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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 4. Prag, 1835.

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Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] trockneten die Bäche und Flüsse so aus, daß man
Trinkwasser nur für Geld erhalten konnte; ja, es
entzündeten sich verschiedene Wälder, so, daß der
Böhmerwald 4 Wochen, und der Harzwald auf 4
Meilen Wegs brannten, welchem Uebel durch Holz-
fällen und Ziehung großer Gräben gewehrt wurde.
Die Bäume blühten auf's Neue im Oktober, und die
Aepfel und Birnen wurden so groß, als eine wäl-
sche Nuß, ehe der Winter eintrat.

Jm Jahre 1509 war der Sommer so trocken,
daß die Elbe und andere Gewässer so niedrig stan-
den, daß man an vielen Orten durchgehen konnte.

Jm Jahre 1557 war ein so warmer Sommer
und Herbst, daß im September und Oktober die
Bäume und Kräuter abermals blühten; daher
man zum zweiten Male Rosen und reife Erdbeeren
haben konnte.

Jm Jahre 1577 war ein so warmer Frühling,
daß vor Ostern alle Obstbäume abgeblüht hatten.



    W.
Der brasilische Pflanzer.

Die Nähe einer Stadt, ein guter Boden, eine
leichte Verbindung zu Wasser und zu Lande, dieß
bestimmt die Wahl des Pflanzers, der einen Theil
des vielen unangebauten Landes zu seinem Eigen-
thum machen will.

Er hat sich die Lage ausersehen; sogleich gibt
er bei dem Statthalter die gehörige Bittschrift ein.
Der Wunsch der Regierung unterstützt sein Gesuch;
man überläßt ihm eine bis anderthalb Quadrat-
Legua, zuweilen auch mehr, er bezahlt nichts als
die Ausfertigung. Jetzt eilt er die nöthigen Neger
zu kaufen, versieht sich mit Geräthschaften, Maul-
thieren und Lebensmitteln, und nimmt von seinem
Grundstücke Besitz, das in der Regel aus lauter
[unleserliches Material - 7 Zeichen fehlen]Waldung besteht.

Das erste ist jetzt die Errichtung von Hütten,
die auf vier Pfählen stehen, oder von sogenannten
Ranchos. Hierauf geht es an die Ausrottung, nach
Verhältniß des möglichen Anbaues, versteht sich.
Dieß muß mit gehöriger Vorsicht geschehen. Sind
die Bäume ungehauen, so werden sie angesteckt. Je
schneller, je vollkommener sie verbrennen, desto
besser; je langsamer und unvollkommener, desto
schlimmer; daher keine Ausrottung während der
Regenzeit.

Jst nun der Boden rein, so wird ein Theil des
Landes aufgehackt, und mit Mais, Bohnen und an-
dern Hülsenfrüchten belegt. Ein anderer Theil
wird sorgfältiger umgegraben und zum Maniok be-
stimmt. So ist für den Unterhalt der ganzen Fa-
milie gesorgt. Auch Kürbisse werden gezogen, weil
man sie häufig zum Pferdefutter braucht.

Jetzt erst denkt der Pflanzer an den Zucker-
und Kaffee= an den Baumwollen= und Jndigo=Bau.
Zu gleicher Zeit errichtet er Wohnungen, und fängt
seinen Viehstand an. Auch eröffnet er Verbindungen
mit der Stadt, benutzt die Fischerei u. s. w., kurz
erweitert seinen Kreis nach Möglichkeit. Mancher
dieser Pflanzer fängt mit zehn Negern an, und be-
sitzt am Ende zehnmal so viel.     D. B.



Weiblicher Heroismus.

Henriette Ackland, Gattin eines brittischen
Majors, geleitete denselben 1776 während des Krie-
ges zwischen England und den nordamerikanischen
[Spaltenumbruch] Kolonien nach Kanada. Die Pflicht führte den
Gatten in Gefechte und Schlachten, ließ ihn tau-
sendfache Mühseligkeiten und Gefahren bestehen; über-
all hin aber folgte ihm sein getreues Weib ohne Zagen,
ohne Erschöpfung, ohne Klage. So sehr er auch
bat, so lebendig er ihr die Gefahren der Märsche,
Ueberfälle und Gefechte schilderte; sie wich nicht
von seiner Seite! Wenn Alles den ungeheuern An-
strengungen erlag, schien nur sie den Muth nicht
verloren zu haben; sie erheiterte und liebkos'te ihren
Gemahl, fühlte keine Beschwerde, kannte keine Furcht,
war nie arm an Trost. Als er später dennoch von
ihr getrennt und verwundet worden war, folgte sie ihm
mit Lebensgefahr durch die schwärmenden feindlichen
Haufen, und fand ihre Beseligung darin, seine Wunde
zu heilen. Selbst im Getümmel der Schlacht ver-
ließ sie ihn nicht, das Gräßliche einer solchen Szene
erblickte sie ganz in der Nähe; sie hörte die Todes-
botschaften mehrerer anderer Offiziere, die mit ihm
fochten; sie bebte bei dem Donner eines jeden Geschützes
und zitterte für sein Leben; aber sie wich und wankte
nicht, um dem im Leben und Sterben nahe zu seyn,
der ihr das Theuerste auf Erden war. Endlich
kam die Nachricht, daß die englische Armee geschla-
gen, ihr Gatte schwer verwundet und gefangen sey.
Mit einigen Offiziersfrauen, die ein gleicher Muth
beseelte, und deren Männer man zu den Gefallenen
zählte, durchwandelte sie muthig und unerschrocken das
Schlachtfeld, besichtigte die Todten und Verwunde-
ten. Sie schickte hier auf an den General Burgoyne
einen Brief, worin sie ihn um die Erlaubniß bat,
in das feindliche Lager gehen und das Loos ihres
Gatten theilen zu dürfen. Der General, erstaunt
über ihre Hochherzigkeit, gestattete ihr dieses, und
versah sie mit einem Schreiben an den amerikani-
schen General Gates, dessen Edelmuthe er sie
empfahl. Ohne Erfrischung, ohne warme Bekleidung,
nur von zwei treuen Dienern begleitet, suchte sie
die feindliche Armee auf, Tag und Nacht brachte
sie in einem offenen Boote, von Kälte durchschauert,
vom Regen durchnäßt, auf dem Wasser zu, in steter
Gefahr, von den feindlichen Patrouillen erschossen
zu werden. Erst bei Anbruch des Tages, nach
einer schrecklich durchwachten Nacht, wurde ihr die
Erlaubniß des Generals Gates zu Theil, der sie
sehr menschenfreundlich aufnahm, und zu ihrem Gat-
ten geleitete. Jn seinen Armen vergaß sie die aus-
gestandenen Mühseligkeiten und Entbehrungen; sie
wurde ihm wieder der tröstende Engel, die sorg-
samste Pflegerin. Noch oft setzte das Geschick ihre
Standhaftigkeit, ihren Muth und ihre Ausdauer
auf die Probe, bis sie mit ihrem Gatten und ihren
Kindern nach England zurückkehrte, wo sie im
Schooße der Ruhe, nach den Stürmen eines eben
so bewegten als gefahrvollen Daseyns, nur ihrer
Liebe und den häuslichen Pflichten lebte. D. H.



Die Engländer in Ostindien.

Die europäischen ( englischen ) Truppen haben
in Ostindien kein angenehmes Leben, woran am
meisten das heiße Klima schuld ist. Viele Monate
müssen sie wie in Gefangenschaft und Müßigang
zubringen, denn ihre Paraden finden nur sehr früh
Morgens Statt, und nach dem Exerziren müssen sie
in ihren Kasernen bleiben. Es ist strenge verboten,
ohne Sonnenschirm sich ins Freie zu begeben, und
daher nichts Seltenes einen gemeinen Soldaten zu
[Ende Spaltensatz]

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] trockneten die Bäche und Flüsse so aus, daß man
Trinkwasser nur für Geld erhalten konnte; ja, es
entzündeten sich verschiedene Wälder, so, daß der
Böhmerwald 4 Wochen, und der Harzwald auf 4
Meilen Wegs brannten, welchem Uebel durch Holz-
fällen und Ziehung großer Gräben gewehrt wurde.
Die Bäume blühten auf's Neue im Oktober, und die
Aepfel und Birnen wurden so groß, als eine wäl-
sche Nuß, ehe der Winter eintrat.

Jm Jahre 1509 war der Sommer so trocken,
daß die Elbe und andere Gewässer so niedrig stan-
den, daß man an vielen Orten durchgehen konnte.

Jm Jahre 1557 war ein so warmer Sommer
und Herbst, daß im September und Oktober die
Bäume und Kräuter abermals blühten; daher
man zum zweiten Male Rosen und reife Erdbeeren
haben konnte.

Jm Jahre 1577 war ein so warmer Frühling,
daß vor Ostern alle Obstbäume abgeblüht hatten.



    W.
Der brasilische Pflanzer.

Die Nähe einer Stadt, ein guter Boden, eine
leichte Verbindung zu Wasser und zu Lande, dieß
bestimmt die Wahl des Pflanzers, der einen Theil
des vielen unangebauten Landes zu seinem Eigen-
thum machen will.

Er hat sich die Lage ausersehen; sogleich gibt
er bei dem Statthalter die gehörige Bittschrift ein.
Der Wunsch der Regierung unterstützt sein Gesuch;
man überläßt ihm eine bis anderthalb Quadrat-
Legua, zuweilen auch mehr, er bezahlt nichts als
die Ausfertigung. Jetzt eilt er die nöthigen Neger
zu kaufen, versieht sich mit Geräthschaften, Maul-
thieren und Lebensmitteln, und nimmt von seinem
Grundstücke Besitz, das in der Regel aus lauter
[unleserliches Material – 7 Zeichen fehlen]Waldung besteht.

Das erste ist jetzt die Errichtung von Hütten,
die auf vier Pfählen stehen, oder von sogenannten
Ranchos. Hierauf geht es an die Ausrottung, nach
Verhältniß des möglichen Anbaues, versteht sich.
Dieß muß mit gehöriger Vorsicht geschehen. Sind
die Bäume ungehauen, so werden sie angesteckt. Je
schneller, je vollkommener sie verbrennen, desto
besser; je langsamer und unvollkommener, desto
schlimmer; daher keine Ausrottung während der
Regenzeit.

Jst nun der Boden rein, so wird ein Theil des
Landes aufgehackt, und mit Mais, Bohnen und an-
dern Hülsenfrüchten belegt. Ein anderer Theil
wird sorgfältiger umgegraben und zum Maniok be-
stimmt. So ist für den Unterhalt der ganzen Fa-
milie gesorgt. Auch Kürbisse werden gezogen, weil
man sie häufig zum Pferdefutter braucht.

Jetzt erst denkt der Pflanzer an den Zucker-
und Kaffee= an den Baumwollen= und Jndigo=Bau.
Zu gleicher Zeit errichtet er Wohnungen, und fängt
seinen Viehstand an. Auch eröffnet er Verbindungen
mit der Stadt, benutzt die Fischerei u. s. w., kurz
erweitert seinen Kreis nach Möglichkeit. Mancher
dieser Pflanzer fängt mit zehn Negern an, und be-
sitzt am Ende zehnmal so viel.     D. B.



Weiblicher Heroismus.

Henriette Ackland, Gattin eines brittischen
Majors, geleitete denselben 1776 während des Krie-
ges zwischen England und den nordamerikanischen
[Spaltenumbruch] Kolonien nach Kanada. Die Pflicht führte den
Gatten in Gefechte und Schlachten, ließ ihn tau-
sendfache Mühseligkeiten und Gefahren bestehen; über-
all hin aber folgte ihm sein getreues Weib ohne Zagen,
ohne Erschöpfung, ohne Klage. So sehr er auch
bat, so lebendig er ihr die Gefahren der Märsche,
Ueberfälle und Gefechte schilderte; sie wich nicht
von seiner Seite! Wenn Alles den ungeheuern An-
strengungen erlag, schien nur sie den Muth nicht
verloren zu haben; sie erheiterte und liebkos'te ihren
Gemahl, fühlte keine Beschwerde, kannte keine Furcht,
war nie arm an Trost. Als er später dennoch von
ihr getrennt und verwundet worden war, folgte sie ihm
mit Lebensgefahr durch die schwärmenden feindlichen
Haufen, und fand ihre Beseligung darin, seine Wunde
zu heilen. Selbst im Getümmel der Schlacht ver-
ließ sie ihn nicht, das Gräßliche einer solchen Szene
erblickte sie ganz in der Nähe; sie hörte die Todes-
botschaften mehrerer anderer Offiziere, die mit ihm
fochten; sie bebte bei dem Donner eines jeden Geschützes
und zitterte für sein Leben; aber sie wich und wankte
nicht, um dem im Leben und Sterben nahe zu seyn,
der ihr das Theuerste auf Erden war. Endlich
kam die Nachricht, daß die englische Armee geschla-
gen, ihr Gatte schwer verwundet und gefangen sey.
Mit einigen Offiziersfrauen, die ein gleicher Muth
beseelte, und deren Männer man zu den Gefallenen
zählte, durchwandelte sie muthig und unerschrocken das
Schlachtfeld, besichtigte die Todten und Verwunde-
ten. Sie schickte hier auf an den General Burgoyne
einen Brief, worin sie ihn um die Erlaubniß bat,
in das feindliche Lager gehen und das Loos ihres
Gatten theilen zu dürfen. Der General, erstaunt
über ihre Hochherzigkeit, gestattete ihr dieses, und
versah sie mit einem Schreiben an den amerikani-
schen General Gates, dessen Edelmuthe er sie
empfahl. Ohne Erfrischung, ohne warme Bekleidung,
nur von zwei treuen Dienern begleitet, suchte sie
die feindliche Armee auf, Tag und Nacht brachte
sie in einem offenen Boote, von Kälte durchschauert,
vom Regen durchnäßt, auf dem Wasser zu, in steter
Gefahr, von den feindlichen Patrouillen erschossen
zu werden. Erst bei Anbruch des Tages, nach
einer schrecklich durchwachten Nacht, wurde ihr die
Erlaubniß des Generals Gates zu Theil, der sie
sehr menschenfreundlich aufnahm, und zu ihrem Gat-
ten geleitete. Jn seinen Armen vergaß sie die aus-
gestandenen Mühseligkeiten und Entbehrungen; sie
wurde ihm wieder der tröstende Engel, die sorg-
samste Pflegerin. Noch oft setzte das Geschick ihre
Standhaftigkeit, ihren Muth und ihre Ausdauer
auf die Probe, bis sie mit ihrem Gatten und ihren
Kindern nach England zurückkehrte, wo sie im
Schooße der Ruhe, nach den Stürmen eines eben
so bewegten als gefahrvollen Daseyns, nur ihrer
Liebe und den häuslichen Pflichten lebte. D. H.



Die Engländer in Ostindien.

Die europäischen ( englischen ) Truppen haben
in Ostindien kein angenehmes Leben, woran am
meisten das heiße Klima schuld ist. Viele Monate
müssen sie wie in Gefangenschaft und Müßigang
zubringen, denn ihre Paraden finden nur sehr früh
Morgens Statt, und nach dem Exerziren müssen sie
in ihren Kasernen bleiben. Es ist strenge verboten,
ohne Sonnenschirm sich ins Freie zu begeben, und
daher nichts Seltenes einen gemeinen Soldaten zu
[Ende Spaltensatz]

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Die Nähe einer Stadt, ein guter Boden, eine leichte Verbindung zu Wasser und zu Lande, dieß bestimmt die Wahl des Pflanzers, der einen Theil des vielen unangebauten Landes zu seinem Eigen- thum machen will. Er hat sich die Lage ausersehen; sogleich gibt er bei dem Statthalter die gehörige Bittschrift ein. Der Wunsch der Regierung unterstützt sein Gesuch; man überläßt ihm eine bis anderthalb Quadrat- Legua, zuweilen auch mehr, er bezahlt nichts als die Ausfertigung. Jetzt eilt er die nöthigen Neger zu kaufen, versieht sich mit Geräthschaften, Maul- thieren und Lebensmitteln, und nimmt von seinem Grundstücke Besitz, das in der Regel aus lauter _______Waldung besteht. Das erste ist jetzt die Errichtung von Hütten, die auf vier Pfählen stehen, oder von sogenannten Ranchos. Hierauf geht es an die Ausrottung, nach Verhältniß des möglichen Anbaues, versteht sich. Dieß muß mit gehöriger Vorsicht geschehen. Sind die Bäume ungehauen, so werden sie angesteckt. Je schneller, je vollkommener sie verbrennen, desto besser; je langsamer und unvollkommener, desto schlimmer; daher keine Ausrottung während der Regenzeit. Jst nun der Boden rein, so wird ein Theil des Landes aufgehackt, und mit Mais, Bohnen und an- dern Hülsenfrüchten belegt. Ein anderer Theil wird sorgfältiger umgegraben und zum Maniok be- stimmt. So ist für den Unterhalt der ganzen Fa- milie gesorgt. Auch Kürbisse werden gezogen, weil man sie häufig zum Pferdefutter braucht. Jetzt erst denkt der Pflanzer an den Zucker- und Kaffee= an den Baumwollen= und Jndigo=Bau. Zu gleicher Zeit errichtet er Wohnungen, und fängt seinen Viehstand an. Auch eröffnet er Verbindungen mit der Stadt, benutzt die Fischerei u. s. w., kurz erweitert seinen Kreis nach Möglichkeit. Mancher dieser Pflanzer fängt mit zehn Negern an, und be- sitzt am Ende zehnmal so viel. D. B. Weiblicher Heroismus. Henriette Ackland, Gattin eines brittischen Majors, geleitete denselben 1776 während des Krie- ges zwischen England und den nordamerikanischen Kolonien nach Kanada. Die Pflicht führte den Gatten in Gefechte und Schlachten, ließ ihn tau- sendfache Mühseligkeiten und Gefahren bestehen; über- all hin aber folgte ihm sein getreues Weib ohne Zagen, ohne Erschöpfung, ohne Klage. So sehr er auch bat, so lebendig er ihr die Gefahren der Märsche, Ueberfälle und Gefechte schilderte; sie wich nicht von seiner Seite! Wenn Alles den ungeheuern An- strengungen erlag, schien nur sie den Muth nicht verloren zu haben; sie erheiterte und liebkos'te ihren Gemahl, fühlte keine Beschwerde, kannte keine Furcht, war nie arm an Trost. Als er später dennoch von ihr getrennt und verwundet worden war, folgte sie ihm mit Lebensgefahr durch die schwärmenden feindlichen Haufen, und fand ihre Beseligung darin, seine Wunde zu heilen. 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Der General, erstaunt über ihre Hochherzigkeit, gestattete ihr dieses, und versah sie mit einem Schreiben an den amerikani- schen General Gates, dessen Edelmuthe er sie empfahl. Ohne Erfrischung, ohne warme Bekleidung, nur von zwei treuen Dienern begleitet, suchte sie die feindliche Armee auf, Tag und Nacht brachte sie in einem offenen Boote, von Kälte durchschauert, vom Regen durchnäßt, auf dem Wasser zu, in steter Gefahr, von den feindlichen Patrouillen erschossen zu werden. Erst bei Anbruch des Tages, nach einer schrecklich durchwachten Nacht, wurde ihr die Erlaubniß des Generals Gates zu Theil, der sie sehr menschenfreundlich aufnahm, und zu ihrem Gat- ten geleitete. Jn seinen Armen vergaß sie die aus- gestandenen Mühseligkeiten und Entbehrungen; sie wurde ihm wieder der tröstende Engel, die sorg- samste Pflegerin. Noch oft setzte das Geschick ihre Standhaftigkeit, ihren Muth und ihre Ausdauer auf die Probe, bis sie mit ihrem Gatten und ihren Kindern nach England zurückkehrte, wo sie im Schooße der Ruhe, nach den Stürmen eines eben so bewegten als gefahrvollen Daseyns, nur ihrer Liebe und den häuslichen Pflichten lebte. D. H. Die Engländer in Ostindien. Die europäischen ( englischen ) Truppen haben in Ostindien kein angenehmes Leben, woran am meisten das heiße Klima schuld ist. Viele Monate müssen sie wie in Gefangenschaft und Müßigang zubringen, denn ihre Paraden finden nur sehr früh Morgens Statt, und nach dem Exerziren müssen sie in ihren Kasernen bleiben. Es ist strenge verboten, ohne Sonnenschirm sich ins Freie zu begeben, und daher nichts Seltenes einen gemeinen Soldaten zu

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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 4. Prag, 1835, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama04_1835/6>, abgerufen am 06.06.2024.