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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 4. Prag, 1835.

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Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] die Füße naß zu machen, über dieselben hinsteigen
könne.

Die Vorstadt Dschulfa liegt ungefähr 300
Schritte von der Brücke entfernt; sie ist von Nor-
den nach Süden bei einer halben Stunde lang, und
von Osten nach Westen eine Viertel Stunde breit.
Die Straßen sind sehr breit, und die Häuser eben
so hübsch als bequem; sie haben beinahe alle Gär-
ten, die, so wie die Stadt, durch Wasser aus dem
Zenderut bewässert werden.

Diese Vorstadt hat zwar an ihren Gebäuden
nicht viel gelitten, desto mehr aber an ihrer Bevöl-
kerung und an der Wohlhabenheit ihrer Einwohner;
ihre Zahl belief sich ehemals auf 12,000, zu Oli-
viers
Zeiten nur noch auf 800 Seelen. Hier
wurde ehemals ein ungemein wichtiger, äußerst
ausgedehnter und sehr einträglicher Handel mit der
Türkei, mit Rußland, mit Hindostan, und mit allen
andern Teilen von Asien getrieben, jetzt ist derselbe
beinahe auf nichts herabgesunken. Die reichsten Ar-
menier sind in den letzten Jahren von Nadirs
Regierung aus ihrer Vaterstadt entflohen; viele sind
auch in den Unruhen nach Adels und Jbrahims
Tode von den Soldaten ermordet worden; alle Zu-
rückgebliebenen sind so oft geplündert, so oft von
allen Partheien gebrandschatzt worden, daß am Ende
ihr Vermögen ganz aufgegangen ist. Doch sieht man
in der Vorstadt noch 14 armenische Kirchen.

Der Garten Azer = Gerib, an welchem sich
die schöne Allee von Tschar=Bag endigt, liegt auf
der Ostseite von Dschulfa; er ist ungefähr eine
halbe Stunde groß. Da der Boden, auf welchem
dieser Garten liegt, etwas abhängig ist, so werden
die Gartenländer von nicht gar hohen Mauern
unterstützt. Man findet hier zwölf Terassen, die
alle mit Obstbäumen besetzt sind. Sehr schöne Trep-
pen oder auch sanft abhängige Auffahrten führen
von der einen zur andern. Man sieht jetzt überall
in diesem Garten mehr oder weniger beschädigte
Kanäle, Wasserbecken und Springbrunnen. Vormals
[Spaltenumbruch] waren hier mehrere ungemein schöne Gartenhäuser;
Olivier sah aber nur noch eines, das sehr übel
zugerichtet war. Azar = Gerib war immer, und
ist es nach den Umständen noch, zu der Anpflan-
zung der köstlichen Früchte Persiens bestimmt; unter
den Sofis mußte hier alles, was es in dieser Art
Köstliches und Seltenes gibt, im reichsten Ueberfluße
beisammen seyn. Jede Terasse ist in viele Qua-
drate abgetheilt; in deren jedem bloß einerlei Bäu-
me stehen, die ins Gefünfte ( einer in der Mitte,
und die Uebrigen jeder an der Ecke des Vierecks )
gepflanzt sind. Man kennt in diesem Lande die
Kunst nicht, die Bäume in Spalier, Kontrespalier,
Fächer= und Spinnrockenform u. s. w. zu ziehen,
da die Hitze immer kräftig genug ist, um allen
Baumfrüchten, die man hier bauet, den erforderli-
chen Grad von Reife und alle Schmackhaftigkeit zu
geben, deren sie fähig sind, ohne daß man zu Kunst-
mitteln seine Zuflucht zu nehmen nöthig hat.

Die Umgebungen von Jspahan scheinen noch
mehr gelitten zu haben, als die Stadt selbst. Nach
Chardin zählte man zu seiner Zeit auf 6 Meilen
im Umkreise um die Stadt her, 1500 Dörfer, in
welchen man prächtige Palläste, sehr schöne Land-
häuser, und große, geschmackvoll angelegte Gärten
sah; von allen diesen ist nun nichts mehr vorhan-
den. Die Lustschlösser und Landhäuser, welche einst
die ländliche Gegend zierten, sind verschwunden, und
die Dörfer, welche den Reichthum derselben aus-
machten, sind alle zerstört; kaum sind noch auf den
Trümmern einiger derselben elende Hütten erbaut, in
welchen die Ackersleute in kaum hinreichender Zahl
wohnen, welche die Stadt mit Lebensmitteln versehen.

Dennoch ist noch jetzt das Gebiet von Jspa-
han
eines der fruchtbarsten, ergiebigsten und best-
angebauten Bezirke des Landes; und das Klima
dieser Gegend ist eins der gemäßigsten und gesün-
desten in Persien. Der Winter fängt selten früher
als im Januar an, und die Hitze wird nur im Ju-
lius und August empfindlich.     C. R.

[Ende Spaltensatz] [Abbildung] ( Ansicht eines Lusthauses in Jspahan. )

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] die Füße naß zu machen, über dieselben hinsteigen
könne.

Die Vorstadt Dschulfa liegt ungefähr 300
Schritte von der Brücke entfernt; sie ist von Nor-
den nach Süden bei einer halben Stunde lang, und
von Osten nach Westen eine Viertel Stunde breit.
Die Straßen sind sehr breit, und die Häuser eben
so hübsch als bequem; sie haben beinahe alle Gär-
ten, die, so wie die Stadt, durch Wasser aus dem
Zenderut bewässert werden.

Diese Vorstadt hat zwar an ihren Gebäuden
nicht viel gelitten, desto mehr aber an ihrer Bevöl-
kerung und an der Wohlhabenheit ihrer Einwohner;
ihre Zahl belief sich ehemals auf 12,000, zu Oli-
viers
Zeiten nur noch auf 800 Seelen. Hier
wurde ehemals ein ungemein wichtiger, äußerst
ausgedehnter und sehr einträglicher Handel mit der
Türkei, mit Rußland, mit Hindostan, und mit allen
andern Teilen von Asien getrieben, jetzt ist derselbe
beinahe auf nichts herabgesunken. Die reichsten Ar-
menier sind in den letzten Jahren von Nadirs
Regierung aus ihrer Vaterstadt entflohen; viele sind
auch in den Unruhen nach Adels und Jbrahims
Tode von den Soldaten ermordet worden; alle Zu-
rückgebliebenen sind so oft geplündert, so oft von
allen Partheien gebrandschatzt worden, daß am Ende
ihr Vermögen ganz aufgegangen ist. Doch sieht man
in der Vorstadt noch 14 armenische Kirchen.

Der Garten Azer = Gerib, an welchem sich
die schöne Allee von Tschar=Bag endigt, liegt auf
der Ostseite von Dschulfa; er ist ungefähr eine
halbe Stunde groß. Da der Boden, auf welchem
dieser Garten liegt, etwas abhängig ist, so werden
die Gartenländer von nicht gar hohen Mauern
unterstützt. Man findet hier zwölf Terassen, die
alle mit Obstbäumen besetzt sind. Sehr schöne Trep-
pen oder auch sanft abhängige Auffahrten führen
von der einen zur andern. Man sieht jetzt überall
in diesem Garten mehr oder weniger beschädigte
Kanäle, Wasserbecken und Springbrunnen. Vormals
[Spaltenumbruch] waren hier mehrere ungemein schöne Gartenhäuser;
Olivier sah aber nur noch eines, das sehr übel
zugerichtet war. Azar = Gerib war immer, und
ist es nach den Umständen noch, zu der Anpflan-
zung der köstlichen Früchte Persiens bestimmt; unter
den Sofis mußte hier alles, was es in dieser Art
Köstliches und Seltenes gibt, im reichsten Ueberfluße
beisammen seyn. Jede Terasse ist in viele Qua-
drate abgetheilt; in deren jedem bloß einerlei Bäu-
me stehen, die ins Gefünfte ( einer in der Mitte,
und die Uebrigen jeder an der Ecke des Vierecks )
gepflanzt sind. Man kennt in diesem Lande die
Kunst nicht, die Bäume in Spalier, Kontrespalier,
Fächer= und Spinnrockenform u. s. w. zu ziehen,
da die Hitze immer kräftig genug ist, um allen
Baumfrüchten, die man hier bauet, den erforderli-
chen Grad von Reife und alle Schmackhaftigkeit zu
geben, deren sie fähig sind, ohne daß man zu Kunst-
mitteln seine Zuflucht zu nehmen nöthig hat.

Die Umgebungen von Jspahan scheinen noch
mehr gelitten zu haben, als die Stadt selbst. Nach
Chardin zählte man zu seiner Zeit auf 6 Meilen
im Umkreise um die Stadt her, 1500 Dörfer, in
welchen man prächtige Palläste, sehr schöne Land-
häuser, und große, geschmackvoll angelegte Gärten
sah; von allen diesen ist nun nichts mehr vorhan-
den. Die Lustschlösser und Landhäuser, welche einst
die ländliche Gegend zierten, sind verschwunden, und
die Dörfer, welche den Reichthum derselben aus-
machten, sind alle zerstört; kaum sind noch auf den
Trümmern einiger derselben elende Hütten erbaut, in
welchen die Ackersleute in kaum hinreichender Zahl
wohnen, welche die Stadt mit Lebensmitteln versehen.

Dennoch ist noch jetzt das Gebiet von Jspa-
han
eines der fruchtbarsten, ergiebigsten und best-
angebauten Bezirke des Landes; und das Klima
dieser Gegend ist eins der gemäßigsten und gesün-
desten in Persien. Der Winter fängt selten früher
als im Januar an, und die Hitze wird nur im Ju-
lius und August empfindlich.     C. R.

[Ende Spaltensatz] [Abbildung] ( Ansicht eines Lusthauses in Jspahan. )
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[28/0004] Panorama des Universums. die Füße naß zu machen, über dieselben hinsteigen könne. Die Vorstadt Dschulfa liegt ungefähr 300 Schritte von der Brücke entfernt; sie ist von Nor- den nach Süden bei einer halben Stunde lang, und von Osten nach Westen eine Viertel Stunde breit. Die Straßen sind sehr breit, und die Häuser eben so hübsch als bequem; sie haben beinahe alle Gär- ten, die, so wie die Stadt, durch Wasser aus dem Zenderut bewässert werden. Diese Vorstadt hat zwar an ihren Gebäuden nicht viel gelitten, desto mehr aber an ihrer Bevöl- kerung und an der Wohlhabenheit ihrer Einwohner; ihre Zahl belief sich ehemals auf 12,000, zu Oli- viers Zeiten nur noch auf 800 Seelen. Hier wurde ehemals ein ungemein wichtiger, äußerst ausgedehnter und sehr einträglicher Handel mit der Türkei, mit Rußland, mit Hindostan, und mit allen andern Teilen von Asien getrieben, jetzt ist derselbe beinahe auf nichts herabgesunken. Die reichsten Ar- menier sind in den letzten Jahren von Nadirs Regierung aus ihrer Vaterstadt entflohen; viele sind auch in den Unruhen nach Adels und Jbrahims Tode von den Soldaten ermordet worden; alle Zu- rückgebliebenen sind so oft geplündert, so oft von allen Partheien gebrandschatzt worden, daß am Ende ihr Vermögen ganz aufgegangen ist. Doch sieht man in der Vorstadt noch 14 armenische Kirchen. Der Garten Azer = Gerib, an welchem sich die schöne Allee von Tschar=Bag endigt, liegt auf der Ostseite von Dschulfa; er ist ungefähr eine halbe Stunde groß. Da der Boden, auf welchem dieser Garten liegt, etwas abhängig ist, so werden die Gartenländer von nicht gar hohen Mauern unterstützt. Man findet hier zwölf Terassen, die alle mit Obstbäumen besetzt sind. Sehr schöne Trep- pen oder auch sanft abhängige Auffahrten führen von der einen zur andern. Man sieht jetzt überall in diesem Garten mehr oder weniger beschädigte Kanäle, Wasserbecken und Springbrunnen. Vormals waren hier mehrere ungemein schöne Gartenhäuser; Olivier sah aber nur noch eines, das sehr übel zugerichtet war. Azar = Gerib war immer, und ist es nach den Umständen noch, zu der Anpflan- zung der köstlichen Früchte Persiens bestimmt; unter den Sofis mußte hier alles, was es in dieser Art Köstliches und Seltenes gibt, im reichsten Ueberfluße beisammen seyn. Jede Terasse ist in viele Qua- drate abgetheilt; in deren jedem bloß einerlei Bäu- me stehen, die ins Gefünfte ( einer in der Mitte, und die Uebrigen jeder an der Ecke des Vierecks ) gepflanzt sind. Man kennt in diesem Lande die Kunst nicht, die Bäume in Spalier, Kontrespalier, Fächer= und Spinnrockenform u. s. w. zu ziehen, da die Hitze immer kräftig genug ist, um allen Baumfrüchten, die man hier bauet, den erforderli- chen Grad von Reife und alle Schmackhaftigkeit zu geben, deren sie fähig sind, ohne daß man zu Kunst- mitteln seine Zuflucht zu nehmen nöthig hat. Die Umgebungen von Jspahan scheinen noch mehr gelitten zu haben, als die Stadt selbst. Nach Chardin zählte man zu seiner Zeit auf 6 Meilen im Umkreise um die Stadt her, 1500 Dörfer, in welchen man prächtige Palläste, sehr schöne Land- häuser, und große, geschmackvoll angelegte Gärten sah; von allen diesen ist nun nichts mehr vorhan- den. Die Lustschlösser und Landhäuser, welche einst die ländliche Gegend zierten, sind verschwunden, und die Dörfer, welche den Reichthum derselben aus- machten, sind alle zerstört; kaum sind noch auf den Trümmern einiger derselben elende Hütten erbaut, in welchen die Ackersleute in kaum hinreichender Zahl wohnen, welche die Stadt mit Lebensmitteln versehen. Dennoch ist noch jetzt das Gebiet von Jspa- han eines der fruchtbarsten, ergiebigsten und best- angebauten Bezirke des Landes; und das Klima dieser Gegend ist eins der gemäßigsten und gesün- desten in Persien. Der Winter fängt selten früher als im Januar an, und die Hitze wird nur im Ju- lius und August empfindlich. C. R. [Abbildung ( Ansicht eines Lusthauses in Jspahan. ) ]

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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 4. Prag, 1835, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama04_1835/4>, abgerufen am 06.06.2024.