Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 13. Prag, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite
Panorama des Universums.
[Abbildung] ( Die Ruine von St. Florentin in Liebenthal. ) [Beginn Spaltensatz]

Schon waren 15 Jahre seit dem ersten Zusam-
mentreffen mit dem Pilger verflossen, und eben als
Duncan über neuen ehrgeizigen Plänen brütete,
vernahm er eine furchtbare Stimme:

"Deine Stunde ist gekommen, folge mir, denn
Du bist mein!"

Es war der böse Geist, er streckte seine mit Krallen
bewaffneten Arme gegen ihn, und wollte ihn umfassen.

"Dein?" entgegnete Duncan, "nimmermehr,
denn ich habe den Vertrag nicht unterzeichnet."

,,,,Das ist wahr, doch Dank dem kleinen Büch-
lein, Du hast Dich in dem Schlamme der Sünde
gewälzt, und Deine Seele auf immer an mich ver-
loren. Thor, der Du dachtest, die Macht des Bösen
besitzen zu können, ohne dem Bösen anzugehören.
Komm, Du bist mein.''''

Und er umschlang ihn mit seinen Armen, und
trug ihn durch die Lüfte; Feuer fiel vom Himmel
auf die Burg, und sie zerfiel in Ruinen.

Aber auch das Kloster ward bald hierauf die
Beute einer ungeheuern Feuersbrunst, welche nur
einen Thurm verschonte. Später bekamen Brüder
[Spaltenumbruch] eines andern Ordens den Grund, und erbauten eine
Kirche, die bis zum Jahre 1640 stand.



FriedrichII. König von Preußen.

Diese großartige Erscheinung des 18ten Jahr-
hunderts, gleich ausgezeichnet als Monarch und Feld-
herr, erhielt schon seine Bildung auf eine ungewöhn-
liche Art. Auf den Stufen des Thrones geboren,
war seine Jugend dennoch nicht der Gegenstand vä-
terlicher Liebe und Fürsorge, sondern Friedrich
Wilhelm,
sein Vater, behandelte den jungen Prin-
zen mit einer Strenge, die heutzutage unter die
unerhörten Dinge gehört. Unter dem Vorwande,
seinen Sohn zu einem guten Soldaten zu machen,
unterwarf er ihn den schmerzlichsten Entsagungen,
entzog ihm Nahrung und Schlaf, und schlug ihn des
geringsten Fehlers wegen auf die unbarmherzigste
Weise. General Graf von Finkenstein war sein
Gouverneur, der Major von Kalkstein sein Unter-
hofmeister. Nach des Vaters Willen zunächst zum
Exerciren und dem kleinen Militärdienste angeführt,
entwickelte sich doch frühzeitig in ihm der Sinn für
[Ende Spaltensatz]

Panorama des Universums.
[Abbildung] ( Die Ruine von St. Florentin in Liebenthal. ) [Beginn Spaltensatz]

Schon waren 15 Jahre seit dem ersten Zusam-
mentreffen mit dem Pilger verflossen, und eben als
Duncan über neuen ehrgeizigen Plänen brütete,
vernahm er eine furchtbare Stimme:

„Deine Stunde ist gekommen, folge mir, denn
Du bist mein!“

Es war der böse Geist, er streckte seine mit Krallen
bewaffneten Arme gegen ihn, und wollte ihn umfassen.

„Dein?“ entgegnete Duncan, „nimmermehr,
denn ich habe den Vertrag nicht unterzeichnet.“

‚‚‚‚Das ist wahr, doch Dank dem kleinen Büch-
lein, Du hast Dich in dem Schlamme der Sünde
gewälzt, und Deine Seele auf immer an mich ver-
loren. Thor, der Du dachtest, die Macht des Bösen
besitzen zu können, ohne dem Bösen anzugehören.
Komm, Du bist mein.''''

Und er umschlang ihn mit seinen Armen, und
trug ihn durch die Lüfte; Feuer fiel vom Himmel
auf die Burg, und sie zerfiel in Ruinen.

Aber auch das Kloster ward bald hierauf die
Beute einer ungeheuern Feuersbrunst, welche nur
einen Thurm verschonte. Später bekamen Brüder
[Spaltenumbruch] eines andern Ordens den Grund, und erbauten eine
Kirche, die bis zum Jahre 1640 stand.



FriedrichII. König von Preußen.

Diese großartige Erscheinung des 18ten Jahr-
hunderts, gleich ausgezeichnet als Monarch und Feld-
herr, erhielt schon seine Bildung auf eine ungewöhn-
liche Art. Auf den Stufen des Thrones geboren,
war seine Jugend dennoch nicht der Gegenstand vä-
terlicher Liebe und Fürsorge, sondern Friedrich
Wilhelm,
sein Vater, behandelte den jungen Prin-
zen mit einer Strenge, die heutzutage unter die
unerhörten Dinge gehört. Unter dem Vorwande,
seinen Sohn zu einem guten Soldaten zu machen,
unterwarf er ihn den schmerzlichsten Entsagungen,
entzog ihm Nahrung und Schlaf, und schlug ihn des
geringsten Fehlers wegen auf die unbarmherzigste
Weise. General Graf von Finkenstein war sein
Gouverneur, der Major von Kalkstein sein Unter-
hofmeister. Nach des Vaters Willen zunächst zum
Exerciren und dem kleinen Militärdienste angeführt,
entwickelte sich doch frühzeitig in ihm der Sinn für
[Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jArticle" n="1">
        <pb facs="#f0004" n="100"/>
        <fw type="header" place="top"> <hi rendition="#g">Panorama des Universums.</hi> </fw>
        <figure>
          <head>  ( Die Ruine von St. Florentin in Liebenthal. )   </head>
        </figure>
        <cb type="start"/>
        <p>Schon waren 15 Jahre seit dem ersten Zusam-<lb/>
mentreffen mit dem Pilger verflossen, und eben als<lb/><hi rendition="#g">Duncan</hi> über neuen ehrgeizigen Plänen brütete,<lb/>
vernahm er eine furchtbare Stimme:</p><lb/>
        <p>&#x201E;Deine Stunde ist gekommen, folge mir, denn<lb/>
Du bist mein!&#x201C;</p><lb/>
        <p>Es war der böse Geist, er streckte seine mit Krallen<lb/>
bewaffneten Arme gegen ihn, und wollte ihn umfassen.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Dein?&#x201C; entgegnete <hi rendition="#g">Duncan,</hi> &#x201E;nimmermehr,<lb/>
denn ich habe den Vertrag nicht unterzeichnet.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201A;&#x201A;&#x201A;&#x201A;Das ist wahr, doch Dank dem kleinen Büch-<lb/>
lein, Du hast Dich in dem Schlamme der Sünde<lb/>
gewälzt, und Deine Seele auf immer an mich ver-<lb/>
loren. Thor, der Du dachtest, die Macht des Bösen<lb/>
besitzen zu können, ohne dem Bösen anzugehören.<lb/>
Komm, Du bist mein.''''</p><lb/>
        <p>Und er umschlang ihn mit seinen Armen, und<lb/>
trug ihn durch die Lüfte; Feuer fiel vom Himmel<lb/>
auf die Burg, und sie zerfiel in Ruinen.</p><lb/>
        <p>Aber auch das Kloster ward bald hierauf die<lb/>
Beute einer ungeheuern Feuersbrunst, welche nur<lb/>
einen Thurm verschonte. Später bekamen Brüder<lb/><cb n="2"/>
eines andern Ordens den Grund, und erbauten eine<lb/>
Kirche, die bis zum Jahre 1640 stand.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head><hi rendition="#fr">Friedrich</hi><hi rendition="#aq">II</hi>. <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">König von Preußen</hi>.</hi></head><lb/>
        <p>Diese großartige Erscheinung des 18ten Jahr-<lb/>
hunderts, gleich ausgezeichnet als Monarch und Feld-<lb/>
herr, erhielt schon seine Bildung auf eine ungewöhn-<lb/>
liche Art. Auf den Stufen des Thrones geboren,<lb/>
war seine Jugend dennoch nicht der Gegenstand vä-<lb/>
terlicher Liebe und Fürsorge, sondern <hi rendition="#g">Friedrich<lb/>
Wilhelm,</hi> sein Vater, behandelte den jungen Prin-<lb/>
zen mit einer Strenge, die heutzutage unter die<lb/>
unerhörten Dinge gehört. Unter dem Vorwande,<lb/>
seinen Sohn zu einem guten Soldaten zu machen,<lb/>
unterwarf er ihn den schmerzlichsten Entsagungen,<lb/>
entzog ihm Nahrung und Schlaf, und schlug ihn des<lb/>
geringsten Fehlers wegen auf die unbarmherzigste<lb/>
Weise. General Graf von <hi rendition="#g">Finkenstein</hi> war sein<lb/>
Gouverneur, der Major von <hi rendition="#g">Kalkstein</hi> sein Unter-<lb/>
hofmeister. Nach des Vaters Willen zunächst zum<lb/>
Exerciren und dem kleinen Militärdienste angeführt,<lb/>
entwickelte sich doch frühzeitig in ihm der Sinn für<lb/><cb type="end"/>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[100/0004] Panorama des Universums. [Abbildung ( Die Ruine von St. Florentin in Liebenthal. ) ] Schon waren 15 Jahre seit dem ersten Zusam- mentreffen mit dem Pilger verflossen, und eben als Duncan über neuen ehrgeizigen Plänen brütete, vernahm er eine furchtbare Stimme: „Deine Stunde ist gekommen, folge mir, denn Du bist mein!“ Es war der böse Geist, er streckte seine mit Krallen bewaffneten Arme gegen ihn, und wollte ihn umfassen. „Dein?“ entgegnete Duncan, „nimmermehr, denn ich habe den Vertrag nicht unterzeichnet.“ ‚‚‚‚Das ist wahr, doch Dank dem kleinen Büch- lein, Du hast Dich in dem Schlamme der Sünde gewälzt, und Deine Seele auf immer an mich ver- loren. Thor, der Du dachtest, die Macht des Bösen besitzen zu können, ohne dem Bösen anzugehören. Komm, Du bist mein.'''' Und er umschlang ihn mit seinen Armen, und trug ihn durch die Lüfte; Feuer fiel vom Himmel auf die Burg, und sie zerfiel in Ruinen. Aber auch das Kloster ward bald hierauf die Beute einer ungeheuern Feuersbrunst, welche nur einen Thurm verschonte. Später bekamen Brüder eines andern Ordens den Grund, und erbauten eine Kirche, die bis zum Jahre 1640 stand. FriedrichII. König von Preußen. Diese großartige Erscheinung des 18ten Jahr- hunderts, gleich ausgezeichnet als Monarch und Feld- herr, erhielt schon seine Bildung auf eine ungewöhn- liche Art. Auf den Stufen des Thrones geboren, war seine Jugend dennoch nicht der Gegenstand vä- terlicher Liebe und Fürsorge, sondern Friedrich Wilhelm, sein Vater, behandelte den jungen Prin- zen mit einer Strenge, die heutzutage unter die unerhörten Dinge gehört. Unter dem Vorwande, seinen Sohn zu einem guten Soldaten zu machen, unterwarf er ihn den schmerzlichsten Entsagungen, entzog ihm Nahrung und Schlaf, und schlug ihn des geringsten Fehlers wegen auf die unbarmherzigste Weise. General Graf von Finkenstein war sein Gouverneur, der Major von Kalkstein sein Unter- hofmeister. Nach des Vaters Willen zunächst zum Exerciren und dem kleinen Militärdienste angeführt, entwickelte sich doch frühzeitig in ihm der Sinn für

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

Weitere Informationen:

Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama13_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama13_1834/4
Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 13. Prag, 1834, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama13_1834/4>, abgerufen am 01.06.2024.