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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 13. Prag, 1834.

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Panorama des Universums.
[Abbildung] ( Theehandel in China. ) [Beginn Spaltensatz]

angestellt, um zu erforschen, ob die Blätter des grü-
nen Thees Kupferbestandtheile bei sich haben, aber
auch nicht die geringste Spur dieses Metalls hat
sich bei der Untersuchung ergeben.

Die Chinesen bedienen sich ihres Thees nicht
eher, als bis er ein Jahr alt ist, weil er jung zu
viel narcotische ( betäubende ) Kraft hat. Der Thee
aber, der in England verbraucht wird, hat ein noch
höheres Alter erreicht, als die Zeit ihm gibt, welche
für das Einsammeln und den Transport aufgeht, da
die ostindische Compagnie durch ihr Privilegium ver-
bindlich ist, in ihren Londoner Waarenspeichern stets
ein hinreichendes Lager für den Bedarf eines Jahres
zu haben; diese Einrichtung, welche den Preis für
den Consumenten vertheuerte, sagt man, wurde des-
wegen getroffen, um Maßregeln gegen die Unfälle,
welche die Unterbrechung dieses Handels mit sich
führen könnte, und welches ganz von den Launen einer
willkührlichen Regierung abhängt, in Händen zu haben.

[Abbildung] ( Theepflanze ) .

Das chinesische Volk genießt Thee zu allen sei-
nen Mahlzeiten und auch noch zu andern Stunden
des Tages, zum Theil aus Nothwendigkeit, weil das
Trinkwasser fast überall schlammig ist. Man schreibt
aber auch dort dem Thee größere Heilsamkeit zu, als
[Spaltenumbruch] er wirklich besitzt. Sie trinken den Abguß desselben
auf dieselbe Art zubereitet, wie wir es thun, aber
sie nehmen niemals Zucker oder Milch dazu. Die
arbeitenden Klassen dieses Landes sind genöthigt, sich
mit einem sehr schwachen Abgusse zu begnügen.

[Abbildung]

Jn Europa und Amerika wird der Thee am
häufigsten in den nördlichen Ländern genossen. Jn
verschiedenen Ländern Asiens wird sein Gebrauch bis
zur Ausschweifung getrieben. Die südlichen Asiaten
bewirthen ihre Gäste, um sie zu ehren, mit Kaffee,
die nördlichen setzen ihnen Thee vor. Jn Tibet und
Boston vermischt man ihn zuweilen mit andern Jn-
gredienzen, als Mehl, Butter und Salz. -- Jn kei-
nem europäischen Lande wird verhältnißmäßig mehr
Thee verbraucht, als in England. Jedermann trinkt
ihn mehr als einmal des Tages, reichlich und stark.
Nirgends aber wird so viel verfälschter Thee in Han-
del gebracht, und aus dem 1818 dem Hause der Ge-
meinen vorgelegten Berichte ging hervor, daß jährlich
4 Millionen Pfund Blätter von Schlehen, Süßholz-
strauch und Aeschen mit dem chinesischen Thee in
England gemischt werden. Jm Jahre 1826 betrug
der Werth des Thee's, welchen die ostindische Com-
pagnie aus China hatte kommen lassen 29,840,491
Pfund Sterling ( 298,404,010 fl. C. M. ) -- Jm
Jahre 1816 ließ König Johann VI. die Thee-
pflanze nach Brasilien bringen, und Chinesen, die mit
ihrer Behandlung vertraut waren, nach Rio=Ja-
neiro
kommen. Dieser Anbau ist auf der Domaine
Sta=Cruz und im S.=Paulo so gelungen, daß
man brasilischen Thee auszuführen hofft.

[Ende Spaltensatz]

Verlag von Gottlieb Haase Söhne in Prag. -- Redaction von W. A. Gerle.

Panorama des Universums.
[Abbildung] ( Theehandel in China. ) [Beginn Spaltensatz]

angestellt, um zu erforschen, ob die Blätter des grü-
nen Thees Kupferbestandtheile bei sich haben, aber
auch nicht die geringste Spur dieses Metalls hat
sich bei der Untersuchung ergeben.

Die Chinesen bedienen sich ihres Thees nicht
eher, als bis er ein Jahr alt ist, weil er jung zu
viel narcotische ( betäubende ) Kraft hat. Der Thee
aber, der in England verbraucht wird, hat ein noch
höheres Alter erreicht, als die Zeit ihm gibt, welche
für das Einsammeln und den Transport aufgeht, da
die ostindische Compagnie durch ihr Privilegium ver-
bindlich ist, in ihren Londoner Waarenspeichern stets
ein hinreichendes Lager für den Bedarf eines Jahres
zu haben; diese Einrichtung, welche den Preis für
den Consumenten vertheuerte, sagt man, wurde des-
wegen getroffen, um Maßregeln gegen die Unfälle,
welche die Unterbrechung dieses Handels mit sich
führen könnte, und welches ganz von den Launen einer
willkührlichen Regierung abhängt, in Händen zu haben.

[Abbildung] ( Theepflanze ) .

Das chinesische Volk genießt Thee zu allen sei-
nen Mahlzeiten und auch noch zu andern Stunden
des Tages, zum Theil aus Nothwendigkeit, weil das
Trinkwasser fast überall schlammig ist. Man schreibt
aber auch dort dem Thee größere Heilsamkeit zu, als
[Spaltenumbruch] er wirklich besitzt. Sie trinken den Abguß desselben
auf dieselbe Art zubereitet, wie wir es thun, aber
sie nehmen niemals Zucker oder Milch dazu. Die
arbeitenden Klassen dieses Landes sind genöthigt, sich
mit einem sehr schwachen Abgusse zu begnügen.

[Abbildung]

Jn Europa und Amerika wird der Thee am
häufigsten in den nördlichen Ländern genossen. Jn
verschiedenen Ländern Asiens wird sein Gebrauch bis
zur Ausschweifung getrieben. Die südlichen Asiaten
bewirthen ihre Gäste, um sie zu ehren, mit Kaffee,
die nördlichen setzen ihnen Thee vor. Jn Tibet und
Boston vermischt man ihn zuweilen mit andern Jn-
gredienzen, als Mehl, Butter und Salz. — Jn kei-
nem europäischen Lande wird verhältnißmäßig mehr
Thee verbraucht, als in England. Jedermann trinkt
ihn mehr als einmal des Tages, reichlich und stark.
Nirgends aber wird so viel verfälschter Thee in Han-
del gebracht, und aus dem 1818 dem Hause der Ge-
meinen vorgelegten Berichte ging hervor, daß jährlich
4 Millionen Pfund Blätter von Schlehen, Süßholz-
strauch und Aeschen mit dem chinesischen Thee in
England gemischt werden. Jm Jahre 1826 betrug
der Werth des Thee's, welchen die ostindische Com-
pagnie aus China hatte kommen lassen 29,840,491
Pfund Sterling ( 298,404,010 fl. C. M. ) — Jm
Jahre 1816 ließ König Johann VI. die Thee-
pflanze nach Brasilien bringen, und Chinesen, die mit
ihrer Behandlung vertraut waren, nach Rio=Ja-
neiro
kommen. Dieser Anbau ist auf der Domaine
Sta=Cruz und im S.=Paulo so gelungen, daß
man brasilischen Thee auszuführen hofft.

[Ende Spaltensatz]

Verlag von Gottlieb Haase Söhne in Prag.Redaction von W. A. Gerle.

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[104/0008] Panorama des Universums. [Abbildung ( Theehandel in China. ) ] angestellt, um zu erforschen, ob die Blätter des grü- nen Thees Kupferbestandtheile bei sich haben, aber auch nicht die geringste Spur dieses Metalls hat sich bei der Untersuchung ergeben. Die Chinesen bedienen sich ihres Thees nicht eher, als bis er ein Jahr alt ist, weil er jung zu viel narcotische ( betäubende ) Kraft hat. Der Thee aber, der in England verbraucht wird, hat ein noch höheres Alter erreicht, als die Zeit ihm gibt, welche für das Einsammeln und den Transport aufgeht, da die ostindische Compagnie durch ihr Privilegium ver- bindlich ist, in ihren Londoner Waarenspeichern stets ein hinreichendes Lager für den Bedarf eines Jahres zu haben; diese Einrichtung, welche den Preis für den Consumenten vertheuerte, sagt man, wurde des- wegen getroffen, um Maßregeln gegen die Unfälle, welche die Unterbrechung dieses Handels mit sich führen könnte, und welches ganz von den Launen einer willkührlichen Regierung abhängt, in Händen zu haben. [Abbildung ( Theepflanze ) . ] Das chinesische Volk genießt Thee zu allen sei- nen Mahlzeiten und auch noch zu andern Stunden des Tages, zum Theil aus Nothwendigkeit, weil das Trinkwasser fast überall schlammig ist. Man schreibt aber auch dort dem Thee größere Heilsamkeit zu, als er wirklich besitzt. Sie trinken den Abguß desselben auf dieselbe Art zubereitet, wie wir es thun, aber sie nehmen niemals Zucker oder Milch dazu. Die arbeitenden Klassen dieses Landes sind genöthigt, sich mit einem sehr schwachen Abgusse zu begnügen. [Abbildung] Jn Europa und Amerika wird der Thee am häufigsten in den nördlichen Ländern genossen. Jn verschiedenen Ländern Asiens wird sein Gebrauch bis zur Ausschweifung getrieben. Die südlichen Asiaten bewirthen ihre Gäste, um sie zu ehren, mit Kaffee, die nördlichen setzen ihnen Thee vor. Jn Tibet und Boston vermischt man ihn zuweilen mit andern Jn- gredienzen, als Mehl, Butter und Salz. — Jn kei- nem europäischen Lande wird verhältnißmäßig mehr Thee verbraucht, als in England. Jedermann trinkt ihn mehr als einmal des Tages, reichlich und stark. Nirgends aber wird so viel verfälschter Thee in Han- del gebracht, und aus dem 1818 dem Hause der Ge- meinen vorgelegten Berichte ging hervor, daß jährlich 4 Millionen Pfund Blätter von Schlehen, Süßholz- strauch und Aeschen mit dem chinesischen Thee in England gemischt werden. Jm Jahre 1826 betrug der Werth des Thee's, welchen die ostindische Com- pagnie aus China hatte kommen lassen 29,840,491 Pfund Sterling ( 298,404,010 fl. C. M. ) — Jm Jahre 1816 ließ König Johann VI. die Thee- pflanze nach Brasilien bringen, und Chinesen, die mit ihrer Behandlung vertraut waren, nach Rio=Ja- neiro kommen. Dieser Anbau ist auf der Domaine Sta=Cruz und im S.=Paulo so gelungen, daß man brasilischen Thee auszuführen hofft. Verlag von Gottlieb Haase Söhne in Prag. — Redaction von W. A. Gerle.

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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 13. Prag, 1834, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama13_1834/8>, abgerufen am 15.06.2024.