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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 10. Prag, 1834.

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Panorama des Universums.
[Abbildung] ( Leibgardisten zu Pondicheri. ) [Beginn Spaltensatz] zum Haushofmeister, Geschäftsträger, Wegweiser,
Dolmetscher, Kassier, Unterhändler u. s. w. dient,
kurz, der ihm Alles in Allem ist. Man muß zu
Pondicheri wie an andern Orten Jndiens einen
Daubaschi eben so unvermeidlich besitzen, als man
ein Bett zum Schlafen, ein Gewand, sich damit zu
bekleiden hat. Sobald der Reisende dieses wichtige
Glied seines Hauses aufgenommen, bemächtigt sich
der Daubaschi seiner Sachen, bewacht und ordnet
sie, untersucht die Börse, macht sich zum Schatzmei-
ster, kauft für seinen Gebieter ein, und verkauft für
ihn; richtet sein Haus ein, nimmt die Dienerschaft
auf, leiht einen Palankin aus, ordnet das Essen an,
sorgt für die Kleidung, und führt ihn, wohin er zu
kommen wünscht. Er ordnet Alles, frägt, antwortet,
nimmt an, schlägt ab, kauft mit dem Gelde seines
Herrn, und folgt demselben stumm und unbeweglich,
wenn dieser ihm nichts zu sagen hat; erscheint aber
als ein großer Schwätzer, wenn ihm ein befehlendes
Wort die Zunge löst. Er würde den Gebieter nicht
mehr verlassen, wenn er ihm 10mal so viel gäbe,
als er ihm für seine Dienste bezahlt. Er steht in
seinem Solde, um jenen zu bewachen, gleichsam für
ihn zu bürgen; er will sein Geld nicht stehlen, son-
dern durch die größte Sorgfalt gewissenhaft verdienen.
Er gibt seinen Rath in Geschäften, er ordnet Lust-
parthien an, er ist stets zur Hand, und selbst wenn
der Herr schläft, verläßt er seine Thüre nicht, ja,
es bedürfte nur eines Zeichens, so würde er sich
unter dessen Bett legen, um seinen Schlummer zu
bewachen. Uebrigens dürfte der Europäer ohne einen
ehrlichen Daubaschi in der Mitte der listigen und
betrügerischen indischen Tauschhändler sehr schlimm
fahren; aber jener gewandte Geschäftsträger wählt,
schätzt und handelt für ihn, und eine zehnjährige Er-
fahrung würde ihm nicht so vortheilhaft in seinen
Geschäften seyn, als dieser geschickte Diener, der für
alle seine Mühe einen sehr geringen Monatsgehalt
[Spaltenumbruch] bekommt. Jst der Daubaschi gewählt und eine
Wohnung gemiethet, so stellt sich eine Menge von
Leuten ein, die dem Fremden ihre Dienste antragen.
Ein armer Paria kündigt sich als Schuster an, wäh-
rend die andern Kasten sich nicht entschließen würden,
einen Schuh oder Stiefel zu berühren, der eine bietet
sich als Barbier, der andere zum Tragen des Son-
nenschirms an, der dritte will dem Herrn die Nägel
abschneiden, ein vierter die Ohren reinigen u. s. w.
Der Daubaschi nimmt die sämmtliche Dienerschaft
auf, zu welcher auch ein Leibgardist gehört, ein
Mensch, welcher in Jndien ungefähr dieselben Dienste
verrichtet, wie ein Hausjanitschar im Morgenlande.

Dieß ist ein maurischer Soldat, manchmal herz-
haft; aber immer stolz und mürrisch. Er trägt den
Turban und das weite morgenländische Gewand von
weißem Baumwollenzeuge, mit einem einfachen Gürtel
befestigt. Auf einem Bandelier, welches von der
rechten zur linken Seite herabgeht, steht gewöhnlich
auf einer silbernen Platte der Name desjenigen ein-
gegraben, welchem er dient. Der Anführer dieser
Leibwache trägt ein Rohr mit einem großen, runden
goldenen oder silbernen Knopf in der Hand, welches
dem Stabe unserer Regiments = Tambours gleicht.
Der eigentliche Dienst eines solchen Leibgardisten be-
steht darin, die Aufträge seines Herrn auszurichten,
und wenn dieser seine Wohnung verläßt, vor seinem
Palankin einherzugehen, und: "Habt Acht!" zu ru-
fen. Nach der Zahl dieser Leibgardisten bemißt man
zu Pondicheri das Ansehen und den Reichthum
eines Mannes. Auch der Statthalter hat die seini-
gen, doch sind diese nicht bloß ein Gegenstand des
Prunkes, sondern sie bewachen die Ordnung in der
Stadt, sorgen für die Eintreibung der Steuern, und
stehen unter einem Oberhaupt, welcher die Befehle
des Platzkommandanten und des Steuer = Einnehmers
empfängt. Manche derselben werden auch zu glei-
chem Zwecke in die benachbarten Dörfer verlegt.

[Ende Spaltensatz]

Verlag von Gottlieb Haase Söhne in Prag. -- Redaction von W. A. Gerle.

Panorama des Universums.
[Abbildung] ( Leibgardisten zu Pondicheri. ) [Beginn Spaltensatz] zum Haushofmeister, Geschäftsträger, Wegweiser,
Dolmetscher, Kassier, Unterhändler u. s. w. dient,
kurz, der ihm Alles in Allem ist. Man muß zu
Pondicheri wie an andern Orten Jndiens einen
Daubaschi eben so unvermeidlich besitzen, als man
ein Bett zum Schlafen, ein Gewand, sich damit zu
bekleiden hat. Sobald der Reisende dieses wichtige
Glied seines Hauses aufgenommen, bemächtigt sich
der Daubaschi seiner Sachen, bewacht und ordnet
sie, untersucht die Börse, macht sich zum Schatzmei-
ster, kauft für seinen Gebieter ein, und verkauft für
ihn; richtet sein Haus ein, nimmt die Dienerschaft
auf, leiht einen Palankin aus, ordnet das Essen an,
sorgt für die Kleidung, und führt ihn, wohin er zu
kommen wünscht. Er ordnet Alles, frägt, antwortet,
nimmt an, schlägt ab, kauft mit dem Gelde seines
Herrn, und folgt demselben stumm und unbeweglich,
wenn dieser ihm nichts zu sagen hat; erscheint aber
als ein großer Schwätzer, wenn ihm ein befehlendes
Wort die Zunge löst. Er würde den Gebieter nicht
mehr verlassen, wenn er ihm 10mal so viel gäbe,
als er ihm für seine Dienste bezahlt. Er steht in
seinem Solde, um jenen zu bewachen, gleichsam für
ihn zu bürgen; er will sein Geld nicht stehlen, son-
dern durch die größte Sorgfalt gewissenhaft verdienen.
Er gibt seinen Rath in Geschäften, er ordnet Lust-
parthien an, er ist stets zur Hand, und selbst wenn
der Herr schläft, verläßt er seine Thüre nicht, ja,
es bedürfte nur eines Zeichens, so würde er sich
unter dessen Bett legen, um seinen Schlummer zu
bewachen. Uebrigens dürfte der Europäer ohne einen
ehrlichen Daubaschi in der Mitte der listigen und
betrügerischen indischen Tauschhändler sehr schlimm
fahren; aber jener gewandte Geschäftsträger wählt,
schätzt und handelt für ihn, und eine zehnjährige Er-
fahrung würde ihm nicht so vortheilhaft in seinen
Geschäften seyn, als dieser geschickte Diener, der für
alle seine Mühe einen sehr geringen Monatsgehalt
[Spaltenumbruch] bekommt. Jst der Daubaschi gewählt und eine
Wohnung gemiethet, so stellt sich eine Menge von
Leuten ein, die dem Fremden ihre Dienste antragen.
Ein armer Paria kündigt sich als Schuster an, wäh-
rend die andern Kasten sich nicht entschließen würden,
einen Schuh oder Stiefel zu berühren, der eine bietet
sich als Barbier, der andere zum Tragen des Son-
nenschirms an, der dritte will dem Herrn die Nägel
abschneiden, ein vierter die Ohren reinigen u. s. w.
Der Daubaschi nimmt die sämmtliche Dienerschaft
auf, zu welcher auch ein Leibgardist gehört, ein
Mensch, welcher in Jndien ungefähr dieselben Dienste
verrichtet, wie ein Hausjanitschar im Morgenlande.

Dieß ist ein maurischer Soldat, manchmal herz-
haft; aber immer stolz und mürrisch. Er trägt den
Turban und das weite morgenländische Gewand von
weißem Baumwollenzeuge, mit einem einfachen Gürtel
befestigt. Auf einem Bandelier, welches von der
rechten zur linken Seite herabgeht, steht gewöhnlich
auf einer silbernen Platte der Name desjenigen ein-
gegraben, welchem er dient. Der Anführer dieser
Leibwache trägt ein Rohr mit einem großen, runden
goldenen oder silbernen Knopf in der Hand, welches
dem Stabe unserer Regiments = Tambours gleicht.
Der eigentliche Dienst eines solchen Leibgardisten be-
steht darin, die Aufträge seines Herrn auszurichten,
und wenn dieser seine Wohnung verläßt, vor seinem
Palankin einherzugehen, und: „Habt Acht!“ zu ru-
fen. Nach der Zahl dieser Leibgardisten bemißt man
zu Pondicheri das Ansehen und den Reichthum
eines Mannes. Auch der Statthalter hat die seini-
gen, doch sind diese nicht bloß ein Gegenstand des
Prunkes, sondern sie bewachen die Ordnung in der
Stadt, sorgen für die Eintreibung der Steuern, und
stehen unter einem Oberhaupt, welcher die Befehle
des Platzkommandanten und des Steuer = Einnehmers
empfängt. Manche derselben werden auch zu glei-
chem Zwecke in die benachbarten Dörfer verlegt.

[Ende Spaltensatz]

Verlag von Gottlieb Haase Söhne in Prag.Redaction von W. A. Gerle.

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[80/0008] Panorama des Universums. [Abbildung ( Leibgardisten zu Pondicheri. ) ] zum Haushofmeister, Geschäftsträger, Wegweiser, Dolmetscher, Kassier, Unterhändler u. s. w. dient, kurz, der ihm Alles in Allem ist. Man muß zu Pondicheri wie an andern Orten Jndiens einen Daubaschi eben so unvermeidlich besitzen, als man ein Bett zum Schlafen, ein Gewand, sich damit zu bekleiden hat. Sobald der Reisende dieses wichtige Glied seines Hauses aufgenommen, bemächtigt sich der Daubaschi seiner Sachen, bewacht und ordnet sie, untersucht die Börse, macht sich zum Schatzmei- ster, kauft für seinen Gebieter ein, und verkauft für ihn; richtet sein Haus ein, nimmt die Dienerschaft auf, leiht einen Palankin aus, ordnet das Essen an, sorgt für die Kleidung, und führt ihn, wohin er zu kommen wünscht. Er ordnet Alles, frägt, antwortet, nimmt an, schlägt ab, kauft mit dem Gelde seines Herrn, und folgt demselben stumm und unbeweglich, wenn dieser ihm nichts zu sagen hat; erscheint aber als ein großer Schwätzer, wenn ihm ein befehlendes Wort die Zunge löst. Er würde den Gebieter nicht mehr verlassen, wenn er ihm 10mal so viel gäbe, als er ihm für seine Dienste bezahlt. Er steht in seinem Solde, um jenen zu bewachen, gleichsam für ihn zu bürgen; er will sein Geld nicht stehlen, son- dern durch die größte Sorgfalt gewissenhaft verdienen. Er gibt seinen Rath in Geschäften, er ordnet Lust- parthien an, er ist stets zur Hand, und selbst wenn der Herr schläft, verläßt er seine Thüre nicht, ja, es bedürfte nur eines Zeichens, so würde er sich unter dessen Bett legen, um seinen Schlummer zu bewachen. Uebrigens dürfte der Europäer ohne einen ehrlichen Daubaschi in der Mitte der listigen und betrügerischen indischen Tauschhändler sehr schlimm fahren; aber jener gewandte Geschäftsträger wählt, schätzt und handelt für ihn, und eine zehnjährige Er- fahrung würde ihm nicht so vortheilhaft in seinen Geschäften seyn, als dieser geschickte Diener, der für alle seine Mühe einen sehr geringen Monatsgehalt bekommt. Jst der Daubaschi gewählt und eine Wohnung gemiethet, so stellt sich eine Menge von Leuten ein, die dem Fremden ihre Dienste antragen. Ein armer Paria kündigt sich als Schuster an, wäh- rend die andern Kasten sich nicht entschließen würden, einen Schuh oder Stiefel zu berühren, der eine bietet sich als Barbier, der andere zum Tragen des Son- nenschirms an, der dritte will dem Herrn die Nägel abschneiden, ein vierter die Ohren reinigen u. s. w. Der Daubaschi nimmt die sämmtliche Dienerschaft auf, zu welcher auch ein Leibgardist gehört, ein Mensch, welcher in Jndien ungefähr dieselben Dienste verrichtet, wie ein Hausjanitschar im Morgenlande. Dieß ist ein maurischer Soldat, manchmal herz- haft; aber immer stolz und mürrisch. Er trägt den Turban und das weite morgenländische Gewand von weißem Baumwollenzeuge, mit einem einfachen Gürtel befestigt. Auf einem Bandelier, welches von der rechten zur linken Seite herabgeht, steht gewöhnlich auf einer silbernen Platte der Name desjenigen ein- gegraben, welchem er dient. Der Anführer dieser Leibwache trägt ein Rohr mit einem großen, runden goldenen oder silbernen Knopf in der Hand, welches dem Stabe unserer Regiments = Tambours gleicht. Der eigentliche Dienst eines solchen Leibgardisten be- steht darin, die Aufträge seines Herrn auszurichten, und wenn dieser seine Wohnung verläßt, vor seinem Palankin einherzugehen, und: „Habt Acht!“ zu ru- fen. Nach der Zahl dieser Leibgardisten bemißt man zu Pondicheri das Ansehen und den Reichthum eines Mannes. Auch der Statthalter hat die seini- gen, doch sind diese nicht bloß ein Gegenstand des Prunkes, sondern sie bewachen die Ordnung in der Stadt, sorgen für die Eintreibung der Steuern, und stehen unter einem Oberhaupt, welcher die Befehle des Platzkommandanten und des Steuer = Einnehmers empfängt. Manche derselben werden auch zu glei- chem Zwecke in die benachbarten Dörfer verlegt. Verlag von Gottlieb Haase Söhne in Prag. — Redaction von W. A. Gerle.

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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 10. Prag, 1834, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama10_1834/8>, abgerufen am 22.12.2024.