weiterung erhalten, unter denen besonders den Ansichten von Latreille viel Gutes enthalten. Besonders Verdingt hat aber Mossell de Serre dessen Werk in Montpellier erschien, und der denselben Betrachtungen gefolgt ist, die der Geographie der Pflanzen so vortheilhaft waren.
Zuerst müssen wir uns die Frage aufwerfen: wie weit dringt das thierische Leben, und ist es ebenso weit verbreitet als das der Gewächse? Bejahend können wir diese Frage beantworten, dann von den Coleopteren sind einige Mestris Arten in tiefen Höhlen und Bergwerken gefunden; der Dr. Ehrenberg fand Infusionsthierchen in dem frisch geschöpften Wasser eines hiesigen Brunnens, worin sie also schon gebildet sein mußte, denn das Wasser hatte noch nicht an der Luft gestanden; manche Amphibien wie der Proteus sanguineus, leben in unterirdischen Gewässer der Höhlen. Es giebt so wohl Wirbelthiere als Insecten, die von der Erde ganz bedeckt unterirdische Höhlen und Gänge bilden. Viele Insecten leben im Humus, und können in einer Höhe der Luft leben, die nur einige Hunderttheile Sauerstoff enthält, je Versuche haben ge- zeigt, das Käfer sogar in Stickstoffgas leben können, das nur 1/100 Sauerstoff enthält. Oft leben Thiere be-
weiterung erhalten, unter denen beſonders den Anſichten von Latreille viel Gutes enthalten. Beſonders Verdingt hat aber Mosſell de Serre deſſen Werk in Montpellier erſchien, und der denſelben Betrachtungen gefolgt iſt, die der Geographie der Pflanzen ſo vortheilhaft waren.
Zuerſt müſſen wir uns die Frage aufwerfen: wie weit dringt das thieriſche Leben, und iſt es ebenſo weit verbreitet als das der Gewächſe? Bejahend können wir dieſe Frage beantworten, dann von den Coleopteren ſind einige Meſtris Arten in tiefen Höhlen und Bergwerken gefunden; der Dr. Ehrenberg fand Infuſionsthierchen in dem friſch geſchöpften Waſſer eines hieſigen Brunnens, worin ſie alſo ſchon gebildet ſein mußte, denn das Waſſer hatte noch nicht an der Luft geſtanden; manche Amphibien wie der Proteus ſanguineus, leben in unterirdiſchen Gewäſſer der Höhlen. Es giebt ſo wohl Wirbelthiere als Inſecten, die von der Erde ganz bedeckt unterirdiſche Höhlen und Gänge bilden. Viele Inſecten leben im Humus, und können in einer Höhe der Luft leben, die nur einige Hunderttheile Sauerſtoff enthält, je Verſuche haben ge- zeigt, das Käfer ſogar in Stickſtoffgas leben können, das nur 1/100 Sauerſtoff enthält. Oft leben Thiere be-
<TEI><text><body><divtype="session"n="58"><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0547"n="541."/>
weiterung erhalten, unter denen beſonders den Anſichten<lb/>
von <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-116862831 http://d-nb.info/gnd/116862831">Latreille</persName></hi> viel Gutes enthalten. Beſonders Verdingt<lb/>
hat aber <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-101317697 http://d-nb.info/gnd/101317697">Mosſell de Serre</persName></hi> deſſen Werk in Montpellier<lb/>
erſchien, und der denſelben Betrachtungen gefolgt iſt,<lb/>
die der Geographie der Pflanzen ſo vortheilhaft waren.</p><lb/><p>Zuerſt müſſen wir uns die Frage aufwerfen: wie<lb/>
weit dringt das thieriſche Leben, und iſt es ebenſo<lb/>
weit verbreitet als das der Gewächſe? Bejahend können<lb/>
wir dieſe Frage beantworten, dann von den <hirendition="#aq">Coleopteren</hi><lb/>ſind einige <hirendition="#aq">Meſtris</hi> Arten in tiefen Höhlen und Bergwerken<lb/>
gefunden; der <hirendition="#aq">Dr. <persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118529250 http://d-nb.info/gnd/118529250">Ehrenberg</persName></hi> fand Infuſionsthierchen in<lb/>
dem friſch geſchöpften Waſſer eines hieſigen Brunnens, worin<lb/>ſie alſo ſchon gebildet ſein mußte, denn das Waſſer hatte<lb/>
noch nicht an der Luft geſtanden; manche Amphibien wie<lb/>
der <hirendition="#aq">Proteus ſanguineus,</hi> leben in unterirdiſchen Gewäſſer<lb/>
der Höhlen. Es giebt ſo wohl Wirbelthiere als Inſecten,<lb/>
die von der Erde ganz bedeckt unterirdiſche Höhlen und<lb/>
Gänge bilden. Viele Inſecten leben im Humus, und<lb/>
können in einer Höhe der Luft leben, die nur einige<lb/>
Hunderttheile Sauerſtoff enthält, je Verſuche haben ge-<lb/>
zeigt, das Käfer ſogar in Stickſtoffgas leben können,<lb/>
das nur <hirendition="#sup">1</hi>/<hirendition="#sub">100</hi> Sauerſtoff enthält. Oft leben Thiere be-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[541./0547]
weiterung erhalten, unter denen beſonders den Anſichten
von Latreille viel Gutes enthalten. Beſonders Verdingt
hat aber Mosſell de Serre deſſen Werk in Montpellier
erſchien, und der denſelben Betrachtungen gefolgt iſt,
die der Geographie der Pflanzen ſo vortheilhaft waren.
Zuerſt müſſen wir uns die Frage aufwerfen: wie
weit dringt das thieriſche Leben, und iſt es ebenſo
weit verbreitet als das der Gewächſe? Bejahend können
wir dieſe Frage beantworten, dann von den Coleopteren
ſind einige Meſtris Arten in tiefen Höhlen und Bergwerken
gefunden; der Dr. Ehrenberg fand Infuſionsthierchen in
dem friſch geſchöpften Waſſer eines hieſigen Brunnens, worin
ſie alſo ſchon gebildet ſein mußte, denn das Waſſer hatte
noch nicht an der Luft geſtanden; manche Amphibien wie
der Proteus ſanguineus, leben in unterirdiſchen Gewäſſer
der Höhlen. Es giebt ſo wohl Wirbelthiere als Inſecten,
die von der Erde ganz bedeckt unterirdiſche Höhlen und
Gänge bilden. Viele Inſecten leben im Humus, und
können in einer Höhe der Luft leben, die nur einige
Hunderttheile Sauerſtoff enthält, je Verſuche haben ge-
zeigt, das Käfer ſogar in Stickſtoffgas leben können,
das nur 1/100 Sauerſtoff enthält. Oft leben Thiere be-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 541.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/547>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.