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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 4. Prag, 1834.

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Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] sen. Gegenwärtig läßt sich aber der Herzog von
Buccleuch, auf dessen Grund und Boden sie steht,
ihre Erhaltung sehr angelegen seyn.

Oft versammeln sich hier die jungen Leute der
Umgegend; sie sitzen in ihrer malerischen Volksklei-
dung auf den Ruinen und singen ihre heimischen Lieder,
die durch Einfachheit, Charakter und theils durch
rührenden Ausdruck, theils durch eine gemüthliche
Heiterkeit und Laune gleich anziehend sind.




[Abbildung]
Habesch oder Abyssinien.

Habesch, eins ehr ausgebreitetes Reich, von
einem ehemals mächtigen Monarchen, der große Negus
oder der König der Könige Aethopiens genannt, be-
herrscht, liegt im östlichen Mittelafrika am rothen
Meere, und ist von hohen Gebirgen durchschnitten, auf
denen der Nil entspringt. Die Einfälle der Galla,
einer kriegerischen Nation, die sich in mehrere Stämme
theilt, und einen großen Theil des Landes eingenom-
men hatte, so wie jene der Türken schränkten die Macht
des Negus ein, und in jenen Provinzen, die dem
Namen nach seine Oberherrschaft anerkennen, sind
Staatsbeamte die eigentlichen Gebieter. Gegen-
wärtig ist Habesch in drei besondere Staaten ge-
theilt: Tigre, Amhara und Efat, und verschieden
wie diese sind auch die Einwohner und ihre Religions-
bekenntnisse. Seit langer Zeit blühte das Christen-
thum in diesen Gegenden, und schon früh war die
koptische Kirche hier herrschend. Jedoch wurden viele
Gebräuche des Heidenthums beibehalten; so soll die
Schlange noch immer sehr verehrt, und nach Pearce,
dem wir die neuesten Nachrichten über dieß Land ver-
danken, wird derjenige, der ein solches Thier tödtet,
hingerichtet.

Unter den Kirchen zeichnen sich jene der Städte
Chelicout, deren Jnneres ganz gemalt ist, und
Axum, in welcher die Chroniken des Reiches, von
den Priestern geschrieben, aufbewahrt werden, vor-
züglich aus. Jn den Kirchen von Habesch muß,
wie in den griechischen, Jedermann stehen, die Schuhe
müssen vor der Thüre abgelegt werden, und selbst
wer vorbei reitet, muß absteigen, und eine Strecke
zu Fuße gehen. Auf der rauhen Bergkette des Landes
Samen am Smaragdengebirge, mitten in Habesch,
[Spaltenumbruch] lebt nun seit 3000 Jahren eine Colonie von Juden,
von den Eingebornen Falaschas ( die Verbannten, ihr
Staat Falasjan ) genannt, die bis auf unsere Zeit
ihre Sprache, Sitten und Einrichtung beibehielten.
Sie unterwarfen sich die umliegenden Gegenden, und
waren so mächtig, daß sie, obwohl ihre Herrschaft
nach und nach von andern Völkern eingeschränkt wurde,
noch im vergangenen Jahrhundert 50,000 Mann zum
Kriege stellen konnten. Aber als im Jahre 1800 der
königliche Stamm ausgestorben war, fiel das Land
Samen in die Abhängigkeit von dem christlichen Mo-
narchen. Sie werden in ihren Gebräuchen gegen
gewisse Abgaben geschützt. Bruce ( welcher die Zahl der
streitbaren Männer in diesem Staate auf 100,000
angab ) , fand daselbst noch einen jüdischen König
Gideon und eine Königin Judith. Die Galla aber
sind Fetischdiener, und Bäume, Steine, der Mond und
einige Gestirne sind Gegenstände ihrer Anbetung. Auch
die übrigen Stämme sind Götzendiener. Hieher gehören
vorzüglich einige Negerstämme, die auf der untersten
Stufe der Cultur stehen. Sie bringen einen Theil des
Jahres in den Schatten der Wälder, den andern in
Höhlen zu, und werden von den Abyssiniern wie wilde
Thiere gejagt. Jhre Nahrung besteht in Heuschrecken,
Schlangen, Elephanten und andern Thieren.

Die Kleidung der Abyssinier ist bei Allen gleich
und einfach, und erinnert an die antiken Trachten.
Sie besteht aus leichten Beinkleidern und einer Art
Mantel von einem weißen Baumwollenstoffe, in den
sie sich mit Anstand hüllen, und den sie zuweilen
gänzlich ablegen. Die Weiber tragen Röcke, die
manchmal bis an den Hals, oft aber nur bis an die
Hüften reichen. Jhre Städte bestehen aus unordent-
lich an einander gehäuften runden Häusern; die vor-
züglichsten sind: Axum, Chelikout und Gondar.

Das Land enthält viele Denkmähler, welche aus
dem entferntesten Alterthume herrühren. Vorzüglich
reich ist die Gegend von Axum. Man findet hier
viele Ruinen, Jnschriften in griechischen Charakteren
und Obelisken ( von welchen gegenwärtig zwei nach
Paris gebracht worden sind ) ; der schönste derselben
ist aus einem Granitblocke von einer Höhe von 60
Fuß und mit ausgezeichneter Bildhauerarbeit bedeckt.
Jn einer kleinen Entfernung von ihm liegen noch
mehrere, von denen einer den ersten an Größe noch
übertrifft.



Mäßigkeits=Vereine in den vereinig-
ten Staaten von Nord=Amerika
.

Das Uebermaaß des Gebrauches gebrannter Wässer
äußert sich bei den meisten Völkern, die sich demselben
ergeben, durch eine größere Zahl von Verbrechen, Ar-
muth und epidemische Krankheiten, welche diese erzeugt.
Die Kriminalgerichte aller Länder widmen einen großen
Theil ihrer Zeit der Untersuchung von Mordthaten
und andern Verbrechen, deren Grund ein augenblick-
licher Wahnsinn, durch den Trunk erzeugt, war, und
so manche Unordnungen, welche die Ruhe der Städte
und Länder stören, sind nur das Werk von Menschen,
deren Verstand und sittliches Gefühl durch die Trun-
kenheit betäubt war. Man hat viel über den Vortheil
der Verbreitung wissenschaftlicher Erleuchtung unter der
arbeitenden Menschenklasse gesprochen und geschrieben;
aber der wichtigste Gegenstand in dieser Hinsicht dürfte
wohl seyn, daß man ihnen die traurigen Wirkungen
des Gebrauches der gebrannten Wässer begreiflich
machte. Jn keinem Lande der Welt war das Laster
[Ende Spaltensatz]

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] sen. Gegenwärtig läßt sich aber der Herzog von
Buccleuch, auf dessen Grund und Boden sie steht,
ihre Erhaltung sehr angelegen seyn.

Oft versammeln sich hier die jungen Leute der
Umgegend; sie sitzen in ihrer malerischen Volksklei-
dung auf den Ruinen und singen ihre heimischen Lieder,
die durch Einfachheit, Charakter und theils durch
rührenden Ausdruck, theils durch eine gemüthliche
Heiterkeit und Laune gleich anziehend sind.




[Abbildung]
Habesch oder Abyssinien.

Habesch, eins ehr ausgebreitetes Reich, von
einem ehemals mächtigen Monarchen, der große Negus
oder der König der Könige Aethopiens genannt, be-
herrscht, liegt im östlichen Mittelafrika am rothen
Meere, und ist von hohen Gebirgen durchschnitten, auf
denen der Nil entspringt. Die Einfälle der Galla,
einer kriegerischen Nation, die sich in mehrere Stämme
theilt, und einen großen Theil des Landes eingenom-
men hatte, so wie jene der Türken schränkten die Macht
des Negus ein, und in jenen Provinzen, die dem
Namen nach seine Oberherrschaft anerkennen, sind
Staatsbeamte die eigentlichen Gebieter. Gegen-
wärtig ist Habesch in drei besondere Staaten ge-
theilt: Tigre, Amhara und Efat, und verschieden
wie diese sind auch die Einwohner und ihre Religions-
bekenntnisse. Seit langer Zeit blühte das Christen-
thum in diesen Gegenden, und schon früh war die
koptische Kirche hier herrschend. Jedoch wurden viele
Gebräuche des Heidenthums beibehalten; so soll die
Schlange noch immer sehr verehrt, und nach Pearce,
dem wir die neuesten Nachrichten über dieß Land ver-
danken, wird derjenige, der ein solches Thier tödtet,
hingerichtet.

Unter den Kirchen zeichnen sich jene der Städte
Chelicout, deren Jnneres ganz gemalt ist, und
Axum, in welcher die Chroniken des Reiches, von
den Priestern geschrieben, aufbewahrt werden, vor-
züglich aus. Jn den Kirchen von Habesch muß,
wie in den griechischen, Jedermann stehen, die Schuhe
müssen vor der Thüre abgelegt werden, und selbst
wer vorbei reitet, muß absteigen, und eine Strecke
zu Fuße gehen. Auf der rauhen Bergkette des Landes
Samen am Smaragdengebirge, mitten in Habesch,
[Spaltenumbruch] lebt nun seit 3000 Jahren eine Colonie von Juden,
von den Eingebornen Falaschas ( die Verbannten, ihr
Staat Falasjan ) genannt, die bis auf unsere Zeit
ihre Sprache, Sitten und Einrichtung beibehielten.
Sie unterwarfen sich die umliegenden Gegenden, und
waren so mächtig, daß sie, obwohl ihre Herrschaft
nach und nach von andern Völkern eingeschränkt wurde,
noch im vergangenen Jahrhundert 50,000 Mann zum
Kriege stellen konnten. Aber als im Jahre 1800 der
königliche Stamm ausgestorben war, fiel das Land
Samen in die Abhängigkeit von dem christlichen Mo-
narchen. Sie werden in ihren Gebräuchen gegen
gewisse Abgaben geschützt. Bruce ( welcher die Zahl der
streitbaren Männer in diesem Staate auf 100,000
angab ) , fand daselbst noch einen jüdischen König
Gideon und eine Königin Judith. Die Galla aber
sind Fetischdiener, und Bäume, Steine, der Mond und
einige Gestirne sind Gegenstände ihrer Anbetung. Auch
die übrigen Stämme sind Götzendiener. Hieher gehören
vorzüglich einige Negerstämme, die auf der untersten
Stufe der Cultur stehen. Sie bringen einen Theil des
Jahres in den Schatten der Wälder, den andern in
Höhlen zu, und werden von den Abyssiniern wie wilde
Thiere gejagt. Jhre Nahrung besteht in Heuschrecken,
Schlangen, Elephanten und andern Thieren.

Die Kleidung der Abyssinier ist bei Allen gleich
und einfach, und erinnert an die antiken Trachten.
Sie besteht aus leichten Beinkleidern und einer Art
Mantel von einem weißen Baumwollenstoffe, in den
sie sich mit Anstand hüllen, und den sie zuweilen
gänzlich ablegen. Die Weiber tragen Röcke, die
manchmal bis an den Hals, oft aber nur bis an die
Hüften reichen. Jhre Städte bestehen aus unordent-
lich an einander gehäuften runden Häusern; die vor-
züglichsten sind: Axum, Chelikout und Gondar.

Das Land enthält viele Denkmähler, welche aus
dem entferntesten Alterthume herrühren. Vorzüglich
reich ist die Gegend von Axum. Man findet hier
viele Ruinen, Jnschriften in griechischen Charakteren
und Obelisken ( von welchen gegenwärtig zwei nach
Paris gebracht worden sind ) ; der schönste derselben
ist aus einem Granitblocke von einer Höhe von 60
Fuß und mit ausgezeichneter Bildhauerarbeit bedeckt.
Jn einer kleinen Entfernung von ihm liegen noch
mehrere, von denen einer den ersten an Größe noch
übertrifft.



Mäßigkeits=Vereine in den vereinig-
ten Staaten von Nord=Amerika
.

Das Uebermaaß des Gebrauches gebrannter Wässer
äußert sich bei den meisten Völkern, die sich demselben
ergeben, durch eine größere Zahl von Verbrechen, Ar-
muth und epidemische Krankheiten, welche diese erzeugt.
Die Kriminalgerichte aller Länder widmen einen großen
Theil ihrer Zeit der Untersuchung von Mordthaten
und andern Verbrechen, deren Grund ein augenblick-
licher Wahnsinn, durch den Trunk erzeugt, war, und
so manche Unordnungen, welche die Ruhe der Städte
und Länder stören, sind nur das Werk von Menschen,
deren Verstand und sittliches Gefühl durch die Trun-
kenheit betäubt war. Man hat viel über den Vortheil
der Verbreitung wissenschaftlicher Erleuchtung unter der
arbeitenden Menschenklasse gesprochen und geschrieben;
aber der wichtigste Gegenstand in dieser Hinsicht dürfte
wohl seyn, daß man ihnen die traurigen Wirkungen
des Gebrauches der gebrannten Wässer begreiflich
machte. Jn keinem Lande der Welt war das Laster
[Ende Spaltensatz]

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Das Uebermaaß des Gebrauches gebrannter Wässer äußert sich bei den meisten Völkern, die sich demselben ergeben, durch eine größere Zahl von Verbrechen, Ar- muth und epidemische Krankheiten, welche diese erzeugt. Die Kriminalgerichte aller Länder widmen einen großen Theil ihrer Zeit der Untersuchung von Mordthaten und andern Verbrechen, deren Grund ein augenblick- licher Wahnsinn, durch den Trunk erzeugt, war, und so manche Unordnungen, welche die Ruhe der Städte und Länder stören, sind nur das Werk von Menschen, deren Verstand und sittliches Gefühl durch die Trun- kenheit betäubt war. Man hat viel über den Vortheil der Verbreitung wissenschaftlicher Erleuchtung unter der arbeitenden Menschenklasse gesprochen und geschrieben; aber der wichtigste Gegenstand in dieser Hinsicht dürfte wohl seyn, daß man ihnen die traurigen Wirkungen des Gebrauches der gebrannten Wässer begreiflich machte. Jn keinem Lande der Welt war das Laster

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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 4. Prag, 1834, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama04_1834/5>, abgerufen am 21.11.2024.