östlichen des neuen Continents und der westlichen des alten angesiedelt hat, mußte auf die Ungleichheit der Wärme unter denselben Parallel-Kreisen früh aufmerk- sam machen. Man fragte, um wieviel Thermometergrade der alte Continent wärmer, als der neue sei, und er- kannte erst spät, daß die isothermen Linien von der Breite von Florida bis zu der von Labrador hin nicht mit einander parallel laufen, daß die östlichen und west- lichen Küsten von Nordamerika fast so verschieden, als die von West-Europa und Ost-Asien sind. Gestalt und Gliederung der Continental-Massen und ihr Verhältniß zu den nahen Meeren, bestimmen vorzüglich die Inflexion der isothermen Linien, die Richtung der gleich warmen Zonen, in welche man sich den ganzen Erdball getheilt vorstellen kann. -
In frühern Zeiten nahmen Moraldi und Celsius zwei Tage, den wärmsten und kältesten, um hiernach die mittlern Temperatur zu finden, dies gab aber kein richtiges Resultat. So hat Moraldi das Jahr 1718 mit 1740 ver- glichen. Später verglich man die Beobachtungen von zwei Monaten den December und August. Aber schon Reaumur hatte 1735 den richtigen Begriff von der mittlern Temperatur auf ge-
öſtlichen des neuen Continents und der weſtlichen des alten angeſiedelt hat, mußte auf die Ungleichheit der Wärme unter denſelben Parallel-Kreiſen früh aufmerk- ſam machen. Man fragte, um wieviel Thermometergrade der alte Continent wärmer, als der neue ſei, und er- kannte erſt ſpät, daß die iſothermen Linien von der Breite von Florida bis zu der von Labrador hin nicht mit einander parallel laufen, daß die öſtlichen und weſt- lichen Küſten von Nordamerika faſt ſo verſchieden, als die von Weſt-Europa und Oſt-Aſien ſind. Geſtalt und Gliederung der Continental-Maſſen und ihr Verhältniß zu den nahen Meeren, beſtimmen vorzüglich die Inflexion der iſothermen Linien, die Richtung der gleich warmen Zonen, in welche man ſich den ganzen Erdball getheilt vorſtellen kann. –
In frühern Zeiten nahmen Moraldi und Celſius zwei Tage, den wärmſten und kälteſten, um hiernach die mittlern Temperatur zu finden, dies gab aber kein richtiges Reſultat. So hat Moraldi das Jahr 1718 mit 1740 ver- glichen. Später verglich man die Beobachtungen von zwei Monaten den December und Auguſt. Aber ſchon Reaumur hatte 1735 den richtigen Begriff von der mittlern Temperatur auf ge-
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öſtlichen des neuen Continents und der weſtlichen des
alten angeſiedelt hat, mußte auf die Ungleichheit der
Wärme unter denſelben Parallel-Kreiſen früh aufmerk-
ſam machen. Man fragte, um wieviel Thermometergrade
der alte Continent wärmer, als der neue ſei, und er-
kannte erſt ſpät, daß die iſothermen Linien von der
Breite von Florida bis zu der von Labrador hin nicht
mit einander parallel laufen, daß die öſtlichen und weſt-
lichen Küſten von Nordamerika faſt ſo verſchieden, als
die von Weſt-Europa und Oſt-Aſien ſind. Geſtalt und
Gliederung der Continental-Maſſen und ihr Verhältniß
zu den nahen Meeren, beſtimmen vorzüglich die Inflexion
der iſothermen Linien, die Richtung der gleich warmen
Zonen, in welche man ſich den ganzen Erdball getheilt
vorſtellen kann. –
In frühern Zeiten nahmen Moraldi und Celſius
zwei Tage, den wärmſten und kälteſten, um hiernach
die mittlern T. zu finden, dies gab aber kein richtiges
Reſultat. So hat Moraldi das Jahr 1718 mit 1740 ver-
glichen. Später verglich man die Beobachtungen von zwei
Monaten den December und Auguſt. Aber ſchon Reaumur
hatte 1735 den richtigen Begriff von der mittlern T. auf ge-
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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 428.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/434>, abgerufen am 27.11.2024.
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