Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

hohe Bäume, und die größten Thiergestalten, die bisher
fremd waren. Ihre Architectur bezog sich mehr auf Thier-
abbildungen, da die Aegyptier mehr die der Pflanzen
liebten. Von daher wurden die ersten Elephanten nach
Europa gebracht. Man lernte die heissen Winde, Mon-
zune genannt, kennen. Man beobachtete das Steigen und
Sinken der Flüsse, und fand daß der Nil nicht allein
diese Eigenschaft besitze, und daß es vom Fallen des
tropischen Regens abhänge. Man erkannte den Einfluß
des Clima's auf die verschiedenen Völker[...]. Bisher
hatten die Griechen nur die Aethiopier aus heissen Himmels-
strichen kennen gelernt; die nicht schwarze Farbe der
Indier war ihnen eine neue Erscheinung, und sie erkannten
als die Ursache, eine feuchte Hitze, da die trockne Hitze
hingegen die Neger färbt. Sie lernten die Weisheit
der Indier kennen, besonders die Mathematik und Anwen-
dung der Algebra, wenn gleich der Theil von Indien, in
welchen Alexander eindrang, noch am wenigsten gebildet
war. Erst später wurde eine höhere Cultur in den mehr
westlich gelegenen Ländern des Ganges gefunden. Von
den Chaldäern lernten sie die Himmelskunde; diese sind
kein Volk, sondern eine Priesterkaste, welche am Belus-
tempel ihren Gottesdienst verrichteten. Callistenes den

hohe Bäume, und die größten Thiergeſtalten, die bisher
fremd waren. Ihre Architectur bezog ſich mehr auf Thier-
abbildungen, da die Aegyptier mehr die der Pflanzen
liebten. Von daher wurden die erſten Elephanten nach
Europa gebracht. Man lernte die heiſſen Winde, Mon-
zune genannt, kennen. Man beobachtete das Steigen und
Sinken der Flüſſe, und fand daß der Nil nicht allein
dieſe Eigenſchaft beſitze, und daß es vom Fallen des
tropiſchen Regens abhänge. Man erkannte den Einfluß
des Clima’s auf die verſchiedenen Völker[…]. Bisher
hatten die Griechen nur die Aethiopier aus heiſſen Himmels-
ſtrichen kennen gelernt; die nicht ſchwarze Farbe der
Indier war ihnen eine neue Erſcheinung, und ſie erkannten
als die Urſache, eine feuchte Hitze, da die trockne Hitze
hingegen die Neger färbt. Sie lernten die Weisheit
der Indier kennen, beſonders die Mathematik und Anwen-
dung der Algebra, wenn gleich der Theil von Indien, in
welchen Alexander eindrang, noch am wenigſten gebildet
war. Erſt ſpäter wurde eine höhere Cultur in den mehr
weſtlich gelegenen Ländern des Ganges gefunden. Von
den Chaldäern lernten ſie die Himmelskunde; dieſe ſind
kein Volk, ſondern eine Prieſterkaſte, welche am Belus-
tempel ihren Gottesdienſt verrichteten. Calliſtenes den

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="session" n="6">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0043" n="37."/>
hohe Bäume, und die größten Thierge&#x017F;talten, die bisher<lb/>
fremd waren. Ihre Architectur bezog &#x017F;ich mehr auf Thier-<lb/>
abbildungen, da die Aegyptier mehr die der Pflanzen<lb/>
liebten. Von daher wurden die er&#x017F;ten Elephanten nach<lb/>
Europa gebracht. Man lernte die hei&#x017F;&#x017F;en Winde, Mon-<lb/><unclear reason="illegible" cert="low" resp="#CT">zu</unclear>ne genannt, kennen. Man beobachtete das Steigen und<lb/>
Sinken der Flü&#x017F;&#x017F;e, und fand daß der Nil nicht allein<lb/>
die&#x017F;e Eigen&#x017F;chaft be&#x017F;itze, und daß es vom Fallen des<lb/>
tropi&#x017F;chen Regens abhänge. Man erkannte den Einfluß<lb/>
des Clima&#x2019;s auf die ver&#x017F;chiedenen Völker<choice><sic> kennen</sic><corr resp="#CT"/></choice>. Bisher<lb/>
hatten die Griechen nur die Aethiopier aus hei&#x017F;&#x017F;en Himmels-<lb/>
&#x017F;trichen kennen gelernt; die nicht &#x017F;chwarze Farbe der<lb/>
Indier war ihnen eine neue Er&#x017F;cheinung, und &#x017F;ie erkannten<lb/>
als die Ur&#x017F;ache, eine feuchte Hitze, da die trockne Hitze<lb/>
hingegen die Neger färbt. Sie lernten die Weisheit<lb/>
der Indier kennen, be&#x017F;onders die Mathematik und Anwen-<lb/>
dung der Algebra, wenn gleich der Theil von Indien, in<lb/>
welchen <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118501828 http://d-nb.info/gnd/118501828">Alexander</persName></hi> eindrang, noch am wenig&#x017F;ten gebildet<lb/>
war. Er&#x017F;t &#x017F;päter wurde eine höhere Cultur in den mehr<lb/>
we&#x017F;tlich gelegenen Ländern des Ganges gefunden. Von<lb/>
den Chaldäern lernten &#x017F;ie die Himmelskunde; die&#x017F;e &#x017F;ind<lb/>
kein Volk, &#x017F;ondern eine Prie&#x017F;terka&#x017F;te, welche am Belus-<lb/>
tempel ihren Gottesdien&#x017F;t verrichteten. <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118640062 http://d-nb.info/gnd/118640062">Calli&#x017F;tenes</persName></hi> den<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[37./0043] hohe Bäume, und die größten Thiergeſtalten, die bisher fremd waren. Ihre Architectur bezog ſich mehr auf Thier- abbildungen, da die Aegyptier mehr die der Pflanzen liebten. Von daher wurden die erſten Elephanten nach Europa gebracht. Man lernte die heiſſen Winde, Mon- zune genannt, kennen. Man beobachtete das Steigen und Sinken der Flüſſe, und fand daß der Nil nicht allein dieſe Eigenſchaft beſitze, und daß es vom Fallen des tropiſchen Regens abhänge. Man erkannte den Einfluß des Clima’s auf die verſchiedenen Völker. Bisher hatten die Griechen nur die Aethiopier aus heiſſen Himmels- ſtrichen kennen gelernt; die nicht ſchwarze Farbe der Indier war ihnen eine neue Erſcheinung, und ſie erkannten als die Urſache, eine feuchte Hitze, da die trockne Hitze hingegen die Neger färbt. Sie lernten die Weisheit der Indier kennen, beſonders die Mathematik und Anwen- dung der Algebra, wenn gleich der Theil von Indien, in welchen Alexander eindrang, noch am wenigſten gebildet war. Erſt ſpäter wurde eine höhere Cultur in den mehr weſtlich gelegenen Ländern des Ganges gefunden. Von den Chaldäern lernten ſie die Himmelskunde; dieſe ſind kein Volk, ſondern eine Prieſterkaſte, welche am Belus- tempel ihren Gottesdienſt verrichteten. Calliſtenes den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/43
Zitationshilfe: [N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 37.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/43>, abgerufen am 22.12.2024.