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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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Merkmalen, auch in dieser Rücksicht mit den Palmen ver-
glichen werden. Den größten Contrast mit diesen geben die
microscopischen Gewächse, als Oscillation etc. denen selbst einige
Infusionsthierchen näher als der Thierwelt stehen, also mehr
Pflanzen als Thier. Eine Art dieser Gewächse, findet sich
als kleiner Pilz in dem bekannten rothen Schnee, welchen
Herr Parry auf seiner Reise im hohen Norden fand. Man
glaubte anfänglich daß er von mineralischen Stoffen, oder
von den Excrementen dort lebender Vögel roth gefärbt
sei; denn hat man es lange für eine Tremella gehalten,
doch Bauer erkannte sie für kleine Pilze, denn nachdem
der Schnee geschmolzen, blieben kleinen Kügelchen zurück,
die er bei der großen Uebereinstimmung mit den [unleserliches Material - 1 Wort fehlt]
der Nigrelo ([unleserliches Material - 1 Wort fehlt]) Arten, für jene anerkannte. Sie
wuchern so auf in dem Schnee, daß oft ganze Strecken von
ihnen roth gefärbt sind; auch pflanzen sie sich nicht nur
bei einer niedern Temperatur fort, sondern selbst bei
+ 15-16° R. wie Bauer in London, der sie anderthalb
Jahre kultivirte, und Andere in Paris und Genf beobachteten.

Von diesen Betrachtungen ausgehend stehen in einem
merkwürdigen Contraste die Palmen der Andeskette, deren
höchsten Arten auffallend genug die Bergpalmen sind, von denen

Merkmalen, auch in dieſer Rückſicht mit den Palmen ver-
glichen werden. Den größten Contraſt mit dieſen geben die
microscopiſchen Gewächſe, als Oscillation etc. denen ſelbſt einige
Infusionsthierchen näher als der Thierwelt ſtehen, alſo mehr
Pflanzen als Thier. Eine Art dieſer Gewächſe, findet ſich
als kleiner Pilz in dem bekannten rothen Schnee, welchen
Herr Parry auf ſeiner Reiſe im hohen Norden fand. Man
glaubte anfänglich daß er von mineraliſchen Stoffen, oder
von den Excrementen dort lebender Vögel roth gefärbt
ſei; denn hat man es lange für eine Tremella gehalten,
doch Bauer erkannte ſie für kleine Pilze, denn nachdem
der Schnee geſchmolzen, blieben kleinen Kügelchen zurück,
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der Nigrelo ([unleserliches Material – 1 Wort fehlt]) Arten, für jene anerkannte. Sie
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ihnen roth gefärbt ſind; auch pflanzen ſie ſich nicht nur
bei einer niedern Temperatur fort, ſondern ſelbſt bei
+ 15–16° R. wie Bauer in London, der ſie anderthalb
Jahre kultivirte, und Andere in Paris und Genf beobachteten.

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[519./0525] Merkmalen, auch in dieſer Rückſicht mit den Palmen ver- glichen werden. Den größten Contraſt mit dieſen geben die microscopiſchen Gewächſe, als Oscillation etc. denen ſelbſt einige Infusionsthierchen näher als der Thierwelt ſtehen, alſo mehr Pflanzen als Thier. Eine Art dieſer Gewächſe, findet ſich als kleiner Pilz in dem bekannten rothen Schnee, welchen Herr Parry auf ſeiner Reiſe im hohen Norden fand. Man glaubte anfänglich daß er von mineraliſchen Stoffen, oder von den Excrementen dort lebender Vögel roth gefärbt ſei; denn hat man es lange für eine Tremella gehalten, doch Bauer erkannte ſie für kleine Pilze, denn nachdem der Schnee geſchmolzen, blieben kleinen Kügelchen zurück, die er bei der großen Uebereinſtimmung mit den _ der Nigrelo /_/ Arten, für jene anerkannte. Sie wuchern ſo auf in dem Schnee, daß oft ganze Strecken von ihnen roth gefärbt ſind; auch pflanzen ſie ſich nicht nur bei einer niedern Temperatur fort, ſondern ſelbſt bei + 15–16° R. wie Bauer in London, der ſie anderthalb Jahre kultivirte, und Andere in Paris und Genf beobachteten. Von dieſen Betrachtungen ausgehend ſtehen in einem merkwürdigen Contraſte die Palmen der Andeskette, deren höchſten Arten auffallend genug die Bergpalmen ſind, von denen

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Zitationshilfe: [N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 519.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/525>, abgerufen am 27.11.2024.