenehmen Ortes. Eines<lb/>
der vorzüglichsten der Letztern nicht nur in <hi rendition="#g">Hietzing,</hi><lb/>
sondern im ganzen Umkreise <hi rendition="#g">Wiens,</hi> ja vielleicht<lb/>
in ganz Oestreich, ist das in großartigem Geschmack<lb/>
erbaute und eben so erhaltene sogenannte <hi rendition="#g">Dom-<lb/>
mayersche</hi> Casino, mit einem Kaffeehause verbun-<lb/>
den, dessen neu erbauter großer Saal mit Säulen<lb/>
eines der herrlichsten Architekturwerke ist, welches<lb/>
obendrein jeden Sonntag von <hi rendition="#g">Strauß's</hi> beleben-<lb/>
den Tönen wiederklingt und Tausende von Gästen<lb/>
lockt. Bedienung und Bewirthung sind ebenfalls der<lb/>
Art, daß sie nichts zu wünschen übrig lassen, und<lb/>
gewiß wird Niemand, bringe er auch gespannte Er-<lb/>
wartungen mit, dieses herrliche Locale unbefriedigt<lb/>
verlassen. Die hier zur Winterszeit veranstalteten<lb/>
Reunionen und Bälle gehören ebenfalls zu den glän-<lb/>
zendsten und besuchtesten im Umkreise der Residenz.<lb/>
Noch besitzt der Ort mehrere Fabriken, und seit<lb/>
1816 auch ein sehr niedliches, ziemlich geräumiges<lb/>
Schauspielhaus, von dem berühmten Architekten<lb/><hi rendition="#g">Kornhäusel</hi> gebaut, in welchem den Sommer<lb/>
über gespielt wird. Unter den schönen Gartenanla-<lb/>
gen zeichnet sich besonders jene am sogenannten Kü-<lb/>
nigelberge, dem Grafen <hi rendition="#g">Palffy</hi> gehörig, dann die<lb/>
Villa <hi rendition="#g">Malfatti</hi> auf der Maidlinger Seite aus.<lb/>
Der Garten des Freiherrn von <hi rendition="#g">Hügel</hi> ist beson-<lb/>
ders in wissenschaftlicher Hinsicht durch die vielen<lb/>
daselbst gepflegten exotischen Pflanzen sehr merkwür-<lb/>
dig. Jn der Nähe von <hi rendition="#g">Hietzing</hi> auf dem soge-<lb/>
nannten grünen Berge befindet sich der seit einigen<lb/>
Jahren sehr besuchte Lustort <hi rendition="#g">Tivoli.</hi> </p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Statistische Notizen über New=York.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#g">New=York,</hi> bei weitem die größte und volk-<lb/>
reichste Stadt der vereinigten Staaten, liegt an der<lb/>
Vereinigung des Hudson mit dem Eastriver; ein klei-<lb/>
ner Fluß, Haarlem genannt, verbindet diese beiden,<lb/>
so daß <hi rendition="#g">New=York</hi> auf einer Jnsel steht. Diese<lb/>
ist von Norden nach Süden 15 englische Meilen<lb/>
lang und im Durchschnitte anderthalb Meilen breit,<lb/>
enthält also etwa22 1 / 2 englische oder1 1 / 8 deutsche<lb/>
Quadratmeilen. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts<lb/>
wurde die Stadt gegründet, und im Jahre 1697<lb/><cb type="end"/>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[173/0006] Panorama des Universums. den Oberfeldherrn, und die Fürsten bestimmen die übrigen Führer. Ein Kriegsbefehlshaber heißt im Allgemeinen Taischo, zur Bezeichnung des Ranges und der Macht werden aber noch andere Namen beigefügt. Die Oberfeldherren sind gewöhnlich Für- sten, die übrigen werden aus dem Adel und den Beamten genommen. Vor dem Ende des sechszehnten Jahrhunderts hatte Japan noch eine Flotte, freilich nur in einem unvollkommenen Stande. Die Schiffe waren groß, mit schlechter Takelage, mit wenigen Kanonen ver- sehen, und hatten nur einen großen Mast und ein ungeheures Segel. Seit Japan seinen Unterthanen die Fahrt nach fremden Ländern verbot, bestehen auch keine Kriegsschiffe mehr, nur die Erbfürsten haben einige Lustjachten, und nur die Schiffe des Kaisers dürfen Kanonen führen. Jnzwischen besäße Japan alle Erfordernisse zum Schiffbau, und vor- zügliche Matrosen. Golownin bemerkt, daß er oft Augenzeuge von der Behendigkeit japanischer Matrosen war, und die Geschicklichkeit, mit welcher sie in den heftigsten Brandungen und in der reißend- sten Strömung an der Mündung der Flüsse ihre großen Böte zu regieren wissen, bewundern mußte. Der rothe Mantel und die Liedermelodien. Vor etwa 40—50 Jahren kannten Stutzer nichts Eleganteres, als — einen Scharlachmantel. — Jetzt tragen ihn nur auf der Bühne noch Sa- miels, Scharfrichter und Banditen. So geht es auch mit den armen Versen und Melo- dien. „Als ich auf meiner Bleiche“ — „Blühe liebes Veilchen“ — „Alles schläft, nur silbern schallet “, Millionen Gebildeter und Gefühlvoller nudelten und dudelten einst diese und ähnliche Sänge und Klänge, woran jetzt kein Bretzeljunge mehr Geschmack findet. — „Rosen auf den Weg gestreut“ — „Genießt den Reiz des Lebens“ — „Es kann ja nicht immer so bleiben“ u. dergl. sind auch schon längst in den Hintergrund — der „Jungfernkranz“ und das „Jägervergnügen“ auf dem Wege dahin und so geht es mit allen Volksliedern und Volksmelodien? — wohl nicht. — Manche ha- ben doch, und mit Recht ein zäheres Leben. — „ Gaudeamus igitur!“ singt der Student seit fast zwei Jahrhunderten schon noch immer mit Entzücken und die Zeit, wo des herrlichen Asmus herrliches, über 50 Jahr altes: „Am Rhein, am Rhein“ nicht mehr begeistert, dürfte wohl noch sehr fern seyn. Maria Hietzing bei Wien. ( Aus der österreichischen National = Encyclopädie ) . Unter die belebtesten Dörfer in der Umgegend der Kaiserstadt gehört Hietzing, zumal im Som- mer, wo eine große Zahl der Residenzbewohner sich dort anzusiedeln pflegt. Die Kirche, unansehnlich und geschmacklos im Style des 17. Jahrhunderts erbaut, bewahrt ein sehr verehrtes Marienbild, zu dem häufig gewallfahrtet, und von dessen Entstehung manche wunderbare Legende erzählt wird. Das Jn- nere der Kirche bietet manche interessante Gegen- stände der Betrachtung dar, worunter zwei Grab- denkmale von schönem Marmor. Die Schatzkammer enthält einige prächtige Ornate, eine kostbare Mon- stranz und die Trauringe Kaiser Josephs II. und seiner zweiten Gemahlin Josepha von Baiern. Das Silbergeräth und einige andere Kostbarkeiten, an welchen einst die Schatzkammer sehr reich war, wurde in dem Drange der Zeitverhältnisse als Opfer für die Staatsbedürfnisse dargebracht. Besonders merkwürdig ist der Leichenhof von Hietzing, der unter vielen schönen Monumenten auch jenes des treuen Clery mit der Jnschrift: Ci-gît le fidèle Clery, dernier Serviteur de Louis XVI., dann jenes der Hofschauspielerin Sophie Müller ent- hält. Die Verbindung Hietzings mit der Haupt- stadt ist auf mancherlei Weise immer unterhalten. Hier bildeten sich zuerst die jetzt so beliebten Ge- sellschaftswägen, deren nunmehr eine bedeutende An- zahl Tag über unterwegs sind, die Zeiselwägen, welche ebenfalls von Wien bis Hietzing ihre größte Frequenz haben, ungerechnet. An schönen Sonntagen im Sommer wimmelt es hier von Be- suchern aus der Residenz und den Umgebungen. Die Nähe von Wien, der Garten von Schönbrunn, Hietzing's freundliche Lage und die verschiedenen Belustigungsorte daselbst bieten eben so viele Lockun- gen zum Besuche dieses angenehmen Ortes. Eines der vorzüglichsten der Letztern nicht nur in Hietzing, sondern im ganzen Umkreise Wiens, ja vielleicht in ganz Oestreich, ist das in großartigem Geschmack erbaute und eben so erhaltene sogenannte Dom- mayersche Casino, mit einem Kaffeehause verbun- den, dessen neu erbauter großer Saal mit Säulen eines der herrlichsten Architekturwerke ist, welches obendrein jeden Sonntag von Strauß's beleben- den Tönen wiederklingt und Tausende von Gästen lockt. Bedienung und Bewirthung sind ebenfalls der Art, daß sie nichts zu wünschen übrig lassen, und gewiß wird Niemand, bringe er auch gespannte Er- wartungen mit, dieses herrliche Locale unbefriedigt verlassen. Die hier zur Winterszeit veranstalteten Reunionen und Bälle gehören ebenfalls zu den glän- zendsten und besuchtesten im Umkreise der Residenz. Noch besitzt der Ort mehrere Fabriken, und seit 1816 auch ein sehr niedliches, ziemlich geräumiges Schauspielhaus, von dem berühmten Architekten Kornhäusel gebaut, in welchem den Sommer über gespielt wird. Unter den schönen Gartenanla- gen zeichnet sich besonders jene am sogenannten Kü- nigelberge, dem Grafen Palffy gehörig, dann die Villa Malfatti auf der Maidlinger Seite aus. Der Garten des Freiherrn von Hügel ist beson- ders in wissenschaftlicher Hinsicht durch die vielen daselbst gepflegten exotischen Pflanzen sehr merkwür- dig. Jn der Nähe von Hietzing auf dem soge- nannten grünen Berge befindet sich der seit einigen Jahren sehr besuchte Lustort Tivoli. Statistische Notizen über New=York. New=York, bei weitem die größte und volk- reichste Stadt der vereinigten Staaten, liegt an der Vereinigung des Hudson mit dem Eastriver; ein klei- ner Fluß, Haarlem genannt, verbindet diese beiden, so daß New=York auf einer Jnsel steht. Diese ist von Norden nach Süden 15 englische Meilen lang und im Durchschnitte anderthalb Meilen breit, enthält also etwa22 1 / 2 englische oder1 1 / 8 deutsche Quadratmeilen. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurde die Stadt gegründet, und im Jahre 1697

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

Weitere Informationen:

Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama22_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama22_1836/6
Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 22. Prag, 1836, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama22_1836/6>, abgerufen am 22.11.2024.