Sauerstoffgas, und etwa 1/1000 kohlensauren Gas, nach dem Volumen gerechnet. Erst seit 1804 ist der Ge- halt an Sauerstoffgas genau bekannt, was einem spani- schen Chemiker angehört; noch der berühmte Lavoisier selbst glaubte daß er 27/100 ausmache. - Herr Gay-Lussac und ich stellten Versuche mit Luft aus sehr mit Menschen gefüllten Gebäuden an, aber sowohl in den Hospitälern wie auf den Thartary [unleserliches Material - 2 Zeichen fehlen]zu Paris fanden wir wohl den Gehalt der Kohlensäure verschieden, aber den des Sauerstoffgases unverändert. Von HerrnThenard wurde destillirtes Wasser in Hospitälern ausgesetzt, worauf sich nach mehreren Tagen eine Haut abgesetzt hatte, die bald förmlich in Fäulniß überging, woraus man also schließen kann, daß die Luft auch noch organische Stoffe enthält. So ist es auch nicht richtig, daß da wo viele Pflanzen wachsen die Luft reiner sei. - HerrPrevost hat die sinnreiche Berechnung gemacht, daß in 7000 Jahren das Oxygen der Atmosphäre noch nicht um 1 per Cent abnehmen würde. -
Jeder Cubikzoll atmosphärischer Luft wiegt nach einer Mittelzahl 0,4681 Gran oder nicht ganz 1/2 Gran; die Luft ist folglich über 770 mal leichter als das Wasser, und die
Sauerſtoffgas, und etwa 1/1000 kohlenſauren Gas, nach dem Volumen gerechnet. Erſt ſeit 1804 iſt der Ge- halt an Sauerſtoffgas genau bekannt, was einem ſpani- ſchen Chemiker angehört; noch der berühmte Lavoiſier ſelbſt glaubte daß er 27/100 ausmache. – Herr Gay-Lusſac und ich ſtellten Verſuche mit Luft aus ſehr mit Menſchen gefüllten Gebäuden an, aber ſowohl in den Hospitälern wie auf den Thartary [unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen]zu Paris fanden wir wohl den Gehalt der Kohlenſäure verſchieden, aber den des Sauerſtoffgaſes unverändert. Von HerrnThenard wurde deſtillirtes Waſſer in Hospitälern ausgeſetzt, worauf ſich nach mehreren Tagen eine Haut abgeſetzt hatte, die bald förmlich in Fäulniß überging, woraus man alſo ſchließen kann, daß die Luft auch noch organiſche Stoffe enthält. So iſt es auch nicht richtig, daß da wo viele Pflanzen wachſen die Luft reiner ſei. – HerrPrevoſt hat die ſinnreiche Berechnung gemacht, daß in 7000 Jahren das Oxygen der Atmosphäre noch nicht um 1 per Cent abnehmen würde. –
Jeder Cubikzoll atmosphäriſcher Luft wiegt nach einer Mittelzahl 0,4681 Gran oder nicht ganz ½ Gran; die Luft iſt folglich über 770 mal leichter als das Waſſer, und die
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Sauerſtoffgas, und etwa 1/1000 kohlenſauren Gas, nach
dem Volumen gerechnet. Erſt ſeit 1804 iſt der Ge-
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ſchen Chemiker angehört; noch der berühmte Lavoiſier
ſelbſt glaubte daß er 27/100 ausmache. – Herr
Gay-Lusſac und ich ſtellten Verſuche mit Luft aus ſehr
mit Menſchen gefüllten Gebäuden an, aber ſowohl in den
Hospitälern wie auf den Thartary zu Paris fanden wir
wohl den Gehalt der Kohlenſäure verſchieden, aber den des
Sauerſtoffgaſes unverändert. Von H Thenard wurde
deſtillirtes Waſſer in Hospitälern ausgeſetzt, worauf
ſich nach mehreren Tagen eine Haut abgeſetzt hatte, die bald
förmlich in Fäulniß überging, woraus man alſo ſchließen
kann, daß die Luft auch noch organiſche Stoffe enthält.
So iſt es auch nicht richtig, daß da wo viele Pflanzen
wachſen die Luft reiner ſei. – H Prevoſt hat die
ſinnreiche Berechnung gemacht, daß in 7000 Jahren das Oxygen
der Atmosphäre noch nicht um 1 per Cent abnehmen würde. –
Jeder Cubikzoll atmosphäriſcher Luft wiegt nach einer
Mittelzahl 0,4681 Gran oder nicht ganz ½ Gran; die Luft iſt
folglich über 770 mal leichter als das Waſſer, und die
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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 359.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/365>, abgerufen am 23.11.2024.
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