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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 9. Prag, 1836.

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Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] den können. -- Die Klapperschlangen leben von klei-
nern Säugthieren, Vögeln und Wasserthieren. Die
Weibchen gebären lebendige Junge. Die größten
trifft man in Ostindien an; die giftigsten aber, d e
unter dem Namen Schauerschlangen bekannt sind,
wohnen in den wärmern Gegenden des nördlichen
Amerika.



Türkische Reformen.
( Auszug aus dem Schreiben eines in der Türkei rei-
senden Engländers ) .

"Da ich früher schon einmal in der Türkei ge-
reist war, so befürchtete ich, wieder auf Alles Ver-
zicht leisten zu müssen, was zur Annehmlichkeit und
zur Bequemlichkeit eines Fremden beiträgt. Hierin
fand ich mich aber getäuscht. Jch wurde in der
Regel, so bald ich mich einem Dorfe näherte, von
den Vorstehern desselben empfangen, und die Türken,
die ich besuchte, erhoben sich von ihren Sitzen, um
mich zu begrüßen, eine Herablassung, zu der sich in
frühern Zeiten ihr Stolz nicht hergab. Jhr Hoch-
muth ist durch Unglück gebeugt worden, und die
frühere Rauhigkeit ihrer Sitten hat einem freund-
lichen und zuvorkommenden Betragen P atz gemacht.
Das neue Costüm ist nichts weniger als kleidsam;
in den Provinzen fand ich es ärmlich und unsauber,
hier in Konstantinopel ist es anständig. Die
Türken hatten früher eine imponirende Kleidung,
welche die Würde ihres gravitätischen und abgemes-
senen Benehmens noch vermehrte; diese hat der Sul-
tan abgeschafft, und obgleich man in Folge dieser
Veränderung eine vortheilhafte Umgestaltung ihrer
Sitten erwarten darf, so verlieren sie doch für den
Augenblick dadurch; denn da sie nicht mehr durch
ein reich verziertes und prachtvolles Kostüm unter-
stützt werden, so treten die natürlichen Mängel ihrer
Gestalt mehr hervor, und sie können nicht länger
darauf Anspruch machen, als ein schön gebautes und
kräftiges Volk bewundert zu werden."

"Das neue Costüm ist nicht bloß von dem Mi-
litair angenommen worden; alle jungen Leute tra-
gen es, und wenn man durch die Straßen geht, so
drängt sich einem oft die Frage auf, ob die Person,
der man begegnet, ein Turke, ein Grieche oder ein
Franke sey? Einige tragen Leibröcke, weiße Bein-
kleider und europäische Schuhe. Andere eng anschlie-
ßende kurze Jacken, und diese sehen ganz aus wie
Kosaken. Die vornehmen Klassen tragen auch Hals-
binden, und da sie anfangen, sehr kritisch in Bezug
auf den Schnitt des Rockes zu werden, so haben
die europäischen und armenischen Schneider in Pera
vollauf zu thun. Alle Klassen, vom Sultan bis zum
Bettler, tragen eine rothe Mütze mit blauem Besatz."

"Gestern sah ich den Sultan zur Moschee rei-
ten; auf seinem Wege dahin war ein Spalier von
Soldaten gezogen, die bei seinem Vorübergehen das
Gewehr präsentirten. Vor ihm her wurden zehn
Handpferde geführt, alle mit europäis hen Sätteln
und Zaumzeug versehen. Mehrere Generale und
hohe Beamten, in europäischem Costüm und mit
diamantenen Sternen auf der Brust, stiegen, als sich
der Sultan der Moschee näherte, von ihren Pfer-
den, und gingen dem Sultan zu Fuß entgegen. Er
ritt allein. Seine Kleidung bestand in weißen Ko-
sakenhosen, schwarzen Stiefeln und Spornen, einer
enganschließenden purpursammtenen Husaren = Jacke
[Spaltenumbruch] und einem dunkelblauen Militair = Mantel, dem sie
den Namen Surtout gegeben haben. Dicht hinter
ihm folgte eine Kompagnie seiner neuen Garden,
die kurze blaue Jacken und weiße Beinkleider trugen;
lauter ausgezeichnet große und schöne junge Männer;
die sich, als der Sultan vom Pferde stieg, in Reihe
und Glied stellten, und das Gewehr präsentirten.
Als er aus der Moschee zuruckkam, spielte die Mi-
litair = Musik mehrere europäische Lieder. -- Jch
habe ein ganzes Regiment unter Waffen gesehen;
sie bilden drei Glieder und exerziren ganz auf fran-
zösische Weise; sie marschieren gut und haben schon
ein weit militairischeres Ansehen, als die halb dis-
ciplinirten persischen Truppen; aber es ist nicht zu
erwarten, daß sie so bald große Fortschritte machen
werden, da jedes Korps nur einen Exerziermeister
hat."

"Die europäischen Damen gehen jetzt ungefähr-
det und unbemerkt durch die Bazars von Konstan-
tinopel,
und nicht wenig verwundert war ich,
als ich sah, daß ein Türke so galant war, ein
Taschentuch aufzunehmen, das eine Dame in unserer
Gesellschaft hatte fallen lassen. Man wird jetzt nicht
mehr durch finstere oder verächtliche Blicke belästigt;
wenn die Straße eng und die Passage gehemmt ist,
so macht der Türke in der Regel dem Europäer
Platz, wenn dieser nur einigermaßen anständig aus-
sieht. Kurz, die Türken sind jetzt Nachahmer ge-
worden, und ein gewisses Gefühl der Achtung gegen
Diejenigen, deren Sitten und Gebräuche sie sich
anzueignen bestreben, ist eine natürliche Folge davon."

"Eine der auffallendsten Resormen in die-
ser Stadt der Prädestination ist die theilweise Ein-
führung von Sanitäts = Gesetzen. Ein Beamter der
Quarantaine = Anstalt von Malta ist auf des Sul-
tans Aufforderung hierher gekommen, um das Volk
in dem zu beobachtenden Verfahren zu unterrichten.
Als wir Trebisonde verließen, hatten sich einige
Pestfälle daselbst ereignet, und ich erschrack uicht
wenig, als man uns, nach Durchsicht der Schiffs-
Papiere, die Landung verweigerte und wir so die
ersten Opfer des vorsichtigen Systems wurden, wel-
ches die Türken jetzt in Anwendung bringen."

"Bei allen Pestfällen schreitet jetzt die Polizei
ein und sendet die angesteckte Familie nach Orten
außerhalb der Stadt, welche zur Aufnahme solcher
Kranken eingerichtet sind. Die Träger, welche die
Sachen der Kranken fortschaffen, sind der unange-
nehmen Procedur unterworfen, daß sie angekleidet
ins Wasser getaucht werden."

"Bei aufmerksamer Beobachtung nimmt man
allenthalben eine große Thätigkeit und Umsicht der
Regierung wahr. Es werden Schiffe gebaut, und
fast alle öffentlichen Gebäude ausgebessert; die Sol-
daten beziehen ordentlich und regelmäßig die Wa-
chen; die Stadt = Polizei ist vortrefflich eingerichtet;
die Straßen werden rein gehalten, während in den
europäischen Quartieren von Pera und Galata
die Sinne auf jedem Schritt durch Schmutz und
Unsauberkeit beleidigt werden, weil die Gesandten
die Annahme der neuen Polizei = Einrichtungen ab-
gelehnt haben, indem sie fürchteten, dadurch unter
zu genaue Aufsicht der türkischen Behörden gestellt
zu werden. Man hört von keinen Räu ereien und
Mordthaten mehr; überall wird strenge Ordnung
beobachtet, und man hat Konstantinopel niemals
ruhiger gekannt. Dennoch behaupten die hiesigen mit
[Ende Spaltensatz]

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] den können. — Die Klapperschlangen leben von klei-
nern Säugthieren, Vögeln und Wasserthieren. Die
Weibchen gebären lebendige Junge. Die größten
trifft man in Ostindien an; die giftigsten aber, d e
unter dem Namen Schauerschlangen bekannt sind,
wohnen in den wärmern Gegenden des nördlichen
Amerika.



Türkische Reformen.
( Auszug aus dem Schreiben eines in der Türkei rei-
senden Engländers ) .

„Da ich früher schon einmal in der Türkei ge-
reist war, so befürchtete ich, wieder auf Alles Ver-
zicht leisten zu müssen, was zur Annehmlichkeit und
zur Bequemlichkeit eines Fremden beiträgt. Hierin
fand ich mich aber getäuscht. Jch wurde in der
Regel, so bald ich mich einem Dorfe näherte, von
den Vorstehern desselben empfangen, und die Türken,
die ich besuchte, erhoben sich von ihren Sitzen, um
mich zu begrüßen, eine Herablassung, zu der sich in
frühern Zeiten ihr Stolz nicht hergab. Jhr Hoch-
muth ist durch Unglück gebeugt worden, und die
frühere Rauhigkeit ihrer Sitten hat einem freund-
lichen und zuvorkommenden Betragen P atz gemacht.
Das neue Costüm ist nichts weniger als kleidsam;
in den Provinzen fand ich es ärmlich und unsauber,
hier in Konstantinopel ist es anständig. Die
Türken hatten früher eine imponirende Kleidung,
welche die Würde ihres gravitätischen und abgemes-
senen Benehmens noch vermehrte; diese hat der Sul-
tan abgeschafft, und obgleich man in Folge dieser
Veränderung eine vortheilhafte Umgestaltung ihrer
Sitten erwarten darf, so verlieren sie doch für den
Augenblick dadurch; denn da sie nicht mehr durch
ein reich verziertes und prachtvolles Kostüm unter-
stützt werden, so treten die natürlichen Mängel ihrer
Gestalt mehr hervor, und sie können nicht länger
darauf Anspruch machen, als ein schön gebautes und
kräftiges Volk bewundert zu werden.“

„Das neue Costüm ist nicht bloß von dem Mi-
litair angenommen worden; alle jungen Leute tra-
gen es, und wenn man durch die Straßen geht, so
drängt sich einem oft die Frage auf, ob die Person,
der man begegnet, ein Turke, ein Grieche oder ein
Franke sey? Einige tragen Leibröcke, weiße Bein-
kleider und europäische Schuhe. Andere eng anschlie-
ßende kurze Jacken, und diese sehen ganz aus wie
Kosaken. Die vornehmen Klassen tragen auch Hals-
binden, und da sie anfangen, sehr kritisch in Bezug
auf den Schnitt des Rockes zu werden, so haben
die europäischen und armenischen Schneider in Pera
vollauf zu thun. Alle Klassen, vom Sultan bis zum
Bettler, tragen eine rothe Mütze mit blauem Besatz.“

„Gestern sah ich den Sultan zur Moschee rei-
ten; auf seinem Wege dahin war ein Spalier von
Soldaten gezogen, die bei seinem Vorübergehen das
Gewehr präsentirten. Vor ihm her wurden zehn
Handpferde geführt, alle mit europäis hen Sätteln
und Zaumzeug versehen. Mehrere Generale und
hohe Beamten, in europäischem Costüm und mit
diamantenen Sternen auf der Brust, stiegen, als sich
der Sultan der Moschee näherte, von ihren Pfer-
den, und gingen dem Sultan zu Fuß entgegen. Er
ritt allein. Seine Kleidung bestand in weißen Ko-
sakenhosen, schwarzen Stiefeln und Spornen, einer
enganschließenden purpursammtenen Husaren = Jacke
[Spaltenumbruch] und einem dunkelblauen Militair = Mantel, dem sie
den Namen Surtout gegeben haben. Dicht hinter
ihm folgte eine Kompagnie seiner neuen Garden,
die kurze blaue Jacken und weiße Beinkleider trugen;
lauter ausgezeichnet große und schöne junge Männer;
die sich, als der Sultan vom Pferde stieg, in Reihe
und Glied stellten, und das Gewehr präsentirten.
Als er aus der Moschee zuruckkam, spielte die Mi-
litair = Musik mehrere europäische Lieder. — Jch
habe ein ganzes Regiment unter Waffen gesehen;
sie bilden drei Glieder und exerziren ganz auf fran-
zösische Weise; sie marschieren gut und haben schon
ein weit militairischeres Ansehen, als die halb dis-
ciplinirten persischen Truppen; aber es ist nicht zu
erwarten, daß sie so bald große Fortschritte machen
werden, da jedes Korps nur einen Exerziermeister
hat.“

„Die europäischen Damen gehen jetzt ungefähr-
det und unbemerkt durch die Bazars von Konstan-
tinopel,
und nicht wenig verwundert war ich,
als ich sah, daß ein Türke so galant war, ein
Taschentuch aufzunehmen, das eine Dame in unserer
Gesellschaft hatte fallen lassen. Man wird jetzt nicht
mehr durch finstere oder verächtliche Blicke belästigt;
wenn die Straße eng und die Passage gehemmt ist,
so macht der Türke in der Regel dem Europäer
Platz, wenn dieser nur einigermaßen anständig aus-
sieht. Kurz, die Türken sind jetzt Nachahmer ge-
worden, und ein gewisses Gefühl der Achtung gegen
Diejenigen, deren Sitten und Gebräuche sie sich
anzueignen bestreben, ist eine natürliche Folge davon.“

„Eine der auffallendsten Resormen in die-
ser Stadt der Prädestination ist die theilweise Ein-
führung von Sanitäts = Gesetzen. Ein Beamter der
Quarantaine = Anstalt von Malta ist auf des Sul-
tans Aufforderung hierher gekommen, um das Volk
in dem zu beobachtenden Verfahren zu unterrichten.
Als wir Trebisonde verließen, hatten sich einige
Pestfälle daselbst ereignet, und ich erschrack uicht
wenig, als man uns, nach Durchsicht der Schiffs-
Papiere, die Landung verweigerte und wir so die
ersten Opfer des vorsichtigen Systems wurden, wel-
ches die Türken jetzt in Anwendung bringen.“

„Bei allen Pestfällen schreitet jetzt die Polizei
ein und sendet die angesteckte Familie nach Orten
außerhalb der Stadt, welche zur Aufnahme solcher
Kranken eingerichtet sind. Die Träger, welche die
Sachen der Kranken fortschaffen, sind der unange-
nehmen Procedur unterworfen, daß sie angekleidet
ins Wasser getaucht werden.“

„Bei aufmerksamer Beobachtung nimmt man
allenthalben eine große Thätigkeit und Umsicht der
Regierung wahr. Es werden Schiffe gebaut, und
fast alle öffentlichen Gebäude ausgebessert; die Sol-
daten beziehen ordentlich und regelmäßig die Wa-
chen; die Stadt = Polizei ist vortrefflich eingerichtet;
die Straßen werden rein gehalten, während in den
europäischen Quartieren von Pera und Galata
die Sinne auf jedem Schritt durch Schmutz und
Unsauberkeit beleidigt werden, weil die Gesandten
die Annahme der neuen Polizei = Einrichtungen ab-
gelehnt haben, indem sie fürchteten, dadurch unter
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[Ende Spaltensatz]

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Die Türken hatten früher eine imponirende Kleidung, welche die Würde ihres gravitätischen und abgemes- senen Benehmens noch vermehrte; diese hat der Sul- tan abgeschafft, und obgleich man in Folge dieser Veränderung eine vortheilhafte Umgestaltung ihrer Sitten erwarten darf, so verlieren sie doch für den Augenblick dadurch; denn da sie nicht mehr durch ein reich verziertes und prachtvolles Kostüm unter- stützt werden, so treten die natürlichen Mängel ihrer Gestalt mehr hervor, und sie können nicht länger darauf Anspruch machen, als ein schön gebautes und kräftiges Volk bewundert zu werden.“ „Das neue Costüm ist nicht bloß von dem Mi- litair angenommen worden; alle jungen Leute tra- gen es, und wenn man durch die Straßen geht, so drängt sich einem oft die Frage auf, ob die Person, der man begegnet, ein Turke, ein Grieche oder ein Franke sey? Einige tragen Leibröcke, weiße Bein- kleider und europäische Schuhe. 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Kurz, die Türken sind jetzt Nachahmer ge- worden, und ein gewisses Gefühl der Achtung gegen Diejenigen, deren Sitten und Gebräuche sie sich anzueignen bestreben, ist eine natürliche Folge davon.“ „Eine der auffallendsten Resormen in die- ser Stadt der Prädestination ist die theilweise Ein- führung von Sanitäts = Gesetzen. Ein Beamter der Quarantaine = Anstalt von Malta ist auf des Sul- tans Aufforderung hierher gekommen, um das Volk in dem zu beobachtenden Verfahren zu unterrichten. Als wir Trebisonde verließen, hatten sich einige Pestfälle daselbst ereignet, und ich erschrack uicht wenig, als man uns, nach Durchsicht der Schiffs- Papiere, die Landung verweigerte und wir so die ersten Opfer des vorsichtigen Systems wurden, wel- ches die Türken jetzt in Anwendung bringen.“ „Bei allen Pestfällen schreitet jetzt die Polizei ein und sendet die angesteckte Familie nach Orten außerhalb der Stadt, welche zur Aufnahme solcher Kranken eingerichtet sind. 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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 9. Prag, 1836, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama09_1836/2>, abgerufen am 24.11.2024.