Das Wasser der Seen, Flüße und das feuchten Erd- reichs verdunstet mit der, seiner Temperatur ange- messenen Expansionskraft; die Luft aber, welche das hierbei entstehende Wassergas aufnimmt, wird theils durch dessen Beimengung, theils durch die Erwärmung vom Sonnenlichte, leichter, und muß hierdurch aufsteigen und einer weniger feuchten Luft Platz machen. Sie zieht sich auf diese Weise nach und nach bis zu Luftschichten empor, wo sie so sehr abgekühlt wird, daß das Wasser, welches sie mit sich führt, seine Gasgestalt nicht mehr be- halten kann und in Gestalt eines Dampfes niedergeschla- gen wird. Je wärmer die Luft und je weniger sie mit Wasser gesättigt ist, in desto größerer Höhe geht dieser Niederschlag vor sich, welcher nur dadurch sichtbar wird und Wolken bildet, daß die Masse der Dämpfe theils von der Sonne erleuchtet wird, theils diese verdeckt. Je dichter die Dämpfe sich zusammenhäufen, desto weniger durchsichtiger werden sie, und desto dunkler erscheinen sie aus.
Die Wolken wachsen nach und nach, und erhalten sich, weil die kleinen Bläschen mit der Luft ziemlich gleiches specif. Gewicht haben, einige Zeit in den höheren Regionen
Das Waſſer der Seen, Flüße und das feuchten Erd- reichs verdunſtet mit der, ſeiner Temperatur ange- meſſenen Expanſionskraft; die Luft aber, welche das hierbei entſtehende Waſſergas aufnimmt, wird theils durch deſſen Beimengung, theils durch die Erwärmung vom Sonnenlichte, leichter, und muß hierdurch aufſteigen und einer weniger feuchten Luft Platz machen. Sie zieht ſich auf dieſe Weiſe nach und nach bis zu Luftſchichten empor, wo ſie ſo ſehr abgekühlt wird, daß das Waſſer, welches ſie mit ſich führt, ſeine Gasgeſtalt nicht mehr be- halten kann und in Geſtalt eines Dampfes niedergeſchla- gen wird. Je wärmer die Luft und je weniger ſie mit Waſſer geſättigt iſt, in deſto größerer Höhe geht dieſer Niederſchlag vor ſich, welcher nur dadurch ſichtbar wird und Wolken bildet, daß die Maſſe der Dämpfe theils von der Sonne erleuchtet wird, theils dieſe verdeckt. Je dichter die Dämpfe ſich zuſammenhäufen, deſto weniger durchſichtiger werden ſie, und deſto dunkler erſcheinen ſie aus.
Die Wolken wachſen nach und nach, und erhalten ſich, weil die kleinen Bläſchen mit der Luft ziemlich gleiches ſpecif. Gewicht haben, einige Zeit in den höheren Regionen
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Das Waſſer der Seen, Flüße und das feuchten Erd-
reichs verdunſtet mit der, ſeiner Temperatur ange-
meſſenen Expanſionskraft; die Luft aber, welche das
hierbei entſtehende Waſſergas aufnimmt, wird theils
durch deſſen Beimengung, theils durch die Erwärmung vom
Sonnenlichte, leichter, und muß hierdurch aufſteigen und
einer weniger feuchten Luft Platz machen. Sie zieht
ſich auf dieſe Weiſe nach und nach bis zu Luftſchichten
empor, wo ſie ſo ſehr abgekühlt wird, daß das Waſſer,
welches ſie mit ſich führt, ſeine Gasgeſtalt nicht mehr be-
halten kann und in Geſtalt eines Dampfes niedergeſchla-
gen wird. Je wärmer die Luft und je weniger ſie
mit Waſſer geſättigt iſt, in deſto größerer Höhe geht
dieſer Niederſchlag vor ſich, welcher nur dadurch ſichtbar wird
und Wolken bildet, daß die Maſſe der Dämpfe theils
von der Sonne erleuchtet wird, theils dieſe verdeckt.
Je dichter die Dämpfe ſich zuſammenhäufen, deſto weniger
durchſichtiger werden ſie, und deſto dunkler erſcheinen
ſie aus.
Die Wolken wachſen nach und nach, und erhalten ſich,
weil die kleinen Bläſchen mit der Luft ziemlich gleiches
ſpecif. Gewicht haben, einige Zeit in den höheren Regionen
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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 382.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/388>, abgerufen am 23.11.2024.
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